Jochen Schmidt, Heinrich von Kleist. Die Dramen und Erzählungen in ihrer Epoche. 2003 – Dieter Heimböckel, Emphatische Unaussprechlichkeit. Sprachkritik im Werk Heinrich von Kleists. 2003
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Bernd Hamacher
Zwei bedeutende Einschnitte seiner akademischen Laufbahn hat Jochen Schmidt mit Kleist-Monographien markiert: Im Jahre 1974 erschien seine Tübinger Habilitationsschrift im Druck, und nahezu gleichzeitig mit seiner Emeritierung legt er nun eine Überblicksdarstellung von Kleists Dramen und Erzählungen „in ihrer Epoche“ – so der Untertitel – vor. Dadurch hat Schmidt seine universitäre Lehrtätigkeit gewissermaßen mit Kleist gerahmt. Im Vergleich zu seiner Qualifikationsschrift hat sich der Fokus der Darstellung in zweierlei Hinsicht verschoben: Das neue Buch eignet sich laut Klappentext „besonders für Studium und Schule, ist aber auch für allgemeiner literarisch und historisch interessierte Kleist-Leser gedacht“, und Kleists Texte sind noch stärker zeitgenössisch verortet, woraus sich Schmidts polemischer Impetus gegen die „enthistorisierende[] ‚Dekonstruktion‘“ (S. 43) speist. Die historische Vertiefung ergänzt, aber überholt nicht die frühere Arbeit. Spricht es nun für das alte oder gegen das neue Buch, daß Schmidt in einzelnen Kapiteln (etwa zu Amphitryon und Penthesilea) dezidiert seine frühere Argumentation rekapituliert? Für Kleist-Experten, die freilich gar nicht zur primären Zielgruppe gehören, sind selbstverständlich jene Teile am wertvollsten, in denen er neue Forschungsergebnisse darbietet, die über das bereits Bekannte und nun noch einmal prägnant Zusammengefaßte hinausgehen.
© Max Niemeyer Verlag, Tübingen 2005
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