Konjunktur der Kollektivität in der Gegenwartskunst
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Marie Rosenkranz
Marie Rosenkranz ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrbereich Allgemeine Soziologie und Kultursoziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Ihre Forschung befasst sich mit der Frage, wie das derzeit weit verbreitete aktive politische Engagement von Künstler*innen die gesellschaftliche Funktion von Kunst erneuert.
Abstract
War Kollektivität einmal eine fast unsichtbare Dimension künstlerischer Produktionsprozesse, ist sie heute zu einem zentralen Wert des Kunstfelds geworden: Großausstellungen und Kunstpreise stellen das Kollektive offen in den Vordergrund. In diesem Beitrag wird diese Entwicklung entlang einiger Theorien des Kollektiven nachvollzogen, darunter Howard Beckers Konzept der Kunstwelten, Grant Kesters Begriff der Kollaboration, Judith Butlers Theorie der performativen Versammlung sowie Kai van Eikels Begriff des Synchronisierens. So wird zunächst aufgezeigt, was sich an einem in Kunstdiskursen verbreiteten Verständnis von Kollektivität geändert hat. Im zweiten Schritt werden einige gesellschaftliche Faktoren skizziert, die bei dem qualitativen Wandel der Konzepte, aber auch der quantitativen Konjunktur des Kollektiven eine Rolle spielten: der Neoliberalismus und Singularisierungsprozesse. Es wird argumentiert, dass diese das Aufkommen und die Sichtbarkeit kollektiver Ansätze begünstigen, ihre wirksame Umsetzung aber zugleich erschwert wird. Dieses Problem wird am Beispiel einer Arbeit des Kunstkollektivs assemble im Rahmen des Festivals „Unboxed“, das die britische Regierung im Brexit-Streit ankündigte, illustriert. Der Beitrag zeigt insgesamt auf, warum die gesellschaftlichen Projektionen auf künstlerische Kollektivität für das Verständnis ihrer Konjunktur eine kritische Rolle spielen, und liefert einige Vorschläge, wie dies in der Forschung – und der Kunstpraxis – berücksichtigt werden kann.
About the author
Marie Rosenkranz ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrbereich Allgemeine Soziologie und Kultursoziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Ihre Forschung befasst sich mit der Frage, wie das derzeit weit verbreitete aktive politische Engagement von Künstler*innen die gesellschaftliche Funktion von Kunst erneuert.
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Artikel in diesem Heft
- Frontmatter
- Entscheidung – Intervention – Kollektiv
- I. Kollektivität und Entscheidung
- Zur Formierung von Kollektiven
- Imagination und Entscheidung
- Rechte der Natur als kollektive Form
- II. Künstlerischer Aktivismus im Rahmen von politischen Bewegungen
- Beziehungsformen
- Das Kollektiv und der (un)mögliche Exodus: Griechenland, die Krise und die Kunst1
- Wie entscheidet die Truppe?
- Kollektive Entscheidungsprozesse in der Probenpraxis intervenierender Chöre
- III. Kollektivität in der Gegenwartskunst
- Kollektive Einladung
- Der europäische Universalismusanspruch in der Ästhetik und die Kollektivität der documenta fifteen
- Omega: Beziehungsgefüge und Organisationsformen einer künstlerischen Formation im frühen 20. Jahrhundert
- Konjunktur der Kollektivität in der Gegenwartskunst
- Entscheidungsfindung und Gewalt-Tun: Wie devising dissoziiert und kollektiviert
- Kollektivierungen des Publikums
- Choreographing in Context: Rehearsing Alternative Infrastructures
- Autorinnen und Autoren
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- Konjunktur der Kollektivität in der Gegenwartskunst
- Entscheidungsfindung und Gewalt-Tun: Wie devising dissoziiert und kollektiviert
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