Grenzgänge
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Herausgegeben von:
Reiner Anselm
, Martin Heinze und Olivia Mitscherlich-Schönherr
Aufgabe der Reihe ist, Grenzfragen menschlichen Lebens zu behandeln. An den Grenzen menschlichen Lebens wird das Ineinandergreifen seiner unterschiedlichen – organischen, leiblichen und intersubjektiv geteilten, geistigen – Dimensionen zum Problem. In der Auseinandersetzung mit den Grenzen menschlichen Lebens verschränken sich anthropologische Fragen nach der Verfasstheit des Menschseins mit ethischen Fragen nach seiner gelingenden oder guten Ausübung. Grenzgänge widmet sich den unterschiedlichen anthropologischen und ethischen Fragen, mit denen die verschiedenen Grenzphänomene menschlichen Lebens konfrontieren. Da die anthropologischen und ethischen Fragen neben der Philosophie u.a. auch Gegenstand von der Theologie, der Psychiatrie und Psychologie, der Medizin, der Pflegewissenschaften und der Sozialarbeit sowie der Kultur- und Sozialwissenschaften sind, soll die philosophische Auseinandersetzung in engem Austausch mit ebendiesen Disziplinen stattfinden.
In der Reihe erscheinen sowohl Monographien als auch Sammelbände in deutscher Sprache.
Herausgeber/-innen der Reihe
Prof. Reiner Anselm (Ev. Theologie, LMU München)
Prof. Martin Heinze (Psychiatrie, Rüdersdorf)
Dr. Olivia Mitscherlich-Schönherr (Hochschule für Philosophie München)
Wissenschaftlicher Beirat
Prof. Heinrich Assel (ev. Theologie, Greifswald) assel@uni-greifswald.de
Prof. Godehard Brüntrup (Philosophie, HfPh München) godi@jesuits.net
Prof. Thiemo Breyer (Philosophie, Köln) tbreyer@uni-koeln.de
Prof. Danzer (Psychosomatik, Brandenburg) Gerhard.Danzer@mhb-fontane.de
Prof. Marcus Düwell (Philosophie, NL-Utrecht) m.duwell@uu.nl
Prof. Armin Grunwald (Philosophie, Karlsruhe) armin.grunwald@kit.edu
Prof. Peter Henningsen (Psychosomatik, TU München) p.henningsen@tum.de
Dr. Annette Hilt (Philosophie, Mainz) hilt@uni-mainz.de
Prof. Constantin Klein (Theologie, LMU, München) constantin.klein@med.uni-muenchen.de
Prof. Hans-Peter Krüger (Philosophie, Potsdam) krueghp@uni-potsdam.de
Prof. Gesa Lindemann (Soziologie, Bremen) gesa.lindemann@uni-oldenburg.de
Prof. Thorsten Moos (ev. Theologie, Wuppertal-Bethel) moos@diakoniewissenschaft-idm.de
Prof. Jos de Mul (Philosophie, NL-Rotterdam) josdemul@gmail.com
Prof. Christina Schües (Philosophie, Lübeck) schuees@imgwf.uni-luebeck.de
Fachgebiete
Der vorliegende Band thematisiert Sterben als Beziehungsgeschehen. Er setzt damit einen Kontrapunkt gegen individualistische Tendenzen der Debatten über Sterben, Suizid und Suizidassistenz: Sterbende – und insbesondere Menschen mit Suizidwunsch – als Einzelpersonen in den Blick zu nehmen und ein gelingendes Sterben mit einem selbstbestimmten Sterben kurzzuschließen. Im systematischen Zentrum des interdisziplinär und international angelegten Bandes steht die existenzielle Frage: Wie kann das Miteinander im Sterben gelingen?
Bildung zählt zu den Dauerproblemen, mit denen sich moderne Gesellschaften konfrontiert sehen. Entsprechend ausdifferenziert erweist sich auch die wissenschaftliche Thematisierung von Bildung. Der vorliegende Band geht von der Annahme aus, dass Bildung disziplinär nicht exklusiv zurechenbar ist, sondern nach einer inter- und transdisziplinären Orientierung von Theoriebildung und Forschung verlangt. Der vorliegende Band versammelt Beiträge aus unterschiedlichen Fächern und zielt darauf ab, verschiedene disziplinäre Perspektiven auf Bildung miteinander in ein Gespräch zu bringen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt darauf, die Thematisierung von Bildung in Bezug auf ihre philosophischen Voraussetzungen zu diskutieren. Eine Bearbeitung der Frage, worin gelingende Bildung heute bestehen könnte und welche anthropologischen, gesellschaftstheoretischen sowie moralisch-ethischen Bezüge hierbei zu berücksichtigen wären, trägt nicht nur dazu bei, dass bestimmte Selbstverständlichkeiten in der Rede von Bildung erneut in Probleme transformiert werden. Sie bedeutet darüber hinaus, dass die Thematisierung dieses gesellschaftlichen Dauerproblems für das Erwägen möglicher Alternativen offen bleibt.
„Kann das Anthropozän gelingen?"
Der Begriff „Anthropozän" fungiert in aktuellen Debatten als Chiffre für eine mehrfache Krise. Empirisch wird der Begriff verwendet, um den von Menschen verursachten Bruch mit dem stabilen Zeitalter des Holozäns zu bezeichnen. Normativ wird er gebraucht, um zu Neuanfängen aufzufordern: beim Verständnis und bei der praktischen Ausgestaltung menschlicher Verhältnisse zur Natur. Zugleich gerät der Begriff zunehmend selbst in die Kritik: dass er mit seinem Bezug auf ‚den Menschen‘ die tatsächlichen Verantwortlichkeiten für die aktuellen Natur- und Klima-Katastrophen verdecke.
Der Band macht sich das Schillern des Anthropozän-Begriffs zunutze. In interdisziplinärer Perspektive – aus der Philosophie, Theologie, Geographie, sowie den Literatur-, Politik-, Sozial- und Klimawissenschaften – verbindet er kritische und affirmativ-konstruktive Debatten: Welche Menschenbilder, Motive, Macht- und Gewaltstrukturen bestimmen die gesellschaftlich vorherrschenden Naturverhältnisse? Was wären alternative Vorstellungen des menschlichen Lebens mit der Natur als Teil der Natur? Wie sind die Praktiken der Nachhaltigkeit zu beurteilen, die von den Regierungen, auf dem kapitalistischen Markt und in der Zivilgesellschaft gebahnt werden?
Mit disruptiven Biotechnologien kann immer grundlegender in das menschliche Leben eingegriffen werden. Dem stehen die rasanten Fortschritte in der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz gegenüber. In dieser doppelten Entwicklung werden die Grenzen zwischen menschlicher Natur und Technik diffus. Hieran entzünden sich grundlegende Fragen in Bezug auf unser Mensch-Sein: Werden Menschen unter therapeutischen Eingriffen mit disruptiven Biotechnologien – wie etwa Tiefer Hirnstimulation – zu Cyborgs? Lässt sich das Mensch-Sein mit disruptiven Biotechnologien optimieren: mit Hilfe von Eingriffen in das menschliche Erbgut, von Gesundheits-Apps, Psychopharmaka, Neurofeedbacks, Implantaten? Lassen sich Anwendungen von Biotechnologien zu Zwecken der Therapie und des Enhancements überhaupt klar unterscheiden? Stehen wir bereits am Anfang einer Ersetzung des Menschen durch die Technik, wie in trans- und posthumanistischen Utopien suggeriert wird? Der vorliegende Band setzt sich mit diesen und ähnlichen Fragen in interdisziplinärer Perspektive auseinander und regt damit zur Diskussion über neue Formen menschlichen Lebens mit disruptiven Biotechnologien an.