„Besser Gas aus dem Westen als aus dem Osten. Kanada ist ein sympathischer Lieferant“ – Zur Verknüpfung des Topos der geteilten Werte mit aktuellen Narrativen des Energiedispositivs. Eine kleine empirische Studie
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Laura Coro Blauert
, Daisy-Anna Cwikla , Rebecca Kelschebach , Lesley-Ann Kern , Joana Koczy , Dorothee Meer, Erik Schröder
, Sophie Sengespeick , Philipp Weichaus , Marius Wecker und Barbara Wessel
Abstract
This article seeks to clarify the discourse-analytical use of the terms topos and narrative using a corpus of German language press articles written about a visit of the German federal government to Canada in August 2022. Starting from the dominant topos of ‘shared values’, the question of how this topos was combined with other narratives is discussed, thus illustrating how the Russian war of aggression against Ukraine formed the basis for Germany's vision of an overall energy policy at that time. In addition to the empirical findings, fundamental considerations about the interplay of topoi and narratives are derived from the present study.
1. Einleitung
Im Rahmen seiner Monografie zu den großen Wirtschaftskrisen zwischen 1973 und 2003 verweist David Römer darauf, dass es in seiner Arbeit nicht nur um die Analyse von argumentativen Schlussregeln geht, sondern auch darum, Grundlagen des kollektiven Unbewussten zu erfassen. Konkret heißt es bei Römer:
In der vorliegenden Arbeit wird neben der Rekonstruktion von Schlussregeln auch versucht, das als wahr und wirklich Gewusste bzw. die unhinterfragten Sedimente des als selbstverständlich unterstellten und daher kaum noch wahrnehmbaren gesellschaftlichen Wissens in seiner Funktion als Legitimitätsgrundlage freizulegen. (Römer 2017, 89)
Aufbauend auf diese Zielperspektive wird es im vorliegenden Beitrag darum gehen, argumentationstheoretische Annahmen um narrative Überlegungen zu erweitern. Anlässlich eines dreitägigen Regierungsbesuchs des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz und des Wirtschafts- und Klimaschutzministers Robert Habeck vom 21. bis 23. August 2022 in Kanada soll bezüglich der Energieressourcen ‚Wasserstoff‘ und ‚LNG‘ (auf ca. –164 °C heruntergekühltes fossiles Flüssiggas) danach gefragt werden, wie diese Ressourcen in der medialen Berichterstattung während des Besuchs durch das Zusammenspiel von ‚Topoi‘ und ‚Narrativen‘ so kombiniert werden konnten, dass am Ende des Besuchs ein kohärenter energiepolitischer Gegenstand vorstellbar war, der es im Weiteren ermöglichte, LNG neben Wasserstoff als ‚gute westliche‘ Energie zu begreifen.
Aus empirischer Sicht bildet ein anlässlich des erwähnten Kanadabesuchs erhobenes kleines Korpus bestehend aus 97 Pressebeiträgen aus fünf deutschen Zeitungen (FAZ, SZ, Handelsblatt, WAZ, taz) und einer Wochenzeitschrift (Spiegel online) die Grundlage der folgenden Überlegungen. Dieses Korpus stellt ein Teilkorpus dar, das im Rahmen eines größeren Projekts zur Rolle von Wasserstoff in der aktuellen Energiediskussion erhoben wurde.[1] Für den folgenden Beitrag war dieses Teilkorpus interessant, weil es die in diesem Zeitraum in den erhobenen Medienbeiträgen beobachtbare starke Fokussierung auf den Topos der geteilten Werte erlaubte, in einem überschaubaren empirischen Rahmen der theoretischen Frage nachzugehen, wie der Topos der geteilten Werte durch die Verknüpfung mit Narrativen inhaltlich konkretisiert wurde (s. dazu auch Meer 2024a).
Vor diesem Hintergrund wird es zunächst darum gehen, das ausgewählte Korpus von Beiträgen, die zwischen dem 20. und dem 29. August 2022 unter dem Suchstring *Wasserstoff* in den genannten deutschen Printmedien erschienen sind, kontextuell in der zu diesem Zeitpunkt in der Bundesrepublik Deutschland relevanten energiepolitischen Diskussion zu verorten (Kapitel 2). Aufbauend auf diese politische und diskursive Einordnung soll im Weiteren exemplarisch an unterschiedlichen Medienbeiträgen die Nutzung der Begriffe ‚Topos‘ und ‚Narrativ‘ geklärt werden (Kapitel 3). Hieran anschließend wird aus empirischer Perspektive bezogen auf den dominant gesetzten Topos der geteilten Werte die Frage behandelt, wie dieser Topos im Rahmen unseres Korpus so mit Narrativen kombiniert wurde, dass am Beispiel des Kanadabesuchs konkrete Vorstellungen von der energiepolitischen Gesamtlage Deutschlands in Form eines Energie-Dispositivs[2] entstanden (Kapitel 4). Das Fazit wird abschließend der Frage nachgehen, welche grundsätzlichen Schlussfolgerungen für die Kombination von Topoi und Narrativen aus der vorgelegten Studie gezogen werden können und welche Anschlussfragen sich stellen (Kapitel 5).
2 Einordnung der Datenanalyse in das Energiedispositiv der Bundesrepublik im August 2022
Unter Bezug auf die angeführte Dominanz des Topos der geteilten Werte innerhalb des analysierten Korpus ist es mit Blick auf die deutsch-kanadischen Beziehungen im August 2022 von Bedeutung, dass der Regierungsbesuch politisch spezifisch gerahmt war. Während es offiziell um die Unterzeichnung eines deutsch-kanadischen Wasserstoffabkommens ging, kamen in der Medienberichterstattung weitere Aspekte zur Sprache:
Zum einen hatte der russische Angriffskrieg auf die Ukraine am 24.02.2022 in Deutschland eine anhaltende Diskussion über Fragen der Versorgungssicherheit im Bereich der Energieversorgung ausgelöst (s. Wengeler 2023). Diese Diskussion changierte zwischen der innenpolitischen Forderung, kein russisches Gas mehr zu beziehen und der Androhung Russlands, kein Gas mehr zu liefern. In der Folge kam es ab März 2022 zu einer Reihe von Auslandsreisen von Vertreter*innen der deutschen Regierung, die darauf ausgerichtet waren, Verträge über neue Energielieferungen abzuschließen, die Deutschland unabhängig von russischem Erdgas machen sollten (s. dazu Meer 2023 b; 2024a).
An diese Situation anschließend gab es bereits in der Regierungserklärung des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz am 27. Februar 2022 (Deutscher Bundestag 2022: 1354) die Ankündigung, den Ersatz des russischen Erdgases durch Lieferungen von Flüssiggas (LNG) von anderen (im Idealfall befreundeten, westlichen) Staaten zu ersetzen und dafür die in Deutschland fehlende Infrastruktur durch Flüssiggasterminals an der deutschen Nord- und Ostseeküste vorzubereiten (s. Meer 2023 b; s. auch FAZ, 22.08.2022). Diese Absichtserklärung löste eine kontroverse öffentliche Diskussion aus, die sowohl von unterschiedlichen energiepolitischen Positionen geprägt war (Kemfert 2023) als auch durch Auseinandersetzungen zwischen hegemonialen Vertreter*innen und Umweltschutzgruppen geführt wurde (s. TAZ, 25.08.2022).
Diese Situation wurde zusätzlich dadurch verstärkt, dass das europäisch-kanadische Freihandelsabkommen CETA („Comprehensive Economic and Trade Agreement“), über das seit 2009 verhandelt wurde und das in seiner positiven Lesart den Handel zwischen der Europäischen Union und Kanada erleichtern sollte, zum Zeitpunkt des Kanadabesuchs nicht abschließend ratifiziert worden war (s. exemplarisch WAZ, 23.08.2022; FAZ, 25.08.2022). Ein Kritikpunkt neben anderen bestand im Vorwurf der mangelnden Integration von Klima- und Umweltfragen zugunsten der Erleichterung des Freihandels.
Zusammenfassend ist es nicht nur unter Bezug auf das CETA-Abkommen bemerkenswert, dass der Aspekt der geteilten Werte im Rahmen unseres Korpus argumentativ eine so dominante Rolle spielt. Dass der Verweis auf die geteilten Werte hierbei in keinem Fall auf einen eindimensionalen Begründungszusammenhang verweisen kann, verdeutlicht exemplarisch ein Zitat aus dem Spiegel (online) vom 22.08.2022. Dort wird zunächst mit der Überschrift „Scholz und Habeck auf Wasserstoff-Mission in Kanada“ auf die Relevanz des während des Kanadabesuchs geplanten Wasserstoffabkommens zwischen Deutschland und Kanada verwiesen, bevor anschließend in den ersten beiden Sätzen des Beitrags nicht der avisierte Vertrag über die Lieferung von Wasserstoff nach Deutschland thematisiert wird, sondern herausgestellt wird, dass es in den Gesprächen von Scholz und Habeck „auch um Flüssiggas gehen“ soll.
Die sich hier andeutende politische Gemengelage ausbleibender russischer Gaslieferungen und angestrebter neuer Energiepartnerschaften unterstreicht auch das folgende Zitat aus der FAZ vom 22. August 2022:
Scholz war am Sonntagnachmittag von Berlin nach Kanada geflogen. Mit ihm reiste Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen. Es geht um zweierlei. Um Deutschlands große und allzu einseitige Abhängigkeit von russischen Energieträgern zu verringern, müssen andere Quellen aufgetan werden, auch langfristig. Außerdem tut der Kanzler viel, um Partnerschaften zu Ländern zu festigen, mit denen Deutschland eng verbunden ist und noch enger verbunden sein will. Kanada steht da sehr weit oben auf Scholz’ Liste. (Datum 1a)
Im Rahmen dieses Zitats wird auf eine für das Korpus typische Weise auf die sich aus dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ergebende Notwendigkeit hingewiesen, die Abhängigkeit von russischem Erdgas durch Energielieferungen aus anderen Ländern zu ersetzen.[3] Als Grundlage für diese Diversifikation kämen vor allem Energiepartnerschaften mit Ländern in den Blick, die – wie Kanada – „eng“ mit Deutschland „verbunden“ sind.[4]
Die im vorherigen Auszug angesprochene Verbindung zwischen Deutschland und Kanada wird in der Fortsetzung des vorhergehenden Zitats erneut über die explizite Erwähnung von „geteilten Werten“ argumentativ motiviert:
Scholz fand wohlwollende Worte, um die besondere Rolle Kanadas für Berlin zu beschreiben. Mit kaum einem anderen Land außerhalb der Europäischen Union „sind wir so eng und freundschaftlich verbunden“ wie mit Kanada, sagte er. Man teile nicht nur gemeinsame Werte, sondern auch einen ähnlichen Blick auf die Welt. „Das Land verfügt über ähnlich reiche Bodenschätze wie Russland – mit dem Unterschied, dass es eine verlässliche Demokratie ist.“ (Datum 1b)
Politisch und diskursiv relevant ist neben der Erwähnung der geteilten Werte im vorherigen Auszug (Datum 1b) die inhaltliche Anreicherung der Metapher des „ähnlichen Blicks auf die Welt“, die sich aus der Kopplung des Verweises auf die kanadischen Georessourcen einerseits mit dem Aspekt der demokratischen Werte andererseits ergibt. Hier schafft die Erwähnung einer wirtschaftlich relevanten Größe, die die Vergleichbarkeit mit dem ehemaligen deutschen „Energiepartner“ Russland herstellt, unmittelbar die Möglichkeit, Kanada als positives Gegenkonzept zum völkerrechtswidrig handelnden ‚kriegstreiberischen‘ Russland zu begreifen. Entscheidend ist dabei, dass das Konzept der Energiepartnerschaft von Beginn an eine Kombination aus ressourcenorientierten und wertepolitischen Aspekten ermöglichte.
Allerdings stellte sich die angesprochene Energiepartnerschaft zu Kanada im August 2022 nicht nur aus der Perspektive eines geopolitischen Gegenkonzepts zu Erdgaslieferungen aus Russland als attraktiv dar.[5] Vielmehr war die deutsche Delegation mit Blick auf die Klimakrise, den Europäischen Green Deal[6] und die Energiepolitik der deutschen Regierung seit Dezember 2021[7] offiziell – wie bereits erwähnt – vorrangig deshalb nach Nordamerika gereist, um mit Kanada ein Abkommen über die Lieferung von kanadischem „grünem“, d. h. klimaneutralem Wasserstoff nach Deutschland abzuschließen.[8] Auf diesen Aspekt einer angestrebten Klimaneutralität weist das Handelsblatt am 22. August 2022 im folgenden Zitat hin:
Mehr Hoffnung (als auf eine kurzfristige Entspannung des durch den russischen Angriffskrieg gestiegenen Gaspreises auf dem Weltmarkt; d. Verf.) richtet die Bundesregierung deshalb auf Kanada als langfristigen Unterstützer bei der Transformation der Wirtschaft. Grüner Wasserstoff gilt als Schlüssel zur Dekarbonisierung und soll Gas und Öl in der Industrie sowie im Flug- und Schwerlastverkehr vollständig ersetzen. Grüner Wasserstoff wird mittels Stroms aus erneuerbaren Quellen und Wasser durch Elektrolyse hergestellt und ist klimaneutral. Weil die Fläche zur Produktion von Wind- und Sonnenstrom in Deutschland begrenzt ist, wird ein großer Teil des grünen Wasserstoffs aus dem Ausland importiert werden müssen. Kanada soll eine Schlüsselrolle spielen. Fachleute gehen davon aus, dass ab 2026 erste Wasserstofflieferungen von dort möglich sind. (Datum 2a)
Unter Verweis auf die aufgrund des russischen Angriffskriegs gestiegenen Gaspreise referiert somit auch das Handelsblatt auf die Rolle Kanadas „als langfristige[n] Unterstützer“ und Partner Deutschlands bei der klimaneutralen „Transformation der Wirtschaft“ und die Rolle von grünem Wasserstoff in diesem Prozess. Zentral ist im Zusammenhang mit dieser klimapolitischen Verschiebung der Perspektiven über die Kategorie der „geteilten Werte“ hinaus die metaphorisch formulierte Annahme, dass Wasserstoff als klimaneutraler „grüner“ Wasserstoff den „Schlüssel zur Dekarbonisierung“ darstellt. Dies könne schon in naher Zukunft („2026“) dazu führen, dass die deutsche Wirtschaft auf klimaneutrale Praktiken umgestellt werden könne, die – so die über den vorhergehenden Auszug hinausgehende Unterstellung – bis 2045 zur völligen Klimaneutralität führen würde. Diese Annahme ist im medialen Interdiskurs seit der Verabschiedung des europäischen Green Deals 2019 und der ersten deutschen Wasserstoffstrategie 2020[9] kontinuierlich an die Prognose gekoppelt, dass diese Strategie in eine gute, d. h. klimaneutrale Zukunft führen werde (Meer 2023 a, 2024 a; Kern/Meer 2024).
Relevant ist hierbei allerdings, dass in einer Vielzahl von Texten unseres Korpus nicht nur von Wasserstoff gesprochen wird, sondern (häufig unvermittelt) auch das Interesse der Bundesregierung an Gas- bzw. LNG-Lieferungen aus Kanada thematisiert wird. Dazu heißt es im Handelsblatt vom 22. August 2022:
Der Ukrainekrieg hat die geopolitischen Achsen verschoben. Deutschland muss die Beziehung zu befreundeten Staaten vertiefen, um sich besser gegen globale Risiken zu wappnen und gleichzeitig den durch internationale Zusammenarbeit aufgebauten Wohlstand zu erhalten. Kaum ein Land scheint dafür so prädestiniert wie Kanada, das, politisch stabil, die westlichen Werte teilt und durch seine Voraussetzungen im Energiesektor große Hoffnungen weckt – nicht nur beim Wasserstoff, sondern auch beim Gas. (Datum 2b)
Der das vorhergehende Zitat abschließende Hinweis auf Gaslieferungen aus Kanada, die aufgrund von fehlenden LNG-Terminals an der kanadischen Ostküste in hohem Maße unrealistisch waren (s. dazu WAZ, 23.08.2022; FAZ, 23.08.2022), wird in der FAZ (net) vom 20. August mit der Überschrift „Ukraine und Deutschland werben um kanadisches Flüssiggas“ aufgegriffen und im anschließenden Bericht zusätzlich wie folgt kommentiert:
Offiziell schraubt die Regierung die Erwartung an die Lieferung von LNG-Gas aus Kanada herunter. Es sei klar, dass in den nächsten ein, zwei Jahren ohnehin nichts geliefert werden könne, weil es noch keine LNG-Exportterminals an der Ostküste gebe, heißt es in Regierungskreisen in Berlin. (Datum 3)
Und auch in der TAZ vom 25. August 2022 heißt es:
Denn wegen der wachsenden weltweiten Systemkonkurrenz müssen sich Staaten wie Deutschland unabhängiger von Russland und China machen. So sollten beispielsweise die Rohstoffe aus Ländern kommen, die nicht damit drohen, ihre Exporte zu stoppen. Besser Gas aus dem Westen als aus dem Osten. Kanada ist ein sympathischer Lieferant. (Datum 4)
Ohne hier diskutieren zu wollen, ob oder inwieweit die beiden letzten Sätze des TAZ-Beitrags (auch in Teilen) ironisch gemeint sein könnten, ist entscheidend, dass die genannten Zitate auf die Tatsache verweisen, dass die deutsche Wasserstoffstrategie von Beginn an mit der Annahme verknüpft war, dass auf dem „Weg“ in die prognostizierte klimaneutrale (Wasserstoff-)Zukunft „in der Transformationsphase“ zusätzlich „andere Farben von Wasserstoff genutzt werden“ müssten (Die Bundesregierung 2023: 4). Der in der ersten Phase der Wasserstoffstrategie in diesem Zusammenhang frequent genutzte Begriff der Brückentechnologie (siehe Meer 2023 a; b; Kern/Meer 2024) ist zwar weder in der aktuellen Wasserstoffstrategie noch in unserem Korpus (im August 2022) zu finden, metaphorische Formulierungen wie „Transformationsphase“ oder „Farben des Wasserstoffs“ verweisen aber auf ein ähnliches Konzept: Sie unterstreichen weiterhin, dass die Idee, die Wasserstoffstrategie durch den Einsatz fossiler „Brückentechnologien“ abzufedern, Bestand hat. Das bestätigt auch die Vielzahl der dominant fossilen Lieferverträge der deutschen Regierung mit westlichen, afrikanischen und arabischen Staaten seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine.
Und so schreibt auch die WAZ vom 06. Oktober 2022 rückblickend auf die Energiestrategie der Bundesregierung im Jahr 2022:
Zwischen der immer noch sehr fossilen Gegenwart und der klimaneutralen Zukunft im Stromsystem klafft ein großer Graben. Erdgas sollte über den eine Brücke schlagen. Denn anders als Energie aus Sonne und Wind lässt sich die Produktion von Strom aus Gas beliebig steuern und kann auch in Dunkelflauten zuverlässig Energie liefern. Neue Gaskraftwerke sollten deshalb in den kommenden Jahren vermehrt Kohlekraftwerke ersetzen. ‚Unverzichtbar‘ sei Gas für eine Übergangszeit, hielt die Ampel in ihrem Koalitionsvertrag fest. (Datum 5)
Direkt zu Beginn dieses Zitats wird die bereits angesprochene Unterstellung einer guten Zukunft über die Gegenüberstellung zwischen der „noch sehr fossilen Gegenwart“ und der anzustrebenden „klimaneutralen Zukunft“ aufgegriffen, zwei energiepolitische Zustände, die durch einen metaphorischen „Graben“ getrennt sind, über den fossiles Gas für eine „Übergangszeit“ (s. o. Transformationsphase) eine „Brücke“ schlagen soll. Auch hier wird die Zielperspektive über die Erneuerbaren (und daraus gewonnenem hier nicht explizit erwähntem grünem Wasserstoff) als gute Zukunft stark gemacht, wohingegen der Bau „[n]eue[r] Gaskraftwerke“ als Mittel auf diesem Weg als „unverzichtbar“ angesehen wird (s. dazu Meer 2023 a: Kapitel 4.2).
Diese Interpretation von fossiler Energie als zeitlich begrenzt notwendige Maßnahme war auch für die im Weiteren zu analysierende mediale Berichterstattung über den Kanadabesuch hoch relevant. Hier wird in Kapitel 4 zu zeigen sein, dass die politische Situation während des Kanadabesuchs entscheidend dafür war, dass der Topos der geteilten Werte dazu genutzt werden konnte, ‚schlechtes russisches Gas‘ durch ‚gutes kanadisches LNG‘ narrativ zu ersetzen (s. dazu Meer 2023b). Allerdings wird am Ende dieses Beitrags (in Abschnitt 4.3) die Frage zu klären sein, ob die im vorherigen Zitat stark gemachte Metapher der Brückentechnologie aus analytischer Sicht tatsächlich ein angemessenes Modell für die Beschreibung einer parallelen Planung mit klimaneutralem Wasserstoff und fossilen Brückentechnologien darstellt. Zuvor wird es jedoch im nächsten Kapitel darum gehen, der theoretischen Frage nachzugehen, wie die Begriffe Topos und Narrativ im Rahmen dieser Untersuchung genutzt werden sollen.
3. Topoi und Narrative – Zur Zusammenwirken diskursiver Konstruktionen
Zunächst soll nun vor dem Hintergrund der dargestellten politischen Situation aus theoretischer Sicht verdeutlicht werden, wie ein diskurstheoretisch modelliertes Verständnis von ‚Narrativ‘ dazu beitragen kann, Topoi inhaltlich zu füllen bzw. ihnen diskursiv nachvollziehbar Geltung zu verschaffen. Dazu wird in einem ersten Schritt der genutzte Toposbegriff vorgestellt (Kapitel 3.1), bevor hieran anschließend das in diesem Beitrag genutzte Konzept des Narrativs eingeführt wird (Kapitel 3.2).
3.1 Argumentieren in Energiefragen – Der Topos der geteilten Werte
Grundlegend für den im Weiteren genutzten Topos-Begriff ist im Anschluss an Römer die Feststellung, dass Argumentationen auf Diskursebene dazu dienen, neue Positionen zu etablieren, sie zu plausibilisieren und die damit zusammenhängenden Vorstellungen und Wahrnehmungen zu festigen (s. Römer 2017: 88). Bezogen auf die in diesem Beitrag zur Diskussion stehende Fragestellung bietet es sich mit Blick auf das (vergleichsweise) kleine Korpus unserer Untersuchung an, für die qualitative Analyse der ‚Mikroargumentationen‘ in den einzelnen Texten die Überlegungen von Stephen Toulmin (2003) zu nutzen.[10] Dieser setzt im Rahmen des von ihm entwickelten Argumentationsschemas einzelne Sprechhandlungen bzw. Äußerungen aufgrund ihrer argumentativen Funktion in regelhafte Beziehung zueinander (s. Römer 2017: 93).
Folgt man dem Argumentationsschema Toulmins (2003: 90), stellt der sogenannte ‚Claim‘, eine noch nicht belegte ‚These‘, den Ausgangspunkt einer möglichen Argumentation dar. So wird im Rahmen des Claims eine Behauptung aufgestellt oder eine potenziell strittige These angeführt, für die Gültigkeit beansprucht wird (s. ebd.: 90). Aus unserem Teildiskurs soll als Beispiel für diese Annahme das im letzten Kapitel bereits angeführte Zitat (Datum 2b) aus dem Handelsblatt vom 22. August 2022 dienen, in dem die These zu finden ist, dass Kanada für Deutschland (vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs) ein guter Partner ist:
Der Ukrainekrieg hat die geopolitischen Achsen verschoben. Deutschland muss die Beziehung zu befreundeten Staaten vertiefen, um sich besser gegen globale Risiken zu wappnen und gleichzeitig den durch internationale Zusammenarbeit aufgebauten Wohlstand zu erhalten. Kaum ein Land scheint dafür so prädestiniert wie Kanada, das, politisch stabil, die westlichen Werte teilt und durch seine Voraussetzungen im Energiesektor große Hoffnungen weckt – nicht nur beim Wasserstoff, sondern auch beim Gas. (Datum 2b)
Würde nun die Gültigkeit der im zweiten Teil des vorhergehenden Zitats (Datum 2b) vertretenen These, dass Kanada als Partner für Deutschland besonders geeignet ist, um sich gegen globale Risiken zu schützen und den durch internationale Zusammenarbeit aufgebauten Wohlstand zu erhalten, infrage gestellt, müssten unter Bezug auf Toulmin in einem zweiten Schritt die Grundlagen der aufgestellten Behauptung nachvollziehbar offengelegt bzw. begründet werden. Als Teil eines solchen Begründungsprozesses dient im Rahmen des Toulminschen Konzepts der Verweis auf zumeist explizit in einem Text erwähnte allgemein akzeptierte Daten (‚data‘). Sie belegen die konstatierte Behauptung und ermöglichen eine Überführung des zuvor angezweifelten Claims in die prozedurale Kategorie der Konklusion (‚conclusio‘) (ebd.: 91). Bezogen auf das zitierte Beispiel kann als ‚Datum‘ die im Text genannte Annahme betrachtet werden, dass Deutschland in Anbetracht der geopolitischen Lage seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine die Beziehung zu befreundeten Staaten vertiefen muss. Dieses Datum wird im vorhergehenden Zitat mit Toulmin gesprochen mit der Konklusion verknüpft, dass Kanada hierfür aus deutscher Perspektive besonders geeignet ist („Kaum ein Land scheint dafür so prädestiniert wie Kanada ...“).
Damit diese Konklusion nun aber als begründet betrachtet werden kann, müssen das genannte Datum und die Konklusion nachvollziehbar verbunden werden. Dies muss Toulmin folgend nicht in Form von formal-logisch wahren Regeln geschehen, sondern es reicht aus, wenn die geforderte Begründung alltagsweltlich plausibel und nachvollziehbar ist (s. dazu Gardt 2018: 70; Römer 2017: 100; Wengeler 2003: 178). Eine solche Verknüpfung leistet die sogenannte Schlussregel (‚warrant‘; s. Toulmin 2003: 91). Diese kann als anerkannte Denkgewohnheit, als (mal mehr, mal weniger) „stillschweigend akzeptierte Präsupposition“ (Römer 2017: 95) verstanden werden, die aber im Gegensatz zu den angeführten Daten und der Konklusion häufig nicht explizit im Text versprachlicht wird und deshalb rekonstruktiv erschlossen werden muss. Diese Rekonstruktion kann mit Römer gesprochen anhand der Formel „wenn p, dann q“ durchgeführt werden (Römer 2017: 104).
Im Hinblick auf das vorhergehende Zitat lautet die aus dem angeführten Datum und der daraus abgeleiteten Konklusion relevant gesetzte Schlussregel wie folgt: Immer, wenn zwei Länder gemeinsame Werte teilen, sind sie gute Partner. Hieraus ergibt sich bezogen auf das analysierte Beispiel die Konklusion, dass Kanada aufgrund der geteilten Werte für Deutschland ein guter Partner ist, der dazu beiträgt, Sicherheit und Wohlstand zu erhalten. Die zu Beginn potenziell strittige These ist somit nicht länger strittig, sondern belegt. Aus dem zuvor angezweifelten Claim ist im Rahmen des Toulminschen Schemas eine belegte Konklusion geworden.[11]
Aufbauend auf diese grundlegenden Annahmen hat es sich in der deutschen Diskursanalyse bewährt, von Topoi als „allgemeines Formprinzip, nach dem Argumente gebildet werden können“ (Wengeler 2021) zu sprechen. Anschließend an das oben genannte Schema Toulmins wirkt ein Topos damit als eine „auf ein Ziel gerichtete argumentative Denkbewegung bzw. Schlussregel“, ohne jedoch zwingend oder vollständig an einen konkreten textuellen Kontext gebunden zu sein (Römer 2017: 100). Topoi als über den Einzeltext hinausgehende Argumentationsmuster verbinden somit Wissenselemente miteinander und schaffen innerhalb einer Argumentation Kohärenz (s. Römer 2017: 105), weshalb Römer Topoi ganz allgemein den „Status kultureller Muster der Sinnkonstitution“ zuweist (ebd.).
Bevor diese Überlegungen nun jedoch in Kapitel 4 aus empirischer Sicht genutzt werden können, wird es im folgenden Schritt um die Frage gehen, auf welche konkreten ‚Inhalte‘, d. h. auf welche Konflikte, akteur*innenorientierten Handlungsentwicklungen und Raum-Zeit-Konstellationen Topoi bei ihrem Einsatz im medialen Interdiskurs referieren.
3.2 Narrative des Energiedispositivs und ihre argumentative Nutzung im medialen Interdiskurs
In den auf den Begriff des Topos konzentrierten Überlegungen des vorhergehenden Teilkapitels kam bisher die Tatsache zu kurz, dass Topoi für sich betrachtet sehr abstrakt sind und zwingend ‚Inhalte‘ benötigen, auf die sie referieren können (s. Wengeler 2021; Meer 2023b). Anders formuliert: Was wäre der Topos der geteilten Werte ohne die in den bisher analysierten bzw. kommentierten Zitaten eingeführten Inhalte? Wengeler formuliert dies, indem er im Zusammenhang mit kontextspezifischen Topoi (wie dem hier analysierten Topos der geteilten Werte) darauf verweist, dass diese inhaltlich bestimmt sind und „nur für bestimmte Themenfelder, Wissensdomänen oder Lebensbereiche gelten und entsprechend mit Inhalten aus diesen gefüllt werden“ müssen (Wengeler 2021). Dass Topoi auf konkrete gesellschaftliche Kontexte und auf Akteur*innen, die sie handelnd ausfüllen, angewiesen sind, wird auch in den Überlegungen Römers zu Topoi in deutschen Krisendiskursen des 20. und 21. Jahrhunderts deutlich, in denen er Akteur*innen und kulturelle Kontexte in seinen Toposanalysen kontinuierlich miterfasst (s. Römer 2017, Kapitel 2.7.3).[12] Diese (miterfassten) konkreten Inhalte bilden die Voraussetzung dafür, dass abstrakte Argumentationsschemata tatsächlich als kulturelle Muster der Sinnkonstitution wirken können.
Auf diese Überlegungen aufbauend soll nun im Weiteren im Anschluss an Überlegungen von Meer (2023a) das Konzept des Narrativs genutzt werden. Mit diesem geht es darum, die angesprochenen ‚Inhalte‘ anhand einer im Folgenden definierten diskursiven Konstruktion zu erfassen, die die Kategorien von Raum, Zeit, Akteur*innen, Handlungsentwicklung und bildlichen Elementen systematisch berücksichtigt:
Unter dem Begriff des Narrativs im hier angesteuerten linguistisch-diskursanalytischen Sinn sollen diskursive Konstruktionen auf einer strukturbildenden Zwischenebene zwischen konkreten Textsorten und dem jeweiligen Diskurs verstanden werden. Als kategorial entscheidend erweist sich hierbei, dass Narrative als sprachlich, sprach-bildlich und/oder bildlich realisierte Komplexe gefasst werden, in deren Rahmen mindestens eine, häufig jedoch mehrere relevante Oppositionen in Form einer Handlungsentwicklung von Akteur*innen in Raum und Zeit lokalisiert unter Nutzung unterschiedlicher sprachlicher (Metaphern, Metonymien, Analogien etc.) und bildlicher Verfahren semantisch und/oder pragmatisch aufgelöst werden. (Meer 2023 a: 21)
Es geht anhand dieses Narrativbegriffs nicht darum, primär auf erzählende Textsorten oder Textsortenelemente (Narrationen bzw. Erzählungen) zu referieren.[13] Vielmehr sollen gesamtgesellschaftlich verankerte diskursive Konstruktionen erfasst werden, die über den Aspekt der Handlungsentwicklung im kollektiven Unbewussten gesellschaftlicher Gruppierungen abgespeichert sind und im medialen Interdiskurs (auch fragmentarisch) aufgerufen werden können.[14]
Insoweit werden Narrative als diskursive Konstruktionen textsortenübergreifend sowohl in erzählenden Textsorten genutzt als aber auch in beschreibenden, berichtenden oder argumentativen Textsorten. Narrative erlauben es, komplexe Kontexte stereotypisiert aufzurufen und mit ihnen zu argumentieren, ohne mit der Kategorie des Topos identisch zu sein. Im Unterschied zu Topoi, die kausal ausgerichtet sind, geht es bei der Erfassung von Narrativen darum, die temporale Dimension von Handlungsentwicklungen in ihrer kognitiven Verankerung dominant zu setzen. Insoweit wird im Weiteren zu zeigen sein, dass es die genannten Kriterien von Narrativen erlauben, Topoi als ebenfalls kollektiv verankerte Konstruktionen (Wengeler und Römer sprechen hier von Mustern) inhaltlich zu füllen.
Um dies exemplarisch zu verdeutlichen, soll das folgende Zitat betrachtet werden, in dem das für unser Korpus relevante Narrativ der (Energie-)Partnerschaft aufgerufen und realisiert wird. Es geht erneut um die Relevanz der Beziehungen zwischen Deutschland und Kanada in Anbetracht des russischen Angriffskriegs und der daraus resultierenden Notwendigkeit, neue Partnerschaften zu suchen. In diesem Zusammenhang ‚zeichnet‘ die FAZ am 28. August 2022 auf den Besuch der deutschen Delegation zurückblickend das folgende ‚Bild‘:
Ausgiebig zelebrierten Kanadas Premier Justin Trudeau und der deutsche Kanzler Olaf Scholz Anfang der Woche ihre Freundschaft, erinnerten an frühe Einladungen nach Hamburg und gemeinsame Spaziergänge auf dem Gipfeltreffen der G 7 im bayerischen Elmau. Fast drei Tage lang wichen sie sich kaum von der Seite, absolvierten öffentliche Termine und vertrauliche Essen, versicherten sich der Solidarität gegen Russland und einer klimafreundlichen Zukunft, demokratischer Grundwerte und gemeinsamer Wirtschaftsinteressen. (Datum 6)
Zunächst einmal soll das vorhergehende Zitat tabellarisch unter Nutzung der in der eingeführten Definition genannten Kriterien eines Narrativs analysiert werden:
Narrativ der (Energie-)Partnerschaft
| Narrativmerkmale | Realisierung im Diskurs |
| Zeit(spanne) | Deutsch-kanadische Beziehungen zwischen dem G20-Gipfeltreffen 2017 in Hamburg und G7-Treffen in Elmau im Juni 2022, der Gegenwart (August 2022) und einer klimaneutralen Zukunft |
| Ort/Raum | Deutschland und Kanada in unterschiedlichen geografischen Konstellationen verknüpft über die Metonymie der Spaziergänge unter Freunden (s. Abbildung 1 unten) |
| Akteur*innen | zwei führende Politiker (Scholz und Trudeau), die sich regelmäßig gegenseitig besuchen und freundschaftlich verbunden „spazieren gehen“, um dabei Zukunftspläne zu entwickeln |
| Handlungsentwicklung | Regierungsvertreter von Deutschland und Kanada, zwei schon in der Vergangenheit freundschaftlich und über geteilte Werte und Interessen (Solidarität gegen Russland, Klimafreundlichkeit, Demokratie, Wirtschaftsinteressen) eng miteinander verbundene Staaten, haben sich im August 2022 vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs in Kanada getroffen, um ihre Freundschaft/Partnerschaft zu stabilisieren und Pläne für eine klimaneutrale Zukunft (siehe avisiertes Wasserstoffabkommen) zu machen. |
| Isotopie/Oppositionspaare | Verbundenheit (vs. Feindlichkeit); Frieden vs. Krieg; Kanada vs. Russland; +/- demokratisch; +/- klimaneutral; +/- Wirtschaftsinteressen, +/- geteilte Werte/Interessen |
| Sprach-bildliche Mittel | Gipfeltreffen; gemeinsame Spaziergänge, sich nicht von der Seite weichen, klimaneutrale Zukunft, vertrauliches Essen; grüne (vs. graue, fossile) Landschaften, Solidarität gegen Russland |
| Narrativ | Enge, auf geteilte Werte aufbauende (Energie-)Partnerschaften mit (traditionell) befreundeten demokratischen Staaten werden weltpolitischen Konflikten zum Trotz dazu beitragen, den Weg in eine klimaneutrale Zukunft zu gestalten. |
Inhaltlich geht es mit dieser Analyse darum zu verdeutlichen, wie das Narrativ der (deutsch-kanadischen) Energiepartnerschaft den Topos der geteilten Werte auf der Ebene einer akteur*innenbasierten Handlungsentwicklung unter Nutzung spezifischer sprach-bildlicher Mittel inhaltlich so ‚inszeniert‘, dass eine konkrete Entwicklung vorstellbar wird. Hierbei unterstreicht die vorhergehende tabellarische Analyse aus theoretischer Sicht die Tatsache, dass komplexe Narrativkonstruktionen wie die der (Energie-)Partnerschaft dazu geeignet sind, abstrakte Topoi (wie den der geteilten Werte) inhaltlich in einen konkreten Kontext einzubinden bzw. (aus umgekehrter Perspektive) diesen mit Inhalten zu füllen.
Die hier herausgestellte Verknüpfung zwischen dem ‚Narrativ der (Energie-)Partnerschaft‘ und dem ‚Topos der geteilten Werte‘ wird auch durch die folgenden bildlichen Darstellungen und deren integrierte sprachliche Kommentierung unterstrichen: So handelt es sich bei dem Foto in Abbildung 1 um die im Juni 2022 aufgenommene Szene eines Spaziergangs von Olaf Scholz und Justin Trudeau während des G20-Treffens im bayerischen Elmau, die nun – zwei Monate später – vom Handelsblatt erneut abgebildet wird.[15]

Deutsch-kanadischer Spaziergang im bayerischen Elmau (Handelsblatt, 22. August 2022)
Das „[i]mmense[...] Potenzial“ der deutsch-kanadischen „Partnerschaft“ (s. Titel) wird durch die bildliche Darstellung der sich während eines Spaziergangs ‚im Grünen‘ entspannt unterhaltenden (lachenden) Staatsmänner prägnant realisiert. Durch den expliziten Verweis in der Bildinschrift wird erneut der handlungskonstitutive Kontrast zum russischen Angriffskrieg hervorgehoben. Insoweit unterstreicht sowohl das analysierte Zitat als auch das Bildelement in Abbildung 1, dass Narrative im oben definierten (sprachlichen und bildlichen) Sinn auf der Grundlage multimodal erhobener Korpora analytisch separierbar sind.
Zusammenfassend ging es damit in den in diesem Kapitel analysierten Textauszügen darum, exemplarisch zu zeigen, dass Topoi und Narrative als argumentative Muster und narrative Konstruktionen im Diskurs analysierbar sind. Zusätzlich ist aber auch deutlich geworden, dass beide Kategorien diskursiv eng verknüpft auftreten. Konkret deutete sich bezogen auf das hier relevante Korpus an, dass das „(Energie-)Partnerschaftsnarrativ“ entweder explizit über die Schlussregel der geteilten Werte aufgerufen oder exemplarisch im Rahmen dieses Narrativs auf geteilte Werte unterschiedlicher Herkunft hingewiesen wurde. Vor diesem Hintergrund soll nun im folgenden Kapitel aus stärker empirischer Perspektive die Frage betrachtet werden, wie die Verknüpfung zwischen dem Partnerschaftsnarrativ und dem Topos der geteilten Werte im Detail beschrieben werden kann.
4 Wie mit Narrativen argumentiert wird und wie Topoi relevante Inhalte aufrufen
In einem ersten Schritt soll im folgenden Kapitel anhand unseres Korpus empirisch gestützt verdeutlicht werden, wie der Topos der geteilten Werte dazu beiträgt, unterschiedliche Narrative zu verknüpfen (Kapitel 4.1). Daran anschließend wird in einem zweiten Teilkapitel die Frage aufgegriffen, wie der Topos der geteilten Werte genutzt werden konnte, um fossiles LNG diskursiv als gutes westlichen Gas interdiskursiv zu integrieren (Kapitel 4.2). In einem letzten Schritt soll aus empirischer Sicht zusammengefasst dargestellt werden, inwieweit sich die Spezifik der diskursiven Konstellation zum Zeitpunkt des Kanadabesuchs von Scholz und Habeck anhand der Kategorien von Topos und Narrativ beschreiben lässt (Kapitel 4.3).
4.1 Zur Verknüpfung von Narrativen über den Topos der geteilten Werte
Während es im vorhergehenden Kapitel aus vorrangig theoretischer Sicht darum ging, die Kategorien Topos und Narrativ in ihrer Verknüpfung einzuführen und in diesem Zusammenhang ihre kategoriale Verschränkung zu verdeutlichen, geht es nun aus stärker empirischer Sicht um die Frage, wie unterschiedliche Narrative verbunden über den Topos der geteilten Werte innerhalb unseres Korpus kombiniert wurden. Aus dieser Perspektive soll zunächst anhand eines Auszugs aus der FAZ vom 23. August 2022 das Zusammenspiel des ‚Narrativs der (Energie-)Partnerschaft‘ mit dem ‚Narrativ des russischen Angriffskriegs‘ bezogen auf den ‚Topos der geteilten Werte‘ betrachtet werden:
Scholz war am Sonntagnachmittag von Berlin nach Kanada geflogen. Mit ihm reiste Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen. Es geht um zweierlei. Um Deutschlands große und allzu einseitige Abhängigkeit von russischen Energieträgern zu verringern, müssen andere Quellen aufgetan werden, auch langfristig. Außerdem tut der Kanzler viel, um Partnerschaften zu Ländern zu festigen, mit denen Deutschland eng verbunden ist und noch enger verbunden sein will. Kanada steht da sehr weit oben auf Scholz’ Liste.
Scholz fand wohlwollende Worte, um die besondere Rolle Kanadas für Berlin zu beschreiben. Mit kaum einem anderen Land außerhalb der Europäischen Union „sind wir so eng und freundschaftlich verbunden“ wie mit Kanada, sagte er. Man teile nicht nur gemeinsame Werte, sondern auch einen ähnlichen Blick auf die Welt. „Das Land verfügt über ähnliche reiche Bodenschätze wie Russland – mit dem Unterschied, dass es eine verlässliche Demokratie ist.“ (Datum 7)[16]
Ohne das bereits zum Partnerschaftsnarrativ Gesagte zu wiederholen, soll das Augenmerk hier auf die Verknüpfung der beiden im vorherigen Auszug aufgerufenen Narrative, dem der Energiepartnerschaft und dem des russischen Angriffskriegs, gelenkt werden. Dabei ist entscheidend, dass das Narrativ des russischen Angriffskriegs zwar bereits in mehreren Zitaten als Kontext des Kanadabesuchs vorkam, in seiner narrativen Funktion bisher jedoch unerwähnt blieb.
So fällt am vorhergehenden Beispiel auf, dass das Narrativ des russischen Angriffskriegs auf eine für unser Korpus typische Weise nicht weiter ausdifferenziert wird, sondern die inhaltliche Füllung des Narrativs im August 2022 offensichtlich nicht (mehr) notwendig war. Die seit dem 24. Februar 2022 kontinuierlich aufgerufenen Verweise auf den völkerrechtswidrigen russischen Angriff auf die Ukraine, die dadurch ausgelöste Debatte um einen Boykott von russischem Erdgas, die parallele Entwicklung zunehmender Störungen und Drohungen Russlands, Erdgaslieferungen nach Europa einzustellen sowie die kontinuierlichen Diskussionen in Deutschland um Möglichkeiten der Energieeinsparung hatten dazu geführt, dass das Narrativ des russischen Angriffskriegs im medialen Interdiskurs so verankert war, dass es nur noch minimal und d. h. fragmentarisch ‚getriggert‘ werden musste, um den gesamten Kontext aufzurufen.
Mit Blick auf die Kombination dieses Narrativs mit dem Narrativ der Energiepartnerschaft im vorhergehenden Zitat lässt sich dabei festhalten, dass das Narrativ des russischen Angriffskriegs vor dem Hintergrund seiner diskursiven Verankerung innerhalb unseres Korpus durchgängig als Conditio sine qua non fungiert. Nach einer Phase gesellschaftlicher Diskussionen um die Konsequenzen des Angriffs hatte es zum Zeitpunkt des Kanadabesuchs bereits den Status der Dauerbegründung für Entscheidungen im Rahmen des Energiediskurses erlangt. Bezogen auf den zitierten Auszug lässt sich das im Detail daran verdeutlichen, dass das Narrativ der (Energie-)Partnerschaft – wie in den bisher analysierten Beispielen auch – semantisch und pragmatisch als Gegenkonzept zum Verhalten Russlands eingesetzt wird („einseitige Abhängigkeit von russischen Energieträgern [...] verringern“). Die argumentative Verknüpfung mit dem Topos der geteilten Werte zeigt sich in einem zweiten Schritt daran, dass das Narrativ des russischen Angriffskriegs im vorhergehenden Zitat an das Merkmal der ‚nicht geteilten Werte‘ gekoppelt wird, während das Narrativ der Partnerschaft, wie in den bisherigen Analysen verdeutlicht, kontinuierlich an das ‚Vorhandensein von geteilten Werten‘ geknüpft ist. Insoweit sind die beiden Narrative über die Oppositionsbildung (+/- geteilte Werte) anhand des Topos der geteilten Werte aufeinander bezogen.
Damit wird nicht nur deutlich, dass der Topos der geteilten Werte durch ein Narrativ inhaltlich gefüllt bzw. kontextualisiert wird, sondern auch, dass der Topos aus umgekehrter Perspektive die Relation von zwei (oder mehr) Narrativen zu strukturieren erlaubt. Diese Annahme soll nun anhand eines weiteren Auszugs aus dem Spiegel (online) vom 24. August 2022 auch aus topologischer Perspektive betrachtet werden, indem unter Bezug auf das Analyseschema Toulmins verdeutlicht wird, wie unterschiedliche Narrative diskursiv in konkreten Argumentationsprozessen anschlussfähig gemacht werden. So schreibt der Spiegel unter der Überschrift „Deutschland und Kanada zurren Abkommen für grünen Wasserstoff fest“:
„Grüner Wasserstoff ist ein wichtiger Schlüssel für eine klimaneutrale Wirtschaft“, erklärte Habeck. Das Wasserstoffabkommen zwischen Kanada und Deutschland sei ein „wichtiger Meilenstein, um den internationalen Markthochlauf von grünem Wasserstoff zu beschleunigen und den Weg frei zu machen für neue transatlantische Kooperationsprojekte“. Scholz erklärte im Anschluss an die Unterzeichnung bei Twitter: „Im Wasserstoff liegt die Zukunft.“ Der Bundeskanzler bezeichnete Kanada als „starken Partner und großartigen Freund.“ (Datum 8)
Als Datum fungiert im vorhergehenden Spiegel-Zitat die metaphorische Aussage Habecks, dass Wasserstoff ein wichtiger ‚Schlüssel‘ für eine klimaneutrale Zukunft ist. Dieses Datum verweist dezidiert auf das in Kapitel 2 bereits eingeführte Wasserstoffnarrativ, das als Teil der zwischen Deutschland und Kanada geteilten (hier: energiepolitischen) Werte über das Datum in die Argumentation integriert wird. Dabei reicht es offensichtlich auch im vorhergehenden Zitat aus, das Wasserstoffnarrativ fragmentarisch anhand seiner Zukunftsorientierung auf dem Weg zur Klimaneutralität zu erwähnen bzw. diese Perspektive durch die Metapher des Schlüssels zu verstärken, um evident zu sein.
Aufbauend auf dieses Datum wird als Konklusion im Weiteren die Feststellung angeboten, dass aufgrund der Relevanz von grünem Wasserstoff für eine klimaneutrale Zukunft in transatlantischen Kooperationsprojekten, wie dem hier avisierten, Kanada die Rolle eines „starken Partners und großartigen Freund[s]“ für Deutschland zukommt. Damit ruft die Konklusion explizit sowohl das Wasserstoffnarrativ als auch das (Energie-) Partnerschaftsnarrativ auf. Somit sind beide Narrative Teil der Konklusion.
Schaut man nun abschließend auf die das Datum und die Konklusion verknüpfende Schlussregel, so wird auch hier argumentativ die bereits vertraute Annahme aufgerufen, dass immer dann, wenn zwei Länder Werte (hier: energiepolitische Werte) teilen, sie gute Partner bzw. Freunde sind. Damit erweist sich der im Bisherigen kontinuierlich relevante Topos der geteilten Werte erneut als strukturierend, insoweit er in der Lage ist, das Wasserstoffnarrativ und das Narrativ der (Energie-)Partnerschaft in die argumentative Struktur zu integrieren. Dass das Narrativ der Energiepartnerschaft dabei als Hyperonym zum Wasserstoffnarrativ betrachtet wird, soll empirisch im nächsten Teilkapitel thematisiert werden.
Korpusgestützt deuten die bisherigen Ausführungen darauf hin, dass Topoi und Narrative innerhalb eines spezifischen diskursiven Zusammenhangs kohärent aufeinander bezogen werden und einerseits helfen, (narrativ) eine konkrete Vorstellung von einer spezifischen Situation zu vermitteln, der damit jedoch andererseits spezifische argumentative Perspektiven inhärent sind. Letzteres konnte dadurch verdeutlicht werden, dass der Topos der geteilten Werte relevante Narrative in den Argumentationsprozess zu integrieren erlaubt. Hierauf aufbauend soll nun im folgenden Kapitel aufgezeigt werden, wie es im Rahmen unseres Korpus gelungen ist, die beschriebenen Möglichkeiten dazu zu nutzen, nicht nur Wasserstoff über den Topos der geteilten Werte interdiskursiv zum Teil des (Energie-)Partnerschaftsnarrativ zu machen, sondern auch fossiles LNG interdiskursiv als unproblematische Perspektive zu integrieren.
4.2 Wasserstoff und LNG als Weg in eine klimaneutrale Zukunft: Möglichkeiten diskursiver Kopplungen über den Topos der geteilten Werte
Wie in Kapitel 2 herausgearbeitet, waren fossile Energieträger als Brückentechnologien bereits vor dem russischen Angriffskrieg und somit vor dem Regierungsbesuch in Kanada Teil der energiepolitischen Diskussionen in Deutschland. Bezogen auf den Besuch in Kanada war jedoch die Tatsache relevant, dass durch die Besuche von Robert Habeck in Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten vom 19.-21. März 2022 ebenso wie durch die Vielzahl weiterer fossiler Verträge die Glaubwürdigkeit, es würde der deutschen Regierung in Anbetracht des russischen Angriffskriegs tatsächlich vorrangig um das Ziel der geteilten Werte und darin enthalten um das der Klimaneutralität gehen, vielfach bezweifelt wurde bzw. zu bezweifeln war (s. dazu innerhalb unseres Korpus z. B. Spiegel online 22.08.202; FAZ, 23.08.2022). Der Verweis auf das demokratische Kanada als westlichem Verbündeten (Akteur des Narrativs der Energiepartnerschaft) und die kontinuierliche Bezugnahme auf den Topos der geteilten Werte waren insoweit politisch von besonderer Bedeutung.
Die daraus resultierende Verknüpfung zwischen der deutsch-kanadischen Energiepartnerschaft und der über den Topos der geteilten Werte realisierten Unterordnung von Wasserstoff und LNG als über den Akteur Kanada projizierte ‚gute westliche Energie‘ soll mit dem nächsten Zitat aus dem Spiegel (online) vom 23. August 2022 anlässlich des Besuchs der deutschen Regierungsdelegation im kanadischen Ort Stephenville in Neufundland nun genauer betrachtet werden:
Im Örtchen Stephenville an der Westküste von Neufundland leben 6623 Menschen. Dort gibt es ein kleines Folkfestival, ein kleines Theaterfestival und ein frisch renoviertes Kino. Es gibt sogar einen kleinen Flugplatz, der hohen Staatsbesuch möglich macht. Deshalb werden in Stephenville der kanadische Premierminister sowie der deutsche Kanzler und sein Vize ein Abkommen für den Transport von Wasserstoff zwischen Deutschland und Kanada unterzeichnen
Wasserstoff wird, wie heute jeder BASF-Vorstandsvorsitzende weiß, mit enormem Aufwand von Energie per Elektrolyse aus Wasser hergestellt. Wenn man das umweltfreundlich machen will, braucht man enorm viel Wind. Und der weht auf Neufundland tagaus, tagein. Daher diese Insel, die Flugreisende in die USA nur aus dem Fenster kennen (»Endlich Land!«). Daher Stephenville, wo`s neben dem Flughafen auch einen Naturhafen gibt, der sich mittelfristig für Transportzwecke umbauen lässt. Auch für flüssiges Erdgas, ganz gleich, ob es aus Schiefersand destilliert oder aus der Erde herausgefrackt wird. Hauptsache: nicht Russland. (Datum 9)
Obgleich der Topos der geteilten Werte bis kurz vor dem Ende des Zitats nicht explizit aufgerufen wird, evoziert die chronotopische[17] Inszenierung des kanadischen Stephenvilles als eine idyllisch-anthropogene Kulturlandschaft eine Vielzahl anschlussfähiger Werte: naturbelassen und überschaubar, kulturell interessiert (Folk- und Theaterfestival und Kino), dennoch über Flug- und Naturhafen anschlussfähig an die Welt und Quelle erneuerbarer Energien, die für grünen Wasserstoff benötigt werden. Und genau wie dieses zutiefst anthropogene Idyll der Wasserstoffproduktion, hier an der Grenze zur Ironie inszeniert, funktioniert Stephenville auch laut des letzten zitierten Satzes bezogen auf unterschiedliche Varianten des fossilen Energieträgers „Frackinggas“. Erst über die Feststellung „Hauptsache nicht Russland“ wird explizit über die Negation von geteilten Werten deutlich, dass hier tatsächlich mit dem Wasserstoff- und dem LNG-Narrativ argumentiert wird: Beide Narrative integrieren über den Akteur ‚Kanada‘ gute westliche Werte, die (anders als Russland) für Klimaneutralität, Naturfreundlichkeit und Friedfertigkeit stehen und damit aus temporaler Perspektive als Garant für eine gute klimaneutrale Zukunft genutzt werden können.
Entscheidend bezogen auf die Unterordnung von LNG unter das Narrativ der Energiepartnerschaft, in deren Rahmen Deutschland und Kanada die gleichen Werte teilen und deshalb gute Partner sind, ist, dass LNG im letzten Satz des vorhergehenden Zitats über die Gleichstellung mit Wasserstoff ebenfalls zu guter westlicher Energie wird (im Gegensatz zu schlechtem russischem Gas). Anders formuliert wird LNG als kanadisches LNG über den (guten, westlichen) Akteur mit dem Topos der geteilten Werte verknüpft: Weil Kanada mit Deutschland westliche Werte teilt, ist nicht nur Wasserstoff, sondern auch LNG aus Kanada ‚gut‘.
Damit ist es in diesem Abschnitt darum gegangen, exemplarisch zu verdeutlichen, dass es im Rahmen des hier analysierten Korpus, das anlässlich eines Regierungsbesuchs entstanden ist, der dezidiert darauf angelegt war, ein Wasserstoffabkommen zu unterschreiben, gelungen ist, LNG narrativ als ‚gutes westliches Gas‘ und damit als Alternative zu anderen fossilen Energieträgern semantisch umzuinterpretieren und in das Narrativ der guten, klimaneutralen Zukunft zu integrieren (s. Meer 2023 b; 2024a). Diese auf den Topos der geteilten Werte aufbauende Umwertung von fossilem LNG, die gerade im Zusammenhang mit dem häufig durch Fracking gewonnenen kanadischen LNG ökologisch abwegig ist, bildet innerhalb des untersuchten Korpus zusammen mit den bereits etablierten Vorstellungen zu fossilen Energieträgern als Brückentechnologie die Grundlage für die Gleichbehandlung von grünem Wasserstoff und LNG. Dass hierbei die Kombination von topologischen und narrativen Elementen genutzt wurde, hat gerade das letzte Beispiel verdeutlicht, in dem der narrative Chronotopos ‚Stephenville‘ als Gegenmodell zu einem aggressiven und fossilen Russland argumentativ nur über die Nutzung narrativer Verfahren an Überzeugungskraft gewinnen konnte.
4.3 Zur politischen Justierung des Energiediskurses
Schaut man sich die bisher angeführten empirischen Befunde dieses Beitrags an, so überzeugt auf den ersten Blick vor allem die ‚Einfachheit‘ der argumentativen Bezugnahme auf den Topos der geteilten Werte als Grundlage der analysierten energiepolitischen Argumentation: Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine war die Annahme der mit Kanada (im Gegensatz zu Russland) geteilten Werte offensichtlich so evident, dass nahezu ‚alles‘ damit begründbar war. Dies galt sogar für die durch das Partnerschaftsnarrativ inhaltlich gefüllte Überzeugung, dass fossiles Gas aus Kanada ‚gut‘ sei. Die Art dieser Argumentation, die die Feststellung Toulmins unterstreicht, dass ein Argument nicht ‚objektiv‘ richtig sein muss, um zu überzeugen (s. dazu Toulmin 2003: 111), wird im Rahmen der analysierten empirischen Daten auch daran deutlich, dass der Besuch von Scholz und Habeck in Kanada offiziell nur dazu dienen sollte, ein Wasserstoffabkommen zu schließen. Trotzdem gelang es nicht nur, das Wasserstoffabkommen dem Energiepartnerschaftsnarrativ unterzuordnen, sondern – wie im letzten Kapitel verdeutlicht – zusätzlich LNG narrativ gleichrangig neben Wasserstoff als Weg in die klimaneutrale Zukunft erscheinen zu lassen. Sowohl Wasserstoff als auch LNG vermittelten aus dieser Perspektive gute, westliche Werte wie Klimaneutralität, Naturfreundlichkeit und (in Abgrenzung zu Russland) Friedfertigkeit.
Bevor wir im vorliegenden Beitrag abschließend zu einer Auswertung der diesem Beitrag zugrundeliegenden theoretischen Überlegungen kommen, soll zuvor noch ein kurzer Blick auf die Tatsache gelenkt werden, dass das hier analysierte Teilkorpus am 29. August 2022 endet. Die Frage, die sich vor diesem Hintergrund stellt, besteht darin, ob es sich bei der im analysierten Korpus beobachtbaren Aufspaltung des Energiediskurses in das Wasserstoffnarrativ als einem ersten und dem LNG-Narrativ als einem zweiten diskursiven Strang tatsächlich um den behaupteten fossilen Übergangszustand (im Sinne einer notwendigen fossilen ‚Brückentechnologie‘) handelt. Mit Reckwitz formuliert geht es damit um die Frage, ob es sich bei der im Bisherigen beschriebenen narrativen Aufspaltung (Bifurkation) um den Beginn eines Prozesses der Sinnverschiebung (Reckwitz 2016) hin zu klimaneutralen Praktiken handelt (Gas ist eben doch nur eine Brückentechnologie) oder ob die analysierten Daten nicht eher auf die Legitimation der Beibehaltung fossiler Konzepte parallel zu klimaneutralen Praktiken hindeuten (das Modell einer auf Dauer gestellten Bifurkation).
Auch wenn diese Frage erst im Verlauf der weiteren Entwicklung und vor allem auch der Auswertung weiterer Daten beantwortet werden kann, so unterstreichen die hier präsentierten empirischen Befunde zur strategischen Ausrichtung der Verhandlungen der Bundesregierung über Energiepartnerschaften im Jahr des russischen Angriffskriegs aus analytischer Sicht doch eher die Annahme, dass es um die energiepolitische Konstruktion eines Modells der diskursiven ‚Gabelung‘ bzw. ‚Aufspaltung‘ im Sinne einer Bifurkation geht. Somit deuten diese Befunde darauf hin, dass das Energiedispositiv der Bundesrepublik spätestens seit dem russischen Angriffskrieg nicht angemessen anhand des Modells der ‚Brücke‘ beschrieben werden kann. Vielmehr weisen die empirischen Befunde unserer Korpusanalyse darauf hin, dass es spätestens seit dem russischen Angriffskrieg darum gegangen ist, das Energiedispositiv anhand von zwei parallel gültigen Diskurssträngen zu organisieren, die je nach politischer Relevanz aktualisiert werden können: Einerseits scheint es diskursiv darum zu gehen, die Wasserstoffwirtschaft mit der Perspektive der Klimaneutralität (diskursiv) voranzutreiben, andererseits parallel auf fossile Energiequellen zu setzen.[18]
Diese vorläufigen Beobachtungen werden durch die Äußerung des deutschen Verhandlungsführers für die Wasserstoffkooperation mit Namibia, dem ehemaligen Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium Rainer Baake, zumindest unterstützt, wenn Baake bereits während der Vorbereitung des für Dezember 2022 geplanten Besuchs von Robert Habeck in Namibia in der Zeit vom 27. Oktober 2022 darauf hinweist, dass Habeck in Namibia „nach seinen Gaseinkaufstouren am Golf dringend grüne Energieprojekte“ benötige (s. dazu Meer 2024a). Solche Kommentare unterstreichen ebenso wie die in Kapitel 2 bereits erwähnten auf Jahrzehnte angelegten Abkommen bezüglich der Lieferung von Gas aus afrikanischen und arabischen Staaten und die anhaltenden Diskussionen um den Bau weiterer LNG-Terminals, u. a. in einem Naturschutzgebiet in Lubmin vor Rügen (s. NDR 2024[19]), die Annahme, dass es tatsächlich um den Aus- und Aufbau einer parallelen Struktur aus Wasserstoff und fossilem Gas/LNG geht. Dass eine solche (fossile) Doppelstrategie jenseits diskursanalytischer Studien nicht ausreichen wird, um effektiv gegen den fortschreitenden Klimawandel vorzugehen, kann in Anbetracht der mit jedem neuen IPCC-Bericht katastrophaleren Meldungen ökologisch aus wissenschaftlicher Sicht schwer bestritten werden.
Im Gegensatz zu diesen Hinweisen finden sich im Rahmen des analysierten Korpus keinerlei Hinweise darauf, dass die Nutzung von LNG als ‚Brücke‘, die auf der anderen Seite des ‚Ufers‘ enden soll, als zeitlich begrenzt konzeptioniert wird. Hier entspricht die Metapher der Bifurkation eher den vorgelegten empirischen Befunden und der Art der Argumentation auf der Basis des Topos der geteilten Werte: Wenn es möglich ist, die Nutzung fossiler Ressourcen, im vorliegenden Fall von fossilem LNG, ohne Bezugnahme auf technische bzw. volkswirtschaftliche Daten oder Entwicklungen im medialen Interdiskurs in Form von semantischen Umkodierungen durch den Topos der geteilten Werte zu etablieren und mit weltpolitischen Zwangslagen wie dem Russlandkrieg zu begründen, dass fossile Energie ‚gut‘ sei, so spricht wenig für die Annahme, dass die hier analytisch aufgezeigte ‚Aufspaltung‘ oder ‚Gabelung‘ von zwei parallel geförderten narrativ fundierten energiepolitischen Strängen nicht auf Dauer gestellt wäre.
Diskursanalytisch interessant ist in diesem Zusammenhang, dass der bisher analysierte Wasserstoffdiskurs mit seiner anhand des metaphorischen Modells der Bifurkation beschriebenen Ausrichtung im medialen Interdiskurs und damit der medialen Öffentlichkeit eher eine periphere Rolle einnimmt und politisch als Spezialdiskurs verhandelt wird, der narrativ als Versprechen auf eine gute Zukunft fungiert, darüber hinaus aber ‚zu kompliziert‘ zu sein scheint, um ihn vor dem Hintergrund der Vielzahl (wichtigerer) weltpolitischer Krisen in den Mittelpunkt der politischen Aufmerksamkeit zu rücken. Dies wäre aber nötig, um seine sich in diesem Beitrag andeutende interdiskursive Funktion eines durchaus dominanten Legitimationsdiskurses fossiler Energiepolitik angemessen diskutieren zu können. Hier könnte sich somit aus der Perspektive einer anwendungsorientierten linguistischen Diskursanalyse die Frage stellen, welche Formen des diskursiven – und das bedeutet im Rahmen dieses Beitrags narrativen – Widerstands sich bezogen auf die sich andeutenden hegemonialen Tendenzen als erfolgversprechend erweisen könnten.
5. Theoretische Perspektiven
Jenseits dieser empirischen Anschlussperspektiven ging es im vorliegenden Beitrag aus diskurstheoretischer Sicht darum, die Verzahnung von Topoi und Narrativen exemplarisch anhand eines kleinen Korpus zu analysieren. Hierbei sollte am Beispiel einer sehr eingeschränkten Datenmenge untersucht werden, wie Topoi und Narrative interdiskursiv zusammenarbeiten und damit einen spezifischen Blick auf einen konkreten Zusammenhang konstruieren. Zum einen wurde deutlich, dass beide diskursiven Konstruktionen medial eng verzahnt genutzt werden. Topoi allein bleiben in ihrer kausalen Dimension abstrakt und Narrative allein verpassen in ihrer temporalen Ausrichtung das argumentative Potenzial, das mit den konstruierten Annahmen von Handlungsentwicklungen verknüpft ist. Insoweit konnte verdeutlicht werden, dass beide Kategorien textübergreifend interdiskursiv gemeinsam genutzt werden, um komplexe Zusammenhänge stereotypisiert darzustellen und spezifische Handlungsoptionen nahezulegen.
Von der Narrativanalyse ausgehend zeigte sich dabei, dass unterschiedliche narrative Teilelemente potenzielle Anknüpfungspunkte für den Topos der geteilten Werte enthielten. Anhand der exemplarischen Analysen kamen unterschiedliche Narrative wie das Partnerschaftsnarrativ, das Narrativ des russischen Angriffskriegs oder das Wasserstoffnarrativ in Kombination mit dem LNG-Narrativ in den Blick. Diese wurden anhand von Oppositionsbeziehungen angeordnet (System vs. Gegensystem) und konnten unter Nutzung narrativer Mittel semantisch und pragmatisch aufgelöst werden (s. dazu den friedlichen deutsch-kanadischen Spaziergang im Gegensatz zur aggressiven russischen Kriegführung oder die Gefahr der deutschen Versorgungssicherheit im Gegensatz zu den Möglichkeiten einer kanadischen Wasserstoffwirtschaft). Aus der Perspektive der Toposanalyse konnte der Topos der geteilten Werte über die Schlussregel im Rahmen einer sprachlich realisierten Präsentation des Ortes ‚Stephenville‘ ebenso integriert werden wie die bildliche Darstellung des angesprochenen gemeinsamen Spaziergangs (der eigentlich zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort stattgefunden hatte). Insgesamt wurde kontinuierlich deutlich, dass Topoi und Narrative multimodal eng und kaum trennbar miteinander verknüpft auftraten.
Auch wenn die Relevanz materieller Bilder für diesen Prozess bisher nur an einer Stelle thematisiert wurde, so kann aus multimodaler Sicht abschließend herausgestellt werden, dass sie als in der Regel hoch stereotype Darstellungen des Topos der geteilten Werte in unserem Korpus eine entscheidende argumentative und narrative Ressource darstellen. Wenn Scholz und Trudeau gemeinsam spazieren gehen, wenn sie gemeinsam über einen roten Teppich gehen (s. Abb. 2), dann ist das Partnerschaftsnarrativ auf der Basis von geteilten Werten (s. Abb. 3) auch bildlich offensichtlich:

FAZ, 23. August 2022
Abb. 3: TAZ, 25. August 2022
Diese in unserem Korpus auftretenden multimodalen Realisierungen des Partnerschaftsnarrativs ebenso wie des Topos‘ der geteilten Werte verdeutlichen an dieser Stelle über die inhärente sprachlich-narrative Struktur hinaus eine hohe Emotionalität und leichte Memorisierbarkeit.[20] Vor dem Hintergrund dieser Hinweise wird es im Weiteren notwendig sein, sich intensiver mit der Relevanz multimodaler Aspekte für das aktuelle Klimadispositiv und die in ihm genutzten Topoi und Narrative zu beschäftigen.
Als politisch hoch relevant für den hier analysierten Gegenstand hat sich dabei jedoch vor allem die Tatsache erwiesen, dass es anhand einer solch einfachen narrativen und topologischen Struktur möglich ist, komplexe energiestrategische Fragen so zu vermitteln, dass sich die dahinter verborgenen zentralen (energie-)politischen Fragen in Zeiten des Krieges scheinbar nicht einmal mehr stellen. Dies anhand einer kombinierten Topos-Narrativ-Analyse verdeutlicht zu haben, verweist über das konkrete Korpus hinaus auf das politische Potenzial der linguistischer Diskursanalyse in ihrer empirischen Dimension.
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Zitierte Zeitungsbeiträge
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© 2025 bei den Autorinnen und Autoren, publiziert von De Gruyter im Auftrag der Gesellschaft für Angewandte Linguistik
Dieses Werk ist lizenziert unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.
Artikel in diesem Heft
- Frontmatter
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- Sprachliche Bildung und Mehrsprachigkeit im Vorbereitungsdienst: Ausgestaltungs-prozesse in der Lehrkräftebildung zwischen Curriculum und Institution
- „Besser Gas aus dem Westen als aus dem Osten. Kanada ist ein sympathischer Lieferant“ – Zur Verknüpfung des Topos der geteilten Werte mit aktuellen Narrativen des Energiedispositivs. Eine kleine empirische Studie
- Explikationen als Mittel der Verstehens-sicherung in Arzt-Patienten-Gesprächen in der Onkologie
- Mehrebenenannotation argumentativer Lerner*innentexte für die automatische Textauswertung
- Würzburger Thesen zur Angewandten Sprachwissenschaft
- Lebensereignisse im Bildungsbereich als Erklärung für individuellen Sprachwandel
- Rezension
- Wild, Johannes & Wildfeuer, Alfred (Hrsg.). 2019. Sprachendidaktik. Eine Ein- und Weiterführung zur Erst- und Zweitsprachdidaktik des Deutschen. Tübingen: Narr Francke Attempto Verlag (Narr Studienbücher). 302 S. 29,99 €, ISBN 978-3-8233-8202-7.
- Wolf-Farré, Patrick, Lucas Löff Machado, Angélica Prediger & Sebastian Kürschner (Hrsg.). 2023. Deutsche und weitere germanische Sprachminderheiten in Lateinamerika. Grundlagen, Methoden, Fallstudien (=MinGLA-Minderheiten germanischer Sprachen in Lateinamerika/ Minorías de lenguas germánicas en Latinoamérica, Band 1). Berlin: Lang. 396 S., 79,95 €, ISBN 978-3-6318-2600-3
- Tracy, Rosemarie & Ira Gawlitzek. 2023. Mehrsprachigkeit und Spracherwerb. (Linguistik und Schule 10). Tübingen: Narr Francke Attempto. 168 S., 17,90 €, ISBN: 9783823382768
- Könning, Benjamin. 2021. Peer-Gespräche in der Schule. Beobachtungen zum mündlichen Sprachgebrauch im Spannungsfeld zwischen Institution und Identitätsentwicklung im Jugendalter (Sprache – Kommunikation – Kultur 25). Berlin: Lang. 358 S., 77,85 €, ISBN: 978-3-6318-4520-2
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- „Besser Gas aus dem Westen als aus dem Osten. Kanada ist ein sympathischer Lieferant“ – Zur Verknüpfung des Topos der geteilten Werte mit aktuellen Narrativen des Energiedispositivs. Eine kleine empirische Studie
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- Wild, Johannes & Wildfeuer, Alfred (Hrsg.). 2019. Sprachendidaktik. Eine Ein- und Weiterführung zur Erst- und Zweitsprachdidaktik des Deutschen. Tübingen: Narr Francke Attempto Verlag (Narr Studienbücher). 302 S. 29,99 €, ISBN 978-3-8233-8202-7.
- Wolf-Farré, Patrick, Lucas Löff Machado, Angélica Prediger & Sebastian Kürschner (Hrsg.). 2023. Deutsche und weitere germanische Sprachminderheiten in Lateinamerika. Grundlagen, Methoden, Fallstudien (=MinGLA-Minderheiten germanischer Sprachen in Lateinamerika/ Minorías de lenguas germánicas en Latinoamérica, Band 1). Berlin: Lang. 396 S., 79,95 €, ISBN 978-3-6318-2600-3
- Tracy, Rosemarie & Ira Gawlitzek. 2023. Mehrsprachigkeit und Spracherwerb. (Linguistik und Schule 10). Tübingen: Narr Francke Attempto. 168 S., 17,90 €, ISBN: 9783823382768
- Könning, Benjamin. 2021. Peer-Gespräche in der Schule. Beobachtungen zum mündlichen Sprachgebrauch im Spannungsfeld zwischen Institution und Identitätsentwicklung im Jugendalter (Sprache – Kommunikation – Kultur 25). Berlin: Lang. 358 S., 77,85 €, ISBN: 978-3-6318-4520-2
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