Ars et Scientia
- 
                            Herausgegeben von:
                            
            Bénédicte Savoy
            
Zusatzmaterial
Die "Galleria degli Autoritratti" in den Florentiner Uffizien ist die größte Sammlung von Künstlerselbstbildnissen weltweit. Ihren Grundstock legte 1650 Leopoldo de’ Medici; sein Erbe Cosimo III. erweiterte und ordnete sie neu. Mithilfe eines Netzwerks aus Agenten und geleitet von empirischen Untersuchungskriterien, erwarben die beiden Akteure ausschließlich genuine Selbstporträts. So entstand eine einzigartige Spezialsammlung, die eng mit den erkenntnistheoretischen Ansätzen des 17. Jahrhunderts verbunden war. Anna Maria Jonietz untersucht erstmals die kunsttheoretischen und wissenschaftshistorischen Aspekte der "Galleria". Sie beleuchtet die Strategien des Zeigens und Überzeugens und demonstriert, dass das historische Ausstellungskonzept ein visuelles Studium der Kunst und ihrer Geschichte ermöglichte.
Was bleibt, wenn der Tod eine Leerstelle hinterlässt und sich der Umgang mit den Toten verändert? Franca Buss untersucht, wie sich aufklärerische Debatten auf die europäische Grabmalkultur des 18. Jahrhunderts auswirkten. In einem kunsthistorischen close-reading analysiert sie ausgewählte Grabmalensembles aus Mitteleuropa und England und stellt sie in einen größeren geistesgeschichtlichen Kontext. Dabei werden vier Strategien identifiziert, die die Absenz der Verstorbenen im Kontext von Erinnerungsstiftung und Jenseitshoffnung betreffen: Allegorisierung, Sentimentalisierung, Poetisierung und Naturalisierung. Die moderne Selbsterzählung von der Verdrängung des Todes wird in Frage gestellt und gezeigt, dass die Kunst ihre eigenen Entwicklungslogiken verfolgt, die sich teleologischen Verallgemeinerungen entziehen.
Pierre Belons Vogeltraktat, 1555 in Paris erschienen, gilt als ein wegweisendes Frühwerk der Ornithologie. Christine Kleiter untersucht das Werk in seiner Ausnahmestellung als eine der ersten gedruckten und bebilderten naturhistorischen Abhandlungen. Sie zeigt, wie Text und Bild dem Anspruch folgen, Wissen systematisch zu dokumentieren und zu katalogisieren. Dabei vergleicht sie Belons Werk mit den Arbeiten anderer Naturforscher wie Conrad Gessner und Ulisse Aldrovandi. Deutlich wird, dass Belon auf vielfältige Quellen zurückgriff – von lebenden und toten Tieren über Präparate bis hin zu Zeichnungen – und einige Tiere darstellte, die in Europa zuvor weder gesehen noch beschrieben worden waren. Der Band bietet somit einen völlig neuen Einblick in die gelebte Forschungspraxis der Frühen Neuzeit.
Lisanne Heitel zeigt, wie die Aufwertung des Kolorits durch Goethe und andere namhafte Kunsttheoretiker den Weg für die Wiederentdeckung der Farbe im frühen 19. Jahrhundert ebnete. Beleuchtet wird der Konflikt zwischen dem Malerischen und Linearen sowie dessen vielfältige Auswirkungen auf Kunst, Theorie und Diskurs in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ein Fokus liegt auf dem bisher kaum gewürdigten Einfluss amerikanischer und englischer Künstler auf die deutsche Kunst. Die Rezeption des Renaissance-Meisters Tizian nahm mit der Ankunft des amerikanischen Malers Washington Allston in Rom 1805 ihren Ausgang. Die Werke von Christian Gottlieb Schick und Joseph Anton Koch sowie die zwei Jahrzehnte später entstandenen Bilder von Joseph Anton Dräger und Erwin Speckter werden vor diesem Hintergrund neu bewertet.
Im Jahr 2024 wird der 250. Geburtstag Caspar David Friedrichs gefeiert. Für seinen internationalen Ruhm waren vor allem drei große Retrospektiven in den 1970er Jahren in London, Hamburg und Dresden ausschlaggebend. Dieser Band untersucht erstmals vertiefend ihre Rolle für die Rezeption des Künstlers ebenso wie für die Betrachtung des Phänomens ‚Romantik‘. Er setzt sie in Bezug zu (kultur-)politischen Kontexten der Zeit und erschließt bislang wenig beachtetes Quellenmaterial für weiterführende Forschung. Die Autorin untersucht außerdem, warum gerade Ausstellungen als von vielfältigen Aushandlungsprozessen bestimmtes Format entscheidende Impulse für die Rezeption von Künstler/-innen zu geben vermögen, und weshalb sie stärker in eine kritische Wissens- und Wissenschaftsforschung einbezogen werden sollten.
Die Publikation ist dem illustrierten französischen Thesenblatt des 17. Jahrhunderts aus historischer und gattungstheoretischer Perspektive gewidmet. Bedeutende Künstler wie Charles LeBrun, Claude Vignon und Claude Mellan sind unter den Entwerfern der aufwendigen Druckgrafiken, die für feierliche Defensios in Auftrag gegeben wurden.
Künstlerische Praktiken der Kopie, Variation und Wiederverwendung von Druckgrafik und gesellschaftliche Repräsentation durch Kunst werden in drei Objektstudien in den Blick genommen. Diese bieten umfassende Interpretationen oft komplexer Allegorien unter Berücksichtigung zeitgenössischer Rhetorik, Emblematik, Intertextualität und ephemerer Praktiken. Die Bedeutung von Zitaten und allegorischer Polyvalenz in der barocken Druckgrafik stehen im Fokus einer gattungstheoretischen Reflexion. 
Franz Xaver Winterhalter, einer der begehrtesten und produktivsten Künstler des 19. Jahrhunderts, entwickelte verschiedene Bildnistypen, welche in strategisch zusammengestellten Porträtprogrammen das Image von Herrscher und Herrscherin im politischen Kommunikationsraum formten. Die Autorin erörtert, wie Anerkennung von Herrschaft konkret gestiftet wird und inwiefern die Visualisierung von Machtansprüchen abhängig ist von Amt und Geschlecht. In der Arbeit werden drei reproduzierbare Legitimationsmuster identifiziert, für welche die Autorin neue Untersuchungsbegriffe – Mode-, Regalien- und Tugendporträt – definiert, die zukünftiger Forschung auch epochenübergreifend assistieren wird.
- Grundlegende Studie zum weiblichen Herrscherporträt
- Neue Perspektiven auf einen der erfolgreichsten und produktivsten Hofkünstler des 19. Jahrhunderts
-  Frauen in politischen Führungspositionen 
Preisträgerin des Boehringer Ingelheim Preises für Geisteswissenschaften 2024 (2. Preis)
Nach der Rückkehr von seiner amerikanischen Forschungsreise arbeitete Alexander von Humboldt an einem Atlas des "Neuen Kontinents", dem Atlas géographique et physique des régions équinoxiales du Nouveau Continent. Die 39 Karten des Atlas geben Auskunft über die Entstehung der Erde und über das Zusammenwirken der Naturkräfte, aber auch über die kulturgeschichtliche Entwicklung des geographischen Wissens selbst.
Amrei Buchholz beschreibt erstmals die Konzeption und die Produktion des Atlas. Sie zeigt auf, dass Humboldts Wissenspräsentation beispielhaft für eine Praxis der visuellen Wissensvermittlung um 1800 ist, die die heterogene Darstellungstypen und -themen heuristisch zusammenführt und die bislang kaum von der Forschung erschlossen wurde.
Welche Strategien und Mechanismen trugen dazu bei, die öffentliche Persona des dänischen Bildhauers Bertel Thorvaldsen (1770–1844) zu erschaffen? Die Autorin betrachtet die Verbreitung seines Ruhms und des beispiellosen Künstlerkults um Thorvaldsen als Teil einer celebrity-Kultur, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Europa entstanden ist und die auf medialer Vermittlung basiert. Der Fokus richtet sich auf Visualisierungen des Künstlerkults, angefangen bei Thorvaldsens eigenen Werken und zeitgenössischen Porträts über seine Ateliers in Italien und Dänemark bis hin zu seinem,von ihm selbst initiierten Museum in Kopenhagen, das zugleich sein Mausoleum werden sollte.
Um den sozialen Status der Architekten zu erhöhen, postulierten architekturtheoretische Traktate des 16. Jahrhunderts eine weitestmögliche Ferne des Architektenberufs vom Baumaterial und von der praktischen Umsetzung der Entwürfe.
Wie sehr die heutige Kunsthistoriographie solchen Modellen verhaftet ist, zeigt dieses Buch, das nicht nur den Forschungsstand zum Berufsbild des Architekten betrachtet. Es untersucht auch die bislang kaum beachtetet Berufsbezeichnung des Proto und die Aufgaben seines Trägers: Im zwiespältigen Umgang der Forschung mit Persönlichkeiten wie Andrea Moroni deckt es so die Grenzen einer Architekturgeschichte auf, die im Architekten einen intellektuell gebildeten Künstler erkennen möchte, der somit als alleiniger Urheber am Anfang des Entstehungsprozesses steht.
Goethes Kunstberater Johann Heinrich Meyer (1760-1832) war einer der Hauptakteure der klassizistischen Bewegung um 1800. Die Studie untersucht sein künstlerisches und schriftstellerisches Œuvre im Wechselverhältnis. Praktiken der Aufzeichnung vor Ort, des Kopierens und Nachzeichnens werden als zentrale operative Elemente der klassizistischen Theoriebildung und Historisierung der Kunst gesehen.
Umfänglich ausgewertet werden auch die italienischen Aufzeichnungen aus den Jahren 1795-1797, die sich als wertvolle Quelle zur Sammlungsgeschichte und Provenienzforschung erweisen. Die Untersuchung von Meyers künstlerischem und schriftstellerischem Nachlass verfolgt die Rekonstruktion einer künstlerischen Gelehrtenpraxis, die sich nicht zuletzt in Goethes Farbenlehre produktiv niedergeschlagen hat.
Die Villa Bellavista – bestehend aus Villa, Kapelle und Fattoria – stellt eines der bemerkenswertesten Bau- und Ausstattungsvorhaben im Großherzogtum Toskana um 1700 dar. Sie hebt sich nicht nur aufgrund ihrer Größe von anderen Florentiner Villen der Zeit ab, sondern auch durch ihre anspruchsvolle Architektur und Ausstattung. Der Marchese Fabio Feroni verpflichtete namhafte Künstler, die seinerzeit für die Medici, die führende Adelsschicht und die einflussreichsten Orden in Florenz und der Toskana tätig waren.
Die Autorin analysiert erstmals umfassend das Ensemble der Bauten und verortet es innerhalb der Kunstpatronage der Auftraggeber-Familie sowie im zeitgenössischen Kontext.
Pictura, Sculptura und Architectura stellen seit dem Cinquecento ein beliebtes Thema in den bildenden Künsten dar. Sie dienen Künstlern und ihren Mäzenen als Visualisierungs- und Nobilitierungsstrategie und treten in unterschiedlichen Funktionen und Kontexten in Erscheinung, die in diesem Buch anhand von signifikanten Bildzeugnissen detailliert analysiert werden.
Die gattungsübergreifende Studie setzt sich dabei mit einem umfangreichen Bildmaterial auseinander und gibt zugleich einen Überblick über die Geschichte der personifizierten Malerei, Skulptur und Architektur. Über eine ikonographische Analyse und die Betrachtung italienischer Kunst hinausgehend, wird eine bedeutende Bilderfindung der Frühen Neuzeit erstmals in das Blickfeld einer funktionsgeschichtlichen Untersuchung gerückt.
Aus rechtlichen Gründen kann leider kein ebook zur Verfügung gestellt werden.
Der Band untersucht den Austausch von Kunstobjekten und Gedankengut zwischen Frankreich und Deutschland um 1900 anhand von Fallbeispielen. Händler, Galeristen, Kunstkritiker und Vertreter der Museumswelt waren Akteure eines trotz der angespannten deutsch-französischen Beziehungen regen länderübergreifenden Kunstbetriebes.
Die Autorinnen und Autoren untersuchen die institutionellen Strukturen, Praktiken und Persönlichkeiten der deutsch-französischen Kunstwelt dieser Jahrhundertwende, wobei besonderes Augenmerk auf der Rolle der Museen und ihrer Direktoren liegt. Die Beiträge geben einen Einblick in die Möglichkeiten, Funktionen und Bedingtheiten der damaligen Protagonisten, die die Profile heutiger Sammlungen geprägt und unser Verständnis von Museum und Kulturtransfer vorgezeichnet haben.
Die Frage, wie der Romantik Gestalt verliehen werden könne, forderte bildende Künstler im Laufe des 19. Jahrhunderts immer wieder heraus. Sie rekurrierten in ihren Werken verstärkt auf die fiktive Genoveva von Brabant, da es insbesondere diese literarische Figur erlaubte, abstrakte Ideen der romantischen Ästhetik- und Kunsttheorie zu visualisieren.
Die Studie gibt erstmalig einen Gesamtüberblick über dieses beliebte Thema in Graphik, Malerei und Skulptur. Beispielhaft lassen sich so die Umsetzung, der Wandel, aber auch die Kontinuität romantischer Kunstkonzeptionen im deutschsprachigen Raum zwischen 1800 und 1914 nachvollziehen.
Die hochmittelalterlichen Fernstraßen nach Rom, allen voran die bekannte Via Francigena, dienten als multifunktionale Transferlinien der religiösen, politischen und künstlerischen Kommunikation. Entlang der italienischen Streckenabschnitte, an den brisantesten Kulminationspunkten des Konflikts zwischen dem römisch-deutschen Kaiser und dem Papst, wurde im 12. Jahrhundert unter der Ägide kaiserlicher Statthalter mit architektonischen Gestaltmotiven unterschiedlichster Herkunft und Konnotation experimentiert. Das Buch wirft ein neues Licht auf den Bedeutungsgehalt der außergewöhnlichsten und zugleich exemplarischen Bauten, und es entwickelt ein ikonologisches Modell zur Analyse ästhetischer Spiegelungen kontextueller Prozesse in der mittelalterlichen Architektur im Allgemeinen.
Die Förderung junger Berliner Künstler nach 1945 durch die amerikanische Besatzungsmacht sind Gegenstand dieses Buches. Erstmalig werden hier umfassend die Aktivitäten der Prolog-Gruppe beschrieben, die 1946 gegründet wurde und deren Mitglieder prominente deutsche Kunsthistoriker, Kunstkritiker, Museumsmitarbeiter und Künstler sowie Mitarbeiter der amerikanischen Militärverwaltung waren. Zu ihren Aktivitäten gehörte die Organisation von Lesungen, Ausstellungen und die Herausgabe von hochwertigen Publikationen. Primäres Interesse war es, die junge Kunst aus Berlin international bekannt zu machen. Das Buch beschreibt neben den Aktivitäten auch die Kritik an Ausrichtung und Umsetzung dieser Vorhaben und erläutert schließlich auch die Gründe für eine Umorientierung auf die Klassische Moderne anstelle der zeitgenössischen Nachkriegskunst.
In der Außenwahrnehmung des 19. Jahrhunderts wurde die Theatermalerei, das Entwerfen und Ausführen von Bühnendekorationen, meist als Handwerk und unliebsamer Brotberuf für bildende Künstler verstanden; die ausgeführten Bühnenbilder besaßen nur selten den Status eigenständiger Kunstwerke.
Die Publikation diskutiert am Beispiel des Münchener Hoftheatermalers Simon Quaglio (1795—1878) erstmals die Theatermalerei in ihrem Status als künstlerische Gattung. So wird sichtbar, wie die Kunstentwicklung und die kunsttheoretischen Diskurse der Zeit einen direkten Einfluss sowohl auf die Ästhetik der Bühnendekorationen als auch auf das Selbstverständnis der Theatermaler genommen haben. Zugleich entsteht dabei ein dichtes Bild der Münchener Theaterpraxis im 19. Jahrhundert.
Der heutige Museumsbesucher orientiert sich an eingeübten Verhaltensmustern, die eine eigene Geschichte haben. In dieser Studie wird am Beispiel der Jahresausstellungen der königlichen Kunstakademie im Louvre untersucht, wie sich Normen einer öffentlichen Kunstbetrachtung im Zeitalter der Aufklärung etablierten und schließlich hinterfragt wurden. Erstmalig wird auf Basis eines umfassenden und kritischen Quellenstudiums herausgearbeitet, wie sich das Verständnis von einem passiv bewundernden hin zu einem kreativ (mit)gestaltenden, körperlich wie emotional bewegten Bildbetrachter entwickelte. Die genaue Analyse der sich wandelnden Diskurse über Rezeptionsgewohnheiten, die in Texten und Bildern der Zeit sichtbar werden, vermag auch den Blick auf „moderne" Rezeptionsbedingungen zu schärfen.
Anfang des 19. Jahrhunderts entstand in Europa ein breites Interesse für italienische Malerei der Vor- und Frührenaissance. In Preußen war es besonders groß – innerhalb weniger Jahre kamen hunderte Gemälde nach Berlin. Der ästhetische, historische und politische Wert der Bilder wurde vielfältig diskutiert: Sie wurden zu identitätsstiftenden Kulturträgern, setzten Maßstäbe für die Geschmacksbildung des Publikums und für das Schaffen zeitgenössischer Künstler. Anhand neu erschlossener Quellen werden die in Preußen wahrgenommenen Gemälde im Detail identifiziert, ihr Weg aus Italien nachverfolgt und ihre wechselnden Zuschreibungen dokumentiert. Zu dieser virtuellen historischen Galerie öffnet sich auch ein Panorama europäischer Netzwerke von Sammlern, Händlern, Museums- und Staatsvertretern.
Die bedeutendsten Architekten seiner Zeit vertrauten Jean Marot ihre Entwürfe an, und er verstand es, selbst ihren flüchtigen Ideen Dauer zu verleihen. Darum ist Jean Marots druckgraphische Dokumentation der französischen Baukunst des 17. Jahrhunderts für die Architekturgeschichte von immensem Wert. Bislang wurde sein Schaffen jedoch weitgehend auf diese dienende Rolle reduziert.
Kristina Deutschs Monographie widmet sich nun erstmals der kreativen Seite seines Werks und beleuchtet Marots zuweilen ungemein freien Interpretationen fremder Zeichnungen. Anhand der wichtigsten graphischen Serien – vor allem seiner Radierungen zum Louvre – arbeitet sie die Parameter heraus, welche die ästhetische Inszenierung eines Bauwerks prägen.
Politische Bildprogramme, speziell Wandmalereien, in Rechtsprechungsräumen italienischer Kommunen des 13. und 14. Jahrhunderts wurden nie zuvor systematisch und vergleichend betrachtet. Die vorliegende Studie untersucht anhand von vier Fallbeispielen erstmals in dieser Weise, welche verschiedenen Visualisierungsformen sich an der Schnittstelle von Regierung und Rechtsprechung ausprägten. Sie vergleicht weitgehend unerforschte Freskenzyklen unterschiedlicher Regierungssysteme: am Bischofssitz von Bergamo, am Sitz einer reichen Notarsfamilie in der Signoria Ferrara, im Zunftgebäude der Florentiner Richter und Notare und am Verwaltungssitz von Asciano im Sieneser Territorium.
Gian Lorenzo Berninis Werke, die nach 1665 in Paris und Rom entstanden, sind der Gegenstand dieses Buches. Eingehende Untersuchungen der Kunstwerke sowie des Quellen- und Archivmaterials liefern zahlreiche neue Erkenntnisse zum Spätwerk des Barockbildhauers, Malers und Architekten. 
Im Vordergrund steht Berninis Position als herausragender Porträtist der mächtigen politischen Akteure seiner Zeit. Die Beiträge thematisieren die wachsende Distanz zwischen dem aufkommenden französischen Absolutismus und dem verblassenden Traum von einer Vormachtstellung des Papsttums in Europa, aber auch die Rolle des Künstlers, der gleichermaßen als Sprachrohr, als Kritiker und als Schmeichler der Fürsten am päpstlichen Hof tätig ist.
Welche Strategien nutzen zeitgenössische Künstler im Umgang mit dem Katalog, wie präsentieren sie dort ihre Arbeiten und sich selbst, was lässt sich daraus für den Kunstbegriff ableiten? Wie wird eine Ausstellung in ein Buch übersetzt und dadurch neu aufbereitet? Wie eng oder weit ist der Bezug zur Ausstellung gefasst, und wie ist das Verhältnis zwischen Katalog und Künstlerbuch, dienender Funktion und Autonomie? Der vorliegende Band analysiert exemplarisch Text- und Bildinszenierungen in Ausstellungskatalogen im Bezug auf Geschichte und Konventionen des Mediums. Einbezogen werden auch die Paratexte wie Titel und Danksagungen, ergänzend Gespräche mit einzelnen Künstlern und Gestaltern.
Das Kunstschaffen in der Schweiz des 19. Jahrhunderts war von einem vielfältigen und intensiven Austausch mit dem Ausland geprägt. Die häufig übersehenen Grenzüberschreitungen nimmt dieses Buch zum Anlass, eine neue Konzeption der Schweizer Kunst zu entwickeln. In deren Lichte stellt die Verfasserin exemplarisch an dem Schweizer David-Schüler Hans Jakob Oeri die Zusammenhänge zwischen Kunst, Staatspolitik, Künstlermobilität und Kunstrezeption dar. Sie erschließt zudem erstmals die anderthalb Jahrhunderte umspannende Ideengeschichte der Schweizerischen Kunstakademie. Gestützt auf eingehende Quellenstudien, wirft der Band so ein neues Licht auf die Entwicklung des Schweizer Kunstschaffens.
Die Paragonefrage, erstmals ausgiebig von Leonardo diskutiert, besitzt im gesamten Quattrocento eine rege Vorgeschichte, die bei allen frühen Impulsen durch Petrarca als die entscheidende Phase der Formierung der Debatte betrachtet werden muss. Spektakuläre Textfunde der Humanisten, Kunsttraktate, auch eigenhändig von Malern oder Bildhauern verfasst, die Blüte an Vielfachbegabungen, öffentlichen Künstlerwettbewerben und gattungsmäßigen Grenzüberschreitungen verliehen dem wertenden Vergleich der Künste im Italien des 15. Jahrhunderts sein ganz eigenes Gepräge. Erstmals steht dieses – mitsamt dem Fundus an eruierten Quellen - im Zentrum einer grundlegenden Monographie. Leonardos argumentativer Eigenanteil gewinnt ebenso Konturen wie die Genese der Diskussion. Vorweg zweiseitig bemalte Bildnistafeln wie Leonardos Porträt der Ginevra de´ Benci bieten mit Steinimitationen und Versen spannungsreiche „Übergriffe“ in die Nachbargattungen. Für Piero della Francesca waren sie Programm, als er das vierteilige Landschaftspanorama im buchartigen Montefeltro-Diptychon zum Ariadnefaden einer poetischen Erzählung machte.
Der nach 1600 aufkommende Realismus in der niederländischen Landschaftsmalerei ist in der Kunstgeschichtsforschung oft auf die neue politische Unabhängigkeit der Vereinigten Niederlande bezogen worden. So erscheint das künstlerische Interesse an spezifisch einheimischen Bildthemen als Ausdruck einer bürgerlichen Identitätssuche im Zuge eines wachsenden Selbstbewusstseins der jungen Republik. Doch wie wirkte diese Landschaftskunst an nationalisierenden Prozessen mit? Inwieweit ist die Popularisierung identitätsstiftender Vorstellungsbilder mit der Etablierung stereotyper Landschaftsbilder verflochten, und wie lassen sich kollektive, intermediale Rezeptionsmuster rekonstruieren? Miriam Volmert analysiert die längerfristigen Entstehungsprozesse und Bedeutungsdimensionen künstlerischer und politischer Landschaftsdiskurse im Holland der Frühen Neuzeit. Neben Gemälden und grafischer Kunst diskutiert sie propagandistische Illustrationen, historiografische und literarische Werke sowie kunsttheoretische Abhandlungen. Sie zeigt auf, wie holländische Landschaft bereits vor 1600 in Bild- und Textmedien eingesetzt wird, um lokale Traditionsvorstellungen zu untermauern, und wie auf dieser Basis im Kontext des Achtzigjährigen Krieges komplexere Landschaftszeichen entwickelt werden: Vor allem Dünenbilder gewinnen an Bedeutung, um populäre Ideen politischer Abgrenzung zu vermitteln und kollektive Erinnerungsräume zu formulieren.
Der aktuelle Kanon romantischer Bildkunst in Deutschland ist das Resultat umfassender Revisionsvorgänge. Diese setzten bereits im 19. Jahrhundert selbst ein und kulminierten in der „Jahrhundertausstellung deutscher Kunst (1775-1875)“, die 1906 in der Berliner Nationalgalerie stattfand. Unter den Vorzeichen der Moderne wurden damals die Prämissen zur Bewertung und Interpretation von Kunst auf nachhaltige Weise neu gefasst. Die vorliegende, rezeptionsgeschichtliche Studie erschließt anhand zeitgenössischer Quellen die Voraussetzungen dieser bis heute wirksamen Umdeutung und nimmt dafür die Zeit zwischen der Etablierung der romantischen, von den Zeitgenossen als „neudeutsch“ bezeichneten Malerei nach 1800 und der „Jahrhundertausstellung“ in den Blick. Sie untersucht, wie sich die Sicht auf die Malerei der Romantik in diesem Zeitraum verändert hat und wie dies mit dem wechselnden Verständnis von der Funktions- und Wirkungsweise von Kunst zusammenhängt. Damit wird eine Brücke zwischen dem Kunst- und Bildverständnis der Romantik und der Moderne geschlagen, wobei die Studie zugleich Perspektiven auf eigenständige und aus heutiger Sicht durchaus „fremde“ Konzepte des 19. Jahrhunderts eröffnet, welche sich einer teleologischen Interpretationsweise letztlich entziehen.
Das Musée des Beaux-Arts de Strasbourg ist wahrscheinlich das einzige Museum Europas, das von der nationalsozialistischen Besatzung, im Sinne rechtmäßiger Eigentumsübertragungen, profitiert hat. Neben der Gründungsphase unter Wilhelm von Bode (1845–1929) müssen die Jahre 1940 bis 1944, in denen das Haus von Kurt Martin (1899–1975) geleitet wurde, als für den Ausbau des Gemäldebestands maßgeblich genannt werden. Die Entwicklung der Sammlung dieses französischen Museums unter der Leitung eines Deutschen während des Zweiten Weltkriegs und in der unmittelbaren Nachkriegszeit bildet den Gegenstand der vorliegenden Publikation. Anhand von bislang unausgewertetem Quellenmaterial werden die kulturpolitischen Ereignisse in der Region Baden/Elsass detailliert nachgezeichnet und bezogen auf Kurt Martin analysiert. Die parallel angelegte, institutionsgeschichtliche wie biographische Untersuchung ermöglicht die Darstellung historischer Fakten vor der Folie der individuellen Zwänge und Handlungsspielräume eines Kunsthistorikers, der seine berufliche Karriere trotz Ablehnung der Partei zwischen 1933 und 1945 fortgesetzt hat. Martins Einkäufe auf dem internationalen Kunstmarkt, seine innerhalb der wechselnden Rechtssysteme realisierten Ausstellungen, die Verbringung der Straßburger Objekte in deutsche Sicherheitsdepots sowie ihre Rückführung ins Elsass nach 1945 liefern als exemplarische Mikrogeschichte wichtige neue Aspekte zum Erschließen des historischen Makrozusammenhangs. Die Arbeit wurde mit dem Johann-Daniel-Schöpflin-Preis 2012 ausgezeichnet.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts unternahm der Franzose Nicolas Baudin im Auftrag des napoleonischen Staates eine groß angelegte Forschungsreise nach Australien. Während der Expedition entstanden zahllose Zeichnungen und kostbare Velinenaquarelle, die ebenso durch ihre wissenschaftliche Genauigkeit wie durch ihre ästhetische Prägnanz bestechen. Im Gegensatz zu Bildern anderer großer Expeditionen des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts sind die Werke der beiden mitreisenden Zeichner, Charles-Alexandre Lesueur und Nicolas-Martin Petit, noch immer recht unbekannt. Dabei lösen sich einerseits die zoologischen Bilder von tradierten Mustern naturgeschichtlicher Darstellung wie andererseits die Studien und Portraits australischer Aborigines und ihrer Kultur Spuren einer visuellen Ethnologie bilden. In mikroskopischen Bilduntersuchungen und der engmaschigen Analyse von Bild-Text-Relationen untersucht Jan Altmann Zeichnen als mediale Technik wissenschaftlichen Beobachtens. Die Studie liefert damit einen grundlegenden transdisziplinären Beitrag zur bildwissenschaftlichen und wissenschaftshistorischen Forschung.