Volume 124, Issue 3

Under the rubric of West Germanic consonant gemination the grammatical handbooks treat the Upper German development of geminate r immediately preceding the reflexes of West Germanic */j/. There is, however, no evidence that this rhotic doubling occurred during the same period in which all other consonants were affected by gemination in the emerging West Germanic dialects. Indeed, West Germanic consonant gemination generally describes a process in which all consonants except */r/ were geminated before */j/, voiceless stops were geminated before */l/ and */r/ and voiceless velars before */w/. It is the rhotic's conspicuous escape from this process in the remaining West Germanic dialects which makes its gemination in Upper German so exceptional. Geminate r begins to appear in this particular environment in Alemannic, Frankish and Bavarian manuscripts just prior to 800. It therefore appears that this gemination was a later one, perhaps an outgrowth or generalization of the earlier process, perhaps a separate process altogether. Of course to understand why */r/ was impervious to gemination by */j/ in West Germanic only to become subject to it a few centuries later, we must understand something of the mechanics of the gemination process itself. Determining the articulation of r in both West Germanic and the Upper German dialects also becomes of prime importance in accounting for this chronology.

Notker der Deutsche ist vor allem wegen seiner sog. Mischprosa bekannt, seiner lateinisch-deutschen Bearbeitungen (Textensembles) mittelalterlicher Schultexte wie der ›Consolatio Philosophiae‹ des Boethius, der zwei ersten Bücher von ›De nuptiis Philologiae et Mercurii‹ des Martianus Capella sowie einiger logischen Schriften aus der Schule des Aristoteles-Boethius, dann auch des Psalters (alle Psalmen mit den Cantica des Alten und Neuen Testamentes und einigen katechetischen Stücken). In seinem berühmten Brief an Bischof Hugo von Sitten (um 1015?, 1019/20?) hat er auch eine nouam rhetoricam , einen computvm nouum sowie quedam opuscula ausdrücklich als von ihm lateinisch geschrieben erwähnt (NkS, S. 349, Z. 18f.).

Wenn es in unserem mediävistischen Begriffsfeld eine Unterscheidung gibt, die selbst ganz und gar mittelalterlich ist, dann ist es die Unterscheidung zwischen ›weltlich‹ und ›geistlich‹. Diese Differenz ist für die kulturelle Selbstbeschreibung des Mittelalters so grundlegend, daß man sich ihr im allgemeinen anvertraut, auch wenn man weiß, daß diese Kultur die Gegenüberstellung von Immanenz und Transzendenz nicht einfach vorgefunden hat, sondern in komplexen Verfahren theoretisch begründet, symbolisch inszeniert und literarisch dargestellt hat. So markiert die Dichotomie von geistlicher und weltlicher Literatur bis heute eine Grenze, deren Wirkung durch Querverweise im Einzelfall kaum beeinträchtigt wird. Wie einschneidend diese Grenze auch da noch wirkt, wo man auf wechselseitige Interferenzen und damit auf Berührung und Verschränkung aufmerksam macht, zeigt auf sprechende Weise ein Sammelband mit dem Titel ›Geistliches in weltlicher und Weltliches in geistlicher Literatur des Mittelalters‹. In seiner Einleitung umreißt Burghart Wachinger das Problemfeld und bestimmt die Unterscheidung von ›weltlich‹ und ‹geistlich‹ als Kennzeichen der literarischen Welt des Mittelalters. ›Weltlich‹ als Gegenbegriff zu ›geistlich‹ setze mindestens die »Präsenz, wenn nicht die Dominanz der christlichen Tradition« voraus. Doch Wachinger räumt auch die Schwierigkeiten ein, die eine Sondierung des Verhältnisses von weltlicher und geistlicher Literatur mit sich bringe, so daß viele Zuordnungen strittig blieben.

»Im allgemeinen benutzt die Forschung den Begriff der Einheit von Wort und Ton in unverbindlicher Weise, d. h. ohne die gemeinte Art der Beziehung zwischen der sprachlichen und musikalischen Seite des Kunstwerks zu erläutern oder näher nach ihr zu fragen«. Burkhard Kippenberg trifft sowohl hinsichtlich einer antikisierenden, Ursprungsmythen stiftenden Mystifizierung des Minnesangs als auch hinsichtlich einer das Text-Musik-Verhältnis weniger eng beurteilenden Sichtweise den Kern des Problems. Was mit der sogenannten Einheit von Wort und Ton gemeinhin assoziiert wird, bleibt oftmals rätselhaft. Insbesondere dezidierte Aussagen über eine allgemein verbindliche Rhythmik des Minnesangs lassen sich nach Kippenberg nicht treffen. Ein Aufsatz des Musikwissenschaftlers Rudolf Bockholdt jedoch erfaßt das genannte problematisierte Verhältnis als deklamatorische Funktion der Musik, die – weniger als ›Komposition‹ begriffen – eine ›Vortragsweise‹ des Textes ist. Der ›Komposition‹ von Musik im eigentlichen Sinne oder deren rhythmischer Organisation bedarf es auch erst im Falle der Mehrstimmigkeit, die von der ›Notre-Dame-Epoche‹ eröffnet wird. Solange man – auch danach – sich noch im einstimmigen Bereich bewegt, kann man von diesem an der Mehrstimmigkeit entwickelten Organisationsparadigma nicht ohne weiteres ausgehen; man würde ein modernes Musikverständnis auf eine ganz andere Funktion der Musik übertragen, ohne dieser habhaft zu werden. Aus diesem Grund geht in diesem speziellen Fall auch die sonst durchaus zentrale Frage nach der nicht faßbaren Rhythmik des Minnesangs an der Beziehung von der sprachlichen zur musikalischen Seite des Werkes vorbei. Demgegenüber soll hier versucht werden, diese Einheit auf eine andere Weise zu fassen, die auf dem genannten Modell der Musik als ›Vortragsweise‹ beruht und konkret das Verhältnis von Text und Melodie (nicht Rhythmik) in den Blick nimmt. Beide Parameter sind analytisch verfügbar (im Gegensatz zum Rhythmus). Man wird sich an die wenigen erhaltenen Zeugnisse von originalen Minnesang-Melodien halten müssen, um zu klar definierten Aussagen zu kommen. Einer der wenigen hierfür in Frage kommenden Autoren ist Wizlav von Rügen. In einer kurzen Analyse einiger seiner Minnelieder wird versucht werden, das Verhältnis von Musik und Text zu illustrieren.