Volume 67, Issue 1

This paper is placed in the discussion about the adequate dealing with plurality, diversity and heterogeneity in religious education, especially in the different cultural contexts in East and West-Germany according to the increase of non-denominational pupils and students. It considers in a perspective of religious hermeneutics marking points of a new culture of interest in religious questions. According to the change from plurality to heterogeneity as key aspects a variety of didactical concepts is introduced which reflects the complex situation. Zusammenfassung Der Beitrag nimmt die Diskussion um den adäquaten Umgang mit Pluralität, Diversität und Heterogenität in der Religionspädagogik auf, und zwar insbesondere hinsichtlich der unterschiedlichen soziokulturellen Kontexte in Ost- und Westdeutschland und der steigenden Zahl konfessionsloser Schülerinnen und Schüler sowie Studierender an theologischen Fakultäten. In religionshermeneutischer Perspektive berücksichtigt er Spuren einer neuen Kultur religiösen Fragens. In Bezug zu dem Wechsel der Leitbegriffe von Pluralität zu Heterogenität wird die entsprechend große Zahl verschiedenartiger didaktischer Konzepte vorgestellt, die die komplexe Ausgangssituation reflektieren

Empirical research of religion brought Practical Theology to a deep understanding of the “lived religion”. According to this the specific profile of academic theology must be discussed precisely. It is necessary to describe the chances and limits of either quantitative or qualitative empirical approaches. Apparently, the crucial question is how the primary mode of religion can be analyzed and illustrated empirically. Zusammenfassung Die empirische Religionsforschung hat in der Praktischen Theologie zu beträchtlichen Erkenntnisgewinnen über „gelebte Religion“ geführt. Verbunden ist damit die Notwendigkeit der Präzisierung des thematischen Profils wissenschaftlicher Theologie. Vor diesem Hintergrund sind die jeweiligen Vor- und Nachteile sog. „quantitativer“ und „qualitativer“ Forschungsmethoden zu erörtern. Dabei tritt die Frage in den Vordergrund, wie das modale Proprium von Religion empirisch beobachtet und dargestellt werden kann.

Teachers of religious education are guided by certain concepts shaping their topics. Hence these concepts inevitably influence the process and outcome of their lessons. This applies in particular on topics like creation/big bang, evolution or historical truth of biblical narratives (e. g. Moses). This paper argues to uncover unknown issues instead of obscure them and paper over the cracks. Zusammenfassung Die Vorstellungen, die die Unterrichtenden im Fache Religion von ihren Unterrichtsinhalten haben, sind von großer Bedeutung für Verlauf und Ergebnis des Unterrichts. Dies gilt besonders bei heiklen Fragen wie Schöpfung/Urknall bzw. Evolution oder der Frage nach historischen Details biblischer Geschichten (z. B. Mose). Der Beitrag plädiert dafür, Nichtwissen und Nichtwissen- Können nicht zu verschleiern oder zu überspielen, sondern es bei der Vorbereitung und im Unterricht explizit zu thematisieren.

Do the recommendations given by the concept of „Child and Adolescent Theology“ make teaching more complex? The article tries to elucidate this question by applying the idea of “sensitivity to contingency” (M. Proske, A. Scheunpflug) to the normative notion of “Child and Adolescent Theology”. It analyses some fundamental aspects of this concept according to three basic pedagogical differences (Fritz-Ulrich Kolbe). The analysis shows that the concept of “Child and Adolescent Theology” remains unclear as to which theory of instruction it presupposes. There is also a tendency to raise the level of complexity without at the same time providing strategies to reduce complexity. Zusammenfassung Der Beitrag analysiert das religionspädagogische Leitbild der Kinder- und Jugendtheologie in kontingenzsensibler Perspektive (M. Proske, A. Scheunpflug). Anhand der drei Grundantinomien von Unterricht nach Fritz-Ulrich Kolbe befragt der Beitrag das Leitbild daraufhin, inwiefern seine Empfehlungen Komplexität erhöhen und welche Strategien der „Kontingenzbewältigung“ (Proske) es bereitstellt. Die Analyse zeigt, dass die dem Leitbild der Kinder- und Jugendtheologie zugrunde liegende Unterrichtstheorie unscharf ist und dass verstärkt Strategien zur Komplexitätsreduktion angeboten werden müssten, die das Proprium des Ansatzes nicht preisgeben.

Due to their tradition, religious objects (as “witnesses” of a tradition) are related to specific attitudes through the way they are created and used (e. g. connected with believing). In the context of pedagogical presentation and reflection, religious themes and objects are embedded in differing attitudes - e.g. the ones towards believing. Thus, teachers do not only teach methods and religious objects, but also convey a hierarchy between both levels of attitudes by their activities. Regarding the process of pedagogical reflection, this implies that an attitude arising from the witness and its religious context needs to be considered in relation to those particularly intended for teaching. Otherwise, unintended mistakes may occur even in minor wordings. Consequently, this procedure requires separate pedagogical reflections on “the attitudes towards particular attitudes”, so to speak. The intentions and applied priorities concerning those attitudes hence need to be revealed. Zusammenfassung Religiöse Zeugnisse bringen im Zuge einer tradierten Subjekt-Objekt-Relation bestimmte erwartete oder aus ihrer Genese heraus intendierte Haltungen mit sich (z. B. daran zu glauben, es glaubend anzuwenden etc.). Zur pädagogischen Reflexion gehört es, sich dazu zu verhalten, genauer: die im Zeugnis angelegte Haltung zu der durch die Lehrkraft für den Unterricht beabsichtigten Haltung ins Verhältnis zu setzen. Dabei ist zu bedenken: Mit ihrer Haltung lehrt die Lehrkraft eben nicht nur eine Methode, sondern auch diese übergeordnete Hierarchie der Haltungen. Die damit zugleich gesetzten Prioritäten sind offenzulegen. Das heißt, dass zum Religionsunterricht eine Einsicht in die (keine Übernahme von) Haltungen aus Glauben gehört. Damit verbunden bedarf der Umgang mit Haltungen aus Glauben (also der „Haltungen gegenüber den Haltungen“) bei Religiösem je nach Unterrichtsthema einer eigenen didaktischen Reflexion.

The article deals with the widespread focus of religious education on religious knowledge. This focus correlates in many cases with an understanding of Christian belief as a set of answers to human questions. Regarding to self-critical traditions in Christian theology, f. e. in the work of Nicholas of Cusa or Søren Kierkegaard, this article pleads for religious education that emerges a culture of thoughtful questions in the center of a knowledge-based school system. Zusammenfassung Der Artikel setzt sich mit der Tendenz auseinander, die Vermittlung religiösen Wissens zur Kernaufgabe des Religionsunterrichts zu erheben. Nicht selten geht damit die Auffassung einher, Glaube bestehe wesentlich darin, Antworten auf menschliche Fragen zu geben. In Aufnahme selbstkritischer theologischer Traditionen, u. a. bei Nicolaus von Kues und Sören Kierkegaard, wird demgegenüber für einen Religionsunterricht plädiert, der in einer vorwiegend wissensbezogenen Schule systematisch das nachdenkliche Fragen kultiviert.

What is gained by intensified cooperation between Protestant and Catholic Religious Education in German schools? Drawing back to empirical findings on the religious attitudes of today’s youth as well as to current pedagogical and theological discourses on difference and alterity, this article sets out to theoretically underpin such cooperation. It offers a difference-orientated perspective on cooperative ecumenical learning in RE and argues that such learning needs to be rooted in a specific learning culture. At the end, an innovative university course is presented that is designed to foster professional competencies related to interdenominational cooperation in RE. Zusammenfassung Worin besteht eigentlich der „Mehrwert“ konfessioneller Zusammenarbeit im Religionsunterricht? Der vorliegende Beitrag versucht, diese Frage differenztheoretisch zu beantworten. Er entfaltet das bildende Potenzial des konfessionell-kooperativen Religionsunterrichts unter der Leitperspektive einer „ökumenischen Differenzkompetenz“, die zunächst im gegenwärtigen religionspädagogischen Diskurs um Differenz und Alterität verortet, dann religions- und jugendsoziologisch verankert und schließlich in ihrem theologisch-bildungstheoretischen Eigensinn expliziert wird. Die Argumentation läuft auf die Pointe zu, dass gelingende Zusammenarbeit zwischen den Konfessionen im Religionsunterricht auf eine veränderte didaktische Kultur angewiesen ist. Am Ende wird ein hochschuldidaktisches Projekt vorgestellt, das darauf zielt, bei künftigen Religionslehrkräften entsprechende professionelle Kompetenzen auszubilden.

Can a person have a religious education and not participate in religious practices? What is it that distinguishes religious education from religious literacy, and a religious person from a non-religious person? In his inaugural professorial lecture, which was held at Frankfurt University, David Käbisch gives an answer to these questions regarding the most famous native of Frankfurt, the poet and writer Johann Wolfgang Goethe. By doing so, the author shares his understanding of religious literacy including current research and future plans Zusammenfassung Kann ein Mensch religiös gebildet sein, ohne an einer religiösen Praxis zu partizipieren? Was unterscheidet überhaupt einen gebildeten Menschen von einem ungebildeten, und was einen religiösen von einem nichtreligiösen? In seiner an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main gehaltenen Antrittsvorlesung beantwortet David Käbisch diese Fragen in Auseinandersetzung mit dem Namensgeber dieser Hochschule. Dabei legt er nicht nur sein Verständnis religiöser Bildung in einer modernen Großstadt dar, sondern skizziert auch seine gegenwärtigen und zukünftigen Forschungsinteressen.

In the project „youth counts“ of the University of Tübingen, data on the different programs offered by the Protestant Church were collected for the first time for a whole state (Baden-Württemberg). This includes youth work, musical programs, confirmation work as well as Sunday School. The article describes the procedure of online data gathering and presents core results. More than 300.000 young people participate in a regular program with groups which amounts to 18.5% of the 6 to 20 years old Protestants. Youth work related to schools has grown markedly over the last few years, among others because of cooperations with whole day schools. In the final part of the article, the authors point out the need for more empirical observation in the area of non-formal education, especially in the field of Protestant youth work. Zusammenfassung Im Projekt „Jugend zählt“ der Universität Tübingen wurden erstmals für ein gesamtes Bundesland (Baden-Württemberg) die Kinder- und Jugendangebote der evangelischen Kirche systematisch erhoben. Dazu zählen die Kinder- und Jugendarbeit, die musikalischen Angebote, die Konfirmandenarbeit sowie der Kindergottesdienst. Der Artikel stellt das Verfahren der Online- Erhebung vor und benennt zentrale Ergebnisse. Über 300.000 junge Menschen nehmen ein regelmäßiges Gruppenangebot wahr, dies entspricht 18,5% der evangelischen 6- bis 20-Jährigen. Ein besonderes Wachstumsfeld liegt in der schulbezogenen Kinder- und Jugendarbeit, unter anderem durch Kooperationen mit der Ganztagsschule. Der Artikel schließt mit Hinweisen auf die Notwendigkeit verstärkter empirischer Beobachtung im non-formalen Bildungsbereich, insbesondere im Feld der evangelischen Jugendarbeit.