Zusammenfassung
Wie alle anderen Bibliotheken stand auch die SuUB am Anfang der Pandemie von einem Tag auf den anderen vor zahlreichen neuen Herausforderungen. Entscheidungen mussten innerhalb kürzester Zeit gefällt und Angebote kurzfristig angepasst werden. Die Auswirkungen der Pandemie betrafen und betreffen alle Bereiche der Bibliothek. Der Fokus dieses Beitrags liegt jedoch auf den Kundenservices und der internen Zusammenarbeit. Die Ausführungen beschränken sich auf den größten Standort, die Zentrale auf dem Campus der Universität Bremen.
Abstract
After proclaiming the coronavirus pandemic, not only Bremen’s university library was faced with huge challenges from one day to the next. Crucial decisions had to be made at short notice and services had to be quickly adapted. The impact of the pandemic has repercussions for all library areas and localities, but the focus of this article is put on novel user services and internal cooperation procedures concentrating on its largest location, the central library building on the campus of Bremen University.
Die Staats- und Universitätsbibliothek Bremen (SuUB) ist die größte und älteste wissenschaftliche Bibliothek Bremens. Als zentrale Bibliothek ist sie für die landesweite Literatur- und Informationsversorgung der staatlichen bremischen Hochschulen zuständig und umfasst neun Standorte in Bremen und Bremerhaven. Für die Freie Hansestadt Bremen versieht sie die Aufgaben einer Landesbibliothek. Die SuUB bietet über ihr Discoverysystem Zugang zu über 80 Millionen Print- und E-Medien und versorgt über 41.000 aktive Nutzer*innen.
Wie alle anderen Bibliotheken stand auch die SuUB am Anfang der Pandemie von einem Tag auf den anderen vor zahlreichen neuen Herausforderungen. Entscheidungen mussten innerhalb kürzester Zeit gefällt und Angebote kurzfristig angepasst werden.
Die Auswirkungen der Pandemie betrafen und betreffen alle Bereiche der Bibliothek, darunter insbesondere das Dezernat Digitale Dienste, das in großem Umfang Equipment für das Homeoffice bereitstellen und die Kolleg*innen bei der Einrichtung von VPN-Verbindungen und Remote Desktops beraten musste. Auch die Medienbearbeitung war betroffen. Nach dem Beginn des Lockdowns im März 2020 wurden z. B. innerhalb von sechs Wochen mehr als 40.000 zusätzliche E-Books befristet über den Katalog verfügbar gemacht – das ist die doppelte Menge der im Vorjahr neu dazugekommenen Titel. Insgesamt wurden im Jahr 2020 zusätzlich 850.000 Euro für die Versorgung des digitalen Semesterbetriebs aufgewendet, vor allem für E-Book-Lizenzen und Datenbankangebote.
Der Fokus dieses Beitrags liegt jedoch auf den Kundenservices und der internen Zusammenarbeit. Die Ausführungen beschränken sich auf den größten Standort, die Zentrale auf dem Campus der Universität Bremen.
Mobiles Arbeiten? Geht doch!
Wie fast alle Bibliotheken musste die SuUB im März 2020 ihre Türen für Benutzer*innen unvermittelt schließen. Einige Tage später wechselten alle Mitarbeiter*innen ins Homeoffice. Eine Übersicht über die schrittweise Wiederöffnung und die Rückkehr der Kolleg*innen in die Bibliothek bietet der Zeitstrahl in Abbildung 1.
Bis Mitte März 2020 arbeiteten fast alle Mitarbeiter*innen in der SuUB ausschließlich vor Ort. Regelmäßige Dienstbesprechungen gehörten genauso zum Arbeitsalltag wie die üblichen spontanen Gespräche in den Pausen, bei denen erfahrungsgemäß auch dienstliche Themen erörtert werden, und aus denen sich immer wieder neue Ideen entwickeln können. Ein beträchtlicher Anteil der Kommunikation erfolgte also „face-to-face“. Es gab bereits eine Dienstvereinbarung zur Telearbeit, die unter bestimmten, relativ restriktiven Voraussetzungen wahrgenommen werden konnte. Etwa 10 Kolleg*innen arbeiteten Anfang 2020 bis zu zwei Tage wöchentlich in Telearbeit. Die Teilnahme an den regelmäßigen Dienstbesprechungen erfolgte aber auch für sie ausschließlich in Präsenz. Mitarbeiter*innen in den Benutzungsbereichen waren von der Telearbeit ausgeschlossen.

Zeitliche Übersicht der Öffnungsszenarien der Bibliothek.
Nachdem ab 16.03.2020 bereits viele Mitarbeiter*innen zuhause bleiben mussten, um ihre Kinder zu betreuen, wurden zum 23.03.2020 alle Mitarbeiter*innen ins Homeoffice geschickt. Die gewohnten Kommunikationsstrukturen brachen damit innerhalb weniger Tagen weitgehend zusammen.
Da die meisten Mitarbeiter*innen zuvor nicht im Homeoffice gearbeitet hatten, musste das Dezernat Digitale Dienste innerhalb kürzester Zeit Login-Daten für VPN-Zugänge sowie Anleitungen für die Einrichtung von VPN und Remote-Desktop bereitstellen. Nicht alle hatten eigene Geräte, mit denen sie das Arbeiten organisieren konnten. Hier konnte auf Notebooks der Bibliothek sowie auf Schulungs-iPads zurückgegriffen werden. Alle Mitarbeiter*innen verfügten bereits über einen Webmailzugang, der jedoch teilweise noch nie genutzt worden war. Vorgesetzte und Kolleg*innen leisteten hier Hilfestellung.
Im Fokus aller Bibliotheksaktivitäten nach der Schließung stand selbstverständlich die Reorganisation der Services für Studierende, Lehrende und Wissenschaftler*innen. Die Kommunikation erfolgte von einem Tag auf den anderen sowohl im Leitungsteam als auch mit und unter den Mitarbeiter*innen auf allen verfügbaren Kanälen: verschiedene Messengerdienste und diverse kostenlosen Videokonferenztools wurden durchaus erfolgreich genutzt, auch wenn Besprechungen sich aufgrund technischer Schwierigkeiten zuweilen doch sehr schwierig gestalteten. Diese Situation verbesserte sich deutlich, als die Universität Bremen sich entschloss, Zoom und Starleaf zu lizenzieren.
Der Kontakt zu einigen Mitarbeiter*innen, die zuhause entweder aus inhaltlichen Gründen oder aufgrund technischer Rahmenbedingungen nicht online arbeiten konnten, brach vorübergehend ab. In der Regel erfolgte hier aber zumindest zeitnah ein Austausch privater Telefonnummern, so dass der telefonische Austausch möglich wurde.
Gerade die ersten Wochen der Pandemie waren bei Mitarbeiter*innen und Vorgesetzten von Verunsicherung, Angst und Stress gekennzeichnet. So wurde die Pandemie als massive Bedrohung und Verunsicherung erlebt, aber auch die für alle neue Arbeitssituation erzeugte Probleme: Wie organisiere ich mich zuhause und wie die Zusammenarbeit mit den Kolleg*innen? Wie bringe ich Familie und Arbeit „unter einen Hut“? Für viele lösten sich auch die verlässlichen Strukturen, insbesondere die Trennung von Arbeit und Privatleben auf.
Einige Vorgesetzte fürchteten zudem einen Kontrollverlust: Was machen meine Mitarbeiter*innen jetzt eigentlich? Arbeiten sie (genug)? Insbesondere das Leitungsteam der SuUB war zudem zunächst so intensiv mit der allgemeinen Organisation und den rechtlichen Rahmenbedingungen der Situation befasst, dass der direkte Kontakt mit den Mitarbeiter*innen zusätzlich erschwert wurde.
Die mittlere Führungsebene agierte in diesen Tagen sehr selbstständig, organisierte schnell Videokonferenzen auf allen verfügbaren Plattformen, verteilte Aufgaben und reorganisierte die Arbeit im eigenen Zuständigkeitsbereich.
In dieser Situation zeigte sich, dass es insbesondere Teams und Abteilungen, deren Kultur eher von Offenheit und gegenseitigem Vertrauen bestimmt war, gut gelang, sich auf die veränderten Rahmenbedingungen einzustellen und kreative Ideen zur Bewältigung der Krisensituation zu entwickeln. Auch die Kommunikation per Video und Telefon klappte hier in der Regel gut – häufig fanden zunächst tägliche Besprechungen statt. Im Laufe der Pandemie wurde die Zahl der Besprechungen dann wieder reduziert, da sie zu einer Überlastung der Mitarbeiter*innen beitrugen. Auch der gerade am Anfang verbreiteten Tendenz vieler Mitarbeiter*innen, jederzeit für die Kolleg*innen und die Nutzer*innen erreichbar zu sein, mussten die Vorgesetzten entgegenwirken. Es gab deutliche Aufforderungen zur Trennung von Dienstlichem und Privatem, um zu unterbinden, dass am Abend und am Wochenende gearbeitet wurde. Von besonderer Bedeutung in diesem Kontext war und ist, dass die Vorgesetzten sich selbst an diese Regeln halten, d. h. keine Anrufe bei den Mitarbeiter*innen nach Dienstschluss und kein Mailversand spät abends oder am Wochenende.
Für viele Mitarbeiter*innen war die Kommunikation am Telefon und per Videokonferenz gerade in den ersten Wochen auch auf sozialer Ebene wichtig. So wurde auch Privates thematisiert: Home-Schooling, Austausch von Rezepten und der Kontakt mit den Kindern und Haustieren der Kolleg*innen spielten ebenso eine nicht zu unterschätzende Rolle wie der Humor. Gerade in der angespannten Situation wurde durchaus auch gemeinsam gelacht. Der physischen Gesundheit wurde ebenfalls Rechnung getragen. Seit Dezember 2019 gibt es in der SuUB zweimal wöchentlich eine 15-minütige bewegte Pause, die von einer Kollegin durchgeführt wird. Dieses Angebot wurde bereits Anfang April 2020 in den virtuellen Raum verlegt und sorgt dafür, dass die SuUB-Kolleg*innen trotz des vielen Sitzens im Homeoffice beweglich bleiben. Last but not least wurden Mitarbeiter*innen, die mit der komplett veränderten Situation erkennbar Schwierigkeiten hatten, „unter vier Augen“ angesprochen, so dass sie sich nicht allein gelassen fühlten.
Im Sommer 2020 organisierte die Arbeitsgruppe Personalentwicklung der SuUB ein Online-Resilienztraining mit einer externen Trainerin, das von den Mitarbeiter*innen gut angenommen wurde. Im August 2020 fand die jährliche Mitarbeiterversammlung erstmals online statt. Auch diese Veranstaltung wurde außerordentlich positiv aufgenommen. Zudem wurden und werden die mittlerweile zahlreichen externen Online-Fortbildungsangebote gut genutzt, weil keine Anreise und Hotelaufenthalte erforderlich sind. Hier ist zu hoffen, dass ein Teil dieser Angebote auch zukünftig bestehen bleibt.
Von besonderer Bedeutung – nicht nur – in der anhaltenden Pandemiesituation war und ist das Thema Feedback. Gerade in einer Situation, in der physische Begegnungen selten sind und eine allgemeine Verunsicherung herrscht, ist es unerlässlich, die Leistungen der einzelnen Mitarbeiter*innen und die gemeinsamen Erfolge zu würdigen. Positives Feedback der Nutzer*innen wird im Intranet der SuUB in einer „Wall of Thanks“ geteilt und auch das Feedback der Hochschulleitungen weitergegeben.
Die SuUB hat vieles geschafft, das ohne die Pandemie vermutlich länger gedauert hätte. Dazu gehört insbesondere der „digitale Schub“ in der internen Kommunikation. So hat z. B. der monatliche Jour Fixe, an dem alle Mitarbeiter*innen sich über neue Vorhaben, Projekte und Angebote der SuUB informieren können, mittlerweile doppelt so viele Teilnehmer*innen wie vor der Pandemie, u. a. auch weil die Kolleg*innen der dezentralen Standorte jetzt problemlos online teilnehmen können. Der zentrale Besprechungsraum wurde in den letzten Monaten mit Videotechnik ausgestattet, um zukünftig hybride Besprechungen zu ermöglichen.
Die Optionen zur Telearbeit werden Ende 2021 evaluiert. Dabei werden die Erfahrungen aus der Pandemie eine wichtige Rolle spielen. Die Option des mobilen Arbeitens wird erhalten bleiben; hier bietet eine neue Dienstvereinbarung des Landes Bremen die Möglichkeit, bis zu 20 Prozent der Arbeitszeit auf Antrag ortsunabhängig zu erbringen, sofern geeignete Tätigkeiten ausgeübt werden.
Nach nunmehr vierzehn Monaten, in denen viele Mitarbeiter*innen je nach Pandemielage mit wechselnder Intensität im Homeoffice arbeiten, stellt sich die Frage, wie mit dem hoffentlich eintretenden Abklingen der Pandemie die Rückkehr der Mitarbeiter*innen an ihre Arbeitsplätze vor Ort verlaufen wird. Einige Gruppen arbeiten bereits wieder täglich vor Ort. Die Mehrheit der Mitarbeiter*innen wechselt jedoch derzeit noch zwischen Homeoffice und Büro. Sicher wird die Arbeit vor Ort für viele eine erneute Umstellung bedeuten. Auch dieser Prozess muss von den Vorgesetzten begleitet werden.
Insgesamt ist bereits jetzt festzustellen, dass die Mitarbeiter*innen die Arbeit im Homeoffice mehrheitlich sehr verantwortungsbewusst und engagiert ausüben. Die digitalen Kompetenzen haben erheblich zugenommen, und die Bereitschaft, neue Ideen zu entwickeln und umzusetzen, hat trotz der Belastung durch die Pandemie nicht gelitten.
Kundenservices: Direkte Kontaktaufnahme über das Discovery-System (Suchmaschine)
Schon vor Corona bot das Discovery-System der SuUB[1] den Nutzer*innen – bei einem Teil der Datensätze – die Möglichkeit einer titelbezogenen, direkten Kontaktaufnahme bei Zugriffsproblemen.[2] Die ohnehin geplante Erweiterung dieses Service auf E-Books wurde anlässlich der Schließung der Bibliothek im März 2020 kurzfristig vorgezogen. Der Service erwies sich vom ersten Tag an als äußerst effektiv. So konnten die Studierenden, aber auch die Lehrenden, die sich unerwartet in einem digitalen Semester wiederfanden, bei Problemen mit der Nutzung elektronischer Ressourcen schnell und unmittelbar unterstützt werden. Im April 2020 wurde eine bis dahin nie erreichte Zahl von Anfragen beantwortet. Für diesen Service gab es 2020 den ersten Preis im Best-Practice-Wettbewerb 2020 der gemeinsamen Kommission Informationskompetenz von VDB und dbv um das Thema „Die sich selbst erklärende Bibliothek: Informationskompetent werden durch Nutzung von Diensten – ganz nebenbei“.[3]
Die Kolleg*innen, die diesen Service betreuten, wurden mit inhaltlichen Problemen konfrontiert, denen sie bisher eher selten begegnet waren. Der intensive interne Austausch zur Beantwortung der Fragen bedeutete für die in unterschiedlichen Bereichen der Bibliothek arbeitenden Teammitglieder zugleich einen Crash-Kurs in der komplexen Thematik der E-Ressourcen. Um die Nutzersituation besser verstehen zu können, wurden zuhause die unterschiedlichen VPN-Verbindungen der bremischen Hochschulen sowie die unterschiedlichen E-Book-Plattformen getestet. Auf dieser Wissensbasis wurden erstmals Video-Tutorials konzipiert und umgesetzt. So entstand mithilfe einer freien Version von Camtasia innerhalb weniger Tage eine erste Videoanleitung für die Einrichtung der entsprechenden Software für die Nutzung des Cisco Anyconnect-VPN-Clients, ohne die auf die von der SuUB lizenzierten digitalen Ressourcen außerhalb des Campus nicht zugegriffen werden kann. Das Video wurde im Sommer aktualisiert und wird vom Rechenzentrum der Universität nachgenutzt. Parallel konnten die häufigsten Probleme bei der Nutzung von E-Ressourcen analysiert werden. Auch hier entstand ein Video. Unter dem Label „Kann ich Drucken, Kopieren, Speichern“ wurden im Discovery-System Zwischenseiten für die unterschiedlichen E-Book-Angebote entwickelt. Auf diese Weise sollen die doch sehr heterogenen und wenig transparenten Nutzungsbedingungen der unterschiedlichen Anbieter verständlich und nachvollziehbar werden.
Viele Verlage und Anbieter stellten den wissenschaftlichen Bibliotheken ab März 2020 kostenfreie Zusatzangebote an E-Ressourcen zur Verfügung. Hier erwies es sich als Vorteil, dass bereits vor der Pandemie mit dem Aufbau eines Metadatenteams begonnen worden war. Das bereits 2017 auf dem Bibliothekartag vorgestellte Metadatenmanagementsystem Nightwatch[4] ermöglichte es weitgehend, diese temporären Zusatzangebote auf Titelebene in den Katalog zu integrieren und so den Nutzer*innen bei der Recherche im Discovery-System direkt zur Verfügung zu stellen. Nach Ablauf der Zusatzangebote konnten diese zeitnah deaktiviert werden.
In diesen Zeitraum fiel eine Plattformumstellung der Online-Ressourcen des Verlags de Gruyter. Die damit verbundenen technischen Probleme führten zu einem deutlichen Anstieg der titelbezogenen Anfragen. Diese Probleme konnten gezielt an den Verlag gemeldet werden, der den Zugriff auf die jeweiligen Titel daraufhin überprüfen und beheben konnte. Die titelbezogenen Anfragen über den Katalog sind ein zuverlässiger Indikator für die „Nutzbarkeit“ und / oder „Erreichbarkeit“ eines Verlagsangebotes.
Die komplette Schließung der Bibliothek zu Beginn der Pandemie führte zu einem erheblichen Anstieg in der Nachfrage nach Online-Ressourcen. Viele Nutzer*innen baten um die Möglichkeit, die Suche im Discovery-System auf Online-Medien einschränken zu können. Ein entsprechender Suchfilter konnte bereits im Mai 2020 in das System integriert werden.
Kundenservices: Digitalisierungsschub im Bereich Schulungen
Die SuUB bietet seit langem ein breites Spektrum an Schulungen und Führungen an. Dazu gehören Angebote für Studierende, StadtNutzer*innen und Schüler*innnen. Neben den Angeboten für Nutzer*innen gibt es natürlich auch interne Fortbildungs-, Schulungs- und Kommunikationsformate. Bis zum Beginn der Pandemie hatte keines dieser Angebote im digitalen Raum stattgefunden.
Der folgende Zeitstrahl zeigt die Highlights der veränderten bzw. neu entwickelten Angebote:

Zeitliche Übersicht zur Entwicklung neuer Angebote.
In der Anfangszeit der Pandemie konnte die Kommunikation mit den Nutzer*innen nur über E-Mail und über die Social Media-Kanäle erfolgen. Bereits drei Wochen nach der Schließung wurde aber ein erstes Online-Seminar angeboten. Unter dem Titel „Die SuUB hat geschlossen – was nun?“ wurden Themen wie die gezielte Suche nach elektronischen Quellen im Katalog und die Einrichtung des VPN-Zugangs behandelt.
Dieses Online-Seminar wurde zweimal wöchentlich durchgeführt und regelmäßig, je nach Nutzungslage, aktualisiert. Kurz darauf folgte ein weiteres Online-Seminar, das unter dem Titel „Die SuUB-Hitparade: die Top 7 Fragen und unsere Antworten“ die am häufigsten gestellten Fragen während der Schließung thematisierte.
Ungefähr zur selben Zeit wurde eine virtuelle Sprechstunde zur Literaturverwaltung ins Leben gerufen. Ab Mitte Mai 2020 wurde das bereits als Präsenzveranstaltung bestehende Format der „Coffee Lectures“ erstmalig als Online-Veranstaltung durchgeführt.
Nach und nach konnten alle Schulungsangebote für Studierende auf virtuelle Konzepte umgestellt werden. Das Angebot umfasst mittlerweile virtuelle Sprechstunden, Online-Seminare zur Bibliothekseinführung, zur Recherche und zur Literaturverwaltung sowie virtuelle Coffee Lectures, virtuelle Themenwochen und Videotutorials[5].
Die in der SuUB regelmäßig stattfindenden Schreibnächte wurden ebenfalls fortgeführt. Die Schreibnacht im Juli 2020 fand als hybrides Format statt. Eine Teilnahme war vor Ort oder von zu Hause aus möglich. Während die Teilnehmer*innen unter Einhaltung der Hygieneregeln in der Bibliothek lernen und schreiben konnten, fanden die jeweiligen Schreibnacht-Aktionen wie Schreibimpuls, Schreibberatung, Coffee Lectures etc. rein virtuell über Zoom statt. Die Nachfrage war erfreulich hoch und die Resonanz sehr positiv.
Die zweite Schreibnacht im Februar 2021 konnte aufgrund der hohen Inzidenzzahlen ausschließlich virtuell stattfinden. Dafür hatte diese Veranstaltung ein deutlich umfangreicheres Programmangebot als die bisherigen Schreibnächte. In sechs verschiedenen Zoomräumen gab es Informationen, Schulungen und Hilfestellung. Die Vielfalt des Programmangebots war der guten standortübergreifenden Zusammenarbeit zu verdanken. Kolleg*innen aus sechs verschiedenen Bibliotheksstandorten und zehn verschiedenen Abteilungen bereiteten das Programm vor, betreuten die Zoom-Räume und führten Schulungen durch. Abgerundet wurde das Programm durch externe Kooperationspartner*innen. Die Resonanz war sehr gut und das Feedback außerordentlich positiv.
Auch das Schulungsangebot für Schüler*innen musste komplett überarbeitet werden. Zum Zeitpunkt der Schließung gab es bereits viele Anmeldungen für die Monate April bis Juni zu den vor Ort-Schulungen rund um die Facharbeit. Diese Schulungen konnten nicht ad hoc in den virtuellen Raum übertragen werden und fielen deshalb aus. Während der Sommermonate wurde zum Start des Schuljahres 2020/21 ein virtuelles Angebot entwickelt, das deutlich mehr Inhalte umfasst als die bisherigen Schulungen vor Ort. Zum Angebot gehören Videotutorials zur Bibliotheknutzung, zum Bibliothekskatalog und zur Internetrecherche, ein Online-Tutorial mit Nearpod zur erfolgreichen Erstellung der Facharbeit, ein virtueller Rundgang, eine virtuelle Sprechstunde sowie ein Buch- und Artikellieferdienst für Schulen außerhalb Bremens. Darüber hinaus ist es möglich, ein Online-Seminar zu Einführung in die Nutzung der Bibliothek und ihrer Services zu buchen.

Programm zur Schreibnacht.

Angebot für Schüler*innen.
Die Abrufzahlen der Tutorials und das Feedback der Schulen zu diesem Angebot sind positiv. Das Angebot des Online-Seminars wird hingegen nur selten in Anspruch genommen, was nach Rückmeldung der Lehrer*innen wohl auch an der eher schlechten PC-Ausstattung der Schulen liegt.
Bemerkenswert bei allen Neuentwicklungen war – und ist immer noch – die reibungslose Zusammenarbeit der Abteilungen und Standorte. Wurden vorher Angebote häufig nur in einem Team, einer Fachabteilung oder einer Teilbibliothek entwickelt, wird seit der Umstellung gemeinsam an den Schulungsangeboten gearbeitet. Dabei sind auch völlig neue Aufgabenfelder bzw. Projektgruppen entstanden. So gibt es seit Ende 2020 die Projektgruppe „Video Taskforce“, die sich mit der Erstellung von Videotutorials beschäftigt und an der sich Kolleg*innen aus insgesamt vier Abteilungen beteiligen.
Mittlerweile finden Schulungen für alle Nutzer*innengruppen wie selbstverständlich als Online-Seminare statt. Die anfängliche Scheu einiger Kolleg*innen, sich über ein Kamerabild zu zeigen, hat sich gelegt – auch auf der Seite der Teilnehmenden wird die Kamera immer öfter eingeschaltet. Die Sorge, dass es zu Technikschwierigkeiten während einer Veranstaltung kommen könnte, war größtenteils unbegründet.
Einige Schulungsangebote wie die wöchentlichen Coffee Lectures haben im virtuellen Raum deutlich mehr Teilnehmende. Hier ist eine Weiterführung als Online-Angebot auch nach Rückkehr in den Normalbetrieb auf jeden Fall sinnvoll. Auch für Schulen, die teilweise einen sehr weiten Anfahrtsweg haben, soll das virtuelle Angebot aufrechterhalten bleiben. Bei anderen Angeboten wie z. B. Literaturverwaltungsschulungen ist es denkbar, dass sich virtuelle Schulungen mit Schulungen vor Ort abwechseln.
Interne Fortbildungen: Digitalisierungsschub
Gleich in der ersten Homeoffice-Woche bildete sich eine kleine Arbeitsgruppe mit Kolleg*innen aus vier verschiedenen Abteilungen, die sich mit dem Einsatz von Videokonferenzsoftware beschäftigte und verschiedene Programme testete. Aus dieser Arbeitsgruppe heraus entstand die Idee einer Online-Reihe, in der verschiedene Programme vorgestellt werden sollten. In insgesamt fünf jeweils 45-minütigen Schulungen wurden im Mai 2020 die Programme DFNConf, BigBlueButton, Jitsi, Starleaf und Zoom vorgestellt. Die Teilnehmenden lernten dabei u. a. wie die Teilnahme an einem Online-Seminar funktioniert, wie Veranstaltungen in der Software angelegt werden und welche verschiedenen Werkzeuge zur Vermittlung des Inhaltes bei der Durchführung von Veranstaltungen zur Verfügung stehen.
Das interne Fortbildungsformat „Forum Schulungen“, das sich an alle Schulungsinteressierten in der SuUB wendet, gab es schon vor der Pandemie. Es findet alle vier Monate statt und hat unterschiedliche Schwerpunkte. Die Bandbreite reicht von der Erläuterung von Schulungskonzepten bis hin zum Testen von Gamification-Tools. Das erste virtuelle „Forum Schulungen“ fand im September 2020 statt. Es wurde über die neuen Schulungsaktivitäten im Sommersemester 2020 und über die Planungen für das Wintersemester berichtet. Die folgenden Schulungsforen deckten Themen wie die Nutzung von Nearpod in Zoom und die Nutzung vieler kleinerer Tools ab, die dazu beitragen, Online-Seminare aktivierender zu gestalten.
Auch außerhalb des „Forum Schulungen“ gab es viele interne Online-Fortbildungen, u. a. zu Camtasia, Canva und Padlet. Häufig wurde auch zum gemeinsamen Testen neuer Tools eingeladen – was eher einen Kollaborations- als einen Schulungscharakter hatte.
Social Media-Aktivitäten: wichtiger denn je …
Die Schließung der Bibliothek im März 2020 erforderte ein erhebliches Maß an Kommunikation – nicht nur intern, sondern auch extern. Bei vielen Nutzer*innen war zunächst der Eindruck entstanden, die SuUB habe die Arbeit komplett eingestellt. Um diesem Missverständnis entgegenzuwirken, wurde im Neuigkeiten-Blog ein SuUB-Tagebuch eingerichtet, in dem ausgewählte Aktivitäten vorgestellt wurden.

Auszug aus dem SuUB-Corona-Tagebuch.
Die SuUB Bremen nutzt zudem bereits seit langem die Plattformen Facebook, Twitter und auch Instagram zur Kommunikation mit der Öffentlichkeit.[6] Gerade über Instagram erreichte die Bibliothek nach der Schließung eine hohe Anzahl von Anfragen zu allen Aspekten rund um die Bibliotheksnutzung. Die Anzahl der Follower über diesen Account steigt stetig. Als Konsequenz wurde ein Instagram-Team gebildet, das den Auftritt intensiv betreut. Es wurden erstmals Ideen für Instagram-Stories entwickelt und umgesetzt.

Instagram: Follower-Zahlen.
Das Profil der Bibliothek wurde in einen Business Account umgewandelt, da dieser für Institutionen einen größeren Funktionsumfang bietet. Es stellt eine besondere Herausforderung dar, die Informationen für alle Beteiligten transparent vorzuhalten. Aus dieser Einsicht heraus gibt es mittlerweile im Intranet eine für alle einsehbare Kampagnenplanung und einen Redaktionsplan.
Insgesamt wurden die sich ständig ändernden Nutzungsmodalitäten ebenso wie neue Services, Videos etc. zeitnah und transparent über alle verfügbaren Kommunikationskanäle transportiert. Dabei erweist sich von Vorteil, dass die Social Media-Aktivitäten auch von Mitarbeiter*innen gestaltet werden, die sowohl in der Benutzung als auch in dem Team mitarbeiten, das die titelbezogenen Kataloganfragen über den Katalog beantwortet. So kann zeitnah und kompetent auf Anfragen reagiert werden, ohne Informationen einholen zu müssen. Auch wenn viele der bestehenden und bei den Nutzer*innen beliebten Sonderaktivitäten (Valentinstag, Osteraktion, Blind Date with a Book …) aufgrund der pandemiebedingten Einschränkungen in 2020 und 2021 nicht stattfinden konnten, gelang es doch, die traditionelle Adventskalenderaktion 2020 vor Weihnachten zu virtualisieren. Ein Quiz rund um Fakten zu Bremen ermöglichte virtuelle Ausflüge in die Stadt und bot den Nutzer*innen die Möglichkeit der Beteiligung. Gerade angesichts der pandemiebedingten sozialen Isolation, die durch das digitale Semester noch intensiviert wurde, boten die sozialen Medien die Möglichkeit, die Nutzer*innen auch emotional anzusprechen. Neben sehr positivem Feedback war und ist gerade dort natürlich situationsbedingt auch sehr emotionales, negatives Feedback zu verzeichnen. Gerade in diesen Fällen ist eine zeitnahe informative Antwort wichtig.
Fazit
Wenn das Leben Dir Zitronen gibt – mach Limonade: Aus Sicht der Autorinnen dieses Beitrags ist der SuUB – um im Bild zu bleiben – die Zitronenlimonade gut gelungen, auch wenn sie zeitweise etwas sauer war.
Natürlich hat sich niemand in der Bibliothek diese Pandemie gewünscht. Die persönlichen Kosten sind immens: das gesundheitliche Risiko, der Verzicht auf soziale Kontakte, die sehr schwierige Organisation des privaten und beruflichen Alltags – alle wünschen ein baldiges Ende.
Dennoch hat die Pandemie durchaus auch positive Auswirkungen auf die Entwicklungen der Bibliothek. Die Mitarbeiter*innen bewiesen sich selbst und den Nutzer*innen ein hohes Maß an Flexibilität und Belastbarkeit. Neue Wege wurden und werden beschritten. Vor allem aber erfolgte ein deutlicher Digitalisierungsschub, da die von der Pandemie gesetzten Rahmenbedingungen keine analogen Alternativen mehr zuließen. Die abteilungs- und standortübergreifende Zusammenarbeit verbesserte sich nicht zuletzt durch die Digitalisierung deutlich.
Last but not least ist gerade während der kompletten Schließungen im ersten und zweiten Lockdown, aber auch angesichts der aktuell weiterhin andauernden Einschränkungen die Bedeutung der Bibliothek als Ort der Begegnung und des Lernens noch intensiver als zuvor in den Fokus der Hochschulen und der Politik gerückt. Die SuUB wird diese Chance ergreifen, um den weiteren Ausbau der Bibliothek an Lernort zu forcieren.
About the authors

Claudia Bodem

Rachel Ellis

Katrin Kabitzke
© 2021 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
Artikel in diesem Heft
- Frontmatter
- Editorial
- Aus den Verbänden
- Verabschiedung Urheberrechtsreform
- Deutscher Bibliotheksverband beteiligt sich am „Kultur macht stark“-Sommer des Bundesbildungsministeriums
- Bibliotheken: Orte der kulturellen Vielfalt und Toleranz
- „Kinder und Jugendliche benötigen verlässliche Bildungsangebote“
- Stärkung von Bibliotheken in ländlichen Räumen
- Wahlprüfsteine 2021
- Themenheft: Bibliotheken und die Herausforderungen der COVID-19-Pandemie. Teil I
- Die Bewältigung der Corona-Pandemie durch das Team der Hochschulbibliothek Ludwigshafen/Rhein
- Corona an der Universitätsbibliothek Basel: Die zwei Seiten der Digitalisierungsmedaille
- Doing digital. Die Universitätsbibliothek Osnabrück und die Herausforderungen der Coronakrise
- Lehre in Zeiten von Corona – ein Erfahrungsbericht
- Wissenschaftliche Weiterbildung während und nach der COVID-19-Pandemie – der Versuch einer theoretischen Annäherung
- Vom Startbetrieb in den pandemie-bedingten Notbetrieb – wie kann aus widrigen Bedingungen eine neue Zukunftsausrichtung entstehen?
- Praxis adé? Der Mangel an Praxiseinblicken während der COVID-19-Pandemie
- Erweckt die Lücke an realer Begegnung und Ortswechsel eine neue bibliothekarische Vernunft, die der virtuellen?
- Wenn das Leben Dir Zitronen gibt … Pandemie als Chance?
- Notizen und Kurzbeiträge
- 10 Jahre 4. Erweiterungsbau in Leipzig – wann kommt der 5. Erweiterungsbau?
- Veranstaltungen
- Online Jahrestagung der IAML-Ländergruppe im September 2021
- Termine
- Termine
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