Zusammenfassung
Der Beitrag geht von der Annahme aus, dass die moderne Gesellschaft durch ein Vermittlungsproblem zwischen dem familialen Binnenraum und dem gesellschaftlichen Allgemeinen gekennzeichnet ist und dass sich dieses Vermittlungsproblem unmittelbar in der familialen Erziehung niederschlägt. Dies wird anhand eines alltäglichen erzieherischen Konflikts herausgearbeitet, in dem Kinder ihren Eltern eine im Vergleich zu anderen Eltern zu ,strenge‘ Erziehung vorwerfen. Durch eine Explikation der sinnlogischen Voraussetzungen von Konflikten dieser Art wird gezeigt, dass sich in ihnen eine ,moralische‘ Schwäche der familialen Erziehung Ausdruck verschafft, die darin besteht, dass Eltern sich in ihrer Erziehung nicht auf allgemein geltende Prinzipien berufen können. Durch eine objektiv hermeneutische Analyse eines Familieninterviews zum innerfamilialen Umgang mit dem Smartphone wird abschließend ein Fall rekonstruiert, der exemplarisch zeigt, in welch hilflose Lage Eltern geraten können, wenn sie sich in ihrer Erziehung nur noch an ihren individuell-partikularen Angemessenheitsvorstellungen orientieren können.
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Artikel in diesem Heft
- Frontmatter
- Themenschwerpunkt: Familiale Erziehung. Mikrologische Zugriffe
- Erziehung, Moral und Familie
- Erziehungskrisen in der familialen Lebenspraxis – ein Annäherungsversuch
- Das elterliche Nein
- Praktische Reflexivität und Übersetzungsarbeit
- Das Kind als autarke Persönlichkeit
- „Alle haben ein Smartphone, nur ich nicht!“
- Erziehungssituationen
- Zeitzeichen
- Buddha und Pac-Man
- Rezensionen
- Häuser machen Schule. Eine architektursoziologische Analyse gebauter Bildung
- Pädagogische Unterrichtsforschung
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