Home Buchbesprechung
Article Publicly Available

Buchbesprechung

Published/Copyright: May 3, 2018

Rezensierte Publikation:

Petra Hauke Andrea Kaufmann Vivien Petras Bibliothek. Forschung für die Praxis. Festschrift für Konrad Umlauf zum 65. Geburtstag 2017 De Gruyter Saur Berlin; Boston 978-3-11-052233-4 119,95 Euro


Bibliothek. Forschung für die Praxis. Festschrift für Konrad Umlauf zum 65. GeburtstagPetra Hauke, Andrea Kaufmann, Vivien Petras (Hrsg.). – Berlin; Boston: De Gruyter Saur, 2017; 725 S., ISBN 978-3-11-052233-4, 119,95 Euro.

Nehmen Sie sich Zeit für das opulente Werk, es umfasst (mit drei Laudationes) 54 Aufsätze von 57 Autorinnen und Autoren. Das Buch bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten über den Tellerrand zu schauen und sich für neue Möglichkeiten in der Bibliotheksarbeit inspirieren zu lassen.

Die Festschrift ist das Ergebnis der Lehrveranstaltung „Von der Idee zum Buch – Durchführung eines Publikationsprojektes einschließlich DTP“ an der Humboldt-Universität zu Berlin im Wintersemester 2016/2017 unter der Leitung von Petra Hauke.

„Forschung für die Praxis“ ist wohl ein passendes – doch nicht umfassendes – Motiv für die Bibliothekswissenschaft und ein passendes und ehrendes Motiv für einen Bibliothekar wie Konrad Umlauf, den promovierten Diplombibliothekar, der jahrelang kommunale Bibliotheken in Baden-Württemberg leitete und dann quasi ein Vierteljahrhundert in Berlin lehrte. Er war auch hier Praktiker und er war ebenso Theoretiker: Davon zeugt die Mitarbeit in zahlreichen Gremien, nicht zuletzt die überreiche Bibliographie (S. 653–690).

Abgesehen von den Laudationes sind in der Festschrift elf Themenbereiche – verschieden ausführlich – dargestellt, die hier in der Reihenfolge der Zahl der ihnen zugeordneten Aufsätze genannt werden:

  1. Bibliotheksmanagement; acht Aufsätze (im allgemeinen Sinn, sozusagen vom Bibliotheksleiter!)

  2. Bestandsmanagement; sechs Aufsätze (als eigener Abschnitt!)

  3. Forschungsmethoden; sechs Aufsätze (sozusagen Bedeutung theoretischer Arbeit)

Es folgen

  1. Publikationswesen; fünf Aufsätze (keine Überraschung bei dieser Personalbibliographie, die Veröffentlichungen in allen Literaturtypen enthält und sich auch mit Publikationstypen befasst, z. B. 2013 mit dem Literaturbericht).

  2. Historische Forschung; fünf Aufsätze (eher überraschend), dazu historische Teile in anderen Themenbereichen. Die Bemerkung „Zum Bibliothekstourismus gibt es bisher kaum Literatur“ (S. 195) kann wohl nur als mutig bezeichnet werden, wenn man an die (teils ausgedehnten) Bibliotheksreisen früherer Jahrhunderte denkt.

Geringeren Raum nehmen in ihrer Ausgestaltung durch Beiträge folgende Gruppen ein:

  1. Öffentliche Bibliotheken

  2. Bibliothek als Ort

  3. Beruf und Tätigkeitsfelder

(durchaus überraschend angesichts der Biographie des Geehrten!)

Den inhaltlichen Abschluss bilden drei Aufsätze zu „Positionen“. Auffallenderweise enthalten die genannten elf Themengruppen aber diverse Schwerpunkte nur am Rande oder gar nicht, die Konrad Umlauf ebenfalls, teils weniger umfangreich, bearbeitet hat. Die umfangreichsten Beiträge sind von Elmar Mittler: Radikaler Wandel? (über die Bibliotheksentwicklung, S. 604–622) und von Cornelia Vonhof: Bürgerbeteiligung in Bibliotheken (S. 220–238).

Dank des umfangreichen, weithin gelungenen Registers (S. 707–725) lassen sich derartige Themen ziemlich problemlos finden. Dagegen vermisst man den Eintrag Formalerschließung, angefangen von PI (2000), aber auch die aktuelle RDA, ein Begriff, der nur als Untereintrag beim Künstlerbuch vorkommt. Der Katalog als das klassische Rechercheinstrument einer Bibliothek wird als historisches Exempel aus dem 18. Jahrhundert gezeigt: Edition des Katalogs des württembergischen Naturalien-Kabinetts, 1776 (S. 597–601). Die Benutzungsmöglichkeiten durch Kataloge wird nur auf S. 79 erwähnt, der so häufig und intensiv verwendete Freihandbereich wird nicht angerührt, auch nicht im Bereich der Benutzerkommunikation.

„Unser Kerngeschäft bleibt das Informationsmanagement“ stellte Konrad Umlauf zu Recht 2015 in einem Interview fest und fasste damit wohl auch seine Veröffentlichungen zu den RSWK (1999), zur Warensystematik des Buchhandels (2001), zur ASB (2000), zur Inhaltserschließung allgemein (2005) und zu den Überlegungen zur Klassifikationstheorie (1999-2015) in einer Kernthese zusammen. Allerdings ist der Begriff Sacherschließung nur als Untergliederung (wieder) beim Künstlerbuch in Hamburg (S. 374) zu finden; der Begriff Inhaltserschließung taucht überhaupt nicht auf. Der schlichte Schlüsselbegriff Regale für Erschließung und Benutzung wird nur in Bezug auf Katar verwendet (S. 380).

Bei den Bibliothekstypen sind öffentliche Bibliotheken angesichts der Arbeitsrichtung des Gefeierten dominant, doch fehlen Hinweise auf Gefangenen-, Krankenhaus- und Schulbibliotheken.

Erstaunlicherweise enthält das ausführliche Register jedoch die Eintragungen Gelehrtenbibliothek, Klosterbibliothek und Privatbibliothek. Und angesichts des Schwerpunkts Öffentliche Bibliothek ist es doch erstaunlich, dass eine Eintragung wie ekz.bibliotheksservice GmbH fehlt. Vergleichbar gibt es auch keine Rubrik Zeitung bzw. Kompositum, ein doch wichtiger Literaturtyp für öffentliche Bibliotheken. Da ist ein Arbeits- und Forschungsbegriff wie Digital Humanities (DH) eher nicht zu erwarten.

Eine kleine Formalie am Rande: Alphabetische Einordnung: Lesecafe hinter Leseforschung!! Noch eine Beobachtung am Rande: Bayerische Kollegen vermisst man in der Reihe der Autoren völlig und die Zahl der Eintragungen aus Bayern auf der Tabula Gratulatoria ist sehr gering, ebenso taucht der BVB nicht auf.

Insgesamt wird in dieser wichtigen Festschrift viel Bekanntes im Kontext gründlich dargestellt und häufig mit Fallstudien untermauert, Einiges führt dann zu neuen Überlegungen. Der Platz der Bibliothek inmitten anderer Kulturinstitutionen bzw. Sozialer Zentren wird deutlich umrissen

Online erschienen: 2018-05-03
Erschienen im Druck: 2018-04-26

© 2018 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Downloaded on 22.9.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/iwp-2018-0019/html
Scroll to top button