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Printmedien versus elektronische Medien

Eine empirische Studie zur Nutzung von Büchern, Zeitschriften und Zeitungen
  • Gerhard Reichmann

    Dr. rer.soc.oec. et Dr. iur., ao. Univ. Prof. Gerhard Reichmann forscht am Institut für Informationswissenschaft und Wirtschaftsinformatik der Karl-Franzens-Universität Graz zu folgenden Schwerpunkten: Evaluierung von universitärer Forschung, Lehre und Verwaltung, Evaluierung im Gesundheitsbereich, Evaluierung im Bibliotheksbereich und Informationsrecht, darunter besonders Datenschutzrecht, Urheberrecht und Plagiatsproblematik.

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Published/Copyright: February 2, 2018
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Zusammenfassung

Im Rahmen dieser Untersuchung wird ermittelt, wie intensiv derzeit Printmedien im Vergleich zu elektronischen Medien im universitären Bereich genutzt werden. Besonders wird dabei auf die Nutzung von Büchern, Zeitschriften und Zeitungen eingegangen und analysiert, ob es geschlechter-, alters-, universitäts- und gruppenspezifische Unterschiede im Nutzungsverhalten gibt. Die dafür benötigten Daten wurden mittels strukturierter Befragung von 554 Studierenden und 436 Universitätslehrenden erhoben. Anhand der Ergebnisse lässt sich erkennen, dass Printmedien im universitären Bereich nach wie vor von großer Bedeutung sind, wobei ältere Nutzer, Nutzer aus dem Geisteswissenschaftlichen Bereich sowie Nutzer aus der Gruppe der Universitätslehrenden sowohl für berufliche als auch für private Zwecke besonders stark auf Printmedien zurückgreifen.

Abstract

The present study aims to examine how intensively print media are currently being used in comparison to electronic media in the university sector. In particular, the use of books, journals and newspapers is investigated. In addition, we examine whether there are gender-, age-, university- and group-specific differences in user behavior. The data required for the study was collected by structured surveys among 554 students and 436 university teachers. Based on this data, we found out that print media are still of great importance in the university sector. Elderly users, users from the humanities sector, as well as users from the group of university teachers use print media particularly intensively, for professional as well as for private purposes.

Résumé

Dans le cadre de cette recherche nous comparons la fréquence d’utilisation des médias imprimés par rapport aux médias électroniques dans le milieu universitaire. Nous y abordons en particulier l'utilisation des livres, des périodiques et des journaux. En outre, nous vérifions s’il y a des différences de comportement d’utilisation selon le sexe, l'âge, l'université et le groupe. Les données requises pour cette étude ont été recueillies par sondage structuré auprès de 554 étudiants et de 436 professeurs d'université. D'après les résultats, on peut voir que les médias imprimés continuent à jouer un rôle très important dans le milieu universitaire, en particulier auprès des utilisateurs plus âgés, des utilisateurs dans le domaine des sciences humaines et des utilisateurs du groupe des professeurs d’université et cela tant pour un usage professionnel que privé.

1 Einleitung

Vom Österreichischen Zeitschriften- und Fachmedienverband wird Österreich als „Print-Nation“ bezeichnet, weil die nationalen Verlage im Jahr 2015 trotz wachsender Bedeutung von elektronischen Medien noch immer ungefähr 90 Prozent ihres Umsatzes mit Printmedien erwirtschafteten.[1] Dementsprechend nutzten 2016 auch 42 Prozent der Österreicher vorwiegend Printmedien als Quelle für Nachrichten, womit Österreich diesbezüglich unter 26 analysierten Staaten den dritten Rang einnahm. Nur in Deutschland und Frankreich war der Wert mit 50 bzw. 44 Prozent noch höher (Newman et al., 2016, S. 87 f.).

Die Frage nach der Zukunft der Printmedien ist seit einiger Zeit Gegenstand von Monographien. So fragte Eberspächer (2002), ob elektronische Medien die Printmedien verdrängen werden, kam aber zu keinem eindeutigen Ergebnis. Theis-Berglmair (2009) untersuchte den Einfluss des Internets auf die Produzenten (Verlage und Redaktionen) und Konsumenten (Nutzer) von Printmedien, während Andresen (2009) diskutierte, ob Printmedien in der heutigen Gesellschaft infolge der breiten Akzeptanz des Internets und der schwindenden Anzahl junger Printmediennutzer schon überflüssig geworden sein könnten. Pürer (2015) gab einen Überblick über die Entwicklung des deutschen Mediensystems in den vergangenen 100 Jahren und ging besonders auf den strukturell bedingten Wandel in den letzten 20 Jahren ein.

Auch in der Zeitschriftenliteratur finden sich zahlreiche Beiträge zum Verhältnis von Printmedien zu elektronischen Medien, die sich größtenteils auf drei Kernaussagen konzentrieren: Die erste sieht Printmedien aktuell oder auch in Zukunft im Mittelpunkt der Nutzung. Die zweite geht von einer bereits stattfindenden bzw. zukünftigen Substitution gedruckter Medien durch elektronische Medien aus, während die dritte eine dauerhafte Koexistenz zwischen den beiden Erscheinungsformen für sehr wahrscheinlich hält.

Der ersten Gruppe zuordnen lässt sich der Beitrag von Reichmann (2014) über eine an der Universitätsbibliothek Graz durchgeführte Benutzerforschungsstudie, die zeigt, dass Studierende die Printressourcen der Bibliothek wesentlich stärker nutzen als die Online-Ressourcen. Vergleichbare Ergebnisse finden sich in der Studie von Zawacki-Richter (2015) zur Mediennutzung im Studium, die eine höhere Akzeptanz von gedruckten Texten im Vergleich zu elektronischen Texten offenlegt, sowie in dem Beitrag von Althaus/Tewksbury, der feststellt, dass auch ein starker Ausbau des Internets die Nutzung traditioneller Nachrichtenmedien wahrscheinlich nicht verringern wird.

Beispiele für die zweite Annahme sind die Ausführungen von Davidson (2005) zu den Auswirkungen des in der Wissenschaftskommunikation erfolgten Wechsels von Printmedien auf elektronische Medien für die betroffenen Personen und Institutionen, oder die Studie an der University of North Carolina at Chapel Hill von Hemminger/Vaughan/Adams (2007), die unter Universitätsangehörigen eine vermehrte Verwendung elektronischer Ressourcen zeigt. Weiters stellen Martinez-Estrada/Conaway (2012) eine permanente Zunahme der E-Book-Nutzung seitens Studierender fest, und Gill et al. (2013) thematisieren Vorteile von elektronischen Medien für Personen mit Sehschwäche.

Zur dritten Gruppe gehört der Beitrag von Ahlers (2006), der feststellt, dass viele Konsumenten nicht bereit sind, von traditionellen gänzlich auf elektronische Medien zu wechseln. Gray/Copeland (2011) zeigen, dass die Nutzung elektronischer Medien ähnlich hohe Kosten verursacht wie jene von Printmedien. Schoenbach/De Waal/Lauf (2005) heben die Komplementarität von gedruckten und elektronischen Zeitungen hervor, und Bucher/Büffel/Wollscheid (2003) vergleichen die unterschiedlichen Erscheinungsformen von Zeitungen im Hinblick auf deren Nutzung. Im Gegensatz zur vorliegenden Studie, die lediglich zwischen den beiden Erscheinungsformen „Print“ und „Elektronisch“ unterscheidet, wird in diesem Beitrag innerhalb der elektronischen Erscheinungsform nochmals zwischen E-Paper, der originalgetreu und ohne das Angebot eines Zusatznutzens ins Internet überführte Printzeitung, und Online-Zeitung differenziert.

Die Studie sollte die aktuelle Nutzung von Printmedien, besonders von Büchern, Zeitschriften und Zeitungen, in Österreich erforschen. Dabei erfolgte eine Beschränkung auf den universitären Bereich und hier nochmals auf Studierende und Wissenschaftler, da es sich dabei um besonders intensive Mediennutzer handelt. Die primäre Zielsetzung bestand darin festzustellen, ob die genannten Medienarten von an öffentlichen österreichischen Universitäten tätigen Studierenden und Wissenschaftlern überwiegend in gedruckter oder in elektronischer Form genutzt werden, wobei hier nochmals zwischen der Nutzung für berufliche und private Zwecke differenziert wurde (Frage 1).

Vor allem im beruflichen Bereich wurde infolge des stark ausgebauten Angebotes der Universitätsbibliotheken an elektronischen Medien vermutet, dass die elektronische Nutzung überwiegt. Weiters sollte im Hinblick auf die berufliche Nutzung erhoben werden, welche Bedeutung den Printmedien im Vergleich zu den elektronischen Medien zugemessen wird (Frage 2), ob Printmedien lieber genutzt werden als elektronische Medien (Frage 3), ob die Nutzung von Printmedien auf eine bessere Verfügbarkeit im Vergleich zu elektronischen Medien zurückzuführen ist (Frage 4), und wie häufig bei Nutzung elektronischer Medien ein Medienbruch stattfindet, das heißt die Inhalte zum Lesen ausgedruckt werden (Frage 5).

Hinsichtlich der privaten Nutzung wurde gefragt, ob die Printnutzung oder die elektronische Nutzung die häufigere (Frage 6), die kostengünstigere (Frage 7) bzw. die leichter zugängliche (Frage 8) Nutzungsart darstellt. In allen drei Fällen wurde von einer Präferenz für die elektronische Nutzung ausgegangen. Schließlich sollte untersucht werden, ob es im Nutzungsverhalten geschlechter- (Frage 9), alters- (Frage 10), universitäts- (Frage 11) und gruppenspezifische (bei den verglichenen Gruppen handelt es sich um Studierende und Universitätslehrende) (Frage 12) Unterschiede gibt. Den Vergleichen lag die Vermutung zugrunde, dass Printmedien bei älteren Nutzern (zu denen auch ein großer Teil der Universitätslehrenden zählt) sowie bei Nutzern aus dem Geisteswissenschaftlichen Bereich eine überdurchschnittlich große Rolle spielen.

Erhebungsinstrument war eine strukturierte mündliche (bei den Studierenden) bzw. schriftliche (bei den Universitätslehrenden) Befragung: Die Strukturiertheit sollte infolge der vorgegebenen Antwortmöglichkeiten eine höhere Antwortbereitschaft sowie eine leichtere Auswertbarkeit der erhaltenen Antworten gewährleisten, die Mündlichkeit sollte eine entsprechende Qualität und Vollständigkeit der erhobenen Daten, die Schriftlichkeit dagegen eine ressourcenökonomische Durchführung der Befragung sicher stellen.

Nachfolgend wird zunächst die für diese Untersuchung gewählte Vorgangsweise beschrieben. Im Mittelpunkt stehen dabei die Vorstellung des eingesetzten Erhebungsinstruments sowie die Beschreibung der Planung und Durchführung der Befragung. Die zentralen Ergebnisse der Untersuchung werden im dritten Abschnitt präsentiert, wobei nach Nutzerstruktur (diese gibt die Zusammensetzung der Stichprobe wieder), Nutzungshäufigkeit, Detailergebnissen für die berufliche bzw. die private Nutzung sowie Vergleichen bei Geschlecht, Alter, Universität und Gruppe differenziert wird. Den Abschluss des Beitrages bildet ein Resümee, in dem die oben vorgestellten Forschungsfragen zusammenfassend beantwortet werden.

2 Vorgehensweise

2.1 Erstellung des Fragebogens

Zur Ermittlung der benötigten Daten wurde ein strukturierter Fragebogen entwickelt, dessen relevanter Inhalt samt Messniveaus der einzelnen Variablen in Tabelle 1 dargestellt ist. Für beide Gruppen der Befragten, also Universitätslehrende und Studierende, kam abgesehen von minimalen Formulierungsdifferenzen ein identischer Fragebogen zum Einsatz. Die Entwicklung des Fragebogens sowie die Erhebung der Daten erfolgten im Rahmen eines Projektes, das im Zuge einer Lehrveranstaltung des Autors durchgeführt wurde[2]. Der erste Abschnitt dieses Fragebogens diente der Erhebung der Struktur der befragten Mediennutzer, indem Geschlecht, Alter[3], Universität[4] sowie Gruppe (mit den Ausprägungen „Studierende“ und „Universitätslehrende“) abgefragt wurden.

Tabelle 1

Inhalt des Fragebogens.

BereichFrage (Variable)Messniveau
NutzerstrukturGeschlechtnominal
Alterordinal
Universitätnominal
Gruppenominal
NutzungshäufigkeitPrintmedien-Berufordinal
Elektronische Medien-Berufordinal
Printmedien-Privatordinal
Elektronische Medien-Privatordinal
Details-BerufPrintmedien-große Bedeutungkardinal
Elektronische Medien-große Bedeutungkardinal
Printmedien-Bevorzugungkardinal
Printmedien-bessere Verfügbarkeitkardinal
Elektronische Medien-Ausdruckkardinal
Details-PrivatHäufigere Nutzungsartnominal
Kostengünstigere Nutzungsartnominal
Leichter zugängliche Nutzungsartnominal

Die nächsten Fragen hatten die Nutzungshäufigkeit zum Gegenstand: Es wurde erhoben, wie oft Printmedien bzw. elektronische Medien für berufliche und für private Zwecke genutzt werden. Hier war zwischen den Ausprägungen „täglich“, „mehrmals pro Woche“, „einmal pro Woche“, „mehrmals pro Monat“, „einmal pro Monat“, „seltener“ und „nie“ zu wählen. Innerhalb der Printmedien bzw. der elektronischen Medien wurde zwischen Büchern und E-Books, Zeitschriften und E-Journals sowie Zeitungen und E-Papers unterschieden (diese Differenzierung wurde in Tabelle 1 aus Platzgründen nicht aufgenommen). Somit umfasste dieser Abschnitt insgesamt zwölf Fragen.

Es folgten fünf detailliertere Aussagen zur beruflichen Nutzung von Medien. Es war anzugeben, inwieweit diese persönlich zutrafen. Die Angabe erfolgte anhand einer fünfstufigen Skala, die von „trifft überhaupt nicht zu“ über „trifft eher nicht zu“, „neutral“ und „trifft eher zu“ bis zu „trifft vollkommen zu“ reichte. Um die Befragungsdauer in einem zumutbaren Rahmen zu halten und die Befragten nicht zu überfordern, wurde hier nicht mehr zwischen Büchern, Zeitschriften und Zeitungen unterschieden. Die einzelnen Aussagen lauteten demnach:

  1. „Printmedien (Elektronische Medien) sind für meinen beruflichen Alltag sehr wichtig.“ (Aussage 1 (2)),

  2. „Ich benutze lieber Printmedien als elektronische Medien.“ (Aussage 3),

  3. „Ich benutze häufig Printmedien, da diese eher zur Verfügung stehen.“ (Aussage 4) und

  4. „Ich drucke elektronische Medien aus, um sie zu lesen.“ (Aussage 5).

Die letzten drei Fragen waren der privaten Nutzung von Medien gewidmet. Es sollte erhoben werden, welche Nutzungsart in der Praxis häufiger vorkommt, welche Nutzungsart aufgrund der geringeren Kosten bevorzugt wird und welche Nutzungsart leichter zugänglich ist. Dabei war jeweils zwischen „Printnutzung“ und „Elektronischer Nutzung“ zu wählen.

2.2 Planung und Durchführung der Befragung

Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung sollten für Universitätslehrende und Studierende an öffentlichen Universitäten in Österreich Geltung haben. Da eine Vollerhebung an allen österreichischen öffentlichen Universitäten infolge beschränkter Ressourcen nicht möglich war, wurde eine zweifach geschichtete Stichprobe gezogen. Zunächst wurde für jeden in Österreich vorhandenen Universitätstypus ein Repräsentant ausgewählt. Dabei handelte es sich beim Typus der Volluniversitäten[5] um die Universität Graz, beim Typus der Technischen Universitäten[6] um die Technische Universität Graz, beim Typus der Medizinischen Universitäten[7] um die Medizinische Universität Graz sowie beim Typus der Kunstuniversitäten[8] um die Kunstuniversität Graz. In einem zweiten Schritt wurde für jede der vier ausgewählten Universitäten ein detaillierter Erhebungsplan erstellt.

Die Studierenden sollten durch eine Stichprobe im Umfang von ca. ein Prozent erfasst werden, die im Falle der Universität Graz nochmals nach Fakultäten geschichtet war. Da es zum Zeitpunkt der Erhebung an den vier ausgewählten Universitäten ca. 52.000 Studierende gab, wurde eine Stichprobe im Ausmaß von 520 Studierenden angestrebt. Die Studierenden sollten mündlich anhand des entwickelten Fragebogens befragt werden, als Befragungsorte wurden zentrale Bereiche an den einzelnen Universitäten ausgewählt, die – zumindest theoretisch – von jedem Studierenden an dieser Universität frequentiert werden könnten.

Für die Universitätslehrenden wurde eine Vollerhebung mittels Online-Befragung durchgeführt. Die Kontaktaufnahme erfolgte anhand personalisierter E-Mails, die einen Link zum Online-Fragebogen (dieser wurde mit Hilfe der Software „survey monkey“ erstellt) enthielten. Zu den Zielpersonen der Online-Befragung zählten alle Typen von fest angestellten Universitätslehrenden, wie etwa Universitätsprofessoren, Universitätsassistenten oder auch Senior Scientists. Nicht eingeschlossen waren dagegen Lehrbeauftragte, studentische Mitarbeiter sowie generell alle nichtwissenschaftlichen Bediensteten. Es konnten insgesamt 2.130 Universitätslehrende mit den entsprechende E-Mail Kontaktdaten ermittelt werden.

Vor der eigentlichen Befragung fand ein Pretest mit zehn Probanden statt. Dieser führte zu marginalen Änderungen im Fragebogen, die bei der vorangegangenen Vorstellung des Fragebogens bereits berücksichtigt sind.

Die Befragung von Universitätslehrenden und Studierenden der ausgewählten Universitäten anhand des Fragebogens wurde, wie erwähnt, im Zuge einer Lehrveranstaltung des Instituts für Informationswissenschaft und Wirtschaftsinformatik der Universität Graz im April und Mai 2017 von Studierenden der Betriebswirtschaft durchgeführt. Die Auswahl der studentischen Interviewpartner erfolgte nach dem Zufallsprinzip. Bei den Interviews, die im Durchschnitt fünf bis zehn Minuten dauerten, wurden die Fragebögen mit der Bitte um selbständiges Ausfüllen ausgehändigt. Die Interviewer stellten durch Beobachtung sicher, dass alle Fragen beantwortet wurden und erläuterten bei Unklarheiten die einzelnen Fragestellungen.

Eine derartige Kontrolle der Interviewsituation war bei den Universitätslehrenden durch die gewählte Vorgangsweise nicht möglich. So mussten einzelne inkonsistent ausgefüllte Fragebögen ausgeschieden werden. Die vollständige Beantwortung der Online-Fragebögen wurde durch die eingesetzte Software gewährleistet: ein Überspringen von Fragen war nicht möglich, und nur vollständig ausgefüllte Fragebögen konnten abgeschickt werden.

Am Ende des Erhebungszeitraumes lagen insgesamt 990 weitgehend[9] vollständig beantwortete, für die Auswertung heranziehbare Fragebögen vor, von denen 554 von Studierenden und 436 von Universitätslehrenden stammten. Somit konnte bei den Studierenden die geplante Stichprobengröße sogar leicht überschritten werden. Hinsichtlich der Universitätslehrenden war die Rücklaufquote mit 20,5 Prozent wesentlich höher als erwartet.

3 Ergebnisse

3.1 Nutzerstruktur

Aus Tabelle 2 geht hervor, dass die Mehrheit der befragten Personen männlich war. Das liegt, wie eine genauere Analyse zeigt, am hohen Männer-Anteil unter den Universitätslehrenden: 67,1 Prozent der befragten Universitätslehrenden, aber nur 47,4 Prozent der befragten Studierenden waren männlich. Im Rahmen der Geschlechtervergleiche (vgl. Abschnitt 3.5.) ist dieser Umstand insofern zu berücksichtigen, als es sich bei eventuellen Geschlechterunterschieden um Scheinkorrelationen handeln könnte, die in Wirklichkeit durch Gruppenunterschiede verursacht werden könnten. Weiters zeigt sich, dass die Geschlechterverteilung auch stark von der Universitätsverteilung abhängig ist: Im „Naturwissenschaftlichen Bereich“ waren 63,2 Prozent der Befragten männlich, im „Geisteswissenschaftlichen Bereich“ dagegen nur 48,5 Prozent. Den höchsten Anteil an Männern weist mit 76,3 Prozent die Technische Universität Graz auf, den geringsten mit 35,6 Prozent die Umwelt-, Regional- und Bildungswissenschaftliche Fakultät der Universität Graz. Diese Werte sind repräsentativ, denn sie entsprechen weitgehend der tatsächlichen Geschlechterverteilung: an der Technischen Universität Graz beträgt der Anteil männlicher Studierender aktuell 71,5 Prozent[10], an der Umwelt-, Regional- und Bildungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Graz dagegen nur 39 Prozent[11].

Tabelle 2

Nutzerstruktur.

VariableAusprägungRelative Häufigkeit
Geschlechtweiblichmännlich
44,5 %55,5 %
Alterjungalt
66,3 %33,7 %
UniversitätGeisteswissenschaftenNaturwissenschaften
52,1 %47,9 %
GruppeStudierendeUniversitätslehrer
56,0 %44,0 %

Die Altersverteilung der befragten Personen zeigt ein deutliches Überwiegen der Kategorie „jung“. Dies ist – erwartungsgemäß – auf die Studierenden zurückzuführen, von denen 95,1 Prozent dieser Kategorie zuzuordnen waren: 89,1 Prozent der Studierenden fielen in die Altersklasse „20 bis 29 Jahre“, und 7,7 Prozent waren sogar jünger als 20 Jahre. Bei den Universitätslehrenden ist die häufigste Altersklasse mit 45,2 Prozent jene zwischen 40 und 49 Jahren. Überraschend ist der hohe Anteil junger Universitätslehrender mit einem Alter von unter 30 Jahren, der immerhin 24 Prozent beträgt. Diese Gruppe zeigte eine überdurchschnittlich hohe Antwortbereitschaft.

Die Universitätsverteilung in der aggregierten Form der Nutzungsstruktur lässt erkennen, dass die Probanden relativ gleichmäßig auf die beiden Bereiche verteilt sind (s. Tab. 2). Den größten Anteil stellen mit 18,1 Prozent Angehörige der Technischen Universität Graz, den geringsten mit 7,8 Prozent jene der Kunstuniversität Graz. Die Angehörigen der Medizinischen Universität Graz liegen mit einem Anteil von 14 Prozent dazwischen. Die restlichen 60,1 Prozent der Befragten stammen von den verschiedenen Fakultäten der Universität Graz.

Die Gruppenverteilung ist, wie im Zusammenhang mit der Geschlechterverteilung erwähnt, vor allem dadurch charakterisiert, dass die Universitätslehrenden überwiegend den Kategorien „alt“ und „männlich“ zuzuordnen sind, während die Studierenden großteils „jung“ und hinsichtlich des Geschlechts nahezu gleichverteilt sind.

3.2 Nutzungshäufigkeit

Abbildung 1 Nutzungshäufigkeit. Erläuterungen zu den Zahlenwerten für die Nutzungshäufigkeit: 0 = nie, 1 = seltener als einmal pro Monat, 2 = einmal pro Monat, 3 = mehrmals pro Monat, 4 = einmal pro Woche, 5 = mehrmals pro Woche, 6 = täglich. Bei diesen Werten handelt es sich um die jeweiligen Medianwerte.
Abbildung 1

Nutzungshäufigkeit. Erläuterungen zu den Zahlenwerten für die Nutzungshäufigkeit: 0 = nie, 1 = seltener als einmal pro Monat, 2 = einmal pro Monat, 3 = mehrmals pro Monat, 4 = einmal pro Woche, 5 = mehrmals pro Woche, 6 = täglich. Bei diesen Werten handelt es sich um die jeweiligen Medianwerte.

Abbildung 1 zeigt, dass innerhalb aller befragten Mediennutzer die Printnutzung eindeutig dominiert, die Nutzung elektronischer Medien ist derzeit noch wesentlich geringer als vermutet. Am häufigsten werden gedruckte Bücher genutzt; die durchschnittliche Nutzungshäufigkeit liegt sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich bei „mehrmals pro Woche“. Elektronische Bücher werden dagegen im Durchschnitt beruflich nur einmal pro Monat und privat sogar noch seltener genutzt. Die Häufigkeitsverteilungen zeigt, dass 24,5 Prozent (27,7 %) der Befragten gedruckte Bücher für berufliche (private) Zwecke täglich nutzen, und andererseits nur 1,8 Prozent (2,1 %) nie auf diese Ressource zurückgreifen. Die entsprechenden Werte für elektronische Bücher sind genau entgegengesetzt: 5,2 Prozent (7,9 %) nutzen diese täglich für berufliche (private) Zwecke, 29 Prozent (38,9 %) dagegen nie.

Bei den Zeitschriften gibt es auf aggregierter Ebene für den beruflichen Bereich keine und für den privaten Bereich nur geringe Differenzen zwischen Printnutzung und elektronischer Nutzung. Auch die Häufigkeitsverteilungen zeigen großenteils keine gravierenden Unterschiede. So werden gedruckte Zeitschriften für berufliche (private) Zwecke von 11,1 Prozent (8,5 %) täglich und von 12,8 Prozent (5,5 %) nie genutzt. Für elektronische Zeitschriften lauten die korrespondierenden Werte 17,3 Prozent (6,2 %) bzw. 14,6 Prozent (25,7 %).

Zeitungen (s. Abb. 1) zeigen – im Gegensatz zu den übrigen beiden betrachteten Medienarten – eine deutlich stärkere Nutzung im privaten Bereich. Hier dominiert die Printnutzung mit einem Durchschnittswert von „mehrmals pro Woche“. Im beruflichen Bereich überwiegt dagegen die elektronische Nutzung mit einer durchschnittlichen Häufigkeit von „einmal pro Monat“. Aus den Häufigkeitsverteilungen geht hervor, dass gedruckte Zeitungen für berufliche (private) Zwecke von 12,7 Prozent (34,5 %) täglich und von 24,5 Prozent (5,2 %) nie genutzt werden. Die entsprechenden Werte für die elektronischen Zeitungen betragen 10,5 Prozent (21,4 %) bzw. 24,6 Prozent (20,3 %).

3.3 Berufliche Nutzung im Detail

Abbildung 2 Berufliche Nutzung im Detail. Erläuterungen zu den Zahlenwerten für den Grad der Zustimmung: 0 = trifft überhaupt nicht zu, 1 = trifft eher nicht zu, 2 = neutral, 3 = trifft eher zu, 4 = trifft vollkommen zu. Bei diesen Werten handelt es sich um die jeweiligen Mittelwerte.
Abbildung 2

Berufliche Nutzung im Detail. Erläuterungen zu den Zahlenwerten für den Grad der Zustimmung: 0 = trifft überhaupt nicht zu, 1 = trifft eher nicht zu, 2 = neutral, 3 = trifft eher zu, 4 = trifft vollkommen zu. Bei diesen Werten handelt es sich um die jeweiligen Mittelwerte.

Obwohl in der tatsächlichen beruflichen Nutzung laut Angabe die Printmedien dominieren (vgl. Abschnitt 3.2), messen die Befragten den elektronischen Medien im beruflichen Alltag eine größere Bedeutung zu (s. Abb. 2). Tabelle 3Tabelle 3 verdeutlicht dieses Ergebnis: Während 63,3 Prozent der Aussage „Printmedien sind für meinen beruflichen Alltag sehr wichtig“ zustimmen, liegt der Wert für die korrespondierende Aussage zu elektronischen Medien bei 83,2 Prozent. Allerdings beschränken sich die in Abbildung 2 dargestellten Aussagen nicht nur auf Bücher, Zeitschiften und Zeitungen, sondern umfassen alle Medienarten (so die mittlerweile intensive elektronische Nutzung von Landkarten, etwa über Google Maps). Überraschend wurde trotzdem der Aussage „Ich benutze lieber Printmedien als elektronische Medien für berufliche Zwecke“ mit knapper Mehrheit zugestimmt (vgl. Abb. 2 und Tab. 3).

Die Aussage „Ich benutze häufig Printmedien, da diese eher zur Verfügung stehen als elektronische Medien“ wird mit deutlicher Mehrheit abgelehnt; hingegen scheint es nach wie vor verbreitete Praxis zu sein, die Inhalte elektronischer Medien zum Lesen auszudrucken (vgl. Abb. 2 und Tab. 3).

Tabelle 3

Berufliche Nutzung im Detail. Erläuterungen: unter „Zustimmung“ wurden die Ausprägungen „trifft vollkommen zu“ und „trifft eher zu“ subsumiert, unter „Ablehnung“ die Aussagen „trifft überhaupt nicht zu“ und „trifft eher nicht zu“.

Frage (Variable)ZustimmuingNeutralitätAblehnung
Printmedien-große Bedeutung63,3 %18,0 %18,7 %
Elektronische Medien-große Bedeutung83,2 %12,2 %4,6 %
Printmedien-Bevorzugung41,7 %24,6 %33,7 %
Printmedien-bessere Verfügbarkeit15,1 %28,6 %56,3 %
Elektronische Medien-Ausdruck52,1 %20,6 %27,3 %

3.4 Private Nutzung im Detail

Ebenso wie im vorangegangen Abschnitt zur beruflichen Nutzung ist die private Nutzung hier auch nicht auf Bücher, Zeitschriften und Zeitungen beschränkt, sodass sich durchaus Abweichungen zu den in Abschnitt 3.2 dargestellten Resultaten ergeben können. Dieser Fall tritt bereits bei den Ergebnissen zur ersten Aussage ein, da 63,7 Prozent der Befragten angaben, in ihrer Freizeit häufiger elektronische Medien als Printmedien zu nutzen (vgl. Abb. 3). Ursachen könnten die von 94,9 Prozent angeführten geringeren Kosten sowie der von 86,3 Prozent angegebene leichtere Zugang zu elektronischen Medien sein.

Abbildung 3 Private Nutzung von Print- und elektronischen Medien im Detail.
Abbildung 3

Private Nutzung von Print- und elektronischen Medien im Detail.

3.5 Vergleiche

Gemäß Tabelle 4 gibt es nur wenige geschlechterspezifische Unterschiede. Weibliche Medienkonsumenten nutzen häufiger gedruckte Bücher für private Zwecke, bevorzugen stärker Printmedien für berufliche Zwecke und drucken die Inhalte elektronischer Medien zum Lesen eher aus als ihre männlichen Kollegen. Insofern scheint es logisch, dass elektronische Zeitschriften (für berufliche Zwecke) und elektronische Zeitungen (für private Zwecke) häufiger von Männern genutzt werden. Scheinkorrelationen in der Form, dass die Geschlechterunterschiede in Wahrheit durch die Gruppen- bzw. die Universitätszugehörigkeit verursacht werden, liegen nicht vor.

Altersspezifische Differenzen sind mehrfach vorhanden. Ältere Personen nutzen sämtliche Printmedien sowohl für berufliche als auch für private Zwecke signifikant häufiger als jüngere. Bei der in Tabelle 4 ausgewiesenen häufigeren Nutzung elektronischer Zeitschriften für berufliche Zwecke durch ältere Personen handelt es sich um eine Scheinkorrelation, die in Wahrheit durch die Gruppenzugehörigkeit verursacht wird und zwar in der Form, dass Universitätslehrende diesbezüglich eine stärkere Nutzung aufweisen als Studierende. Das im Durchschnitt höhere Alter der Universitätslehrenden spielt dabei keine Rolle, da es innerhalb der Gruppe der Universitätslehrenden sogar eine stärkere Nutzung elektronischer Zeitschriften für berufliche Zwecke seitens der jüngeren Gruppenangehörigen gibt. Wenig überraschend erscheint die generell intensivere Nutzung elektronischer Medien für private Zwecke durch jüngere Personen.

Tabelle 4:

Vergleiche. Erläuterungen: GEWI steht für „Geisteswissenschaftlicher Bereich“, NAWI für „Naturwissenschaftlicher Bereich“. In der Tabelle sind signifikante (Signifikanzniveau: 95 %) Unterschiede durch Nennung jener Ausprägung der Vergleichsvariablen gekennzeichnet, auf die jene in Spalte 1 formulierte Ausprägung der Frage zutrifft. Gibt es keine signifikanten Unterschiede bezeichnet dies ein x. Beispiel: Die erste Frage zeigte, dass gedruckte Bücher für berufliche Zwecke häufiger durch „alte“ Nutzer, Nutzer aus dem „Geisteswissenschaftlichen Bereich“ sowie Nutzer aus dem Kreis der „Universitätslehrenden“ genutzt wurden. Beim Geschlecht konnten keine signifikanten Unterschiede in der Nutzungshäufigkeit festgestellt werden.

Frage (Variable)Vergleichskriterium
GeschlechtAlterUniversitätGruppe
Häufigere NutzungBücher-beruflich-PrintxaltGEWIUnilehrende
Bücher-beruflich-Elektronischxxxx
Bücher-privat-PrintweiblichaltGEWIUnilehrende
Bücher-privat-ElektronischxxxStudierende
Zeitschriften-beruflich-PrintxaltGEWIUnilehrende
Zeitschriften-beruflich-ElektronischmännlichaltxUnilehrende
Zeitschriften-privat-PrintxaltGEWIUnilehrende
Zeitschriften-privat-Elektronischxxxx
Zeitungen-beruflich-PrintxaltGEWIx
Zeitungen-beruflich-ElektronischxxGEWIx
Zeitungen-privat-PrintxaltGEWIUnilehrende
Zeitungen-privat-Elektronischmännlichxxx
Beruflich-Bevorzugung-PrintmedienweiblichxGEWIx
Beruflich-Häufigerer Ausdruck-Elektronische Medienweiblichxxx
Privat-Häufigere Nutzung-Elektronische MedienxjungNAWIStudierende

Angehörige des Geisteswissenschaftlichen Bereiches nutzen Printmedien in allen betrachteten Fällen häufiger als Angehörige des Naturwissenschaftlichen Bereiches. Mit diesem Ergebnis korrespondiert auch die stärkere Bevorzugung von Printmedien für berufliche Zwecke. Nicht ganz ins Bild passt, dass von Angehörigen dieser Gruppe elektronische Zeitungen für berufliche Zwecke ebenfalls häufiger genutzt werden als von Angehörigen des Naturwissenschaftlichen Bereiches, die andererseits häufiger elektronische Medien für private Zwecke verwenden. Für die Universitätsvergleiche gibt es keine Indizien für Scheinkorrelationen.

Die Gruppenvergleiche zeigen, dass Universitätslehrende mit Ausnahme von Zeitungen für berufliche Zwecke alle Printmedien häufiger nutzen als Studierende. Eine signifikant häufigere Nutzung liegt auch bei den elektronischen Zeitschriften für berufliche Zwecke vor, was infolge der großen Bedeutung dieser Medienart für die Forschung durchaus logisch erscheint. Im Gegensatz dazu nutzen Studierende wiederum häufiger elektronische Medien für private Zwecke, insbesondere elektronische Bücher. Bei Gruppenvergleichen konnten ebenfalls keine Scheinkorrelationen, etwa bedingt durch Geschlecht oder Alter, festgestellt werden.

4 Resümee

Zusammenfassend zeigt die vorliegende Studie Folgendes: Bei der Nutzung von Büchern, Zeitschriften und Zeitungen (Frage 1) überwiegt im Großen und Ganzen noch immer die Printnutzung. Während dies für Bücher sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich sehr deutlich gilt, beschränkt sich die Dominanz der Printnutzung bei Zeitschriften und Zeitungen auf den privaten Bereich. Zeitungen werden für berufliche Zwecke sogar etwas stärker in elektronischer Form genutzt. Bei detaillierterer Betrachtung der beruflichen Nutzung, die losgelöst von einzelnen Medienarten erfolgt und damit auch für andere Medienarten als Bücher, Zeitschriften und Zeitungen gilt, zeigt sich eine größere Bedeutung der elektronischen Medien (Frage 2). Dennoch werden Printmedien lieber genutzt als elektronische Medien (Frage 3). Diese (theoretische) Bevorzugung dürfte allerdings keinesfalls auf eine tendenziell bessere Verfügbarkeit von Printmedien zurückzuführen sein (Frage 4). Interessant erscheint, dass die Inhalte von elektronischen Medien noch immer gerne zum Lesen ausgedruckt werden (Frage 5), womit der Vorteil der Ressourcenschonung bei dieser Nutzungsart relativiert wird.

Eine abermals alle Medienarten, also etwa auch sämtliche Facetten des Internets umfassende detailliertere Betrachtung der privaten Nutzung bestätigt die Vermutung, dass die elektronische Mediennutzung die häufigere (Frage 6), kostengünstigere (Frage 7) sowie leichter zugängliche (Frage 8) Form der Nutzung darstellt. Die durchgeführten Vergleiche offenbaren eine leichte Tendenz weiblicher Nutzer zu Printmedien (Frage 9). Unter den älteren Nutzern (Frage 10), den Nutzern aus dem Geisteswissenschaftlichen Bereich (Frage 11) sowie den Nutzern aus dem Kreis der Universitätslehrenden (Frage 12) ist diese Tendenz stärker ausgeprägt.

Abschließend sei noch auf mehrere Limitationen der vorliegenden Studie hingewiesen: Während die Stichprobe für die Gruppe der Studierenden als einigermaßen repräsentativ für alle Studierenden an den betrachteten vier Universitäten und – mit kleinen Einschränkungen – auch an allen öffentlichen Universitäten in Österreich angesehen werden kann, weist die Stichprobe für die Gruppe der Universitätslehrenden doch erhebliche Verzerrungen auf, da vor allem ältere Universitätslehrende deutlich unterrepräsentiert sind. Da die Befragung für die Universitätslehrenden elektronisch durchgeführt wurde, könnte es beim Antwortverhalten zu Verzerrungen zugunsten der elektronischen Nutzung gekommen sein.

Nicht optimal war auch die unterschiedlich starke Differenzierung im Fragebogen bei den Medienarten. Während im Rahmen der Ermittlung der Nutzungshäufigkeit zwischen Büchern, Zeitschriften und Zeitungen differenziert wurde, wurde im Rahmen der Detailerhebungen zur beruflichen bzw. privaten Nutzung auf diese Unterscheidung verzichtet; stattdessen wurden die globalen Begriffe „Printmedien“ und „Elektronische Medien“ verwendet. Da diese Begriffe nicht nur Bücher, Zeitschriften und Zeitungen umfassen, sondern weit darüber hinausgehen, kam es teilweise zu auf den ersten Blick widersprüchlichen Ergebnissen. Diese Problematik konnte auf zweierlei Weise gelöst werden: Entweder durch eine Beibehaltung der Differenzierung bei den Detailfragen oder durch eine generelle Beschränkung auf die beiden Begriffe „Printmedien“ und „Elektronische Medien“. Schließlich sei noch auf die bewusst unterbliebene Unterscheidung zwischen Fachzeitschriften und „Nicht-Fachzeitschriften“ hingewiesen, da eine trennscharfe Abgrenzung nur schwer möglich gewesen wäre.

Über den Autor / die Autorin

ao.Univ. Prof. DDr. Gerhard Reichmann

Dr. rer.soc.oec. et Dr. iur., ao. Univ. Prof. Gerhard Reichmann forscht am Institut für Informationswissenschaft und Wirtschaftsinformatik der Karl-Franzens-Universität Graz zu folgenden Schwerpunkten: Evaluierung von universitärer Forschung, Lehre und Verwaltung, Evaluierung im Gesundheitsbereich, Evaluierung im Bibliotheksbereich und Informationsrecht, darunter besonders Datenschutzrecht, Urheberrecht und Plagiatsproblematik.

Literatur

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Online erschienen: 2018-02-02
Erschienen im Druck: 2018-02-23

© 2018 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Downloaded on 24.9.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/iwp-2018-0004/html
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