Enzyklopädie deutscher Geschichte
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Herausgegeben von:
Lothar Gall
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In Gemeinschaft mit:
Elisabeth Fehrenbach
Herausgegeben von Lothar Gall, in Verbindung mit Peter Blickle, Elisabeth Fehrenbach, Johannes Fried, Klaus Hildebrand, Karl Heinrich Kaufhold, Horst Möller, Otto Gerhard Oexle, Klaus Tenfelde. Ehemalige Herausgeber: Peter Blickle, Otto Gerhard Oexle, Klaus Tenfelde.
Das Gesamtwerk wird rund hundert Lehrbücher gleichen Umfangs enthalten. Alle Bände sind inhaltlich gleichartig gegliedert - enzyklopädischer Überblick, Grundprobleme und Tendenzen der Forschung, systematisch geordnete Bibliographie - und vor allem an den Nahtstellen zueinander und in den übergreifenden Fragestellungen aufeinander abgestimmt. Jeder Band bildet eine in sich abgeschlossene Einheit und präsentiert die wichtigesten Aspekte seines Themas in konziser, anschaulicher Form. Die Bände der Enzyklopädie deutscher Geschichte führen so vertieft in die eigene wissenschaftliche Arbeit ein, indem sie rasch und zuverlässig über den gegenwärtigen Stand der Kenntnisse und der Forschung zum Thema informieren.
Rezensionen
Ulrich Muhlack entwickelt seine Darstellung von Renaissance und Humanismus aus der Begriffs- und Forschungsgeschichte, d.h. ausgehend von Vasari über Voltaire, Ranke und Burkhardt bis in die Gegenwart. Im Zentrum des Bandes stehen die Ausprägungen im deutschsprachigen Raum, die für die Renaissance aber aus dem italienischen „Original" abgeleitet und entwickelt werden und außerdem in einen gesamteuropäischen Kontext gestellt werden, während diese Perspektiven für den Humanismus von vornherein integriert sind. Er demonstriert damit nicht nur, dass sich im Rekurs auf diese Traditionen immer noch neue Ansätze für die aktuelle Forschung ergeben. Muhlack gelingt so auch ein großer Überblick über zwei zentrale und nicht zu trennende Phänomene der europäischen Kulturgeschichte, die in der jüngeren Vergangenheit zunehmend verwässerten und in einer Vielzahl immer kleinteiligerer Detailstudien verloren zu gehen drohten. Er bietet Studierenden damit eine konzise Darstellung von zwei unverzichtbaren Themen im Studium der Frühen Neuzeit und Kulturgeschichte, die – flankiert von einer ausführlichen Bibliographie – gleichermaßen zum fundierten Einsteigen in das Thema wie auch zu seiner Vertiefung befähigt.
Umweltgeschichte ist derzeit eines der innovativsten Forschungsfelder der Geschichtswissenschaften. Reinhold Reith legt hier die erste grundlegende Einführung in die Umweltgeschichte der Frühen Neuzeit vor. Ausgangspunkt ist zunächst die "bedrohliche Natur", d.h. vom Menschen nicht oder kaum beherrschbare Naturbedingungen wie Klima, Witterung und Naturkatastrophen sowie Epidemien. Umwelt ist aber oft von Menschen gemacht, von Menschen genutzt und durch Menschen bedroht. Im Mittelpunkt stehen daher auch die Kulturlandschaften, Wald- und Bergbau, Gewerbe, aber auch die Stadt als "gebaute" Natur. Ausführlich diskutiert Reith die aktuellen Forschungstrends, -kontroversen und -perspektiven und gibt mit seiner systematischen Bibliographie ein wichtiges Hilfsmittel für die eigenständische wissenschaftliche Arbeit.
Jörg W. Busch führt den Leser durch eine komplexe Epoche des Mittelalters, die geprägt war durch expansive Erfolge in Richtung Osten und Westen, die imperiale Geschichtsschreibung Karls I. und Ludwigs I., Machtkämpfe innerhalb der eigenen Reihen und Herrschaftsteilungen. Buschs anschaulicher Überblick über die Herrschaften der Karolinger von Karl Martell bis Ludwig IV. dem Kind bietet einen idealen Leitfaden durch den aktuellen Stand der Forschung. Die thematisch gegliederte Bibliographie weist Lehrenden und Studierenden den Weg durch ein kaum überblickbares Forschungsfeld.
Jochen Oltmer bietet einen umfassenden Überblick über Hintergründe, Formen und Folgen von Migration in Deutschland seit dem späten 18. Jahrhundert. Die komplett überarbeitete und aktualisierte Neuauflage reicht nun bis in die Gegenwart und stellt den gegenwärtigen Stand einer Forschung dar, die seit den 1990er Jahren rasch an Fahrt gewonnen hat. Eine umfangreiche, thematische gegliederte Bibliographie schließt den Band ab.
Andreas Würgler gibt einen Überblick über die frühneuzeitliche Medienrevolution und ihre Bedeutung u.a. für die Reformation und die wissenschaftliche Revolution. Er stellt außerdem Trends und Tendenzen der interdisziplinären Medienforschung dar, von technik-, gattungs- und kulturgeschichtlichen bis zu wirtschafts-, sozial und politikgeschichtlichen Aspekten. Die thematisch gegliederten Bibliographie bietet Orientierung für die eigene Forschung.
Frank G. Hirschmann legt sein hochgelobtes Lehrbuch zur mittelalterlichen Stadt überarbeitet vor. Die Städte werden in ihrer ganzen Vielfalt sowie unter wirtschafts-, sozial-, kirchen- und baugeschichtlicher Sicht betrachtet. Ein Nachtrag stellt die Tendenzen und Entwicklungen der Stadtgeschichtsforschung seit der ersten Auflage dar; die aktualisierte Bibliographie rundet den Band ab.
Sozialpolitik im "real exisitierenden" Sozialismus ist mehr gewesen als Plaste und Elaste. Arnd Bauerkämper bietet Einblicke in Alltagskultur und staatliche Machtausübung, schärft den Blick für die Freiräume und Zwänge in der staatssozialistischen Gesellschaft. Zusammen mit den EdG-Bänden von Scholtyseck und Heydemann liegt nun die DDR-Geschichte in der Reihe vollständig vor.
Der Niedergang des Bürgertums seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert ist vielfach beschrieben worden. Bei Andreas Schulz wird Bürgerlichkeit dagegen (auch) als krisenfestes Leitbild sichtbar, das bis heute als Identifikationsmöglichkeit Bestand hat und jenen, die sich dem Bürgertum zugehörig fühlen, Rückhalt bietet. Der Nachtrag zur zweiten Auflage behandelt die Tendenzen der Forschung seit dem ersten Erscheinen, die Bibliographie ist um zentrale neue Titel ergänzt.
Der Niedergang des Bürgertums seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert ist vielfach beschrieben worden - literarisch ebenso wie wissenschaftlich. Andreas Schulz wählt hingegen einen ganz anderen Ansatzpunkt: Bürgerlichkeit wird in seinem Studienbuch (auch) als krisenfestes Leitbild sichtbar, das bis in heutige, postmoderne Zeiten als Identifikationsmöglichkeit Bestand hat und jenen, die sich dem Bürgertum zugehörig fühlen, Rückhalt bietet. Der Forschungsteil macht die großen Kontroversen der letzten Jahrzehnte anschaulich. Die reihentypische, thematisch gegliederte Bibliographie ist das ideale Hilfsmittel für das Studium und eigene Forschungen.
Aus dem Inhalt:
- Bürgerliche Lebenswege und Lebensentwürfe im 19. und 20. Jahrhundert
- Neue Lebensformen
- Krieg, Inflation und Krisensemantik
- 1945: Ende bürgerlicher Kultur?
- Wiederaufstieg in der Konsumwelt
- "1968" - Kritik der Bürgerlichkeit
Die Zeit der Reformation ist immer noch eines der wichtigsten Themen geschichtswissenschaftlicher Lehre und Forschung. Olaf Mörke vermittelt einen straffen Überblick über die ereignisgeschichtlichen und strukturellen Elemente des Reformationsprozesses in Deutschland bis 1555 und macht dabei deutlich, wie wichtig die Verklammerung theologie- und geistesgeschichtlicher, politik- und sozialgeschichtlicher Impulse ist. In seinem Forschungsüberblick entfaltet Mörke die wesentlichen Entwicklungen der Reformationsgeschichtsforschung von Ranke bis in die Gegenwart. Der bibliographische Teil ist für alle Studierenden ein wichiges Hilfsmittel; er führt an die bedeutendsten "Klassiker" und die erkenntnisleitenden Werke der jüngeren Reformationsforschung heran.
Die überarbeitete und aktualisierte dritte Auflage erscheint pünktlich zum Reformationsjubiläum. Ein ausführlicher Nachtrag zum Forschungsteil und die ergänzte Bibliographie greifen die zentralen Entwicklungen seit der ersten Auflage 2005 auf und bringen Studierende so auf den aktuellen Stand der Reformationsgeschichtsforschung.
Ulrich Kluge nimmt erstmals die über ein ganzes Jahrhundert reichende Entwicklung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ländlichkeit in den Blick und ermöglicht so Studierenden der Neuesten Geschichte, der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte und allen an Geschichte, Wirtschaft und Politik Interessierten einen erfolgreichen Einstieg in die Materie und die eigenständige Weiterarbeit.
Der demographische Wandel des 19. und 20. Jahrhunderts war radikal, aber er verlief auf mannigfaltige Weise und nicht immer in die erwartete Richtung. Josef Ehmer beschreibt die langen Trends von Migrationsmustern, Sterblichkeit, Fertilität, Altersstrukturen usw. und ebenso die Brüche der Weltkriege, der nationalsozialistischen Bevölkerungspolitik oder der "Wende" von 1989/90. Erstmals für diesen Zeitraum verknüpft er die Ergebnisse makro- und mikrohistorischer Forschung. Er informiert über die Versuche zur Erklärung des demographischen Wandels und zur Bewertung von Bevölkerungspolitik und Bevölkerungswissenschaft und stellt überlieferte wie neueste Theorien zur Diskussion. Jüngste Forschungsergebnisse und eine aktualisierte Bibliographie machen seine Einführung zu einem wichtigen Hilfsmittel für die eigenständige wissenschaftliche Arbeit.
Der demographische Wandel des 19. und 20. Jahrhunderts war radikal, aber er verlief auf mannigfaltige Weise und nicht immer in die erwartete Richtung. Der Band beschreibt die langen Trends von Migrationsmustern, Sterblichkeit, Fertilität, Altersstrukturen usw. und ebenso die Brüche der Weltkriege, der nationalsozialistischen Bevölkerungspolitik oder der "Wende" von 1989/90. Erstmals für diesen Zeitraum verknüpft er die Ergebnisse makro- und mikrohistorischer Forschung. Josef Ehmer informiert über die - in der Regel umstrittenen - Versuche zur Erklärung des demographischen Wandels und zur Bewertung von Bevölkerungspolitik und Bevölkerungswissenschaft und stellt überlieferte wie neueste Theorien zur Diskussion. Eine ideale Einführung für Studierende der Neueren und Neuesten sowie der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, ergänzt durch eine thematisch gegliederte Bibliographie.
Rudolf Boch legt mit seinem Lehrbuch einen ersten monographischen Überblick zum Verhältnis von Staat und Wirtschaft im 19. Jahrhundert vor. Er zeigt, wie dieses Verhältnis in Deutschland nicht zuletzt dadurch bestimmt wurde, dass ältere Sozialformen, Mentalitäten und Staatstraditionen die liberalen Reformen nach 1806 sowie in den 1860er Jahren teilweise überdauerten. So hat vor allem der preußische Staat in den Wirtschaftsprozess einzugreifen versucht. Dabei waren die Ergebnisse oder Absichten dieser Eingriffe keineswegs immer nur industrialisierungsfreundlich. Staatliche Eingriffe in die Produktion und gesellschaftliche Distribution nahmen bis 1914 einen solchen Umfang an, dass man bereits Züge des Interventions- und Wohlfahrtsstaates späterer Jahre erkennen kann. Rudolf Boch (geb. 1952) ist Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Technischen Universität Chemnitz.
Der vorliegende Band soll den auch in Deutschland stark entwickelten Frühparlamentarismus in Mittelalter und Neuzeit wieder in das Bewusstsein heben. Er war reich entwickelt. In der überwiegenden Mehrzahl der Territorien des Heiligen Römischen Reiches gab es parlamentarische Versammlungen mit beachtlichen politischen Mitbestimmungsrechten - nicht geringer als die des englischen Parlaments. Es lassen sich mehrere Ebenen vom Kommunalismus bis zum Föderalismus unterscheiden. Herrschaft war lange nur mit dem Konsens der Regierten durchzusetzen und zu gestalten. Gewiss minderte der erstarkende Absolutismus die Rechte der Landstände, ja hob sie bisweilen ganz auf. Aber dennoch blieb die Landständische Verfassung ein fester Bestandteil im Erleben wie im Bewusstsein der Menschen im Ancien Régime, an welche die Diskussionen des 19. Jahrhunderts über Verfassungsreformen anknüpfen konnten.
Der vorliegende Band soll den auch in Deutschland stark entwickelten Frühparlamentarismus in Mittelalter und Neuzeit wieder in das Bewusstsein heben. Er war reich entwickelt. In der überwiegenden Mehrzahl der Territorien des Heiligen Römischen Reiches gab es parlamentarische Versammlungen mit beachtlichen politischen Mitbestimmungsrechten - nicht geringer als die des englischen Parlaments. Es lassen sich mehrere Ebenen vom Kommunalismus bis zum Föderalismus unterscheiden. Herrschaft war lange nur mit dem Konsens der Regierten durchzusetzen und zu gestalten. Gewiss minderte der erstarkende Absolutismus die Rechte der Landstände, ja hob sie bisweilen ganz auf. Aber dennoch blieb die Landständische Verfassung ein fester Bestandteil im Erleben wie im Bewusstsein der Menschen im Ancien Régime, an welche die Diskussionen des 19. Jahrhunderts über Verfassungsreformen anknüpfen konnten.
Der zweite Schwerpunkt dieses Lehrbuchs verfolgt die Entwicklung des deutschen Einzelhandels. Der Verfasser untersucht, warum der mittelständische Einzelhandel den Filialunternehmen weichen musste, und stellt dar, wie sich der Strukturwandel des Einzelhandels und die Veränderungen des Konsumverhaltens gegenseitig bedingten.
Mit diesem Band liegt nun die Geschichte der Juden in Deutschland in unserer Lehrbuchreihe geschlossen vor: Michael Toch Die Juden im mittelalterlichen Reich 1998. X, 188 S., Br. ISBN 3-486-55053-5 Enzyklopädie deutscher Geschichte, Band 44; Shulamit Volkov Die Juden in Deutschland 1780-1918 2000. VIII, 166 S., 2. Aufl., Br. ISBN 3-486-56481-1 Enzyklopädie deutscher Geschichte, Band 16; Moshe Zimmermann Die deutschen Juden 1914-1945 1997. 167 S., Br. ISBN 3-486-55080-2, Ln. ISBN 3-486-55082-9 Enzyklopädie deutscher Geschichte, Band 43. Thema dieser Geschichte und Kultur der Juden im Heiligen Römischen Reich der Vormoderne von der Reformationszeit bis zum Beginn der Emanzipation ist nicht nur das innerjüdische Leben, sondern auch die vielfältigen Beziehungen der jüdischen Gemeinden und wichtiger Vertreter der Judenschaft zur christlichen Umwelt. Im ersten Abschnitt werden - sowohl im Enzyklopädischen Überblick wie auch im Forschungsteil - zunächst Grundfragen und Rahmenbedingungen jüdischer Existenz in der Frühen Neuzeit geklärt, u.a. Periodenfragen, Fragen zur Vorgeschichte, zu den aschkenasischen und sefardischen Traditionen und Sonderentwicklungen sowie zum Verhältnis zur christlichen Umwelt. Der zweite Abschnitt, die Zeit bis 1650 umfassend, klärt über die demografischen Entwicklungen und Siedlungsschwerpunkte auf, informiert über die normative Situation, die antijüdischen Traditionen der Kirchen und christlichen Obrigkeiten, die Organisationsstrukturen der Judenschaft über die jüdische Geisteselite und Kultur sowie über berufliche Strukturen, Handel und Gewerbe. Der chronologisch daran anknüpfende dritte Teil informiert über die Gründung neuer Gemeinden und Siedlungszentren, die Probleme christlich-jüdischer Nachbarschaft, philosemitische und antisemitische Entwicklungen, die Strukturen der Hofjudenschaft, Probleme der Armut und des Betteljudentums, die sabbatianische Bewegung, den jüdischen Alltag in der Gemeinde sowie schließlich über die Anfänge der Aufklärung und Haskala in der jüdischen Welt. Die im Literaturteil aufgeführten Titel wurden im Hinblick auf die problemorientierte Darstellung des Forschungsteils ausgewählt, enthalten aber darüber hinaus einige grundlegende Werke, deren Kenntnis für das Studium der frühneuzeitlichen Geschichte der Juden unabdingbar ist.
Kommunikation, Handel, Geld und Banken scheinen auf den ersten Blick heterogene Untersuchungsgegenstände zu sein. Michael North diskutiert in diesem Band gemeinsame Strukturelemente. Hierzu gehört vor allem die gesamteuropäische Prägung, die noch heute in Begriffen wie Post, Bank, Börse oder Bankrott zum Ausdruck kommt. In keinem Sektor der "deutschen" Wirtschaft waren die internationalen Einflüsse so groß wie in der Kommunikation, die hier im umfassenden Sinn verstanden wird, im Handel sowie bei der Entwicklung des Geld- und Bankwesens. Da auf den Gebieten von Handel und Finanz die Adaption süd- und westeuropäischer Innovationen in Deutschland seit dem Mittelalter eine große Rolle spielte, fanden diese Aspekte ebenso Berücksichtigung wie die westdeutsche Forschungsdebatte. Jüngste Forschungsergebnisse, die aktuelle Strömungen und Tendenzen erfassen, und die aktualisierte Bibliographie bereichern die neue Auflage.
"Familie" ist ein Gebiet, dem alle Richtungen und Schulen der sozialhistorisch orientierten Forschung in den letzten Jahrzehnten viel Aufmerksamkeit geschenkt haben: Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Alltagsgeschichte, Historische Anthropologie oder auch Frauen- und Geschlechtergeschichte sind gleichermaßen an der Institution der Familie und ihrem Wandel interessiert. Diese Fächer haben nicht nur wichtiges Quellenmaterial hervorgebracht, sondern für ihre Bereiche auch Modelle entwickelt, mit denen Familienhistoriker sich kritisch auseinandersetzen können und müssen. Andreas Gestrich trägt in seinem erfolgreichen Standardwerk diesen intensiven Diskussionen über die Fachgrenzen hinweg Rechnung, indem er Entwicklungen nachzeichnet und Perspektiven für weitere interdisziplinäre Forschungen aufzeigt.
"Familie" ist ein Gebiet, dem alle Richtungen und Schulen der sozialhistorisch orientierten Forschung in den letzten Jahrzehnten viel Aufmerksamkeit geschenkt haben: Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Alltagsgeschichte, Historische Anthropologie oder auch Frauen- und Geschlechtergeschichte sind gleichermaßen an der Institution der Familie und ihrem Wandel interessiert. Diese Fächer haben nicht nur wichtiges Quellenmaterial hervorgebracht, sondern für ihre Bereiche auch Modelle entwickelt, mit denen Familienhistoriker sich kritisch auseinandersetzen können und müssen. Andreas Gestrich trägt in seinem erfolgreichen Standardwerk diesen intensiven Diskussionen über die Fachgrenzen hinweg Rechnung, indem er Entwicklungen nachzeichnet und Perspektiven für weitere interdisziplinäre Forschungen aufzeigt.
Der Autor erörtert im zweiten Teil die theologisch-weltanschaulichen und historiografischen Voraussetzungen, von denen aus eine (Kirchen-)Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts erfolgte. Milieus und Mentalitäten, Unionsbildungen, der Kulturkampf und die Erforschung von Biografien sind weitere Aspekte, die im Forschungsteil behandelt werden.
Das umfangreiche und aktuelle Literaturverzeichnis macht das Buch zu einem guten Arbeitsinstrument und Nachschlagewerk für Wirtschaftshistoriker, Studenten, Lehrer, Fachleute aus den Bereichen Banken und Versicherungen sowie interessierte Laien.
Michael Toch beschreibt das Verfassen des vorliegenden Bandes der Enzyklopädie deutscher Geschichte als eine Herausforderung. Die Untersuchung der mittelalterlichen Geschichte der Juden in Deutschland sei in den letzten Jahren in Bewegung geraten und die neuen Sichtweisen müssten nun auch und gerade dem deutschsprachigen Leser nahegebracht werden. Tochs Geschichte der jüdischen Geschichtsschreibung erweist sich als ebenso spannend wie die jüdische Geschichte selbst.
Die jüdische Geschichte von 1914 bis 1945 stand schon vor 1933 unter dem Vorzeichen eines Rückgangs oder sogar eines Untergangs des deutschen Judentums - ein Rückgang, der sich auf quantitative Entwicklungen der Gemeinden, das Gemeindeleben und die Beteiligung an Politik und Wirtschaft erstreckte, bevor die Nationalsozialisten die gewaltsame Ausgrenzung, Degradierung und schließlich völlige Vernichtung in Gang setzten.
Auch ohne Hitler, so darf man vermuten, hätte die jüdische Bevölkerung, deren Anteil bereits auf weniger als 1% der Gesamtbevölkerung gesunken war, zunehmend an Gewicht, Bedeutung und Eigenart verloren. Paradox ist, dass das Dritte Reich sich in der jüdischen Bevölkerung eine ohnehin im Abnehmen begriffene Gruppe zum "Feind" gesetzt und sie in den physischen Untergang im grausamsten Sinne des Wortes geführt hat.
Zimmermann wendet sich mit seiner Art der Darstellung gegen die "Ghettoisierung" der jüdischen Geschichte. Im Unterschied zur verbreiteten Haltung, diese Geschichte isoliert zu betrachten, verfolgt er die Wechselbeziehungen zwischen Juden und Nicht-Juden als Segmente ein- und derselben Gesellschaft.
Adolf M. Birkes Standardwerk zur Innenpolitik der Bundesrepublik Deutschland liegt nun komplett neu bearbeitet vor. Für die zweite Auflage hat Udo Wengst ein Kapitel über die Ära Kohl ergänzt, den Forschungsstand seit Mitte der 1990er Jahre eingearbeitet und den Literaturteil auf den neuesten Stand gebracht. Studierende und Lehrende erhalten damit eine zuverlässige Einführung in die Geschichte von Verfassung, Parlament und Parteien der Bundesrepublik Deutschland.
Die "Bauern zwischen Bauernkrieg und Dreißigjährigem Krieg" waren im 16./17. Jahrhundert auf höchst unterschiedliche Weise in die historischen Ereignisse einbezogen: im einen Fall als eigenständige Akteure einer politisch-religiösen Auseinandersetzung von weltgeschichtlicher Bedeutung, im anderen Fall weitgehend als Opfer eines politisch-militärischen Konflikts der europäischen Mächte, der der breiten Bevölkerung, insbesondere auch auf dem Land, alle Überlebenskraft abforderte. Der Autor beschreibt die Formen des Wirtschaftens und sozialen Zusammenlebens von Bauern in dieser Zeit, untersucht die Strukturen kommunaler Organisation auf dem Land, schildert feudale und staatliche Herrschaft als zentrale Faktoren in der Ausgestaltung der ländlich-bäuerlichen Lebensverhältnisse, die Holenstein nicht zuletzt auch als Ergebnis des politischen Handelns der Bauern selbst interpretiert. Seine besondere Aufmerksamkeit gilt der sozialen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Dynamik und ihren Ausprägungen in der bäuerlichen Lebenswelt.
Im »Dritten Reich« wurden die Arbeiter gleichzeitig umworben und entrechtet. In der entstehenden Bundesrepublik schließlich zerschlugen sich Hoffnungen auf Sozialisierungen. Die Zustimmung zu der hier entstandenen politischen und sozialen Ordnung wuchs mit zunehmendem Wohlstand und die Arbeiterklasse löste sich in der alten Bundesrepublik mehr und mehr auf. Trotz diametral gegensätzlicher Bedingungen haben sich ähnliche Prozesse auch in der DDR vollzogen. Nachdem die Arbeiterschaft am 17. Juni 1953 mit den klassischen Kampfmethoden der Arbeiterbewegung vergeblich versucht hat, das kommunistische Regime zu stürzen, bildete sich ein modus vivendi zwischen DDR-Bevölkerung und SED aus. Die Arbeiterschaft wurde in die egalitäre Gesamtgesellschaft eingeschmolzen, so dass sie in der Revolution von 1989/90 nicht mehr als geschlossene Klasse auftrat. Diese Entwicklung wird in der bewährten EdG-Dreiteilung auf knappem Raum thematisiert.
Werner Paravicini widmet sich in seiner Kulturgeschichte der höfischen Oberschicht des 12. bis 16. Jahrhunderts. Fürsten, Adel und Ritterschaft fasst er dabei in ihren gesamten geistigen und praktischen Lebensformen.
Die Industrialisierung stellt einen entscheidenden Umbruch in der Geschichte der Menschheit dar. Sie muss als ein grundlegender ökonomischer und sozialer Wandel verstanden werden, der an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert zunächst Großbritannien, dann in der Folge das westliche, später das übrige Europa und Nordamerika, schließlich die gesamt Welt erfasst hat. Der Autor beschreibt diesen, im Einzelnen sehr komplexen Vorgang, wie er sich in Deutschland ab dem späten 18. und im ganzen 19. Jahrhundert vollzogen hat. Obwohl der Betrachtungszeitraum sehr unterschiedliche politische, wirtschaftliche und geographische Abschnitte der Entwicklung Deutschlands erfasst, lässt sich eine gewisse strukturelle Einheit der "deutschen Volkswirschaft" erkennen. Pierenkemper weist auf die entsprechend geschichtsmächtigen Veränderungen der Produktion, des Marktes und Absatzes hin, hebt die infrastrukturellen Bedingungen, die in dieser Zeit ihren Ausgang nehmen, hervor und berührt dabei nicht zuletzt die neu entstandenen sozialen Fragen dieser Zeit. In seiner zweiten Auflage diskutiert Toni Pierenkemper in einem ausführlichen Postskriptum Schwerpunkte der seit 1994 zu verzeichnenden Forschung und ergänzt die seitdem erschienene Literatur.
ie ausgehende Antike und das früheste Mittelalter gelten als Übergangszeit oder als besonders "dunkles Zeitalter". Und doch sind gerade in dieser Epoche die Weichen gestellt worden für ein europäisches Mittelalter, das wesentliche Traditionen der christlichen Spätantike und des untergehenden römischen Reiches aufgenommen hat. Der Rahmen, in dem sich die Symbiose von römischen, christlichen und germanischen Elementen vollzog, war das von Chlodwig als fränkisches Großreich gegründete Merowingerreich mit seinem Kernraum in Gallien. Dieser Achsenzeit gilt die gemeinsame Anstrengung zweier traditionell getrennter historischer Disziplinen, der Althistorie und der Mediävistik. Ihre unterschiedlichen Sichtweisen und Methoden und auch die der Nachbardisziplinen wie Archäologie und Sprachwissenschaft stellt Reinhold Kaiser in ihrer Bedeutung für die Erforschung dieser "Dark Ages" vor. Dabei konzentriert er sich besonders auf die Bereiche Politik, "Ereignis", Verfassung. In seiner 3., überarbeiteten Neuauflage reagiert Reinhold Kaiser mit dem neu hinzugefügten Kapitel über "Die Quellen und ihre Erschließung" auf die Vielzahl der neueren Editionen, insbesondere auch auf die zweisprachigen und übergreifenden Quellensammlungen, welche den Zugang zum Thema wesentlich erleichtern. Wissenschaftsgeschichtlich war und ist die notorisch quellenarme Zeit des frühen Mittelalters ein besonderer Tummelplatz für ausgedehnte und scharfe Kontroversen um die rechte Deutung der wenigen und häufig dazu noch trüben Quellen. Die Geschichte dieser Zeit ist daher im besonderen Maße von der Interpretation eines Gregors von Tours oder eines "Fredegar" abhängig. Die literarische Natur der meisten Quellen bringt es schließlich mit sich, dass diese zugleich als Gradmesser der Kontinuität der spätantik-christlichen Bildung, der Sprachentwicklung sowie der sich wandelnden politischen, religiösen und sozialen Vorstellungen dienen können. Insofern bietet dieses neu hinzugefügte Kapitel einen Einblick in die Kulturentwicklung zwischen Antike und Mittelalter. Reinhold Kaiser, geb. 1943, ist Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Zürich.
Der Übergang von der ständischen zur bürgerlichen Gesellschaft gehört zu den zentralen Wandlungsprozessen auf dem Weg in die Moderne. An die Stelle der relativ statischen traditionellen Sozialordnung, in der noch vorwiegend Stand und Beruf des Vaters den gesellschaftlichen Platz bestimmten, setzten sich seit der Mitte des 18. Jahrhunderts schrittweise die bürgerlichen Prinzipien individueller Freiheit und Leistung durch.
Aufbauend auf einer umfassenden Analyse des frühneuzeitlichen Urbanisierungsgeschehens behandelt der Band u.a. die Fundamentalvorgänge der frühneuzeitlichen dt. Stadtgeschichte: die "Beziehungsgeschichte" von Stadt und frühmodernem Staat sowie das spannungsreiche Geschehen im Überschneidungsfeld von Stadt, Kirche und Religion. Ein Nachtrag zur jüngsten Forschung und die aktualisierte Bibliographie runden den Band ab.
Michael Borgolte setzt in seinem Überblick über Strukturelemente des Kirche des Reiches nördlich der Alpen bei der Mission der Römer und Germanen in der Spätantike an und schließt mit den vorreformatorischen Landeskirchen gegen Ende des Mittelalters. Er versteht "Kirche" nicht nur als Institution oder reduziert sie allein auf den Klerus, sondern erfasst sie als soziales Ganzes unter Einbeziehung der Laien. Dementsprechend geht es ihm um die Organisation der Bistümer, Dekanate und Pfarreien ebenso wie um die kirchliche Leitungsgewalt von Königen, Fürsten und Ratsobrigkeiten oder um das religiöse Leben in Stadt und Land. Schließlich ordnet er die "deutsche" Kirche ins Ganze der römischen Universalkirche ein. In Borgoltes Forschungsdiskussion treten die unterschiedlichsten Zielsetzungen einer theologisch fundierten und einer "profanhistorischen" Kirchengeschichte deutlich hervor. Sozialhistorische Frageansätze sind herausgearbeitet und durch Seitenblicke auf die Nachbarländer und die Kirchengeschichte der Neuzeit werden die Besonderheiten der deutschen Mittelalterforschung zur Kirchengeschichte profiliert. Die thematisch gegliederte Bibliographie gibt Orientierung für die eigene Forschung.
Der Autorin gelingt mit diesem Werk das, was sie selbst im Vorwort als "das schier Unmögliche" bezeichnet: Sie entwirft im enzyklopädischen Überblick eine Skizze der gesamten Geschichte des deutschen Judentums von der Aufklärung bis zum Ende des alten Regimes in Deutschland. Im zweiten Teil analysiert sie die Historiografie dieser Zeit mit all ihrer methodologischen und ideologischen Komplexität. Im dritten Teil finden sich die wichtigsten weiterführenden Titel zu diesem Thema.
Mit seinem bewährten Studienbuch legt Anselm Doering-Manteuffel die politische Bedeutung und die strukturellen Schwächen des Deutschen Bundes im Staatensystem vom Wiener Kongress bis zur Reichsgründung dar und analysiert die historischen Interpretationen, die seit der Reichsgründung zu diesem Thema verfasst wurden. In seinem umfassenden Nachtrag diskutiert er die neuesten Forschungsergebnisse und aktualisiert die thematisch gegliederte Bibliographie.
Die „Enzyklopädie deutscher Geschichte" soll für die Benutzer -Fachhistoriker, Studenten, Geschichtslehrer, Vertreter benachbarter Disziplinen und interessierte Laien - ein Arbeitsinstrument sein, mit dessen Hilfe sie sich rasch und zuverlässig über den gegenwärtigen Stand unserer Kenntnisse und der Forschung in den verschiedenen Bereichen der deutschen Geschichte informieren können.
Bernd Roeck hat seinen kompetenten Blick auf die Alltags- und Kulturgeschichte des frühneuzeitlichen Bürgertums auf den neuesten Stand der Forschung gebracht. Mit seiner ausführlichen, thematisch gegliederten Bibliographie gibt er einen ausgezeichneten Wegweiser durch ein hoch aktuelles Forschungsfeld.
Aus der Presse:
"Im Zentrum des Interesses stehen Klassenbildungsprozesse und Klassenkultur. Freizeit und Arbeitswelt, städtische und dörfliche Lebenswelt, Geschlechterbeziehungen, Familienstrukturen, Proteste, Wohnung, Kleidung und Eßkultur werden eingehend beleuchtet, der Aspekt der sozialen Ungleichheit bei Krankheit und Tod fehlt dagegen leider. Der Band bietet jedoch eine ausgezeichnete, kompakte Überblicksdarstellung, die dem Leser einen guten und aktuellen Zugang zu den unterschiedlichen Themenfeldern und Forschungsrichtungen ermöglicht." (Michael Wettengel in Historisch-Politisches Buch)
"Ich halte es für ein ausgesprochenes Verdienst dieser Arbeit, daß sie immer wieder auf die Offenheit der Forschung verweist, auch wenn der Autor gelegentlich durchblicken läßt, daß er für seine Person Stellung bezogen hat (was sein gutes Recht ist)." (Walter Hartinger in Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde)
"Unruhen" als Forschungsgegenstand haben in den letzten zwei Jahrzehnten eine bemerkenswerte Aufmerksamkeit gefunden. Sie ist mehr den bäuerlichen als den städtischen Unruhen, mehr den frühneuzeitlichen als den spätmittelalterlichen zugute gekommen. Peter Blickle diskutiert in seinem bewährten Studienband diese Tendenzen in einem ausführlichen Nachtrag und gibt damit den Lehrenden und Studierenden eine Einführung in ein aktuelles Thema an die Hand.
"This is a concise but very informative synopsis of the agrarian and urban rebellions in Germany from the 1480s to well into the eighteenth century. An extensive, systematically classified survey of sources and scholarly literature concludes the book."
(International Review of Social History)