Zusammenfassung:
Als Stipendiat von Bibliothek International (BI) und dem Goethe-Institut New York habe ich im November 2014 die USA besucht. Der Bericht zum Thema Lobbying für eBooks in Öffentlichen Bibliotheken gibt Einblicke in verschiedene Segmente, in denen amerikanische Bibliotheken Lobbyisten für eBooks (und andere digitale Inhalte) sind. Die Projekte ReadersFirst und LibrarySimplified können auch von deutschen Bibliotheken ideell unterstützt werden und sind als Grundlage für eine gemeinsame Position der deutschen Bibliotheken gegenüber Verlagen und Aggregatoren hilfreich.
Abstract:
Aided by a grant of Bibliothek International (BI) and the Goethe-Institut New York I visited the USA in November 2014. My report about Lobbying for ebooks in public libraries gives insight into various segments in which American libraries act as lobbyists for ebooks (and other digital contents). It is also possible for German libraries to support the ReadersFirst and LibrarySimplified projects in non-material ways. These projects are useful as a basis of a common position of the German libraries when dealing with publishers and suppliers of licences.
1 Das Stipendium
Bibliothek International[1] (BI) und das Goethe-Institut New York[2] schreiben jährlich ein Stipendium mit wechselnden Themen aus. 2014 lautete das Thema „Lobbying für eBooks in Öffentlichen Bibliotheken“. Nach Absprache mit meiner Familie und der Genehmigung meines Dienstherrn für die Freistellung konnte ich mich Ende März bewerben. Ich habe mich sehr gefreut, im Juni aus dem Goethe-Institut New York zu hören: „Sie sind unser Librarian in Residence. Wir freuen uns auf Ihr Kommen.“ Das Goethe-Institut New York wählte den Zeitraum 25. September bis 21. November aus und versorgte mich mit Unterlagen zur Situation der amerikanischen Bibliotheken und Verlage. Eine Veranstaltungsübersicht, Kontakte zu Verlegern und der New York Public Library halfen mir bei der Vorbereitung. Um möglichst viele unterschiedliche Akteure auf dem amerikanischen eBook-Markt kennenzulernen, entschied ich mich, nicht nur in New York zu residieren. Den Auftakt bildete am 25. Oktober 2014 der deutsch-amerikanische Workshop „The Word Electric“. Vom 27. Oktober bis zum 29. Oktober nahm ich an der Tagung „Internet Librarian“ in Monterey teil und besuchte vom 2. November bis zum 7. November die Cuyahoga County Library, Cleveland Library und Overdrive Inc. Nach der Rückkehr nach New York konnte ich viele Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen in der New York Public Library, der Brooklyn Library und in mehreren kleinen Verlagen führen. Große Verlage zeigten leider kein Interesse.
Die Eindrücke und Berichte von einzelnen Veranstaltungen habe ich im Blog des Goethe-Instituts[3] und in einem privaten Reiseblog[4] festgehalten. Dieser Bericht fasst Eindrücke zu verschiedenen Themenkomplexen zusammen.
2 Lobbying – oder wie können Bibliotheken Einfluss ausüben?
Der Brockhaus beschreibt Lobbyismus als eine Form der Interessensvertretung. Auch wenn der Begriff nicht ausschließlich positiv besetzt ist, wird doch einem Lobbyisten unterstellt, etwas Positives für seine „Auftraggeber“ zu bewirken. Die Bibliothek ist unter anderem Lobbyist für einen freien Zugang zu öffentlich verfügbaren Inhalten – unabhängig vom Format. Die Einflussnahme der Öffentlichen Bibliotheken sehe ich auf verschiedenen Ebenen. Zum einen die Interessensvertretung gegenüber den Kundinnen und Kunden der Bibliothek: Sie sollen im Rahmen der Vermittlung von Informationskompetenz den Umgang mit eBooks kennenlernen. Dazu gehören ein entsprechendes digitales Angebot der Bibliothek, die Aus- und Fortbildung der Mitarbeitenden sowie die Beratung der NutzerInnen im Umgang mit digitalen Werken und mobilen Geräten.
Zum anderen versuchen Bibliotheken auf Urheber und Verlage Einfluss zu nehmen, damit sie digitale Werke zur Ausleihe an ihre NutzerInnen überhaupt erst erwerben können. Dies ist ungleich schwerer, weil viele Verlage und Aggregatoren nicht das Gespräch mit Öffentlichen Bibliotheken suchen. Als Teil des Literaturbetriebes kann die Bibliothek auch Interessensvertretung der SchriftstellerInnen, der Kreativen sein. So kann sie Werken von Independent-AutorInnen, die im konsum- und profitgeprägten Wirtschaftsprozess nicht verlegt werden, eine Plattform bieten.
3 Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Auch in den USA stehen die Bibliotheken vor den gleichen Herausforderungen wie ihre deutschen KollegInnen: Technik muss erklärt werden. Es gibt viele NutzerInnen, die nicht selbstverständlich mit eReadern, Tablets, Computern, Adobe-, Apple- und Google-ID und weiteren Identitäten umgehen können. Ebenso muss das Bibliotheksteam im Umgang mit den neuen Medien geschult werden.
Viele amerikanische Bibliotheken klagen über die Reduzierung finanzieller und personeller Ressourcen, die aber aus deutscher Sicht immer noch vergleichsweise hoch sind. Die Ausleihe der physischen Medien ist in vielen Bibliotheken rückläufig, während die Ausleihe der eBooks und digitalen Medien steigt. Die Cleveland Public Library hatte bereits im September 2014 die Marke von einer Million digitaler Ausleihen erreicht. Der Rückgang der physischen Ausleihen wird durch die Downloads kompensiert. Das digitale Angebot wird gemessen an der Nutzung zur „größten Zweigstelle“. Die digitale Ausleihe liegt nach Schätzungen der amerikanischen KollegInnen zwischen 5 % und 10 %. Ich hatte auf Grund der Verkaufszahlen von eBooks einen höheren Anteil am Bestand und an der Ausleihe erwartet. Da es keine Buchpreisbindung gibt, erhalten Bibliotheken bei physischen Büchern Bibliotheksrabatte bis zu 40 %. eBooks bezeichnen amerikanische Bibliotheken als „teuer“. Da sie hier keine Rabatte erhalten, im Gegenteil oft ein Mehrfaches des Privatkundenpreises zahlen und durch Laufzeitbeschränkungen benachteiligt sind, erwerben sie nur zögerlich digitale Medien. Aber alle KollegInnen sind sich einig: Angebot und Nutzung von eBooks werden zukünftig weiter steigen.
Amerikanische Bibliotheken haben eine wesentlich stärkere Verankerung in ihrer „Community“. Das reicht von Veranstaltungsräumen, in denen der Bürgermeister ein neues Bebauungsgebiet vorstellt oder Wahlkampf macht bis zu Firmenveranstaltungen und Hochzeiten. Selbstverständlich finden auch Lesungen und Veranstaltungen der Bibliothek statt. Die Bibliotheken haben lange Öffnungszeiten, in Zentralbibliotheken und großen Stadtteilbibliotheken auch am Sonntag. In der Cuyahoga County Library kann man seinen Pass beantragen oder seine Steuererklärung abgeben. Die Nutzung der Bibliotheken ist selbstverständlich kostenlos, ebenso der Internetzugang und die Nutzung von PC-Arbeitsplätzen. Diese sind sehr stark genutzt und müssen in der Regel vorab reserviert werden. Der Internetzugang für Privathaushalte ist zwar vergleichsweise günstig, aber im Volumen limitiert. Daher kommt ein Teil der LeserInnen für den Download eines Hörbuches oder Videos in die Bibliothek, um es dann zu Hause zu nutzen.
„Wer ein eBook lesen will, muss erst einmal lesen können“, ist eine universell gültige Aussage und drückt sich in der Leseförderung in ReaderClubs, ReadingHours und Unterstützung der Eltern bei der Auswahl geeigneter Literatur aus. MakerSpace bezeichnet Möglichkeiten, selbst etwas zu gestalten; z. B. ein Film- und Tonstudio, um einen Beitrag für die nächste Castingshow oder einen VideoClip für YouTube zu produzieren. Bewerbungsgespräche als Skype-Konferenzen sind ebenso selbstverständlich wie der tägliche Blick in die digitale Ausgabe der Lokalzeitung.
4 Nicht jeder der schreibt, ist auch ein Schriftsteller
Nachdem digitale Medien für Bibliotheken deutlich teurer als gedruckte Bücher sind und sich in der Vergangenheit viele große Verlage den Bibliotheken verweigert haben, ist neben der lokalen und regionalen Literatur die „Indie-Szene“ für die Bibliotheken interessant. Hier konnte ich zwei gegensätzliche Tendenzen erkennen:
Zum einen bieten die Independent-AutorInnen interessante und anspruchsvolle Literatur, die in den Verlagsprogrammen der etablierten Verlage nicht zu finden ist. Die AutorInnen sind sehr an einer Aufnahme in das Bibliotheksangebot interessiert, da diese eine Präsenz bei einer potentiellen Zielgruppe bietet und bereits als Qualitätsmerkmal gewertet wird. Sie bieten den Bibliotheken ihre Werke meist kostenlos an. Viele AutorInnen suchen den Austausch mit dem Bibliothekskunden, in dem sie ihre Werke kapitelweise als eBook anbieten und in sozialen Netzen über den Inhalt und den Fortgang der Geschichte diskutieren. JukePop[5] ist ein Aggregator, der das Angebot der Selbstverlage sichtet. Die Bibliotheken entscheiden gemäß ihrem Bestandsprofil, welche Werke in ihrem Katalog verzeichnet werden sollen. Um Missbrauch vorzubeugen, werden die Werke kapitelweise angeboten und sind nur im Browser online lesbar. Die Urheberrechte an den Werken verbleiben bei den AutorInnen, so dass ein eBook auch wieder aus dem Angebot entfernt werden kann. Der Santa Clara County Library District[6] hat mit dieser Form der Kataloganreicherung und der Plattform für lokale AutorInnen gute Erfahrungen gemacht.
Die gegensätzliche Meinung bringt Patrica E. Lowrey aus der Cleveland Public Library zum Ausdruck, wenn sie sagt: „Nicht jeder der schreibt, ist ein Schriftsteller.“ Den neuen Trend Selfpublishing und Indie-Autoren sieht Lowrey nicht als vordringliche Bibliotheksaufgabe. Bibliotheken stehen für Qualität und haben einen Ruf als vertrauenswürdige Einrichtung. Der Aufwand für die Prüfung, ob ein Indie-Autor in das Bibliotheksprofil passt, sei sehr hoch. Sie versteht, dass die Indie-Autoren gerne im Bibliothekskatalog gelistet werden wollen, „das verleiht eine gewisse Reputation“. Die traditionellen Verlage sind stets auf der Suche nach neuen Talenten. Lowrey vertraut auf die Macht des Marktes, dass sich Qualität durchsetzt und dann auch den Weg über das Verlagsangebot in die Bibliothek findet.
5 DigitalRightsManagement
Auch in Amerika ist eines der größten Probleme bei der Nutzung der digitalen Werke das DigitalRightsManagement. Neben dem von Amazon und Adobe genutzten Format sind individuelle Schutzmechanismen in Apps im Einsatz. Overdrive bietet neben der Nutzung innerhalb der eigenen App auch den Download im Adobe- und im Kindle-Format (!) an. Die Zusammenarbeit mit Amazon beschränkt sich auf die USA und wird in Deutschland nicht angeboten. Bemerkenswert ist, dass Overdrive die amerikanischen Hörbuchverlage zu einer Abkehr vom WindowMediaAudio-Format bewegen konnte, da das betagte Format von aktuellen mp3-Playern nicht mehr unterstützt wird. Große Hoffnungen setzt die New York Public Library in das neue DRM von Sony. Da zum Zeitpunkt meines Stipendiums die Verhandlungen noch in einem vertraulichen Stadium waren, erhielt ich noch keine konkreten Informationen.
Große Bibliotheken und Bibliothekssysteme hosten einen Teil ihrer eBooks auf eigenen DRM-Servern, sofern ihnen die Verlage eine Mastercopy des eBooks bereitstellen. Kleinere Verlage erlauben dies, während die Big-Five-Publisher (Hachette, Georg von Holtzbrinck Publishing Group/Macmillan, Penguin Random House, HarperCollins, Simon & Schuster) das ablehnen.
6 Aggregatoren
Der größte Aggregator für Lizenzen für Öffentliche Bibliotheken ist Overdrive[7] . Weitere Anbieter sind zum Beispiel 3M und Baker & Taylor. Oft haben Bibliotheken Lizenzen mehrerer Anbieter im Angebot. Dies ist aber sowohl für die NutzerInnen als auch für das Personal eine Herausforderung. So berichtet eine Kollegin auf der Internet-Librarien-Konferenz, dass sie ein Fortbildungsprogramm für das Team aufgelegt hat, welches die sieben Anbieter digitaler Inhalte in wöchentlichen Lektionen vorstellt. Die Frage, wie lange die NutzerInnen benötigen, um das Angebot zu nutzen, blieb leider unbeantwortet. Analog zu den physischen Medien, die eine Bibliothek ja auch nicht nur in einer Buchhandlung kauft, will die Kollegin keine Abhängigkeit von einem einzigen Anbieter digitaler Werke riskieren.
Overdrive wirbt damit, dass eBooks aus ihrem Angebot häufiger ausgeliehen würden als der gleiche Inhalt bei einem anderen Aggregator. Dies erklärt Overdrive u. a. mit dem hohen Komfort und Funktionsumfang ihrer App und ihres Interportals sowie einem hohen Google-Ranking. Overdrive bietet den Bibliotheken einfache Möglichkeiten, ihre Medien sichtbar zu machen. Zum Beispiel kann die Bibliothek auf Overdrive-Annotationen verlinken. Die Aufrufe dieser Links verstärken dann das hohe Ranking von Overdrive in den Suchmaschinen.
Einige Bibliotheken berichten, dass sie den Kauf von eBooks nahezu komplett auf Aggregatoren verlagert haben, die auch physische Werke anbieten. Durch eine hohe Auftragssumme aus digitalen und physischen Werken und eine nicht vorhandene Buchpreisbindung können sie Rabatte aushandeln, die sie beim Aufteilen der Aufträge auf mehrere Lieferanten nicht erhalten. Problematisch wird auch die Konzentration auf einen Anbieter gesehen, wenn dadurch das reichhaltige Angebot neben den eBooks nicht mehr sichtbar ist. So befürchtet ein Kollege, dass seine NutzerInnen das Bibliotheksangebot mit dem Angebot eines Anbieters gleichsetzen, weil sie nicht mehrere Apps oder Webseiten parallel nutzen.
7 Hardware
eReader spielen heute in den USA im Gegensatz zu Deutschland keine große Rolle mehr. Neben den Kindle-Readern ist der Nook in den Filialen von Barnes & Nobel präsent. Die Brooklyn Public Library kauft keine neuen eReader mehr. Sie bestückt die vorhandenen Geräte mit Werken, die kein DigitalRightsManagement benötigen, und verleiht sie in u. a. an Seniorenheime.
Die Bibliotheken setzen auf Tablets, vor allem, weil hier ihre digitalen Werke in den Apps der jeweiligen Anbieter nutzbar sind. Auch zukünftige Entwicklungen, wie z. B. das Format epub3, werden auf Tablets auf jeden Fall nutzbar sein, während der Einsatz auf eReadern ungewiss ist. Zukünftig erwarten die KollegInnen einen Siegeszug der Phablets[8] , also der Kreuzung aus Smartphone und Tablet, mit der man auch telefonieren kann.
Bibliotheken verleihen überwiegend Tablets. So z. B. die Cedar Rapid Public Library[9] , die nach anfänglich hohen Verlusten Tablets nun nur noch NutzerInnen mit festem Wohnsitz verleiht, die seit mindestens drei Monaten einen Bibliotheksausweis besitzen.
Jezmynne Dene, Director, Portneuf District Library, berichtete in Monterey über ein Programm, das Team mit Tablets und den Bibliotheksangeboten vertraut zu machen. Sie stellte fest, dass eine Stunde „Unterricht“ pro Woche nicht zum gewünschten Ziel führte. Sie konnte mit Hilfe eines Sponsoring-Programms Tablets anschaffen, die dauerhaft an die MitarbeiterInnen ausgegeben werden. Sie können und sollen die Tablets als persönliches Gerät mit ihren privaten Accounts auch in der Freizeit nutzen. Das hat dazu geführt, dass der Umgang mit den Geräten selbstverständlich geworden ist. Die Geräte werden auch in der Bibliothek für Beratungen und Schulungen eingesetzt.
In der New York Public Library gibt es seit Ende 2014 ein Ausleihangebot für mobile Hotspots[10] . NutzerInnen, die zu Hause über keinen Internetzugang verfügen, können sich in der Bibliothek einen HotSpot ausleihen, wenn ihr Benutzerkonto keine offenen Gebühren aufweist. Der Service ist kostenlos. Die Geräte wurden von der Bibliothek angeschafft, die Mobilfunkverträge werden durch verschiedene Mobilfunkanbieter gesponsert.
8 Strategie der New York Public Library
Micah May ist Director of Strategy der New York Public Library (NYPL)[11] . Er ist überzeugt, dass Bibliotheken die Nutzungsmöglichkeiten der digitalen Medien verbessern sowie direkte Beziehungen zur ihren NutzerInnen aufbauen und stärken müssen. Um eine bessere Nutzung der begrenzten Bestände zu erreichen, erscheint ihm der Aufbau einer eigenen eBook-Hosting-Plattform notwendig, statt auf proprietäre Systeme verschiedener Aggregatoren zu vertrauen.
Die NYPL engagiert sich im Projekt ReadersFirst[12] und fordert einen transparenten und offenen Zugang für die Bereitstellung von eContent durch Bibliotheken. Im Projekt LibrarySimplified[13] entwickelt die NYPL eine komplett Open-Source-ebook-basierte App, speziell für die Anforderungen der Bibliotheken. Die iOS-Version wird im Frühsommer 2015 veröffentlicht werden und soll die Nutzung von eContent in nur drei Klicks ermöglichen.
Ausgehend von seinen Gesprächen mit Verlegern, weiß Micah May, dass viele Verlage die Bibliotheken als Erkundungsplattform sehr schätzen und bereit sind, stärker mit ihnen zusammenzuarbeiten. Die NYPL prüft, ob das Simplified Projekt eine eBook-Plattform bieten kann, die den Bibliotheken die vollständige Kontrolle über Inhalte ermöglicht, die sie gekauft hat.
9 Readers First
Die Initiative beschreibt sich auf ihrer Website so:
Damit Bibliotheken auch zukünftig eine Schlüsselfunktion bei der Vermittlung von Informationen für die Allgemeinheit ausüben können, sind die folgenden Grundprinzipien zu befolgen. Die Bibliotheken, die diese Vereinbarung unterzeichnen, verpflichten sich, von ihren Lieferanten die Einhaltung der vereinbarten Normen zu verlangen und diese Anforderungen für den Erwerb von eBooks und anderen digitalen Inhalten mit hoher Priorität einzuhalten. |
Um eine bessere Nutzung für Bibliotheksbenutzer zu erreichen, müssen eContent-Anbieter, Aggregatoren und Provider Produkte anbieten, die den NutzerInnen Folgendes ermöglichen: |
|
Quelle: http://www.readersfirst.org/program [Zugriff: 14.05.2015] (Übersetzung durch den Autor) |
Die Initiative hat den ReadersFirst-Leitfaden für eBook-Lieferanten von Bibliotheken[14] veröffentlicht, der verspricht, „den Bibliotheken das Wissen zu geben, effektivere eBook-Anbieter“ zu werden.
Die Organisation vertritt fast 300 Bibliotheken mit 200 Millionen LeserInnen. Aus Europa nehmen bisher nur die Stadtbibliothek Stockholm[15] und das französische Ministerium für Kultur und Kommunikation[16] an dem Projekt teil. Deutsche Bibliotheken fehlen noch völlig.
10 Library Simplified
Drei Clicks – oder weniger ist das Ziel einer ehrgeizigen Initiative von „Bibliotheken, Bürgern und Programmieren“[17] . Ziel ist eine von Dienstleistern und Anbietern unabhängige Plattform, auf der die Bibliotheken bestimmen können, wie ihre Inhalte angeboten und genutzt werden.
![Abb. 1: Screenshot www.librarysimplified.org [Zugriff: 14.05.2015].](/document/doi/10.1515/bd-2015-0094/asset/graphic/bd-2015-0094-Abb-01.jpg)
Screenshot www.librarysimplified.org [Zugriff: 14.05.2015].
|
Quelle: http://www.librarysimplified.org [Zugriff: 14.05.2015] (Übersetzung durch den Autor) |
Damit die Bibliotheken auf gesicherten Grundlagen gestalten können, hat die Projektgruppe Library Simplified zwei Umfragen[18] zur Nutzung von eBooks durchgeführt. Das Projekt ist Vordenker für bibliothekarische digitale Angebote und deren Programmierung.
11 Fazit
Die Bibliotheken in den USA treten als Lobbyisten in den drei eingangs beschriebenen Bereichen auf:
Vermittlung von digitalen Inhalten und den notwendigen Techniken für Bibliotheksnutzer,
Verhandlungen mit Verlagen und Aggregatoren, um verleihbare Inhalte zu erhalten und diese zukünftig auch selbst zu verwalten,
Integration von Independent-AutorInnen in das Bibliotheksangebot.
Nicht jede Bibliothek engagiert sich in allen Bereichen. Vor allem die Verhandlungen mit Verlagen und Aggregatoren werden durch die großen Häuser, etwa die New York Public Library, übernommen. In die Gestaltung der Zukunft investieren sie viel Zeit und Geld und versprechen, die Ergebnisse mit anderen Bibliotheken zu teilen.
In Deutschland engagieren sich Bibliotheken in erster Linie bei der Vermittlung von digitalen Inhalten und der Nutzung der notwendigen technischen Hilfsmittel. Einige Verlage verweigern sich immer noch den Öffentlichen Bibliotheken. Verhandlungen führen sie nur mit Aggregatoren, die dann die Verlagskonditionen in Angebote umsetzen können oder auch nicht. Die Anzahl der Aggregatoren ist deutlich geringer als in den USA und diese zeigen bisher keine Bestrebungen, direkt mit den Bibliothekskunden in Kontakt zu treten. Eine Independent-Szene wie in den USA gibt es in Deutschland nicht. Somit fehlen das Angebot der Indie-AutorInnen und das Interesse der Bibliotheken, diese in das Bibliotheksangebot einzubinden.
Auch wenn deutsche Öffentliche Bibliotheken kaum die finanziellen und personellen Ressourcen besitzen, eigene Plattformen und Apps zu programmieren, können sie eine Allianz bilden, um ihre Erwartungen gegenüber Verlagen und Aggregatoren zu formulieren und einzufordern. Die Erfahrungen der US-amerikanischen KollegInnen können auf ihre Tauglichkeit für deutsche Bibliotheken bewertet werden.
Als ersten Schritt schlage ich eine Unterstützung der Initiativen ReadersFirst vor. Diese Solidaritätsbekundung ist nicht mit finanziellem Aufwand verbunden und stärkt die Position der Bibliotheken in der Medienlandschaft.
About the author

Eckhard Kummrow, M.A.
Eckhard Kummrow: eckhard.kummrow@hs-rm.de
© 2015 by De Gruyter
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