Ist das Gesundheitswesen in Deutschland ein „Nachfragemotor“ für Fortschritte in der Medizintechnik?
-
Rainer Klump
and Manfred Plagens
Zusammenfassung
In diesem Beitrag wird untersucht, inwieweit das Gesundheitswesen in Deutschland die Nachfrage nach medizintechnischen Innovationen - am Fallbeispiel bildgebender Verfahren - positiv beeinflußt. Der Analyserahmen dafür ist der „Diamant“-Ansatz Porters, der eine systematische Beurteilung der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit einzelner Branchen erlaubt. Hierbei erweisen sich die Nachfragebedingungen, getragen durch die Patienten und ihre Agenten, Ärzte und Krankenhäuser, gekoppelt mit den staatlichen Einflüssen, als die entscheidenden Faktoren, die eine stabile Grundnachfrage nach Medizintechnik fordern. Charakteristisch für den Medizintechnikmarkt ist das Verlangen der medizinischen Akteure nach dem neuesten Stand der Technik, der von den Anbietern generiert, von den Patienten nachgefragt und durch die bestehenden rechtlich-institutionellen Regelungen gefördert wird. Das Gesundheitssystem begünstigt zwar Neuerungen, diese sind aber aufgrund der herrschenden Wettbewerbsbeschränkungen nicht zwangsläufig gesundheitsfördernde und kostensparende Innovationen. Der Beitrag schließt mit einer Betrachtung von Reorganisationsmöglichkeiten für das deutsche Gesundheitswesen und ihren Rückwirkungen auf die Medizintechnikbranche. Eine Deregulierung der institutionellen Strukturen des deutschen Gesundheitswesens erscheint als der entscheidende Impuls, der in seiner Folgewirkung Innovations- und Wachstumsimpulse für die medizintechnische Industrie entfalten könnte. Allerdings müssen alle Ansätze zur Veränderung des Status quo mit massiven Widerständen rechnen.
Summary
The article deals with the interactions between the institutional structures of the German health care system and the demand for innovations in the medical device industry. The special focus is on imaging devices because of their dominance in the industry’s sales. The analysis is based on the concept of Porters „diamond“ which allows a systematic assessment of the industry’s competitiveness and innovative potentials. In the case of the German health care system the particular interactions between patients and their agents, physicians and hospitals, as well as strong state interventions create indeed a stable demand for new medical devices. All participants in the system share a strong preference for technical devices, which are state of the art. However, the steady stream of new devices does not imply that all of them are also health improving and cost reducing innovations, since the existing system has created important barriers to competition. The article also reviews proposals for a reform of the German health care system and their possible effects on the medical device industry. A deregulation of the existing structures is seen as the most promising way to generate incentives for more innovations and higher growth in the medical device industry. On the other hand, it is also obvious that all changes of the status quo risk to provoke strong resistance.
© 2000 by Lucius & Lucius, Stuttgart
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