Startseite Altertumswissenschaften & Ägyptologie Die ‚Privaturkunde‘ im persisch-islamischen Kultur- und Rechtsbereich. Herausforderungen einer komparatistischen Diplomatik
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Die ‚Privaturkunde‘ im persisch-islamischen Kultur- und Rechtsbereich. Herausforderungen einer komparatistischen Diplomatik

  • Christoph U. Werner
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Die Urkunde
Ein Kapitel aus dem Buch Die Urkunde

Zusammenfassung

Detaillierte Studien zur persisch-islamischen Diplomatik und anderen Bereichen orientalistischer historischer Hilfs- und Grundwissenschaften stammen vorwiegend aus dem deutschsprachigen Bereich. Seit ihren Anfängen in den 50er Jahren orientierte sie sich terminologisch und strukturell stark an den einschlägigen mediävistischen Handbüchern und den Traditionen der im 19. Jahrhundert in Deutschland entwickelten Diplomatik des Heiligen Römischen Reiches. Die Adaptation des Begriffes der ‚Privaturkunde‘ für alle Urkundenformen, die nicht eindeutig als Herrscherurkunden zu benennen waren, lag daher nahe und so ist der Begriff der Privaturkunde immer noch als übergreifende Gattungsbezeichnung vor allem für islamische Rechtsurkunden, wie Kauf- und Pachtverträge, Eheurkunden und Stiftungen, regelmäßig anzutreffen. Außerhalb des deutschen Sprachraums, selbst im englischen Bereich, ist eine solche Bezeichnung allerdings weder üblich, noch sofort verständlich. In dem Maße, in dem Urkundenlehre zunehmend als eigene Disziplin (sanad-šināsī) in den Ländern des persisch-islamischen Kulturraums verankert ist, stellt sich die Frage einer gemeinsamen Terminologie für die historisch arbeitende Iranistik in einer neuen Weise und Dringlichkeit. Darüber hinaus bieten grundlegende terminologische Diskussionen wertvolle weiterführende Ansätze zu einer Komparatistik von Urkundenkategorien und -typen, sowohl innerhalb einer international auf Englisch publizierenden, westlich geprägten Iranistik, im Austausch mit akademischen Traditionen in Iran und anderen Regionen der persophonen Welt, als auch im breiteren Kontext einer diachron arbeitenden islamwissenschaftlichen Diplomatik.

Zusammenfassung

Detaillierte Studien zur persisch-islamischen Diplomatik und anderen Bereichen orientalistischer historischer Hilfs- und Grundwissenschaften stammen vorwiegend aus dem deutschsprachigen Bereich. Seit ihren Anfängen in den 50er Jahren orientierte sie sich terminologisch und strukturell stark an den einschlägigen mediävistischen Handbüchern und den Traditionen der im 19. Jahrhundert in Deutschland entwickelten Diplomatik des Heiligen Römischen Reiches. Die Adaptation des Begriffes der ‚Privaturkunde‘ für alle Urkundenformen, die nicht eindeutig als Herrscherurkunden zu benennen waren, lag daher nahe und so ist der Begriff der Privaturkunde immer noch als übergreifende Gattungsbezeichnung vor allem für islamische Rechtsurkunden, wie Kauf- und Pachtverträge, Eheurkunden und Stiftungen, regelmäßig anzutreffen. Außerhalb des deutschen Sprachraums, selbst im englischen Bereich, ist eine solche Bezeichnung allerdings weder üblich, noch sofort verständlich. In dem Maße, in dem Urkundenlehre zunehmend als eigene Disziplin (sanad-šināsī) in den Ländern des persisch-islamischen Kulturraums verankert ist, stellt sich die Frage einer gemeinsamen Terminologie für die historisch arbeitende Iranistik in einer neuen Weise und Dringlichkeit. Darüber hinaus bieten grundlegende terminologische Diskussionen wertvolle weiterführende Ansätze zu einer Komparatistik von Urkundenkategorien und -typen, sowohl innerhalb einer international auf Englisch publizierenden, westlich geprägten Iranistik, im Austausch mit akademischen Traditionen in Iran und anderen Regionen der persophonen Welt, als auch im breiteren Kontext einer diachron arbeitenden islamwissenschaftlichen Diplomatik.

Kapitel in diesem Buch

  1. Frontmatter I
  2. Vorwort V
  3. Inhalt VII
  4. Die Urkunde. Text ‒ Bild ‒ Objekt. Eine Einführung 1
  5. Teil 1: Urkunden als Quellen und als Rechtsmittel
  6. Jüdisches Urkundenwesen und christliche Obrigkeiten im spätmittelalterlichen Österreich 19
  7. Datamining in Urkunden 41
  8. Mit brief und insigel. Reflexe von Beglaubigungsstrategien in mittelhochdeutschen Romanen 99
  9. Papstbriefe und Papsturkunden. Abgrenzungen und Überschneidungen im früheren Mittelalter 125
  10. Die ‚Privaturkunde‘ im persisch-islamischen Kultur- und Rechtsbereich. Herausforderungen einer komparatistischen Diplomatik 141
  11. Teil 2: Urkunden als Schriftbilder zwischen Recht und Repräsentation
  12. Das Erscheinungsbild tibetischsprachiger Herrscherurkunden. Strategien zur Erzeugung von Feierlichkeit 163
  13. Die sichtbare Macht. Visuelle Signale im Rahmen der kaiserlichen Privilegienurkunde in Byzanz 183
  14. Graphische Symbole in Bischofsurkunden des hohen Mittelalters 199
  15. „Same same but different“. Die Werkstatt der Avignoner Bischofsammelindulgenzen 233
  16. Illuminierte Urkunden. Bildmedium und Performanz 259
  17. Teil 3: Der Medienwechsel. Urkunden in Kopiaren und auf Stein
  18. Urkundeninschriften und Urkunden imitierende Inschriften. Gestaltungsformen und Gestaltungsmöglichkeiten 331
  19. Originale, imitierende Kopien, Fälschungen. Die Nutzung und Sicherung mittelalterlicher Herrscherurkunden durch geistliche Empfänger Italiens (10.‒12. Jahrhundert) 363
  20. Visuelle Rechtsordnung und Herrschaftslegitimation in katalanischen Libri feudorum und Capbreus 383
  21. Register 419
Heruntergeladen am 3.10.2025 von https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/9783110649970-006/html
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