Zusammenfassung
Schumpeter fragte 1942: „Kann der Kapitalismus überleben?“ Achtzig Jahre später ist festzustellen: Vieles hat sich geändert, aber der Kapitalismus lebt. In diesem Beitrag grenzt Josef Falkinger Kapitalismus und Marktwirtschaft voneinander ab und konfrontiert das Konzept der Marktwirtschaft mit den grundlegenden realen Veränderungen, die von neuen Technologien und geänderten institutionellen Rahmenbedingungen im ausgehenden zwanzigsten Jahrhundert eingeleitet wurden. Er schließt, dass dem Kapitalismus die Marktwirtschaft abhandenkommt. Vor diesem Hintergrund regt er eine Erneuerung des ökonomischen Diskurses an und präsentiert Gedanken zur Weiterentwicklung der Wettbewerbspolitik, zur Verfassung der digitalen Ökonomie und zur Erneuerung des öffentlichen Sektors – mit dem Ziel, die konstituierenden Elemente einer Marktwirtschaft zu erhalten und nachhaltigen Fortschritt zu ermöglichen.
1 Kapitalismus und Marktwirtschaft
„Kann der Kapitalismus überleben?“, fragte Joseph Schumpeter 1942, um sogleich verneinend fortzufahren, dieser werde unvermeidlich zu Grunde gehen[1]. Wenn wir uns achtzig Jahre später fragen, ob der Kapitalismus tot ist, lautet die Antwort: keineswegs. Wie aber steht es um die Marktwirtschaft? Sie wird oft mit dem Kapitalismus gleichgesetzt, ist aber konzeptuell klar davon abgrenzbar. Kapitalismus bedeutet Privateigentum an Produktionsmitteln und Entscheidungsmacht über die Produktion bei den Kapitaleignern. Auch die Marktwirtschaft stützt sich auf Privateigentum, bedeutet aber darüber hinaus dezentrale Koordination wirtschaftlicher Interaktion durch Preismechanismus und Wettbewerb. Unregulierte Monopolmacht oder oligarchische Eigentumsverhältnisse sind mit Kapitalismus verträglich, mit Marktwirtschaft nicht. In diesem Beitrag versuche ich, die Idee der Marktwirtschaft mit der heutigen wirtschaftlichen Realität zu konfrontieren. Dabei steht im ersten Teil die kritische Perspektive im Vordergrund: Lebt die Marktwirtschaft noch? Im zweiten Teil folgt dann das konstruktive Anliegen: Was ist notwendig, um die Marktwirtschaft am Leben zu halten?
2 Das Konzept Marktwirtschaft im Lichte realer Veränderungen
Der Begriff „Marktwirtschaft“ wird als Schlagwort für viele Zwecke benützt. Ihre Anhänger:innen bezeichen damit alles, was gut ist, die Kritiker:innen alles Schlechte. Auch die Wissenschaft macht sich nur selten die Mühe, ihre marktwirtschaftlichen Analysen in einem rigorosen Sinn an theoretischen Grundlagen zu prüfen. Wer eine solche Prüfung vornehmen will, sieht sich mit der Schwierigkeit konfrontiert, dass auf keine ausformulierte, allgemein akzeptierte Theorie der Marktwirtschaft zurückgegriffen werden kann.[2] Ich löse dieses Problem, indem ich mich auf drei konstituierende Elemente einer marktwirtschaftlichen Ordnung konzentriere und frage, ob diese elementaren Anforderungen in der Realität erfüllt oder gefährdet sind. Die drei Elemente sind:
mündige Wirtschaftssubjekte (Konsumentensouveränität),
Preismechanismus und dezentrale Informationsverarbeitung,
Wettbewerbsgleichgewicht.
Hinter dieser Vorgangsweise steht die Annahme, dass kaum jemand eine Ökonomie, in der diese Elemente fehlen, als Realisation der marktwirtschaftlichen Idee ansehen würde. Dies führt zu einer weiteren grundlegenden Schwierigkeit: Die Idee eines Konzepts ist niemals identisch mit der Realität; eine reine Marktwirtschaft gibt es nicht. Zum einen lassen sich nicht alle ökonomisch relevanten Phänomene über Märkte organisieren – deshalb gibt es beispielsweise die Theorie öffentlicher Güter oder die Theorie der Firma als interne Organisation ökonomischer Transaktionen. Zum anderen ist auch dort, wo marktwirtschaftliche Konzepte funktionieren, die Marktrealität im Vergleich zu einem idealen Markt mehr oder weniger unvollkommen. Es gibt also nicht das eine Experiment und den einen Datensatz, mit deren Hilfe die Existenz der konstituierenden Voraussetzungen einer Marktwirtschaft bestätigt oder widerlegt werden könnte.
Das entscheidende Kriterium für eine Prüfung der Frage, ob die Marktwirtschaft lebt oder gefährdet ist, lautet vielmehr: Gibt es reale Veränderungen, die so schwerwiegend sind, dass die zugrunde liegenden theoretischen Konzepte ihre analytische Kraft verlieren und zu gedankenlosem Jargon werden? Es sind vor allem neue Technologien und neue institutionelle Rahmenbedingungen, die wirtschaftliche Realitäten grundlegend ändern. Ich sehe konkret zwei Entwicklungen, die dafür sorgen, dass die ökonomische Welt von heute nicht gleich der Welt von gestern ist: das Internet und die Digitalisierung in Verbindung mit den aktuellen Geschäftsmodellen der netz- und datenbasierten Ökonomie sowie die wettbewerbspolitische Wende der achtziger Jahre in Verbindung mit Globalisierung und Finanzialisierung.[3] Wie wirken diese Änderungen auf die genannten konstituierenden Elemente einer Marktwirtschaft: Konsumentensouveränität, Preismechanismus und Wettbewerb?
2.1 Mündige Wirtschaftssubjekte
Das Konzept der Marktwirtschaft steht und fällt mit der Vorstellung von Wirtschaft als Interaktion selbstständig entscheidender Wirtschaftssubjekte. Dies setzt voraus, dass die Menschen klar definierte eigene Vorstellungen von ihren Wünschen und Erwartungen haben. Daher charakterisiert die ökonomische Theorie die Wirtschaftssubjekte anhand ihrer Präferenzen. Die Theorie verlangt, dass die individuellen Präferenzen in sich konsistent sind. Mit Blick hierauf hat die Verhaltensökonomie auf Einschränkungen hingewiesen. Zwei weitere Voraussetzungen sind noch grundlegender: dass die individuellen Präferenzen vorgegeben, also nicht von außen gesteuert sind, und dass sie vollständig, also über das gesamte Universum ökonomischer Möglichkeiten definiert sind.
Solange die Welt von Not und Knappheit geprägt ist, erscheint die Vorstellung, dass die Wünsche der Menschen gegeben und über den gesamten, insgesamt bescheidenen Raum an Alternativen formuliert sind, eine legitime Modellabstraktion. In einer produkt- und datenreichen Welt taucht ein neues Knappheitsproblem auf, der „Mangel an Aufmerksamkeit“ (Simon 1971). In allen Preissegmenten ist Produktdifferenzierung eine wichtige Innovations- und Marketingstrategie; neue, global wirkende Informations- und Kommunikationstechnologien konfrontieren jede Person mit einer Fülle an Hinweisen. Damit wird der Wettbewerb um Aufmerksamkeit zu einer entscheidenden Größe.
Dieser Wettbewerb ist global – mehr noch als auf dem internationalen Güter- oder Dienstleistungsmarkt. Für die Konsumentensouveränität heißt das: Du kannst dir nur darüber ein Urteil bilden, was den Wettbewerb um Aufmerksamkeit überlebt; und das ist nur ein Teil dessen, was möglich ist, und nicht zwangsläufig das, was du bei vollständigem Wissen als das Beste ansehen würdest. Anders ausgedrückt: Neben Preis und Qualität wird die Schlagkraft in der Werbung zum bestimmenden Faktor für die Wahl eines Produkts – nicht deshalb, weil wir Menschen der Werbung auf den Leim gehen, sondern einfach deshalb, weil wir nur das überhaupt sehen, was sich im Wettbewerb um Aufmerksamkeit durchgesetzt hat.[4]
Nicht nur die Vollständigkeit der Präferenzen ist dadurch in Frage gestellt. Im vorherrschenden Geschäftsmodell der daten- und netzgestützten Ökonomie sind erstmals in der Geschichte die Präferenzen zu einem endogenen Produkt geworden. Sie werden in Nutzerprofilen erfasst, gehandelt und mit Hilfe künstlicher Intelligenz „verbessert“. In den Worten von Google: „Bei der Nutzung heutiger Technologien erzeugen wir eine Informationsspur in Form von Daten [...]. Sie beschreibt unsere Handlungen, Entscheidungen, Präferenzen, Bewegungen und Beziehungen.“ Das daraus resultierende Datenbuch kann „als eine sich laufend fortentwickelnde Darstellung unseres Selbsts gesehen werden“. In einem weiteren Schritt könne, so Google, dieses Selbst künstlich verbessert werden, indem man dem Datenbuch eine Ausrichtung gibt und es in ein System verwandelt, „welches unser Verhalten nicht nur verfolgt, sondern auch in Richtung des gewünschten Resultats leitet.“[5] Etwas übertrieben könnte man sagen: Das gegenwärtige Geschäftsmodell der digitalen Ökonomie kehrt die Konsumentensouveränität um. Es werden nicht mehr Produkte für gegebene Präferenzen produziert, sondern Präferenzen für gegebene Produkte.
2.2 Preismechanismus und dezentrale Informationsverarbeitung
Angebot und Nachfrage für ein bestimmtes Gut treffen auf dem Markt aufeinander und werden durch den Preismechanismus in Einklang gebracht. Die dabei entstehenden Tauschgewinne teilen sich auf Produzent:innen und Konsument:innen auf. Selbstverständlich funktioniert dieser Mechanismus nur unter bestimmten Voraussetzungen – Marktmacht oder externe Effekte stören ihn. Das aktuelle Geschäftsmodell der digitalen Ökonomie untergräbt den Preismechanismus aber noch in fundamentalerer Weise.
Erstens werden nicht nur bestimmte Güter zu ihrem Preis getauscht, sondern gleichzeitig auch Daten. Es müsste also jeweils zwei Märkte geben. Stattdessen hat sich eine Mischung aus Markt- und Naturaltausch etabliert. Die Menschen geben persönliche Daten her und erhalten im Gegenzug eine Ware oder eine Dienstleistung, gratis oder zu einem quersubventionierten Preis. Zweitens gehören personalisierte Preise und Angebote, die auf das Nutzerprofil abgestimmt sind, zu den zentralen Marketinginstrumenten der digitalen Welt. Das Gesetz vom „einen Preis“ (law of one price), das dem marktwirtschaftlichen Preismechanismus zugrunde liegt, wird dadurch schwerwiegend verletzt. Im Grenzfall kommt es zu perfekter Preisdiskriminierung. Ein Monopolist, der vollständig über seine Kunden informiert ist, setzt für jeden Kunden jenen Preis fest, der dessen Zahlungsbereitschaft entspricht. Das ergibt zwar ein effizientes Transaktionsvolumen, aber die gesamte Konsumentenrente geht an den Monopolisten. Wenn viele Märkte dieser Entwicklung folgen, insbesondere auch die Faktormärkte, verwandelt sich die Marktwirtschaft in eine Ausbeutungsökonomie.
Als Zwischenergebnis ergibt sich: Das Geschäftsmodell der digitalen Ökonomie führt zu Pseudomärkten. Jene Aspekte, die am ehesten in der konventionellen Marktanalyse erfasst werden können, weisen darauf hin, dass es auf diesen Pseudomärkten zu einer sehr einseitigen Verteilung der Tauschvorteile kommt.
Aus einer allgemeineren Perspektive betrachtet, besteht das Wesen der Marktpreise darin, dass sie einen Mechanismus der dezentralen Informationsverarbeitung und Kommunikation bereitstellen. In den Worten Hayeks (1945, S. 527): „Das Wunder [des marktwirtschaftlichen Preismechanismus] ist, dass in einem Fall wie jenem der Knappheit [...] zehntausende Menschen, deren Identität auch durch Monate der Nachforschung nicht festgestellt werden könnte, dazu bewegt werden, Material und Produkte sparsam zu nutzen; das heißt, sich in der richtigen Richtung zu bewegen.“ Und weiter: „In einem System, in dem das Wissen über relevante Fakten über viele Menschen verstreut ist, können Preise die unabhängigen Handlungen verschiedener Leute koordinieren“ und zwar „ohne eine fiktive zentrale Stelle, welche alles Wissen integriert“ (Hayek 1945, S. 524, Hervorhebung im Original).
Das war 1945, in Abgrenzung zu staatlicher Planung. Heute haben sich globale, von zentralen Vorständen geleitete Konzerne zur Mission gemacht, „alles Wissen zu integrieren“ und darauf basierend die Leute anzuleiten, das Gewünschte zu tun. Zugespitzt formuliert: Die Internetgiganten sind dabei, Hayek auf den Kopf zu stellen.
2.3 Wettbewerbsgleichgewicht
Eine systematische Begründung der Marktwirtschaft wird in der ökonomischen Standardtheorie durch die beiden Hauptsätze der Wohlfahrtsökonomie geleistet. Diese charakterisieren eine marktwirtschaftlich organisierte, auf Privateigentum gestützte Ökonomie mit Hilfe des Konzepts des kompetitiven oder auch walrasianischen Gleichgewichts. Unter einer Reihe von Annahmen ist ein solches Gleichgewicht erstens effizient und zweitens kann jede effiziente Allokation als Wettbewerbsgleichgewicht realisiert werden. Allerdings muss für Letzteres der Markt durch entsprechende Umverteilungsmaßnahmen ergänzt werden.
Dieser walrasianische Wettbewerb setzt voraus, dass alle Wirtschaftssubjekte – Haushalte wie Unternehmen – Preisnehmer:innen sind, also dass sie sich einem gegebenen Preisvektor gegenüber sehen. Es ist für alle derselbe Preisvektor; er konfrontiert die Marktteilnehmer:innen in gleicher Weise mit den relativen Knappheitsverhältnissen. Ich habe schon darauf hingewiesen, dass das Geschäftsmodell der digitalen Ökonomie das Gesetz des einen Preises unterminiert. Preisnehmerverhalten bringt aber noch etwas anderes zum Ausdruck: Kein Marktteilnehmer soll die Macht haben, die Preise zu beeinflussen. Dass diese Voraussetzung nicht immer erfüllt ist und oft schwer aufrechtzuerhalten ist, war in der Ökonomie schon sehr früh ein Thema. Immerhin hatte eines der ersten mathematischen Modelle der Ökonomie, das Cournot-Modell, die mikroökonomische Analyse des Monopols zum Gegenstand. Und die Ordnungspolitik, wissenschaftlich eng mit dem Namen Eucken verbunden, hat versucht, die Marktmacht mit wettbewerbspolitischen Institutionen und Regulierungen in die Schranken zu weisen.
Im letzten Drittel des zwanzigsten Jahrhunderts hat die Wettbewerbspolitik eine große Wende genommen – sie zog gleichsam von Freiburg nach Chicago, von Eucken et al. zu Friedman und Co. Auf diesem Weg hat sich die kritische Sicht auf wirtschaftliche Macht grundlegend verschoben und verlor an Schärfe. Nicht mehr der Wettbewerb im Markt sei entscheidend, heißt es seither, sondern vielmehr der Wettbewerb um den Markt. Untermauert wird dieses Konzept durch die Theorie von bestreitbaren Märkten (contestable markets). Demnach garantiert der Wettbewerb um den Markt, dass die nach erfolgreichem Markteintritt entstehenden Gewinne genau den Kosten der Schaffung oder Eroberung eines Marktes entsprechen. Praktisch hat diese wettbewerbspolitische Wende zu Deregulierung und Privatisierung, zur Betonung von Eigentumsrechten, insbesondere Patentschutz, und zu Initiativen zur Sicherung globaler Investorenrechte geführt.
Die praktische Umsetzung des Chicago-Konzepts wirft fundamentale politische Fragen auf. Wie demokratisch kann eine Wettbewerbspolitik sein, die als primäre Aufgabe hat, Eigentums- und Investorenrechte effektiv und global zu schützen, auch wenn sich die Interessen der Wähler:innen nicht mit jenen der Eigentümer:innen und Investor:innen treffen? Auch die ökonomische Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte lässt Zweifel aufkommen. Der Council of Economic Advisers (2016) fasst seinen Überblick über die Wettbewerbssituation in der amerikanischen Wirtschaft so zusammen: „Recent indicators suggest that many industries may be becoming more concentrated, that new firm entry is declining, and that some firms are generating returns that are greatly in excess of historical standards. In addition, the dollar volume of merger and acquisition activity is at record levels.“ (S. 14)
Dies führt zu der Frage: Wie gut stimmt die Theorie bestreitbarer Märkte mit der wirtschaftlichen Realität überein? Sehen wir uns dazu die zwei zentralen Annahmen dieser Theorie genauer an: erstens die Nullgewinnbedingung, wonach die Gewinne, die ein Unternehmen nach erfolgreichem Markteintritt erzielt, genau den Kosten der Investitionen entsprechen, die für den Eintritt notwendig sind; und zweitens die Annahme, dass die Investitionen in den Markteintritt produktiv sind und den Innovationsprozess vorantreiben.
Die erste Annahme wird vermehrt und an prominenter Stelle durch empirische Untersuchungen in Frage gestellt, die eine Entwicklung in Richtung „non-zero rent economy“ (Eggertson, Robbins und Wold 2021) zeigen – mit steigender Marktmacht und reinen Gewinnen. De Loecker, Eeckhout und Unger (2020) belegen diese Entwicklung für die Wirtschaft der Vereinigten Staaten auf eindrucksvolle Weise: Während zwischen 1955 und 1980 die durchschnittlichen Preisaufschläge auf die Grenzkosten (Markups) mehr oder weniger konstant geblieben sind, stiegen sie von 1980 bis 2016 um 40 Prozentpunkte, von 21 auf 61 Prozent. Diese Zunahme kann nicht mit höheren Fixkosten (overheads) erklärt werden; auch die durchschnittliche Gewinnquote auf Firmenebene, gemessen als [Umsatz – Gesamtkosten] / Umsatz, ist zwischen 1980 und 2016 um sieben Prozentpunkte gestiegen, von 1 auf 8 Prozent.[6]
Die darin zum Ausdruck kommende Zunahme von Marktmacht ergibt sich vor allem aus der Verschiebung wirtschaftlicher Aktivität in Richtung dominanter Unternehmen – sogenannter „Superstar-Firmen“ (Autor et al. 2020), die aufgrund ihrer Marktstellung hohe Preisaufschläge durchsetzen und überschießende Gewinne erzielen können. Nach Aghion et al. (2019) sind es vor allem die Skalen- und Verbundvorteile von Informationstechnologie-gestützten Geschäftsmodellen, die diese Verschiebung antreiben. Sie führt zwar zu Produktivitätsgewinnen, aber das längerfristige Produktivitätswachstum wird gebremst und die Innovationsanreize sinken.
Nach einer von Baqaee und Farhi (2020) in ihrem innovativen Versuch einer allgemeinen Gleichgewichtsanalyse bei imperfekten Märkten angestellten Berechnung des Produktivitätswachstums, das der amerikanischen Wirtschaft durch Marktmacht entgangen ist, hat die gesamtwirtschaftliche Ineffizienz („distance to Pareto-efficient frontier“) seit Ende der neunziger Jahre zugenommen. Eine Elimination der Verzerrungen, die durch überhöhte Preisaufschläge entstehen, hätte für 2015 die totale Faktorproduktivität um 11 bis 25 Prozent erhöht (je nach verwendetem Messkonzept für den Markup). Dabei sind nicht nur technologische Entwicklungen die Ursache für steigende Marktmacht. Der Finanzmarkt trägt ebenfalls dazu bei, insbesondere die Konzentration der Eigentümerschaft, sei es als Folge von Fusionen und Übernahmen, sei es aufgrund einer gemeinsamen Ausübung von Eigentümerrechten durch große Fonds und Vermögensverwalter. Azar, Schmalz und Tecu (2018) zeigen am Beispiel der Luftfahrtindustrie, dass gemeinsame Eigentümerschaft zu 3 bis 5 Prozent höheren Preisen führt.[7]
Auch an der zweiten Annahme gibt es begründete Zweifel. Zum einen stützt sich nicht jede erfolgreiche Markteroberung auf Produktivitätsvorteile, wie es weit verbreitete Modellwelten suggerieren, zum Beispiel die Analyse von Wettbewerbsgleichgewichten mit heterogenen Firmen im monopolistischen Wettbewerb (Melitz 2003). Undurchschaubare Finanzierungskonstruktionen, intransparente Algorithmen und Geschäftspraktiken, die Kunden mit attraktiven Angeboten in langfristige Verträge locken, oder plattformspezifische technische Lösungen sind nicht unbedingt produktiv begründet, sondern dienen dazu, den Wettbewerb im Leistungsgeschäft einzuschränken. Auch der Patentschutz kann missbraucht werden, um Wettbewerb zu verhindern. Deshalb kritisieren Boldrin und Levine (2008) diesen Schutz scharf. Gilbert (2011) ordnet deren Buch zwar kritisch in die Literatur ein, weist aber ebenso auf zahlreiche Fehlentwicklungen im amerikanischen Patentsystem hin und konstatiert: „There is little relationship between inventive effort and the reward from a patent“ (S. 426) und: „there is no evidence to support a conclusion that patents have become more effective in recent years as a driver of innovation“ (S. 427).
Zum anderen werden nicht alle Gewinne, die erfolgreiche Markteroberer erzielen, produktiv investiert. Viele Menschen sind besorgt über die Art von „Fortschritt“, den mächtige Investoren und Tech-Giganten vorantreiben – die private Aneignung des Weltraums ist ein Beispiel; die Besetzung des Informationsraums und die damit verbundene mediale und politische Einflussnahme ein anderes. In der ökonomischen Literatur wird vor allem auf die Strategie dominanter Firmen hingewiesen, durch sogenannte Killer-Akquisitionen Konkurrenten auszuschalten (Cunningham, Ederer und Ma 2021, in einer empirischen Analyse der Pharmaindustrie). Laut Gilbert (2020, S. 32) haben in den ersten beiden Jahrzehnten dieses Jahrhunderts Google und Alphabet über 200 Akquisitionen getätigt, Facebook über 60 und Apple über 90; bei Microsoft sind es hunderte und auch bei Amazon ist die Liste lang. Nicht alle Akquisitionen dienen dazu, Wettbewerber auszuschalten; sie können auch produktiv sein, indem sie zur Verbreitung von Innovationen beitragen. In jedem Fall führen sie dazu, dass dominante Firmen ihre Machtposition über viele Märkte hinweg ausdehnen und in fast alle Lebensbereiche hineinwirken.
Fassen wir das bisher Gesagte zusammen: Schumpeter hat vorausgesagt, dass der Kapitalismus am eigenen Erfolg zu Grunde gehen wird. Nun, er lebt, aber es ist ein Kapitalismus, dem konstituierende Elemente einer Marktwirtschaft abhandenkommen. Diese Entwicklung führt nicht in den Sozialismus, wie Schumpeter befürchtete, sondern in eine kapitalistische Wirtschaft mit oligarchischen Zügen, in der Marktmacht, konzentrierte Eigentümerschaft, Informationsmacht und mediale Einflussnahme verschmelzen.[8] Damit komme ich zum zweiten Teil meines Versuchs über politische Ökonomie im einundzwanzigsten Jahrhundert, zu der Frage: Was müssen wir tun, um die gefährdeten modernen Errungenschaften – Mündigkeit, dezentrale Informationsverarbeitung durch den Preismechanismus, Wettbewerb – zu erhalten und in eine nachhaltige Entwicklung zu überführen?
3 Überlegungen zur Gestaltung der Zukunft – im ökonomischen Denken und durch unternehme-risches und politisches Handeln
„Ökonomen machen es sich zu leicht, wenn sie uns in stürmischen Zeiten nicht mehr zu erzählen haben, als dass der Ozean wieder ruhig ist, wenn sich der Sturm gelegt hat.“ So setzt Keynes den Satz fort, der mit dem berühmten „Langfristig sind wir alle tot“ beginnt (Keynes 1923, S. 80). Die von ihm und Kalecki begründete Theorie der effektiven Nachfrage hat gezeigt, dass das marktwirtschaftliche System makroökonomische Stabilisierungsmaßnahmen braucht. Diese Einsicht hat maßgeblich zum Erfolg der auf diese Weise stabilisierten Marktwirtschaften in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts beigetragen. Der Sturm, der heute tobt, ist aber nicht nur eine konjunkturelle Krise, sondern die Erosion marktwirtschaftlicher Elemente und die Zerstörung der Grundlagen für eine nachhaltige Entwicklung. Den Aufruf, die Probleme anzugehen, verstehe ich daher in der gegenwärtigen Lage als Warnung vor einem ungeprüften Vertrauen zur evolutorischen Effizienz des unregulierten Wettbewerbs oder, allgemeiner, zur „Intelligenz“ einer sich selbst überlassenen kulturellen Evolution, in der die Errungenschaften der Zivilisation voranschreiten, „ohne dass wir über sie nachdenken“.[9]
Meine Überlegungen zur Gestaltung der Zukunft gliedern sich in zwei Bereiche: Zum einen sind es Gedanken zur Erneuerung des ökonomischen Diskurses. Damit meine ich die Konzepte und den Jargon, mit denen wir als Ökonom:innen die Welt analysieren und über die Fragen der Zeit reden. Zum anderen sind es Gedanken zur unternehmens- und wirtschaftspolitischen Agenda. Darunter wiederum verstehe ich strategische Ziele, die durch unternehmerisches und politisches Handeln verfolgt werden sollen.
3.1 Zur Erneuerung des ökonomischen Diskurses
„Bei jeder wissenschaftlichen Unternehmung kommt zuerst eine Vision“ über die grundlegenden Eigenschaften des Untersuchungsgegenstandes, auch wenn wir „meistens nicht von einer eigenen Vision ausgehen, sondern von der Arbeit unserer Vorgänger oder den Ideen, die im öffentlichen Denken im Umlauf sind“ (Schumpeter 1954, S. 561 f.). In Zeiten des Umbruchs kommen wir aber nicht umhin, uns den grundlegenden Fragen unseres Faches zu stellen. Bevor ich mich diesen Fragen in der ökonomischen Theorie zuwende, möchte ich auf Brüche im Menschen- und Gesellschaftsbild eingehen.
3.1.1 Menschen- und Gesellschaftsbild
Das Menschenbild, an dem Adam Smith wichtige Grundlagen für die Entwicklung der modernen Volkswirtschaftslehre ausrichtete, entstammt der europäischen Aufklärung, insbesondere den Arbeiten seines älteren Freundes David Hume. Neben dem Selbstinteresse sind Einfühlungsvermögen in andere (sympathy oder empathy), Pflichtgefühl (sense of duty) und das Streben nach Verbesserungen (love of improvement) die bestimmenden Antriebe des Menschen.[10] Diese Antriebe sollen sich im institutionellen Rahmen von Markt, Wettbewerb und Rechtsstaatlichkeit entfalten können und so den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritt vorantreiben.
Eine weitere Säule des aufgeklärten Denkens ist die Mündigkeit; das Konzept der Konsumentensouveränität stützt sich darauf. Die vom Geist der Aufklärung getragenen gesellschaftlichen und politischen Kräfte haben verstanden, dass selbstinteressierte, mit Einfühlungsvermögen, Pflichtgefühl und Verbesserungslust ausgestattete Individuen nicht vom Himmel fallen, sondern individuelle und gesellschaftliche Anstrengungen voraussetzen. Allgemeine Schulpflicht, öffentliche Bildung oder die im neunzehnten Jahrhundert entstandenen Arbeiterbildungsvereine zeugen davon ebenso wie die Errungenschaften des Arbeitnehmerschutzes. Sie zeigen, dass Erziehung zur Mündigkeit und Schutz der persönlichen Integrität mit erfolgreicher marktwirtschaftlicher Entwicklung verträglich sind.
In der aktuellen wissenschaftlichen Diskussion unserer Disziplin wird diese Vision großenteils als erfüllt vorausgesetzt oder verdrängt. Ich möchte an zwei Beispielen illustrieren, warum dies ein Fehler ist und warum es wichtig wäre, auch die Voraussetzungen oder, ökonomisch gesprochen, die (Re-)Produktionsbedingungen für selbstbestimmte, mit Einfühlungsvermögen, Pflichtgefühl und Verbesserungslust ausgestattete Individuen zum Gegenstand der ökonomischen Analyse zu machen.
Ökonomische Ausbildung und wissenschaftliche Analyse betonen die Bedeutung von Fakten und Argumenten. Die dabei untersuchten Akteure befolgen – mit gewissen Abweichungen, aber doch im Wesentlichen – eine Reihe von ökonomischen Tugenden: Sie entscheiden eigenständig, wägen Nutzen und Kosten sorgfältig ab und berücksichtigen den Zusammenhang zwischen Gegenwart und Zukunft. Im Kontrast dazu sind in einem marktwirtschaftlichen Prozess mächtige Industrien entstanden, die davon leben, den Menschen, einschließlich Kindern, das Gegenteil zu predigen und zu verkaufen: Gefolgschaft (als Fan oder Kunde, von Plattformen und Influencern), sofortigen Genuss, Fakes, Spiele und virtuelle Erlebnisse. Soweit das erste Beispiel.
Das zweite Beispiel betrifft die Selektions- und Formungsprozesse, die entscheiden, welcher Typus zum vorherrschenden wird. Im Rückblick auf meinen Lebenszyklus als Ökonom stelle ich dabei eine gewisse Verschiebung in zentralen Denkfiguren fest: von der Entwicklung und Bildung von Fähigkeiten zur Selektion von Talenten. Belege dafür sind: das Verständnis von anspruchsvoller Ausbildung als eine Art Sortiervorrichtung; die Erklärung von Managerlöhnen mit Turniermodellen; die Superstarökonomie; die Rede vom „Krieg um Talente“; die Allgegenwart von Superlativ-Attributen. Diese Entwicklung ist eingebettet in eine Verschiebung des Leistungs- und Fortschrittsdiskurses hin zu Grandiosität und Heroisierung des singulären Erfolgs. Auch hier gilt Schumpeters Hinweis, dass die Praxis, den Ideen zu folgen, die allgemein im Umlauf sind, nur bedingt angebracht ist. Die Vision der modernen Volkswirtschaftslehre hingegen, die von Smiths Denken ihren Ausgang nahm, war verankert in der Motivation der Menschen, ihre Lebensverhältnisse zu verbessern, als wichtigste Quelle für Wohlstand. Das heißt: Motivationsanreize, Bildung und Auswahlverfahren müssen auf die Entfaltung einer breit abgestützten Problemlösungskapazität ausgerichtet sein, nicht auf die Rettung durch eine Elite.
Das erste Beispiel führt mitten in die ordnungspolitische Diskussion, denn es mündet in die Frage: Welche Eingriffe in das privatwirtschaftliche Geschehen sind zulässig? Das zweite Beispiel wiederum führt zu grundsätzlichen gesellschaftspolitischen Fragen und zeigt: In der Diskussion um Verlust und Erneuerung marktwirtschaftlicher Grundlagen geht es nicht nur um den Konflikt zwischen kapitalistischer und sozialistischer Ideologie oder zwischen marktwirtschaftlichem und etatistischem Denken. Die Konfliktlinien verlaufen auch innerhalb des großen Spektrums liberaler Gesellschaftsvorstellungen und berühren das Verhältnis von Marktwirtschaft und Demokratie.[11]
Die Aussage „Freiheit verträgt sich nicht mit Demokratie“ (Thiel 2009) bringt die zentrale Konfliktlinie auf den Punkt. Sie folgt dem einen der beiden „Urinstinkte des geselligen Lebewesens“, die nach Kelsen in der Idee der Demokratie „nach Befriedigung drängen“, nämlich der Natur, „die sich in der Forderung der Freiheit gegen die Gesellschaft aufbäumt“; sie ignoriert aber den anderen, nämlich die Ablehnung der Höherwertigkeit eines Herren. In dieser Ablehnung kommen das „Gefühl des eigenen Wertes“ und das Erlebnis „Er ist ein Mensch wie ich; wir sind gleich!“ zum Ausdruck.[12] Kelsen, der unter anderen gemeinsam mit Schumpeter die „volkswirtschaftlichen Übungen“ bei Böhm-Bawerk besucht hatte (Olechowsky 2020, S. 184), nennt den Gegensatz von Autokratie und Demokratie die „Schicksalsfrage aller Politik“[13] und betont: „[E]s handelt sich dabei nicht nur um einen Gegensatz der Methoden der Rechtssetzung, sondern aller Normbildung und somit sozialer Ordnung überhaupt. Ob solche Ordnung mit oder ohne Beteiligung der ihr Unterworfenen zustande kommt, ist der entscheidende Gesichtspunkt.“[14]
In diesem Sinn kann die Marktwirtschaft als Schwester der Demokratie gesehen werden. Konsumentensouveränität, Preisbildung durch preisnehmende Marktteilnehmer:innen und „machtloser“ Wettbewerb sind der Idee nach Elemente einer wirtschaftlichen Ordnung, in der das Wirtschaftsgeschehen mit Beteiligung der ihr Unterworfenen zustande kommt. Aktuelle wirtschaftliche Entwicklungen und ökonomische Denkmuster, die diese Elemente unterminieren, verschieben die wirtschaftliche Ordnung in Richtung einer Realität ohne Beteiligung der ihr Unterworfenen.
3.1.2 Ökonomische Theorie
In den vergangenen Jahrzehnten hat die ökonomische Forschung eine gewisse Schwerpunktverlagerung erfahren, in Richtung Verhaltensökonomie, empirische Analyse und quantitative Modellierung. Diese Verlagerung hat allerdings an zwei grundlegenderen, schon zuvor dominant gewordenen Ausrichtungen wenig geändert: der marktbasierten, insbesondere finanzmarktbasierten Sicht auf die Wirtschaft und der sogenannten mikrofundierten Betrachtungsweise. Ich werde zuerst die methodischen Probleme ansprechen, die eine (finanz)marktbasierte Sicht auf die Marktwirtschaft mit sich bringt, und dann ausführlicher auf den Erneuerungsbedarf eingehen, der sich für die mikrofundierte Betrachtungsweise der Marktwirtschaft ergibt.
In ihrer allgemeinen Form stützt sich die marktbasierte Sicht auf das Konzept rationaler Erwartungen – präziser gesagt, auf modell-konsistente Erwartungen, konkret „marktmodell-konsistent“. Damit handelt sich die ökonomische Analyse alle jene Imperfektionen und Unvollständigkeiten ein, die das reale Marktgeschehen verzerren. Ein solcher methodischer Zugang versperrt qua design die Sicht auf Grenzen oder Erosionserscheinungen der Marktwirtschaft. Im Besonderen stützt sich der marktbasierte Blick in die Zukunft auf den Finanzmarkt. Einen Finanzmarkt gibt es aber nur für wohldefinierte Zustände der künftigen Welt, deren Eintreten statistisch messbar ist. Für viele ökonomisch relevante Aktivitäten und Themen ist diese Voraussetzung nicht gegeben. Dazu kommt, dass nur ein real fundierter Finanzmarkt hilft, die Zukunft zu bewältigen. Viele Finanzinnovationen der vergangenen Jahrzehnte sind keine Innovationen im Sinn der ökonomischen Theorie, sondern Marketinginstrumente oder Geschäfte ohne reale Grundlage.[15]
Mit der finanzmarktbasierten Sicht hat sich der Fokus finanzwirtschaftlicher Tätigkeit und ökonomischer Analyse von der Produktions- und Nutzungsperspektive in Richtung Vermögensperspektive verschoben. In der Finanzwirtschaft hat sich der Schwerpunkt von der intertemporalen Allokation – also der Transformation von Ersparnissen in reale Investitionen – in Richtung des Handels mit Eigentumsrechten verlagert. In der makroökonomischen Analyse trat an die Stelle einer Analyse aktueller Ströme die sogenannte dynamische Sicht, in welcher der Barwert aller künftigen Ströme im Zentrum steht. Diese Art der Zukunftsorientierung ist ein wichtiger Bestandteil des wissenschaftlichen Fortschritts in unserer Disziplin, doch sie hat ihren Preis. Wer die Zukunft auf einen bestimmten Wert reduziert, der mit allen Unsicherheiten der künftigen Welt behaftet und modellabhängig ist, verdrängt, dass die Welt von morgen anders sein kann als die Welt von gestern oder heute. Das lenkt von nicht-marktlichen Wissensquellen wie Expertenwissen, betrieblichem Wissen, öffentlicher Diskussion und eigenem Urteil ab.
Ein robusterer Umgang mit der Zukunft erfordert eine Rebalancierung ökonomischer Denk- und Wahrnehmungsmuster. Es bedarf der Hinwendung von der finanzwirtschaftlichen zu einer realwirtschaftlichen Sichtweise und einer Grundsatzdiskussion über Kriterien für gute ökonomische Modellierung bei Unsicherheit und beschränktem Wissen.[16] Ein wichtiges Kriterium wäre, dass sich die unterschiedlichen Grade der Zuverlässigkeit unseres Wissens in der Modellierung widerspiegeln sollen. Die Maßgabe von Keynes, endogen zu modellieren, was wir einigermaßen zuverlässig wissen, und als exogen auszuweisen, worüber große Unsicherheit herrscht (bei ihm der Zustand der langfristigen Erwartungen), treibt das Kriterium auf die Spitze. Eine weitere Anforderung wäre, dass ein gutes Modell seine Begrenztheit innerhalb des Modellrahmens in Evidenz halten soll; zum Beispiel durch einen endlichen Zeithorizont. Das zwingt, daran zu denken, dass es Ereignisse geben kann, die das Modell obsolet machen.
Das andere große Feld, auf dem Erneuerungsbedarf besteht, ist das Verhältnis von Individuen und System. Die Marktwirtschaft als System dezentraler Interaktion von Individuen ist im Rahmen der Allgemeinen Gleichgewichtstheorie am rigorosesten ausformuliert worden. Die Individuen verfolgen mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln ihre Ziele; daraus ergibt sich im Zusammenspiel das gesamtwirtschaftliche Geschehen. Hieraus wurde die methodische Anforderung abgeleitet, alle ökonomische Erkenntnis müsse im individuellen Verhalten mikrofundiert sein. Die großen Theoretiker dieses Ansatzes haben freilich auch seine Grenzen gezeigt. Zum einen ist er für die positive Analyse der Marktwirtschaft leer, weil er gewissermaßen alles Mögliche erklären kann („Anything goes“-Theorem[17]). Zum anderen ist er für die Herleitung gesamtwirtschaftlicher oder gesellschaftspolitischer Zielvorstellungen und kollektiver Entscheidungen im Allgemeinen ungeeignet („Unmöglichkeitstheorem“[18]).
Um diese Probleme zu umgehen, hat die vorherrschende ökonomische Forschung einerseits die Heterogenität der individuellen Zielvorstellungen eingeschränkt und andererseits die Rolle von Einkommenseffekten mehr oder weniger eliminiert. Besonders krass zeigte sich diese Praxis in makroökonomischen Modellen, wo Akteure mit homothetischen Präferenzen gleichzeitig Konsument:in, Arbeiter:in und Eigentümer:in sind.[19] Dabei wird oft übersehen, dass mit dem Verzicht auf die Unterscheidung verschiedener Entscheidungssubjekte auch Märkte aus der expliziten Analyse verschwinden. Im Grenzfall reduziert sich die vermeintlich marktfundierte Makroökonomie auf das dynamische Optimierungsprogramm eines Planers.
Grundsätzlich gibt es zwei Strategien, die Heterogenität von Akteuren und deren Interaktion stärker in die ökonomische Analyse zurückzubringen. Man kann vom repräsentativen Agentenmodell ausgehen und schauen, welche Art von Heterogenität handhabbar ist, insbesondere in einer quantitativen Analyse. Dieser Weg hat zur Entwicklung der heterogenen Agentenmodelle geführt. Eine andere Strategie, die die folgenden Überlegungen leitet, geht von der Frage aus, welche Unterschiede für eine adäquate Modellierung der ökonomischen Realität wesentlich sind. Schumpeter (1954, S. 554) beschreibt diese Strategie so: „Any schema of the economic process must first of all settle the question of the dramatis personae to be admitted to the scene thereby prejudge many of its features.“ Worauf es bei der Identifizierung der dramatis personae ankommt, illustriert er anhand der klassischen Ökonomie: Die individuellen Akteure wurden klassifiziert „by means of turning the social groups known to common experience into the three categories of economic types (or ‘functional’ classes): landowners, laborers, and capitalists“ (ebenda, S. 554).
Was also sind in der heutigen Alltagserfahrung Gruppen von Akteuren, die gleichzeitig wichtigen Kategorien im aktuellen ökonomischen System entsprechen? Im Wesentlichen sind es zwei Rahmenbedingungen, die das ökonomische Verhalten von Individuen begrenzen. Es sind zum einen die Anforderungen, die das Wirtschaftssystem an die Individuen stellt. Wirtschaftssubjekte üben verschiedene Funktionen aus, sie agieren in Rollen. Und es sind zum anderen die Prioritäten, die das Leben eines Individuums in einer bestimmten ökonomischen Situation bestimmen. Individuen setzen wesentliche Mittel für Bedürfnisse ein, die für Menschen in ihrer Situation typisch sind.
Auch die heutige Wirtschaft ist von Eigentümern und Arbeitern bevölkert; sie investieren, sparen und konsumieren. Jedoch gibt es innerhalb dieser Gruppen Akteure mit unterschiedlichen Funktionen und Prioritäten, deren Unterscheidung für die Analyse der marktwirtschaftlichen Realität wesentlich ist. Ich möchte diese Unterschiede wie folgt zusammenfassen.
Eigentümer:
Immobilienbesitz,
Produktionskapital.[20]
Investoren:
Realinvestoren, deren hauptsächliche Entscheidungsgrundlage realwirtschaftliche Überlegungen sind,
Finanzinvestoren, denen der Finanzmarkt als zentraler Kompass dient.
Konsumenten und Sparer:
Haushalte, bei denen Konsum- und Sparentscheidungen um ökonomische Notwendigkeiten und einen gewissen Komfort kreisen,
Haushalte, bei denen größere Luxusanschaffungen und Renditerisiko-Abwägungen den Kern der Konsum- und Sparentscheidungen ausmachen.
Am stärksten hat sich die Arbeiterrolle ausdifferenziert. Das Prinzipal-Agenten-Schema beschreibt Arbeitsverhältnisse als duale Beziehung zwischen den Eigentümern und ihren ausführenden Akteuren. Die Akteure sind aber keine homogene Gruppe; Arbeitsverhältnisse setzen mindestens drei Funktionen zueinander in Beziehung: [21] Anteilseigner und Eigentümervertreter; Führungskräfte; Mitarbeiter:innen.
Für die Aufteilung der Wertschöpfung der Unternehmung bedeutet dies, es gibt zwei Verteilungskonflikte: Jenen zwischen Anteilseignern und Unternehmensführung sowie jenen zwischen Anteilseignern und Führung einerseits und Belegschaft andererseits.[22] Die tatsächliche Aufteilung hängt von den ökonomischen Kräfteverhältnissen ab, dabei spielt insbesondere die Informationsasymmetrie eine Rolle. Diese hat sich durch moderne Informationstechniken und neuen Formen der Arbeitsorganisation stark verändert. Während für das Verhältnis zwischen Anteilseignern und Management weiterhin gelten kann, dass der weniger gut informierte Prinzipal seinem besser informierten Agenten eine Informationsrente überlassen muss, besteht im Verhältnis von Management und Mitarbeiter:innen in vielen Bereichen diese Informationsasymmetrie kaum oder hat sich durch Informationssysteme und interne Vernetzung umgedreht. Das ermöglicht der Eigentümer- und Führungsebene die Aneignung einer Informationsrente zu Lasten der Mitarbeiterschaft.
Der Faktor Arbeit erfährt in der aktuellen technischen Entwicklung noch eine andere wichtige Differenzierung: Nicht jede Art Arbeit ist in gleichem Maße fortschrittsfähig. Das hat nicht nur mit der Ausbildung und Lernfähigkeit der Menschen zu tun,[23] sondern auch damit, dass nicht alle Arbeiten gleichermaßen durch technischen Fortschritt produktiver gemacht werden können. Wo die Natur der Sache persönliche Dienstleistungen erfordert, werden selbst bei gleichem Leistungsumfang die Kosten stärker steigen als im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt. [24] Die Alltagserfahrung führt uns dies am Beispiel der Pflegeberufe deutlich vor Augen. Um diesem Umstand Rechnung zu tragen, muss die ökonomische Modellierung neben der Qualifikation von Arbeiter:innen auch zwei Typen von Arbeit unterscheiden, und zwar technisierbare Arbeit und persönliche Dienste.
Meine „Vision“ für die Weiterentwicklung der ökonomischen Theorie ist, dass diese dramatis personae und deren Zusammenspiel in einem gesamtwirtschaftlichen Modellrahmen ausformuliert werden. Ob dabei die Akteure als optimierende Subjekte oder als Agenten modelliert werden, die einfachen Regeln folgen wie in der agentenbasierten Modellphilosophie, erscheint mir in diesem Zusammenhang zunächst zweitrangig.
3.2 Zur unternehmens- und wirtschaftspolitischen Agenda
Viele Autoren haben in den zurückliegenden Jahren Fehlentwicklungen aufgezeigt, die mit einer mangelhaften Regulierung des marktwirtschaftlichen Geschehens einhergehen. Philippon (2019) weist auf die laxe Antitrust- und Merger-Politik in den Vereinigten Staaten hin und sieht in ihr die Ursache für die steigende Marktmacht und deren negative Folgen für Investitionsdynamik und Produktivitätsentwicklung. Eeckhout (2021), der Philippons Analyse kritisch in die Literatur einordnet, unterstreicht die Diagnose steigender Marktmacht und damit verbundener makroökonomischer Probleme, betont jedoch, dass sie keineswegs auf die amerikanische Wirtschaft beschränkt ist, sondern auch für Europa gilt, und dass es vor allem neue technologische Entwicklungen sind, die ohne entsprechende Regulierung zu Marktdominanz führen. Aghion, Antonin und Bunel (2021) heben hervor, dass nicht Firmengröße oder Marktkonzentration die produktive Entwicklung hemmen, sondern Behinderungen des Innovations- und Eintrittswettbewerbs. In seinem Plädoyer für einen Perspektivwechsel in der Wettbewerbspolitik für die High-Tech-Ökonomie – von einer preiszentrierten zu einer innovationsorientierten Beurteilung pro- und anti-kompetitiver Praktiken – unterstreicht Gilbert (2020) diese Sicht und illustriert sie anhand einer großen Fülle von Antitrust- und Merger-Fällen.
Was in der ökonomischen Fachdiskussion hingegen fehlt, sind systematische Überlegungen zu den weiter reichenden Gefährdungen marktwirtschaftlicher Grundlagen: der Bedrohung der Konsumentensouveränität, der Aushöhlung der Funktion von Preisen als Mechanismus der dezentralen Informationsverarbeitung und der Ausdehnung wirtschaftlicher Macht über die Marktmacht im engeren Sinn hinaus. Meine Überlegungen dazu gliedern sich in vier Bereiche: Weiterentwicklung der Wettbewerbspolitik; Verfassung und Entwicklung der digitalen Ökonomie; Erneuerung des öffentlichen Sektors; Fortschritt und nachhaltige Entwicklung. Meine Anregungen betreffen auf der einen Seite die Ausrichtung der Wirtschaftspolitik und auf der anderen Seite die Visionen, von denen sich Unternehmen in ihrer langfristigen Prioritätensetzung leiten lassen.
3.2.1 Weiterentwicklung der Wettbewerbspolitik
Smith hat 1776 in seinem „Wealth of Nations“ die anti-kompetitive Energie, die einer Marktwirtschaft innewohnt, deutlich zum Ausdruck gebracht: „Das Interesse der Kaufleute [...] ist in gewisser Weise immer verschieden vom Interesse der Allgemeinheit oder gar entgegengesetzt dazu.“ Ihr Interesse ist es, den „Markt auszuweiten und den Wettbewerb einzuschränken“. Erstes „mag oftmals dem Interesse der Öffentlichkeit entgegenkommen, aber den Wettbewerb einzuschränken, steht ihm zwangsläufig immer entgegen“ (Smith 1904, S. 250). Im Kontext des neoklassischen Modellrahmens hat Rothschild (1947, S. 304) den Wirkungskanal, über den wirtschaftliche Macht das Marktsystem angreift, so präzisiert: „Firmen werden zu aktiven Akteuren, welche die Macht haben, genau jene Faktoren zu ändern, auf die sich die Theorien [der marktwirtschaftlichen Preisbildung, JF] stützen.“ Und vierzig Jahre nach der wettbewerbspolitischen Wende in Richtung Chicago lautet Eeckhouts (2021, S. 1358) Einordnung der Wettbewerbssituation in die ökonomische Theorie: „The view ‘no regulation and minimal government intervention’ is [...] not pro-competitive or pro-market because, in the presence of incomplete markets, it creates dominant firms, market power, and excess profits.“
Will man die Marktwirtschaft erhalten, muss man der anti-kompetitiven Energie, die einer Wettbewerbsökonomie inhärent ist, effektiv entgegentreten. Zwei Handlungsfelder ergeben sich aus der Verzahnung von Marktmacht, Informationsmacht und Vermögenskonzentration. Einerseits muss sich die Wettbewerbspolitik in Richtung Informations- und Medientransparenz verstärken, andererseits in Richtung Finanzierungstransparenz. Neben der Stellung einer Unternehmung in einem bestimmten Markt sind auch der Wettbewerb um Aufmerksamkeit und die firmen- und marktübergreifenden Eigentumsstrukturen in den Blick zu nehmen.
Einen spezifischen, nicht nur auf Produktivität beruhenden Größenvorteil verschaffen das Geschäft mit Daten für Werbezwecke und die Konzentrationsgesetze des Webs.[25] Um Machtkonzentration und Herdenbildung im Internet zu verhindern, aber auch um Freiraum für Erneuerungsprozesse zu schaffen, sind Wellenbrecher dagegen erforderlich. Die grundlegende Voraussetzung dafür sind Algorithmen, die öffentlich nachvollziehbar sind. Ohne deren Offenlegung keine Marktteilnahme: Das wäre eine klare wettbewerbspolitische Regel.
Vor allem aber muss auch die Rolle der Werbung kritischer hinterfragt werden. Das Konzept der informativen Werbung (Stigler 1971) hat die Werbeindustrie als wichtiges Wettbewerbsinstrument legitimiert.[26] Nach diesem Konzept ist Werbung ein effizientes Mittel, um Suchkosten auf Seiten der Konsument:innen zu reduzieren. Wenn technischer Fortschritt in Form von Suchmaschinen die Suchkosten senkt, nimmt der informative Wert von Werbung ab. Dass Werbung im Internetzeitalter trotzdem eine so zentrale Rolle spielt, kann also kaum in der Informationsfunktion begründet sein. Der Grund liegt vielmehr darin, dass Werbung ein mächtiges Instrument im Wettbewerb um Aufmerksamkeit darstellt – so mächtig, dass sie den Informationsraum trübt statt klärt. Die Entwicklung von Google von einer Suchmaschine zu einer Werbeplattform mit eigenem Shoppingportal bringt diese Verschiebung auf den Punkt. „The incentive for Google to accomplish an anti-competitive end by degrading the quality of its search results can be high because Google does not profit directly from search queries; instead, Google profits from advertisers that respond to search queries and from advertisements on its proprietary services“ (Gilbert 2020, S. 201).
Die empirischen Kriterien zur Überprüfung der These von der informativen Werbung sind: Welchen Anteil an der Gesamtmenge an Signalen, mit denen Menschen konfrontiert sind, nehmen Aufforderungen wie „Kauf mich“ oder „Folge mir“ im Vergleich zur Information „Hier ist ein Produkt mit diesen und jenen Eigenschaften und folgendem Preis“ ein? Und wie unparteiisch wird diese Information verbreitet? Diese Fragen richten sich nicht nur an die einzelne Konsumentin oder den einzelnen Konsumenten. Auch die Wissenschaft ist gefordert, die Grenze zwischen Information und Manipulation zu untersuchen. Moderne Methoden, große Datenmengen aller Art zu analysieren, einschließlich Text- und Bildmaterial, eröffnen ihr dafür neue Möglichkeiten. Damit kann sie der Politik Handlungsmöglichkeiten aufzeigen, wie der dezentrale Informationsaustausch funktionsfähig zu halten ist.
Das zweite Handlungsfeld, Macht und Eigentümerschaft, hängt mit der finanziellen Liberalisierung zusammen. Die Strategie, nationale Monopole durch Deregulierung und internationale Öffnung dem Wettbewerb auszusetzen, war nur beschränkt zielführend. Einerseits wurden allfällige pro-kompetitive Effekte, zum Beispiel im intraindustriellen Handel, durch negative Externalitäten des internationalen Verkehrs konterkariert. Andererseits sehen wir heute in vielen Bereichen Oligopole und monopolistische Akteure im Weltmaßstab.[27] Noch weiter reichen die Folgen der finanziellen Globalisierung. Finanzmarktintegration bedeutet, dass Eigentumstitel und damit Kontrollrechte international gehandelt werden. Das mag ökonomisch für einzelne oder viele von Vorteil sein, hat aber auch staats- und demokratiepolitische Folgen. Denn neben dem Stimmrecht der Bürger:innen gewinnen die Eigentumsrechte internationaler Investor:innen Gewicht.
Dabei geht es nicht nur darum, dass der internationale Markt die Bürger:innen mit den Gesetzen der ökonomischen Effizienz konfrontiert. Deregulierung und finanzielle Liberalisierung haben den Finanzmarkt belebt, aber auch die Konzentration von Eigentum gefördert und den Einfluss politisch vernetzter Oligarchen erhöht oder zum Verkauf öffentlichen Eigentums an autokratisch kontrollierte Fonds geführt. Um die Marktfunktion des Finanzmarkts zu stärken und ihn gegen die Deformation zum Machtinstrument zu verteidigen, ist eine Ordnung notwendig, die den Schutz von Investorenrechten durch den Schutz vor Investorenmacht ergänzt und verdeckte Finanzierungs- und Eigentümerstrukturen unterbindet. Marktteilnahme nur bei öffentlich nachvollziehbarer Finanzierungs- und Eigentümerstruktur (ohne anonyme Zwischenglieder): Das wäre die folgerichtige Regelung für Akteure mit Marktmacht. Im Fall von „machtlosen“ Akteuren, die das Marktgeschehen nicht beeinflussen können, hat Diskretion ihren Platz. Wo aber Vermögen zu einem Machtfaktor wird, muss sie der Transparenz den Vortritt lassen. Die Herstellung dieser Transparenz sollte nicht nur Anliegen des investigativen Journalismus bleiben, sie ist ein Gebot evidenzbasierter wissenschaftlicher Analyse und Wirtschaftspolitik. Sie liegt auch im Interesse von Unternehmen, denen daran gelegen sein sollte, nachhaltig am Markt und in der Öffentlichkeit Vertrauen aufzubauen.
3.2.2 Verfassung und Entwicklung der digitalen Ökonomie
Wichtige wirtschaftspolitische Akteure haben die Notwendigkeit einer Regelung von Internet Governance, Datenwirtschaft und Künstlicher Intelligenz erkannt, insbesondere auf EU-Ebene. Ich beschränke mich hier auf die Frage, welche Schlussfolgerungen sich – abgesehen von allgemeinen wettbewerbspolitischen und datenschutzrechtlichen Überlegungen – in der digitalen Ökonomie aus den marktwirtschaftlichen Grundsätzen ergeben, dass Geschäftsmodelle die Konsumentensouveränität respektieren und die Bedingungen für einen funktionierenden Preismechanismus erfüllen sollen.
Eine erste Schlussfolgerung ist: Das Geschäft mit Gütern und Dienstleistungen muss vom Datengeschäft getrennt werden. Denn deren Verquickung führt zu verzerrten Preisen und zerstört die Informationsfunktion des Preismechanismus. Separierung von Leistungsgeschäft und Datengeschäft bedeutet, dass Firmen, die mit einem Kunden in einer Geschäftsbeziehung stehen, die dabei gewonnenen Kundendaten nicht außerhalb dieser Geschäftsbeziehung verwerten dürfen. Kauf und Verkauf von Daten müssen auf einem eigenen Markt stattfinden. Insbesondere folgt daraus, dass sich die Unternehmen vom werbungsbasierten Geschäftsmodell der digitalen Ökonomie verabschieden und nach marktkompatiblen Lösungen suchen müssen, zum Beispiel in folgender Richtung: Wenn Individuen Daten zur Verfügung stellen, tun sie dies zu einem Marktpreis oder in Form von transparenten, von einem unabhängigen Konsumentenschutz prüfbaren Standardverträgen, indem Daten gegen Unterstützungsleistungen getauscht werden, die auf diesen oder anonymen Aggregatsdaten beruhen. Damit das volle Potenzial individueller Daten persönlich und kollektiv genutzt werden kann, sind für diese in Ergänzung zum Markt öffentliche Institutionen erforderlich, deren Unabhängigkeit und Kontrolle verfassungsmäßig geregelt ist – und zwar nach folgenden Grundsätzen: transparente, also öffentliche nachvollziehbare Datengewinnung und Datenaufbereitung; Schutz persönlicher Daten; offener Zugang zu anonymen Daten; privilegierter Zugang zu eigenen Daten mit der Möglichkeit, diese im Rahmen eines rechtlich besonders geschützten Vertrauensverhältnisses zu teilen, analog beispielsweise zum Arztgeheimnis.
Zweitens: Abgesehen von der intransparenten Verquickung von Leistungs- und Datengeschäft stellt die paternalistische Schlagseite digitaler Geschäftsmodelle ein Problem dar. Das Versprechen, „wenn ich alles über Dich wissen darf, kann ich Dir genau sagen, was gut für Dich ist“, hat mit Serviceorientierung gegenüber mündigen Nutzer:innen nichts zu tun, sondern ist Bevormundung. Eine marktkonforme (und übrigens auch demokratiekonforme) Datenökonomie hat die Funktion, informierte Entscheidungen zu unterstützen. Der Anspruch einer zukunftsweisenden Datenökonomie sollte daher sein, den Nutzer:innen die Unterstützung zu geben, die bisher nur Entscheidungsträger haben, sodass auch sie auf ein professionelles Unterstützungssystem zurückgreifen können. Gemessen daran, stecken weite Teile der digitalen Ökonomie noch in den Kinderschuhen. Während wir in der „alten“ Wirtschaft auf ein mehr oder weniger dichtes Netz von professionellen Dienstleistungen zurückgreifen können, man denke etwa an die Kfz-Werkstätten, hängen die Menschen bei vielen „neuen“ Diensten in der Luft. Die Vision einer rein netzbasierten Lösung, ohne komplementäre organisatorische und institutionelle Strukturen mit Zugang zu persönlicher fachlicher Unterstützung, behindert die Entwicklung einer die Autonomie der Wirtschaftssubjekte fördernden digitalen Ökonomie. [28] Die innovative Frage ist nicht, welche virtuellen Erlebnisse wir den Menschen bieten können, sondern welcher realen Märkte für persönliche fachliche Dienstleistungen und welcher Institutionen es bedarf – übergeordnet und vor Ort, damit Internet, Datenreichtum, Roboterunterstützung und künstliche Intelligenz der Konsumentin und dem Konsumenten, der Bürgerin und dem Bürger des einundzwanzigsten Jahrhunderts mündige Entscheidungen ermöglichen.
Drittens: Wettbewerb setzt Unabhängigkeit von einem bestimmten Anbieter voraus. Das dominierende digitale Geschäftsmodell verletzt diese Voraussetzung, weil es auf die Bindung an die eigene Plattform des Anbieters abzielt – mit technischen, vertraglichen und psychologischen Mitteln. Öffentlich nachvollziehbare Algorithmen und firmenübergreifende Standards („Interoperabilität“) sind Elemente, um diese Abhängigkeit zu reduzieren. Aber auch die Assoziation von digitalen Lösungen und Onlinebetrieb ist eine Falle. Es gibt viele Beispiele, wo ständige Internetanbindung beworben oder erzwungen wird, ohne Notwendigkeit für Effizienz und Qualität von Gerät oder Dienst. Man denke an den Bereich „Smart home“ oder viele Arbeiten am Computer. Es gibt andere Bereiche, wo man sich gar nicht vorstellen möchte, dass eine Technik bei Unterbrechung der Onlineverbindung nicht mehr steuerbar ist; man denke an selbstfahrende Autos.
Unter dem Gesichtspunkt einer auf Mündigkeit und fairen Wettbewerb gestützten Wirtschaft ist Offline-Funktionalität ein zentrales strategisches Ziel. Was offline möglich ist, wird vom Stand der Technik und den Geschäftsmodellen bestimmt. Die Geschäftsmodelle sind änderbar, und technische Möglichkeiten hängen davon ab, worauf sich die Innovationsanstrengungen konzentrieren. Selbstverständlich kann es sein, dass die Natur der Sache tatsächlich die permanente Einbindung an eine übergeordnete Plattform erfordert. Dann gilt es diesen Fall aber auch theoriekonform anzugehen. Entweder liegt der Fall nahe am natürlichen Monopol; dann sollten die dafür aus der Theorie folgenden Empfehlungen „öffentlicher Betrieb“ oder „Regulierung“ in Erinnerung gerufen und geprüft werden.[29] Oder wir bewegen uns im Bereich der internen Organisation. Dann sollten wir klären, wie effiziente, faire und transparente Governance-Strukturen für diese Organisation aussehen, statt so zu tun, als läge eine Marktbeziehung vor.
3.2.3 Erneuerung des öffentlichen Sektors
Es gibt keine entwickelte Marktwirtschaft, in der der öffentliche Sektor wesentlich weniger als ein Drittel der Wertschöpfung beträgt. In einigen, die zu den stabilsten und erfolgreichsten gehören, macht er ungefähr die Hälfte aus. Die beachtliche Größe des öffentlichen Sektors in Ländern mit marktwirtschaftlicher Ausrichtung ist ein Hinweis dafür, dass eine Vielfalt von Organisations- und Kontrollsystemen für das Funktionieren von Wirtschaft und Gesellschaft gut ist.[30] Die beträchtliche Variation der Staatsquote über die Länder hinweg zeigt, dass internationaler Wettbewerb nicht zu einer Art „effizienter“ Staatsquote führt. Nicht die Größe des öffentlichen Sektors per se ist entscheidend, sondern dessen Qualität. Neben dem Markt muss sich auch der Staat oder, breiter gefasst, der öffentliche Sektor für die Anforderungen der Zeit rüsten.
Weil die Anforderungen nicht weniger werden, ist die wichtigste Aufgabe, die Effizienz und Effektivität des öffentlichen Sektors zu erhöhen. Das bedeutet, wie für jede Organisation, Arbeit an einem professionellen Selbstverständnis, Fokussierung auf strategische Ziele, Entwicklung von Organisations- und Führungsstrukturen mit klaren Regeln und eindeutiger Zuordnung von Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten. Dazu sind in vielen, auch wirtschaftlich hoch entwickelten Ländern große Transformationsanstrengungen notwendig: in Richtung Transparenz und Befreiung aus interessensgebundener Vereinnahmung, sei diese wirtschaftlich, parteipolitisch oder nepotistisch; durch institutionelle Reformen, um die Verantwortungsdiffusion einzudämmen, die insbesondere in föderalistischen Strukturen und bei „Private-public partnerships“ sichtbar ist, und um Kongruenz von Rechten und Pflichten, Ausgaben und Finanzierung, Zurechnung von Erfolg und Misserfolg herzustellen; und schließlich in der öffentlichen Verwaltung. Die Herausforderung hier ist, auf der einen Seite der spezifischen Natur öffentlichen Handelns in einem demokratischen Rechtsstaat Rechnung zu tragen, also dem Legalitätsprinzip, der Unparteilichkeit und der politischen Verantwortung gegenüber dem Parlament, und auf der anderen Seite die Finanzierungs-, Führungs- und Organisationsstrukturen auf die spezifische Natur der Sache abzustimmen. Konsumtive staatliche Aktivitäten wie der laufende Betrieb oder das Transfersystem stellen andere Anforderungen als investive Leistungen wie Infrastrukturausbau oder Projektmanagement mit begrenztem inhaltlichen und zeitlichen Fokus.[31]
Der zweite große Aufgabenbereich betrifft die Weiterentwicklung der ökonomischen Funktionen des Staates. Das fiskal- und geldpolitische Instrumentarium zur makroökonomischen Stabilisierung ist weithin etabliert und wird auch im einundzwanzigsten Jahrhundert für die Bewältigung zyklischer Krisen die Mittel der Wahl bereithalten. Allerdings werden sich die Mittel erschöpfen, wenn die Wirtschaft nicht auch sonst in Ordnung gebracht wird. Neben der Wettbewerbspolitik ist dies vor allem die Finanzordnung. Ein Finanzsystem, in dem unklar ist, wohin das viele Geld fließt – in reale Investitionen, in den Konsum und das Preisniveau, oder doch in Börsenkurse und Finanztransaktionen – ist ein Fass ohne Boden. Bei perfektem Wettbewerb und vollständigen Güter- und Finanzmärkten gibt es einen klaren Transmissionsmechanismus zwischen finanzieller und realer Ökonomie. Dieser Zusammenhang löst sich auf, wenn sich unfundierte Finanzgeschäfte ausbreiten und Investitionen in virtuelle Objekte zunehmen.
Auch die Notwendigkeit staatlichen Handelns in Situationen, in denen es für ökonomisch relevante Faktoren keinen oder keinen vollständigen Markt gibt, ist weithin anerkannt. Die Beispiele sind zahlreich und in vielen Bereichen zu finden: von der öffentlichen Sicherheit über ein geordnetes Rechtssystem und vielfältige Infrastruktureinrichtungen bis hin zur Internalisierung externer Effekte von Umweltschäden oder ansteckenden Krankheiten.[32] Diese Allokationsfunktion des öffentlichen Sektors wird im einundzwanzigsten Jahrhundert nicht an Bedeutung verlieren. Zu den herkömmlichen öffentlichen Gütern kommen große neue Aufgaben hinzu – in den Bereichen Digitalisierung, Mobilität, Erzeugung und Verteilung neuer Energieformen, generell für die Transformation moderner Wirtschaften in nachhaltige Gesellschaften. Sie erfordern langfristig orientiertes Denken und Handeln – von den Unternehmen, aber eben auch vom Staat. Dafür muss die allokative Tätigkeit der öffentlichen Hand um eine strategische Funktion erweitert werden. Ich werde darauf im Abschnitt „Fortschritt und nachhaltige Entwicklung“ zurückkommen.
Neben der Erweiterung der Allokationsfunktion in Richtung strategische Rahmensetzung steht die staatliche Verteilungsfunktion vor grundlegenden Herausforderungen, die neue Sichtweisen verlangen. Die Verteilungsfunktion des öffentlichen Sektors wird meist nur als kompensatorische Maßnahme gesehen. Demnach überführt das staatliche Steuer- und Transfersystem die am Markt generierte Primärverteilung in eine gerechtere Sekundärverteilung.[33] Diese Umverteilung ist mit Effizienzverlusten verbunden, weil sie die marktwirtschaftlichen Leistungsanreize schwächt. Die Fixierung auf den „Equity-efficiency-trade-off“ führt jedoch zu einer Überbetonung der kompensatorischen Funktion des Staates. Wenn der Wettbewerb unvollkommen ist und gewissen Akteuren leistungslose Einkommen zufließen, zum Beispiel weil sie über Marktmacht verfügen und sich Monopolrenten aneignen, dann geht die Ungerechtigkeit auch mit Ineffizienz einher. Effektive Besteuerung dieser Renten oder die Elimination der Marktmacht durch Wettbewerbspolitik sind gerecht und erhöhen zugleich die Effizienz der Wirtschaft.[34]
In einer auf Privateigentum gestützten Marktwirtschaft gibt es noch ein anderes Verteilungsthema: die Verteilung der Vermögensausstattung. Ererbte Vermögen sind ein Beispiel, aber nicht das einzige.[35] Die ökonomische Diskussion neigt dazu, die Verteilung dieser Ausstattung als irrelevant erscheinen zu lassen – nicht als völlig irrelevant, denn die sich auf dem Markt ergebende Allokation hängt von der Ausgangsverteilung ab, aber doch im Wesentlichen, weil jede der resultierenden Allokationen effizient ist. Der erste Hauptsatz der Wohlfahrtsökonomie unterstützt diese neutrale Haltung allerdings nur bedingt. Denn er setzt voraus, dass Macht keine Rolle spielt. Die bereits angesprochene Literatur über dominante Firmen und die Folgen der Konzentration von firmenübergreifenden Eigentumsrechten am Finanzmarkt weist darauf hin, dass dies nicht der Fall ist. Aber auch anekdotische Evidenz und investigative Recherchen führen vor Augen, wie mächtige Investoren ihre Interessen über wirtschaftliche Abhängigkeiten, politische Verbindungen, Sport und Medien durchsetzen.
Die Konzentration des Eigentums in der öffentlichen Hand führt zu Machtmissbrauch und Misswirtschaft; deswegen ist Privateigentum an Produktionsmitteln eine wichtige Säule der Marktwirtschaft. Aber auch die Konzentration des Privateigentums auf eine sehr schmale Spitze der Gesellschaft verträgt sich nicht mit Markt und Wettbewerb. Die Geschichte der wirtschaftlichen Entwicklung bestätigt dies.[36] Deswegen kann neben Wettbewerbspolitik und finanzieller Regulierung auch die Durchbrechung der Vermögenskonzentration, zum Beispiel durch effektive Besteuerung, zugleich effizienzsteigernd und gerechtigkeitsfördernd sein.[37]
3.2.4 Fortschritt und nachhaltige Entwicklung
Fortschritt ist für manche ein Konzept der Vergangenheit, der Fortschrittsglaube eine durch die Geschichte entzauberte Illusion. Diese Sicht hat ihre Berechtigung, wenn Fortschritt „weiter wie bisher“ bedeutet oder als Selbstläufer gesehen wird, dessen Richtung vorbestimmt ist. Einen spezifischen Nährboden für die Ausbreitung von Fortschrittsskepsis bilden falsche Versprechungen und Enttäuschungen. Zum einen sind dies falsche Versprechungen von einer heilen und alten Welt, mit dem fortschrittsfeindliche Kräfte die Angst der Menschen vor Veränderung bewirtschaften. Falsch sind sie, weil es die heile Welt nicht gibt und ein Leben ohne Änderung nicht denkbar ist. Zum anderen sind dies die Enttäuschungen derjenigen, die – insbesondere in den vergangenen Jahrzehnten – nicht von der wirtschaftlichen Entwicklung profitiert oder sogar durch sie verloren haben, weil sich die Wachstums- und Fortschrittsgewinne sehr einseitig verteilt haben.
Die Angst vor Veränderung kann nur bearbeitet werden, indem man die realen Probleme und Krisen der Zeit offen anspricht und nachhaltige Handlungsperspektiven aufzeigt. Und um den Enttäuschungen entgegenzutreten, müssen diese Perspektiven alle Menschen glaubwürdig einschließen. Eine Entwicklung, die nicht nur vorübergehend, sondern systematisch Verlierer erzeugt, ist ebenso wenig nachhaltig wie jene, die keine Rücksicht auf Umwelt und Klima nimmt. Das wusste auch Smith – in seinem „Wealth of Nations“schreibt er: „No society can surely be flourishing and happy, of which the far greater part of the members are poor and miserable.“ (Smith 1904, S. 80)[38]
Die wirtschaftliche Entwicklung ist durch Natur und Technik beschränkt. Umweltprobleme und Klimakrise sind klare Zeichen dafür, dass nicht jede Art von Naturgebrauch und technischen Möglichkeiten zukunftsfähig ist. Doch neben der Frage, welcher Naturgebrauch, welche technischen Möglichkeiten zulässig oder notwendig sind, um die Lebensgrundlagen zu erhalten, ist es auch wichtig, Klarheit über die Bedürfnisse und Sehnsüchte zu gewinnen, die wir mit der weiteren Entwicklung erfüllen wollen. Der vage Hinweis, dass den Menschen schon einfällt, wofür sie ihr Geld ausgeben werden, reicht nicht aus, um die Zukunft zu gestalten. Denn diese Gestaltung erfordert langfristige Investitionen in konkrete Projekte.
Nach gängiger Vorstellung ist der Finanzmarkt für die Koordination von Zukunftserwartungen und intertemporaler Allokation zuständig. Das funktioniert jedoch, wie schon dargestellt, nur beschränkt. Wahre Unsicherheit wird durch strategische Prioritätensetzung reduziert; das bedeutet, dass man bestimmte Vorhaben zulasten anderer verfolgt.[39] Das Opportunitätskostenprinzip gilt auch im Innovationsraum. Wenn zum Beispiel in der Entwicklung der E-Mobilität sportliches Fahren mit großen Autos als Priorität gesetzt ist, wird klimaschonende Mobilität für die breite Masse der Bevölkerung teurer. Wenn sich der Fortschritt an den Visionen und Interessen mächtiger Investoren und global dominanter Firmen orientiert, sieht die Zukunft anders aus, als wenn die Abwägung der Sorgen und Wünsche der Masse in einer wirtschaftlichen Ordnung stattfindet, die den Konzepten der Konsumentensouveränität sowie der Informationsverarbeitung durch Preismechanismus und Wettbewerb Rechnung trägt. Daher sind die in dieser Arbeit dargestellten Handlungsfelder auch für das Gelingen einer nachhaltigen Entwicklung von großer Bedeutung. Allerdings bedürfen sie wie erwähnt noch der Erweiterung der Allokationsfunktionen des Staates um eine strategische Rolle.
In den Unternehmen gehört die strategische Prioritätensetzung zum Handwerk erfolgreicher Führung, sie setzt aber einen klaren, belastbaren gesellschaftlichen Orientierungsrahmen voraus.[40] Dies erfordert:
Öffentliche Diskussion über zentrale Lebensgrundlagen und grundlegende Prioritäten. Die Klimadebatte zeigt, dass diese öffentliche Diskussion nicht auf staatliche Institutionen beschränkt ist, sondern wesentlich vom nicht-gouvernementalen Bereich der Gesellschaft getragen wird.
Staatliche fixierte Eckpfeiler für eine nachhaltige Entwicklung. Nationale und internationale Klimaziele sind ein Beispiel dafür.
Ordnungs- und steuerpolitische Maßnahmen sowie öffentliche Investitionsprogramme, die diese Eckpfeiler absichern. Hierzu zählen zum Beispiel Zertifikatsmärkte oder Ökosteuern sowie ein Ausbau der öffentlichen Infrastruktur für klimaverträgliche Mobilität und eine nachhaltige Energieversorgung.
Fortschritt und nachhaltige Entwicklung setzen einen realistischen Blick auf den Zustand der Welt und ihren weiteren Verlauf voraus. Ob dieser Blick optimistisch oder pessimistisch ausfällt, ist eine andere Frage, auf die es keine ökonomische Antwort gibt; diese hängt von unserem Zutrauen zur menschlichen Lernfähigkeit und Problemlösungskapazität ab. Die Geschichte der Volkswirtschaftslehre hält dazu einen interessanten Hinweis bereit. So sehr die klassischen Ökonomen die Quellen von Wohlstand und Wachstum ins Zentrum der ökonomischen Analyse stellten, so pessimistisch waren sie in ihrer langfristigen Perspektive.[41] Die auf die Klassiker folgende Entwicklung jedoch zeigt, dass die Geschichte nicht immer den Pessimisten recht gibt.
4 Fazit
Der Hauptstrom der Volkswirtschaftslehre hat in seiner erfolgreichen Geschichte verschiedene Wendungen genommen: von der klassischen politischen Ökonomie zur neoklassischen Entscheidungstheorie und Marktanalyse hin zu Makroökonomie und Mikrofundierung. Dabei wurden wichtige Perspektivenwechsel vollzogen: von der Produktions- und Klassenbetrachtung zu individuellem Verhalten und Allokation knapper Ressourcen, von der gesamtwirtschaftlichen Stabilisierung hin zur Deregulierung. Wie jeder mächtige Strom weist auch der Lauf der Volkswirtschaftslehre viele Verzweigungen und Strömungen auf. Sie zeigen die Lebendigkeit des Stroms, geben aber nicht unbedingt seine künftige Richtung an.
Will man „den Schleier lüften, unter dem die Zukunft verborgen liegt, um einen Blick zu werfen auf die bevorstehenden Fortschritte unsrer Wissenschaft [...], so müssen wir die offenen Fragen vor unserem Geiste passieren lassen und die Probleme überschauen [...], deren Lösung wir von der Zukunft erwarten“ (Hilbert 1900, S. 253, über die Probleme der Mathematik). Was sind, nach Beginn des einundzwanzigsten Jahrhunderts, die Probleme der Volkswirtschaftslehre, „deren Lösung wir von der Zukunft erwarten“? Ich habe in diesem Beitrag zu zeigen versucht, dass es unter anderem die Grundlagen unseres Faches und die daraus folgenden Empfehlungen für Unternehmen und Wirtschaftspolitik sind, die im Lichte der aktuellen Realität einer kritischen Prüfung und Erneuerung bedürfen.
Aktuelle Entwicklungen weisen oligarchische Züge auf und bedrohen konstituierende Elemente der Marktwirtschaft: Mündigkeit, Preismechanismus und Wettbewerb. Für eine Erneuerung habe ich in einer Reihe von Handlungsfeldern Ziele beschrieben, deren Verfolgung ich für die Zukunft erhoffe. Zusammengefasst sind dies:
mit Blick auf das ökonomische Menschen- und Gesellschaftsbild: Abkehr von elitären Denk- und Sprechweisen; stattdessen Orientierung an der Vision der Aufklärung, von der die moderne Volkswirtschaftslehre ihren Ausgangspunkt nahm.
in der ökonomischen Theorie: Rebalancierung von finanzwirtschaftlicher zugunsten realwirtschaftlicher Betrachtungsweise; Gewichtsverlagerung von verhaltensökonomischer Sicht zu Systemperspektive.
in der Wettbewerbspolitik: Maßnahmen gegen die Verzahnung von Marktmacht, Informationsmacht und Konzentration von Eigentümerschaft, insbesondere durch Medientransparenz und Offenlegung von Finanzierungs- und Eigentumsstrukturen.
in der digitalen Ökonomie: Trennung von Leistungs- und Datengeschäft sowie Abschied vom werbungsbasierten Geschäftsmodell, Befreiung von OnlineAbhängigkeit und Orientierungswechsel von paternalistisch ausgerichteten Visionen zu einer innovativen Dienstleistungsindustrie für mündige Menschen.
für einen effizienten und effektiven öffentlichen Sektor: Transparenz und Befreiung von interessensgebundener Vereinnahmung, institutionelle Reformen gegen Verantwortungsdiffusion und Steigerung der Effizienz in der öffentlichen Verwaltung.
mit Blick auf die ökonomischen Funktionen des Staates: Statt Überbetonung der kompensatorischen Verteilungsfunktion durch Fixierung auf den Equity-efficiency-trade-off Elimination von Ungerechtigkeiten, die durch Ineffizienz entstehen, und Berücksichtigung der Nicht-Neutralität stark konzentrierter Vermögensausstattung; Ergänzung der Allokationsfunktion um die strategische Funktion des öffentlichen Sektors für die Schaffung von Rahmenbedingungen für nachhaltigen Fortschritt.
Böhm-Bawerk (1914, S. 205) hat vor Illusionen gewarnt: Wie im „natürlichen Geschehen“ gebe es „auch im ökonomischen Leben Gesetze [...], gegen die der Menschenwille, und sei es auch der mächtige Staatswille, ohnmächtig bleibt“. Dennoch sehen wir, wie sich Länder und Institutionen, Unternehmen und Organisationen unter gleichen äußeren Bedingungen unterschiedlich entwickeln. Und die ökonomische Realität in autokratischen Systemen sieht anders aus als in demokratisch geordneten Marktwirtschaften. Die „ökonomischen Gesetze“ geben also Raum für destruktive Kräfte und deren Akteure, aber auch für Änderungen in der in diesem Beitrag genannten Richtung.
Danksagung
Manches von dem, was ich in diesem Beitrag darlege, habe ich bereits an anderer Stelle angesprochen, insbesondere in Falkinger 2019. Selbstverständlich ist auch viel Wissen von anderen Personen eingegangen, das mir über die Jahre hinweg zugeflossen ist. Namentlich möchte ich mich bei Wilfried Altzinger und Josef Zweimüller für Ermunterung und konstruktive Rückmeldungen zu diesem Manuskript bedanken. Auch für die wertvollen Einwände und Hinweise aus der anonymen Begutachtung möchte ich mich besonders bedanken. Frühere Fassungen habe ich in Forschungsseminaren in Wien und Salzburg vorgetragen und in einer von Wirtschaftsuniversität und Arbeiterkammer Wien organisierten öffentlichen Veranstaltung zur Diskussion gestellt. Ich danke den Teilnehmer:innen für die wertvollen Diskussionsbeiträge.
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Articles in the same Issue
- Frontmatter
- Editorial
- 150 Jahre Verein für Socialpolitik
- Unsere Welt in Zahlen
- Mitglieder des Vereins für Socialpolitik
- Aus aktuellem Anlass
- Der Verein für Socialpolitik von seinen Anfängen bis Ende des Ersten Weltkriegs – ein Überblick
- Zwischen „Urkatastrophe“ und Neugründung: Der Verein für Socialpolitik 1919–1960
- Die Auflösung des Vereins für Sozialpolitik
- Das sich wandelnde Selbstverständnis des Vereins für Socialpolitik im Spiegel seiner Jahrestagungen 1950 bis 2000
- Reformen und Aufbruch – Der Verein für Socialpolitik von 1990 bis 2010
- Aus dem Verein für Socialpolitik
- Beste Bedingungen für junge Ökonominnen und Ökonomen?
- Wissenschaft im Überblick
- Berufliche Bildung als Innovationstreiber: Ein lange vernachlässigtes Forschungsfeld
- Das Gespräch
- „Wir wissen nicht wirklich, wie die auf digitalen Märkten entstehende Wohlfahrt zu verbuchen ist“
- Beitrag aus der Forschung
- Gibt es die Marktwirtschaft noch?
- Hemmnisse beim Data Sharing: Empirie und Handlungsempfehlungen
- Nachruf
- Knut Borchardt – Brecht-Schüler, Skeptiker, Krisenhistoriker
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