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Soziale Marktwirtschaft und Dritte Wege

  • Alfred Schüller
Published/Copyright: September 20, 2016
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Zusammenfassung

Die Soziale Marktwirtschaft, wie sie heute in Deutschland realisiert ist, steckt in schwierigen sozialen Dilemmata. Als Ausweg wird in politischen Programmen ein ordnungspolitischer „Dritter Weg" präferiert: die vermeintlich goldene Mitte zwischen dem Ersten Weg, der Sozialen Marktwirtschaft, und dem - inzwischen gescheiterten - Zweiten Weg, der staatlich geplanten Zentralverwaltungswirtschaft.

Der Autor untersucht diese ordnungspolitischen Varianten anhand folgender Fragen:

1. Wie gestaltet sich das Verhältnis von Freiheit, Wettbewerb und sozialem Ausgleich?

2. Ist das Individualprinzip oder das Kollektivprinzip Grundlage des politischen, wirtschaftlichen und sozialen Handelns?

Sowohl die historische Entwicklung in Deutschland im allgemeinen als auch die ordnungspolitischen Veränderungen in der Bundesrepublik Deutschland seit den 60er Jahren im besonderen belegen nach Meinung des Autors, daß sich das Verhältnis von Freiheit, Wettbewerb und sozialem Ausgleich zugunsten letzterem verschoben hat: Mit dem Ausbau des Sozialstaates nach dem Kollektivprinzip hat sich ein „schleichender Marktsozialismus“ entwickelt, der Ursache der gegenwärtigen sozialen Dilemmata ist. Die Bestrebungen der Abweichungen vom Zweiten Weg in Richtung eines „konstruktivistischen Marktsozialismus“ als Dritter Weg (Tschechoslowakei, Ungarn) sind bekanntlich fehlgeschlagen.

Ordnungspolitische Dritte Wege sind somit kein Ausweg aus den gegenwärtigen sozialen Dilemmata. Vielmehr ist eine Rückbesinnung auf die ordo-liberalen Grundsätze der Sozialen Marktwirtschaft erforderlich.

Summary

The social market economy as we know it in Germany today is in a major social dilemma. Political programmes suggest an institutional „third way“ as a solution: that is to say the apparent golden mean between the first way, the social market economy, and the now defunct second way, the state controlled centralised economy.

The author considers the institutional variants by asking the following questions:

1. How do freedom, competition and social balance correlate?

2. Is the individual principle or the collective principle the basis for political, economic and social action?

According to the author, both the general historical development in Germany and, in particular, institutional changes in the Federal Republic of Germany since the 1960s illustrate the fact that the correlation between freedom, competition and social balance has shifted in favour of the latter: the development of the social system in accordance with the collective principle has resulted in „creeping market socialism“, the root of the present social dilemma. It is well-known that attempts to diverge from the second way towards „constructivist market socialism“ as a third way (Czechoslovakia, Hungary) have failed miserably.

This shows that institutional third ways cannot solve the current social dilemma. Actually, a return to the ordo-liberal principles of social market economy is what is required.

Online erschienen: 2016-9-20
Erschienen im Druck: 2000-1-1

© 2000 by Lucius & Lucius, Stuttgart

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