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9. Strukturierende Rechtslehre als juristische Sprachtheorie

  • Hanjo Hamann
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Handbuch Sprache im Recht
This chapter is in the book Handbuch Sprache im Recht

Abstract

Was bedeutet die pragmatische Wende der Sprachwissenschaft für das Recht als ein mit Sprache und Sprachverstehen eng verknüpftes Handlungssystem? In der juristischen Methodenlehre wächst seit einem halben Jahrhundert eine Theorie heran, die das Recht pragmatisch zu verstehen sucht und dadurch zum juristischen Brückenkopf der modernen Rechtslinguistik wurde. Durch die induktive Reflexion juristischer Entscheidungspraxis macht diese Theorie komplexe Prozesse strukturierter Rechtserzeugung erkennbar, wo die bislang herrschenden Methodenlehren bloße Rechts‚anwendung‘ sehen. Die Strukturierende Rechtslehre zeigt auf, dass juristische Deutungen als eine Form des Sprachverstehens ihren Sinn nur aus dem sozialen Miteinander gewinnen können und dass sich sogar die bisweilen als lebensfremd verbrämte Rechtsdogmatik nur in intensiver Wechselwirkung mit der Lebenswirklichkeit denken lässt. Dadurch werden Recht und Sprache als emergente Phänomene einer dritten Art verständlich und das Gebot einer interdisziplinär operierenden Rechtswissenschaft unabweislich.

Abstract

Was bedeutet die pragmatische Wende der Sprachwissenschaft für das Recht als ein mit Sprache und Sprachverstehen eng verknüpftes Handlungssystem? In der juristischen Methodenlehre wächst seit einem halben Jahrhundert eine Theorie heran, die das Recht pragmatisch zu verstehen sucht und dadurch zum juristischen Brückenkopf der modernen Rechtslinguistik wurde. Durch die induktive Reflexion juristischer Entscheidungspraxis macht diese Theorie komplexe Prozesse strukturierter Rechtserzeugung erkennbar, wo die bislang herrschenden Methodenlehren bloße Rechts‚anwendung‘ sehen. Die Strukturierende Rechtslehre zeigt auf, dass juristische Deutungen als eine Form des Sprachverstehens ihren Sinn nur aus dem sozialen Miteinander gewinnen können und dass sich sogar die bisweilen als lebensfremd verbrämte Rechtsdogmatik nur in intensiver Wechselwirkung mit der Lebenswirklichkeit denken lässt. Dadurch werden Recht und Sprache als emergente Phänomene einer dritten Art verständlich und das Gebot einer interdisziplinär operierenden Rechtswissenschaft unabweislich.

Chapters in this book

  1. Frontmatter I
  2. Inhaltsverzeichnis V
  3. Einleitung IX
  4. I. Sprachlichkeit des Rechts/Fachkommunikation im Rech
  5. 1. Semiotik im Recht 3
  6. 2. Semantik des Rechts: Bedeutungstheorien und deren Relevanz für Rechtstheorie und Rechtspraxis 22
  7. 3. Pragmatik des Rechts: Rechtshandeln mit und in Sprache 45
  8. 4. Mündlichkeit im Recht: Kommunikationsformen/ Gesprächsarten 67
  9. 5. Schriftlichkeit im Recht: Kommunikationsformen/ Textsorten 91
  10. 6. Fachkommunikation und fachexterne Kommunikation 118
  11. II. Sprachkonzepte im Recht
  12. 7. Sprachwissenschaftliche Aspekte rechtstheoretischer Ansätze im Überblick 141
  13. 8. Sprache und Sprachwissenschaft in der juristischen Ausbildung 155
  14. 9. Strukturierende Rechtslehre als juristische Sprachtheorie 175
  15. 10. Die Wortlautgrenze 187
  16. III. Untersuchungsfelder und Zugänge der Rechtslinguistik
  17. 11. Rechtslinguistik: Bestimmung einer Fachrichtung 209
  18. 12. Diskurs- und textlinguistische Ansätze im Recht 233
  19. 13. Gesprächslinguistik 251
  20. 14. Forensische Linguistik 271
  21. 15. Kommentare, einsprachige Wörterbücher und Lexika des Rechts 291
  22. 16. Übersetzen und Dolmetschen im Recht 310
  23. 17. Rechtsverständlichkeit in der Sprachkritik der Öffentlichkeit 329
  24. IV. Rechtssprache und Normsetzung
  25. 18. Sprache im Gesetzgebungsverfahren und der Normgenese 349
  26. 19. Mehrsprachige Rechtsetzung 367
  27. 20. Verständlichkeit von Gesetzestexten und ihre Optimierung in der Praxis 391
  28. V. Rechtssprache und Verwaltung
  29. 21. Verwaltungssprache und Staat-Bürger- Interaktion 425
  30. 22. Verständlichkeit der Verwaltungssprache 442
  31. VI. Rechtssprache und Justiz
  32. 23. Rezeption von Gerichtsentscheidungen in der Öffentlichkeit durch Medien 465
  33. 24. Multilingualität im europäischen Rechtsdiskurs 486
  34. 25. Multilingualität in der supranationalen Judikative und Rechtspraxis 506
  35. VII. Sprachgebrauch im Kontext des Tathergangs
  36. 26. Verbotene Sprache 527
  37. 27. Texte als Straftat und im Straftatkontext 547
  38. Sachregister 567
Downloaded on 9.9.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/9783110296198-009/html
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