Die Freiheit nach dem Tod
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Julius Heinicke
Julius Heinicke , Prof. für Kulturpolitik und Inhaber des UNESCO-Lehrstuhls „Cultural Policy for the Arts in Development“ an der Universität Hildesheim. Von 2017-2020 Professor für angewandte Kulturwissenschaften an der Hochschule Coburg. Nach dem Studium der Kultur- und Theaterwissenschaften promovierte er an der Humboldt-Universität zu Berlin über Theater und Politik in Zimbabwe und forschte und lehrte danach am Institut für Theaterwissenschaft der Freien Universität Berlin. 2019 habilitierte er sich mit der Schrift „Sorge um das Offene: Verhandlungen von Vielfalt mit und im Theater“, erschienen im Verlag Theater der Zeit.
Abstract
Das Wissen um den Akt des Sterbens, der stets mit einer Form der Verwandlung oder Transformation des leiblichen Körpers in der Phase des „Danach“ einhergeht, beschert, so die These, der Menschheit seit jeher einen grenzenlosen Raum und kann womöglich als Ursprung jeglichen kulturellen und ästhetischen Ausdrucks gelten. Das „Danach“ bietet aufgrund seiner Dimension des „Nichtwissens“ eine größtmögliche Freiheit an Spekulationen. Der Artikel geht dieser Freiheit nach und beschreibt zunächst die vielfältigen religiösen und politischen Versuche, sie zugunsten der Stärkung eigener Macht und Deutungshoheit zu beschränken. Sodann widmet er sich dem Potenzial künstlerischen, ästhetischen und kulturellen Schaffens, dem Nichtwissen einen Raum zu geben. Gegenwärtig stellt sich jedoch wie Frage, wie die „Freiheit der Kunst“ einerseits geschützt und andererseits ein verantwortungsvoller Umgang mit ihr garantiert werden kann. Dem Paradoxon zwischen ästhetischer Grenzenlosigkeit und gesellschaftlicher Einschränkung kann, so die These, allein das Wissen über das Nichtwissen des „Danach“ begegnen. Mehr noch, es vermag eine für heutige Herausforderungen vielversprechende Wirkmacht zu entfalten, die abschließend anhand von vier kulturpolitischen Prämissen vorgestellt wird.
About the author
Julius Heinicke, Prof. für Kulturpolitik und Inhaber des UNESCO-Lehrstuhls „Cultural Policy for the Arts in Development“ an der Universität Hildesheim. Von 2017-2020 Professor für angewandte Kulturwissenschaften an der Hochschule Coburg. Nach dem Studium der Kultur- und Theaterwissenschaften promovierte er an der Humboldt-Universität zu Berlin über Theater und Politik in Zimbabwe und forschte und lehrte danach am Institut für Theaterwissenschaft der Freien Universität Berlin. 2019 habilitierte er sich mit der Schrift „Sorge um das Offene: Verhandlungen von Vielfalt mit und im Theater“, erschienen im Verlag Theater der Zeit.
Literatur
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© 2023 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
Articles in the same Issue
- Frontmatter
- Zur Einführung: Freiheit im planetarischen Raum des 21. Jahrhunderts
- I. Perspektiven im 21. Jahrhundert
- Freiheitsrechte, Freiheitspflichten
- Politische Freiheit – Überlegungen im Anschluss an Adorno
- Freedom and Heteronomy in the Anthropocene
- Die strangulierte Freiheit im globalisierten Neoliberalismus
- Die Freiheit nach dem Tod
- II. Planetarische Kontexte
- Von der Freiheit zur Befreiung, eine iberoamerikanische Perspektive
- Individuum und Freiheit in Luhmanns systemtheoretischer Sicht
- Liberté et communauté en Islam
- Freedom: An African Perspective
- Entangled Notions of Freedom and Dependence
- III. Bildung zur Freiheit
- Freedom, Democracy and Science
- Freiheit und Entanglement: Kulturelle Resilienz als relationale Bildungstheorie
- Über Freiheit – im pädagogischen Sinn
- IV. Gesellschaftliche Sphären
- Recht und Freiheit – Ein juristischer Blick
- Sport und Freiheit
- Literatur ist Freiheit
- V. Technologien und Märkte
- A Dive into the Depths of Human Intimacy
- Soft Paternalism and Freedom in the Age of Artificial Intelligence – Through the “tactfulness (融通無碍 Yuzu-Muge)” of 華厳学 Hua-Yan philosophy
- Freely Associated Production as a Political Ideal
- La liberté à corps perdu
- Autorinnen und Autoren
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