Volume 128, Issue 1

Im Nationalarchäologischen Museum in Sofia (Bulgarien) wird heute unter der Inventarnummer 2044 ein eisernes zweischneidiges Schwert (L. 96 cm, max. Br. 4,5 cm) aufbewahrt, welches, wie sich erwiesen hat, sehr wertvoll für die Geschichte der deutschen Sprache ist. Das Besondere an diesem Schwert ist nämlich eine sehr gut erhaltene, in lateinischen Buchstaben geschriebene und von zwei gleicharmigen Kreuzen umrahmte Inschrift, die in die Rinne der Klinge eingraviert und mit Silber inkrustiert ist. Die Inschrift sieht folgendermaßen aus: + I H I N I N I h V I L P I D H I N I h V I L P N +

Die Datierung der ältesten ostnordischen Isoglossen ist ein intrikates Problem der Altgermanistik. Traditionell werden wesentliche ostnordische Prozesse wie die Monophthongierung von /ai, au, øy/ in der Regel erst ab 900 n. Chr. angesetzt, und zwar zufrühest in Dänemark (vgl. aon. rēþ , løs , løsa vs. awn. reiþ ›ritt‹, lauss ›los‹, løysa/leysa ›lösen‹). Mit Jan Terje Faarlund: »Det eldste belegg for gjennomført spontan monoftongering har vi på Gørlev-steinen i Danmark fra ca. 930. Der er det skrevet risþi stin . […] Men likevel finner vi diftonger også på yngre runesteiner fra dansk område. Og dessuten kan samme innskrift inneholde ord med eller uten gjennomført monoftongering. På Gørlev-steinen står det for eksempel også tauþr med diftong, mens vi på den annen side finner monoftong i samme ord på Jællinge-steinen fra Jylland, år 930: der står det tuþr .« (Faarlund 1975, S. 172) Allerdings lassen sich gegen die Spätdatierung dieser Isoglosse erst ab 900 n. Chr. methodologische Einwände erheben. Einer dieser Einwände beruft sich auf das Sprachzeugnis der Blekinger Inschriften. Seit Elmer Antonsen den Nachweis spontaner ostnordischer Vokalentwicklungen in den Inschriften von Stentoften und Björketorp zu führen suchte (z. B. 1975, S. 14, 85–88), ist die Forschung bemüht, diese Daten auszuwerten und in das Gesamtbild der altskandinavischen Entwicklung einzuarbeiten (vgl. etwa Barnes 1997).

Das Interesse am Althochdeutschen ist derzeit recht groß: Davon zeugt unter anderem das Erscheinen der auf Wilhelm Braune zurückgehenden neu überarbeiteten ›Althochdeutschen Grammatik‹, die in Zukunft den Titel ›Althochdeutsche Grammatik I‹ tragen wird (Braune/Reiffenstein 2004), die Neuauflage der bewährten Einführung von Sonderegger (2003) oder auch das Erscheinen von Neueditionen althochdeutscher Texte (vgl. 2.3). Das Interesse gilt vor allem auch dem Gebiet der althochdeutschen Syntax, wie etwa mehrere neuere Sammelbände (z. B. Desportes 2000, Desportes 2003, Simmler 2005) sowie die als Fortsetzung zur ›Althochdeutschen Grammatik‹ konzipierte ›Althochdeutsche Grammatik II: Syntax‹ (Schrodt 2004) zeigen. Das Erscheinen dieses Werkes bietet einen willkommenen Anlass, über die Methodologie althochdeutscher Syntaxforschung zu reflektieren.

Während des 15. Jahrhunderts stellt die Historienbibel die wirkungsmächtigste deutschsprachige Bibelbearbeitung dar. Während über die Gattung Historienbibel selber bereits einige Arbeiten existieren, ist über ihre Anfänge bisher sehr wenig bekannt. Einigen Aufschluss über diese Anfänge bietet die Berliner Handschrift Mgf 1030, welche Gegenstand der hier vorgelegten Untersuchung ist. Sie enthält ein elsässisches Compendium in deutscher Sprache, das zwar keine ›Historienbibel‹ im Sinne der späteren Überlieferung darstellt, aber zu einem recht frühen Zeitpunkt (um 1400) wichtige Teilcharakteristika des neuen Typs aufweist. Man wird die Berliner Handschrift Mgf 1030 auf jeden Fall als eine Art Vorstufe der Historienbibel ansetzen können.