Gibt es ein Leben ohne Erzählung?
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Chrstine Delory-Momberger
Zusammenfassung
Die Erzählung transformiert Ereignisse, Aktionen und Personen des Lebens in Episoden, Handlungen und Protagonisten; sie ordnet Ereignisse in der Zeit und konstruiert zwischen ihnen Beziehungen von Ursache, Folge und Ziel, sie weist so dem Gelegentlichen, dem Zufälligen, dem Heterogenen einen Ort und einen Sinn zu. Durch die Erzählung werden die Menschen zu Protagonisten ihres Lebens und machen aus diesem eine Geschichte. Dieses Konfigurationsverfahren, das Paul Ricoeur mit dem Begriff mise en intrigue beschrieben hat, vollzieht sich in der Sprache. Die Erzählung als Diskursgenre ist dafür nicht nur das Mittel, sondern die Stätte: Das Leben findet in der Erzählung statt, es findet statt als Geschichte. Was dem Leben und der Erfahrung der Menschen Form gibt, sind die Erzählungen, die sie daraus machen. Das Erzählen ist demnach nicht nur das symbolische System, in dem die Menschen das Empfinden ihrer Existenz auszudrücken vermögen: das Erzählen ist die Stätte, wo die menschliche Existenz ihre Form erhält, wo sie sich in Form einer Geschichte ausarbeitet und entwirft.
© by Akademie Verlag, Berlin, Germany
Artikel in diesem Heft
- Lebensdiskurse. Eine Einleitung
- Der Bogen des Lebens
- Aufrechtes Dasein: Von den Haltungen des Lebens
- Leben und Erkenntnis. Über eine Entwicklung im Werk von Georges Canguilhem
- Zur menschlichen Natur. Bekenntnisse eines Essentialisten
- Menschliches Glück
- Die Kürze des Lebens und der Wunsch nach Ruhe
- Leben lernen. Anthropologische Anmerkungen zu einem pädagogischen Thema
- Leib und Ehr’. Perspektiven der Ethik
- Tod, Schlafes Bruder. Intertextuelle Streifzüge und Fallstudien
- Lebende Kunst. Gesten der Profanierung
- Alles nur Theater oder Wirklicher als die Wirklichkeit?
- Gibt es ein Leben ohne Erzählung?
- Auch eine Poetik des Hörbuchs Goethes Empfehlung des Vorlesens
- Lob der Wunderlichkeit. Lebensweisen und Life Sciences
- Das nackte Leben: Vom Labor zum Lager
- Die Zukunft verhandeln. Aus der Sicht der Wissenschaftskommunikation in der Risikoforschung und Bioethik Japans
- Überlebt
Artikel in diesem Heft
- Lebensdiskurse. Eine Einleitung
- Der Bogen des Lebens
- Aufrechtes Dasein: Von den Haltungen des Lebens
- Leben und Erkenntnis. Über eine Entwicklung im Werk von Georges Canguilhem
- Zur menschlichen Natur. Bekenntnisse eines Essentialisten
- Menschliches Glück
- Die Kürze des Lebens und der Wunsch nach Ruhe
- Leben lernen. Anthropologische Anmerkungen zu einem pädagogischen Thema
- Leib und Ehr’. Perspektiven der Ethik
- Tod, Schlafes Bruder. Intertextuelle Streifzüge und Fallstudien
- Lebende Kunst. Gesten der Profanierung
- Alles nur Theater oder Wirklicher als die Wirklichkeit?
- Gibt es ein Leben ohne Erzählung?
- Auch eine Poetik des Hörbuchs Goethes Empfehlung des Vorlesens
- Lob der Wunderlichkeit. Lebensweisen und Life Sciences
- Das nackte Leben: Vom Labor zum Lager
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- Überlebt