Band 33, Heft 4 - Thematischer Schwerpunkt: Integrierte Ansätze für die Öffentliche Gesundheit

Zusammenfassung Mit einigen gesetzlichen und sozialrechtlichen Maßnahmen haben der Bundestag sowie die gemeinsame Selbstverwaltung der Ärztinnen und Ärzte und der Gesetzlichen Krankenversicherung in den vergangenen beiden Jahrzehnten eine zunächst verhaltene, aber nunmehr kaum noch überschaubare Blüte von neuen (primär-)ärztlichen Versorgungseinrichtungen ermöglicht, ergänzt um Gesundheitskiosk-artige Konzepte, die keine ärztlichen Leistungen erbringen. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die Entwicklung.

Zusammenfassung Die hausärztliche Versorgung in Deutschland ist nicht mehr flächendeckend gewährleistet. Das Innovationsfondsprojekt NAVIGATION erprobt ein neues Modell: das Primärversorgungszentrum (PVZ). Dieses bietet bio-psycho-soziale Versorgung unter einem Dach, interprofessionell, sozialraumbezogen und niedrigschwellig. NAVIGATION verfolgt das Ziel, PVZ als zusätzliches Versorgungsmodell in Deutschland zu etablieren, um die gefährdete Grundversorgung sicher zu stellen und zukunftsfähig zu gestalten.

Zusammenfassung Gemeinsam möchten wir wertvolle Kompetenzen bestmöglich einsetzen, um den aktuellen und zukünftigen gesellschaftlichen Herausforderungen gerecht zu werden. Denn die Anforderungen an die öffentliche Gesundheitsversorgung steigen kontinuierlich. Vor diesem Hintergrund stellt der folgende Beitrag das Aachener Modell der Kooperation zwischen Gesundheitskiosk und Gesundheitsamt vor. Es zeigt, wie durch die Verknüpfung von niedrigschwelliger Beratung und strategischer Steuerung gesundheitliche Chancengleichheit gestärkt und Versorgungslücken geschlossen werden können. Das Modell verdeutlicht die Relevanz integrierter Public Health Strukturen.

Zusammenfassung In Hamburg ist die gesundheitliche Versorgungssituation von Stadtteil zu Stadtteil sehr verschieden sowie entlang des sozioökonomischen Gradienten. Sprachbarrieren, mentale Belastung, prekäre Beschäftigung, beengte Wohnverhältnisse sorgen für komplexe Versorgungsprobleme. Mit einer Förderlinie für Lokale Gesundheitszentren (LGZ) wirkt Hamburg dem entgegen. Ärztliche Tätigkeit soll entlastet, ein Sozial- und Case Management soll ermöglicht werden. Dieser Beitrag stellt das LGZ im Bezirk Altona vor.

Zusammenfassung Das deutsche Gesundheitswesen leidet unter allokativen und distributiven Problemen: Die Primärversorgung erodiert, was Unterversorgung und den Rückgang sprechender Medizin befördert. Zudem ist die Chancengerechtigkeit für bildungsferne Gruppen mit geringem Einkommen unzureichend. Der Arztzeitmangel erfordert eine neue Arbeitsteilung. Community Health Nurses können die Prävention stärken, Ärzte entlasten und zentrale Aufgaben an der Schnittstelle von Gesundheitsversorgung und Pflege übernehmen.

Zusammenfassung Täglich erreichen uns Schlagzeilen über Schwierigkeiten bei der Versorgung psychisch kranker Menschen. Leistungserbringer geraten an ihre Grenzen, Abbruch von Leistungen kann die Folge sein. Gemeindepsychiatrische Verbünde (GPV) stellen einen verbindlichen Zusammenschluss von Leistungserbringern und -trägern im Bereich der psychiatrischen Versorgung dar, um psychisch Kranken eine umfassende und wohnortnahe Unterstützung zu ermöglichen. Sie sind mittlerweile fester Bestandteil der Versorgungslandschaft geworden. Entscheidend ist die Verbindlichkeit, mit der sich Leistungserbringer und Kommune unter der konstruktiven Mitwirkung von Betroffenen und der Mitgliedschaft der Selbsthilfe zusammenschließen (Schax, 2024).

Zusammenfassung Der Träger des Integrierten Gesundheitszentrums Lichtenberg, soziale Gesundheit e. V., verknüpft seit 2013 medizinische und soziale Primärversorgung in Hausarztpraxen. Ein interdisziplinäres Team bietet Sozialberatung, Case- und Care-Management für Patienten in belastenden Lebenslagen. Ziel ist Prävention, Gesundheitsförderung und Stärkung der Selbstwirksamkeit. Das Modell entlastet Ärzte, verbessert Versorgung und Lebensqualität, beugt Erkrankungen vor und gilt als übertragbares Konzept für die Regelversorgung.

Zusammenfassung Soziale Probleme spielen in der hausärztlichen Versorgung häufig eine wichtige Rolle, aber es fehlt bisher an strukturierten Versorgungskonzepten. Beim Social Prescribing vermitteln Hausärzt:innen an Link Worker, die Patient:innen helfen, passende soziale Angebote vor Ort in Anspruch zu nehmen. Social Prescribing könnte als Brücke zwischen medizinischer Versorgung und sozialen Angeboten große Wirkung zeigen. Für die Implementierung braucht es Evidenz und Konzepte zur Finanzierung und organisatorischen Verankerung von Link Workern.

Zusammenfassung Demografischer Wandel, Zunahme chronischer Erkrankungen und steigender Fachkräftemangel erfordern, Prävention nicht länger als ergänzenden Aspekt zu verstehen, sondern als strukturelle Basis eines zukunftsfähigen Gesundheitswesens. Primärversorgungszentren in Allianz mit dem Öffentlichen Gesundheitsdienst werden als Antwort auf diese Herausforderung vorgestellt: lebensweltbezogen, interprofessionell, mit Verknüpfung von kurativer Versorgung, Gesundheitsförderung und Verhältnisprävention.

Zusammenfassung In 18 benachteiligten Quartieren des Landes Bremen fördern Gesundheitsfachkräfte im Quartier (GiQs) niedrigschwellig und dialogorientiert die Gesundheitskompetenz der Bewohner:innen. Sie arbeiten aufsuchend, beraten, informieren, initiieren Angebote oder entwickeln diese gemeinsam mit lokalen Akteur:innen. Zudem übernehmen sie eine Lots:innenfunktion und koordinieren Arbeitskreise zu Gesundheitsthemen.

Zusammenfassung Der Community Health Survey für den Hamburger Stadtteil Veddel verbindet eine fragebogengestützte, quantitative Querschnittserhebung mit einem partizipativen Forschungsdesign. Die Befragung von 561 Haushalten zeigt hohe Armutsrisiken, gesundheitliche Belastungen und Barrieren im Zugang zur Versorgung. Das Projekt steht für eine Kooperation von Vertreter*innen aus dem Sozialraum, Anbietenden der Primärversorgung sowie Akteur*innen aus der Public Health- und Sozialarbeitswissenschaft und bietet eine datenbasierte Grundlage für eine sozialraumorientierte und partizipative Gesundheitsversorgung.

Zusammenfassung Als Gemeinschaft von 40 allgemeinmedizinischen Universitätsstandorten entwickelt die Initiative DEGAM-ForNet deutschlandweit eine Infrastruktur für bevölkerungsnahe und sektorenübergreifende Forschung. Die Entwicklung und Implementierung von Standards und Prozessen insbesondere im Bereich Daten/IT umfasst einen wesentlichen Teil der Arbeit. Bisherige Ergebnisse und deren Relevanz für die weitere Entwicklung des Gesundheitssystems und das öffentliche Gesundheitswesen werden dargelegt.

Zusammenfassung Der Aufbau integrierter kommunaler Strategien in der Gesundheitsförderung kann durch den Einsatz von Planungstools unterstützt werden. Eine systematische Übersicht solcher Planungstools fehlte bislang. Der Artikel beschreibt die methodische Vorgehensweise zur Identifikation nationaler und internationaler Planungstools, führt die Ergebnisse auf und diskutiert die Definition von Planungstools in der kommunalen Gesundheitsförderung.

Zusammenfassung Integrierte kommunale Strategien der Gesundheitsförderung sind in Deutschland noch wenig verbreitet und selten als Strategiepapier veröffentlicht. Dabei stellen diese ein wertvolles Instrument dar, um im Sinne von „Health-in-All-Policies“ die Gesundheit der Menschen strukturell zu verbessern und somit Kosten im Gesundheitswesen zu senken. Der Beitrag zeigt in Form eines Erfahrungsberichtes zentrale Rahmenbedingungen und wichtige Erfolgsfaktoren bei der Erarbeitung und Implementierung auf.

Zusammenfassung Die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels erfordern integrierte Maßnahmen vor Ort, die idealerweise auf lokalen Bedarfsanalysen basieren. Zu diesem Zweck wurde das Beteiligungsinstrument StadtRaumMonitor hinsichtlich einer gesundheitsförderlichen Klimaanpassung weiterentwickelt, in vier Kommunen pilotiert und evaluiert. Die endgültige Fassung wurde dann entsprechend dem festgestellten Überarbeitungsbedarf weniger komplex und praktikabler gestaltet.

Zusammenfassung Inwiefern sehen sich Ärzt:innen in die psychotherapeutische Versorgung eingebunden? Die qualitative Auswertung von Interviews ergab drei Muster: 1. Starke Einbindung durch eigene Behandlung psychischer Probleme von Patient:innen, 2. Erkennen der Indikation für psychotherapeutische Behandlung, 3. Minimale Einbindung. Starke Einbindung zeigte sich besonders in ländlichen Regionen. Die größte Barriere sei Zeitmangel. Vermutlich bestimmen lokale Versorgungsressourcen die Einbindung mit.

Zusammenfassung Während des Mpox-Ausbruchs übernahmen Gesundheitsämter in Sachsen-Anhalt zentrale Aufgaben zur Sicherstellung der öffentlichen Gesundheit, etwa Impfkoordination und Quarantänemanagement. Diese Studie zeigt, dass der ÖGD trotz struktureller Defizite flexibel und lösungsorientiert handelte. Herausfordernd waren u. a. der medizinische Zugang für vulnerable Gruppen und fehlende digitale Schnittstellen. Erforderlich sind nachhaltige Finanzierung, funktionale digitale Infrastruktur und queersensible Ansätze.

Zusammenfassung Der von Bund und Ländern in der Corona-Pandemie beschlossene Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) strebt eine bundesweite und nachhaltige Stärkung des ÖGD über personelle Ressourcen, verbesserte Digitalisierung und zukunftsfähige Strukturen an. Der ÖGD sollte in der Pandemie handlungsfähig und für zukünftige Herausforderungen flexibel und resilient aufgestellt sein. Ein Beirat unterstützt die Entwicklung mit Stellungnahmen. Für den Erfolg ist eine nachhaltige Umsetzung maßgeblich.