Praxis klinischer Seelsorge bei Todeswünschen – eine besondere Herausforderung im psychiatrischen Kontext
-
Hildegard Emmermann
Abstract
Krankenhausseelsorgenden begegnet im psychiatrischen Kontext immer wieder die Äußerung von Sterbewünschen. Die institutionellen Rahmenvoraussetzungen von Krankenhausseelsorge ermöglichen, dass unter Berufung auf das Seelsorgegeheiminis über Sterbewünsche vertraulich und ungeschützt gesprochen werden kann. Seelsorgliche Begleitung bewegt sich daher in der Spannung, eine externe Größe darzustellen, aber auch in Loyalität zum psychiatrischen Behandlungssetting zu arbeiten. Dabei ist Krankenhausseelsorge ansprechbar auf spirituelle Fragen als einer identitätsstiftenden Ressource, unabhängig von Konfession und Religion.
Anhand von zwei Fallvignetten wird exemplarisch dargestellt, wie mit Sterbewünschen in seelsorglicher Begleitung umgegangen wird und diese eingeordnet werden. Unter dem Nutzbarmachen des spirituellen Blickwinkels wird herausgearbeitet, wie der Lebensweg zukünftig gestaltet werden kann. Oft verbirgt sich dahinter das akute Erleben einer derzeit nicht aushaltbaren Lebenssituation.
In seltenen Fällen bleibt der Wunsch nach Assistiertem Suizid manifest. Der in den Seelsorgenden ausgelöste Moral Distress sollte nicht unterschätzt werden. Die Stärke von Krankenhausseelsorge zeigt sich im Aushalten und Begleiten schwerst chronisch erkrankter Menschen in ihrem tiefen Leid.
Abstract
Krankenhausseelsorgenden begegnet im psychiatrischen Kontext immer wieder die Äußerung von Sterbewünschen. Die institutionellen Rahmenvoraussetzungen von Krankenhausseelsorge ermöglichen, dass unter Berufung auf das Seelsorgegeheiminis über Sterbewünsche vertraulich und ungeschützt gesprochen werden kann. Seelsorgliche Begleitung bewegt sich daher in der Spannung, eine externe Größe darzustellen, aber auch in Loyalität zum psychiatrischen Behandlungssetting zu arbeiten. Dabei ist Krankenhausseelsorge ansprechbar auf spirituelle Fragen als einer identitätsstiftenden Ressource, unabhängig von Konfession und Religion.
Anhand von zwei Fallvignetten wird exemplarisch dargestellt, wie mit Sterbewünschen in seelsorglicher Begleitung umgegangen wird und diese eingeordnet werden. Unter dem Nutzbarmachen des spirituellen Blickwinkels wird herausgearbeitet, wie der Lebensweg zukünftig gestaltet werden kann. Oft verbirgt sich dahinter das akute Erleben einer derzeit nicht aushaltbaren Lebenssituation.
In seltenen Fällen bleibt der Wunsch nach Assistiertem Suizid manifest. Der in den Seelsorgenden ausgelöste Moral Distress sollte nicht unterschätzt werden. Die Stärke von Krankenhausseelsorge zeigt sich im Aushalten und Begleiten schwerst chronisch erkrankter Menschen in ihrem tiefen Leid.
Chapters in this book
- Frontmatter I
- Inhalt V
- Einleitung: Gelingende Sterbehilfe? 1
-
Ein resonanzphilosophischer Anfang
- Kann Suizidassistenz ein Sterben in Selbstachtung unterstützen? Plädoyer für eine Resonanzethik des Sterbens in Achtung vor sich selbst und den anderen 15
-
Teil I: Schwerpunkt Anthropologie: Menschliches Sterben als Beziehungsgeschehen
- Altersmedizin und Sterbebegleitung 45
- Begleiten und Loslassen, Sterben und Miteinandersterben – fiktional und autofiktional 67
- Der vergessene Trost. Über die halbierte Anthropologie der Sterbehilfe 87
- Die Zeit des Sterbens 103
-
Teil II: Schwerpunkt Sterbensethik: Was sind Formen einer gelingenden bzw. misslingenden Sterbebegleitung?
- Denkperspektiven über die Begleitung eines alten Sterbenden 129
- Die Verletzlichkeit des Sterbenden und ihre Aufforderung zur Sorge 143
- Sterbebegleitung in der medizinischen Praxis 151
- „…jede Hilfe zu spät…“ 161
-
Teil III: Schwerpunkt Suizidethik: Was sind Formen einer gelingenden bzw. misslingenden Begleitung von Menschen mit Suizidwunsch und ihrer Angehörigen?
- Assistierter Suizid: Die Bedeutung der psychiatrischen Perspektive und von Suizidprävention 181
- Andere im Ich – Psychoanalytische Reflexionen suizidaler Subjektivierungen als möglicher Beitrag der Sorge um einen freien Willen zu sterben 201
- Praxis klinischer Seelsorge bei Todeswünschen – eine besondere Herausforderung im psychiatrischen Kontext 221
- Trauer und psychische Belastungen nach einem assistierten Suizid 233
- Suizid und assistierter Suizid – ein Blick auf die Angehörigen und Zugehörigen 241
-
Teil IV: Schwerpunkt Sozialtheorie: Gesellschaftliche und rechtliche Kontexte der Suizidassistenz
- Unterschiedliche Ansätze für das gleiche Ziel: Analyse der Entwürfe für ein Gesetz über die Sterbehilfe in Deutschland und in Frankreich 263
- Solidarität statt Suizid. Sind wir auf dem Weg in eine Technokratie des Sterbens? 279
-
Teil V: Ein trialogischer Schluss
- Suizidalität, Suizidprävention und Trialog: Impulse verschiedener Traditionsstränge für die multidisziplinäre Praxis 293
- Autorenverzeichnis 305
Chapters in this book
- Frontmatter I
- Inhalt V
- Einleitung: Gelingende Sterbehilfe? 1
-
Ein resonanzphilosophischer Anfang
- Kann Suizidassistenz ein Sterben in Selbstachtung unterstützen? Plädoyer für eine Resonanzethik des Sterbens in Achtung vor sich selbst und den anderen 15
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Teil I: Schwerpunkt Anthropologie: Menschliches Sterben als Beziehungsgeschehen
- Altersmedizin und Sterbebegleitung 45
- Begleiten und Loslassen, Sterben und Miteinandersterben – fiktional und autofiktional 67
- Der vergessene Trost. Über die halbierte Anthropologie der Sterbehilfe 87
- Die Zeit des Sterbens 103
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Teil II: Schwerpunkt Sterbensethik: Was sind Formen einer gelingenden bzw. misslingenden Sterbebegleitung?
- Denkperspektiven über die Begleitung eines alten Sterbenden 129
- Die Verletzlichkeit des Sterbenden und ihre Aufforderung zur Sorge 143
- Sterbebegleitung in der medizinischen Praxis 151
- „…jede Hilfe zu spät…“ 161
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Teil III: Schwerpunkt Suizidethik: Was sind Formen einer gelingenden bzw. misslingenden Begleitung von Menschen mit Suizidwunsch und ihrer Angehörigen?
- Assistierter Suizid: Die Bedeutung der psychiatrischen Perspektive und von Suizidprävention 181
- Andere im Ich – Psychoanalytische Reflexionen suizidaler Subjektivierungen als möglicher Beitrag der Sorge um einen freien Willen zu sterben 201
- Praxis klinischer Seelsorge bei Todeswünschen – eine besondere Herausforderung im psychiatrischen Kontext 221
- Trauer und psychische Belastungen nach einem assistierten Suizid 233
- Suizid und assistierter Suizid – ein Blick auf die Angehörigen und Zugehörigen 241
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Teil IV: Schwerpunkt Sozialtheorie: Gesellschaftliche und rechtliche Kontexte der Suizidassistenz
- Unterschiedliche Ansätze für das gleiche Ziel: Analyse der Entwürfe für ein Gesetz über die Sterbehilfe in Deutschland und in Frankreich 263
- Solidarität statt Suizid. Sind wir auf dem Weg in eine Technokratie des Sterbens? 279
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Teil V: Ein trialogischer Schluss
- Suizidalität, Suizidprävention und Trialog: Impulse verschiedener Traditionsstränge für die multidisziplinäre Praxis 293
- Autorenverzeichnis 305