Achim Diehr, Literatur und Musik im Mittelalter. Eine Einführung. 2004
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Oliver Huck
Der Titel des Buches macht deutlich, daß es nicht um ‚Sprache und Musik‘ oder um ‚Text und Musik‘, sondern ausschließlich um ein bestimmtes, als Literatur herausgehobenes Korpus von Texten geht. Die liturgischen Gesänge, die das Modell und den Bezugspunkt des Komponierens (später auch im Sinne einer Negativfolie) und der Reflexion über klingende und notierte Musik bilden, werden ausgeklammert. Aber selbst innerhalb der ‚Literatur‘ werden keineswegs sämtliche europäischen Volkssprachen und die lateinische Dichtung, sondern ausschließlich deutschsprachige Texte als Gegenstand begriffen. Das Mittelalter endet mit den Texten Frauenlobs, der Meistersang mit seiner ungleich reicheren Melodieüberlieferung wird implizit in den Zuständigkeitsbereich der Frühneuzeitforschung überwiesen. Explizit ausgeklammert werden die mehrstimmigen Vertonungen deutscher Texte mit der Begründung, daß für die Zielgruppe, „Germanisten und Interessierte aus benachbarten Disziplinen“ […], die Entwicklung der Mehrstimmigkeit […] zweifellos von Interesse“ sei, für den Untersuchungsbereich – Minnesang, Sangspruchdichtung, Leich und Epik – sei deren Kenntnis jedoch „nicht zwingend notwendig“ (S. 9). Daß diese Perspektive nicht durchzuhalten ist, wird bereits an den vom Autor selbst herangezogenen Beispielen deutlich, die mehrstimmige Sätze des Mönchs von Salzburg und Oswalds von Wolkenstein einbeziehen.
© Max Niemeyer Verlag, Tübingen 2005
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