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Published/Copyright: January 30, 2025
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Save the Date: Fachkonferenz zu nachhaltigem Bibliotheksbau und -betrieb

Die Bau-AG der Bibliotheksfachstellen lädt am 7. und 8. April 2025 zur Konferenz „Nachhaltigkeit im Bibliotheksbau und -betrieb“ nach Jena ein. Auf dem Programm stehen Vorträge zu Klimabilanzierung von Bibliotheken, innovativen Lichtkonzepten und Best-Practice aus aktuellen Umbauvorhaben. Die Veranstaltung findet in der kürzlich eröffneten und mit dem Thüringischen Bibliothekspreis ausgezeichneten Ernst-Abbe-Bücherei in Jena statt. Dieses moderne und nachhaltige Bauprojekt wird mit seiner Planung und Realisierung ebenfalls Teil des Konferenzprogramms sein.

Notieren Sie sich diesen Termin! Ab Januar 2025 finden Sie alle Details zum Programm und die Möglichkeit zur Anmeldung unter: https://www.fachstellen.de/bau-seminare.

Quelle: Friederike Sablowski, Büchereizentrale Schleswig-Holstein

Schwerpunkt „Kulturbauten“ in der November-Ausgabe von Politik & Kultur

Die November-Ausgabe 2024 von Politik & Kultur, der Zeitung des Deutschen Kulturrates, beschäftigte sich schwerpunktmäßig mit Kulturbauten: Bauten, die durch ihre Architektur und Ästhetik selbst Kunst-Werke sind, und Bauten, die für das Ausüben oder Zeigen von Kunst und Kultur errichtet oder dafür genutzt wurden und werden.

Olaf Zimmermann (Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates und Herausgeber von Politik & Kultur) zieht einen großen Rahmen von der Antike bis in die Gegenwart und Zukunft von Kulturbauten und warf einen Blick auf den Sanierungsstau, der aktuell viele Theater, Museen, Bibliotheken etc. betrifft, sowie auf die Umnutzung von Gebäuden für kulturelle Zwecke. Reiner Nagel (Vorstandsvorsitzender der Stiftung Baukultur) schreibt über die Bedeutung von Kulturbauten für Stadtentwicklung und Baukultur. Er beschreibt den Wandel der Rolle solcher Bauten von Elementen der Stadtbaukunst über Instrumente der Stadtentwicklung bis zur aktiven strukturpolitischen Intervention, z. B. in sozial schwachen Gebieten. Damit die soziale, kulturelle und architektonische Verankerung dieser Gebäude gelinge, so Nagel, müsse der Gefahr reiner Marketingeffekte entgegengewirkt werden.

Der Architekturkritiker Nikolaus Bernau beschäftigte sich mit der Definition des Begriffs „Kulturbau“, die auch abhängig von gesellschaftlichen Hierarchiemustern ist. Bereits in der Antike, so Bernau, und bis ins 19. Jahrhundert vermittelten Neubauten für Museen, Musik und Theater oder Bibliotheken straffe soziale Wertehierarchien und politische Machtverteilungen. Über das Programm „Kunst am Bau“ berichtet Dagmar Schmidt (Bildende Künstlerin, Vorsitzende des Bundesverbands Bildender Künstlerinnen und Künstler und Vizepräsidentin des Deutschen Kulturrates). Seit 1950 ermöglicht dieses staatliche Förderinstrument Künstlerinnen und Künstlern, öffentliche Gebäude künstlerisch mitzugestalten. Jakob Johann Koch (Kulturreferent der Deutschen Bischofskonferenz) zeigt, dass Kirchen in Deutschland oftmals Kulturorte und kulturelle Leuchttürme sind. Olaf Zimmermann und Johann Hinrich Claussen (Kulturbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland) diskutieren über das sog. Kirchenmanifest, das dazu anregen will, über neue Nutzungsarten für leerfallende Kirchen nachzudenken.

Außerdem geht es in dem Heft um die Planung von Kulturbauten, um Partizipation bei der Entwicklung, um Denkmalschutz, Nachhaltigkeit und Resilienz sowie um die Wiederbelebung der Innenstädte durch kulturelle Nutzung von Leerstand. Die November-Ausgabe von Politik & Kultur mit dem Schwerpunkt „Kulturbauten“ (Seiten 17–28) kann als kostenfreies E-Paper (PDF-Datei)[1] bezogen werden.

Quelle: Deutscher Kulturrat

LIBER unterzeichnet Barcelona Declaration

Gemeinsam mit mehr als 80 Organisationen hat LIBER Europe die Barcelona-Erklärung zu offenen Forschungsinformationen und damit den Aufruf unterstützt, die Offenheit von Forschungsinformationen zur Norm zu machen. Offenheit in Bezug auf den Umgang mit und die Kommunikation von Forschungsinformationen ist nach eigener Aussage ein zentraler Wert von LIBER und seines Mitgliedsnetzwerks europäischer Forschungsbibliotheken. Die Förderung eines vielfältigen, inklusiven und nachhaltigen Zugangs zur Forschung stellt eine der Schlüsselkomponenten der LIBER-Strategie 2023–2027 dar. Im Einklang mit der Barcelona Declaration setzt sich LIBER dafür ein, dass Offenheit zum Standard für wissenschaftliche Arbeiten und Forschungsinformationen wird.

Der Präsident von LIBER, Julien Roche, unterstreicht in diesem Zusammenhang die transformative Wirkung von Offenheit auf Wissenschaft und Information und die dringende Notwendigkeit, offene Dienste und Infrastrukturen zu entwickeln und aufrechtzuerhalten, um den Bedürfnissen der Forschungscommunity gerecht zu werden.

Quelle: LIBER

Bericht fordert die Vereinigten Staaten auf, so schnell wie möglich einen Rahmen für digitale Kompetenzen einzuführen

Um die digitale Kluft zu schließen, müssen die Vereinigten Staaten ein neues Rahmenwerk verabschieden, das das Land dabei unterstützt sicherzustellen, dass die US-Amerikaner über die erforderlichen Fähigkeiten – digitale Fähigkeiten – verfügen, um das Internet und vernetzte Geräte sicher und effektiv zu nutzen, alltägliche Online-Aufgaben zu erledigen und sich gegebenenfalls für erschwingliche Breitbandprogramme anzumelden, so ein neuer Bericht des Open Technology Institute (OTI) auf der Website New America.

In dem Bericht hat OTI zusammengestellt, was digitale Kompetenzen sind, warum sie wichtig sind und warum ein nationaler Rahmen für digitale Kompetenzen notwendig ist. Der Bericht bietet auch eine Bestandsaufnahme bestehender Rahmenwerke für digitale Kompetenzen aus aller Welt. Die USA werden aufgefordert, so schnell wie möglich ein nationales Rahmenwerk für digitale Kompetenzen zu schaffen, da die Bundesstaaten und Territorien bereits damit begonnen haben, im Rahmen des Infrastructure Investment and Jobs Act (IIJA), der 2021 in Kraft getreten ist, Programme zur digitalen Qualifizierung anzubieten.

Der Bericht zeigt schließlich zwei Wege auf, die die Vereinigten Staaten einschlagen können, um einen Rahmen für digitale Kompetenzen zu verabschieden und allgemein zu befolgen, der Methoden zur Messung aktueller digitaler Kompetenzen kodifiziert und eine Einigung auf gemeinsame Ziele fördert:

  1. Ausweitung oder Förderung der Verwendung eines Rahmens, der bereits weitgehend im Einsatz ist oder von relevanten Institutionen verwendet wird.

  2. Schaffung eines eigenen Rahmens, der direkt auf die Bedürfnisse der USA zugeschnitten ist und in die bestehende politische Landschaft passt.

Quelle: OTI, https://www.newamerica.org/oti/

WIPO tritt ISNI als neue Registrierungsagentur bei

Die Internationale Agentur für den International Standard Name Identifier (ISNI-IA) hat bekanntgegeben, dass die Weltorganisation für geistiges Eigentum (World Intellectual Property Organization – WIPO), eine Organisation der Vereinten Nationen, die sich weltweit für Innovator:innen und Schöpfer:innen einsetzt, eine ISNI-Registrierungsagentur geworden ist. Diese Partnerschaft, die im Oktober 2024 auf dem IFRRO-Weltkongress und der Generalversammlung in Québec, Kanada, formalisiert wurde, stellt einen Meilenstein in der globalen Verwaltung der Rechte an geistigem Eigentum dar.

Im Rahmen dieser Zusammenarbeit wird die WIPO das ISNI-System in ihre WIPO-Connect-Plattform integrieren, ein umfassendes Instrument für Organisationen zur Verwaltung von Urheberrechten (Copyright Management Organizations – CMOs). WIPO Connect erleichtert den Datenaustausch, die Lizenzierung und die Identifizierungsdienste und rationalisiert die Abläufe im gesamten Ökosystem der globalen Rechteverwaltung. Die Integration ermöglicht es den der WIPO angeschlossenen Verwertungsgesellschaften, ihren Mitgliedern direkt ISNIs zuzuweisen und so die Sichtbarkeit, die Genauigkeit und den Schutz von geistigem Eigentum (IP) auf internationaler Ebene zu verbessern.

Die wichtigsten Vorteile der WIPO-ISNI-Zusammenarbeit:

  • Globale Sichtbarkeit: ISNIs werden die globale Erkennung und Zuordnung von Urheber:innen verbessern, so dass ihre Werke grenzüberschreitend leicht identifiziert werden können.

  • Verbesserte Dateninteroperabilität: Standardisierte ISNI-Identifikatoren werden den Datenaustausch und die Synchronisierung über verschiedene Plattformen hinweg vereinfachen, was Rechteinhaber:innen, Verwertungsgesellschaften und Lizenznehmer:innen gleichermaßen zugutekommt.

  • Erweiterter Zugang in aufstrebenden Märkten: Die Integration bringt ISNI-Funktionen in neue Regionen und unterstützt die gleichberechtigte Teilnahme lokaler Rechteinhaber:innen am globalen Marktplatz für Inhalte.

Die Partnerschaft unterstreicht die wachsende Rolle der ISNI im Bereich der Urheberrechtsverwaltung. Jüngste Entwicklungen wie die Zusammenarbeit zwischen der finnischen Nationalbibliothek und fünf finnischen Verwertungsgesellschaften – Gramex, Kopiosto, Kuvasto, Sanasto und Teosto – zeigen, wie effektiv ISNI bei der Verwaltung sektorübergreifender schöpferischer Werke ist. Die landesweite Einführung in Finnland zeigt, dass ISNI die Qualität der Metadaten verbessern, den Betrieb rationalisieren und die Verwaltung digitaler Daten verbessern kann. Darüber hinaus unterstreicht die jüngste Vereinbarung von ISNI und dem philippinischen Amt für geistiges Eigentum (IPOPHL) die Rolle der ISNI bei der Unterstützung von Copyright-Ökosystemen weltweit.

Das globale Netzwerk von WIPO Connect umfasst Afrika, den asiatisch-pazifischen Raum, die Karibik und Mittelamerika sowie Europa und repräsentiert eine Reihe von Akteuren des geistigen Eigentums in den Bereichen Musik, Literatur, Bild und audiovisuelle Werke. Diese Zusammenarbeit unterstützt auch die Aufgabe der ISNI, den rechtmäßigen Zugang zu den Ressourcen des geistigen Eigentums zu fördern und die Rechte der Urheber zu stärken, insbesondere in Entwicklungsregionen.

Die Integration von ISNI in WIPO Connect durch die WIPO wird die nahtlose Zuweisung von eindeutigen Identifikatoren für ein breites Spektrum an kreativen und rechtehaltenden Einheiten erleichtern und die Datengenauigkeit und Suchbarkeit auf globaler Ebene verbessern. Die umfassenden Dienstleistungen von WIPO Connect – Dokumentationsmanagement, Lizenzierung und Synchronisierung – sollen ISNI-Zuweisungsfunktionen enthalten und fast 60 Verwertungsgesellschaften in allen Regionen unterstützen. Dies soll einen effizienteren Zugang zu Identifikatoren ermöglichen, insbesondere in Regionen mit sich entwickelnden Märkten.

Die technische Integration von ISNI in WIPO Connect, die im nächsten Jahr beginnen soll, wird die Verwendung der APIs von ISNI für eine effiziente Zuweisung und Interoperabilität zwischen mehreren internationalen Standardgremien wie CISAC, IFPI, SCAPR und IFRRO umfassen. Diese Zusammenarbeit soll die nahtlose, vernetzte Datenverwaltung für alle WIPO-Connect-Nutznießer:innen weltweit erleichtern.

Quelle: ISNI/WIPO

University of Washington und Allen Institute for AI kündigen den Start von Ai2 Open Scholar an

Der wissenschaftliche Fortschritt hängt u. a. von der Fähigkeit ab, relevantes Wissen aus der wissenschaftlichen Literatur zu finden, zusammenzufassen und darauf aufzubauen. Durch das exponentielle Wachstum dieser Literatur – jedes Jahr werden Millionen von Artikeln veröffentlicht – wird es für Forschende jedoch immer schwieriger, die benötigten Informationen zu finden oder auch nur mit den neuesten Erkenntnissen in einem bestimmten Teilbereich Schritt zu halten.

Um Wissenschaftler:innen bei der effektiven Navigation und Synthese wissenschaftlicher Literatur zu helfen, haben die University of Washington und das Allen Institute for AI das Tool Ai2 OpenScholar in Form eines Prototyps entwickelt. Die derzeit verfügbare Ai2 OpenScholar-Demoversion liefert Antworten aus einem Datenspeicher von Informatik-Publikationen (nur Open Access), jedoch nicht aus der kompletten Semantic Scholar-Datenbank.

OpenScholar ist ein Retrieval-erweitertes Sprachmodell (LM), das Benutzeranfragen beantwortet, indem es zunächst nach relevanten Artikeln in der Literatur sucht und dann Antworten auf der Grundlage dieser Quellen generiert. Bei der ScholarQABench setzt das Modell OpenScholar-8B nach eigener Aussage der Entwickler den Stand der Technik in Bezug auf Faktizität und Zitiergenauigkeit. Bei Fragen aus der biomedizinischen Forschung habe GPT-4o beispielsweise mehr als 90 % der zitierten wissenschaftlichen Arbeiten halluziniert, während OpenScholar-8B – aufgrund seiner Konstruktionsweise – auf den tatsächlich gefundenen Arbeiten basiert. Um die Effektivität von OpenScholar in einer realen Umgebung zu bewerten, wurden 20 Wissenschaftler:innen aus den Bereichen Informatik, Biomedizin und Physik gebeten, die Antworten von OpenScholar mit denen von Expert:innen zu vergleichen. In diesen drei wissenschaftlichen Disziplinen wurden die Antworten von OpenScholar-8B bei den meisten Fragen als nützlicher angesehen als die von Expert:innen verfassten Antworten.

Quelle: University of Washington und Allen Institute for AI

„Bit-List“ der digital gefährdeten Arten 2024

Anlässlich des Welttages Digitale Bewahrung am 7. November hat die Digital Preservation Coalition (DPC) ihren Zwischenbericht 2024 über die globale „Bit-List“ der gefährdeten digitalen Arten veröffentlicht.

Der Zweck der Bit List besteht im Wesentlichen darin, die Aufmerksamkeit auf gefährdete Daten zu lenken und von unabhängiger Seite geprüfte Nachweise zu liefern, um Maßnahmen und Investitionen zu unterstützen. Die Einträge werden über eine offene Nominierung zusammengestellt und vom Bit List Council geprüft, der sich aus einer globalen Expertengemeinschaft zusammensetzt. Er repräsentiert die Stimme derjenigen, die dafür sorgen sollen, dass der Zugang zu digitalen Materialien über die Grenzen der technischen Alterung, des Medienverfalls oder des organisatorischen Wandels hinaus erhalten bleibt.

Das Jahr 2024 war ein „Zwischenjahr“. Im vorletzten Jahr schloss der Bit List Council eine umfassende Überprüfung ab, die zur vierten überarbeiteten Ausgabe führte (The Bit List 2023). Seitdem hat der Council die digitalen Arten beobachtet, um alle wichtigen Neuerungen oder erschwerenden Faktoren, die sich auf Einträge in der Liste auswirken könnten, zu ermitteln und zu erfassen. Der Zwischenbericht 2024 fasst diese Überprüfung zusammen und bietet ein Update zu neuen Risikotrends.

Bei der Überprüfung wurden sechs Einträge identifiziert, bei denen sich die damit verbundenen Trends in Richtung eines noch größeren Risikos bewegen. Von diesen zeigten die Einträge „Always Online Games“ und „Consumer Social Media Free at the Point of Use“ im zweiten Jahr in Folge erhöhte Risikotrends. Es wurden keine Einträge mit abnehmenden Risikotrends identifiziert und alle anderen Einträge blieben gegenüber 2023 unverändert, was darauf hindeutet, dass das Gesamtrisikoprofil auf der gleichen Basis wie 2023 bleibt.

Die Zwischenüberprüfung für 2024 wurde vor dem Hintergrund von Cyber-Kriegsführung und Desinformation durchgeführt, die nach wie vor eine erhebliche Bedrohung darstellen, nicht zuletzt in einer Zeit geopolitischer Instabilität. Und dieser sich entwickelnden Bedrohung wurde mit notwendigen und umfangreichen Investitionen in die Cybersicherheit begegnet. Der Rat der Bitcoin-Liste stellte jedoch eine unbeabsichtigte Folge für die längere Zukunft fest: Immer strengere Sicherheitsanforderungen erschweren die Arbeit mit älteren Inhalten oder Anwendungen.

Die rasche Ausbreitung der KI hat neue Unsicherheiten mit sich gebracht. Zu den Problemen gehören das Löschen von Inhalten durch die Nutzenden, um deren Verwendung für das Training von KI-Modellen zu verhindern, und die Sperrung von Websites für Scraper, was die Bemühungen um die Bewahrung von Daten behindern könnte. Auch Urheberrecht, geistiges Eigentum und verwaiste Werke sind nach wie vor wichtige Themen für viele digitale Materialien, nicht zuletzt in der Welt der Videospiele. In den letzten 12 Monaten wurden Spieleklassiker aus den digitalen Shops entfernt, die digitalen Eigentumsrechte angefochten und von der Community entwickelte Emulatoren aufgrund rechtlicher Vorgaben abgeschaltet.

Als Reaktion auf diese neuen Bedrohungen und durch eine erneute Überprüfung der Bit List im Jahr 2024 wiederholt die DPC ihren Aufruf zum Handeln aus dem Vorjahr: Sie fordert ihre Mitglieder, Partner und Kollegen weltweit ausdrücklich auf, vier Schritte zu unternehmen:

  • Digitale Protestmaterialien bewahren,

  • Digitales Kulturerbe in Konflikten schützen,

  • Hindernisse für die Bewahrung von Social Media beseitigen,

  • Forschung und Fähigkeiten zur digitalen Bewahrung ausbauen.

Die Verwaltung und Pflege der Bit List ist nur eine der Möglichkeiten, mit denen das DPC die Digital Preservation Community unterstützt. Als internationale gemeinnützige Stiftung will die DPC ihre Mitglieder auf der ganzen Welt dabei unterstützen, einen stabilen langfristigen Zugang zu digitalen Inhalten und Diensten zu gewährleisten.

Quelle: Digital Preservation Coalition (DPC)

Die Zukunft des kulturellen Erbes sichern – Fachtagung in Kassel anlässlich des hessischen Vorsitzes der Kulturministerkonferenz

Klimakrise, Kriege, knappe Kassen: Die Gegenwart bietet große Herausforderungen für den Erhalt des kulturellen Erbes. Der Klimawandel bedroht Denkmäler und historische Gärten und auch die Gesellschaft unterliegt einem erheblichen Wandel und Friktionen. Um kulturelles Erbe zukunftsfest zu machen, sind gute Konzepte und Bereitschaft zu Veränderung gefragt. Das UNESCO-Weltkulturerbe Bergpark Wilhelmshöhe, in dem viele Bäume unter Trockenheit und Schädlingen leiden, bot eine anschauliche Kulisse für die Fachtagung, die unter der Überschrift stand „Die Zukunft des kulturellen Erbes – Welche strategisch-politischen Konzepte braucht es?“, zu der Kunst- und Kulturminister Timon Gremmels im Rahmen des hessischen Vorsitzes der Kulturministerkonferenz eingeladen hatte. Rund 100 Expert:innen aus ganz Deutschland folgten der Einladung, um Probleme zu identifizieren und um zukunftsfähige Strategien zu entwickeln, die das Kulturerbe resilienter machen.

Abb. 1: Hessens Kunst- und Kulturminister Timon Gremmels (SPD) bei der Eröffnung der Tagung (Foto: Nicolas Wefers)
Abb. 1:

Hessens Kunst- und Kulturminister Timon Gremmels (SPD) bei der Eröffnung der Tagung (Foto: Nicolas Wefers)

Eine Auswirkung des Klimawandels im Bergpark Wilhelmshöhe ist zum Beispiel die starke Ausbreitung der Rosskastanien-Miniermotte, einer invasiven Insekten-Art, die seit den 1990er Jahren für Schäden an den Bäumen sorgt. Auch Archive und Bibliotheken müssen Entwicklungen, die der Klimawandel mit sich bringt, berücksichtigen. So müssen beispielsweise Bestände vor Überschwemmungen durch Starkregen geschützt werden. Notfälle, die sich innerhalb kürzester Zeit zu einer echten Katastrophe entwickeln können, gilt es frühzeitig zu identifizieren, um im Bedarfsfall entsprechend handeln zu können. In den vergangenen Jahren sind deshalb in Hessen eine Reihe von Notfallverbünden entstanden. Das Hessische Landesarchiv hat bereits ein Papier vorgelegt, welches eine Handhabe bei konkreten Bedrohungslagen in bewaffneten Konflikten darstellt.

Aufgrund klimatischer Veränderungen muss auch die Ausstellungswelt neu gedacht werden. So werden in der Grimmwelt in Kassel Vitrinen mit besonders wertvollen Exponaten mit besserer Messtechnik ausgestattet, um bei Veränderungen von Raumtemperatur und Feuchte besser und schneller gegensteuern zu können. Dazu Kunst- und Kulturminister Timon Gremmels:

Wir brauchen übergreifende Strategien, eine schwierige Prioritätensetzung und ausreichend Geld. Orte wie der Bergpark haben eine hohe Anziehungskraft und ein hohes Identifikationspotential für viele Menschen. Sie stärken den Zusammenhalt. Archive, Museen und Bibliotheken, bewahren unsere gemeinsame Erinnerung, halten sie lebendig und bezeugen unsere Identität und unsere Geschichte. Sie sind die Voraussetzung für eine vielfältige, offene, demokratische Gesellschaft. Wenn wir Kulturerbe resilient machen, dann machen wir auch unsere Demokratie resilient.

Die Tagung in Bad Wilhelmshöhe in Kassel bündelt in Kooperation mit der Kulturstiftung der Länder, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, der Klassik Stiftung Weimar und Hessen Kassel Heritage Expertenwissen für die weiteren Beratungen der Kulturministerkonferenz. Expert:innen aus kulturbewahrenden Einrichtungen, Stiftungen, Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen sowie verschiedenen Verbänden und Landesministerien diskutierten während der zweitägigen Tagung Eckpunkte zu strategischen Konzepten, um den gegenwärtigen Herausforderungen zu begegnen.

Abb. 2: Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Prof. Dr. Hermann Parzinger (Foto: Nicolas Wefers)
Abb. 2:

Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Prof. Dr. Hermann Parzinger (Foto: Nicolas Wefers)

Zu den Vortragenden zählt auch Prof. Dr. Markus Hilgert (Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder). Er geht der Frage nach, was politische Konzepte für Kulturerbe erfolgreich macht:

Erfolgreiche Kulturerbestrategien setzen bei den Menschen an. Je größer die Relevanz des kulturellen Erbes, desto höher seine Resilienz, unabhängig von konkreten politischen Rahmenbedingungen. Dies bedeutet, dass politische Kulturerbestrategien dann besonders leistungsfähig sind, wenn sie auf gesellschaftlicher Relevanz und Akzeptanz des kulturellen Erbes basieren und diese insbesondere durch Bildung, Forschung und breit angelegte gesellschaftliche Aushandlungsprozesse zu fördern suchen.

Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Prof. Dr. Hermann Parzinger, stellte fest:

Kulturerbe ist keine erneuerbare Ressource und braucht daher bestmöglichen und nachhaltigen Schutz vor verbrauchender Nutzung oder Zerstörung durch äußere Einflüsse. Seine Erhaltung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe mit sehr hoher Priorität, Kulturerbe ist wichtig für Identität, macht Geschichte erfahrbar, Kulturerbe ist materialisierte Geschichte. Hinzu kommt, dass Kulturerbe im weltweiten Wettbewerb auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und Standortvorteil sein kann. Um dabei erfolgreich zu sein, ist es entscheidend, auch die dafür erforderlichen wissenschaftlichen Grundlagen zu stärken.

Die Ergebnisse der Tagung sollen in die weiteren Beratungen der Bundesländer einfließen. Bis Mitte 2025 werden die Vorträge und Diskussionsergebnisse in einem Tagungsband gebündelt, den die Kulturstiftung der Länder finanziert.[2]

Quelle: Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur

Online erschienen: 2025-01-30
Erschienen im Druck: 2025-01-29

© 2025 bei den Autoren, publiziert von De Gruyter.

Dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.

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  19. Gasser, Sonja: Digitale Sammlungen. Anforderungen an das digitalisierte Kulturerbe (Edition Museum, Bd. 81). Hrsg. von der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (SKKG). Bielefeld: transcript Verlag 2024. 164 S. – PDF (CC-by-Lizenz) e-ISBN: 978-3-8394-7021-3. ISBN: 978-3-8376-7021-9 (print). € 29,00
  20. Akademisches Lesen: Medien, Praktiken, Bibliotheken. Hrsg. von Alker-Windbichler, Stefan, Axel Kuhn, Benedikt Lodes, Günther Stocker. Göttingen: V & R unipress, 2022. (Bibliothek im Kontext; 5). 370 S., Ill. – E-Book (Open Access) e-ISBN: 978-3-7370-1397-0; ISBN: 978-3-8471-1397-3 (Festeinband) € 55,00
  21. Veranstaltungskalender
  22. Veranstaltungskalender
Downloaded on 28.10.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/abitech-2025-0009/html
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