Ein neues Prüfverfahren zur Untersuchung der Rissbildung beim Feuerverzinken von Stahl*
-
Jörg Adelmann
, Dominik Körber , Rainer Landgrebe und Christina Berger
Kurzfassung
Mit einem neu entwickelten Prüfverfahren können die Bedingungen, unter denen beim Feuerverzinken von Stählen der Schadensmechanismus der flüssigmetallinduzierten Rissbildung (Liquid Metal Assisted Cracking, LMAC) auftritt, gezielt untersucht werden. Es werden u-förmige Biegeproben verwendet, mit denen unterschied- liche Spannungsgradienten realisiert werden können und die Untersuchung des Einflusses von Vorverformungen möglich ist.
Mit dem Verfahren wurden Stähle mit unterschiedlichen Anfälligkeiten gegenüber LMAC untersucht, wobei der Schwerpunkt der Untersuchungen auf dem Werkstoff S355 J2 lag. In einem breit angelegten Parameterfeld wurde bei den Zinkschmelzen vor allem der Einfluss der Legierungselemente Blei, Zinn und Wismuth auf das Gefährdungspotenzial durch LMAC näher untersucht. Von den untersuchten Versuchsvarianten wiesen der Versuch mit konstanter Beanspruchung (Zeitstandversuch) und der Versuch mit kontinuierlich zunehmender Beanspruchung (Zugversuch) die beste Indikation für ein bestehendes Gefährdungspotenzial auf. Unabhängig von der Versuchsführung und der für die Indikation herangezogenen Größe (Zeit bis zur Rissbildung, Nennspannung oder Dehnung) wurden bei vergleichbarem Gefährdungspotenzial für Versuchsdauern zwischen 5 min und 1 h jeweils vergleichbare Ergebnisse erhalten. Wichtig ist die Erkenntnis, dass noch bevor an den jeweils aufgenommenen und ausgewerteten Belastungskurven eine Schädigung erkennbar wird, in der hochbeanspruchten Randschicht Mikrorisse auftreten, die zu einer Zunahme der Aufweitung gegenüber einer gleich beanspruchten rissfreien Probe führen. Dies muss bei der Berechnung der beim Verzinken ertragbaren plastischen Dehnung aus der gemessenen Probenaufweitung berücksichtigt werden.
Abstract
A new test procedure has been developed for systematic research into the conditions conducive to liquid metal-assisted cracking (LMAC), a phenomenon which can occur when steel is hot-dip galvanised. U-bend specimens are used to achieve different tensile stress gradients and to allow an investigation of the influence of any pre-deformation. The procedure was used to test steels with different levels of susceptibility to LMAC, although the main focus was on S355 J2. Having established a broad range of parameters, closer attention was paid to the effect of the alloying elements of lead, tin and bismuth during zinc smelting on the potential risk posed by LMAC. Of the various procedures studied, the test involving constant stress (stress/time-to-rupture test) and the test where stress was continually increased (tensile test) offered the greatest indication of existing risk potential. Irrespective of the test procedure and of the variable used for the indication (time to crack formation, engineering stress or strain), comparable results were obtained with comparable risk potential for tests lasting between 5 min and 1h. One important insight is that before any damage becomes evident on the basis of load curves and their analysis, micro-cracks occur in the outer layer which is subject to high stress, and these minute cracks cause an increase in the expansion as compared to a crack-free specimen subject to similar levels of stress. This must be factored into the calculation of the plastic expansion which can be withstood during the galvanising process as measured from the specimen expansion.
Literatur
1 M.Pohl, A.Luithle: Flüssigmetallinduzierte Spannungsrisskorrosion – Schadensmechanismen und ihre Auswirkungen, Berichtsband Tagung Werkstoffprüfung 2007, Wiley VCH, S.Suche in Google Scholar
2 S.Beyer, V.Dünkel, R.Landgrebe: Dehnungsinduzierte Spannungsrisskorrosion in der Flüssigzinkphase bei der Hochtemperaturverzinkung von HV-Schrauben der Festigkeitsklasse 10.9 mit großen Abmessungen, Materialwissenschaften und Werkstofftechnik25 (1994), S. 158–166 und S. 459–47010.1002/mawe.19940251204Suche in Google Scholar
3 M.Feldmann, D.Ulbrich, G.Breitschaft: Aktuelle Forschungsergebnisse zur Rissbildung in feuerverzinkten Stahlkonstruktionen, DIBt-Mitteilungen (2009), No. 3, S. 78–84Suche in Google Scholar
4 R.Feser, C.Reiß: Untersuchungen zur Rissbildung in neuen Zinkschmelzen, Abschlussbericht Forschungsvorhaben GAV 2003–2004, IserlohnSuche in Google Scholar
5 AiF Forschungsvorhaben Nr.: 14545 N /1 Vermeidung von Rissen beim Feuerverzinken von großen Stahlkonstruktionen mit hochfesten Stählen, Abschlussbericht, RWTH Aachen (2007)Suche in Google Scholar
6 AiF Forschungsvorhaben Nr.: 15081 N Entwicklung eines praxisgeeigneten Prüfverfahrens zur Untersuchung der Einflussgrößen bei der Rissbildung von Bauteilen aus Stahl in Zinkschmelzen, Abschlussbericht, TU Darmstadt (2009)Suche in Google Scholar
7 DASt-Richtlinie 022: Konstruktionsgerechtes Verzinken – Verzinkungsgerechtes Konstruieren, Deutscher Ausschuss für Stahlbau, Düsseldorf (2009)Suche in Google Scholar
8 M.Feldmann, W.Bleck, P.Langenberg, T.Pinger, D.Tschickardt, A.Völling: Ermittlung der Rissanfälligkeit beim Stückverzinken, Materials Testing — Materialprüfung49 (2007), No. 5, S. 223–231Suche in Google Scholar
9 T.Pinger: Zur Vermeidung der Rissbildung an Stahlkonstruktionen bei Feuerverzinken unter besonderer Berücksichtigung der flüssigmetallinduzierten Spannungsrisskorrosion, Dissertation RWTH Aachen (2009)10.1002/stab.201090141Suche in Google Scholar
10 M.Feldmann, T.Pinger, G.Sedlacek, D.Tschickardt: Die neue DAST-Richtlinie zur Vermeidung von Rissbildungen beim Feuerverzinken, Stahlbau77 (2008), No. 10, S. 734–74210.1002/stab.200810088Suche in Google Scholar
© 2010, Carl Hanser Verlag, München
Artikel in diesem Heft
- Inhalt/Contents
- Inhalt
- Fachbeiträge/Technical Contributions
- Herausforderungen bei der Charakterisierung neuer Stähle*
- Ein neues Prüfverfahren zur Untersuchung der Rissbildung beim Feuerverzinken von Stahl*
- Werkstoffverhalten einer TRIP/TWIP-fähigen CrMnNi-Stahlgusslegierung bis zu hohen Dehnraten*
- Erweiterte Werkstoffprüfverfahren zur Charakterisierung von Leichtbaublechwerkstoffen im Hinblick auf die Kantenrisssensitivität*
- Analysis Techniques for Eddy Current Imaging of Carbon Fiber Materials*
- Hydrogen Influence on the Mechanical Behaviour of High Strength Steel
- Procedures for Corrosion Testing and Corrosion Failure Analysis
- Entwicklung von aufwandsoptimierten Prüfmethoden zur Charakterisierung und Harshnessbeurteilung von Luftfedern
- Residual Stress Relaxation and Surface Hardness of a 2024-t351 Aluminium Alloy
- Quality and Properties of the Friction Stir Welded AA2024-T4 Aluminium Alloy at Different Welding Conditions
- Vorschau/Preview
- Vorschau
Artikel in diesem Heft
- Inhalt/Contents
- Inhalt
- Fachbeiträge/Technical Contributions
- Herausforderungen bei der Charakterisierung neuer Stähle*
- Ein neues Prüfverfahren zur Untersuchung der Rissbildung beim Feuerverzinken von Stahl*
- Werkstoffverhalten einer TRIP/TWIP-fähigen CrMnNi-Stahlgusslegierung bis zu hohen Dehnraten*
- Erweiterte Werkstoffprüfverfahren zur Charakterisierung von Leichtbaublechwerkstoffen im Hinblick auf die Kantenrisssensitivität*
- Analysis Techniques for Eddy Current Imaging of Carbon Fiber Materials*
- Hydrogen Influence on the Mechanical Behaviour of High Strength Steel
- Procedures for Corrosion Testing and Corrosion Failure Analysis
- Entwicklung von aufwandsoptimierten Prüfmethoden zur Charakterisierung und Harshnessbeurteilung von Luftfedern
- Residual Stress Relaxation and Surface Hardness of a 2024-t351 Aluminium Alloy
- Quality and Properties of the Friction Stir Welded AA2024-T4 Aluminium Alloy at Different Welding Conditions
- Vorschau/Preview
- Vorschau