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Die Arbeitsgemeinschaft der Regionalbibliotheken in der Sektion 4 des dbv – Bericht für die Jahre 2021/2022

  • Ulrich Meyer-Doerpinghaus

    Direktor der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn

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Veröffentlicht/Copyright: 4. April 2023
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Zusammenfassung

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Regionalbibliotheken unterstützten sich in den Jahren 2021 und 2022 nicht nur gegenseitig bei der Bewältigung der großen Herausforderungen (Corona-Pandemie und Folgen des Ukraine-Krieges), sondern sie erzielten auch Fortschritte bei den Themen der regionalbibliothekarischen Zusammenarbeit. So konnte die Kooperation zwischen den Regionalbibliotheken und der Deutschen Nationalbibliothek vertieft werden. Bei der kooperativen Kulturgutdigitalisierung wurden konzeptionelle Fortschritte erzielt. Die Mitglieder vertieften die Zusammenarbeit in den Bereichen Pflicht und Webarchivierung, Regionalbibliographien sowie Digitalisierung.

In der Arbeitsgemeinschaft Regionalbibliotheken (AG RB) arbeiten die Bibliotheken mit regionalbibliothekarischen Aufgaben zusammen. Unter den Mitgliedern finden sich Einrichtungen sehr unterschiedlichen Typus: Neben Landes-, Staats- und Universitätsbibliotheken gehören der AG auch Forschungsbibliotheken sowie historische Stadtbibliotheken an. Die Gründung der AG RB geht bereits auf das Jahr 1958 zurück. Die Mehrzahl der Mitglieder bestand aus wissenschaftlichen Bibliotheken, weshalb es folgerichtig schien, dass sich die AG RB mit ihrem Eintritt in den Deutschen Bibliotheksverband (dbv) im Jahr 1985 der Sektion 4 des Verbandes („Wissenschaftliche Universalbibliotheken“) anschloss. Seit der Gründung war auch eine internationale Ausrichtung für die Aktivitäten der AG RB kennzeichnend. Insbesondere mit den Regionalbibliotheken in der Schweiz und in Österreich pflegt sie traditionell eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Die AG RB verfolgt das Ziel, die Interessen ihrer Mitgliedsbibliotheken zu vertreten, die Zusammenarbeit untereinander zu fördern und die Identität der Regionalbibliothek als eines spezifischen Bibliothekstyps zu stärken.

Die Mitglieder treffen sich in der Regel zweimal im Jahr, im Rahmen der sogenannten Frühjahrs- und Herbsttagungen. Die AG tritt im Rahmen des Deutschen Bibliothekartages (künftig BiblioCON) regelmäßig mit eigenen Veranstaltungen in Erscheinung und äußert sich sowohl verbandsintern als auch öffentlich zu Fragen, welche die Interessen der Regionalbibliotheken berühren.

Der Vorstand der AG RB besteht aus drei Bibliotheksleiter*innen, die jeweils für 6 Jahre gewählt werden können (rollierend zunächst als stellvertretende Vorsitzende, dann als Vorsitzende und schließlich nochmals als stellvertretende Vorsitzende für jeweils 2 Jahre), eines / einer Schriftführers*in und den Leiter*innen der Unter-Arbeitsgemeinschaften (UAG).

Die Jahre 2021 und 2022 waren für die AG RB einerseits durch die beiden Krisen, die alle in Atem gehalten haben, gekennzeichnet: die Corona-Pandemie, welche Anfang 2020 einsetzte und bis Ende 2022 prägend sein sollte und der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, der am 24.02.2022 begonnen hatte. Beide Krisen verlangten auch den Regionalbibliotheken erhebliche Reaktionen und Einschränkungen ab und sie zogen auch bei ihnen Diskussionen über das optimale Krisenmanagement nach sich.

Andererseits verfolgte die AG RB im Berichtszeitraum ihre strategischen Themen weiter und engagierte sich für die Lösung von Herausforderungen, die sich seit vielen Jahren stellen.

Nachfolgend die wichtigsten Themen mit zentralen Tendenzen und Ergebnissen:

1 Zusammenarbeit zwischen Regionalbibliotheken und DNB

Der Vorstand arbeitete im Berichtszeitraum mit Nachdruck daran, die Zusammenarbeit der Regionalbibliotheken mit der Deutschen Nationalbibliothek (DNB) zu verbessern. Zwischen der zentralen und der dezentralen Ebene galt es Synergiepotentiale zu heben und dies in konkrete, kooperative Maßnahmen zu übersetzen. Im Zentrum standen dabei die miteinander eng verzahnten Themen „E-Pflicht“, „Datenaustausch“ und „Öffnung der Gemeinsamen Normdaten (GND)“. Im Rahmen eines eintägigen Workshops, der am 05.09.2022 in der DNB in Frankfurt am Main stattfand, erzielten Vertreter*innen von AG RB und DNB konkrete Vereinbarungen. Sie verständigten sich zudem darauf, sich künftig ein Mal im Jahr zu treffen, um die Fortschritte der Kooperation zu überprüfen.

2 Kulturgutdigitalisierung

Aus den Reihen der AG RB war bereits vor dem Berichtszeitraum eine Initiative hervorgegangen, dem System der kooperativen Kulturgutdigitalisierung in Deutschland neue Impulse zu geben. Die Absicht war, die Aktivitäten quantitativ deutlich auszubauen, sie gerade auch in der Fläche auf eine robustere Grundlage zu stellen, regionale und zentrale Kompetenzen und Infrastrukturen gemeinsam weiterzuentwickeln und zu verknüpfen sowie neue Elemente (z. B. Stichwort „Citizen Scienceship“) zu integrieren. Die von Anne May (Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek in Hannover) initiierte Idee der Gründung einer Allianz Kulturgutdigitalisierung wurde in der Folge von einer erweiterten AG[1] unter Federführung der DNB und den Gremien der Deutschen Digitalen Bibliothek adaptiert und in eine nationale Strategie zur Kulturgutdigitalisierung aus Sicht des Bundes überführt.[2] Angesichts der gleichzeitig eingebrachten neuen Aufwüchse für die Bund-Länder-finanzierte Deutsche Digitale Bibliothek (DDB) wurde die Finanzierung, wie im nicht veröffentlichten Papier der Allianz Kulturgutdigitalisierung vorgeschlagen, leider nicht mehr weiterverfolgt. Ob eine neue Initiative für ein ursprünglich angedachtes Bund-Länder-Programm gestartet wird, ist aktuell fraglich. Gleichwohl werden die Impulse der Allianz in einigen Bundesländern für die Diskussion neuer Landesprogramme genutzt.

3 Pflicht und Webarchivierung

Die Archivierung von Webseiten hatten die Regionalbibliotheken bereits vor dem Berichtszeitraum als neues strategisches Handlungsfeld erkannt. Die wichtigsten Herausforderungen mit Bezug auf das Thema (z. B. Finanzierung; Auswahl, Erschließung, Darstellung und Langzeitarchivierung der Webseiten; Klärung urheberrechtlicher Fragen) wurden ins Visier genommen, können aber noch nicht als gelöst gelten. Die Mitglieder der AG RB verfolgten ihre diesbezüglichen Aktivitäten entlang zweier Kooperationsmodelle (das eine in Kooperation mit der DNB inkl. Speicherung der Seiten bei einem von der DNB beauftragten Dienstleister, das andere unabhängig von der DNB). Der Vorstand schlug der DNB vor, die an dem ersten Kooperationsmodell interessierten Akteure stärker miteinander zu vernetzen. Daraufhin gründete die DNB ein sog. „Webarchivforum“, das sich am 13.08.2021 und am 03.12.2022 traf; künftig soll dieses Treffen weiterhin ein Mal im Jahr stattfinden.

Die bisherige Ad hoc AG Websitearchivierung firmierte in „UAG Webarchivierung“ und wurde der UAG Pflicht zugeordnet, welche noch bis Ende 2022 unter Leitung von Lars Jendral (Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz) stand. Ziel dieser Schritte war es, die Aktivitäten zur Webarchivierung zu verstetigen und mit den Aktivitäten zur Pflicht noch stärker zu verknüpfen. Ein zentrales Thema der UAG Pflicht bildete im Berichtszeitraum die Integration von Karten und kartographischen Daten in die amtliche Pflicht. Dr. Martin Jeske von der Kartenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz führte eine Umfrage bei den Regionalbibliotheken zum Umgang mit kartographischen Amtspflichtexemplaren durch. Die Umfrage ergab, dass Karten und kartographische Daten ein strategisches Zukunftsthema für Regionalbibliotheken sind, dass jedoch zugleich noch viele Herausforderungen zu lösen sind. Es wurde eine neue UAG Amtspflicht Geodaten geschaffen, die der UAG Pflicht zugeordnet wurde. Herr Jeske wurde zum Sprecher dieser AG gewählt.

4 Regionalbibliographien

Im Zentrum der von Gritt Brosowski (Landesbibliothek Schwerin) geleiteten UAG Regionalbibliographien stand weiterhin das Bemühen, die Arbeit der regionalbibliographischen Redaktionen stärker miteinander zu vernetzen, Standards, Normen und Konventionen im Sinne von Synergieeffekten weiterzuentwickeln und die Nutzung der Regionalbibliographien zu erleichtern. Innerhalb der UAG gelang eine Verständigung darüber, dass langfristig die Nutzung der GND unabdingbar sei. Bei der Sitzung der UAG am 16. und 17.05.2022 in Bregenz wurde beschlossen, ein Grundsatzpapier für die künftige Arbeit der Regionalbibliographien zu erarbeiten, das im Jahr 2023 den Gremien der AG RB vorgestellt werden soll.

5 Digitalisierung

Auf Beschluss des Vorstandes und Bestätigung durch die Mitgliederversammlung am 28. und 29.10.2021 in Frankfurt am Main wurde eine neue UAG Digitalisierung gegründet. Zielrichtung der neuen AG ist es, den für die Digitalisierung verantwortlichen Kolleg*innen in den Häusern ein Forum für den gegenseitigen Erfahrungsaustausch zu bieten und die strategischen Aktivitäten des Vorstands im Bereich der Digitalisierung durch das Knowhow der Expert*innen unterstützen zu lassen. Die Gruppe traf sich mit 14 Teilnehmenden am 05.04.2022 erstmals per Videokonferenz. Nachdem die kommissarische Leitung zunächst von Gritt Brosowski und Dr. Jana Madlen Schütte (Badische Landesbibliothek Karlsruhe) übernommen wurde, blieb die Suche nach einem / einer Sprecher*in bis Ende 2022 vorerst ergebnislos.

6 PR / Öffentlichkeitsarbeit

Die AG RB hat die aus dem vorherigen Berichtszeitraum stammende Stellungnahme zum Strategiepapier der Sektion 4 „Wissenschaftliche Bibliotheken 2025“, die zentrale Grundpositionen und Anliegen der Regionalbibliotheken zusammenfasst, mit Unterstützung der Bundesgeschäftsstelle des dbv nun auch als Digitalisat im attraktiven Design erstellen lassen. Anschließend wurde dieses an einen großen Kreis von Interessierten per Mail versandt.

Im Rahmen der neuen Webpräsenz des dbv wurde auch die Webpräsenz der AG RB angepasst und erneuert. Zudem entwickelte die AG RB eine effizientere Lösung mit Blick auf die Dokumentation und Veröffentlichung ihrer Publikationen, indem sie den OPUS-Server des Berufsverbandes Information Bibliothek (BIB) nunmehr als Publikationsrepositorium nutzt. Schließlich wurde am Ende des Berichtszeitraums der Umstieg der AG RB auf Intrakommuna, die neue Intranet-Lösung des dbv, vorbereitet. Diese Lösung wird den Regionalbibliotheken zukünftig nicht nur ein zeitgemäßes Mitgliedermanagement ermöglichen, sondern der AG RB auch als geeignete Technologie für die interne Kommunikation dienen.

7 Fenster zur Öffentlichkeit: die Frühjahrs- und Herbstsitzungen

Die Frühjahrs- und Herbstsitzungen der AG RB bestehen traditionell aus der Mitgliederversammlung und einer öffentlichen Veranstaltung, mit der sich die AG RB an die Öffentlichkeit richtet und Themen von allgemeiner Relevanz diskutiert.

Die Frühjahrssitzung 2021 fand am 15. Juni als Videokonferenz unter dem Titel „Kulturgutdigitalisierung oder Forschungsdaten – beides!“ statt. Maria Elisabeth Müller (Staats- und Universitätsbibliothek Bremen) trug zum Thema „Digitalisierung für die Forschung: Die Digitale Sammlung Deutscher Kolonialismus“ vor und Dr. Thomas Mutschler (Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena) erörterte die Frage „Was sind Forschungsdaten im Kontext der Kulturgutdigitalisierung?“. Schließlich sprach Dr. Jana Madlen Schütte über „Die Zukunft der Kulturgutdigitalisierung an Landesbibliotheken am Beispiel der BLB“. Die Vorträge machten deutlich, dass die Regionalbibliotheken im Bereich der Kulturgutdigitalisierung mehr als nur Bilddateien produzieren, sondern dies mit der Verfügbarmachung komplexer und flexibel wiederverwendbarer Metadaten einhergeht. Die Diskussion zeigte, dass es allerdings an der Wahrnehmung jener Leistungen durch politische Entscheidungsträger*innen fehlt. Die Erhöhung der Sichtbarkeit sei genauso vordringlich wie eine verstärkte Förderung.

Die Herbsttagung 2021 am 28. Oktober bei der DNB in Frankfurt am Main beschäftigte sich mit den Herausforderungen, welche die Digitalisierung speziell an die Regionalbibliotheken stellt. Dr. Jana Madlen Schütte sprach über die „Unterstützung der Open-Access-Publikation als Aufgabe von Regionalbibliotheken im Sinne des Strategiepapiers ‚Wissenschaftliche Bibliotheken 2025‘ – Das Beispiel der Badischen Landesbibliothek“. Anschließend setzten sich die Teilnehmenden in einem von Kathrin Kessen, Antje Theise (Universitätsbibliothek Rostock) und Prof. Robert Zepf (Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky) konzipierten World Café mit der Frage „Wie platzieren wir uns als Regionalbibliotheken erfolgreich im Zeitalter der Digitalisierung?“ auseinander. Abschließend referierte Dr. Felix Geisler (Badische Landesbibliothek Karlsruhe) über das Thema „E-Pflicht lokal oder im Verbund? Und wie die Herausforderung der Langzeitarchivierung meistern? – Das Beispiel des E-Pflicht-Projekts der Badischen Landesbibliothek“. In allen Beiträgen wurde deutlich, dass die Digitalisierung große Chancen und Herausforderungen für die Regionalbibliotheken birgt. Zum Beispiel gebe es spannende Perspektiven mit Blick auf die Kooperation mit den Digital Humanities. Auch während dieser Tagung wurde betont, wie wichtig die Vergrößerung der Sichtbarkeit und damit auch der Aufmerksamkeit auch bei den politischen Entscheidungsträger*innen sei.

Die Frühjahrstagung 2022 am 1. Juni in Leipzig stand dagegen ganz im Zeichen des Ukraine-Krieges, der gut drei Monate zuvor ausgebrochen war. Valentyna Iaroshchuk, die Leiterin der Regional Universal Scientific Library in Rivne, einer Großstadt im Nordwesten der Ukraine, verdeutlichte anschaulich, welche gewaltigen Herausforderungen der Krieg an die Bibliotheken in der Ukraine stellt. Sie rief die deutschen Regionalbibliotheken zu Unterstützung und Zusammenarbeit auf und warb eindringlich für Partnerschaften. Auch Olaf Hamann (Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz) machte auf die schwierige Situation der Bibliotheken in der Ukraine aufmerksam. Herr Hamann stellte dar, wie er Kontakte und Anfragen aus der Ukraine bündelt und die Anfragen in Zusammenarbeit mit der DNB der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt. Matthias Wehry (Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek in Hannover) stellte die internationale Organisation Blue Shield vor, die 1996 zum Schutz von materiellem und immateriellem Kulturgut in Krisenzeiten gegründet wurde. Blue Shield organisiert im Kontext des Ukraine-Krieges die Spendenannahme und die Beschaffung von Hilfsmaterialien für Kulturgüter. Außerdem beschäftigt sich die Organisation u. a. in der AG Konzeption Zivile Verteidigung mit der Frage, wie die Kulturgüter gesichert und als schützenswert gekennzeichnet werden können. In der anschließenden Diskussion wurde insbesondere auch auf die wichtigen Aktivitäten zur Sicherung von Webseiten aus der Ukraine und die Sammlung ukrainischer Literatur hingewiesen.

Die Herbsttagung 2022 am 10. und 11. November in Wien stand unter dem Motto „Open (up your Cultural) Data! Spielräume nutzen, Barrieren überwinden, Teilhabe ermöglichen“. Die Mitglieder der AG RB waren der Einladung von Dr. Anita Eichinger, der Direktorin der Wienbibliothek, gerne gefolgt und genossen die vorzügliche Gastfreundschaft mit großer Dankbarkeit. Für die Gastgeber*innen berichtete Alexandra Egger von einem Crowdsourcing-Projekt der Wienbibliothek zu privaten Briefen aus den Jahren 1914 – 1919 (http://crowdsourcing.wien). Die Bereitschaft der Wiener Bevölkerung, sich in das Projekt durch Lieferung von Briefen und Transkriptionen einzubringen, sei überwältigend gewesen. Besonderes Interesse erregt die Software, die allerdings nicht frei nutzbar ist, sondern lizenziert werden musste. „Herausforderungen im Umgang mit amtlichen Geodaten in Bibliotheken: Open Data, Abgabeerlasse, GeoMetadaten und Langzeitverfügbarkeit“ war das Thema von Dr. Martin Jeskes Vortrag. Er unterstrich einmal mehr, dass amtliche Geodaten ein strategisches Zukunftsfeld für die Regionalbibliotheken seien. In logischer Konsequenz der Abkehr vom bestandsbezogenen Paradigma plädierte er für einen Paradigmenwechsel von einer Abgabe zu einer reinen Informationspflicht bei Geodaten. Aus juristischer Perspektive widmete sich Dr. Ina Kaulen (Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky) dem Thema der Öffnung von Kulturdaten. In ihrem Vortrag mit dem Titel „Die Bestände öffnen: urheberrechtliche Werkzeuge kennen und nutzen“ bot sie einen umfassenden Überblick über die rechtlichen Rahmenbedingungen, welche die Öffnung der Daten von Bibliotheken einerseits ermöglichen und die entsprechend in der Praxis noch auszuschöpfen sind, zugleich aber auch be- oder gar verhindern. Einen Einblick in die praktische Werkstatt offener Kulturdaten gab Martin Munke (Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden). In seinem Vortrag „Offene Kulturdaten regional: Wie Regionalbibliotheken von einer offenen Bereitstellung ihrer (digitalen) Bestände profitieren können“ widmete er sich dem Thema der offenen Kulturdaten vor dem Hintergrund des Zusammenspiels von Landesdigitalisierungsprogramm und Open Citizen Science im Freistaat Sachsen. Er ermutigte dazu, offene Infrastrukturen (wie etwa die diversen Komponenten des Wikiversums) zu nutzen und sich dabei nicht durch befürchtete Kontrollverluste über die eigenen Daten abhalten zu lassen, da die Chancen hier sehr viel größer seien als die Risiken.

Alle Beiträge machten deutlich, dass Open Data ein wichtiges Zukunftsthema für die Regionalbibliotheken ist.

8 Personalia

Die Berichtsjahre waren von einer Reihe von Personalwechseln im Vorstand geprägt. Dem Grundsatz des rollierenden Austausches entsprechend rückte der Verfasser (Universitäts- und Landesbibliothek Bonn) zu Beginn des Jahres 2021 von der Position des stellvertretenden Vorsitzenden in die des Vorsitzenden auf, Anne May wechselte vom ersten in den stellvertretenden Vorsitz und Prof. Robert Zepf stieß als neues Mitglied und stellvertretender Vorsitzender zum Vorstand hinzu. Als Nachfolgerin von Anne May wurde auf der Wiener Herbsttagung 2022 Dr. Dorothea Sommer (Bayerische Staatsbibliothek) mit Wirkung vom 01.01.2023 in den Vorstand als stellvertretende Vorsitzende gewählt. Die Schriftführung wechselte im Berichtszeitraum von Anne Liewert (Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg) über Jana Madlen Schütte (zunächst Badische Landesbibliothek Karlsruhe, dann Bibliothek Sprache, Literatur und Medien sowie Philosophie, Geschichte und Klassische Philologie der Universität Hamburg) an Timo Kirschberger (Universitätsbibliothek Kassel). Auf der Wiener Herbsttagung wurde zudem Lars Jendral nach ca. 10 Jahren als Sprecher der UAG Pflicht sowie der UAG Webarchivierung (zuvor Ad hoc AG Websitearchivierung) und als Mitglied im Vorstand feierlich verabschiedet. Anne May machte in ihren Dankesworten deutlich, dass Herr Jendral sich mit seiner herausragenden Fachkompetenz und seinem nie ermüdenden persönlichen Engagement größte Verdienste um die AR RB erworben hat. Als Nachfolger von Herrn Jendral als UAG-Vorsitzender und Vorstandsmitglied wählte die Wiener Mitgliederversammlung Dr. Felix Geisler, der seine Ämter zum 01.01.2023 antritt.

Ein paar persönliche Bemerkungen zum Schluss: Für mich waren die beiden Jahre als Vorsitzender der AG RB eine große Bereicherung. Die sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit im Vorstand habe ich sehr genossen. Ich danke meinen Mitstreiter*innen von Herzen für die tolle Zusammenarbeit in den Jahren 2021 und 2022!

About the author

Dr. Ulrich Meyer-Doerpinghaus

Direktor der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn

Published Online: 2023-04-04
Published in Print: 2023-03-31

© 2023 bei den Autorinnen und Autoren, publiziert von De Gruyter.

Dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.

Heruntergeladen am 4.10.2025 von https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/bd-2023-0020/html?lang=de&srsltid=AfmBOopW_xOWxOnDOMIshln_G0jQSI-g4Yyw5ufmcb_HdZzgqZgGvVYp
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