Expressive Gesten – expressive Bedeutungen. Expressivität in gebärdensprachlichen Erzählungen
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Annika Herrmann
Abstract
Gebärdensprachen verwenden dieselbe visuell-gestische Modalität wie manuelle und nicht-manuelle Gesten. Daher können Signer einer Gebärdensprache nicht nur - genauso wie Sprecher einer Lautsprache - Gesten sprachbegleitend verwenden, sondern auch - anders als Sprecher einer Lautsprache - Gesten systematisch in das linguistische System ihrer Gebärdensprache integrieren. Ein besonders interessantes Beispiel für diese systematische Interaktion von Gesten und Gebärdensprache ist das Phänomen des Role Shifts in gebärdensprachlichen Erzählungen. Role Shift wird in Gebärdensprachen verwendet, um sprachliche und nicht-sprachliche Handlungen anderer Personen wiederzugeben. In diesem Beitrag diskutieren wir ausgewählte Beispiele aus Fabeln, die in DGS erzählt wurden und die komplexe Interaktion von Gebärdensprache und Gestik illustrieren. In der Analyse der Beispiele gehen wir insbesondere auf die Doppelfunktion von manuellen und nicht-manuellen Gesten ein: Gestische Bedeutungskomponenten tragen einerseits zum propositionalen (wahrheitsfunktionalen) Gehalt der Äußerung bei. Andererseits realisieren sie aber auch expressive Bedeutungsaspekte. Am Ende des Beitrags diskutieren wir abschließend, wie sich im Rahmen neuerer Ansätze zu Role Shift, Body as Subject, Redewiedergabe, Demonstration und sprachbegleitender Gestik diese modalitätsspezifische Interaktion von Gebärdensprache und Gestik ableiten lässt.
Abstract
Gebärdensprachen verwenden dieselbe visuell-gestische Modalität wie manuelle und nicht-manuelle Gesten. Daher können Signer einer Gebärdensprache nicht nur - genauso wie Sprecher einer Lautsprache - Gesten sprachbegleitend verwenden, sondern auch - anders als Sprecher einer Lautsprache - Gesten systematisch in das linguistische System ihrer Gebärdensprache integrieren. Ein besonders interessantes Beispiel für diese systematische Interaktion von Gesten und Gebärdensprache ist das Phänomen des Role Shifts in gebärdensprachlichen Erzählungen. Role Shift wird in Gebärdensprachen verwendet, um sprachliche und nicht-sprachliche Handlungen anderer Personen wiederzugeben. In diesem Beitrag diskutieren wir ausgewählte Beispiele aus Fabeln, die in DGS erzählt wurden und die komplexe Interaktion von Gebärdensprache und Gestik illustrieren. In der Analyse der Beispiele gehen wir insbesondere auf die Doppelfunktion von manuellen und nicht-manuellen Gesten ein: Gestische Bedeutungskomponenten tragen einerseits zum propositionalen (wahrheitsfunktionalen) Gehalt der Äußerung bei. Andererseits realisieren sie aber auch expressive Bedeutungsaspekte. Am Ende des Beitrags diskutieren wir abschließend, wie sich im Rahmen neuerer Ansätze zu Role Shift, Body as Subject, Redewiedergabe, Demonstration und sprachbegleitender Gestik diese modalitätsspezifische Interaktion von Gebärdensprache und Gestik ableiten lässt.
Kapitel in diesem Buch
- Frontmatter I
- Vorwort V
- Inhalt VII
- Was ist Expressivität? 1
-
Teil I: Zum Anfang
- Expressivität und Lüge. Expressive Bedeutungsbestandteile von Äußerungen als Grundlage einer Lügendefinition 25
-
Teil II: Expressive Wörter
- Expressivität in der Wortbildung. Ein Überblick 49
- Die expressive Bedeutung von Beleidigungswörtern. Tabubrüche, Sprechereinstellungen, Emotionen 75
- Saulecker und supergemütlich! Pilotstudien zur fragmentarischen Verwendung expressiver Adjektive 109
- Interjektionen und Kontextbezug. Pragmatische Templates als Analysemodell 129
- Ironische Interjektionen und expressive Negation #hurra #nicht. Über Ironie und Expressivität auf Twitter 149
-
Teil III: Expressive Sätze
- Expressivität und die linke Peripherie. Zur Beziehung zwischen expressiver Bedeutung und funktionalen Projektionen 181
- Als ob wir Ideologen wären! Freie als ob-Sätze, epistemische Normen und Emotionen 205
- Appositive und Expressivität. Zur expressiven Bedeutung appositiver Relativsätze 231
- Der Moment, wenn dir klar wird, dass es expressive Nebensätze gibt 261
-
Teil IV: Expressive Zeichen
- Was ist das denn?! Über die Kombination aus Fragezeichen und Ausrufezeichen 295
- Expressive Gesten – expressive Bedeutungen. Expressivität in gebärdensprachlichen Erzählungen 313
-
Teil V: Zum Ende
- Tschüssikowski und Bis später, Attentäter. Zur Bedeutung von expressiven Verabschiedungen 341
- Autorenverzeichnis 371
- Index 373
Kapitel in diesem Buch
- Frontmatter I
- Vorwort V
- Inhalt VII
- Was ist Expressivität? 1
-
Teil I: Zum Anfang
- Expressivität und Lüge. Expressive Bedeutungsbestandteile von Äußerungen als Grundlage einer Lügendefinition 25
-
Teil II: Expressive Wörter
- Expressivität in der Wortbildung. Ein Überblick 49
- Die expressive Bedeutung von Beleidigungswörtern. Tabubrüche, Sprechereinstellungen, Emotionen 75
- Saulecker und supergemütlich! Pilotstudien zur fragmentarischen Verwendung expressiver Adjektive 109
- Interjektionen und Kontextbezug. Pragmatische Templates als Analysemodell 129
- Ironische Interjektionen und expressive Negation #hurra #nicht. Über Ironie und Expressivität auf Twitter 149
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Teil III: Expressive Sätze
- Expressivität und die linke Peripherie. Zur Beziehung zwischen expressiver Bedeutung und funktionalen Projektionen 181
- Als ob wir Ideologen wären! Freie als ob-Sätze, epistemische Normen und Emotionen 205
- Appositive und Expressivität. Zur expressiven Bedeutung appositiver Relativsätze 231
- Der Moment, wenn dir klar wird, dass es expressive Nebensätze gibt 261
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Teil IV: Expressive Zeichen
- Was ist das denn?! Über die Kombination aus Fragezeichen und Ausrufezeichen 295
- Expressive Gesten – expressive Bedeutungen. Expressivität in gebärdensprachlichen Erzählungen 313
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Teil V: Zum Ende
- Tschüssikowski und Bis später, Attentäter. Zur Bedeutung von expressiven Verabschiedungen 341
- Autorenverzeichnis 371
- Index 373