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Leopoldina fördert die neurowissenschaftliche Kooperation auf internationaler Ebene

  • Jan Nissen

    Dr. Jan Nissen ist Referent in der Abteilung Internationale Beziehungen der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.

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    , Ruth Narmann

    Dr. Ruth Narmann ist stellvertretende Leiterin der Abteilung Internationale Beziehungen der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.

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    and Andreas Clausing

    PD Dr. Andreas Clausing ist Koordinator des Förderprogramms der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.

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Published/Copyright: November 23, 2017
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Zusammenfassung

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina engagiert sich auch im Bereich der Neurowissenschaften. Insbesondere im internationalen Austausch ist dieses Fachgebiet ein gefragtes Themenfeld: Beispiele hierfür sind die regelmäßig durchgeführten bilateralen Symposien mit israelischen und indischen Partnern, die unter der gemeinsamen wissenschaftlichen Federführung von Mitgliedern der Leopoldina und der jeweiligen Partnerakademie entstehen und die im Folgenden kurz vorgestellt werden. Außerdem unterstützt die Leopoldina junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei ihrem weiteren Werdegang mit einem eigenen Stipendienprogramm, mit dem auch immer wieder Neurowissenschaftlerinnen und -wissenschaftler gefördert werden.

Einleitung

Die neurowissenschaftliche Forschung in Deutschland verfügt über ein weitgespanntes Netz an internationalen Kontakten und Kooperationen. Die Leopoldina ist als Nationale Akademie die Stimme der deutschen Wissenschaft im internationalen Akademien-Dialog sowie in der globalen wissenschaftsbasierten Beratung von Politik und Öffentlichkeit. Mit hochkarätig besetzten Symposien, Vorträgen und Stipendienprogrammen fördert sie die wissenschaftliche Zusammenarbeit auf internationaler Ebene und bindet dabei Mitglieder und externe Experten in vielfältiger Weise ein – unter anderem auch auf dem Gebiet der Neurowissenschaften. Zu den Mitgliedern der Leopoldina zählen aktuell ca. 1.500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland. Davon gehören 113 Mitglieder den Sektionen „Neurowissenschaften“ und „Psychologie und Kognitionswissenschaften“ an.

Die Leopoldina kooperiert auf dem Gebiet der Neurowissenschaften insbesondere mit Wissenschaftsakademien in Israel und Indien. Die Förderung des wissenschaftlichen Austauschs und der bilateralen Vernetzung stehen im Fokus dieser Aktivitäten. Seit 2008 organisierten Mitglieder der Leopoldina und der Israel Academy of Sciences and Humanities (Israel Academy) fünf neurowissenschaftliche Symposien. Dabei befassten sich die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Forschungsthemen wie mikrobieller Pathogenese, neurodegenerativen Erkrankungen und der Funktion von Nervenzellen und Synapsen. Das sechste Symposium wird im Mai 2018 in Berlin ausgerichtet. Die Leopoldina und die Israel Academy unterzeichneten 2013 ein Partnerschaftsabkommen, um ihre Zusammenarbeit langfristig zu vertiefen. Hiervon profitiert auch die neurowissenschaftliche Tagungsreihe, die inzwischen ein fester Bestandteil der deutsch-israelischen Akademienkooperation ist.

Mit der Indian National Science Academy (INSA) arbeitet die Leopoldina im Rahmen eines Kooperationsabkommens bereits seit 2007 eng zusammen. Seit 2015 liegt bei den gemeinsamen Symposien in Indien und Deutschland der thematische Schwerpunkt auf den Neurowissenschaften. Dieses Gebiet wird in Indien zwar auf hohem Niveau, aber noch nicht in verbreitetem Umfang bearbeitet, doch besteht bei Forschern und Nachwuchswissenschaftlern großes Interesse und die Community wächst stetig. Zentren wie das National Brain Research Centre (NBRC) in der Nähe von Delhi spielen dabei eine wichtige Rolle. 2015 lag der Schwerpunkt bei einem interdisziplinären Symposium in Hyderabad auf dem Zusammenhang von Gehirn und Sprache. 2016 diskutierten Vertreter der Psychologie, der Genetik, der Neurobiologie sowie der computergestützten Neurowissenschaften in Hyderabad das „Sehen“ als eine der komplexesten Sinneswahrnehmungen. Im Spätherbst 2017 wird die Reihe in Hyderabad fortgesetzt, dann zum Thema „The Challenge to Learn: New Approaches to Study the Problem of Stability vs. Stability in the Brain“. Längerfristiges Ziel der Aktivitäten von Leopoldina und INSA ist die Wegbereitung für eine deutsch-indische Plattform “Neurowissenschaften“.

Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist der Leopoldina ein besonderes Anliegen. So lädt sie zu ihren neurowissenschaftlichen Symposien Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler ein, die in Poster-Sessions, Vorträgen und Diskussionsrunden ihre Forschung präsentieren und mit bekannten Experten diskutieren können. Die Neurowissenschaftliche Gesellschaft fördert seit 2015 mit einem Stipendienprogramm die Teilnahme deutscher Nachwuchswissenschaftler an der neurowissenschaftlichen Tagungsreihe der Leopoldina und der Israel Academy. Die Leopoldina ermöglicht jungen Neurowissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern darüber hinaus mit eigenen Stipendienprogrammen Aufenthalte an renommierten Forschungsinstitutionen im Ausland (siehe Exkurs).

Exkurs

Das Leopoldina-Förderprogramm bildet seit dem Jahr 1991 eine zentrale Position der Nachwuchsförderung der Akademie. Gefördert werden junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die mit Aufenthalten an den fachspezifisch renommiertesten Forschungsstätten im Ausland die eigene Spezialisierung und Profilierung im akademischen Werdegang vorantreiben möchten. Bewerben können sich exzellente Personen nach der Promotion, die dann individuell unterstützt und weiter qualifiziert werden und die die kommende Generation in Forschung und Lehre in Deutschland darstellen können [http://www.leopoldina.org/de/foerderung/das-leopoldina-foerderprogramm/]. Mehr als 475 Personen konnten bisher von der Leopoldina unterstützt werden, über 360 Personen seit 1997 mit einer Postdoc-Förderung.

Besucht werden weltweit renommierte Forschungsstätten und Gastgeber. Die Hauptziele für die Auslandsaufenthalte liegen in den USA und Kanada, gefolgt von Aufenthalten überwiegend in EU-Staaten, am häufigsten in Großbritannien, sowie der Schweiz. Regelmäßig liegen Anträge aus den Bereichen Neurobiologie, Neuropsychologie und Kognitionswissenschaften vor. Der Erfolg der Förderung zeigt sich vor allem an der Berufung Ehemaliger auf Lehrstühle und Professuren:

Professorin Dr. Laura Busse war als Postdoc am Smith-Kettlewell Eye Research Institute in San Francisco in Kalifornien tätig. Sie kam nach der Rückkehr zunächst an die Universität Tübingen und arbeitet nun an der LMU München (Systems Neurobiology).

Professorin Dr. Daniela C. Dieterich forschte am Caltech und Howard Hughes Medical Institute in Pasadena in Kalifornien. In Magdeburg arbeitete sie am Leibniz-Institut für Neurobiologie und wurde dann an das Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Medizinischen Fakultät der Universität berufen.

Professorin Dr. Nadja Freund besuchte für die Postdoc-Phase die Harvard Medical School und kehrte dann an die Universität Tübingen zurück. 2016 wurde sie Juniorprofessorin an der Ruhr-UniversitätBochum für den Forschungsbereich Psychoneuroimmunologie.

Professor Dr. Tobias Donner war an der New York University als Stipendiat beschäftigt, danach als Assistent Professor an der Universität Amsterdam und folgte dann dem Ruf an das Uniklinikum Hamburg-Eppendorf in das Institut für Neurophysiologie und Pathophysiologie.

Professor Dr. Robert Kumsta ging an das Institute of Psychiatry des King’s College in London und an die School of Psychology der Universität Southhampton. Er habilitierte sich an der Universität Freiburg und wurde an die Universität Bochum für den Schwerpunkt Genetic Psychology berufen.

Professor Dr. Andreas Schäfer wählte das University College in London für sein Postdoc-Projekt und arbeitete anschließend als Nachwuchsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für medizinische Forschung in Heidelberg. Zurück in London ist er Professor am University College sowie Projektleiter am Francis Crick Institut.

About the authors

Jan Nissen

Dr. Jan Nissen ist Referent in der Abteilung Internationale Beziehungen der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.

Ruth Narmann

Dr. Ruth Narmann ist stellvertretende Leiterin der Abteilung Internationale Beziehungen der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.

Andreas Clausing

PD Dr. Andreas Clausing ist Koordinator des Förderprogramms der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.

Published Online: 2017-11-23
Published in Print: 2017-11-27

© 2017 by De Gruyter

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