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Außenpolitik, Öffentlichkeit, öffentliche Meinung. Deutsche Streitfälle in den „langen 1960er Jahren“

  • Peter Hoeres
Veröffentlicht/Copyright: 3. Dezember 2010
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Historische Zeitschrift
Aus der Zeitschrift Band 291 Heft 3

Zusammenfassung

Der Zusammenhang von Außenpolitik, Öffentlichkeit und öffentlicher Meinung ist ein den politischen und medialen Akteuren präsenter, historisch und sozialwissenschaftlich aber noch nicht hinreichend erforschter Komplex. In den „langen 1960er Jahren“, einer Periode forcierter Medialisierung und einer Phase intensiver Diskussion über Öffentlichkeit und öffentliche Meinung, polarisierte sich die bundesdeutsche Öffentlichkeit und Politik über den atlantischen Kurs von Außenminister Gerhard Schröder, den Atomwaffensperrvertrag und schließlich über die „Neue Ostpolitik“. Axel Springer und andere mediale Akteure versuchten, einen bestimmten außenpolitischen Kurs durchzusetzen, gerieten aber dabei an Grenzen ihrer politischen Gestaltungsmacht. Aus der Perspektive der Systemtheorie scheint dies ebenso folgerichtig wie vor dem Hintergrund der Medienwirkungsforschung. Die demoskopisch ermittelte Einstellung der Bevölkerung spielte im außenpolitischen Streit eine wichtige, aber eher suspensive oder eine die politische Handlungsfreiheit begrenzende Rolle. Am Ende dieser Phase standen sich außen- und gesellschaftspolitisch fest umrissene Lager gegenüber. Ein weitreichender außenpolitischer Konsens zwischen den politischen Lagern scheint ebenso wie ein eher distanziertes journalistisches Selbstverständnis als bloßer Beobachter und Analytiker demgegenüber ein neueres, wohl flüchtiges Phänomen in der Geschichte der Bundesrepublik zu sein.

Abstract

The connection between foreign policy and public opinion is obvious to political and media protagonists but still not adequately explored as a historical and sociological fact. In the 'Long Sixties′ - a period of mediatisation and intensive discussions about the public and public opinion - the West-German public opinion was polarized by the pro-atlantic course of Foreign Minister Gerhard Schröder, by the discussion about the Non-Profileration Treaty and finally by the “Neue Ostpolitik”.

Axel Springer and other journalists attempted to promote a certain direction of German foreign policy, but they soon reached the limits of their own political influence. Seen from the approach of System Theory this seems just as logical as from the background of media impact studies.

The results of opinion polls played a significant but merely suspensive role or they restricted the opportunities of political action. At the end of this period two distinct political factions of foreign and social policy faced each other. Therefore, a broad consensus on foreign relations between the political wings seems to be a new, ephemeral phenomenon in the history of the Federal Republic, just like the self-assessment of journalists who nowadays see themselves as distant observers and analysts.

Published Online: 2010-12-03
Published in Print: 2010-12

© by Oldenbourg Wissenschaftsverlag, Gießen, Germany

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