Home Mirosław Sikora, Die Waffenschmiede des »Dritten Reiches«. Die deutsche Rüstungsindustrie in Oberschlesien während des Zweiten Weltkrieges. Hrsg. von Helmut Maier, Essen: Klartext 2014, 591 S. (= Bochumer Studien zur Technik- und Umweltgeschichte, 3), EUR 39,95 [ISBN 978-3-8375-1190-1]
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Mirosław Sikora, Die Waffenschmiede des »Dritten Reiches«. Die deutsche Rüstungsindustrie in Oberschlesien während des Zweiten Weltkrieges. Hrsg. von Helmut Maier, Essen: Klartext 2014, 591 S. (= Bochumer Studien zur Technik- und Umweltgeschichte, 3), EUR 39,95 [ISBN 978-3-8375-1190-1]

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Published/Copyright: November 15, 2018
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Mirosław Sikora, Die Waffenschmiede des »Dritten Reiches«. Die deutsche Rüstungsindustrie in Oberschlesien während des Zweiten Weltkrieges. Hrsg. von Helmut Maier, Essen: Klartext 2014, 591 S. (= Bochumer Studien zur Technik- und Umweltgeschichte, 3), EUR 39,95 [ISBN 978-3-8375-1190-1]


Mirosław Sikoras Studie über die Rüstungsindustrie in Oberschlesien erschien 2007 zunächst auf Polnisch, und es ist sehr zu begrüßen, dass solche Forschungsarbeiten durch Übersetzung einem deutschsprachigen Lesepublikum zugänglich gemacht werden. Der Autor gibt zunächst einen Überblick über die Organisation der gesamten deutschen Rüstung, wobei er sich vor allem auf das Standardwerk »Die Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft 1939–1945« von Dietrich Eichholtz stützt. Anschließend beschreibt er die Organisation der Wirtschaft Oberschlesiens durch das Deutsche Reich. Dabei wird deutlich, dass schon der gewaltige Verwaltungs- und Wirtschaftsapparat, der dort ab Ende 1939 etabliert wurde, Hitler bewogen haben muss, Oberschlesien 1945 nicht ohne Weiteres den herannahenden sowjetischen Truppen zu überlassen.

Durch den raschen deutschen Vormarsch war es den Polen im September 1939 nicht gelungen, die Industrieanlagen Oberschlesiens nachhaltig zu zerstören. So wurde diese Region für das Deutsche Reich zum »Ruhrrevier des Ostens« und lieferte fast 50 Prozent der gesamten Kohle (S. 138). Außerdem lagen in Oberschlesien zwei Hauptzentren des Maschinenbaus. Wenn Gauleiter Fritz Bracht Oberschlesien schon damals als »die Waffenschmiede des großen Reiches« bezeichnete, war das indes reines Wunschdenken, denn einen bedeutenden Beitrag zur Rüstung des Deutschen Reichs leistete Oberschlesien erst in der zweiten Kriegshälfte (S. 139). Insofern ist auch der für die Studie gewählte Titel irreführend. 1939/40 war Oberschlesien nicht imstande, mit der westdeutschen Industrie zu konkurrieren. Erst ab 1942 gelang es durch Sanierungen und Modernisierungen, die Region in die großen Rüstungsprogramme einzubinden. Und lediglich in den letzten Kriegsmonaten war Oberschlesien laut einer Aussage von Rüstungsminister Albert Speer auf dem Weg, »eine der wichtigsten Waffenschmieden des Reiches zu werden« (S. 457).

Die Frage, wie wichtig Oberschlesien für die deutsche Industrie insgesamt war, lasse sich, so Sikora, aufgrund erheblicher Lücken in der Quellenüberlieferung allerdings nicht mehr eindeutig beantworten. Fest stehe aber, dass Oberschlesien als weitgehend sicher vor alliierten Luftangriffen angesehen wurde und daher von den Industrieverlegungen aus den bombengefährdeten Gebieten habe profitieren können. Verlegten in der ersten Kriegshälfte 1939–1942 insgesamt 40 Unternehmen ihre Produktion nach Oberschlesien, waren es allein in den ersten drei Quartalen 1943 weitere 25. Erst im Sommer 1944 wurden die Betriebsverlegungen gestoppt, denn nun wurde auch dieses Industriegebiet wiederholt das Ziel alliierter Luftangriffe.

Im vierten Kapitel, dem letzten großen Teil des Buchs, geht Sikora ausführlich auf die verschiedenen Rüstungsgüter ein, die in Oberschlesien hergestellt wurden, und verfolgt deren Produktion und die Schwierigkeiten, die bei der Herstellung auftraten. Zudem versucht er, die jeweilige Bedeutung für die Gesamtrüstung des Deutschen Reichs herauszuarbeiten. So kann er aufzeigen, dass Oberschlesien in der zweiten Kriegshälfte bedeutenden Anteil an der Herstellung von Flugabwehrkanonen, Gewehr- und Maschinengewehrläufen sowie Gehäusen für Panzerkampfwagen und leichte Schützenpanzerwagen hatte. Der Bau von leichten Schützenpanzerwagen und Flakgeschützen, so hält der Autor fest, habe sogar überragende Bedeutung für die deutsche Gesamtproduktion gehabt. Als Oberschlesien im Januar 1945 von der Roten Armee erobert wurde, musste Speer melden, die deutsche Rüstung sei nun nicht mehr in der Lage, den Bedarf der Front »auch nur noch im entferntesten zu decken« (S. 459).

Leider ist Sikoras Darstellung nicht frei von Widersprüchen. So bemerkt er, 1943 sei Oberschlesien zum »Reichsluftschutzkeller« geworden (S. 197). Dazu führt er aus: »Abgesehen von der fundamentalen Rolle des oberschlesischen Industriereviers für die Sicherstellung der Kohleproduktion bildete diese Region spätestens ab 1943 neben dem Ruhrgebiet eine von zwei Säulen der Rüstung im Bereich der Fertigteile. Von diesem Moment an wuchs seine Bedeutung proportional zur fortschreitenden Zerstörung der durch den Luftkrieg beeinträchtigten westdeutschen Produktionszentren und erreichte ihren Höhepunkt in der zweiten Hälfte des Jahres 1944« (S. 463). An anderer Stelle räumt er jedoch ein, dass nicht Oberschlesien, sondern Niederschlesien der eigentliche Luftschutzraum für die deutsche Industrie geworden sei; Oberschlesien habe hingegen kaum von den Industrieverlegungen profitiert (S. 219). Als kleineres Manko fällt zudem auf, dass der Autor die Studie von Hartmut Knittel über die »Panzerfertigung im Zweiten Weltkrieg« nicht zur Kenntnis genommen, dafür aber eine Arbeit von Franz Kurowski herangezogen hat. Dieser wird zwar im Ausland noch immer als deutscher »Historiker« wahrgenommen, seine Werke sind aber so unzuverlässig und von fiktionalen Erzählungen durchzogen, dass sie für die wissenschaftliche Forschung nicht in Betracht kommen.

Dennoch hat Mirosław Sikora zweifellos eine fundierte und detaillierte Studie vorgelegt, die mit zahlreichen Tabellen und Statistiken angereichert ist und einen gewichtigen Beitrag zur Geschichte der Rüstung des Dritten Reichs und zur Industrieregion Oberschlesien im Zweiten Weltkrieg liefert.

Published Online: 2018-11-15
Published in Print: 2018-11-30

© 2018 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

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  57. Vincent P. O’Hara and Leonard R. Heinz, Clash of Fleets. Naval Battles of the Great War, 1914–18, Annapolis, MD: Naval Institute Press 2017, IX, 374 S., $ 34.95 [ISBN 978-1-68247-008-4]
  58. Walter Reichel, »Pressearbeit ist Propagandaarbeit«. Medienverwaltung 1914–1918. Das Kriegspressequartier (KPQ), Innsbruck [u. a.]: Studienverlag 2016, 200 S. (= Mitteilungen des österreichischen Staatsarchivs, Sonderbd, 13), EUR 49,20 [ISBN 978-3-7065-5582-1]
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  68. Valeriy Zamulin, The Battle of Kursk. Controversial and Neglected Aspects. Transl. and ed. by Stuart Britton, Solihull: Helion and Company 2017, XVI, 404 S., £ 35.00 [ISBN 978-1-911512-37-0]
  69. Peter Joachim Lapp, Kampf und Untergang der 17. Armee im 2. Weltkrieg. Militärhistorische Skizze eines Großverbandes der Wehrmacht an der Ostfront, Aachen: Helios 2016, 176 S., EUR 35,80 [ISBN 978-3-86933-087-7]
  70. Operation Market Garden: The Campaign for the Low Countries, Autumn 1944: Seventy Years On. Ed. by John Buckley and Peter Preston-Hough, Solihull: Helion and Company 2016, XVIII, 298 S. (= Wolverhampton Military Studies, 20), £ 29.95 [ISBN 978-1-910777-15-2]
  71. Mirosław Sikora, Die Waffenschmiede des »Dritten Reiches«. Die deutsche Rüstungsindustrie in Oberschlesien während des Zweiten Weltkrieges. Hrsg. von Helmut Maier, Essen: Klartext 2014, 591 S. (= Bochumer Studien zur Technik- und Umweltgeschichte, 3), EUR 39,95 [ISBN 978-3-8375-1190-1]
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  73. Veit Scherzer, Himmlers militärische Elite. Die höchst dekorierten Angehörigen der Waffen-SS. Eine Auswertung nach den Akten des Bundesarchivs und des National Archives der USA, Bd 1: A-Ka, Bayreuth: Scherzer 2014, 610 S., EUR 83,00 [ISBN 978-3-938845-26-4]
  74. István Deák, Kollaboration, Widerstand und Vergeltung im Europa des Zweiten Weltkriegs. Aus dem Ungar. übers. von Andreas Schmidt-Schweizer, Wien [u. a.]: Böhlau 2017, 367 S., EUR 34,99 [ISBN 978-3-205-20218-9]
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  93. Bernd Mütter, Ost- und Südosteuropa – Beispiele zur Umwertung ihrer Geschichte nach dem Ende des »Kalten Krieges«. Forschung – Darstellung – Didaktik, Oldenburg: BIS 2016, 302 S. (= Oldenburger Schriften zur Geschichtswissenschaft, 16), EUR 26,80 [ISBN 978-3-8142-2330-8]
  94. Krieg im 21. Jahrhundert. Konzepte, Akteure, Herausforderungen. Hrsg. von Hans-Georg Ehrhart, Baden-Baden: Nomos 2017, 377 S. (= Demokratie, Sicherheit, Frieden, 220), EUR 74,00 [ISBN 978-3-8487-4114-4]
  95. James Stavridis and R. Manning Ancell, The Leader’s Bookshelf, Annapolis, MD: Naval Institute Press 2017, X, 2671 S., $ 29.95 [ISBN 978-1-68247-179-1]
  96. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
  97. Gesamtinhaltsverzeichnis 2018
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