Band 76, Heft 3 - Themenheft: Was bedeutet Nizäa heute?

Zusammenfassung Das Konzil von Nizäa (325) ist ein bemerkenswerter, aber schwieriger Meilenstein der Geschichte des Christentums: Kirche und Kaiser fanden zusammen, Recht wurde in verbindliche Kanones gefasst, und ein Bekenntnis statuierte rechte und verdammte falsche Lehre. Blickt man nicht nur auf die Lösungen, sondern auf die Probleme, denen sich die Beteiligten stellten, erscheint das Konzil als Experiment im Übergang in eine neue Zeit, das auch für die heutige Ökumene anregend sein kann.

Zusammenfassung Der Beitrag wirft zwei Schlaglichter auf die Relevanz des nizäno-konstantinopolitanischen Glaubensbekenntnisses in der gegenwärtigen römisch-katholischen Kirche. So hat das Bekenntnis in der Sonn- und Hochfesttagsliturgie liturgierechtlich einen festen Platz; die Praxis spiegelt dies jedoch nur eingeschränkt wider. Die christologischen Lehraussagen Nizäas waren dagegen in der jüngeren Vergangenheit Grundlage lehramtlicher Interventionen durch die Glaubenskongregation. Diese Interventionen werden kurz vorgestellt und in die neuere christologische Diskussion in der akademischen katholischen Theologie eingeordnet.

Zusammenfassung Das Konzil von Nizäa prägt die liturgische Praxis der anglikanischen Kirchen durch die regelmäßige Anwendung des nizänischen Glaubensbekenntnisses bei der Abendmahlsfeier. Die synodalen und provinzialen Strukturen der Anglikanischen Gemeinschaft sowie die Beteiligung von mindestens drei Bischöfen bei einer Bischofsweihe beziehen sich ebenfalls auf Nizäa. Beim „nizänischen Glauben“ der anglikanischen Kirchen handelt es sich allerdings meistens um einen trinitarischen Glauben ohne die Betonung der Präexistenz des Sohnes.

Zusammenfassung Das Konzil von Nizäa hat für die Praxis evangelischer Landeskirchen in Gestalt des Nicaeno-Constantinopolitanum eine bis heute prägende Bedeutung. Neben dem Apostolikum gilt es als das wichtigste Glaubensbekenntnis und begegnet als solches in verschiedenen Praxisfeldern (Glaubenslehre, Kirchenrecht, Kirchenjahr, Gottesdienst). Relevant ist es vor allem in ökumenischen Zusammenhängen. Hierzulande dürfte es am ehesten durch musikalische Kompositionen wie die h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach bekannt sein.

Zusammenfassung In der Praxis der Freikirchen kommt das Bekenntnis von Nizäa im Wortlaut üblicherweise nicht vor, in der Aussageabsicht aber durchaus. Das wird vor allem in der Feier des Gottesdienstes deutlich. Um dies zu zeigen, wird der Gemeindegesang, die Praxis des persönlichen Zeugnisses und der Bibelgebrauch untersucht. Abschließend wird die Praxis des für Freikirchen typischen nichtliturgischen Gottesdienstes mit seiner Betonung der erfahrbaren Gegenwart Gottes auf seinen Beitrag zur Ökumene hin befragt.

Zusammenfassung Der Beitrag geht von der Voraussetzung aus, dass Glauben keine unmittelbare Selbstgewissheit kennt, sondern deshalb der Selbstvergewisserung bedarf. Dies geschieht immer im zeitlichen Kontext. Die Bedeutung des Konzils von Nicäa liegt einerseits darin, dass hier Traditionsbearbeitung und Gegenwartstheologie aufeinandertreffen. Dies macht eine Spannung aus. Auch die lutherische Theologie lässt sich mit dem Begriff der Spannung umschreiben. Diese zu bewahren, ist auch heute lutherischer Lehre angeraten.

Zusammenfassung Der vorliegende Beitrag umfasst drei aufeinander aufbauende Teile. Erst wird die Neuscholastik mit dem Ersten Vatikanischen Konzil, dann das Zweite Vatikanische Konzil behandelt. Abschließend sollen vom Konzil angestoßene, aktuelle Debatten vorgestellt werden. Die im Folgenden vertretene These lautet, dass die Stärkung des Papsttums durch das Erste Vatikanische Konzil bis in die Gegenwart weiterwirkt.

Zusammenfassung Dieser Beitrag geht der Fragestellung nach, wie die Anhänger der neo-pentekostalen Bewegung das Verhältnis der göttlichen Personen innerhalb der Trinität verstehen. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass das im nizänischen Bekenntnis im Hinblick auf das Verhältnis von Sohn und Vater definierte homoousios in der neo-pentekostalen Trinitätslehre lediglich eine untergeordnete Rolle spielt, indem die Wesenseinheit der göttlichen Hypostasen kein zentrales Merkmal dieser Theologie darstellt.

Zusammenfassung Der Beitrag diskutiert Fragen der Einheit und Gemeinschaft der Kirche anhand des täuferischen „Schleitheimer Bekenntnisses“. Dieses diskutiert weder dogmatische Inhalte noch ethische Verhaltensregeln, sondern die konstitutiven Praktiken der Kirche als Gemeinschaft. Diese ist nicht-souverän, nie definitiv gegeben, sondern erhält brüchige Stetigkeit durch die Wiederholung in sich immer unvollständiger Praktiken. Auch heute müssen Kirchen (und Demokratien) mit Brüchigkeit und Pluralität umgehen. Ihre Existenz basiert nicht auf statischer Souveränität, sondern auf beständiger Aushandlung und Behauptung.

Zusammenfassung Die Orthodoxie kennt kein Magisterium im westlichen Sinne. Das eröffnet geistliche Freiheit, birgt aber auch Gefahren. Der Artikel beschreibt strukturelle Grenzen lehramtlicher Autorität in der slawischen Orthodoxie, liturgischen Konservatismus und Herausforderungen theologischer Reformen im Kontext aktueller kirchlicher Spannungen.