Neues Bauen für den neuen Menschen?
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Martin Düchs
Zusammenfassung
Gibt es Bauten, die den »neuen Menschen«, mithin also das innere Neuwerden und eine veränderte Lebensführung des Menschen, befördern können? Die affirmative Bejahung dieser Frage in Theorie und Praxis der Architektur zu Beginn des 20. Jahrhunderts steht in deutlichem Kontrast zu Karl Barths schroffer Ablehnung jeglicher Anschaulichkeit in der Rede vom »neuen Menschen« in seiner Interpretation des Römerbriefs (21922). Der Artikel diskutiert architekturphilosophische Überlegungen Otto Bartnings (1883–1959) aus der Zeit nach den beiden Weltkriegen und stellt zwei seiner sogenannten »Notkirchen« vor. Wir argumentieren, dass gerade im Verzicht auf eine der Architektur externe Programmatik wie beispielsweise eine Erziehung des Menschen Bartnings Kirchen aus sich heraus wirken und der Bau die Begegnung mit dem Gotteswort gleichsam performativ ermöglicht. Dabei koinzidieren anthropologische und theologische Bestimmungen des Heiligen.
Abstract
Are there buildings that can promote the »new man«, i. e. the inner renewal and an alternative way of life? The affirmative answer to this question in theory and practice of architecture at the beginning of the 20th century stands in stark contrast to Karl Barth’s blunt rejection of any perceptibility in the discourse on the ›New Man‹ in his interpretation of Paul’s letter to the Romans (21922). The article discusses architectural-philosophical considerations of Otto Bartning (1883–1959) from the period after the two world wars and introduces two of his so-called ›churches in times of adversity‹ (Notkirchen). As we argue, it is precisely in avoiding a programmatic approach that Bartning’s churches have an effect of their own accord, and the construction, in a performative manner, enables the encounter with the Word of God. In this, anthropological and theological conceptions of the sacred coincide.
© 2024 Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, Berlin/Boston
Articles in the same Issue
- Frontmatter
- Editorial
- Teil I: Raum und Räumlichkeit
- Heilige Räume in der Hebräischen Bibel
- Heiliggeistkirche
- »Der Ort ist wol leiblich«
- Zur digital vermittelten Abendmahlsfeier
- Teil II: Kirchenräume und Architektur
- Neues Bauen für den neuen Menschen?
- »Gott wohnt auch im Bimsbeton«
- In Bewegung
- Wahrnehmungsroutinen statt heilige Räume
- Heiligende Räume
- Teil III: Umnutzung und Konstruktion durch Interaktion
- Heilige Stätten im Judentum
- Shared Space
- »Neutrale« Heiligkeit?
- Was mir heilig ist
- Sakralisierungsprozesse in der Erinnerungskultur
- Teil IV: Heilige Erde und das Heilige im politischen Raum
- »Heiliges Russland« und »Russische Welt«
- Apotheose der Nation?
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren
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