Abstract
Die Herausgeber haben in zwei Bänden und auf über tausend Seiten ein Werk vorgelegt, das beansprucht ein „Standardwerk“ zu sein, „das die Sprachdidaktik des Deutschen erschöpfend behandelt“ (aus dem Klappentext). Das Buch repräsentiert nach Aussage der Herausgeber den Stand der Jahre 2001 / 2002 (S. 12). Der Zeitpunkt des Erscheinens ist ohne Zweifel gut gewählt: Sprachliche Kompetenzen sind durch die PISA-Studie, die verschiedenen Lernstandserhebungen und die dabei festgestellten Defizite wieder in den Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt. Einerseits ist deutlich geworden, dass es hier um eine der wichtigsten Ressource in der modernen Wissensgesellschaft geht und zum anderen musste leider festgestellt werden, dass sie unter den derzeitigen Gegebenheiten in Deutschland nicht hinreichend ausgebildet werden. Für die Sprachdidaktik besteht damit die Chance, ihre Problemlösungskompetenz unter Beweis zu stellen und auch ein wenig aus ihrem Schattendasein herauszutreten. Günstig ist der Zeitpunkt auch hinsichtlich der institutionellen Entwicklung der Sprachdidaktik. Nachdem die Integration der Pädagogischen Hochschulen in die Universitäten nun in den meisten Bundesländern ein Vierteljahrhundert zurückliegt, ist auch der Generationenwechsel unter den Hochschullehrern weitgehend vollzogen. Damit hat die Sprachdidaktik nach nicht immer ganz leichten Jahren die Möglichkeit, sich als „normale“ wissenschaftliche Disziplin zu präsentieren. Einschränkend muss hier allerdings auch gesagt werden, dass sie trotz ihrer bildungspolitischen Bedeutung in den wissenschaftlichen Institutionen noch nicht den Platz erhalten hat, der ihr eigentlich zukommen müsste. So gibt es keine zentrale Forschungseinrichtung, wie etwa ein Max-Planck-Institut, auch ihre Platzierung in den Ressorts der Deutschen Forschungsgemeinschaft ist keineswegs günstig. Dies gibt einen ersten Hinweis auf die weiterhin prekäre wissenschaftliche Situation der Sprachdidaktik. Ein günstiger Umstand für das Erscheinen des Handbuchs ergibt sich auch aus dem Stand der Vorgängerwerke. Neben älteren oder nur teilweise aktualisierten Handbüchern (z. B. Weisgerber 1983, Baurmann & Hoppe 1984, Lange et al. 2003) gibt es zwar eine große Zahl von neueren Einführungsbüchern, aber kein „Handbuch“, das in Art und Umfang vergleichbar wäre.
© Walter de Gruyter
Articles in the same Issue
- Inhalt
- Linguistik und Kulturanalyse – Ansichten eines symbiotischen Verhältnisses / Linguistics and cultural analysis – aspects of a symbiotic relationship
- „ein nothwendiges Uebel der Cultur“. Anmerkungen zur Kulturwissenschaftlichkeit der Linguistik / “A necessary evil of culture.” Remarks on the cultural-scientific character of linguistics
- Die Vertreibung der Kultur aus der Sprache. 13 Reflexionen zu einem reflexionsresistenten Thema / Banishing culture from language
- Language, culture and cognition: The view from space / Sprache, Kultur und Kognition: Die Betrachtung vom Raum
- Völkerkunde und Linguistik – Ein Plädoyer für interdisziplinäre Kooperation / Ethnology and linguistis – a plea for interdisciplinary cooperation
- Sprachgeschichte und Kulturgeschichte: Frühneuzeitliche Graphien als Indikatoren konfessioneller Positionierung / Language history and cultural history: Early Modern writings as indicators of denominational positioning
- Orthographie ohne Literalität. Blinde Flecken der Rechtschreibreform / Orthography without literacy: Blind spots of the orthographical reform
- „E i n e Verantwortung, E i n Dienst, E i n e Gefolgschaft“ – Kritische Reflexion zu Sprache und Ideologie in Schriften des protestantischen Theologen E. Hirsch / One responsibility, one service, one following – critical reflection on language and ideology in writings of the protestant theologian E. Hirsch
- Indeterminiertheit, Valenzvariation und Verbbedeutung vom Gesichtspunkt der funktionellen Syntax / Indeterminateness, valency variation and verb meaning from a functional syntax perspective
- Die Grimmschen Handexemplare des Deutschen Wörterbuchs A – F / The Grimm author's copies of the German Dictionary A – F
- Ursula Bredel u. a. (Hg.). Didaktik der deutschen Sprache. Paderborn: 2003 / Didactics of the German language
- Mehrsprachige Individuen – vielsprachige Gesellschaften. 35. Jahrestagung der Gesellschaft für Angewandte Linguistik (GAL) vom 23.–25. September 2004. Bericht aus der Sektion 7: Soziolinguistik / Multilingual individuals – polyglot societies. The 35th annual conference of the Society for Applied Linguistics, 23–25 September 2004. Report from Section 7: Socio-linguistics
- „Auf alles gefasst sein: Ausnahmen in der Grammatik“. Bericht über eine Arbeitsgruppe auf der 27. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft (DGfS) in Köln, 23.–25.2.2005 / “Ready for anything: Exceptions in grammar”. Report on a working group at the 27th conference of the German Linguistic Society in Cologne, 23–25 February 2005
- „Arbeitskreis linguistische Pragmatik“ Bericht vom 9. Arbeitstreffen an der Universität zu Köln am 22. Februar 2005 / “Working group: linguistic pragmatics”. Report from the 9th workshop at Cologne University on 22 February 2005
- Gesprächsforschung im Internet / Discourse research on the Internet
- Neue Bücher 2005 / New Books
- Zeitschriftenschau
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