Zusammenfassung:
2015 fand die 17. Tagung der Zuständigen Stellen für die Fachangestelltenausbildung im Öffentlichen Dienst vom 20.–22. April 2015 in Potsdam statt. Organisatorisch geplant von SusanneTaege vom Brandenburgischen Landeshauptarchiv Potsdam, der Landesfachstelle für Archive und öffentliche Bibliotheken und Zuständigen Stelle nach § 73 BBiG, und unter der Tagungsleitung von RoswithaHoge von der Bezirksregierung Köln. Mit der Anwesenheit von 24 Teilnehmern waren alle Bundesländer bis auf Baden-Württemberg und Bremen vertreten.
Abstract:
In 2015, the 17th meeting of the proper authorities for the training of specialists in the civil service was held from 20 to 22 April in Potsdam. It was organised by SusanneTaege of the Brandenburg Main State Archive in Potsdam, the state office for archives and public libraries and proper authority under § 73 BBiG, and chaired by RoswithaHoge of the district authority Cologne. All federal states except for Baden-Wurttemberg and Bremen were represented by the 24 participants.

Die Tagungsteilnehmer am Havelufer (Foto: Oliver Tesche).
Im Vorfeld wurde von OliverVoigt (Zentrum für Aus- und Fortbildung Hamburg) ein zentrales Abfrageformular zu Ausbildungsstätten, Auszubildendenzahlen, Prüfungsergebnissen u. Ä. verschickt, dessen Zahlenwerte auch den angegebenen Statistiken zu Grunde liegen.
Wie im letzten Jahr eingeführt, begann auch die diesjährige Konferenz bereits am Nachmittag des Anreisetages mit einem Sachthema, einem Vortrag zu den berufsbegleitenden Fernweiterbildungen für Archive sowie Bibliotheksmanagement für (überwiegend) Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste an der Fachhochschule Potsdam und einem allgemeinen Erfahrungsaustausch zur beruflichen Fort- und Weiterbildung nach der Berufsausbildung.
Ein zweiter thematischer Schwerpunkt der Tagung widmete sich dem Ansteigen der Häufigkeit psychischer Störungen bei jungen Erwachsenen mit einem Vortrag der Diplom-Psychologin KatharinaHerfurth (Deutsche Gesellschaft für Personalwesen) über den Umgang mit psychischen Auffälligkeiten in der Ausbildung. Anschließend gab es eine angeregte Diskussion zu diesem leider sehr wichtigen Thema. Die Referentin begann mit einer Definition psychischer Störungen als komplexe, das ganze System betreffende Erkrankungen, deren Symptome sich der reinen Willenskraft entziehen, und ging exemplarisch auf affektive Störungen wie Depressionen oder Ess-Störungen, paranoide, schizoide und dissoziale Persönlichkeitsstörungen, auf Abhängigkeitsprobleme, Autismus sowie Prüfungsängste ein.
Wichtig bei solchen fortgesetzten, sich über Wochen hinziehende Änderungen der Persönlichkeit ist vor allem eine frühzeitige und offene Kommunikation. Empfohlen wird ein Vorgehen nach dem „HILFE“-Prinzip:
H Hinsehen,
I Initiative ergreifen: Lösungsmöglichkeiten suchen, um ein Verbleiben in der Ausbildung zu ermöglichen,
L Leitungsfunktion wahrnehmen: Konkrete Arbeitsziele vorgeben,
F Führungsverantwortung: Fördern und fordern in Verbindung mit einer Dokumentation von Leistungsveränderungen auch im Hinblick auf arbeitsrechtliche Konsequenzen,
E Experten hinzuziehen mit Einwilligung von Betroffenen.
Dabei sollte man sich seiner eigenen Handlungsmöglichkeiten und vor allem -grenzen bewusst sein, eigene Therapieversuche unterlassen und professionelle Hilfe beispielsweise vom sozialpädagogischen Dienst holen.
Weitere Themen der Jahrestagung waren das Berufsqualifikationsfeststellungsgesetz[1] für die Anerkennung ausländischer Berufsbildungsabschlüsse, dessen Umsetzung in den Bundesländern angelaufen ist, sowie der Deutsche Qualifikationsrahmen und seine Auswirkungen u. a. bezogen auf eine mögliche Anpassung der Prüfungszeugnisse.
In Bezug auf die Prüfungsergebnisse konnten in etlichen Bundesländern die Resultate der Zwischenprüfungen eher weniger zufriedenstellen, bei einer Spannbreite in Schulnoten von Durchschnittsergebnissen von 2,3 bis 4,0. Zahlreiche gute und sehr gute Noten hingegen gab es in allen Bundesländern bei den Abschlussprüfungen.
Gesprächsbedarf ergab sich auch bei der Regelung von Überstellungen von Nachwuchskräften in andere Bundesländer bzw. Aufnahme von Auszubildenden von anderen Zuständigen Stellen und insbesondere über das zu praktizierende Verfahren der Entscheidung über die Prüfungszulassung. Hier wurde nach ausführlicher Beratung ein Festhalten an den bisherigen Regelungen, dass das Herkunftsland die Zulassungsvoraussetzungen prüft und dann überstellt, empfohlen.
Der gesamte Tagungsverlauf war, dem Bahnstreik geschuldet, von Umstellungen und Kürzungen sowie dem Streichen der Sachstandsberichte mit den hot topics aus den Bundesländern gekennzeichnet.
Relativ kurz wurde daher auf die Übermittlung der Daten über die berufliche Ausbildung zur Berufsbildungsstatistik, Prüferschulungen, Aufbewahrung von Prüfungsakten sowie den möglichen Nachteilsausgleich für Personen mit ärztlich attestierten Einschränkungen eingegangen.
Mit der notwendigen Qualifikation hauptamtlicher Ausbilder und deren mögliche Delegierung an ausbildende Fachkräfte beschäftigte sich der Hauptausschuss des Bundesinstituts für Berufsbildung (BiBB) und verabschiedete eine „Gemeinsame Bewertung zum Einsatz von Ausbildern/Ausbilderinnen und ausbildenden Fachkräften in der betrieblichen Ausbildung unter Berücksichtigung von Betriebsstrukturen und Ausbildungsorganisationsmodellen“. In ihr werden Anforderungen formuliert, wie eine qualifizierte Ausbildung im Ausnahmefall auch ohne eine unmittelbare und ständige Präsenz des verantwortlichen Ausbildungspersonals sichergestellt werden kann.[2]
Hingewiesen wurde zudem auf zwei weitere Publikationen des BiBB, zum einen auf den lesenswerten Leitfaden „Qualität der betrieblichen Ausbildung“[3] sowie die Pressemitteilung des Hauses „Ausbilden: Für Betriebe eine Investition, die sich auszahlt“[4] . Der interessanten Frage, wie viel Prozent der Arbeitszeit Ausbilder durchschnittlich für die Ausbildung aufwenden, wird in Kürze durch eine Bachelorarbeit von DanielaTöllner nachgegangen.
Schlussendlich durfte schließlich auch ein Bibliotheksthema, die Einführung von RDA und dessen beginnende Vermittlung an den Berufsschulen, nicht fehlen.
Tab. 1: Berufsschulen Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste.[5]
Bundesland | Schule | Klassen je Jahrgang | Block-, Teilzeitunterricht |
---|---|---|---|
Baden-Württemberg | Hermann-Gundert-Schule in Calw www.hgs-calw.de | 4 | Block |
Bayern | Städtische Berufsschule für Medienberufe in München http://www.bsmedien.musin.de/ | 2 | Block |
Berlin | Oberstufenzentrum Bürowirtschaft und Verwaltung in Berlin Abteilung I www.osz-louise-schroeder.de | 4 | Block |
Bremen | Schulzentrum SII Utbremen in Bremen http://szut.schule.bremen.de/index.php | 1 | Teilzeitunterricht 2 Tage/Woche |
Hamburg | Staatliche Handelsschule Holzdamm in Hamburg http://www.hh.schule.de/h11/ | 1 | Teilzeitunterricht 2 Tage/Woche |
Hessen | Stauffenbergschule in Frankfurt/Main http://www.stauffenbergschule-frankfurt.de | 2 | Block |
Mecklenburg-Vorpommern | Berufliche Schule des Landkreises Müritz in Waren www.bs-mueritz.de | 1 | Block |
Niedersachsen | Multimedia Berufsbildende Schulen in Hannover http://www.mmbbs.de/bildung/berufsschulen/it/fachangestellter-fuer-medien-und-informationsdienste/ | 2 | Block |
Nordrhein-Westfalen | Karl-Schiller-Berufskolleg in Dortmund http://www.ksbk-do.de/bildungsangebote/berufsschule/fachangestellte-fuer-medien-und-informationsdienste/ | 2 | Teilzeitunterricht 2 Tage/Woche |
Berufskolleg Bachstraße in Düsseldorf http://www.berufskolleg-bachstrasse.de/index.php?id=teilzeit_bg_liste&nr=5 | 1 | Teilzeitunterricht 2 Tage/Woche | |
Robert-Schmidt-Berufskolleg in Essen http://www.robert-schmidt-berufskolleg.de/wb/pages/berufsschule/fachangestellte-fuer-medien--und-informationsdienste.php | 1 | Teilzeitunterricht 2 Tage/Woche | |
Joseph-DuMont-Berufskolleg in Köln http://www.jdbk.de/index.php/berufsschule-besuchen/fa-medien-informationsdienste.html (auch von Auszubildenden aus Rheinland-Pfalz besucht) | 2 | Teilzeitunterricht 1 bzw. 2 Tage/Woche | |
Sachsen | Gutenbergschule – Berufliches Schulzentrum der Stadt Leipzig http://www.gutenbergschule-leipzig.de | 1 | Blockunterricht |
Thüringen | Thüringische Bibliotheksschule Sonderhausen www.bibschule.de | 2 | Blockunterricht |
Mit der diesjährigen Jahrestagung geht zugleich eine Ära zu Ende: Letztmalig lag die Sitzungsleitung in den Händen von RoswithaHoge, die diese seit der ersten Tagung Jahr für Jahr effektiv, strukturiert und zielführend übernommen hatte. Mit ihrem Eintritt in den Ruhestand verliert die FaMI-Ausbildungscommunity darüber hinaus eine Kollegin, deren herausragende fachliche Kompetenz auch den Ruf der Bezirksregierung Köln als „fachlicher Leitkammer“ für den Beruf begründete.
Die schwere Ersetzbarkeit von RoswithaHoge zeigt sich zudem darin, dass zukünftig mehrere Personen bzw. Institutionen die Vorfeldorganisation der nächsten Jahrestagungen übernehmen werden. 2016 findet diese ihre Fortsetzung in Hessen, wiederum im Tagungsformat mit einem vorgeschalteten Workshop.
Für 2015 bleibt nur noch, SusanneTaege für die herausragende Organisation vor Ort, von der Auswahl des sehr zentral an der Havel gelegenen Tagungshotels bis zur Gestaltung der Abendprogramme, zu danken.
Nun zu den Zahlen:
Im Frühjahr 2015 befinden sich fast 1.750 Nachwuchskräfte in einer FaMI-Ausbildung bei einem Ausbildungsträger des Öffentlichen Dienstes[6] , damit gibt es im Verhältnis zum Vorjahr eine Steigerung von ca. 9 %.
In Bezug auf die Weiterbeschäftigung nach der Prüfung fehlen flächendeckende Erhebungen, die vorliegenden Daten lassen jedoch eine insgesamt leicht verbesserte Lage für die Berufsanfänger erkennen. Gestützt auf die wenigen Daten ist darüber hinaus auffällig, dass über 10 % eine weitere Ausbildung bzw. ein Studium anschließen möchten.
Der demographische Wandel mit niedrigeren Schulabgängerzahlen und damit erschwerter Nachwuchsgewinnung sowie ein Rückzug einiger kommunaler Bibliotheken aus der Ausbildung aufgrund der finanziellen Haushaltslage spiegeln sich somit bisher nicht in den bundesweiten Anfängerzahlen wider.
Allerdings nivelliert die bundesweite Zählung sehr stark, die Tendenzen sind in den einzelnen Regionen höchst unterschiedlich, starke Einbrüche im zweistelligen Bereich sind ebenso zu verzeichnen wie gleich hohe Steigerungsraten. Prognosen für die weitere Entwicklung der Auszubildendenzahlen lassen sich auch deshalb nur sehr bedingt herleiten.

Anzahl der 2014 neu geschlossenen FaMI-Ausbildungsverträge im Öffentlichen Dienst.
Beim Bundeslandranking kommen über 30 % aller Auszubildenden aus Nordrhein-Westfalen oder Baden-Württemberg, an dritter Stelle steht Bayern.
Die Verteilung auf die einzelnen Fachrichtungen lässt nach wie vor die Bibliotheken mit über 80 % den Beruf dominieren. Auch bei den bundesweit rund 1.000 anerkannten Ausbildungsstätten für den Fachangestelltenberuf sind die überwiegende Mehrzahl Bibliotheken.

Verteilung auf die einzelnen Fachrichtungen.
Die Schlusslichter bilden die Fachrichtungen Bildagentur und Medizinische Dokumentation, hier gibt es nur in wenigen Ländern überhaupt Ausbildungsmöglichkeiten und wenn, dann häufig außerhalb des Öffentlichen Dienstes.

Prozentuale Verteilung der 2014 neu geschlossenen Ausbildungsverträge auf die einzelnen Fachrichtungen.
Bemerkenswert bei der Fachrichtungsverteilung ist zudem, dass Archive verstärkt in die Ausbildung einsteigen, der früher zu verzeichnende ungefähre prozentuale Gleichstand zwischen Information und Dokumentation[7] sowie Archiven verschiebt sich zunehmend zugunsten Letzterer.
About the author
Karin Holste-Flinspach
Karin Holste-Flinspach: Martin.Kramer79@gmail.com
© 2015 by De Gruyter
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