Aufbau integrierter kommunaler Strategien in der Gesundheitsförderung – Eine Studie zur Identifikation von Planungstools
-
Patricia Tollmann
, Tim Rossenbach
, Ines Schönfeld , Johanna Hovemann , Christina Plantz , Pia Rangnow and Eike Quilling
Zusammenfassung
Der Aufbau integrierter kommunaler Strategien in der Gesundheitsförderung kann durch den Einsatz von Planungstools unterstützt werden. Eine systematische Übersicht solcher Planungstools fehlte bislang. Der Artikel beschreibt die methodische Vorgehensweise zur Identifikation nationaler und internationaler Planungstools, führt die Ergebnisse auf und diskutiert die Definition von Planungstools in der kommunalen Gesundheitsförderung.
Abstract
The establishment of integrated municipal strategies in health promotion can be supported using planning tools. Until now, there has been no systematic overview of such planning tools. This article describes the methodological approach used to identify national and international planning tools, presents the results and discusses the definition of planning tools in municipal health promotion.
Hintergrund
Kommunale Gesundheitsförderung nimmt nicht nur individuelles Verhalten, sondern die Strukturen auf kommunaler Ebene in den Blick [1]. Zur Förderung gesundheitlicher Chancengerechtigkeit zielt kommunale Gesundheitsförderung auf ein gesamtstrategisches Vorgehen ab [2]. Um diese Aufgabe zu erfüllen, wird eine Zusammenarbeit über Sektorengrenzen hinweg (z.B. in Zusammenarbeit der Sektoren Bildung, Integration, Kultur, Jugend, Soziales, Arbeit, Bauen, Mobilität und Gesundheit) im Sinne der praktischen Umsetzung des Health in All Policies-Ansatzes gefordert [3]. Damit dies gelingt, wird die Entwicklung und Umsetzung integrierter kommunaler Strategien empfohlen [1], [4], [5]. Integrierte Planungsprozesse zur Gesundheitsförderung in Kommunen zeichnen sich durch die Planung und Durchführung gesamtstrategischer Maßnahmen zur Gesundheitsförderung in intersektoraler Zusammenarbeit unter Einbezug von Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft aus [6].
Planungstools können hier fachlich und prozessorientiert unterstützen. Sie sind digitale oder analoge Tools, Leitfäden, Handlungsempfehlungen, Baukästen oder Arbeitshilfen, die den Aufbau von Strukturen, die Vernetzung, Analyse sowie Maßnahmenplanung systematisch unterstützen. Planungstools können die Entwicklung lebensweltübergreifender Strategien zur Stärkung gesundheitlicher Chancengerechtigkeit unterstützen [7].
Bisher gab es jedoch für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) und die kommunale Praxis keine wissenschaftlich aufbereitete Übersicht aktuell verfügbarer Tools für die kommunale Gesundheitsförderung, insbesondere der Entwicklung und systematischen Stärkung integrierter kommunaler Strategien [7]. Diesem Forschungsbedarf wird im Artikel begegnet. Ziel ist es, die methodische Herangehensweise zur Identifikation von Planungstools auf nationaler und internationaler Ebene zu skizzieren und die identifizierten Tools anhand dessen ergänzend zur vorliegenden Handreichung „Planungstools für den Aufbau integrierter kommunaler Strategien in der Gesundheitsförderung“ [7] darzustellen.
Methodik
Zur Identifikation aktuell verwendeter Planungstools für den Aufbau integrierter kommunaler Strategien zur Gesundheitsförderung wurde zunächst ein Rapid Review durchgeführt [8], [9]. Eingeschlossen wurden Planungstools, wenn sie Aspekte integrierter Gesundheitsplanung beinhalteten und mindestens die Phasen des Netzwerk- und Strukturaufbaus, der Analyse sowie der Maßnahmenplanung umfassten [10]. Ausgeschlossen wurden potenzielle Planungstools, wenn sie u.a. keine Entwicklung integrierter kommunaler Strategien ermöglichten, weiterführende Informationen zu den genannten Tools weder auf Englisch noch auf Deutsch verfügbar waren, oder es sich nicht um ein Planungstools handelt, welches einen gesamtstrategischen Planungsprozess umfasst.
Anschließend wurden leitfadengestützte Expert*inneninterviews [11], [12], [13] zur Identifikation zusätzlicher praxisrelevanter Tools durchgeführt. So sollten ergänzende Tools identifiziert werden, die gegebenenfalls nicht in wissenschaftlicher Fachliteratur publiziert worden sind. Mithilfe leitfadengestützter semi-strukturierter Interviews [14] wurden zwölf Expert*innen aus verschiedenen intersektoralen Arbeitsfeldern auf Ebenen von Kommune, Land, Bund und Wissenschaft befragt. Ihre Arbeitsfelder umfassten die kommunale Gesundheitsförderung und gesundheitliche Chancengleichheit sowie Stadtentwicklung und -planung. Die Auswertung der Interviews erfolgte anhand einer qualitativen Inhaltsanalyse [15].
Abschließend erfolgte die Integration der Daten und Aufbereitung der Planungstools anhand eines festgelegten Kategoriensystems [7].
Ergebnisse
Nach dem Screening von Titeln und Abstracts sowie der Volltexte und den darauffolgenden Ausschlüssen ergab das Rapid Review 21 eingeschlossene Publikationen (Abbildung 1).
![Abbildung 1: Flow Chart zum Rapid Review (Eigene Darstellung nach [16]).](/document/doi/10.1515/pubhef-2025-0082/asset/graphic/j_pubhef-2025-0082_fig_001.jpg)
Flow Chart zum Rapid Review (Eigene Darstellung nach [16]).
Im Rahmen der Analyse der Expert*inneninterviews wurden 119 Aussagen zu potenziellen Planungstools codiert. Davon wurden 22 Tools durch Heranziehen der Ein- und Ausschlusskriterien eingeschlossen. Die im Rahmen des Rapid Reviews und der Interviews identifizierten Tools wiesen zehn Duplikate auf. Dementsprechend konnten insgesamt 36 Planungstools identifiziert werden.
Tabelle 1 präsentiert alle 36 identifizierten Planungstools für den Aufbau integrierter kommunaler Strategien in der Gesundheitsförderung. In der Handreichung [7] sind weiterführende Informationen zu jedem Tool zu finden, während hier eine grobe Idee zum Inhalt jedes Tools präsentiert wird. Zudem ist in der Tabelle farblich codiert, welche Tools durch Interviews (I), Rapid Review (R) oder anhand beider Methoden (B) identifiziert wurden.
Zusammenfassung der Ergebnisse - Planungstools für den Aufbau integrierter kommunaler Gesundheitsförderung.
| Planungstool (Herausgegeben von) |
Inhalt | Anwendung in | Datum / zuletzt aktual. | I |
| R |
||||
| B | ||||
| Werkzeugkästen | ||||
| Community Tool Box (Center for Community Health and Development, University of Kansas) |
Die Community Toolbox ist eine Übersichtsplattform, die verschiedene Ressourcen, Materialien und Tools anbietet die bei der Planung, Umsetzung und Evaluation von kommunalen Projekten unterstützen. | USA | 2025 | |
| Components Among Community Health Assessment and Community Health Improvement Planning Models (University of Texas Medical Branch) |
11 Prozessphasen mit Vorschlägen für die Anwendung von Tools und Modellen | USA | 2017 | |
| Gemeinsam Caring Communities für ein gutes Leben im Alter aufbauen. Eine Toolbox für Umsetzer*innen (Fonds Gesundes Österreich (FGÖ)) |
Toolbox für den Aufbau von Caring Communities zur mit der Zielgruppe der älteren Menschen. | AT | 2023 | |
| Handbuch zur kommunalen Gesundheits-förderung (LGA Baden-Württemberg) |
„Werkzeugkoffer“ für die Gestaltung von attraktiven, lebenswerten und gesunden Städten und Gemeinden. | DE | 2015 | |
| Impulsgeber Bewegungsförderung - Digitales Planungstool zur Entwicklung einer bewegungsfreundlichen Kommune für ältere Menschen (Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG)) |
Digitales Planungstool zur Entwicklung einer bewegungsfreundlichen Kommune für ältere Menschen. | DE | 2023 | |
| Kontextcheck (Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e. V.) |
Toolbox mit Methodenvorschlägen/-verweisen, Checklisten und Reflexionslisten. | DE | 2021 | |
| Quint-essenz (Gesundheitsförderung Schweiz) |
Plattform für Programme und Projekte in der Gesundheitsförderung inkl. Qualitätskriterien, Glossar, Thementexte und Instrumente. | CH, DE | 2023 | |
| Toolbox Umweltgerechtigkeit (Deutsches Institut für Urbanistik) |
Bietet Definitionen, Hintergrundwissen, Instrumente und Umsetzungstipps zum Thema Umweltgerechtigkeit. | DE | 2023 | |
| Leitfäden | ||||
| Green Infrastructure Planning and Design Guide. Designing nature-rich, healthy, climate-resilient, and thriving places (Natural England) |
Leitfaden mit Empfehlungen für die Planung, Gestaltung, Umsetzung und Verwaltung grüner Infrastruktur. | GB | 2023 | |
| KOMBINE-Manual (Kommunale Bewegungsförderung zur Implementierung der Nationalen Empfehlungen) (Department für Sportwissenschaft und Sport, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg & GKV-Spitzenverband) |
Phasenorientierter Ansatz zur Umsetzung der Nationalen Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung im kommunalen Kontext. | DE | 2021 | |
| Leitfaden Gesunde Stadt. Hinweise für Stellungnahmen zur Stadtentwicklung aus dem Öffentlichen Gesundheitsdienst. (Landesamt für Gesundheit und Arbeitsschutz Nordrhein-Westfalen) |
Leitfaden zur einheitlichen Darstellung von Hintergrundinformationen für eine gesundheitsförderliche Stadtentwicklung. | DE | 2019 | |
| Leitfaden Netzwerkarbeit in der kommunalen Gesundheitsförderung (IN FORM; Quilling, Kolip & Chevalier) |
Checkliste zur qualitätsgesicherten Umsetzung gesundheitsfördernder Projekte. | DE | 2016 | |
| Programmplanung in der gemeindenahen Gesundheitsförderung: Eine Schritt-für-Schritt Anleitung für Gesundheitsförderer (Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit) |
Schritt-für-Schritt Anleitung mit Informationen, Tipps, Checklisten und Praxisbeispielen in der gemeindenahen Gesundheitsförderung. | DE | 2008 | |
| Arbeitshilfen | ||||
| Aktiv werden für Gesundheit - Arbeitshilfen für kommunale Prävention und Gesundheitsförderung (Kooperationsverbund Gesundheitliche Chancengleichheit) |
Sieben Hefte mit Informationen, Tipps und Tools zu Projektentwicklung und Netzwerkaufbau, inhaltlich u.a. zu aktiv älter werden. | DE | 2014 | |
| Arbeitshilfe zur Entwicklung und Implementierung eines Hitzeaktionsplans für Städte und Kommunen (Arbeitsgruppe Klimawandel und Gesundheit, Public Health Zentrum Fulda, Hochschule Fulda) |
Zusammenfassung grundlegender Erkenntnisse aus Materialien, Empfehlungen und Handlungsanleitungen anderer Projekte und Modelle zu Klima. | DE | 2023 | |
| Communities That Care (CTC) (University of Washington; Landespräventionsrat Niedersachsen) |
Entwicklung kommunaler Aktionspläne durch sektorübergreifende Zusammenarbeit zur Förderung der Jugendgesundheit. | USA/ DE |
2024 | |
| Handbuch „Präventionsketten konkret! Ein kompetenzorientiertes Handbuch zur Koordination von integrierten kommunalen Strategien“ (Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e. V.) |
Praxisnahes Wissen zur Entwicklung, Umsetzung und Reflexion von Präventionsketten in verschiedenen Handlungsfeldern. | DE | 2022 | |
| Health Equity Assessment Tool (HEAT) (Office for Health Improvement & Disparities (GOV.UK)) |
Fragen und Aufforderungen, die dabei unterstützen, gesundheitliche Ungleichheiten bzgl. geplanter Maßnahmen zu bewerten und herauszufinden. | GB | 2024 | |
| Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzepte in der Städtebauförderung. Eine Arbeitshilfe für Kommunen (Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen) |
Empfehlungen für die Erarbeitung und Umsetzung des informellen Instruments ISEK, Ansatzpunkte zur Optimierung ressortübergreifender Zusammenarbeit. | DE | 2023 | |
| KLIC Gesundheit 2050 - Klimaresilienz-Check für Gemeinden & Regionen (Gesundheit Österreich GmbH (GÖG), Kompetenzzentrum Klima und Gesundheit) |
Klimaanpassungsmaßnahmen in den Bereichen Gesundheit- und Pflegeversorgung gemeinsam mit der Bevölkerung vor Ort entwickeln und priorisieren. | AT | 2023 | |
| Kooperative Projektplanung (Rütten (aufgegriffen durch Aktion Mensch)) |
Kooperative Planung von Projekten anhand von 5 Schritten. | DE | 1997 | |
| The Community Transformation Map (CTM) (Institute for Healthcare Improvement, Robert Wood Johnson Foundation) |
40 Items zur Planung und Bewertung von strukturellen Veränderungsprozessen zur Verbesserung der Gesundheit in der Gemeinschaft. | USA | 2021 | |
| Planungshilfen | ||||
| Community Engagement Framework (CEF) for Community Assessment and Improvement Planning (Boise State University, USA; Lillian Smith) |
Umfasst Beteiligung, Zusammenarbeit und Kommunikation, basierend auf den 5 Komponenten Organisieren, Bewerten, Prioritäten setzen und anpassen, Handeln und Evaluieren. | USA | 2017 | |
| Fachplan Gesundheit (Landesamt für Gesundheit und Arbeitsschutz Nordrhein-Westfalen) |
Informelles Planungsinstrument des ÖGD auf kommunaler Ebene, das durch strukturierte Bedarfserhebung und Maßnahmenplanung dazu dient, gesundheitsbezogenes Handeln systematisch, verbindlich und koordiniert in die Stadt- und Regionalentwicklung einzubinden. | DE | 2012 | |
| Gemeinsam planen für eine gesunde Stadt - Empfehlungen für die Praxis (Umweltbundesamt) |
Fachbroschüre zu Gesundheit im Kontext von gesundheitlicher Ungleichheit und Umweltgerechtigkeit, inkl. Potentialen für Gesundheit in der Stadtplanung. | DE | 2022 | |
| Health Impact Assessment (WHO) |
Untersuchung potenzieller Gesundheitseffekte geplanter Maßnahmen. | int.* | 1999 | |
| Multi-methodological Assessment Framework Walkability (Politecnico di Torino) |
Erhebungsinstrument für die Bewertung der objektiven und subjektiven Dimensionen der Walkability. | IT | 2020 | |
| Planning for Real (Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT)) |
Gemeinwesenorientiertes Planungsverfahren für Wohnumgebungen, bestehend aus 8 Phasen. | AT | 2021 | |
| Population dose methodology (Dose) (Kaiser Permanente) |
Tool zum Vergleich von Auswirkungen verschiedener Strategien auf deren Wirkung und Reichweite. | USA | 2018 | |
| Scenario planning for community development (Nguyen, Nguyen-Viet, Pham-Duc & Wiese) |
Kommunikationsinstrument zur Ermittlung und Priorisierung von Handlungsoptionen für die Lösung von (u.a. gesundheitsförderlichen) Problemen in Gemeinden. | VN | 2014 | |
| The Biocultural Diversity (BCD) Tool (EU-Projekt GREEN SURGE) |
Forschungs- und Entscheidungshilfeinstrument für die Planung und Verwaltung grüner Infrastrukturen. | PT | 2021 | |
| Integrierte Monitoring Tools (digital oder analog) | ||||
| Dresdner Gesundheitsindex “Resilient” (Landeshauptstadt Dresden Amt für Gesundheit und Prävention) |
Kleinräumiges Monitoring zu Gesundheit, Verhalten und Versorgung durch die Kombination verschiedener Indikatoren. | DE | 2025 | |
| StadtRaumMonitor (Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG)) |
Online-Tool und Gesprächsleitfaden mit Leitfragen zur Bewertung von sektorübergreifenden Lebensbereichen durch die Bevölkerung | DE | 2023 | |
| STANDORTANALYSE zur Stärkung der Gesundheitskompetenz und klimasensiblen Gesundheitsförderung im Sozialraum (Hochschule Esslingen & HAG-Kontor gGmbH) |
Planungs- und Reflexionsinstrument, bestehend aus einem Tableau und sechs Themenfeldern mit zugehörigen Fragekarten. | DE | 2020 | |
| Kommunales kleinräumiges Monitoring-Instrument UWE – „Umwelt, Wohlbefinden und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen in Kommunen“ (Familiengerechte Kommune e.V. & Ruhr-Universität Bochum, Zentrum für interdisziplinäre Regionalforschung (ZEFIR)) |
Monitoring-Instrument zur Ermittlung des Wohlbefindens sowie der stärkenden und schützenden Ressourcen von Jugendlichen. | DE | 2019 | |
*Das Health Impact Assessment wird international in vielen Ländern, u.a. GB, AT, NL, IR, S, DE, AU, USA, NS angewendet.
Alle eingeschlossenen Tools umfassen Ansätze von Planung, Strukturbildung, Vernetzung sowie intersektoraler Zusammenarbeit. Zudem schließen 33 der 36 Tools partizipative Elemente ein [7].
In den Interviews wurde deutlich, dass verschiedene Arten von Planungstools wie Arbeits- und Planungshilfen, Leitfäden, Monitoring-Tools und Werkzeugkästen vorliegen und differenziert werden sollten. Für die Einordnung ist zudem wichtig, dass es sich bei allen identifizierten Tools um informelle (d.h. nicht rechtlich formalisierte, standardisierte und nicht verbindlich anzuwendende [17]) Instrumente handelt.
Diskussion
Im Rahmen der Erarbeitung der Übersicht der Planungstools, insbesondere während des Einbezugs von Expert*innen mit interdisziplinärem Fachwissen, wurde deutlich, dass das Verständnis des Begriffs „Planungstool“ je nach Fachbereich mitunter stark variiert. Daher sollte auch künftig stets eine Begriffsklärung als Ergänzung zur präsentierten Übersicht erfolgen.
Bei der Anwendung internationaler Tools sollte bedacht werden, sie für den Kontext vor Ort zu adaptieren. Das Einbinden internationaler Planungstools in der Forschung ist relevant, da so an den internationalen Kontext angeknüpft und Beispiele guter Praxis in den deutschsprachigen Kontext transferiert oder bestehende Tools auf dieser Grundlage weiterentwickelt werden können. Ein Beispiel für eine Adaption eines Planungstools aus dem internationalen Kontext stellt der StadtRaumMonitor dar [18].
Fazit und Ausblick
Planungstools in der kommunalen Gesundheitsförderung haben zum Ziel, den Gesundheitsförderungsprozess entlang des Public Health Action Cycle (PHAC) zu gestalten und zu optimieren. Der Aufbau integrierter kommunaler Strategien wird hierbei in intersektoraler Zusammenarbeit im Sinne des Health in All Policies-Ansatzes umgesetzt. Eine ausdifferenzierte Übersicht über die 36 identifizierten Planungstools für die Anwendung in der Praxis ist seit Anfang 2025 auf der Homepage des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit (BIÖG) verfügbar. Die Einordnung der Tools erfolgte anhand von Kriterien (z.B. Niederschwelligkeit, Praxistauglichkeit, erforderliche Ressourcen zur Umsetzung), die durch Praxisakteur*innen entwickelt wurden. Digital soll auf den Seiten des BIÖG künftig zudem für interessierte Anwendende die Möglichkeit bestehen, durch Filterfunktionen individuell geeignete Tools zu identifizieren und Erfahrungsberichte auszutauschen.
Im Rahmen transformativer Forschung sollten anwendende Kommunen künftig evaluativ begleitet werden, um die Anwendbarkeit der Übersicht zu untersuchen und Förderfaktoren bei der Anwendung von Planungstools zu identifizieren.
Autorenerklärung
Autorenbeteiligung: Alle Autoren tragen Verantwortung für den gesamten Inhalt dieses Artikels und haben der Einreichung des Manuskripts zugestimmt. Finanzierung: Das Projekt wurde gefördert durch das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit. Interessenkonflikt: Die Autoren erklären, dass kein wirtschaftlicher oder persönlicher Interessenkonflikt vorliegt. Ethisches Statement: In Übereinstimmung mit der Deklaration von Helsinki wurden die Teilnehmer über das genaue Verfahren der Studie informiert und haben freiwillig teilgenommen. Alle Teilnehmer gaben ihre Zustimmung und die Daten wurden anonymisiert verarbeitet.
Author Declaration
Author contributions: All authors have accepted responsibility for the entire content of this submitted manuscript and approved submission. Funding: The project received funding by the Federal Institute of Public Health. Conflict of interest: Authors state no conflict of interest. Ethical statement: In accordance with the Helsinki Declaration, the participants were informed about the exact procedure of the study and took part voluntarily. All participants gave their approval and data were processed in anonymised form.
Literatur
1. Bucksch J, Schlicht W, Herausgeber. Kommunale Gesundheitsförderung: Ein Debattenanstoß zu einer policy-orientierten Transformation der Kommune zur ökologischen Resilienz. Berlin, Heidelberg: Springer, 2023.10.1007/978-3-662-67720-9Search in Google Scholar
2. Quilling E, Leimann J. Prävention und Gesundheitsförderung in Kommunen. In: Hurrelmann K, Richter M, Stock S, Herausgeber. Referenzwerk Prävention und Gesundheitsförderung Grundlagen, Konzepte und Umsetzungsstrategien. Bern: Hogrefe, 2024:447–62.Search in Google Scholar
3. Köckler H, Geene R. Gesundheit in allen Politikfeldern / Health in All Policies (HiAP). In: Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit, Herausgeber. Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten. Köln: Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit, 2022.Search in Google Scholar
4. Richter-Kornweitz A, Holz G, Kilian H. Präventionskette – Integrierte kommunale Gesamtstrategie zur Gesundheitsförderung und Prävention. In: Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit, Hsrg. Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. Köln: Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit, 2023.Search in Google Scholar
5. WHO. Health in all policies: Helsinki statement. Framework for country action. Geneva: World Health Organization, 2014:21.Search in Google Scholar
6. Quilling E, Leimann J, Tollmann P. Kommunale Gesundheitsförderung. In: Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit, Herausgeber. Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. Köln: Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit, 2022.Search in Google Scholar
7. Tollmann P, Baus M, Rangnow P, Schönfeld I, Rossenbach T, Quilling E. Planungstools für den Aufbau integrierter kommunaler Strategien in der Gesundheitsförderung - Handreichung. Köln: Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit, 2025Search in Google Scholar
8. Garritty C, Gartlehner G, Nussbaumer-Streit B, King VJ, Hamel C, Kamel C, et al. Cochrane Rapid Reviews Methods Group offers evidence-informed guidance to conduct rapid reviews. J Clin Epidemiol 2021;130:13–22.10.1016/j.jclinepi.2020.10.007Search in Google Scholar PubMed PubMed Central
9. Garritty C, Hamel C, Trivella M, Gartlehner G, Nussbaumer-Streit B, Devane D, et al. Updated recommendations for the Cochrane rapid review methods guidance for rapid reviews of effectiveness. Br Med J 2024;384:e076335.10.1136/bmj-2023-076335Search in Google Scholar PubMed
10. Quilling E, Kuchler M, Leimann J, Mielenbrink V, Terhorst S, Tollmann P, et al. Koordination kommunaler Gesundheitsförderung. Entwicklung eines Aufgaben- und Kompetenzprofils. Ergebnisbericht. Berlin: GKV-Spitzenverband, 2021.Search in Google Scholar
11. Gläser J, Laudel G. Herausgeber. Experteninterviews und qualitative Inhaltsanalyse als Instrumente rekonstruierender Untersuchungen., Bd. 4. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2010.10.1007/978-3-531-91538-8Search in Google Scholar
12. Bogner A, Littig B, Menz W, Herausgeber. Interviews mit Experten: eine praxisorientierte Einführung (Qualitative Sozialforschung). Wiesbaden: Springer VS, 2014.10.1007/978-3-531-19416-5Search in Google Scholar
13. Przyborski A, Wohlrab-Sahr M, Herausgeber. Qualitative Sozialforschung. Ein Arbeitsbuch, Bd. 4. München: De Gruyter, 2014.10.1524/9783486719550Search in Google Scholar
14. Helfferich C. Leitfaden- und Experteninterviews. In: Baur N, Blasius J, Herausgeber. Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden, 2019:669–86.10.1007/978-3-658-21308-4_44Search in Google Scholar
15. Kuckartz U, Herausgeber. Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung, Bd. 4. Weinheim: Beltz Verlagsgruppe, 2018.Search in Google Scholar
16. Page MJ, McKenzie JE, Bossuyt PM, Boutron I, Hoffmann TC, Mulrow CD, et al. The PRISMA 2020 statement: an updated guideline for reporting systematic reviews. Br Med J 2021;71:n71.10.1136/bmj.n71Search in Google Scholar PubMed PubMed Central
17. Danielzyk R, Sondermann M, Herausgeber. Handwörterbuch der Stadt- und Raumentwicklung. Ausgabe 2018. Akademie für Raumforschung und Landesplanung. Hannover: Akademie für Raumforschung und Landesplanung, 2018.Search in Google Scholar
18. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Joint Action Health Equity Europe: Abschlussbericht 2018-2021. BZgA, 2021.Search in Google Scholar
©2025 Patricia Tollmann et al., published by De Gruyter, Berlin/Boston
This work is licensed under the Creative Commons Attribution 4.0 International License.
Articles in the same Issue
- Frontmatter
- Editorial
- Modelle, Konzepte, neue Wege der Primärversorgung in Deutschland
- NAVIGATION – für eine neue Primärversorgung
- Gemeinsam die öffentliche Gesundheit stärken: Gesundheitskiosk und Gesundheitsamt in der Städteregion Aachen
- Gesundheit gemeinsam gestalten: Ein Verbund von sozialem Träger, ÖGD und Arzt-Praxen
- Community Health Nurses – Arbeitsteilung neu denken
- Gemeindepsychiatrische Verbünde - Versorgungsgemeinschaft mit Verbindlichkeit
- Sozialberatung in der Hausarztpraxis
- Das Soziale Rezept - eine Brücke zwischen medizinischer Versorgung und sozialen Angeboten in der Nachbarschaft
- Populationsbezogene Prävention in der Praxis
- Gesundheitsfachkräfte im Quartier in Bremen und Bremerhaven
- „Veddel, wie geht´s?“ - eine Bedarfserhebung für die Primärversorgung
- Initiative Deutscher Forschungspraxennetze DEGAM-ForNet
- Aufbau integrierter kommunaler Strategien in der Gesundheitsförderung – Eine Studie zur Identifikation von Planungstools
- Integriertes Handlungskonzept Gesundheitsförderung in Trier-Saarburg
- Gesundheit und Klimaanpassung integriert: Weiterentwicklung des StadtRaumMonitors
- Rolle von Ärzt:innen in der psychotherapeutischen Versorgung
- Mpox – die Rolle des ÖGD in der gesundheitlichen Versorgung
- Der Pakt für den ÖGD – Gegenwart und Zukunft
- Public Health Infos
Articles in the same Issue
- Frontmatter
- Editorial
- Modelle, Konzepte, neue Wege der Primärversorgung in Deutschland
- NAVIGATION – für eine neue Primärversorgung
- Gemeinsam die öffentliche Gesundheit stärken: Gesundheitskiosk und Gesundheitsamt in der Städteregion Aachen
- Gesundheit gemeinsam gestalten: Ein Verbund von sozialem Träger, ÖGD und Arzt-Praxen
- Community Health Nurses – Arbeitsteilung neu denken
- Gemeindepsychiatrische Verbünde - Versorgungsgemeinschaft mit Verbindlichkeit
- Sozialberatung in der Hausarztpraxis
- Das Soziale Rezept - eine Brücke zwischen medizinischer Versorgung und sozialen Angeboten in der Nachbarschaft
- Populationsbezogene Prävention in der Praxis
- Gesundheitsfachkräfte im Quartier in Bremen und Bremerhaven
- „Veddel, wie geht´s?“ - eine Bedarfserhebung für die Primärversorgung
- Initiative Deutscher Forschungspraxennetze DEGAM-ForNet
- Aufbau integrierter kommunaler Strategien in der Gesundheitsförderung – Eine Studie zur Identifikation von Planungstools
- Integriertes Handlungskonzept Gesundheitsförderung in Trier-Saarburg
- Gesundheit und Klimaanpassung integriert: Weiterentwicklung des StadtRaumMonitors
- Rolle von Ärzt:innen in der psychotherapeutischen Versorgung
- Mpox – die Rolle des ÖGD in der gesundheitlichen Versorgung
- Der Pakt für den ÖGD – Gegenwart und Zukunft
- Public Health Infos