Ersatzkassen und ihre Verbände in der deutschen Sozialgeschichte*
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Eberhard Eichenhofer
Eberhard Eichenhofer , geb. 1950, lehrt Sozialrecht und Bürgerliches Recht. Nach dem Studium der Rechts- und Politikwissenschaft in Tübingen und Saarbrücken 1975-1979 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität des Saarlandes mit Promotion (1979) und Habilitation (1987). Von 1982-1989 war er als Referent am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Sozialrecht in München tätig. Seit 1989 ist er Professor für Bürgerliches und Sozialrecht an der Universität Osnabrück, seit 1997 an der Universität Jena. Wichtigste Publikationen:Sozialrecht (2012, 8. Auflage),Sozialrecht der Europäischen Union (2010, 4. Auflage),Soziale Menschenrechte im Völker-, europäischen und deutschen Recht (2012) undRecht des aktivierenden Wohlfahrtsstaates (2013).
Abstract
Der Beitrag beschreibt die Entstehung und Entwicklung der Ersatzkassen sowie ihres Verbandes, der am 23. Mai 1912 in Eisenach gegründet wurde. Die Krankenkassen entstanden, um zeitgemäße Formen für den Schutz von Arbeitnehmern im Prozess der Industrialisierung und einhergehender Wanderungsbewegungen zu finden. Die Armenfürsorge erwies sich hierfür als unangemessen, da sie auf dem Heimatprinzip beruhte und somit auf die Bürgerinnen und Bürger der sie tragenden Gemeinde beschränkt war. Während die Ortskrankenkassen aus den Gemeinden und die Betriebskrankenkassen aus den Unternehmen hervorgingen, stehen die Ersatzkassen in der Selbsthilfetradition der Arbeiterbewegung. Dies kommt u. a. in ihrer lange aufrechterhaltenen privatrechtlichen Form zum Ausdruck. Eisenach bildet rückblickend einen Kristallisationspunkt der Geschichte deutscher Sozialpolitik.
*Dieser Beitrag beruht auf einer Rede, welche der Autor am 23. Mai 2012 in Eisenach anlässlich des 100-jährigen Bestehens des vdek gehalten hat.
Über den Autor / die Autorin
Eberhard Eichenhofer, geb. 1950, lehrt Sozialrecht und Bürgerliches Recht. Nach dem Studium der Rechts- und Politikwissenschaft in Tübingen und Saarbrücken 1975-1979 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität des Saarlandes mit Promotion (1979) und Habilitation (1987). Von 1982-1989 war er als Referent am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Sozialrecht in München tätig. Seit 1989 ist er Professor für Bürgerliches und Sozialrecht an der Universität Osnabrück, seit 1997 an der Universität Jena. Wichtigste Publikationen: Sozialrecht (2012, 8. Auflage), Sozialrecht der Europäischen Union (2010, 4. Auflage), Soziale Menschenrechte im Völker-, europäischen und deutschen Recht (2012) und Recht des aktivierenden Wohlfahrtsstaates (2013).
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