Eine interaktionistische Perspektive auf Standardisierungsprozesse in der Kinder- und Jugendhilfe: professionelles Handeln bei Kindeswohlgefährdung
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Lars Alberth
Lars Alberth , geb. 1977, ist Diplom-Sozialwissenschaftler und arbeitet seit 2010 im DFGProjekt „Sozialsystem, Kindeswohlgefährdung und Prozesse professioneller Interventionen (SKIPPI)“ an der Bergischen Universität Wuppertal. Er schließt derzeit seine Promotion zur „Fabrikation europäischer Kultur“ ab. Arbeitsschwerpunkte sind die Kultursoziologie, die Soziologie der Kindheit und die Körpersoziologie, insbesondere ethnographische Verfahren.Steffen Eisentraut , geb. 1980, studierte Medien- und Politikwissenschaft und arbeitet seit 2010 im DFG-Projekt „Sozialsystem, Kindeswohlgefährdung und Prozesse professioneller Interventionen (SKIPPI)“ unter der Leitung der Wuppertaler Kindheitssoziologin Prof. Doris BühlerNiederberger. In seiner laufenden Dissertation beschäftigt er sich mit Medienpraktiken von Jugendlichen am Beispiel des Mobiltelefons. Seine Arbeitsgebiete sind Soziologie der Kindheit, Jugendsoziologie, Mediensoziologie, Visuelle Soziologie sowie qualitative Methoden der Sozialforschung.
Abstract
Aktuelle Veränderungen in der Kinderund Jugendhilfe werden in den Diskursen der Sozialpädagogik und der Sozialen Arbeit oftmals in einen Zusammenhang mit zunehmenden Regulierungsund Ökonomisierungstendenzen professionellen Handelns gesetzt. In diesem Beitrag werden Standardisierungsprozesse als interaktiv ausgehandelte Ordnungen konzeptionalisiert und am Beispiel von Fachkräften des Jugendamts, Sozialpädagogen bei freien Trägern sowie (Familien-)Hebammen untersucht. Ausgehend von spezifischen gesetzlich-institutionellen und organisationalen Veränderungen wird der Frage nachgegangen, welche Standardisierungsprozesse bei den genannten Akteuren der Kinder- und Jugendhilfe zu beobachten sind und welche Bedeutung diese aus der Sicht der Beteiligten für professionelle Interventionen haben.
Über die Autoren
Lars Alberth, geb. 1977, ist Diplom-Sozialwissenschaftler und arbeitet seit 2010 im DFGProjekt „Sozialsystem, Kindeswohlgefährdung und Prozesse professioneller Interventionen (SKIPPI)“ an der Bergischen Universität Wuppertal. Er schließt derzeit seine Promotion zur „Fabrikation europäischer Kultur“ ab. Arbeitsschwerpunkte sind die Kultursoziologie, die Soziologie der Kindheit und die Körpersoziologie, insbesondere ethnographische Verfahren.
Steffen Eisentraut, geb. 1980, studierte Medien- und Politikwissenschaft und arbeitet seit 2010 im DFG-Projekt „Sozialsystem, Kindeswohlgefährdung und Prozesse professioneller Interventionen (SKIPPI)“ unter der Leitung der Wuppertaler Kindheitssoziologin Prof. Doris BühlerNiederberger. In seiner laufenden Dissertation beschäftigt er sich mit Medienpraktiken von Jugendlichen am Beispiel des Mobiltelefons. Seine Arbeitsgebiete sind Soziologie der Kindheit, Jugendsoziologie, Mediensoziologie, Visuelle Soziologie sowie qualitative Methoden der Sozialforschung.
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- Beiträge außerhalb des Schwerpunkts
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- Joseph Höffner und der deutsche Neoliberalismus: vorschnelle Vereinnahmungen und unterschätzte Unterschiede
- Abstracts
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