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Editorial

  • Ingo Schulz-Schaeffer EMAIL logo
Published/Copyright: August 27, 2025
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Ihre besondere Aufmerksamkeit in diesem Heft möchte ich auf den Beitrag von Frank Meyhöfer mit dem Titel „Diagnoses of the present: Current sociological research on a controversial genre of sociology“ lenken. Mit diesem Beitrag führt die Soziologische Revue ein neues Besprechungsformat ein, den Literatur-Review.

Unsere Handreichung für Autor:innen für dieses neue Besprechungsformat lautet wie folgt: „Ein Literatur-Review ist ein Überblick über bisherige Forschungsarbeiten zu einem Themenbereich. Er soll den aktuellen Stand der Forschung zu dem Themengebiet zusammenfassend wiedergeben, aber keine eigenen neuen Forschungsergebnisse präsentieren. Gegenstand des Literatur-Reviews können neuere Entwicklungen innerhalb etablierter Forschungsfelder oder aber neu entstehende Forschungsthemen sein. Grundlage ist die deutschsprachige wie auch die internationale Literatur zu dem Themenbereich.

Das Themengebiet soll eingegrenzt und in seiner soziologischen Relevanz vorgestellt werden. Es soll einführend in seinen grundlegenden Merkmalen (zentrale Forschungsgegenstände, zentrale Fragestellungen, konzeptionelle Grundannahmen und Forschungsmethoden) beschrieben werden. Dabei präsentiert der Literatur-Review den aktuellen Stand der Forschung zu dem Themengebiet, indem er die Vorannahmen, theoretischen Konzepte, Fragestellungen, Vorgehensweisen und Befunde der relevanten Forschungsarbeiten systematisiert zusammenfasst.

Im Diskussionsteil des Literatur-Reviews werden übergreifende Befunde und Forschungstrends benannt, aber auch unterschiedliche Forschungsperspektiven oder voneinander abweichende Forschungsergebnisse. Stärken der besprochenen Forschungen sollen hervorgehoben und Schwächen in kritisch-konstruktiver Weise diskutiert werden. Auf dieser Grundlage sollen Forschungslücken identifiziert und zukünftiger Forschungsbedarf benannt werden.

Ein Literatur-Review kann einen Umfang von bis zu 70.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen und Literaturverzeichnis) haben. Er soll in englischer Sprache geschrieben sein. Der Review wird kollegial begutachtet (peer-reviewed).“

Der Literatur-Review unterscheidet sich in einigen Hinsichten von den bestehenden Besprechungsformaten der Soziologischen Revue: Während es die Soziologische Revue in ihren bestehenden Besprechungsformaten als zentrale Aufgabe ansieht, deutschsprachige Buchpublikationen zu besprechen, gilt diese Einschränkung für den Literatur-Review nicht. Hier soll auch die internationale Buch- und Artikel-Literatur gleichberechtigt oder, je nach Relevanz, auch vorrangig einbezogen werden. Neu ist zudem, dass der Literatur-Review englischsprachig ist und damit einen Beitrag dazu leisten kann, Ergebnisse aus der deutschsprachigen soziologischen Literatur in den internationalen Forschungsdiskurs einfließen zu lassen. Neu ist schließlich auch, dass wir im Fall von Literatur-Reviews um Einreichungen bitten und die Einreichungen begutachtet werden. Bei allen anderen Besprechungsformaten erfolgt die Qualitätssicherung dadurch, dass die Herausgeberschaft und die Redaktion der Soziologischen Revue die Rezensent:innen auswählt und anspricht, die jeweilige Besprechung zu übernehmen. Deshalb auch lehnt die Soziologische Revue angebotene Rezensionen ab. Literatur-Reviews dagegen sollen eingereichte und demensprechend auch begutachtete Beiträge sein.

Was erwarten und erhoffen wir als Herausgeberschaft und Redaktion der Soziologischen Revue uns von dem neuen Format? Es lässt sich deutlich erkennen, dass das Format des Literatur-Reviews zunehmend an Bedeutung gewinnt. Dies gilt für die Naturwissenschaften gegenwärtig noch prägnanter als für die Geistes- und Sozialwissenschaften. Aber auch in der Soziologie werden entsprechende Literatur-Reviews zunehmend eine wichtige Ressource, um Überblicke über Themenfelder und deren aktuelle Entwicklungen zu gewinnen. Gleichzeitig wird es ein zunehmend wichtigerer Bestandteil von Publikationen und Forschungsanträgen, Literaturüberblicke zu geben, um die Forschungslücke zu begründen, die das beantragte Projekt oder die präsentierte Publikation bearbeiten will. Viele von uns verschriftlichen Literaturüberblicke, wenn wir uns in neue Themenfelder einarbeiten. Und für diese Art der Forschungsarbeit gibt es im deutschsprachigen Raum bislang noch wenige Publikationsmöglichkeiten. Wir wollen mit dem neuen Besprechungsformat also versuchen, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Auf der einen Seite wollen wir einen Publikationsort für Ausarbeitungen schaffen, die Soziolog:innen als Bestandteil ihrer Forschungsarbeiten vornehmen, die aber nicht als reguläre wissenschaftliche Artikel publizierbar sind, weil sie keine eigenen Forschungsergebnisse enthalten. Auf der anderen Seite wollen wir es ermöglichen, dass solche Aufarbeitungen von Themenbereichen und deren Forschungsständen anderen Wissenschaftler:innen als Ressource zur Verfügung gestellt werden können.

Liebe Leser:innen, damit sich der Literatur-Review als neues Besprechungsformat der Soziologischen Revue etabliert, sind wir auf Ihre Mithilfe angewiesen. Wir bitten Sie, das neue Besprechungsformat der Soziologischen Revue in Ihren Forschungszusammenhängen und bei Ihren Kolleg:innen bekannt zu machen und dafür zu werben. Und wenn Sie oder Mitglieder ihrer Forschungsteams gerade dabei sind, sich in ein neues Themenfeld einzuarbeiten, bitten wir Sie in Erwägung zu ziehen, Ihre Aufarbeitung des Forschungsstandes als Literatur-Review auszubauen und bei der Soziologischen Revue einzureichen.

Online erschienen: 2025-08-27
Erschienen im Druck: 2025-08-27

© 2025 bei den Autorinnen und Autoren, publiziert von Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Dieses Werk ist lizenziert unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.

Articles in the same Issue

  1. Frontmatter
  2. Frontmatter
  3. Editorial
  4. Literature Review
  5. Diagnoses of the present: Current sociological research on a controversial genre of sociology
  6. Gebietskartierung
  7. Das antidemokratische Denken der extremen Rechten heute. Eine Kartierung aktueller Veröffentlichungen
  8. Essay
  9. ‚Die Stadt‘ erforschen. Zum Vorschlag einer integrativen Betrachtung der Stadt
  10. Themenessay
  11. Perspektiven zur (Neu-)Bestimmung soziodigitaler Autonomie und Privatheit
  12. Doppelbesprechung
  13. „Alles noch in Ordnung da draußen? Alle noch bei der Stange?“ Neue Forschungen zum sozialen Zusammenhalt
  14. Einzelbesprechung Algorithmen
  15. Juliane Jarke / Bianca Prietl / Simon Egbert / Yana Boeva / Hendrik Heuer / Maike Arnold (Eds.), Algorithmic Regimes: Methods, Interactions, and Politics. Amsterdam: Amsterdam University Press 2024, 345 S., gb., 153,79 €
  16. Einzelbesprechung Digitalisierung in der Pflege
  17. Karsten Weber / Sonja Haug / Norina Lauer / Christa Mohr / Andrea Pfingsten / Georgios Raptis / Gudrun Bahr (Hrsg.), Digitale Technik für ambulante Pflege und Therapie III: Nutzung, Akzeptanz, Wirkung und Lebensqualität. Bielefeld: transcript 2024, 328 S., kt., 40,00 €
  18. Einzelbesprechung Sozialphilosophie
  19. Johannes Röß, Zwischen Freiheit und Entfremdung: Eine Sozialphilosophie des Geldes nach Georg Simmel. Frankfurt am Main: Campus 2023, 356 S., br., 40,00 €
  20. Einzelbesprechung Techniksoziologie
  21. David Seibt, The Sociomaterial Construction of Users: 3D Printing and the Digitalization of the Prosthetics Industry. London/New York: Routledge 2023, 274 S., gb., 175,50 €
  22. Einzelbesprechung Transnationalismus
  23. Emanuel Deutschmann, Mapping the Transnational World: How We Move and Communicate across Borders, and Why It Matters. Princeton/Woodstock: Princeton University Press 2021, 272 S., kt., 31,50 €
  24. Einzelbesprechung Umwelt und Arbeit
  25. Simon Schaupp, Stoffwechselpolitik: Arbeit, Natur und die Zukunft des Planeten. Berlin: Suhrkamp 2024, 422 S., br., 24,00 €
  26. Einzelbesprechung Wissenssoziologie
  27. Olaf Rahmstorf, Wikipedia: Die rationale Seite der Digitalisierung? Entwurf einer Theorie. Bielefeld: transcript 2023, 416 S., kt., 38,00 €
  28. Rezensentinnen und Rezensenten des 3. Heftes 2025
  29. Eingegangene Bücher (Ausführliche Besprechung vorbehalten)
Downloaded on 28.9.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/srsr-2025-2037/html
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