Home Christian Neuhuber, Das Lustspiel macht Ernst. Das Ernste in der deutschen Komödie auf dem Weg in die Moderne: von Gottsched bis Lenz. 2003
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Christian Neuhuber, Das Lustspiel macht Ernst. Das Ernste in der deutschen Komödie auf dem Weg in die Moderne: von Gottsched bis Lenz. 2003

  • Daniel Fulda
Published/Copyright: December 21, 2007
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Arbitrium
From the journal Volume 22 Issue 3

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verliert die deutsche Komödie – genauer: die norddeutsche Literaturkomödie – weithin ihre Belachbarkeit. Helmut Arntzen verstand das Zurücktreten komischer Aktionen als „Folge einer als Ganzes ernsthaft, nämlich offenkundig problematisch werdenden Gesellschaft“. Als Kronzeuge diente ihm J. M. R. Lenz, der in seiner Selbstrezension des Neuen Menoza proklamierte: „Komödie ist Gemälde der menschlichen Gesellschaft, und wenn die ernsthaft wird, kann das Gemälde nicht lachend werden.“ Wie Christian Neuhuber an einer zentralen Stelle seines Buches herausstellt, ist dem Kontext der vielzitierten Stelle freilich zu entnehmen, daß Lenz keineswegs besonders problematische „gesellschaftliche Zustände“ im Blick hatte (S. 125). Ernster war, nach Lenz, vielmehr das Publikum geworden. Mit Ulrich Profitlich stellt Neuhuber daher fest, daß ‚ernsthaft‘ hier keine „‚Beschaffenheit des Objekts, sondern eine des rezipierenden Subjekts‘ bezeichnet“ (ebd.). Näher zu bestimmen sei – so Neuhubers eigene Deutung – dieser Ernst als „Ausdruck der intellektuellen Auseinandersetzung des Rezipienten mit der Bedeutung der dargestellten fiktionalen Wirklichkeitselemente für die eigene Wirklichkeit“: „In der Konfrontation mit dem Problemgehalt der Komödie kann und soll der Rezipient selbst entscheiden, was ihm ernst ist und was nicht, um auf diese Weise mehr über sich selbst zu erfahren“ (S. 127f.). Demgegenüber stelle die „Abnahme belachbarer Komik“ bloß eine Oberflächenwirkung dar (S. 15).

Online erschienen: 2007-12-21
Erschienen im Druck: 2005-April-12

© Max Niemeyer Verlag GmbH, Tübingen 2004

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