Zusammenfassung
Der Artikel skizziert in wesentlichen Zügen die Modalitäten der Ausbildung für den Einstieg in die vierte Qualifikationsebene (ehem. höherer Dienst) an der Bibliotheksakademie Bayern, einer Abteilung der Bayerischen Staatsbibliothek. Auch werden die Erfahrungen mit der Umsetzung der Ausbildungsinhalte und -gegebenheiten während der praktischen und theoretischen Ausbildung kritisch beleuchtet.
Abstract
The article broadly outlines the conditions of training for entering the fourth qualification level (former senior service) at the Bavarian Library Academy, a department of the Bayerische Staatsbibliothek. Experiences with the implementation of training contents and with training conditions during the practical and theoretical phases are also critically examined.
1 Anforderungen an eine zeitgemäße Ausbildung
Das Aufgabenprofil der wissenschaftlichen Bibliotheken unterliegt seit Jahr(zehnt)en einem vielfältigen Wandel, der tiefgreifende Änderungen in der Organisations- und Funktionsstruktur der Einrichtung „wissenschaftliche Bibliothek“ nach sich gezogen hat und das Selbstverständnis der Bibliotheken beeinflusst. Die traditionellen Kernbereiche Erwerbung, Erschließung, Benutzung sind strukturell nach wie vor gegeben, doch unterlagen und unterliegen sie funktional einem erheblichen Wandel.
Die arbeitstechnischen Neuerungen und Erfordernisse begleitend hat sich auch das bibliothekarische Bewusstsein verändert. Die wissenschaftliche Bibliothek definiert sich heutzutage als zentrale Dienstleisterin für Wissenschaft und Forschung und wird auch so von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern wahrgenommen und gefordert. Wissenschaftliche Bibliothekarinnen und Bibliothekare verstehen sich als Informationsmanager und Informationsvermittler, die durch ihre Arbeit einen wesentlichen Anteil am wissenschaftlichen Erfolg ihrer Kundinnen und Kunden haben und daher stärker als jemals zuvor auch als Partnerin bzw. Partner in der Grundlagenvermittlung wissenschaftlichen Arbeitens einbezogen werden. Die reine Fachreferatstätigkeit gibt es so gut wie nicht mehr. In der Regel bereits zu Beginn der Berufstätigkeit wird die wissenschaftliche Bibliothekarin/der wissenschaftliche Bibliothekar – zusätzlich zur Fachreferatstätigkeit – mit Projekten diverser Ausrichtungen betraut, mitunter auch sehr früh mit Leitungsaufgaben. Neben der fachlich-methodischen Kompetenz, die nach wie vor grundlegend für die wissenschaftlichen Bibliothekarinnen und Bibliothekare ist, sind Sozialkompetenz, Teamfähigkeit, Serviceorientierung, Medienkompetenz, Flexibilität und die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen gefragt und für den anspruchsvollen Berufsalltag unabdingbar. Damit ist das Anforderungsprofil an die moderne Bibliothekarin/den modernen Bibliothekar der vierten Qualifikationsebene (bzw. im höheren Dienst) in weiten Zügen charakterisiert. Eine zeitgemäße Ausbildung hat in gleichem Maße diesem vielfältigen Anspruch gerecht zu werden.
2 Die Ausbildung gemäß der Verordnung für den fachlichen Schwerpunkt Bibliothekswesen (FachV-Bibl) vom 1. September 2015
Im Folgenden wird das aktuelle Ausbildungskonzept der Bibliotheksakademie Bayern vorgestellt.[1] Das Land Bayern hat sich bewusst dafür entschieden, die Ausbildung im Modell des verwaltungsinternen Referendariats durchzuführen. Dies garantiert die angestrebte breite generalistische Ausbildung mit der Vielfalt der zu vermittelnden Inhalte. Gleichzeitig ermöglicht es, Ausbildungskooperationen auch mit weiter entfernt liegenden Ausbildungseinrichtungen einzugehen.[2]
Rechtliche Grundlage ist die „Verordnung über den fachlichen Schwerpunkt Bibliothekswesen (FachV-Bibl) vom 1. September 2015“.[3] Ergänzend werden die Einzelheiten der Ausbildung im zentral festgelegten „Ausbildungsplan für die Referendarinnen und Referendare in der Fachlaufbahn Bildung und Wissenschaft mit dem fachlichen Schwerpunkt Bibliothekswesen gemäß § 39 Abs. 1 FachV-Bibl“ geregelt. Erkenntnisse aus begleitenden Evaluationen während der praktischen und theoretischen Ausbildungsanteile und weitere Qualitätssicherungsmaßnahmen erlauben es, zeitnah auf fachlich-methodische, technische und verhaltensrelevante Entwicklungen im Berufsalltag zu reagieren. Daher wird das vorliegende Ausbildungskonzept kontinuierlich fortgeschrieben.
2.1 Einführungskurs
Die Ausbildung beginnt mit einem zweiwöchigen theoretischen Einführungskurs aller zugelassenen Referendarinnen und Referendare an der Bibliotheksakademie Bayern in München. Ziel des Einführungskurses ist es, einen ersten Einblick in die Grundstrukturen des Bibliotheks- und Informationswesens sowie in die betriebliche Bibliotheksorganisation und in bibliotheksspezifische Themen und Aufgabengebiete zu geben. Der Kurs erleichtert den Einstieg in die nachfolgende praktische Ausbildung, schärft den Blick für relevante Strukturen und Probleme und entlastet zugleich die Ausbildungsbibliotheken bei der Grundlagenvermittlung. Der Lehrbetrieb erfolgt ganztägig durch Bibliothekarinnen und Bibliothekare aus ganz Deutschland, die nebenamtlich unterrichten. Dadurch lernen die Referendarinnen und Referendare bereits im Einführungskurs einige ihrer späteren Dozentinnen und Dozenten bzw. Kolleginnen und Kollegen kennen.
2.2 Berufspraktische Ausbildung
2.2.1 Grundsätzliches
Grundlage für die inhaltliche Gestaltung der praktischen Ausbildung ist neben den Ausbildungs- und Prüfungsordnungen des jeweiligen Dienstherrn oder Arbeitgebers vor allem der o. g. „Ausbildungsplan“.[4] Die Referendarinnen und Referendare erhalten den Ausbildungsplan im Einführungskurs, damit sie in der Lage sind, während der praktischen Ausbildung zusammen mit den jeweiligen Ausbildungsleiterinnen und -leitern den Inhalt ihrer Ausbildung kontinuierlich den Erfordernissen anzupassen und entsprechende Inhalte gegebenenfalls einzufordern. Ziel ist die Herstellung vergleichbarer Ausbildungsinhalte und -abläufe in den einzelnen Ausbildungsbibliotheken, um so eine verlässliche und gleichartige Ausgangsbasis für die nachfolgende gemeinsame theoretische Ausbildung an der Bibliotheksakademie zu schaffen. Voraussetzung dafür ist eine enge Kooperation zwischen den Ausbildungsbibliotheken und der Bibliotheksakademie Bayern. Die Zusammenarbeit findet in Form regelmäßiger Tagungen der Ausbildungsleiterinnen und -leiter in der Bibliotheksakademie statt.
Für die gesamte berufspraktische Ausbildung gilt, dass die Förderung der Eigeninitiative der Referendarinnen und Referendare vorrangiges Ziel der Ausbildung ist. Dieses Ziel soll erreicht werden durch
aktive und selbständige Mitarbeit in allen bibliothekarischen Arbeitsbereichen,
Mitarbeit an einem Projekt oder selbständige Bearbeitung eines größeren Projektes bzw. mehrerer kleinerer Projekte,
frei wählbare externe Praktika.
2.2.2 Zeitstruktur und Ablaufplanung der praktischen Ausbildung
Die praktische Ausbildung beträgt insgesamt 52 Kalenderwochen (inkl. Urlaub) und ist in zwei Teile gegliedert:
Teil 1
Der erste Teil schließt sich unmittelbar an den Einführungskurs an und umfasst mindestens 28 Kalenderwochen in der Ausbildungsbibliothek. In diesem Teil der Ausbildung durchlaufen die Referendarinnen und Referendare alle Betriebsabteilungen (u. a. auch Direktion, Bibliotheksverwaltung [inkl. Haushalts-, Personal- und Sachverwaltung], Öffentlichkeitsarbeit) und erhalten so einen breiten und intensiven Einblick in das Gesamtgefüge der Bibliothek und ihrer Arbeitsabläufe. Darüber hinaus werden sie zu Arbeiten eingesetzt, die regulären, möglichen künftigen Tätigkeiten entsprechen. In allen Betriebsabteilungen und im Fachreferat soll der Vermittlung von praxisorientiertem Managementwissen ausreichend Zeit gewidmet werden.
Teil 2
Der zweite Teil im Umfang von 18 Kalenderwochen dient der weiteren Vertiefung der Inhalte der Ausbildung, dem Kennenlernen zusätzlicher bibliothekarischer und bibliotheksrelevanter Einrichtungen und Sonderabteilungen sowie der Durchführung von Projekten. Dazu sind Pflichtpraktika und frei zu wählende zusätzliche Praktika einzuplanen:
Pflichtpraktika:
mindestens drei Wochen an einer Bibliothek anderen Typs (z. B. Wechsel zwischen einschichtigen und zweischichtigen universitären Bibliothekssystemen; Wechsel zwischen Universitätsbibliothek und Staats- oder Landesbibliothek),
mindestens eine Woche an einer Öffentlichen Bibliothek.
Wahlpraktika (auf Initiative der Referendarinnen und Referendare):
in Sonderabteilungen der Ausbildungsbibliothek oder einer anderen Bibliothek,
in weiteren Bibliotheken im In- oder Ausland (z. B. Universitätsbibliotheken, Spezialbibliotheken bzw. Öffentliche Bibliotheken),
in anderen bibliotheksnahen Einrichtungen im In- oder Ausland (z. B. Einrichtungen der Fachinformation/Dokumentation, des Archivwesens, in Verlagen) oder
Verlängerung des Praktikums an der Ausbildungsbibliothek.
Durch Mitarbeit bei der Planung und/oder Durchführung von Projekten sollen die Referendarinnen und Referendare die Fähigkeit zur Eigeninitiative und Kreativität, zur Teamarbeit und zur termingebundenen Arbeit unter Beweis stellen.
2.2.3 Beurteilung der berufspraktischen Ausbildung
Die Beurteilung der praktischen Ausbildung erfolgt nach den inhaltlichen Kriterien der verbindlichen Regelbeurteilungen (Bayern) bzw. nach den Regularien der jeweiligen entsendenden Dienstbehörden. Über die Projekte wird von der betreuenden Bibliothek bzw. Institution eine verbale Beurteilung erstellt.
Die Forderung, die praktische Ausbildung mit einem Anteil von wenigstens 25% in der Gesamtbeurteilung des Vorbereitungsdienstes zu verankern, um der Bedeutung der praktischen Ausbildung gerecht zu werden, fand bislang in Bayern keine Berücksichtigung durch den zuständigen Landespersonalausschuss und das Bayerische Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst. So bezieht sich die Endnote der Qualifikationsprüfung der für Bayern ausgebildeten Referendarinnen und Referendare nach wie vor ausschließlich auf die Leistungen der theoretischen Ausbildung.
Die bayerische Prüfungsform ermöglicht jedoch landestypische Regelungen für die einzelnen Kooperationspartner der Bibliotheksakademie Bayern.
2.3 Theoretische Ausbildung
2.3.1 Stoffplan, Grundlagenfächer, Vertiefungskurse
Die theoretische Ausbildung baut auf den in der Praxis erworbenen Kenntnissen und erfahrenen Problemstellungen auf und vermittelt ein sehr breites berufsbezogenes Wissensspektrum. Sie ist an dem Leitziel einer generalistischen Ausbildung orientiert. Für die theoretische Ausbildung stehen neben den bereits beschriebenen Einführungswochen weitere 50 Kalenderwochen (inkl. Urlaub) zur Verfügung. Entsprechend den aktuellen Anforderungen des Berufs bilden z. B. die Bereiche Management (u. a. Personalführung, Betriebsorganisation und Steuerung), Informationstechnologie, elektronische Publikationen und Dienstleistungen sowie bibliotheksrelevantes Recht besondere Schwerpunkte in der Ausbildung. Die Inhalte der theoretischen Ausbildung werden den gegenwärtigen und zukünftigen Erfordernissen des Berufes angepasst und kontinuierlich auf ihre Aktualität und Relevanz hin überprüft.
Die in Einführungskurs und Theoriephase zu vermittelnden Inhalte erstrecken sich insbesondere auf zehn Grundlagenfächer, die verpflichtend zu besuchen sind.
Die Ausbildung in den Grundlagenfächern wird durch ein Angebot an Vertiefungskursen (z. Zt. 16) und fakultativen Workshops (z. Zt. fünf) ergänzt. Es müssen vier Vertiefungskurse mit einer Gesamtstundenzahl von mindestens 48 Unterrichtsstunden belegt werden. Dies ermöglicht den Referendarinnen und Referendaren schon in der Ausbildung zusätzliche Schritte hin zu frühzeitiger Spezialisierung und Profilbildung. Die Organisation und inhaltliche Gestaltung der Kurse erfolgt unter Berücksichtigung des Bedarfs und der Interessenlage des jeweiligen Ausbildungskurses. Das Angebotsspektrum reicht z. B. von Kursen zu Programmier- und Skriptsprachen (u. a. Perl, Python, JavaScript, PHP), zu Projektmanagement über Veranstaltungen zur Drittmittelakquise bis hin zu Seminaren zum Ausstellungsmanagement, Changemanagement, zur Nachlassverwaltung, zur Bestandserhaltung und zur Schriftgeschichte und zum Improvisationstraining für Führungskräfte.
2.3.2 Besichtigungen, Führungen, Exkursionen und Studienfahrt
Besichtigungen, Führungen und Exkursionen auch während der theoretischen Ausbildung bieten die Gelegenheit, andere Organisations- und Betriebsformen oder Aufgabenstellungen, bauliche Gegebenheiten, technische Ausstattungen, Verlage, Softwarehäuser etc. vor Ort kennenzulernen und mit Vertreterinnen und Vertretern der jeweiligen Institution zu diskutieren. Während der theoretischen Ausbildung findet zudem eine maximal einwöchige Studienfahrt zu Einrichtungen des Bibliotheks- und Informationswesens des Auslands verpflichtend statt. Das Ziel wird unter fachlichen, wirtschaftlichen und organisatorischen Aspekten ausgewählt.
2.3.3 Lehrpersonal und Lehrmethoden
Die theoretische Ausbildung der Referendarinnen und Referendare erfolgt an der Bibliotheksakademie Bayern durch derzeit 69 nebenamtliche und neun freiberufliche Dozentinnen und Dozenten.
Der Kreis der Dozentinnen und Dozenten setzt sich wie folgt zusammen:

Nebenamtliche und freiberufliche Dozentinnen und Dozenten in der Ausbildung der Referendarinnen und Referendare.
Die größte Gruppe stellen die Dozentinnen und Dozenten aus bayerischen Bibliotheken. Doch auch die Zahl nebenamtlicher Dozentinnen und Dozenten aus Bibliotheken, bibliotheksrelevanten Institutionen und außerbibliothekarischen Einrichtungen anderer Bundesländer hat sich in den letzten Jahren deutlich gesteigert. Eine im Laufe der vergangenen Jahre gewachsene, wenn auch relativ kleine Gruppe an freiberuflichen Dozentinnen und Dozenten bereichert den Unterricht u. a. mit Themen aus dem IT-, Kommunikations- und Management-Bereich. Zunehmend bringen sich auch die nach dieser Reform ausgebildeten Absolventinnen und Absolventen der früheren Ausbildungskurse in den Lehrbetrieb ein, zur Zeit unterrichten 23 ehemalige Referendarinnen und Referendare (seit dem Abschlussjahr 2003) in Nachfolgekursen.
Der entscheidende Vorteil beim Einsatz nebenamtlicher Dozentinnen und Dozenten liegt in ihrem direkten Expertenwissen aus der Praxis mit direktem Bezug zu ihren Arbeitsbereichen und fachlichen Problemstellungen. Außerdem können sie praktische Tipps und konkrete Erfahrungen in die theoretische Lehre einbeziehen. So wird eine aktuelle und praxisorientierte Ausbildung gewährleistet. Die Dozentinnen und Dozenten können in Absprache mit der Bibliotheksakademie zu einzelnen Themenblöcken externe Sachkundige als Gastvortragende in ihren Unterricht einladen. Dies wird gern wahrgenommen. Zusätzlich werden auch die besonderen Kompetenzen der Referendarinnen und Referendare im Unterricht aktiviert und genutzt. Entsprechend der Forderung der modernen Didaktik setzen die Dozentinnen und Dozenten verstärkt integrative und aktivierende Lehr- und Lernmethoden ein, etwa in Form von Gruppen- und Partnerarbeiten oder Rollenspielen.[5] Die Lehre soll möglichst handlungs-, fall- und beispielorientiert sein.
2.3.4 Qualifikationsprüfung
Die Qualifikationsprüfung besteht aus drei Elementen:
Zwei schriftliche Prüfungsleistungen in Form von Referaten bzw. gleichwertigen Leistungen, deren Themen aus dem Stoff der Grundlagenfächer oder der in den Vertiefungskursen behandelten Themen herrühren.
Drei vierstündige Aufsichtsarbeiten aus dem Stoff der Grundlagenfächer, die grundsätzlich problemorientierte Darstellung und vernetztes Denken voraussetzen.
Die mündliche Einzelprüfung dauert 60 Minuten und wird von einer Prüfungskommission, bestehend aus fünf Prüferinnen und Prüfern, abgenommen.
2.3.5 Qualitätssicherung
Den sich aktuell verändernden Anforderungen und zukünftigen Erfordernissen im Bibliotheks- und Informationswesen wird während der gesamten Ausbildung Rechnung getragen. Daher wird das zugrundeliegende Ausbildungskonzept kontinuierlich evaluiert und weiterentwickelt.
Die Qualitätssicherung wird z. B. gewährleistet durch
regelmäßige Gespräche zwischen Ausbildungsleiterinnen und -leitern und Referendarinnen und Referendaren nach jeder Ausbildungsstation,
regelmäßige Koordinations- und Beratungstreffen der Ausbildungsleiterinnen und -leiter unter der Leitung der Bibliotheksakademie,
kontinuierliche inhaltliche Anpassung des Curriculums an aktuelle Erfordernisse und Entwicklungen durch die Dozentinnen und Dozenten in Absprache mit der Bibliotheksakademie,
Akquise entsprechender Expertinnen und Experten, die Praxisnähe garantieren,
Evaluation der Lehrinhalte und des Ausbildungsplans durch unabhängige Expertinnen und Experten sowie im Abgleich mit parallelen Ausbildungsgängen,
Evaluationsgespräche mit den Referendarinnen und Referendaren unmittelbar nach der praktischen Ausbildung in der Bibliotheksakademie,
Evaluationsgespräche zwischen Referendarinnen und Referendaren und Dozentinnen und Dozenten sowie anonyme Dozentinnen- und Dozentenevaluationen durch die Referendarinnen und Referendare während der theoretischen Ausbildung,
die Dienstaufsicht durch die Bibliotheksakademie und den Prüfungsausschuss,
regelmäßige Konsultationsgespräche mit entsendendenden Kooperationspartnern.
3 Erfahrungen
3.1 Praktische Ausbildung
Die Evaluationen der praktischen Ausbildung, die zu Beginn des theoretischen Ausbildungsjahres durchgeführt werden, zeichnen mehrheitlich in den letzten Jahren stets ein grundsätzlich positives Bild:
Die Ausbildung in den Ausbildungsbibliotheken folgt in der Regel dem skizzierten Ausbildungsplan. Mitunter tritt das Kennenlernen der Arbeitsvorgänge in den Bereichen Direktion, Verwaltung und Informationstechnologie zeitlich etwas in den Hintergrund – zum großen Bedauern der Referendarinnen und Referendare. Die eigenständige Tätigkeit im Fachreferat wird unterschiedlich gehandhabt. Das Spektrum reicht von einigen Wochen bis zu ganzjähriger Betreuung eines oder mehrerer Fachreferate, z. T. begleitet durch kontinuierliche Betreuung/Überprüfung bis zu völlig selbständiger Arbeit (nach betreuter Einarbeitung durch Kolleginnen und Kollegen). Die Förderung der Eigeninitiative (z. B. bei der Gestaltung der Praktika und der Themenwahl der Projekte) begrüßen die Referendarinnen und Referendare ebenso wie die Chance der aktiven Mitarbeit. Die Möglichkeit der selbständigen Wahl und inhaltlichen Gestaltung der externen Praktika findet sehr große Zustimmung. In der Kritik steht jedoch die Praxis der Kostenerstattung, die von den einzelnen Dienstherren sehr unterschiedlich gehandhabt wird und in der Regel nicht alle Aufwendungen abdeckt bzw. gar nicht gewährt wird. Erfreulicherweise besuchen die Referendarinnen und Referendare dennoch die unterschiedlichsten Bibliothekstypen und bibliotheksrelevanten Einrichtungen im Inland und immer wieder auch im Ausland.
3.2 Theoretische Ausbildung
Die Feedbackgespräche am Ende des Einführungskurses bestätigen stets, dass die ersten beiden Wochen nicht nur aus fachspezifischen Gründen, sondern auch in gruppendynamischer und psychologischer Hinsicht eine wichtige Rolle spielen. Aufgrund des systematischen Aufbaus und der inhaltlichen Reduktion auf die Grundlagenvermittlung verlieren die Referendarinnen und Referendare ihre mitunter anfangs geäußerten Bedenken und Berührungsängste, mit Fachbegriffen überschwemmt zu werden und den Anforderungen nicht gewachsen zu sein. Am Ende des Einführungskurses gehen sie mit den (Er-)Kenntnissen eines ersten Überblicks in das praktische Ausbildungsjahr und fühlen sich in ihrer Berufswahl bestätigt. Hier bildet sich der Beginn eines Kommunikationsnetzwerks, das weitestgehend auch während der praktischen Ausbildung, in der die Referendarinnen und Referendare über ganz Deutschland verteilt sind, per Mail gepflegt wird.
Die Erfahrungen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die Prämisse des Lehrens und Lernens in einer Kleingruppe, die dem Ausbildungskonzept zugrunde liegt, eine ideale Voraussetzung für alle Beteiligten am Lehr-/Lernprozess ist. Da die Ausbildungskurse zwischen 14 bis max. 24 Personen umfassen, wird ein effektives (Team-)Arbeiten und die gewünschte Interaktion während des Unterrichts gewährleistet – auch durch eine entsprechende kommunikationsförderliche Sitzordnung. Die gemeinsame Zeit des theoretischen Ausbildungsjahres nutzen die Referendarinnen und Referendare zum Aufbau eines Netzwerks untereinander. Darüber hinaus betrachten sie die Chance, eine große Zahl an Dozentinnen und Dozenten aus verschiedensten bibliothekarischen und außerbibliothekarischen Tätigkeitsfeldern und Einrichtungen Deutschlands und auch aus dem Ausland während des Unterrichtsgeschehens kennenzulernen, als Bereicherung, die sie bereits während der Ausbildung erste Kontakte zu späteren Kolleginnen und Kollegen knüpfen lässt.
Die Theorievermittlung folgt dem Grundsatz „aus der Praxis – für die Praxis“. Dementsprechend setzt sich die Gruppe der nebenamtlichen und freiberuflichen Dozentinnen und Dozenten aus ausgewiesenen Fachkräften aller relevanten Bibliotheksbereiche sowie außerbibliothekarischen Bereiche zusammen. Dies hat sich weitgehend bestens bewährt und trägt zur hohen Qualität der Ausbildung wesentlich bei. Dass dabei nicht jede Fachfrau bzw. jeder Fachmann stets eine geborene Pädagogin bzw. ein geborener Pädagoge ist, wird durch diese Berufsnähe üblicherweise mehr als ausgeglichen.
Trotz der erhöhten Arbeitsbelastung durch die Lehrtätigkeit (neben Unterrichtsstunden kommen oft noch Klausurenstellung, Referatebetreuung und aufwendige Korrekturarbeiten oder mehrtägige Prüfungen hinzu) bieten die nebenamtlichen Dozentinnen und Dozenten einen fachlich sehr qualifizierten Unterricht und sind höchst engagiert. Die hauptberuflichen Aufgaben der nebenamtlichen Lehrkräfte bedingen aber, dass die Bibliotheksakademie über die Dozentinnen und Dozenten und deren Unterrichtszeit nicht frei verfügen kann, dass deren Lehrtätigkeit auf freiwilliger Basis beruht und ihr Einsatz und ihre Unterstützung längerfristig nicht sicher kalkulierbar sind.
Die Verteilung des Stoffes auf viele Dozentinnen und Dozenten hat zur Folge, dass der Lehrstoff in zahlreiche überschaubare Module aufgeteilt ist. Allerdings entspricht die zeitliche Verfügbarkeit der Dozentinnen und Dozenten nicht immer der didaktisch zweckmäßigen Abfolge der Veranstaltungen. Gleichzeitig verlangt die Klärung inhaltlicher Abgrenzungen und Anknüpfungen einen erhöhten Koordinationsaufwand seitens der Dozentinnen und Dozenten.
Die Referendarinnen und Referendare bewerten das Angebot an Vertiefungskursen und zusätzlichen fakultativen Workshops ohne Einschränkung positiv und sind sehr daran interessiert. Das überrascht nicht, da dieses Angebot inhaltlich weitgehend auf die Wünsche und Anregungen der Referendarinnen und Referendare eingeht.
4 Ausblick
Ein grundlegendes Ziel der Referendariatsausbildung ist, sie stetig den aktuellen und zukünftigen Erfordernissen anzupassen, sie zugleich kritisch zu begleiten und kontinuierlich zu optimieren. Dazu hat die Bibliotheksakademie eine Vielzahl von Initiativen in die Wege geleitet:
Die Lehre wird kontinuierlich evaluiert.
Stoffplan und Fächergewichtung werden fortwährend einer kritischen Prüfung unterzogen und bei Bedarf aktualisiert. Hierzu sind auch die regelmäßigen Gespräche mit den Dozentinnen und Dozenten sowie die Evaluationen der Referendarinnen und Referendare hilfreich.
Den Dozentinnen und Dozenten werden nach Maßgabe der Mittel hochschuldidaktische Weiterbildungsangebote ermöglicht, um sie in der Umsetzung aktivierender und integrierender Lehr-/Lernmethoden zu unterstützen.
Neue Entwicklungen im Bibliothekswesen werden möglichst früh aufgegriffen und in die Lehre integriert. Das schließt die Akquise entsprechender Expertinnen und Experten ein, die Praxisnähe garantieren. Wesentliche Aufgabe der Bibliotheksakademie ist daher die permanente Kontaktpflege mit fachlich entsprechend qualifizierten und didaktisch versierten Dozentinnen und Dozenten, die selbstverständlich auch aus dem außerbayerischen Raum und aus außerbibliothekarischen Bereichen kommen.
Qualitätssicherungsgespräche mit den Ausbildungsleitungen, mit Referendarinnen und Referendaren sowie mit Dozentinnen und Dozenten werden regelmäßig geführt.
Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass von Zeit zu Zeit strukturell bedingte Probleme auftauchen, die gelöst werden. Andererseits aber verdeutlicht der Erfolg der Ausbildung, dass der eingeschlagene Weg und die Richtung stimmen. Das bayerische Ausbildungskonzept ist geeignet, universell einsetzbare Bibliothekarinnen und Bibliothekare auszubilden, die dem Anforderungsprofil ihres Berufs entsprechen und auch das nötige Rüstzeug für zukünftige Herausforderungen mitbringen. Dies belegen nicht zuletzt statistische Erhebungen der Bibliotheksakademie Bayern zur Stellensituation ihrer Absolventinnen und Absolventen: So konnten seit 2009 durchschnittlich 86,35% der Absolventinnen und Absolventen unmittelbar nach Abschluss ihrer Ausbildung (also zum 01.10. eines Jahres) eine Stelle im Bibliothekswesen antreten, wobei die Jahre 2012 und 2015 herausragende Ergebnisse erzielten, da jeweils der gesamte Ausbildungskurs (2012: 18 Personen/2015: 16 Personen) bereits vor Ende der Ausbildung Stellenzusagen zum 01.10. des Jahres in Händen hatten.
© 2017 by De Gruyter
This work is licensed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 International License.
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