Leben und Erkenntnis. Über eine Entwicklung im Werk von Georges Canguilhem
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Henning Schmidgen
Zusammenfassung
1952 veröffentlicht der Philosoph und Wissenschaftshistoriker Georges Canguilhem die Aufsatzsammlung La connaissance de la vie. 1968 erscheint in seinen Etudes d′histoire et de philosophie des sciences ein Abschnitt mit dem Titel La nouvelle connaissance de la vie. Er enthält nur einen einzigen Beitrag, den grundlegenden Aufsatz Le concept et la vie. Die vorliegende Studie nimmt das Attribut nouvelle zum Anlaß, die auf Abstammungslinien von Begriffen ausgerichtete Wissenschaftsgeschichte von Canguilhem auf ihre Entwicklung in den Jahren zwischen 1950 und 1965 zu befragen. Es wird die These formuliert, dass Canguilhem in den sechziger Jahren, angesichts neuerer Entwicklungen in den Lebenswissenschaften (u.a. die Entdeckung der DNA-Struktur) und trotz einer durchgehend von Nietzsche inspirierten Sichtweise des Verhältnisses von Leben und Erkenntnis, eine Revision früherer Positionen vorgenommen hat: Während er das Erkenntnisproblem in den fünfziger Jahren vor allem auf eine Individualität des Verhaltens und Erlebens innerhalb einer bestimmten Umwelt bezieht und erkennen gleichsetzt mit analysieren, vermessen und berechnen, verbindet er es in späteren Jahren mit einer Kollektivität der Vererbung, der Transmission, Transkription und Expression von genetischer Information. Folgerichtig wird erkennen nunmehr definiert als sich informieren, sich üben im Entziffern und Dekodieren.
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