Tillich Research
-
Herausgegeben von:
Christian Danz
Paul Tillich (1886–1965) war ein Denker von internationaler Ausstrahlung und weltweitem Rang. Von seinen Schriften gehen wichtige Impulse für die theologischen, religionsphilosophischen und kulturtheoretischen Debatten aus. Die Reihe Tillich Research reflektiert die internationale Forschung zu diesem namhaften Theologen und Philosophen, die wissenschaftliche Erschließung seines Werks mit jeweils ganz unterschiedlichen Zugängen zu Rezeption und Interpretation sowie einer facettenreichen Auswahl und Gewichtung der Themen.
Information zu Autoren / Herausgebern
Christian Danz (Wien)
Marc Dumas (Sherbrooke, Kanada)
Verna Ehret (Erie, Pa., USA)
Werner Schüßler (Trier)
Fachgebiete
Die Frankfurter Schule um Gestalten wie Max Horkheimer, Theodor W. Adorno und Friedrich Pollock, zählt zu den wirkmächtigsten philosophischen Bewegungen des 20. Jahrhunderts, Paul Tillich wiederum gilt als einer der einflussreichsten Theologen jenes Jahrhunderts. Dass zwischen diesen und jenem biographische wie auch intellektuelle Verknüpfungen bestehen, wurde in der Forschung oft erwähnt, jedoch bisher kaum ausgeführt. Vorliegende Arbeit geht der Verbindung zwischen Tillich und den Mitarbeitern des Instituts für Sozialforschung nach, auch gestützt auf bisher unbekanntes Archivmaterial und über den Zeitraum der Jahre 1929 bis 1965. Vor dem Hintergrund eingehender Analysen von Diskussionsprotokollen aus dem Jahr 1931 bzw. der ersten Hälfte der 1940er Jahre etwa gewinnen die gemeinsamen intellektuellen Voraussetzungen sowie die theoretischen Differenzen des thematisierten Personenkreises Kontur. Insbesondere zu Horkheimer (aber auch zu Pollock und Leo Löwenthal) entwickelte Tillich im Laufe der Jahre eine Freundschaft mit stark intellektueller Komponente. Es gab Austausch über vielfältige Themen: Antisemitismus, Theologie und Symboltheorie, oder auch die Diagnose der Gesellschaft angesichts autoritärer und totalitärer Bedrohungen.
Der vorliegende Band widmet sich erstmals Paul Tillichs Wirksamkeit in Dresden im Kontext der Intellektuellen-Diskurse der Weimarer Republik. Tillich wurde 1925 auf eine Professur für Religionswissenschaft an der Allgemeinen Abteilung der Sächsischen Technischen Hochschule Dresden berufen und lehrte bis 1929 in der Elbmetropole. In Dresden sind nicht nur grundlegende Werke wie Die religiöse Lage der Gegenwart (1926), Das Dämonische. Ein Beitrag zur Sinndeutung der Geschichte (1926) sowie die beiden Kairos-Bände (1926 und 1929) entstanden, auch seine bereits in Marburg begonnene Dogmatik erhielt hier ihre weitere Ausarbeitung. In fünf Sektionen – 1. Streit über die Weimarer Republik, 2. Dresdener Intellektuellenmilieus, 3. Dresdener philosophische Diskurse, 4. Kairos, Religion und Kultur: Theologische Zeitdeutung, 5. Theologische Diskurse in der Weimarer Republik – beleuchtet der Band die unterschiedlichen Facetten und Netzwerke in Tillichs Dresdener Zeit vor dem Hintergrund der Deutungskämpfe um die Weimarer Republik. Auf diese Weise bietet der Band Paul Tillich in Dresden eine erste umfassende Auseinandersetzung mit der Theologie und Religionsphilosophie Tillichs in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre.
Oft sind die kultur- und symboltheologischen Aspekte im Werk Paul Tillichs bearbeitet worden. Doch hat Tillich auch die ethischen Fragen des Menschseins grundlegend mitbedacht. Das Buch interpretiert Tillichs Ethik werkgeschichtlich von der Zeit seines Studiums bis zum Gang ins Exil 1933 und nimmt dazu kontextuelle sowie geistesgeschichtliche Hintergründe in den Blick.
Ausgehend von Tillichs frühen Denkansätzen seiner Studienzeit wird in einem ersten Teil die Theologische Ethik in seinem ersten Systementwurf von 1913 interpretiert. Auf dieser Grundlage kann in einem zweiten Teil gezeigt werden, wie Tillich in der Zeit der Weimarer Republik Grundentscheidungen seiner frühen Theoriebildung weiterführt. Die kultur- und sinntheoretischen und besonders die religiös-sozialistischen Texte werden hierdurch mit den ersten Entwürfen verknüpft und die Entwicklung des ethischen Denkens nachgezeichnet.
Liebe und Anerkennung kristallisieren sich insgesamt als Leitbegriffe von Tillichs Ethik heraus, an denen sich die vorgeschlagene Interpretation orientiert.
Quelle importance accorder à la pastorale scolaire ? En Belgique francophone, près de la moitié des jeunes sont inscrits dans une école catholique fréquentée par une population riche en diversité culturelle et religieuse. Compte tenu des processus de détraditionalisation, de pluralisation et d’individualisation, une double problématique émerge dans ce contexte : d’une part, quelle vision du jeune et de l’homme la pastorale scolaire tente-t-elle de faire émerger ? D’autre part, comment conjuguer la multi-convictionalité des acteurs et la dimension confessante dans l’école catholique ? Après avoir contextualisé notre recherche par des approches sociétales, historiques et empiriques, nous présenterons cinq concepts de la pensée tillichienne : les frontières, la bipolarité entre la substance catholique et le principe protestant, la théonomie et ses harmoniques, la rencontre interreligieuse et la préoccupation ultime. Ces cinq concepts seront ensuite mis en dialogue avec des penseurs de notre temps. Avec ce travail de théologie pratique, le lecteur trouvera une manière nouvelle de penser l’identité de l’école catholique et de faire vivre la pastorale grâce à de modèles repensés en adéquation avec le terrain actuel.
Paul Tillich ist einer der bedeutenden evangelischen Theologen und Religionsphilosophen des 20. Jahrhunderts. Die Anschlussfähigkeit seines Denkens auch für andere Disziplinen verdeutlichen die Schriften des bekannten US-amerikanischen existentiellen Psychotherapeuten Rollo May. Die vorliegende Untersuchung geht den wechselseitigen Einflüssen beider Denker anhand der Themen Angst, Freiheit, Liebe, Dämonisches, Macht und Mythos nach und zeigt die Bedeutung für eine gegenwärtige Beschäftigung mit diesen Themen auf.
Die Tillich-Forschung hat sich in den letzten 20 Jahren grundlegend verändert. Stand in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor allem das Spätwerk, wie es in der Systematischen Theologie vorliegt, im Blickpunkt des Forschungsinteresses, so mehrten sich seit der Jahrtausendwende Untersuchungen zum Frühwerk und zur Werkgeschichte. Das liegt vor allem an den neuen Quellen, die der Forschung durch die Editionstätigkeit von Erdmann Sturm zur Verfügung gestellt wurden. Die Beiträge dieses Bandes gehen der Frage nach, wie sich das Bild der werkgeschichtlichen Entwicklung von Tillichs Theologie und Religionsphilosophie unter Einbeziehung dieser neuen Quellen darstellt und welche Aspekte seines Denkens Anknüpfungspunkte für gegenwärtige theologische Debatten bieten. Der Band umfasst folglich drei Teile: werkgeschichtliche Perspektiven, problemgeschichtliche Kontexte und systematische Anknüpfungspunkte. Auf diese Weise bietet der Erdmann Sturm zum 85. Geburtstag gewidmete Band einen prägnanten Überblick über die Tendenzen der gegenwärtigen Tillich-Forschung.
Der ev. Theologe Paul Tillich widmet sich im Rahmen seiner Eschatologie der Frage nach einem Geschichtsverständnis, das sich dieser Spannung stellt. Dieses Buch möchte deshalb einen Forschungsbeitrag zu Tillichs Geschichtsverständnis im Kontext seines theologischen Systems in seiner dreibändigen Systematischen Theologie leisten. Dabei sollen auch epigenetisch frühere Schriften von Tillich herangezogen werden.
Erstmals wird in einer Ganzschrift das Wahrheitsverständnis des Theologen Paul Tillich ausgehend von dessen Frühwerk mit dem Schwerpunkt auf der Vorlesung zur Religionsphilosophie (1920) und der Dresdner-Dogmatik-Vorlesung (1925) analysiert. Es wird herausgearbeitet, wie der frühe Tillich außerchristliche Religionen beurteilt. Das korrelative Verhältnis von Religionsphilosophie und Theologie erweist sich hierfür als Schlüsselfaktor und bereichert die Forschung dahingehend, dass beide Zugänge zur Religion in Einklang gebracht werden.
Durch die Analyse der in der Tillich-Forschung und im Kontext eines Dialogs der Religionen noch kaum erforschten Vorlesung und dem Korrelat aus christologisch geprägter Religionsphilosophie und symbolischer Theologie schließt diese Arbeit eine Lücke in der Analyse von Tillichs Gesamtwerk. Dabei wird die Vorlesung Tillichs erstmals in ihrem Eigenwert gewürdigt. Denn sie zeigt die Kontinuität der Ideen Tillichs zum Wahrheitsanspruch der christlichen Religion. Die frühen Schriften Tillichs erweisen ihren Verfasser als Vertreter einer inklusivistischen Position, der sich auf dem Weg zu einem mutualen Inklusivismus bewegt und deshalb auch heute noch den religionstheologischen Diskurs bereichert.
Die Beiträge des Bandes untersuchen Tillichs Verständnis von 'Reformation' und 'Revolution' vor dem Hintergrund seines Gesamtwerks in einer problemgeschichtlichen Perspektive. Diskutiert werden die verschiedenen Facetten und Bezüge seiner Reformations- und Revolutionsdeutung ebenso wie Perspektiven, die sich für gegenwärtige Debatten ergeben. Auf diese Weise erschließt der Band ein Themenfeld, welches bislang kaum untersucht wurde.
Tillichs frühe Religionsphilosophie wird insbesondere aufgrund ihrer kulturtheologischen Intentionen geschätzt. Sie zielte indes zugleich auf den Entwurf einer zeitgemäßen Dogmatik. Im dogmatischen Zusammenhang modifiziert Tillich nun aber seinen Religionsbegriff, indem er ihm eine Theorie religionsaffiner Strukturen konkreter menschlicher Existenz unterlegt. Das Resultat ist die bedeutende Konzeption einer „anthropologischen Religionsphilosophie“, die noch das späte Hauptwerk mit seiner Korrelation von anthropologischen Fragen und theologischen Antworten prägt.
Nach einer Darstellung der Grundkoordinaten von Tillichs Religionsdenken nach dem Ersten Weltkrieg zeichnet Martin Fritz im Lichte der zeitgenössischen Lebens- und Existenzphilosophie die Weichenstellungen der Marburger Prolegomena-Vorlesung (1925) nach, wo erstmals die berühmte Wendung von „dem, was uns unbedingt angeht“ als religionstheoretische Schlüsselformel auf den Plan tritt. Tillichs neues Programm wird daraufhin in verschiedenen Ausbaustufen der späten deutschen und frühen amerikanischen Zeit rekonstruiert. Damit gewährt die Arbeit nicht nur wichtige Einblicke in eine bislang vernachlässigte Phase der Tillich’schen Werkbiographie, sondern stellt zugleich eine Gestalt religionsphilosophischer Theoriebildung vor, die sich wiederzuentdecken lohnt.
Im Anschluss daran werden charakteristische Aspekte von Tillichs Theologie analysiert: sein Postulat mystischer Unmittelbarkeit als Grund von Offenbarung, die Frage nach der Rolle der Erfahrung bei der Begründung von Offenbarungserkenntnis, seine Korrelationsmethode, d.h. die Zuordnung von philosophischen Fragen und theologischen Antworten, sowie die Bedeutung von Tillichs Christologie - in der Spannung zwischen absoluten Geltungsansprüchen und deren Relativierung - für den interreligiösen Dialog heute. Auf diese Weise wird deutlich, dass die Impulse von Tillichs Ansatz von bleibender Bedeutung für die gegenwärtige Theologie sind, besonders was das Gespräch mit den nicht-christlichen Religionen und der Philosophie angeht.
Fifty years after his death in 1965 the essays in this collection return to Paul Tillich to investigate his theology and its legacy, with a focus on contemporary British scholarship. Originating in a conference held in Oxford in 2014, the book contains 16 original contributions from a mixture of junior and more established scholars, most of whom have a connection to Britain.
The contributions are diverse, but four themes emerge throughout the volume. Several essays are concerning with a characterisation of Tillich's theology. In dialogue with recent emphases on the radical Tillich, some essays suggest a more conservative estimation of Tillich's theology, rooted in the Idealist and classical Christian platonic traditions, whilst in constant engagement with changing existential situations.
Secondly, and perhaps reflecting the context of religious diversity and theories of religious pluralism in Britain, many essays engage Tillich's approach to non-Christian religions. Thirdly, some essays address the importance of existentialist philosophy for Tillich, notably via an engagement with Sartre. Finally, a number of essays take up the diagnostic potential of Tillich's theology as a resource for engaging contemporary challenges.
This volume investigates Paul Tillich’s relationship to Asian religions and locates Tillich in a global religious context. It appreciates Tillich’s heritage within the western and eastern religious contexts and explores the possibility of global religious-cultural understanding through the dialogue of Tillich’s thought and East-West religious-cultural matrix.
"Das Symbol ist die Sprache der Religion." – Dieser Gedanke markiert das Zentrum der Religionstheorie Paul Tillichs. Die frühe Konzeption des religiösen Symbols fokussiert dabei den Ertrag paradoxtheologischer, sinntheoretischer und geistphilosophischer Reflexion. Vor deren Hintergrund kann Tillich Symbole als allein adäquate Ausdrucksgestalt einer das religiöse Bewusstsein definierenden, in sich unendlichen Transzendierungsbewegung begreiflich machen. Seine Symboltheorie repräsentiert im interdisziplinären Diskurs 'Metapher – Symbol – Zeichen – Begriff' eine genuin theologische und religionsphilosophische Position von bleibender Bedeutung.
Im Ausgang von Tillichs Frühschriften vor dem Ersten Weltkrieg rekonstruiert Lars Heinemann zunächst den Paradoxgedanken als Vorläuferfigur des späteren Symbolbegriffs. Vor dem Hintergrund der beiden kategorialen Rahmentheorien der 1920er Jahre – des Sinns und des Geistes – wird schließlich der Symbolgedanke selbst nach seinen wesentlichen Theoriedimensionen hin entfaltet. Die Arbeit leistet auf Grundlage der erheblich verbesserten Quellenlage des frühen und mittleren Werkes einen wichtigen Beitrag zur Erschließung von Tillichs Sinn-, Geist- und Symbolverständnis. Sie zeigt dabei, u.a. mit Blick auf die Rezeption Ernst Cassirers und semiotischer Entwürfe, die Bedeutung seines Symbolbegriffs für gegenwärtige Fragestellungen der Systematischen und Praktischen Theologie.
À l’occasion du 50e anniversaire du décès de Paul Tillich, l’APTEF a fait un colloque portant sur les ambiguïtés de la vie. Si l’ambiguïté traverse l'œuvre tillichienne, trois principaux domaines furent analysés : politique, morale et religion. On dénonce régulièrement le «pouvoir» politique, le «légalisme» moral et le «fanatisme» religieux. Ces ambiguïtés sont objet d’une critique et d’un dépassement spirituel par la «Présence Spirituelle».
Die Beiträge des vorliegenden Bandes thematisieren die vielfältigen Formationsbedingungen des Tillichschen Denkens für die und während der Frankfurter Jahre (1929-1933) aus quellen- und rezeptionshistorischer Perspektive. Dabei werden zum einen die fruchtbaren Wechselwirkungen zwischen Tillich und seinem akademischen Umfeld im Blick auf die Genese einer genuin 'kritischen Theologie' deutlich; zugleich entsteht ein konturschärferes Bild der geistigen Situation der Frankfurter Universität unmittelbar vor der nationalsozialistischen Machtübernahme.
Selon Tillich, l’apologétique signifie « défendre » la foi chrétienne lorsqu’elle est menacée, et en « répondre » devant des adversaires. Dès lors, dans le contexte d’une culture en voie de sécularisation, où la religion se trouve de plus en plus contestée dans ses prétentions à organiser et à régir la société, il était normal que l’apologétique occupe une place importante dans la réflexion théologique.
Chez Tillich, on note une évolution importante dans sa manière d’envisager cette notion. En effet, loin de proposer une approche purement dualiste de l’apologétique, qui opposerait par exemple la vérité chrétienne au doute athée, Tillich cherchera toujours à rencontrer son interlocuteur athée sur un « terrain commun » d’entente. Ce critère du terrain commun sera d’ailleurs le critère fondamental de sa compréhension de l’apologétique, même si cette dernière se reconfigure de différentes manières au fil du temps. En effet, d’autres critères seront également parfois soulignés, surtout durant toute la période allemande de son enseignement.
Pour montrer les convergences et les discontinuités dans cette compréhension de l’apologétique, nous avons envisagé la recherche de manière chronologique, en nous basant sur les principaux textes qui abordaient explicitement le terme « apologétique ». Le résultat de notre recherche fut alors de constater qu’il existait deux grands paradigmes dans la compréhension tillichienne de l’apologétique, à savoir : une apologétique de l’attaque et une apologétique de la réponse. Schématiquement, nous rattacherons la première à la période allemande de son enseignement, et la seconde à la période américaine. Il faut aussi noter que notre recherche commence par aborder la question de l’apologétique à partir des écrits de l’année 1913, c’est-à-dire des écrits antérieurs à la période d’enseignement allemande, qu'elle contient également une reprise à rebours de son sujet, via une étude des rapports entre Tillich et Barth, qui mettent en jeu la possibilité, ou non, d’une démarche de type apologétique, et qu'elle ouvre à la question du dialogue interreligieux, ainsi qu'à une actualisation de la question apologétique.
L'ouvrage retrace la manière dont Paul Tillich envisage la question de l'apologétique. L'étude s'étend des premiers écrits du théologien et montre un glissement dans sa compréhension de l'apologétique: d'une apologétique de l'attaque vers une apologétique de la réponse, en lien avec la méthode de corrélation. En outre, l’étude reprend le débat qui opposa Tillich et Barth sur ce sujet, et envisage une percée du côté du dialogue interreligieux.
Der Mythosbegriff stellt ein grundlegendes Element von Paul Tillichs Religionsphilosophie und Theologie dar. Die Beiträge des vorliegenden Bandes thematisieren erstmals dessen Mythosverständnis in seinem problemgeschichtlichen Kontext sowie in einer werkgeschichtlichen Perspektive. Auf diese Weise wird Tillichs Mythosverständnis vor dem Hintergrund der vielschichtigen Kontroversen um diesen Begriff in den philosophischen und theologischen Debatten des 20. Jahrhunderts prägnant herausgearbeitet.
Gemeinsam mit seiner Frau Hannah reiste Paul Tillich von Mai bis Juli 1960 nach Japan. Diese Reise wird nun erstmals detailliert dokumentiert. Ediert werden alle von Tillich in Japan gehaltenen Vorträge und Vorlesungen sowie seine Dialoge mit prominenten Buddhisten in Kyoto. In diversen japanischen Archiven haben sich die im Zusammenhang der Reise geschriebenen Briefe zwischen Tillich und seinen überaus großzügigen Gastgebern finden lassen. In einem ausführlichen „Report“ hat Tillich selbst die These vertreten, dass durch die vielfältigen Erfahrungen in Japan sein Denken über das Verhältnis zwischen dem Christentum und anderen Religionen tiefgreifend verändert worden sei. In der Tat war Tillich von der ihm zunächst so fremden Kultur tief beeindruckt. In einer minutiösen Rekonstruktion von Tillichs dichtem Besuchsprogramm kann Tomoaki Fukai zeigen, dass Tillich ein außergewöhnlich wahrnehmungssensibler Gesprächspartner war und seinen japanischen Gastgebern mit großer Neugier begegnete. Tomoaki Fukai schildert zudem den politischen Kontext von Tillichs offiziellem Besuch und seine touristischen Ausflüge.
Wie können Menschen von Gott heute noch „ergriffen“ werden? Welche Botschaft erreicht ihre Situation?
Der jüdische Religionssoziologe Jacob Taubes hat die These aufgestellt, dass nach dem vielschichtigen kosmologischen und theologischen Übergang des Mittelalters die vertikal-analogische Achse zwischen Gott und Mensch zerfällt und nur die Dialektik bleibt. Erst dieser Bruch ermögliche das Prinzip der Geschichte, welches vom Deutschen Idealismus aufgegriffen und weitergeführt wird.
Dieses Buch zeichnet im kritischen Gespräch mit Taubes’ Impuls nach, wie Paul Tillich und Walter Kasper als Erben von Schellings Denkens die Entfremdung von Gott und Mensch deutlich durchschlagen lassen und unter den Voraussetzungen der anthropologischen Wende der Postmoderne Theologie als Soteriologie denken. Tillich bedient sich einer auf dialektischer Vermittlung gründenden Korrelationsmethode, in der die menschliche Aporie und das christologische Paradox Platz finden. Kasper dagegen hält am Analogieprinzip fest, kann es aber gegenüber der Evidenz des Paradoxons nicht konsequent aufrechterhalten und verweist vielmehr auf die Unähnlichkeit von Natürlichem und Übernatürlichem. Erlösung wird als dramatisches Geschehen gedacht.
Der als Säkularismus beschriebene lebensweltlich veränderte Bezugsrahmen der Spätmoderne stellt eine große Herausforderung für die Anschlussfähigkeit traditioneller Lehr-und Glaubensüberlieferung dar und bildet den gemeinsamen Horizont von Christentum wie auch des japanischen Shin-Buddhismus Jōdo-Shinshū („Wahre Schule des Reinen Landes“). Diese Herausforderung verlangt nach Antworten und generiert Transformationsprozesse.
Vorliegende Arbeit untersucht anhand der impliziten Homiletik Paul Tillichs und der Verkündigungstradition des japanischen Shin-Buddhismus religionshermeneutische Prozesse in interreligiöser und interkultureller Perspektive. Dabei steht die Frage nach dem Verhältnis von religiöser Erfahrung und deren Kommunikation im Mittelpunkt der Untersuchung.
Es wird dabei deutlich, dass der Buddhismus von Anfang an auch eine verkündigende Religion ist und über eine reiche Tradition elaborierter religiöser Rede verfügt, die ein kongeniales Gegenüber zu christlicher Predigttradition bildet.
Die Arbeit bietet – nicht zuletzt durch die Übersetzung zahlreicher japanischer Originaltexte – einen substanziellen Beitrag zum christlich-buddhistischen Dialog.
Paul Tillichs Theologie der Kultur bietet nicht nur für die gegenwärtige Theologie, sondern auch für die kulturtheoretischen Debatten wichtige Anstöße und weiterführende Aspekte, da er sowohl einen differenzierten Begriff der Religion ausgearbeitet, als auch die methodischen Probleme der Bestimmung eines Begriffs der Religion reflektiert hat. Zudem hat Tillich in seine Thematisierung der Religion im Horizont der Kultur ein Transformationsmodell der Religion in ihrer geschichtlichen Entwicklung aufgenommen. Diese Aspekte machen die Kulturtheologie Tillichs zu einem gewichtigen Gesprächspartner in der Debatte um den religiösen und kulturellen Pluralismus der Gegenwart. Der vorliegende Band diskutiert Tillichs Kulturtheologie erstmals in einer umfassenden werk- und problemgeschichtlichen Perspektive.
Die Entwicklung der Theologie des jungen Paul Tillich ist bislang nur wenig erforscht. Zwar existieren Untersuchungen zu seiner Fichte- und Schellingrezeption, aber die Bedeutung seiner akademischen theologischen Lehrer sowie der theologischen Debatten um 1900 für die Formierung seiner eigenen Theologie ist erstaunlicherweise nicht in den Fokus der Forschung getreten. Der vorliegende Band thematisiert nun erstmals ausführlich die theologiegeschichtlichen Hintergründe seiner Theologie sowie die Auseinandersetzung des jungen Tillich mit der Theologie seiner Lehrer in Halle im Zeitraum zwischen 1905 und 1919.
Strukturiert ist der Band in drei Hauptteile: Teil I thematisiert Studium und Lehrer Tillichs, Teil II Kontexte der Theologie um 1900 und Teil III Kommilitonen und Zeitgenossen Tillichs. Am Leitfaden der Kontroversen über das Selbstverständnis der Theologie als Wissenschaft ordnen die Beiträge des Bandes die Entwicklung von Paul Tillichs Theologie in ihren zeit- und problemgeschichtlichen Kontext ein.
Auf diese Weise ermöglicht der Band einen Blick auf die Entwicklungen der protestantischen Theologie in den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, der die üblichen Deutungen von einem radikalen Bruch mit der Theologie des 19. Jahrhunderts nach dem Ersten Weltkrieg korrigiert.