Otto Neudeck, Erzählen von Kaiser Otto. Zur Fiktionalisierung von Geschichte in mittelhochdeutscher Literatur. 2003
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Hans-Joachim Behr
Durchforstet man die Reihe der römischen Kaiser und deutschen Könige des Mittelalters nach der Häufigkeit ihrer Reanimation in neugermanistischen Texten, so bilden – nicht zuletzt bedingt durch die Romantik und ihre Mittelalterrezeption – Karl der Große und Friedrich I. Barbarossa die einsamen Gipfel, neben denen allenfalls noch Heinrich I. (der Vogler), Otto III. (wegen seiner angeblichen Liebe zur Witwe seines stadtrömischen Kontrahenten Cresentius), Heinrich IV. (wegen Canossa) und Friedrich II. als letzter namhafter Vertreter der berühmten Staufer gelegentlich in Erscheinung treten. Andere Herrscher sucht man hingegen vergeblich: Trotz Lechfeldschlacht und Gründung Magdeburgs ist etwa Otto I. in der Dichtung des deutschen Spätmittelalters und der Neuzeit kaum mehr vorhanden. Dabei war gerade er im Mittelalter sehr präsent, sowohl in der Geschichtsschreibung als auch in der Epik, wobei wie in den Gesta Ottonis der Hrotsvit von Gandersheim eine Trennung zwischen beiden nicht immer deutlich zu ziehen ist. Insofern ist die These Neudecks, die „‚Erinnerungsfigur‘ Kaiser Otto“ (so ab S. 55) sei aus ihrem historiographischen Kontext herausgelöst und im Rahmen einer neuen Fiktionalisierung poetisch umgedeutet worden, weder sensationell noch in der behaupteten Ausschließlichkeit zutreffend.
© Max Niemeyer Verlag GmbH, Tübingen 2004
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- Michael Jaeger, Fausts Kolonie. Goethes kritische Phänomenologie der Moderne. 2004
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