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Pronomengebrauch und Konfliktdynamik. Exemplarische Analyse einer Gewalteskalation

  • Johannes Ebner

    Johannes Ebner, geb. 1980 in Klagenfurt. Studium der Soziologie und Architektur in Graz. Seit 2018 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) und seit 2023 im Arbeitsbereich 6 Soziologie der Transnationalisierung und Sozialanthropologie an der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld.

    Forschungsschwerpunkte: Figurationssoziologische Konflikt- und Gewaltforschung; urbane und rurale Transformationsprozesse; Personalpronomen und Figurationssoziologische Interaktionsanalyse; ethnographische und qualitative Sozial(raum)forschung.

    Wichtigste Publikationen: Beziehung oder Bezugnahme? Soziologische Revue 46, 2023: 63–76; Die Kausalität der Freakwelle: Zur Erklärung urbaner Intergruppenkonflikte. Psychosozial 46, 2023: 34–50 (mit J. Hüttermann); Situation, Figuration und Gewalt. Versuch eines gewaltsoziologischen Dialoges zwischen Randall Collins und Norbert Elias am Beispiel sexueller Kriegsgewalt. Österreichische Zeitschrift für Soziologie 45, 2020: 43–67 (mit M. Stopfinger; Tradition ohne Vergangenheit. Springer VS, 2018.

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Veröffentlicht/Copyright: 4. Mai 2024
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Zusammenfassung

Der Aufsatz untersucht, wie Konfliktakteure sich selbst (im Singular und Plural) in Beziehung zueinander und in Bezug aufeinander sozial verorten. Er zeigt, wie sie ihre Beziehung erleben und erfahren, und wie sich dabei die Figuration ihrer Beziehungen verändert. Dazu greift der Autor auf eine soziologisch kaum ausgearbeitete Perspektive zurück: Norbert Elias’ Überlegungen zu Personalpronomen. Er entwickelt diese Perspektive am Fallbeispiel eines gewaltsam eskalierenden Konflikts, der sich 2012 im ehemaligen Bonner Diplomatenstadtteil Bad Godesberg ereignete. Die Analyse fokussiert auf die Wechselseitigkeit pronominaler Bezugnahmen in der Interaktion, die Re-Figuration von Intergruppengrenzen und die sich daraus entspinnende Konfliktdynamik. Auf dieser Basis werden einige Grundlinien einer pronomensensiblen soziologischen Analyseperspektive angedeutet und Implikationen für die neuere Diversitäts-, Humandifferenzierungs- und Konfliktforschung umrissen.

Abstract

This article examines how conflict actors socially situate themselves (in the singular and plural) in relation to one another and with respect to each other. It demonstrates how they experience their relationship and how the figuration of their relationships changes in the process. To this end, the author draws on a perspective that has hardly been worked out sociologically: Norbert Elias’ reflections on personal pronouns. He develops this perspective using the case study of a violently escalating conflict that took place in 2012 in the former diplomatic district of Bad Godesberg in Bonn. The analysis focuses on the reciprocity of pronominal references in the interaction, the re-figuration of intergroup boundaries and the resulting conflict dynamics. On this basis, the author indicates some fundamental lines of a pronominal-sensitive sociological analysis perspective and provides implications for recent diversity research, human differentiation research and conflict research.

1 Annäherungen an ein Gewaltereignis

Am 5. Mai 2012 stehen sich auf der Straßenkreuzung vor der König-Fahd-Akademie im ehemaligen Bonner Diplomatenstadtteil Bad Godesberg rund 30 Teilnehmer einer Kundgebung der rechtsextremen Partei Pro NRW und ca. 600 Gegendemonstranten gegenüber. Als Pro-NRWler Mohammed-Karikaturen hochhalten, werden sie von islamistischen Gegendemonstranten gewaltsam angegriffen. 20 Polizeibeamte werden verletzt, 109 Personen verhaftet. Medien aus dem ganzen Bundesgebiet berichten.

Blickt man auf das Ereignis aus der Perspektive der Desintegrationstheorie (Heitmeyer & Anhut 2000), stellt es sich als Überlagerung alter und neuer Ungleichheiten und ethnisch-kultureller Grenzziehungen dar, die fast zwangsläufig zu einer Polarisierung der Gesellschaft (Zick et al. 2019) und zu verhärteten kulturalisierten Rangordnungskonflikten führen (Hoffman-Nowotny 1973; Esser 1996). Hält man an dieser Perspektive fest, ist erklärungsbedürftig, warum das Gewaltereignis keinen nachhaltigen Konflikt in der Stadtgesellschaft entzündet.

Bei näherer Betrachtung der Ereignisse zeigt sich, dass die Konfliktkonstellation komplexer ist, als es das Überlagerungs- bzw. Unterschichtungsmodell nahelegt. Denn an jenem 5. Mai interagieren nicht nur Demonstranten und Gegendemonstranten, sondern auch Polizei, Presse, Zuschauer u. a. Auch der lokale Kontext legt eine diversitätstheoretische Perspektive nahe. Godesberg ist ein hochdiverser Stadtteil, der – anders als das Ruhrgebiet der 1990er Jahre – nicht primär durch ethnisierte Klassendifferenzen gekennzeichnet ist. Wenngleich der ehemalige Diplomatenstadtteil in den Medien und im lokalen Klatsch als in „Zwei Welten“ gespalten beschrieben wird, ist Godesberg ein vergleichsweise friedlicher und prosperierender Stadtteil, in dem das Zwei-Welten-Narrativ lebensweltlich ständig unterlaufen wird (Ebner & Hüttermann 2022). Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, warum gerade in Godesberg ein migrationsbezogener Konflikt derart eskaliert.

Dass es sich bei dieser Eskalation um ein Rückzugsgefecht entmachteter „deutscher“ Etablierter gegen eine längst zur Normalität gewordene gelebte Diversität handelt (Crul & Schneider 2010), wird der empirischen Komplexität, Kleinteiligkeit und Gleichzeitigkeit sich überkreuzender Differenzierungslinien und -prozesse der Godesberger Stadtgesellschaft nicht gerecht (Ebner & Hüttermann 2022). Vielmehr legt die aktuelle Konfliktforschung (Crul 2016; Hall 2017; Aptekar 2017; Mepschen 2019; Hüttermann 2022) nahe, dass Konflikte in hochdiversen und sich (ungleichzeitig) diversifizierenden Kontexten nicht als Ausläufer der 1990er-Jahre-Konflikte, sondern in einem anderen Licht zu betrachten sind.

Der Konflikt vor der Fahd-Akademie verweist auf ein Problemfeld, auf das sich Konflikt- und Diversitätsforschung zubewegen: den Zusammenhang von Diversität und Konflikt – und damit Fragen der Eigentümlichkeit diversitätsbezogener Konflikte und konflikthafter Diversität, der Diversifizierung von Konfliktlinien, -themen und -konstellationen sowie der Verschränkung von gesellschaftlicher Diversifizierung und konfliktimmanenter Binarisierung.

Zur Diskussion dieser Fragen greift der Aufsatz auf eine soziologisch kaum ausgearbeitete Perspektive zurück: Personalpronomen. Konkret schließt er an Norbert Elias’ Entdeckung an, dass „Unterschiede in der Gestalt und im Gebrauch der persönlichen Fürwörter“ nicht nur als alltagssprachliche Begriffsbildungen zu verstehen sind, sondern auch „als Anzeichen für Unterschiede in der Struktur der betreffenden Gruppen, in den Beziehungen der Menschen und in der Art, wie diese Beziehungen erfahren werden“ (Elias 2009: 135). Da Pronomen den Menschen in ihrem alltäglichen Verkehr als Kommunikations- und Orientierungsmittel dienen, erlaubt die Rekonstruktion pronominaler Bezugnahmen unterschiedlicher Akteure Rückschlüsse darauf, wie diese ihre soziale Umwelt erfahren und sich selbst (im Singular und Plural) in Interaktion mit-, in Bezug auf- und in Beziehung zueinander verorten.

Im Folgenden werden mehrere am Konflikt beteiligte Akteure durch die Konfrontationssituation vor der Fahd-Akademie begleitet. Auf der Basis von Interviews und Ortsbegehungen wird durch den Pronomenfokus rekonstruiert, wie in besagtem Interaktions- bzw. Figurationssetting personen- und gruppenbezogene Selbst- und Fremdbilder hergestellt, variiert und reproduziert werden. Im Mittelpunkt steht die ‚Situational Figuration‘ der physisch Anwesenden. Sofern sich die Akteure in ihren Aussagen, Handlungen oder Deutungen direkt oder indirekt darauf beziehen, wird auch das weitere zeitliche, soziale und räumliche Umfeld des Konfliktes berücksichtigt.

Konkret werden drei analytische Ebenen einbezogen: 1. der tatsächliche Pronomengebrauch der Akteur*innen im Interview, 2. ihre aus den Interviews rekonstruierten emischen Pronomenbezüge in der Konfliktsituation, und 3. aus einer etischen Pronomenperspektive rekonstruierte Interaktions- und Beziehungsprozesse während der Konfliktsituation.

Zunächst werden die Anschlusspunkte an relevante Forschungslinien markiert (Abschnitt 2), der figurationssoziologische Pronomenansatz skizziert (Abschnitt 3) und die Daten und Methoden vorgestellt (Abschnitt 4). Abschnitt 5 ist der Pronomenanalyse des Konfliktereignisses, Abschnitt 6 einem Resümee gewidmet.

2 Relevante Traditionslinien soziologischer Pronomenforschung

Wenngleich Elias den Personalpronomen nur wenige explizite Ausführungen gewidmet hat, sind sie vielen Grundsätzen seiner Soziologie inhärent: so etwa der Konzeption des Menschen als soziales Wesen (Interdependenz von Ich-, Wir- und Sie-Identitäten), dem Fokus auf sich wandelnde Beziehungskonstellationen als Machtbalancen oder der Überwindung philosophisch-idealistischer und soziologischer Dualismen (Mikro-Makro, Individuum-Gesellschaft, Handlung-Struktur, Kognition-Emotion) (vgl. van Krieken 1998). Personalpronomen dienen den Menschen als grundlegender lebensweltlicher Koordinatensatz, um Beziehungen auszudrücken und sich ihrer eigenen Position darin bewusst zu werden:

„Alle Menschen gruppieren sich in ihren direkten und indirekten Kommunikationen miteinander als Menschen, die in bezug auf sich selbst ‚Ich‘ oder ‚Wir‘ sagen, die ‚Du‘, ‚Sie‘ oder ‚Ihr‘ in bezug auf diejenigen sagen, mit denen sie hier und jetzt kommunizieren und ‚Er‘, ‚Sie‘, ‚Es‘, oder, im Plural, ‚Sie‘, in bezug auf Dritte, die momentan oder dauernd außerhalb der hier und jetzt miteinander kommunizierenden Personen stehen.“ (Elias 2009: 133)

Anders als ‚Positionssätze‘, die sich auf soziale Rollen beziehen (Vater, Chefin), beziehen sich Personalpronomen auf die Position der bezeichneten zu der bezeichnenden Person(en). Daher ergibt sich ihre Bedeutung nur aus ihrem Verwendungskontext. In ihnen spiegelt sich der perspektivische Charakter der Beziehungen zwischen Menschen wider, d. h. „daß alle Menschen, von denen wir in der dritten Person reden, von sich selbst in der ersten Person und von uns in der dritten Person sprechen“ (Elias 2009: 136 f.). Dieser indexikalische Charakter von Pronomen und ihre daraus resultierende Bedeutung für das Gelingen von Kommunikation sind nicht nur Gegenstand sprachphilosophischer (Reichenbach 1947; Russell 2013) und interaktionistischer (Sacks 1995; Malone 1997) Analysen, sie werden auch durch die klassische (Benveniste 1971) und aktuelle textanalytische und experimentelle linguistische Forschung gestützt (Chung & Pennebaker 2007; Kacewicz et al. 2014). Welche Bedeutung und Funktionen Personalpronomen in Fragen der Kommunikation, Selbstverortung, Identität, des Gefühlslebens sowie der Aushandlung sozialer Machtverhältnisse zukommt, wird in aktuellen Debatten um geschlechts-inklusive Pronomen offenkundig, in denen eine „Politisierung von Pronomen“ (Airton 2018) erfolgt.

Elias schlägt vor, sich diese grammatischen, semiotischen, psychischen und sozialen Funktionen zweifach zunutze zu machen: als empirischen Gegenstand und als soziologisches Analyseinstrument. Denn anders als die meisten wissenschaftlichen Begriffe sind Pronomen keine substantivierenden Abstraktionen, sondern genuin relational, kontingent und perspektivisch. Da sie den Menschen als Kommunikations- und Orientierungsmittel dienen, erlaube die Analyse von Pronomenbezügen, sowohl die lebensweltlich relevanten inhaltlichen Bezüge als auch die Form der Bezugnahme und Beziehung, der Differenzierung und Identifizierung zu rekonstruieren.

Elias ist nicht der einzige Soziologe, der über Personalpronomen nachgedacht hat. Soziologisch gebildete Leser*innen denken wohl gleich an Meads (1934) Konzeption des Self als Ergebnis der Kommunikation zwischen ME (Selbstbild) und I (Selbst als Handlung). Die vergleichende Sprachgeschichte beleuchtet historische Veränderungen in der Bedeutung und Verwendung von Anredepronomen (Brown & Gilman 1968; Droste & Günthner 2021), die politikwissenschaftliche Sprachforschung untersucht den instrumentellen Gebrauch von Pronomen (‚pronominal choice‘) in Reden und Debatten (Galli de’ Paratesi & Giuliano 2009), und die sozialpsychologische Sprachforschung erforscht Pronomen als Indikatoren für Persönlichkeitsstrukturen, (unterdrückte) Emotionen und verschiedene Aspekte sozialer Beziehungen (Rude et al. 2004; Heine & Song 2011; Müller & Weymuth 2017).

Am explizitesten ausbuchstabiert, sozialtheoretisch ausgeleuchtet und empirisch untersucht sind einzelne Pronomenbezüge in der interaktionistischen Soziologie. Wegweisende Einsichten finden sich in Goffmans (1956, 1967, 1974, 1981) Arbeiten über Interaktionsrituale, -ordnungen und -rollen. Goffman verflüssigt die Kategorien ‚Sprecher‘ und ‚Hörer‘ in aufeinander folgende, wechselnde Partizipationsrollen. Damit rückt er nicht nur Prozesse der Abfolge, Überlagerung und Rahmung verschiedener Produktions- und Rezeptionsrollen ins Blickfeld, sondern auch die Entstehung komplex geschichteter Charaktere sowie die sozialen und affektiven Grundlagen von Interaktionen und Interaktionsrollen (Goffman 1974; Levinson 1988; Malone 1997: 54–58). Goffmans Ausdifferenzierung des ‚Zuhörers‘ in potenzielle Antworter, unfreiwillige und heimliche Lauscher ist die Figur des Dritten inhärent. Damit verwirft er die dyadische Konzeption von Konfliktgegnern, die a priori Akteure und Reakteure, Täter und Opfer definiert, als gegenstandsferne ‚Folk Categories‘.

Die früheste interaktionistische Untersuchung des tatsächlichen Pronomengebrauchs findet sich in Harvey Sacks’ ethnomethodologischen Konversationsanalysen. Statt, wie in der damaligen Soziologie und Linguistik üblich, von vereinfachenden Modellierungen und „idealen“ Fällen auszugehen, untersuchte er den tatsächlichen Sprachgebrauch in gewöhnlichen Gesprächen und „natürlichen“ Interaktionen (Grimwood & Miller 2014). Wenngleich Sacks, ähnlich wie Elias, Pronomen nicht systematisch behandelt hat, sind viele seiner Beobachtungen und Konzeptionen bis heute wegweisend, insb. mit Blick auf den Beitrag von Pronomen zum Funktionieren von Gesprächen sowie auf die Interpretationsleistungen der beteiligten Menschen – etwa bei der Herstellung wechselseitiger Zurechenbarkeit, bei der Variation von ‚Interactional Identities‘ (‚Recipient Design‘ als Sprechende, reine Zuhörer oder potenzielle Antworter) oder beim Signalisieren transsituativer Funktionsrollen (z. B. als Vater oder als Repräsentant einer Organisation) (vgl. Sacks 1995/I: 711–715, 1995/II: 150–154; Malone 1997: 51–54). Einige seiner Verfahrensweisen (z. B. das Ansetzen beim überraschenden Pronomengebrauch) sind auch dann instruktiv, wenn man sich seinem konstitutionsanalytischen Programm nicht verpflichtet fühlt.

Im Kanon der qualitativen Sozialforschung ist die Pronomenanalyse in der Theorietradition hermeneutischer und interpretativ-rekonstruktiver Verfahren zu verorten – etwa in der Nähe der Metaphern- und Bildanalyse, des Narrativen Interviews oder der Grounded-Theory-Methodologie (Straub 2022: 13). Die Pronomenanalyse sucht als empirisch-hermeneutische Forschung das Handlungserleben, Sinnverstehen und Selbstverorten der Akteure in symbolisch vermittelten Interaktionsprozessen rekonstruktiv zu erschließen. So ist die Interpretation von Pronomen in der Objektiven Hermeneutik (Oevermann et al. 1979) gang und gäbe. Nicht nur, weil in der Sequenzanalyse Wort für Wort rekonstruiert wird. Sondern auch, weil sich durch die Interpretation von Personalpronomen – wegen ihres indexikalischen Charakters und ihrer sozialen Funktionen – die Differenz zwischen objektiver Bedeutungs- und latenter Sinnstruktur offenlegen lässt (vgl. Loer 2016). Jedoch denkt die Objektive Hermeneutik nicht darüber nach, was das Spezifische an Pronomen ist. Während Elias oder Straubs Relationale Hermeneutik verschiedene Wissenshorizonte in die Interpretation einbeziehen und das Vergleichen, Kontrastieren und Relationieren der Erzählungen verschiedener Personen für zentral halten, geht Oevermann bei der Interpretation streng textimmanent und gedankenexperimentell vor.

Nicht zuletzt spiegeln sich Personalpronomen in migrations- und konfliktsoziologischen Konzepten wie ‚Wir-Gruppe‘ oder ‚Politisches Wir‘ wider. Jedoch werden dabei feinkörnige Unterscheidungen kaum ausgeschöpft. So wird die Unterscheidung zwischen Zweiter (Ihr) und Dritter Person Plural (Sie/Die) kaum vorgenommen. Dies gilt nicht nur für die standardisierte Diskriminierungsforschung (vgl. Preuß 2019), die Interaktionen und direkte Adressierungen ohnehin nicht erfassen kann[1], oder für Arbeiten zum ‚Politischen Wir‘ (Heitmeyer et al. 2020), in denen die Formel „Wir vs. Sie“ als Synonym für andere Begriffsoppositionen (Mehrheitsbevölkerung/Minderheit(en), Einheimische/Zugewanderte, Eigenes/Fremdes) steht. Sogar Ansätze, die sich explizit mit wechselseitigen sozialen Beziehungen beschäftigen und ansonsten feinsinnige Unterscheidungen vornehmen, verwenden Ihr und Sie entweder synonym oder beschäftigen sich nur mit dem einen oder dem anderen (z. B. Hüttermann 2000, 2018; Paul 2019; Hirschauer 2021).

Wenig Aufmerksamkeit wurde bisher auf die situativen Übergänge und Wechsel zwischen verschiedenen Pronomen gelegt. Die meisten genannten Studien konzentrieren sich auf einzelne Pronomen oder Pronomenkombinationen – z. B. den historischen Wandel des Gebrauchs der Anredepronomen SIE und Du (von Wiese 1962; Stegbauer 1997; Waterstradt 2015), die Konstruktion des ‚Politischen Wir‘ (Haid 2018), den strategischen Einsatz von Anredepronomen (Íñigo-Mora 2004, 2013) oder die Auswirkung der Verwendungshäufigkeit von Ich und Wir auf die Problemlösekompetenz einer Gruppe (Simmons et al. 2005; Kacewicz et al. 2014).

Dementsprechend liegt die Besonderheit von Elias’ Perspektive darin, nicht vom handelnden, denkenden, fühlenden ‚Individuum‘ (Ich, Ego, Selbst) auszugehen, das von ‚der Gesellschaft‘ (Alter, Nicht-Ich) umgeben ist, sondern von Menschen im Plural (vgl. Elias 2001). Auch ‚die soziale Umwelt‘ besteht aus Menschen, die von sich als Ich und Wir denken, zu denen man in unterschiedlichen Beziehungen steht (als Du, SIE, Er-Sie-Es, Ihr oder Die) und die jeweils in verschiedenen Beziehungen zueinander stehen (vgl. Elias 2009: 10–12, 134). „Es gibt kein ‚Ich‘ ohne ‚Du‘, ‚Er‘ oder ‚Sie‘ ohne ‚Wir‘, ‚Ihr‘ oder ‚Sie‘. Man sieht, wie irreführend der Gebrauch solcher Begriffe wie ‚Ich‘ oder ‚Ego‘ unabhängig von den anderen Positionen im Beziehungsgeflecht ist, auf die die übrigen Fürwörter hinweisen.“ (Elias 2009: 134)

Da Personalpronomen ihre Bedeutung durch ihre Verwendung erhalten, könne man, so Elias, diese Bedeutung nur erfassen, wenn man die verschiedenen Pronomen in ihrer Beziehung zueinander und in ihrem Gebrauch untersuche. Gerade in komplexen Gesellschaften brauche man oft „alle Fürwörter der Serie“, um den „vielperspektivischen Charakter gesellschaftlicher Einrichtungen“, Positionen und Funktionen zu fassen (Elias 2009: 137).

3 Grundlinien eines pronomensensiblen Analyseansatzes

Im Folgenden geht es nicht um die vollständige Ausarbeitung, Einordnung oder Systematisierung eines (ab)geschlossenen Ansatzes. Vielmehr kommt Personalpronomen hier die Funktion von ‚Sensiticing Concepts‘ (Blumer 1954) zu, die „erst den Horizont (eröffnen), vor dem wir uns bewegen, sobald wir etwas zu verstehen versuchen“ (vgl. Straub 2010).

Ich verstehe den Gebrauch von Personalpronomen als lebensweltliche Relationierungen. Folglich untersuche ich, wie die Beteiligten sich selbst in Beziehung zu- und Bezug aufeinander sozial verorten, wie sie ihre Beziehung erleben und erfahren, und wie sich all dies im Verlauf ihrer Konfliktinteraktion verändert. Dazu untersuche ich eine komplexe Interaktionssituation mit mehreren Beteiligten, wechselnden Grenzverschiebungen und Gruppenbildungen sowie wiederholten Fokusverschiebungen – und entsprechend vielschichtigen Pronomenbezügen.

Die Analyse lenkt den Blick systematisch auf die Diversität und performative Gleichzeitigkeit pronominaler Bezugnahmen. Indem ich Pronomen als lebensweltliche Relationierungen verstehe, mache ich mir ihren grammatisch und sozial relationalen Charakter zunutze: eben weil Personalpronomen nur im Sinn- und Funktionszusammenhang ihrer konkreten Verwendung Sinn ergeben und ihre Orientierungs-, Kommunikations- und Beziehungsfunktionen erfüllen, ermöglicht eine auf Pronomen eingestellte Optik, diese Sinn-, Funktions-, Bezugs- und Beziehungskontexte analytisch zu erschließen. Dadurch ist die Analyseperspektive nahe am Handlungserleben bzw. an der relativ natürlichen Weltanschauung (Scheler) oder an der performativen Einstellung im kommunikativen Handeln (Habermas) angelehnt. Damit soll auch ein Beitrag zur Konfliktforschung geleistet werden, der von Reifizierungen der Konfliktparteien als Gruppen abstrahiert und stattdessen konkrete Bezugnahmen von involvierten Individuen und Gruppen rekonstruiert.

Der Analysefokus beschränkt sich – ganz im Elias’schen Sinne und anders als das Gros der sozialpsychologischen, sprachwissenschaftlichen und auch soziologischen Pronomenanalysen – nicht auf ein bestimmtes Pronomen oder eine vorab festgelegte Kombination. Ebenso wenig konzentriere ich mich auf ein bestimmtes inhaltliches Referenzsystem (z. B. Ethnizität, Klasse, Gender), eine bestimmte Art des Unterscheidens (kategorial oder graduell, ordinal oder nominal, binär oder komplexer, träge oder fluktuierend usw.) oder eine bestimmte analytische Ebene (z. B. Pronomen als Sprechakte, als Marker der Gruppenbildung oder als psychische Identifikationen). Vielmehr werden im ersten Analyseschritt alle inhaltlichen Bezüge, alle Figurationen und alle Pronomen einbezogen, um lebensweltlich und analytisch relevante Bezüge und Beziehungen, Kombinationen und Übergänge, Wechselwirkungen und Widersprüche zu entdecken. Und zwar:

  1. den Wechsel des Pronomenbezugs bei gleichbleibendem inhaltlichen Bezug: Singular-Plural (Ich-Wir, Du-Ihr/SIE, Er/Sie/Es-Sie/Die), direkte und indirekte Bezugnahme (Du-Er, Ihr-Die), fokussierte und nicht-fokussierte Bezugnahme (Ich-NichtIch, Wir-NichtWir, Er-NichtEr), Involviertheit und Distanzierung (z. B. Ich-Wir-Balance); und

  2. den Wechsel des inhaltlichen Bezugs bei gleichbleibendem Pronomenbezug („Wir Godesberger“, „Wir Deutsche“, „Wir Gegendemonstranten“).

Zudem liegt meine Aufmerksamkeit auf den bisher nur wenig beachteten Übergängen, Relationen und Übersetzungen zwischen verschiedenen Pronomen bzw. deren Bedeutungen. Damit versuche ich die im interaktionistisch-pragmatistischen Denken verankerten Aspekte der Bedeutungsoffenheit, Fluidität, Kontingenz, Variabilität, Komplexität und Vieldimensionalität lebensweltlicher Kategorisierungen für die figurationssoziologische Konfliktforschung nutzbar zu machen. Konkret betrifft dies:

  1. Übersetzungen und Unterschiede zwischen Pronomen und anderen (z. B. kategorialen) Differenzierungssystemen (z. B. Ethnizität, Klasse, Gender); und

  2. Übergänge und Beziehungen zwischen verschiedenen Referenzsystemen: z. B. situative Bezugnahmen und vor-situative Wissensbestände oder Prägungen; lokale und translokale (nationale, globale, theologische, imaginierte) Bezugnahmen und Adressierungen.

Und schließlich fokussiert die Analyse auf die Relationaität, Wechselseitigkeit, Interaktivität und Performativität von Pronomenbezügen in der Interaktionssituation. Daher werden nicht die Pronomenbezüge eines Akteurs rekonstruiert, sondern die (alternierenden und/oder synchronen) Bezugnahmen mehrerer Akteure in der Dynamik einer komplexen Konfliktsituation, die wiederum aus einer etischen Perspektive rekonstruiert wird.

Konkret werden drei interdependente Analyseebenen einbezogen:

  1. der tatsächliche Pronomengebrauch der Akteur*innen im Interview;

  2. ihre aus den Interviews rekonstruierten „nacherlebten“ (Schütze) emischen Pronomenbezüge in der Konfliktsituation; und

  3. die rekonstruierte Interaktions- und Figurationsdynamik aus etischer Pronomenperspektive.

Folglich werden in der Analyse folgende Sprach- und Sinnebenen des Erzählens berücksichtigt: das subjektive Beziehungserleben und -fühlen einer „nacherlebten“ Situation (Schütze 1984); durch das Erinnern/Erzählen/Nacherleben ausgelöste Emotionen und Affekte (inkl. Mimik, Gestik); für die Erinnernden relevante Beziehungsstrukturen, Intergruppenbeziehungen und Machtdifferenziale (u. a. aus der „nacherlebten“ Situation); nachträgliche Kontextualisierungen und Reflexionen; sowie sich aus der Interviewsituation und der Interaktion mit dem Interviewer ergebende Dynamiken (erwünschte Antworten, Vertrauensaufbau oder -verlust, Feedback-Effekte etc.). 

Die Einschätzung der Relevanz eines Pronomens erschließt sich wie die Interpretation seiner Bedeutung und Funktion aus der hermeneutisch-kontextuellen Analyse. Anhaltspunkte ergeben sich – in Anlehnung an die Konversationsanalyse (Sacks, Malone), Goffmans und Elias’ empirische Analysen sowie an die Objektive (Oevermann) und Relationale (Straub) Hermeneutik – etwa aus dem Kontext des Interaktionsablaufs (Rekonstruktion aus verschiedenen Perspektiven, Abgleich mit anderen Interviews und Datenquellen); aus der Rekonstruktion der sozialen Position im Beziehungsgeflecht der miteinander interagierenden Personen; aus der Struktur des Textes (vorangehende Interviewpassagen, erzählerische und sprachliche Brüche/Widersprüche; Abweichungen vom grammatisch und sozial erwartbaren Pronomengebrauch); aus der Zusammenschau/Komparation der verschiedenen emischen Perspektiven; und aus den Relationierungen selbst. So lässt sich anhand der wechselnden Relationierung des gleichen Pronomens die rekonstruierte Interaktion sequenzieren.

4 Methode und Daten

Als Datenbasis dienen Interviews mit Personen, die am 5. Mai 2012 vor der Fahd-Akademie waren. Die Interviews stammen aus zwei Projekten, in deren Rahmen zwischen Mai 2018 und April 2021 über 40 Interviews durchgeführt wurden, davon 12 narrativ-biographische Interviews nach Fritz Schütze (1976, 1984). Nachstehende Analyse beruht auf der Feinanalyse von sechs Interviews, die „Stegreiferzählungen“ über die Demonstration in hinreichender Länge, Tiefe und Qualität enthalten, um daraus Pronomenbezüge rekonstruieren zu können. Die Interviews liegen je nach Charakteristik und Relevanz als Fein- oder Teiltranskripte vor.

Tab. 1:

Akteure der Analyse

Name

Biographische Informationen

Daten/Quellen

Gertrud (Ps.)

alteingesessene Rentnerin aus Bad Godesbergs bildungsbürgerlich-liberalem Milieu

wiederholte mehrstündige narrativ-biographische Interviews, teilweise kombiniert mit Stadtspaziergängen

Kerstin (Ps.)

in Bad Godesberg arbeitende und lebende Sozialarbeiterin aus Norddeutschland, 30 Jahre[2]

problemzentriertes Interview mit Fokus auf das hier analysierte Ereignis

Hakem (Ps.)

Schüler und Azubi, „Marokkaner/Araber“ (Selbstbezeichnung) aus dem Süden Bad Godesbergs, Anfang 20

Stegreiferzählungen im Rahmen von an Alltagsgespräche angelehnten Gesprächen während der Feldforschung

Malika (Ps.)

„Honorarkraft“ bei einem Sozialdienstleister im Süden Bad Godesbergs, Tochter marokkanischer Zuwanderer, bezeichnet sich selbst als „Marokkanerin“, Mitte 40

wiederholte mehrstündige narrativ-biographische Interviews, teilweise kombiniert mit Stadtspaziergängen

Murat K. (Klarname)

26-jähriger Hesse, der zwei Polizeibeamte mit einem Messer schwer verletzte und später wegen gefährlicher Körperverletzung, Landfriedensbruch und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte zu sechs Jahren Haft verurteilt wurde

Presseberichte nach den Ausschreitungen und während der beiden Gerichtsverhandlungen 2012 und 2014

Ralph (Ps.)

Journalist aus Bonn, war am 5. Mai 2012 vor Ort (zwischen Demonstranten und Gegendemonstranten), um für eine rheinische Regionalzeit über die Demonstration zu berichten

Interview im Rahmen einer Ortsbegehung des Areals vor der König-Fahd-Akademie

Silvia (Ps.)

Pädagogin aus Bad Godesberg, bezeichnet sich als „Deutsche unter Anführungszeichen“, Ende 20

problemzentriertes Interview mit Fokus auf das hier analysierte Ereignis

Alle Interviews waren – soweit es der jeweilige Feldforschungskontext ermöglichte – an den Prinzipien des narrativ-biographischen Interviews nach Fritz Schütze orientiert. Diese Methode ist darauf ausgelegt, subjektive Relevanzen und lebensweltliche Weltbezüge zu rekonstruieren und zueinander in Bezug zu setzen. Sie zielt darauf ab, aus dem detaillierten Beschreiben („Stegreiferzählung“) und erneuten Durchleben („Strom des Nacherlebens“) zu rekonstruieren, welche Intergruppengrenzen für die erzählende Person subjektiv relevant waren, wie sie Grenzstrukturen beim Überschreiten sozialräumlicher Grenzen erlebt hat und auf welche Wir- und Ihr-Gruppenkategorien sie dabei rekurriert. Im Idealfall bringen narrative „Zugzwänge“ (Gestaltschließungs-, Detaillierungs- und Verdichtungszwang) die Erzählenden dazu, ihre Narrationen an das „eigene Selbst“ zu richten, „das dem Biographieträger reflektierend gegenübertritt“ (Schütze 1984: 79). So lässt sich von erlebten, erinnerten und erzählten Interaktionsmustern auf handlungsleitende Emotions- und Interaktionsdynamiken schließen.[3]

Für jene beteiligten Gruppen, für die keine Interviewdaten generiert werden konnten, wird auf Medienberichte zurückgegriffen. Bspw. werden die Pronomenbezüge Murat. K.s, der einen Polizisten und eine Polizistin mit einem Messer verletzte, aus seinen vor Gericht getätigten und in der Presse abgedruckten Aussagen rekonstruiert. Mit Blick auf Teilnehmer*innen der Pro-NRW-Kundgebung und auf Polizist*innen wurde ebenso verfahren, da Interviews nicht zustande kamen. Da Medienberichte (und daraus zitierte Aussagen) eine ganz andere Qualität der Datenauthentizität aufweisen als narrative Interviews, werden sie nur in begründeten Ausnahmefällen (s. u.) als Primärquellen behandelt. Ansonsten dienen sie der Ergänzung bzw. Kontrastierung von Interviewpassagen.

Allgemein gilt, dass in der Presse kolportierte Gerichtsaussagen, auf Plakaten abgedruckte Slogans oder via soziale Medien veröffentlichte Aufrufe nicht als nacherlebendes Erzählen i. S. Schützes interpretiert werden. Sie geben Aufschluss über Verteidigungs- und Sendungsstrategien und damit über Selbst- und Fremdpositionierungen sowie über verschiedene Arten von Adressierung und Kategorisierung, Ein- und Ausschluss, Zugehörigkeit und Differenzierung. Murat K.s Pronomenbezüge werden (mit aller Vorsicht) auch aus seinen Gerichtsaussagen (und mit Verweis auf schriftliche Erzeugnisse aus der dschihadistisch-salafistischen Szene) rekonstruiert. Denn wie wir aus Interviews mit anderen Salafist*innen (Hüttermann 2017, 2022) wissen, entsprechen ihre Rechtfertigungsstrategien exakt ihrem Handlungserleben – gerade in fanatisierten, ideologisierten, radikalisierten und emotionalisierten Zusammenhängen. Sie erleben, was sie rechtfertigen und rechtfertigen, was sie erleben.

Die unterschiedliche Datenverfügbarkeit für verschiedene „Konfliktparteien“ schränkt die angestrebte Mehrperspektivität und Wechselseitigkeit der Bezugnahmen von Feldteilnehmern zwar ein. Da es hier aber nicht um eine möglichst lückenlose Rekonstruktion eines Ereignisses geht, sondern um die exemplarische Ausführung eines Analyseverfahrens, werden die genannten Schwächen in Kauf genommen. Wenngleich nicht die Perspektiven aller relevanten „Konfliktparteien“ anhand gleich belastbarer Datenquellen rekonstruiert werden können, bieten die zur Verfügung stehenden Daten doch die Gelegenheit, die Dynamik der wechselseitigen Relationierung zu erfassen.

Je nachdem, ob in der folgenden Analyse gerade eher die Interaktivität oder die Dynamik pronominaler Relationierungen im Vordergrund steht, wird der Aufmerksamkeitsfokus verschoben: In Passagen, in denen die Unterschiedlichkeit sowie das Wechsel- und Zusammenspiel verschiedener Pronomenbezüge mehrerer Personen im Vordergrund stehen, fokussiert der Text auf bestimmte, meist kurze, Interaktionssequenzen, die aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden. In Passagen, in denen eher die Übergänge zwischen verschiedenen Pronomenbezügen eines Akteurs interessieren, werden längere Prozesse des Konfliktgeschehens chronologisch aus Sicht einer Person rekonstruiert.

5 Empirische Analyse: Zur pronominalen Soziologik des Konfliktes

Zunächst wird der Kontext des Konfliktereignisses aus etischer Pronomenperspektive betrachtet (5.1). Danach wird aus den Perspektiven der Akteure rekonstruiert, mit welchen Pronomenbezügen sie am 5. Mai 2012 vor die Fahd-Akademie kommen (5.2), wie sich die Pronomenbezüge durch die sich entspinnende Interaktionsdynamik verändern (5.3) und im Eskalationsprozess (5.4) re-figurieren.

5.1 Kontext und Konstellation aus etischer Pronomenperspektive

Die Veranstaltung in Godesberg ist eine von 25 „Freiheit statt Islam“-Kundgebungen im Pro-NRW-Landtagswahlkampf. Obwohl der Einzug in den Landtag aussichtslos ist, versucht die Kleinstpartei Aufmerksamkeit zu erregen, indem sie in Städten mit großer salafistischer Szene oder prominenten muslimischen Bauten mit Mohammed-Karikaturen[4] provoziert. Nachdem vier Tage zuvor bei der Pro-NRW-Kundgebung in Solingen lokale Salafisten die Polizei angriffen, nutzen beide radikalen Gruppen Godesberg als Bühne, um ihre Botschaften an nicht-anwesende Adressaten (potenzielle Wähler, mobilisierbare Anhänger) zu senden.

5.1.1 Bad Godesberg als Wir-Sie-Figuration mit zunehmenden Wir-Ihr-Interaktionen

Seit sich der ehemalige Diplomaten- zu einem vermeintlichen Problemstadtteil wandelt, gilt Bad Godesberg in der bundesweiten Presse als exemplarisch für gesamtdeutsche Fehlentwicklungen. Der 5. Mai 2012 steht in einer Reihe von Ereignissen, die Godesberg den Ruf einer „Salafistenhochburg“ einbringen, vor Ort aber eher wenig Aufruhr erzeugen (vgl. Ebner & Hüttermann 2022).

Die Transformation Godesbergs geht auf die Regierungszeit zurück, als sich im Umfeld arabisch-muslimischer Diplomatenkreise arabischsprechende Familien aus mittleren Klassenlagen ansiedelten. Die von Saudi-Arabien finanzierte Fahd-Akademie wurde 1994 als Schule für Kinder arabischer und nordafrikanischer Botschaftsangestellter gegründet. Da sie nur vorübergehend in Deutschland bleiben sollten, war die Schule weder deutschen Lehrplänen noch der Schulaufsicht unterstellt. Als das Diplomatenmilieu nach Berlin zog, war die Fahd-Akademie Teil jener Infrastruktur, die Godesberg für bildungsaffine neo-salafistische Muslime attraktiv machte. 2003 erlangte sie bundesweite Bekanntheit als Medien berichteten, ein Prediger habe dort zum Heiligen Krieg aufgerufen und Mitarbeiter unterhielten Kontakt zum Al-Qaida-Netzwerk. Eine Initiative der Bezirksregierung, den Schulbetrieb einzustellen und die Akademie zu schließen, scheiterte (vgl. Ceylan 2018). Dies ermöglichte es salafistischen Teilmilieus, Kontakte jenseits selbst definierter Außengrenzen minimal zu halten. Wie mehrere unserer Interviews mit Personen, die sich der „marokkanischen Community“ zurechnen zeigen, ließ diese lebensweltliche Grenze zwischen Uns und Ihnen, das Außen zu einem diffusen Nicht-Wir verschwimmen.

Je mehr die selbstbewusste „Community“ in die ehemaligen Domänen des alteingesessenen Bildungsbürgertums eindringt (z. B. durch selbstbewusstes Auftreten im öffentlichen Raum, Teilhabeansprüche in lokalpolitischen Arenen oder – seit Schließung der Fahd-Akademie – die sichtbare Etablierung in örtlichen Gymnasien), nehmen Ausweich-, Konflikt- und Aushandlungsinteraktionen zu, in denen Akteure aus den beiden Milieus einander Face to Face (als Wir und Ihr bzw. als Ich und Du/SIE) begegnen (Ebner & Hüttermann 2022). Nicht zuletzt spiegelt die Fahd-Akademie die ambivalenten Folgen des ehemaligen Sonderstatus Godesbergs auch ästhetisch-materiell und symbolisch wider. Während die drei lokalen Moscheen äußerlich kaum erkennbar sind, ist der mit repräsentativen Elementen islamisch-arabischer Sakralarchitektur geschmückte Akademie-Prunkbau weithin sichtbar. Er erfüllt für viele Muslime Moschee-äquivalente Symbol- und Repräsentationsfunktionen (vgl. Allievi 2003).

5.1.2 Die ‚Situational Figuration‘ der Konflikteskalation

„Genau wo wir beide jetzt hier stehen […]“

(Lokalaugenschein mit Ralph, einem am 5. Mai 2012 anwesend gewesenen Journalisten)

„Genau wo wir beide jetzt hier stehen, genau an dieser Stelle stand 2012, am 5. Mai, die Partei Pro-NRW, also eine rechte Splitterpartei. […] Und ungefähr da wo jetzt das Auto abbiegt, befand sich die Polizeikette, also in Höhe dieser Verkehrsinsel. Quer rüber bis zu diesem Gebäude, also zwischen den beiden Grundstücken, war die Polizeiabsperrung. Und jenseits der Polizeiabsperrung war diese Rednerbühne und auch der Pulk von Gegendemonstranten, zu 90 %, ja, muslimische Ausländer. Und der Rest, die restlichen 10 % waren irgendwelche deutschen linken Gruppen.“

So beginnt Ralph, ein Journalist, der am 5. Mai 2012 vor Ort war, seine Schilderung der Ereignisse, als wir am 14. November 2018 vor der Fahd-Akademie aus seinem Auto steigen.

Aus Medienberichten, Polizei-Interviews, veröffentlichten Fotos und Videomitschnitten lässt sich der Verlauf in drei Sequenzen gliedern: 1. eine binäre Konfliktfiguration (Demonstranten vs. Gegendemonstranten) geht in eine triadische (inkl. Polizei) über; 2. die Interaktion zwischen Gegendemonstranten und Polizisten verwandelt sich von einer nicht-fokussierten in eine fokussierte Interaktion; 3. die emotionale Spannung zwischen Gegendemonstranten und Demonstranten entlädt sich gegenüber der Polizei.

Bereits Stunden vor Kundgebungsbeginn versammeln sich ca. 600 Gegendemonstranten vor der Akademie. Obwohl die Polizei nach allen Seiten Zugangskontrollen eingerichtet hat, sind neben vielen Godesberger*innen mit und ohne Migrationshintergrund auch über hundert radikal-islamische Salafisten anwesend. Zwar riet der Sprecher des Rates der Muslime in Bonn den Bonner Muslim*innen, der Gegendemonstration fernzubleiben (o. A., WDR, 06.05.2012), aber den Aufrufen in sozialen Medien sind junge Männer aus dem ganzen Bundesgebiet gefolgt.

Im Norden schirmt eine Polizeikette mit Mannschaftswagen die Gegendemonstranten vom Kundgebungsareal ab. Anwesende beschreiben die Stimmung als angespannt, aber freundlich – schließlich ist das direkt als Ihr adressierbare Gegenüber noch gar nicht anwesend. Auch die Polizei wird noch nicht als relevantes Gegenüber wahrgenommen, sondern tritt in Erzählungen – auch auf Nachfrage – nur als unbestimmtes Sie oder Die in Erscheinung. Männer beten gemeinsam auf der Straße, danach werden Reden gehalten und erste Parolen skandiert. Journalisten und Kamerateams berichten für das Lokal- und Regionalfernsehen.

Als um 15 Uhr rund 30 Pro-NRWler mit Kleinbussen ankommen und ihren Stand aufbauen, fliegen erste Flaschen in ihre Richtung. Nun adressieren die Teilnehmer beider Kundgebungen einander direkt (Wir-Ihr). Dennoch sind die Botschaften beider Konfliktparteien nicht primär aneinander gerichtet, sondern an anwesende (Journalisten, Schaulustige) und nicht-anwesende (religiöse Autoritäten, politische Eliten, potenzielle Wähler*innen, Feinde) Dritte. Zwar ist die Pro-NRW-Provokation an die Anwesenden gerichtet, aber diese werden nicht als Ihr und Du mit eigenen Agencies und Bedürfnissen imaginiert, sondern sind als Die Teil der Inszenierung.

Als Pro-NRWler Mohammed-Karikaturen hochhalten, geschieht zunächst nichts. Denn der Blick auf sie ist durch die Mannschaftswagen der Polizei versperrt. Erst als ein Pro-NRWler einen Karikaturen-Halter auf die Schultern nimmt, fliegen vom Podium angepeitscht Steine und Flaschen, die aber nur die Polizeikette treffen. Daraufhin beendet die Polizei die Pro-NRW-Kundgebung.

Diesem Veranstaltungsformat ist die Binarität einer Konfrontation antagonistischer Gruppen inhärent. Die sich entfaltende Eskalationsdynamik geht mit einer weiteren Binarisierung der Perspektiven einher: für einen Augenblick fokussieren beide Gruppen einander in der Form einer Wir-gegen-Ihr-Beziehung. Als die Polizei eingreift, richten sich Aggression und Gewalt der Gegendemonstranten gegen sie, sodass eine zweite Wir-Ihr-Grenze (mit wieder eigenen Machtbalancen) entsteht. Durch die Verschiebung des Wahrnehmungs- und Handlungsfokus auf die Polizei verwandelt sich die frühere Wir-Ihr-Beziehung zu den Pro-NRWlern in eine Wir-Sie-Beziehung.[5]

Einige Vermummte gehen mit Fahnenstangen und Zaunlatten auf vorrückende Polizisten los, die mit Pfefferspray und Schlagstöcken reagieren. Danach verlagert sich das Geschehen Richtung Süden, wo sich einige Männer in Vorgärten und Hinterhöfe zurückziehen, um von dort aus immer wieder die Polizei anzugreifen.

Bei den Ausschreitungen werden 29 Polizist*innen verletzt, zwei durch einen Messerangriff schwer. 109 Personen werden festgenommen. Die mediale, politische und zivilgesellschaftliche Diskussion über das Gewaltausmaß beschäftigt die Stadtgesellschaft bis heute – etwa bei den Gerichtsverhandlungen des Messerstechers, bei anderen Vorfällen mit „Marokkaner“-Beteiligung oder in Diskussionen über die Schließung und Nachnutzung der Fahd-Akademie.

5.2 Die Konfliktkonstellation aus mehreren emischen Perspektiven: der einen Wir, der anderen Ihr

Mit welchen Vorstellungen von sich selbst kommen die Interviewten am 5. Mai vor die Fahd-Akademie?

Im 4,5-stündigen Interview mit Malika, die nahe der Akademie lebt, zählt die Erzählung über die Kundgebung zu den wenigen Passagen, in denen sie sich narrativ und semantisch als „Muslima“ und als Teil einer Wir-Gruppe der „Muslime“ definiert. Ansonsten variieren ihre Ich- und Wir-Bezüge je nach Thema, Erzählphase und Nähe zum Interviewer. Beschreibt sie alltägliche Abläufe, Begegnungen und Routinen, steht Wir für Godesberg oder die dortige marokkanische Community; spricht sie von Godesberger „Türken“, bezeichnet sie mit Wir die gebildeteren und bildungsaffineren „Marokkaner“[6]. Spricht sie hingegen über ihre Tätigkeit als Nachhilfelehrerin für Kinder aus Syrien oder Afghanistan geflüchteter Familien, beschreibt sie sich als Teil der alteingesessenen Godesberger, wobei sie ihre Ich-Identität durch ihre Vermittlungs- und Sprecherrolle auch von den (insb. männlichen) „Marokkanern“ abhebt.

Die Kategorie „muslimisch“ verwendet sie nur, wenn sie entweder unmittelbar über ihren Glauben spricht oder von als diskriminierend empfundenen Zuschreibungen aufgrund ihres Kopftuches erzählt. Selbst wenn sie schildert, wie sie im Alltag von „Deutschen“ als Teil eines muslimischen Kollektivs adressiert wird („Wenn ihr nicht autofahren könnt, geht nachhause!“), fokussiert sie in der Erzählung eher auf ihre individuellen Gefühle. Die Wir-Identität der Muslime wird nur dann gegenüber ihrer Ich-Identität dominant (oder fällt mir ihr zusammen), wenn Malika erzählt, wie Muslime als Kollektiv adressiert werden oder handeln. So sei sie am 5. Mai vor die Fahd-Akademie gekommen, um sich als aufgeklärte Muslima gegen „die Hetze der Medien“ und „Demütigungen von Deutschen“ zu wenden.

Malika betont im Interview mehrmals, dass es sich bei den Gegendemonstranten, anders als von Medien berichtet, keineswegs um eine homogene Gruppe gewaltbereiter, radikalisierter, muslimischer junger Männer handelte (also eine klar als Sie-Gruppe identifizierbare Gruppierung, die sich selbst als situationsübergreifend stabile Wir-Gruppe beschreiben würde), sondern um einen Zusammenschluss von Menschen unterschiedlichen religiösen und politischen Hintergrunds, Geschlechts, Alters und Wohnsitzes, die nur eines einte: sich den Beleidigungen endlich entgegenzustellen. Interessant ist, dass Malika im Zusammenhang mit diesen Bündnispartnern nicht im Plural von „Deutschen“ spricht (im Gegensatz zu ihren Beschreibungen von Diskriminierungen durch „Deutsche“), sondern dass sie diese Heterogenität durch die Hervorhebung einzelner Individuen unterstreicht: „da war ne junge Frau, Deutsche, mit ihren Kindern kam sie zu dieser Demo“. Das öffentliche Beten auf der Straße beschreibt sie als spirituelles, die Wir-Identität performativ erschaffendes Erlebnis, obwohl sich daran (was sie nicht erwähnt) nur Männer beteiligen.

Silvia, eine Pädagogin, ist ebenfalls früh vor der Akademie und positioniert sich am Rande der Gegendemonstration. Sie kommt mit dem Ich der aufgeklärten und weltoffenen Bürgerin, die gegen „die Rechten“ demonstrieren will, rechnet sich im Interview selbst aber „nicht zur linken Szene“. Ein Wir-Bezug entwickelt sich bei ihr zunächst nur insofern, als sie zeigen will „dass das [Pro NRW als Sie, Anm. JE] nicht Godesberg [Wir, Anm. JE] ist“ – primär unseren [den Godesberger, Anm. JE] Muslim*innen (Euch) und „ganz Deutschland“ (einem breiten Ihnen). Sie möchte nicht der gleichen Großgruppe („also Deutsche sind ja alle, aber du weißt schon: weiße alte Männer“) zugerechnet werden wie Pro NRW. Daher versucht sie, die kulturalisierende Grenze, die Pro NRW ziehen will, zu überschreiten.

Ein anderer Interviewter[7] erinnert sich hingegen, seine Teilnahme primär an die Pro-NRWler (als Ihr) adressiert zu haben: Ich meine, du musst denen ja zeigen, dass das hier nicht geht, wir wollen das nicht hier. […] Ja, das war das, so ich stelle mich denen entgegen“. Rentnerin Gertrud erzählt im Interview hingegen, ihr sei es primär um den bundesweiten Ruf Godesbergs gegangen:

„Und dann kommen die zu uns und wollen hier die Aufmerksamkeit“

(Interview mit Gertrud)

Die waren ja auch gar nicht von hier. Aus Köln oder Dortmund oder, ich weiß nicht. Ja, ja. Godesberg das war früher etwas [Besonderes], da waren die Botschaften, die hatten wir alle hier, das war groß und wichtig und lebendig… weltoffen und da hat die ganze Welt hat nach Godesberg geschaut. […] Wissen Sie, die Journalisten warten schon darauf, dass da [in Bad Godesberg] etwas passiert, da schauen sie ganz genau hin, ist ja auch schön hier und war mal… und es ist auch nicht mehr so… naja, Sie wissen das ja alles, aber ich habe manchmal das Gefühl, die freuen sich, wenn bei uns wieder etwas passiert… Und dann kommen die [Pro-NRW] zu uns und wollen hier die Aufmerksamkeit. Natürlich, es gibt hier und das war früher auch anders, ich würde sagen besser, aber nein, die wollen wir hier nicht.“

Auch Gertrud legt Wert darauf, nicht der Großgruppe „dieser alten Deutschen“ zugeschlagen zu werden, wenngleich es ihr weniger um ihren persönlichen Ruf als um jenen Godesbergs geht. Im Gegensatz zu Silvia adressiert Gertrud vornehmlich die bundesweite Öffentlichkeit als Sie-Gruppe (und weniger die Godesberger Muslime als Ihr-Gruppe). Beide wollen verhindern, dass die für ihre Identität in diesem Kontext relevantesten Entitäten („ich“, „die Deutschen“, „die Godesberger“) Pro-NRW zugerechnet werden. Gertrud zieht hier eine klassenbezogene, auf ein „gutes“ Elternhaus, entsprechendes Bildungsniveau und Benehmen („Kinderstube“, „Anstand“) abzielende Grenze nach unten, wo sie die Pro-NRWler verortet:

„[…] das sind bestimmte Leute, wissen Sie?“

(Interview mit Gertrud)

„Wissen Sie, Sie wissen das ja, das sind auch, das sind bestimmte Leute, wissen Sie? Also wie soll man es nennen, na, da fehlt halt die Kinderstube, der Anstand, naja… das sind nicht die feinsten Leute, also ich habe ja nichts, nicht dass Sie glau…, solange sie sich… aber wir haben halt gelernt, hier war ja auch früher… und die kommen hier her zu uns und bringen ihre … [Probleme] zu uns, das gibt es in Godesberg gibt es so etwas nicht.“

Die Beziehungskonstellation, wie sie sich Silvia zunächst darstellt, lässt sich als Wir-und-Ihr-gegen-Die beschreiben, das sich schnell in ein Wir-gemeinsam-gegen-Die verwandelt. Sie versteht sich als Schutzschild, der die vermeintlich vulnerableren (muslimischen) Gegendemonstrant*innen vor der Polizei abschirmen (Wir schützen euch vor denen) bzw. zwischen den beiden Gruppen vermitteln möchte (Ich vermittle zwischen euch und ihnen). Ihr relevantes Gegenüber ist nicht Pro-NRW, sondern sind die Polizist*innen. Mit den anwesenden Muslim*innen bildet Silvia nun – in ihrer Wahrnehmung – eine Wir-Gruppe, gegen eine Sie-Gruppe von außerhalb, die „unser schönes Godesberg“ spalten und als Bühne nutzen möchte. Sie beschreibt verbrüdernde Blickkontakte mit einzelnen Individuen, die sogar vom Er/Sie zum Du/SIE werden.

Bei Gertrud stellt sich kein Wir-Gefühl ein, das alle Gegendemonstrant*innen einbezieht. In ihrem Interview zeigt sich eher ein paternalistisches Wir-für-Euch, wobei das Wir eng gefasst bleibt. Sie versteht sich weniger als Beschützerin der in diesem Moment anwesenden Muslim*innen, sondern als eine Art symbolische Verteidigerin des Islam bzw. der Religionsfreiheit; und sie ist empört, dass die Repräsentanten des staatlichen Gewaltmonopols ihre diesbezüglichen Aufgaben nicht erfüllen.

Bei Hakem, einem jungen Mann aus dem Süden Godesbergs, der sich im Interview der „marokkanischen Community“ zurechnet, lässt sich kein vergleichbares gemeinsames Wir beobachten. In seinen Erzählungen bleibt die Unterscheidung von erster und dritter Person bestehen: Wir („Muslime“ bzw. „Araber“) und Sie („deutsche“ Gegendemonstranten) gegen Die (Pro NRW) und Die (Polizei). Er bezieht die Mitstreiter weder in ein erweitertes temporäres Wir ein, noch geht er mit ihnen eine fokussierte (wenn auch nur symbolische oder potenzielle) Interaktion ein, die eine gegenseitige Wahrnehmung als Bündnispartner beinhalten würde. Er beschreibt „deutsche“ (d. h. nicht-muslimische) Gegendemonstranten als kurzzeitige strategische Verbündete, die man nicht einmal als Kollektiv direkt adressiert (als Ihr in einer Wir-und-Ihr-gegen-Die-Figuration), sondern die wie Pro-NRWler und Polizisten ein undifferenziertes und nicht-adressiertes Sie bleiben, das man als Verstärkung der eigenen Position („auch die Deutschen sind auf unserer Seite“) und später als Rechtfertigung für Gewalthandlungen (von Mitgliedern der relevanten Wir-Gruppe) nutzen kann. Als einzelne Individuen (Du/SIE oder Er/Sie) treten sie in Karems Erzählungen überhaupt nicht in Erscheinung. Was die einen als Wir erleben, ist für die anderen noch lange kein Wir. Was die einen als affektive Gemeinschaft erleben, sehen die anderen instrumentell als Zweckbündnis.

Mit welchen Ich- und Wir-Bezügen mag der 26-jährige Murat K., der wenig später zwei Polizist*innen mit einem 22 Zentimeter langen Messer schwer verletzen sollte[8], die Anwesenheit von Nicht-Muslim*innen wahrgenommen haben? Seine vor Gericht getätigten Aussagen lassen vermuten, dass sie ihm gleichgültig ist. Denn sie sind nicht Teil der ‚Umma‘ (als Wir-Gemeinschaft der Gläubigen) und daher auch als Bündnispartner nicht auf Augenhöhe – weder als ansprechbares Du/SIE oder Ihr noch als benennbares Er/Sie. Sie bleiben irrelevant, Nicht-Personen, die sich lediglich negativ – als Nicht-Wir – bestimmen lassen.[9]

Zwischenbilanz: Erstens zeigt das Auseinanderfallen von Wir-Bezügen (Silvias inklusives Wir aller Gegendemonstranten vs. Hakems transsituatives Wir der Muslime), dass das, was von außen als relativ homogene, geschlossene Konfliktpartei erscheint, kontingent, uneindeutig, widersprüchlich und konflikthaft ist. Zweitens werden die – mitunter subtilen und unbewussten – Praxen der Binnendifferenzierung und -hierarchisierung sichtbar. Dabei wird deutlich, dass auch Gertruds und Silvias Wir einen exklusiven Charakter hat. Silvias Beschreibung der situativen Konfliktkonstellation als Wir-und-Ihr-gegen-Sie-Figuration offenbart, wie sie die Beteiligten, deren Beziehungsdynamik und ihre eigene Rolle darin sieht: indem sie Muslime als schutzbedürftig (und potenziell gewaltbereit) und die Polizei als ‚Racial Profiling‘ praktizierend (und ebenfalls gewaltbereit) konstruiert, beschreibt sie nicht nur ihre eigene Interaktionsrolle (i. S. Goffmans) als Vermittlerin bzw. Übersetzerin, sie begründet auch deren Notwendigkeit und ihren eigenen Mut. Was hier sichtbar wird, ist nicht nur die Gleichzeitigkeit von Solidarität und Paternalismus, sondern wie Praktiken des Grenzauflösens gleichzeitig Praktiken des Grenzziehens und Grenzbefestigens enthalten. Und drittens wird die Unterschiedlichkeit der verbal, physisch, emotional oder gedanklich adressierten Bezugsgruppen und -systeme sichtbar, die räumlich, zeitlich und sozial jenseits der Anwesenden liegen.

5.3 Zur Neufiguration pronominaler Bezugnahmen in der Interaktion

5.3.1 Die Wut und Wir

Als die Pro-NRW-Kundgebung beginnt, will Silvia den sie umgebenden „Muslimen“ zeigen, dass sie als „Deutsche, also Nicht-Muslimin“[10] anders ist als die Pro-NRWler. Sie versteht sich als Repräsentantin eines „guten deutschen“ Wir, das mit den „Muslim*innen sag ich mal, in Godesberg“ (Ihr) gegen ein gemeinsam identifiziertes Sie zusammensteht. Und sie legt Wert darauf, dass diese Wir-Ihr-Beziehung älter und stabiler ist als die gemeinsame Opposition gegen das konkrete Gegenüber Pro NRW. Im Interview beschreibt sie, wie sie mit ihr unbekannten „muslimischen Teilnehmern“ Blicke austauscht. Angesichts der unausgehandelten Intergruppengrenzen mit instabilen Zugehörigkeiten (Wir-gegen-Sie oder Wir-und-Ihr-gegen-Sie?) bedienen sie sich einer fokussierten Interaktion zweier Individuen (Ich und Du), um sich und einander „von Mensch zu Mensch“ zu versichern, dass man „auf der gleichen Seite“ steht.

Als mehrere Pro-NRWler Plakate mit dem Schriftzug „Freiheit statt Islam“ und der berühmten Mohamed-Karikatur hochhalten, wird es um Silvia unruhig. Im Interview beschreibt sie ihre eigene Wut, die sich somatisch in Anspannung, Hitze und beschleunigtem Herzschlag äußert und sich in einen Drang nach vorne übersetzt. Sie schreit, pfeift und wird von hinter ihr stehenden Mitdemonstranten nach vorne gedrückt: „Da hatte ich nur Wut, da bin ich nach vor, wollte ich nach vor, da vergisst man alles, da sind wir, haben wir vorgedrückt – keine Ahnung, wohin wir da wollten.“

Diese Interviewpassage zeigt, wie das wütende Ich in einem nach vorne drängenden, emotional aufgeladenen Wir aufgeht, vermittelt durch ein unpersönliches man, das die distanzierte nachträgliche Reflexion anzeigen oder der Selbstexkulpierung dienen mag. Ähnliches mag für den letzten Halbsatz des Zitates gelten, dessen Reflexionston die Sinnlosigkeit der damaligen Handlung unterstreicht.

Bei allen Unterschieden ist doch allen interviewten Gegendemonstrant*innen gemein, dass sie den Moment des Karikaturen-Zeigens als körperliches Mitgerissen-Werden in einem Wir beschreiben (vgl. Collins 2011). Für Ralph, den Journalisten, stellt sich diese Situation ganz anders dar. Er erinnert sich, während er die sich im Erzählen vor seinem geistigen Auge materialisierenden Szenen gestikulierend nachspielt, er sei gemeinsam mit anderen Journalisten und den Polizisten zwischen zwei einander antagonistisch gegenüberstehenden Gruppen, die er beide als Sie-Gruppen beschreibt, eingeklemmt gewesen. Er sieht sich selbst als Individuum, die Polizisten bilden teilweise eine dritte Gruppe, die er aber nur eingeschränkt als schutzgebend einschätzt, ahnend, dass sie dies nicht so sehen.

5.3.2 Wechselnde Ihr-Bezüge

Die Polizei beendet die Pro-NRW-Kundgebung sofort, was die Gegendemonstrant*innen jedoch nicht sehen können. Der Stein- und Flaschenhagel reicht nicht bis zur Demonstration, sondern trifft nur die Polizei. Silvia versucht vergeblich, Blickkontakt mit einzelnen Polizistinnen aufzunehmen. Sie erinnert sich, ihren Ärger über Pro-NRW zunächst auf die Polizei übertragen zu haben – wenngleich eher in der Form von Empörung als blinder Wut.

Vom abstrakten Sie zum Ihr

(Interview mit Silvia)

„Da denkst du dir auch, was machen die [Polizisten] da? Jetzt schützen die die da [Pro-NRW-Demonstranten], das kann ja nicht sein, die stellen sich dazwischen. Hab ich, ich habe [zu] den Polizisten gerufen: ‚Was macht ihr? Da drüben stehen sie! Und die lasst ihr das machen? Schämt ihr euch nicht? Schämt euch, und so hab ich [gerufen].“

In Silvias Erzählung verschieben sich die Pronomenbezüge aufs Neue. Die Aggression der Gegendemonstranten richtet sich nun gegen die Polizei, die sich in diesem Moment von einer Sie- in eine Ihr-Gruppe verwandelt.

5.3.3 Wenn die Ich-Identität im Wir aufgeht

Eine ähnliche Verschiebung der Wir-Ich-Balance zugunsten des Wir ist bei Hakem zu beobachten. Allerdings setzt sie bei ihm wesentlich früher ein. Im Interview schildert er die Stimmung in der arabischen Community im Godesberger Süden vor der Demonstration als Mischung aus Empörung, Aktionismus und sozialem Druck: man wollte dabei sein, etwas unternehmen – und zwar als Wir der Godesberger Muslime (Territorium), noch nicht als Teil eines Wir der gläubigen Muslime (translokale Umma).

Bei der Akademie verwandelt sich dieses stärker lokale, sich primär auf persönlich bekannte Mitstreiter beziehende Wir in ein euphorisches Wir, in dem das alltägliche Wir der Nachbarschaft und Freundschaft mit dem weniger informellen Wir der lokalen muslimischen Gemeinschaft und dem bis dahin eher abstrakten, lebensweltlich kaum relevanten Wir der transnationalen Gemeinschaft der Gläubigen (Umma) verschmilzt. Hakem wundert sich über die „deutschen“ Gegendemonstranten: sie sind ihm als Verbündete willkommen, aber in seinen langen ‚nacherlebenden‘ (Schütze 1976) Erzählpassagen gibt es keinerlei Hinweise auf einen direkten Kontakt oder eine Interaktion. Er beschreibt ein Nebeneinander zweier Gruppen (Brubaker 2002), die temporär auf der gleichen Seite stehen. Die „deutschen“ Mitstreiter*innen sind Verbündete; als gemeinsame, wenn auch nur vorübergehende Wir-Gruppe – wie es z. B. Silvia beschreibt – empfindet er sie weder vor Ort noch in der Erinnerung. Auch Malika bezieht „deutsche“ Gegendemonstrant*innen weder narrativ noch semantisch in eine ihrer Wir-Gruppen ein. Aber während sie sich an Gespräche mit ihnen (Ihr) erinnert, bleibt es bei Hakem bei einem Nebeneinander ohne direkte Interaktion (Sie).

Als die Mohammed-Karikaturen hochgehalten werden, fühlt Hakem sich kurz als Einzelkämpfer (Ich wird dominanter als Wir). Seine Beziehung zu den Pro-NRWlern lässt sich danach unterscheiden, wer als Wir-Gruppe am relevantesten ist. Berichtet er von seinen Emotionen und Handlungsimpulsen (sowie von deren Zügelung), spricht er von den Pro-NRWlern zwar in der dritten Person Plural (Sie), beschreibt seine damalige Beziehung zu ihnen aber als Ich-Ihr- bzw. als Man-Ihr-Beziehung.

„wenn ihr uns beleidigt, da schreit man dann auch“

(Interview mit Hakem)

„Irgendwann ist zu viel, da kannst du nicht mehr… so dann bin ich auf die zu und hab Steine, also ich hab nicht Steine so, aber wollte ich zu die hin, zurückgeben, aber war ja Polizei… hab so zu die zurück, wenn ihr uns beleidigt, da schreit man dann auch.“

Wenn er sich hingegen als Verteidiger des Islam beschreibt, verwandelt sich seine Beziehung zu den Pro-NRWlern in eine Ich-Sie-Beziehung: die relevanten Adressaten seiner Handlungen (als Ihr) sind dann nicht mehr Pro-NRWler, sondern rechtgläubige Muslime. Dabei bleibt während des ganzen Interviews die Umma, die als Gemeinschaft der Gläubigen die Figuration der Anwesenden (auch der anwesenden Muslime) transzendiert, als Wir-Gruppe relevanter als die anwesenden Dschihadisten. Diese werden nicht als Teil der eigenen ‚Überlebenseinheit‘ (Elias 2001) beschrieben, obwohl er in der Masse vermeintlich physischen Schutz und Anonymität finden könnte.

Mit Blick auf die physisch Anwesenden unterscheidet Hakem nicht zwischen Godesberger Freunden oder Verwandten und angereisten Dschihadisten (im Gegensatz zu Malika erzählt er nicht von einer persönlichen Begegnung mit bekannten Salafisten): „Weißt du, die beleidigen dich, alle, so wenn du… weißt du, deine Mutter, dein Vater, Onkel, deine Brüder, Schwester, alles, verstehst du, auch die von früher so, Oma und die Mutter von deiner Oma… alle!“

Hakem empfindet die Beleidigung Mohammeds als persönliche Kränkung (des Ich), die gleichzeitig eine Beleidigung aller Muslime und daher auch seiner Familie darstellt. Auch in der Erzählung verschmelzen verschiedene Wir-Gemeinschaften, bis schließlich Ich und Wir nicht mehr trennbar sind.

5.3.4 Vom Ihr zum Nicht-Wir, vom potenziellen Du zum unpersönlichen Rollenträger

Bei allen Unterschieden sehen sich alle interviewten Gegendemonstrant*innen zunächst in einer Wir-Ihr- oder Wir-Sie-Beziehung mit den Pro-NRWlern. Andere potenzielle Sie- oder Ihr-Gruppen (Polizist*innen bei der Einlasskontrolle, Journalist*innen, Schaulustige) werden bisweilen nebenbei erwähnt, bleiben aber in allen Erzählungen mehr oder weniger im Hintergrund. Ähnliches gilt in sehr unterschiedlichem Ausmaß für nicht-anwesende Dritte (politische Eliten, potenzielle Wähler*innen, deutsche Öffentlichkeit, Umma).

Als die Polizei präsenter wird und schließlich eingreift, verwandelt sich die binäre in eine komplexere Figuration: für Silvia und Gertrud wird sie zu einer triadischen Figuration, bestehend aus Kundgebungsteilnehmern, Gegendemonstranten und Polizei, wobei zu diesem Zeitpunkt sowohl Koalitions- als auch Gegnerschaftsbeziehungen mit der Polizei noch für möglich gehalten werden. In den Erzählungen von Malika und Hakem bleibt die Konfliktkonstellation hingegen binär, wobei die Wir-Sie-Beziehung sich für sie nur relativ kurz in eine direktere Wir-Ihr-Beziehung verwandelt. Bemerkenswert ist, dass sich das Ihr zwar ausdifferenziert, gleichzeitig aber verengt und entpersonalisiert. Das Gegenüber fächert sich kurz zu mehreren Ihr-Gruppen auf. Aber Malika und Hakem beschreiben ihre Gegenüber nun nicht mehr als Menschen, sondern reduzieren sie auf ihre konkrete Handlung in diesem einen Moment, die sie fortan vollständig definiert: Pro-NRWler werden zu Blasphemikern, Polizist*innen zu Blasphemie-Ermöglichern. Aus Individuen, die man als Du oder SIE ansprechen kann und die sich selbst als Ich wahrnehmen, werden unpersönliche Rollenträger. Bald unterscheiden Malika und Hakem auch nicht mehr zwischen Hochhaltern und Ermöglichern. Da Pro-NRWler von der Polizei längst zu ihren Kleinbussen und aus dem Stadtteil eskortiert sind, nimmt die Konfliktfiguration auch aus etischer Perspektive rasch wieder einen binären Charakter an. Die Konfrontationslinie verläuft nun endgültig zwischen Gegendemonstranten und Polizei. Hakems Wut, Aggression und verletzter Stolz, die eigentlich primär Pro-NRW gelten, richten sich nun gegen die Polizei.

Zwischenbilanz: Die Veränderung der Pronomenbezüge offenbart einerseits ein weiteres Auseinanderklaffen der Perspektiven, andererseits deren wechselseitige Konstitution. Die multiperspektivische Analyse legt nicht nur sich verschiebende Konfliktlinien frei, sondern auch Konkurrenzdynamiken innerhalb sozialer Gruppen, das Auflösen alter und das Entstehen neuer Allianzen und Feindschaften. Die Analyse von Pronomenübergängen macht den kontingenten Charakter der vermeintlich starren Konfliktkonstellation deutlich. Die Rekonstruktion dieses Polarisierungsprozesses aus verschiedenen emischen Perspektiven macht psychosoziale Prozesse sichtbar, die an der Transformation einer komplexen Beziehungskonstellation in eine dyadische Wir-Ihr-Figuration beteiligt sind. Dabei zeigt sich, dass sich solche Prozesse als interdependente Grenzverschiebungen zwischen Ich und Wir, Wir und Ihr, Wir und Sie sowie Wir und Wir konzipieren lassen. An Hakem wurde demonstriert, wie Wir-Bezüge größer und kleiner, inklusiver und exklusiver, hermetischer und durchlässiger werden.

5.4 Zur Re-Figuration pronominaler Bezugnahmen im Eskalationsprozess

Bald werden die Wurfgeschosse nur noch gegen die Polizeikette geschleudert. Die Gegendemonstranten teilen sich auf: mehrere junge Männer streben auf die Absperrgitter zu und wieder zurück, werfen Steine, Flaschen, Mülleimer. Die mit Schlagstöcken und Tränengas vorrückende Polizei wird mit Tritten und Zaunlatten attackiert. Die meisten Gegendemonstrant*innen bringen sich in Nebenstraßen oder auf dem Akademie-Gelände in Sicherheit.

5.4.1 Efferveszentes Wir, ent-individualisiertes Nicht-Wir und vergegenständlichendes Das

Wie gesehen, werden die Anwesenden trotz ihrer unterschiedlichen sozialen Positionen und individuellen Motive von der Dynamik der Situation mitgerissen.

Bei Hakem wird dies besonders deutlich, wenn man sein Interview mit den medial kolportierten Gerichtsaussagen des wegen Totschlags angeklagten Murat K. kontrastiert (o. A., Tagesspiegel, 10.10.2012; nhh/AFP, Focus.de, Oktober 2012). Murat K.s binäre Weltsicht ist stabiler und von der situativen Dynamik weitgehend unabhängig. Er teilt die Welt in Rechtgläubige und Ungläubige ein: wer nicht für uns ist, ist gegen uns. Murats Worte enthalten keine Hinweise auf Emotionen – weder auf positive (Stolz, Genugtuung) noch auf negative (Scham, Reue, Hass, Wut). Die Polizisten erscheinen nicht als Individuen oder Menschen, sondern als „Feinde des Islam“, als Repräsentanten des intoleranten Westens.

Während „der Islam“/„Gelehrte“ und „der Westen“/„der deutsche Staat“/die Polizei als handelnde Subjekte erscheinen, beschreibt Murat sich selbst als Objekt, als Werkzeug, durch das Gott sein gerechtes Urteil vollstreckt. In dieser Logik deduziert sich Gewaltanwendung aus einem universellen „göttlichen“ Gesetz (wer den Propheten beleidigt, verdient den Tod) und einer raum-zeitlich konkreten Randbedingung (Pro NRW beleidigt den Propheten, die Polizei lässt dies zu). Dieses Delegieren von Verantwortung mag Teil einer Verteidigungsstrategie sein, jedoch erfolgt es nicht an weltliche Instanzen, sondern an metaphysische. Murat K. betont wiederholt, als Einzeltäter gehandelt zu haben, nicht im Auftrag oder durch Verführung Dritter. Sein Auftritt vor Gericht ist nicht an deutsche Justizbehörden und Öffentlichkeiten adressiert, sondern an 1. Gott/Mohammed, 2. religiöse Autoritäten, die sein Verhalten gutheißen, und 3. die imaginierte Gemeinschaft der Umma, in der er fortan vermeintlich hohes Ansehen genießt. Zugleich erhebt er sich über alle, die diese Pflicht nicht erfüllen.

Dagegen sind für Hakem, der ein „normales Leben, weißt du, Arbeit, Frau, Kinder, Freunde, Moschee, Urlaub“ anstrebt, juristische Sanktionen grundsätzlich relevant. Aber nicht an diesem Tag, an dem ihm deutsche Behörden als antagonistische Andere gegenübertreten. Wie gesehen, fallen selbst für Silvia und Gertrud Polizisten kurz mit Blasphemikern in eins. Die Konfliktkonstellation wird binarisiert in Freund/Feind, Gut/Böse, Richtig/Falsch, Wir/Die. Aber bei Hakem löst sich diese Binarität nicht gleich wieder auf, weil sie nicht nur aus der Konfrontation entsteht. Seine Schilderung des gemeinsamen Betens zeugt davon, wie die rituelle Aufladung die Betenden in einen spirituellen Körper verwandelt, der physisch unverletzbar scheint (vgl. Hüttermann 2003). Einzelne Ich und Wir verschmelzen zu einem emergenten Wir (Durkheim 1994), das es im Alltag so nicht gibt. Paradoxien des Alltags lösen sich in einer eindeutigen Wir-Sie-Polarität auf; erinnerte Gefühle (beschmutztes Selbst, verletzter Stolz, Scham, Schamangst, Wut), Interaktionen (Beschämung) und Interaktionspartner („Deutsche“) werden in die Situation übertragen.

Aber anders als Murat ist Hakem kein ‚kompetent Gewalttätiger‘ i. S. Collins’ (2011: 565–568). Er geht auf die Polizisten nicht mit einem Messer los, sondern wirft Steine in ihre Richtung. Wie wir aus Collins’ Gewaltanalysen wissen, lassen sich Gewalthemmungen und Identifikationen mit dem Gegner mithilfe von Distanzwaffen auch ohne negative Emotionen überwinden. Während beim Attackieren mit einem Messer oder einer Zaunlatte ein Mensch adressiert wird (den man als Du oder SIE ansprechen könnte), bleiben beim Steinewerfen die verbarrikadierten Polizisten und die unsichtbaren Pro-NRWler ein anonymes Kollektiv, das sich nicht einmal als adressierbares Ihr materialisieren muss, sondern ein fernes Die oder Nicht-Wir bleiben kann. Anders als Silvia, die von „Polizisten“ spricht, verwendet Hakem durchgehend die abstrakt-vergegenständlichende Bezeichnung „die Polizei“.

Indes versucht Silvia, abseitsstehende Polizistinnen anzusprechen (als SIE). Als ihr bewusst wird, dass die Aggression nun ganz der Polizei gilt, bricht auch für sie das performative Wir der Schicksalsgemeinschaft zusammen.

5.4.2 Vom Nicht-Wir zum Nicht-Ich in der Gefahrensituation

So unterschiedlich sich die Pronomenbezüge in den verschiedenen Erzählungen verändern: zu diesem Zeitpunkt löst sich bei allen interviewten Gegendemonstrant*innen (außer Hakem) ein benennbares Gegenüber auf. Für Silvia und Gertrud gibt es nun kein Ihr mehr. Mit dem Wir haben sich auch die Ihr- und Sie-Bezüge aufgelöst.

„da ist alle gleich“

(Interview mit Silvia)

„Da läuft man nur noch und, glaub mir… da ist egal, wenn du vorher zusammengestanden, zusammen gerufen, wenn der mit ’nem Prügel [Zaunlatte, Anm. JE] auf dich zu rennt, der will nicht zu dir, hinter dir ist die Polizei, der will auf die… aber der… da ist alle gleich. Du weißt ja auch nicht, was die Polizisten mit dir machen, wenn die einen da… ich glaub weiß nicht, ob die da unterscheiden könn… die werden ja auch mit Steinen, also.“

In der von Angst und Enttäuschung geprägten Fluchtsituation ist unwichtig, wer das Gegenüber ist, die Grenzen zwischen Bündnispartnern und Gegnern verschwimmen (grammatisch verstärkt durch den Singular ist statt dem Plural sind in „da ist alle gleich“). Es gibt kein Wir, kein Ihr oder Sie mehr, keine Pro-NRWler, Polizisten, Muslime, Zuschauer, Presseleute, Gegner, Verbündete oder Neutrale. Selbst die Unterscheidung zwischen Wir und Nicht-Wir, die kurz zuvor noch wie eine existenzielle Grenze schien, löst sich auf. Zurück bleibt das einsame Ich, umgeben von einem bedrohlichen Nicht-Ich. Die Wir-Ich-Balance, die sich zuvor zugunsten des Wir verschob, pendelt nun ins andere Extrem.

5.4.3 Der Wir-Ihr-Binarismus und die Performativität gruppenbezogener Emotionen

Im Interview nutzt Hakem Formulierungen, die das Überschreiten einer roten Linie beschreiben: Das war zu viel, irgendwann ist es einfach zu viel! (…) Das Maß war voll, bis über den Kopf, da kann man nicht mehr anders. (…) Ja, wir hätten ruhig sein können, wir wollten aber nicht mehr.“

Zwar spezifiziert er nicht, was „zu viel“ gewesen sei: die Mohammed-Karikaturen, dass dies in Deutschland möglich ist oder dass es in seiner Nachbarschaft geschieht. Aber das Plural-Wir und das unpersönliche man lassen darauf schließen, dass er primär alltäglich erlebte Demütigungen meint, wie sie auch Malika beschreibt.

„wenn du jeden Tag deinen Esel quälst, irgendwann tritt er dich“

(Interview mit Malika)

„Es haben 25 Pro NRW Leute gereicht gegen tausende Araber und Muslime, es hat gereicht um wirklich das Fass zum überlaufen zu bringen. Das muss man auch verstehen, immer draufhauen, irgendwann kommt eine, wir sagen in Marokko zum Beispiel, „wenn du jeden Tag deinen Esel quälst, irgendwann tritt er dich“, auch wenn du ihn fütterst, irgendwann tritt er dich, das ist eben so. Kann ich gar nicht richtig beschreiben, das tut weh.“

Während Malika konkrete Täter (Pro NRW) und Opfer („Araber und Muslime“) nennt, bleiben jene, die im Alltag „immer draufhauen“, unspezifiziert. Schildert sie hingegen von Gegendemonstranten verübte Gewalt, nutzt sie Formulierungen ohne grammatisches (und handelndes) Subjekt („Pro NRW gegen, genau, es eskalierte.“).

Auch in Hakems Interview ist der erzählerische Verweis auf demütigende Zurechtweisungen in der Innenstadt ein wiederkehrendes Motiv, das sozial, zeitlich und räumlich über die Interaktion der am 5. Mai Anwesenden hinausweist. Noch verletzender als persönliche Erlebnisse seien beobachtete und erzählte Erlebnisse der engsten Bezugspersonen, die ihm im Alltag Geborgenheit geben und für deren Sicherheit er sich verantwortlich fühlt. Durch die Interviews mit Hakem und Malika zieht sich ein Gefühl der Hilflosigkeit, der Ohnmacht, des Nicht-Gehört-Werdens. Bei Hakem zieht dies verdrängte Scham nach sich, die dann in Wut umschlägt (vgl. Scheff & Retzinger 1997).

Diese Gefühle stellen sich bei Hakem vor der Akademie wieder ein. Die Mohammed-Karikaturen sind ein für alle sichtbarer Anlass, sich symbolisch gegen die täglichen Demütigungen zu wehren. Obwohl er vom blasphemischen Akt nicht überrascht ist, erhält die affektive Dynamik weitgehende ‚relative Autonomie‘ (Elias 2009: 75–109) über längerfristige Ziele. Hakem legt es an diesem Tag darauf an, die Kontrolle zu verlieren. Dies wird nicht nur durch das gemeinsame Beten und das Anpeitschen der Festredner erleichtert. Er ist sich auch des Rückhalts der lokalen Bevölkerung sicher – sowohl seiner relevantesten Wir-Gruppen (Familie, Freunde, „Community“) als auch der anwesenden „Deutschen“ (wie Silvia und Gertrud), die er im Interview als ‚moralische Dritte‘ (Benjamin 2017) anführt.

5.4.4 Auseinanderklaffen von Selbst- und Fremdwahrnehmung

In dieser Situation bietet sich Hakem eine Möglichkeit, die er im Alltag kaum hat: er kann sich wehren, die Kränkung verbalisieren, aufgestaute Ängste und Wut ausagieren und sich für tägliche Demütigungen revangieren – vor den Augen der beschämten Familienmitglieder und mit der Absolution durch religiöse Autoritäten. Dieses Motiv des Wehrens, des Aufbegehrens, des Sich-zu-Wort-Meldens findet sich bei Hakem und Malika an mehreren Interviewstellen – und zwar nicht nur in reflektierenden Erzählphasen (als nachträgliche Rationalisierung oder Entschuldigung), sondern gerade in stark ‚nacherlebenden‘ (Schütze 1976).

Das Auseinanderklaffen von negativen Fremdzuschreibungen und positivem Selbstbild, von Ambitionen und tatsächlichen Chancen, das Hakem und Malika übereinstimmend als besonders ehrverletzend schildern, ist charakteristisch für die verwehrte Anerkennung der aufstrebenden arabisch-sprechenden Mittelklassen in der Godesberger Stadtgesellschaft (vgl. Ebner & Hüttermann 2022).

Aber am 5. Mai 2012 ist die Machtbalance zwischen Alteingesessenen und Avancierenden anders verteilt als im Alltag – sie entspricht dem eigenen Anspruch und Selbstverständnis. Hier im Godesberger Süden kennen Hakem und seine Kumpels sich besser aus als die Polizei, hier sind sie zuhause, keine Außenseiter, sondern Etablierte (vgl. Elias & Scotson 1993): „ich kenn da jeden Hof und jeden Busch“. Die auf großer, symbolisch bedeutender Bühne erfolgte Kränkung soll anders enden als alltägliche Kränkungen, in denen „man irgendwann einfach alles hinunterschluckt“. Die selbstzerfleischende Ironie des folgenden Interviewausschnitts steht nicht nur für die moralische Bitterkeit der Gedemütigten, sondern auch für Malikas Hoffnungslosigkeit.

„Aber wir dürfen ja nicht, ne?“

(Interview mit Malika)

„Aber wir dürfen ja nicht, ne? Wenn jetzt jemand anders, sagen wir mal ein Deutscher, aggressiv wird: ‚ja der hat ja Recht, der kann nicht so viel ertragen‘. Wieviel Last soll ein Mensch tragen? Ja, was sind wir? Ich schätze mal Menschen, auch wenn man sich nicht, manchmal, so vorkommt, aber ich schätze Mensch.“

Anders bei Hakem: die ihm in täglichen Face-to-Face-Interaktionen verweigerte Anerkennung als ehrgeiziger junger Mann wird im Hier und Jetzt durch das Teilhaben an einer großen ‚imaginierten Gemeinschaft‘ (Anderson 2006), der Umma, überschrieben. Indem sich der Fokus seiner Pronomenbezüge von der alltäglich-lokalen auf eine metaphysisch-transnationale Ebene verschiebt, empfindet sich der lokale Außenseiter vorübergehend als Angehöriger einer Etabliertengruppe. Er kompensiert alltägliche Statuszuschreibungen als Außenseiter (beschädigtes Selbst, Gruppenschande) durch die temporäre Identifikation mit einer etablierten transnational-religiösen Wir-Gemeinschaft und deren Gruppencharisma.

Später, als sich das Geschehen in umliegende Straßen und Höfe verlagert und der „Straßenkampf“ (Ralph) in ein „Katz-und-Maus-Spiel“ (Hakem) mit der Polizei übergeht, fächern sich auch seine Wir-Bezüge auf. Als sich die Spannung der direkten Konfrontation auflöst, löst sich das efferveszente Groß-Wir zwar nicht ganz mit auf, aber es verliert an Absolutheit. Die ‚Umma‘ wird zu einer von mehreren relevanten Wir-Gemeinschaften. Aber ein Teil ihres Gruppencharismas hat sich auf Karems Selbstbild übertragen, der nun im Interview sprachlich wieder stärker als Individuum (Ich) hervortritt. Wie er stolz erzählt, tritt er nun gegenüber auswärtigen Kämpfern als Gastgeber mit Insiderwissen auf („zeigst du ihnen so hier hin geht da hin ‚Bruder‘, normal“), die er im Plural („geht“/Ihr), aber auch im Singular („Bruder“/Du, das ein Wir ausdrückt) anspricht und über die er im Interview nun als Sie („ihnen“) spricht, während sie vorher immer als Teil des Wir und nicht als eigene Gruppe erschienen.

Nun rücken spielerische, lustvolle Elemente in den Vordergrund, auch Hakems Mimik während des Erzählens lässt auf freudige Erregung beim Nacherleben schließen. Die Funktion für mich wird autonomer von jenen Funktionen, denen sie die ganze Zeit untergeordnet war: für euch (anwesende Großsalafisten und Familienmitglieder), für sie (nichtanwesende Bezugspersonen), für uns (die Umma) und für es (die Sache). Auch die Polizei wird als Gegenüber wieder klarer benennbar, ohne zum gleichberechtigten „Mitspieler“ zu werden. Hakems Blick öffnet sich wieder für anwesende Dritte, z. B. für Anwohner*innen, die in seiner Narration nun als Komplizen oder Publikum auftreten.

5.4.5 Vom Wir zum Ich: Kulturalisierung und Ausdifferenzierung der Pronomenbezüge im Rückblick

Silvia erzählt, sie habe sich im Nachhinein „ehrlich gesagt sehr darüber geärgert“, dass „die Muslime“ sich an diesem Tag bei „den Godesbergern“ viele Sympathien verspielt haben. Sie, die zuvor die anwesenden Salafisten in ihr Wir der ‚guten‘ Gegendemonstranten eingeschlossen hatte, fasst nun „Muslime“ zu einer Sie-Gruppe zusammen, die sie außerhalb des Wir verortet und einer anderen Sie-Gruppe, „den Godesbergern“, gegenüberstellt, wodurch sich gleichzeitig einzelne Individuen in ein Kollektiv (Ihr oder Die) verwandeln. Plötzlich nutzt sie Religion als zentrale Zugehörigkeits- bzw. Grenzkategorie. Sie nimmt „den Muslimen“ übel, sich nicht wohl verhalten und so die Chance auf einen Gründungsmythos eines gesamt-Godesberger Wir verspielt zu haben. Sich selbst positioniert sie sprachlich jenseits beider Wir-Gruppen (sie sagt nicht „uns Godesbergern“, sondern „den Godesbergern“). Gerade sie, die zuvor als Fürsprecherin bedrängter Mitbürger*innen aufgetreten ist, ist nun von deren Undank gekränkt. Hier vollzieht sich in wenigen Stunden ein Wandel in den Beziehungen zwischen einheimischen Fürsprechern und zugewanderten Klienten, den Hüttermann (2022) in den letzten Jahrzehnten in Teilen der deutschen Einwanderungsgesellschaft beobachtet. Gleich darauf präzisiert Silvia:

„das sind nicht die Normalen aus der Nachbarschaft“

(Interview mit Silvia)

„Das waren ja nicht alle, nur ein paar, vielleicht fünf oder so, sechs, oder was weiß ich zwei oder zehn, aber da waren ja viel mehr, hunderte dort, auch Muslime, viele aus der Nachbarschaft hier, die sich auch kennen. Aber das waren ja Extreme, Extremisten aus ganz Deutschland, die haben auch schon so, also die haben so ausgeschaut, wie man sich das halt vorstellt, da weißt du schon, das sind nicht die Normalen aus der Nachbarschaft. Hier in Godesberg gibt es auch welche, die schauen so aus, also aber das sind ganz normale… gläubige Menschen, aber die waren nicht von hier.“

Die Sie-Gruppe „Muslime“ wird wieder aufgebrochen und in verschiedene Teilgruppen zerlegt: „normale“ muslimische Godesberger, salafistische Godesberger und auswertige Extremisten. Die Vorstellung, dieser Vorfall sei kein (primär) lokaler, sondern ein von außen in die Stadtgesellschaft hineingetragener Konflikt, findet sich in vielen unserer Interviews und in Presseerzeugnissen.

Silvias Befürchtung, die Störenfriede „von außen“ hätten vieles von dem, was im Godesberger Alltag mühsam aufgebaut wurde, zerstört, sollte sich indes nicht bewahrheiten. Zwar kostet die Gewalteskalation der muslimischen Bevölkerung Bonns kurzfristig Sympathien in der breiten Bevölkerung. Doch als Pro NRW ein Jahr später wieder eine Kundgebung in Godesberg abhält, stellt sich ihr ein lokal noch breiter verankertes Bündnis aus religiösen (christlichen, muslimischen und muslimisch-christlichen), politischen und zivilgesellschaftlichen Initiativen aus ganz Bonn entgegen (vgl. Ebner & Hüttermann 2022: 224–225). Und zwar nicht in der Form einer Gegendemonstration, sondern einer Distanzierungsgeste: mit gemeinsamen Gebeten, Konzerten und Diskussionen in der ganzen Stadt – als Wir ohne Gegenüber.

Zwischenbilanz: Das untersuchte Konfliktereignis passt schon deshalb nicht zu einer statisch-dichotomen Konzeption von Konflikten, weil sich die gesamtgesellschaftlich machtschwächere muslimische „Minderheit“ hier in Überzahl befindet. Die Analyse der emischen Selbst- und Fremdkonzeptionen zeigt zudem, dass die vermeintlich schwachen Außenseiter ihr Stigma ablegen, indem sie sich mit weit über den lokalen und aktuellen Bezugshorizont hinausreichenden Wir-Gemeinschaften identifizieren. Selbst die von außen klar erscheinende Binarität der Konfliktfiguration löst sich bei genauerem Hinsehen auf. Sogar in der unmittelbaren physischen Konfliktsituation ist diese Binarität nur ein Moment des konflikthaften Figurations- und Interaktionsprozesses, die sich gleich wieder ausdifferenziert.

Die Analyse sich verändernder Pronomenbezüge legt auch intra-personale Konflikte frei. So schließt Silvia die anwesenden Salafisten zunächst in ihr Wir der ‚guten‘ Gegendemonstranten ein, um danach „die Muslime“ pauschal aus dem Wir auszuschließen, wodurch sich einzelne Individuen in ein Kollektiv (Ihr oder Die) verwandeln. Dabei wird deutlich, dass das situative Wir keine tragfähige ‚Überlebenseinheit‘ (Elias 2001) ist. Silvias anfängliche Wir-Erwartung wird enttäuscht, was sich im Interview als neue Wir-Deutung ausdrückt, die „Muslime“ nicht mehr einschließt. Nicht nur, weil einige Muslime Gewalt gegen Polizisten anwenden, sondern auch, weil das Wir der Muslime Silvia und andere „Deutsche“ ebenfalls nicht einschließt. Beim emergent-situativen Wir kann Silvia noch kurzzeitig mitgehen, beim gemeinsamen Beten hingegen nicht. Das Deutsche Wir von Pro NRW kann für sie auch nicht efferveszent sein. Anders als Malika oder Hakem setzt sie „Deutsche“ sogar unter Anführungszeichen. Und ihr Wir Godesberger ist viel weniger affizierbar als Wir Muslime und Wir Deutsche, die nicht an die Dynamik der Konfrontationssituation mit Pro NRW gebunden sind, sondern auf gemeinsame Erfahrungen (selbst gemachte und überlieferte), auf geteilte Vorstellungen, Wissensbestände und Sinnbezüge (Islam) sowie auf eine größere Gemeinschaft (Umma) verweisen.

6 Erkenntnisse und Ausblicke

Zur Diskussion der möglichen Erträge und Anregungspotenziale dieses Aufsatzes nehme ich auf drei Ansätze Bezug, die ebenfalls das ethnographische Entdecken und feinkörnige Unterscheiden von Modi, Praktiken und Interaktionen der Herstellung und Variation von Kategorien, Unterschieden und Zugehörigkeiten anstreben, dabei aber unterschiedliche Forschungsfelder und Theorietraditionen repräsentieren: die ‚neuere Humandifferenzierungsforschung‘ (Hirschauer 2014, 2021), die ‚reflexive Diversitätsforschung‘ (Wimmer 2008; Nieswand & Drotbohm 2014; Nieswand 2020) und die ‚figurationssoziologische Konfliktanalyse‘ (Hüttermann 2000, 2018, 2022).

6.1 Zentrale Pronomenkombinationen und -übergänge

Der Beitrag dieses Aufsatzes zu einer Erweiterung bestehender Pronomenperspektiven (auch jener von Elias) liegt erstens darin, die Übergänge und Relationen zwischen verschiedenen Pronomen in den Blick zu nehmen. Zweitens wurden nicht die Pronomenbezüge eines Akteurs rekonstruiert, sondern mehrere emische pronominale Bezugnahmen in ihrer Wechselwirkung. Und drittens beschränkte sich der Analysefokus nicht auf ein bestimmtes Pronomen oder eine vordefinierte Kombination, sondern schloss alle inhaltlichen Bezüge, alle Figurationen und alle Personalpronomen ein. In der Analyse erwiesen sich fünf Pronomenübergänge als zentral:

Direkte und indirekte Bezugnahme (Du vs. Er/Sie/Es, Ihr vs. Sie/Die)

Als lebensweltlich bedeutsam und analytisch ergiebig erwies sich die Unterscheidung zwischen Zweiter (Ihr) und Dritter Person Plural (Sie/Die). Sie verweist auf den Unterschied zwischen einseitiger Bezugnahme und potenziell wechselseitiger Beziehung, zwischen Adressierung und Interaktion, Klatsch und Streit, Aktion und Interaktion. Bspw. erwies sich der Übergang einer Wir-Die- in eine Wir-Ihr-Figuration als tragfähiges Instrument zur Aufschlüsselung von Konflikt- und Machtdynamiken sowie zur Sequenzierung der Genese wechselseitiger aus einseitigen Bezugnahmen und zeitlich stabiler Beziehungen aus episodischen Bezugnahmen.

Fokussierte und diffuse Bezugnahme (Ich vs. Nicht-Ich, Wir vs. Nicht-Wir)

Für die Analyse des Handlungserlebens erwies sich die Ihr-Sie-Unterscheidung insb. in Kombination mit der Unterscheidung von fokussierter (direkte Bestimmung bzw. Benennung des relevanten Gegenübers) und diffuser (ex negativo oder ausbleibende Bestimmung bzw. Benennung des relevanten Gegenübers) Bezugnahme als erhellend. Diese Verfeinerung der Analyselinse ermöglichte die Frage nach der Zentralität der Anderen (als Ihr oder Sie) für die Konstitution des Eigenen (verschiedener Ich und Wir). Damit wird das interaktionistische Paradigma, die Definition eines – wie auch immer gearteten – Ich oder Wir hänge mit der Identifizierung, Konturierung und Unterscheidung relevanter Gegenüber zusammen, dynamisiert und relationiert. Indem so Agency, Autonomie und Kreativität (Joas 1992; Straub 1999) sowie Perspektivität und Relationalität (Hirschauer 2021) zum Moment sozialer Beziehungen und sinnhafter Bezugnahmen von Menschen werden, verwandelt sich deren Bestimmung von einer abstrakt-theoretischen in eine theoretisch ermöglichte, jedoch je empirisch zu beantwortende, Frage.[11]

Das Einstellen der Pronomenlinse auf verschiedene Arten und Grade der Unmittelbarkeit ein- und gegenseitiger Bezugnahmen erwies sich insb. für die Analyse der sich entspinnenden interaktiven Neufiguration von Pronomenbezügen als erhellend. In Kombination mit der prozessual-relationalen Perspektive ermöglichte diese Unterscheidung, in der Interaktionsdynamik entstehende Übergänge (z. B. vom Nicht-Wir zum Nicht-Ich in der Fluchtsituation) zu adressieren, ohne aus den Augen zu verlieren, welche Selbst- und Fremdkonzepte und längerfristigen Prägungen die Beteiligten in die Situation mitbringen.

Plural- und Singular-Kombinationen der ersten und zweiten Person

Wie sich zeigte, kann die konsequente Unterscheidung von Singular- und Plural-Kombinationen (Ich-Du, Wir-Ihr, Ich-Ihr, Wir-Du) jenem Groupism (Brubaker 2002; 2013) vorbeugen, der wie selbstverständlich davon ausgeht, die Unterscheidung von Kollektiven (Ihr- oder Sie-Gruppen) durch Kollektive (Wir-Gruppen) sei die grundlegendste und lebensweltlich relevanteste Art des Unterscheidens und Zuweisens, des Grenzziehens und Zugehörens.

Bei der Rekonstruktion emischer Perspektiven lenkte die Pronomenperspektive den Blick auf die Frage, wie sehr jemand 1. als Ich im Wir aufgeht, 2. sich selbst nicht nur aus der Ich- sondern auch aus einer Er-Perspektive zu betrachten vermag (Distanzierung bei Elias 2003), und 3. in einer Extremsituation im feindlichen Die einzelne Er oder Du identifizieren und sich vielleicht sogar vorstellen kann, dass diese von sich auch als Ich denken (z. B. gegenseitige Identifizierung als Mensch). Für die neuere Humandifferenzierungsforschung ist v. a. der Gedanke anschlussfähig, dass die Fähigkeit zur Unterscheidung von Menschen und zur Übernahme der Perspektiven anderer Menschen von Situation zu Situation oder von Thema zu Thema variieren, sich in der situativen Dynamik (wie bei Collins 2011) ändern oder auch relativ situationsübergreifend stabil sein kann (etwa als psychischer Habitus bei Elias 1997).

Wir-Ich-Balance

Wie sich zeigte, könnte sich die interdependente Konzeption von Wir-Gefühl und Ich-Identität zur empirischen Bestimmung von Agentivität (Hirschauer 2021) eignen – etwa als Fähigkeit, als Ich nicht ganz im Wir aufzugehen (Ich-Wir-Balance bei Elias 2001), oder als Vermögen, sich so weit von sich selbst zu distanzieren, dass man – im Sinne Simmels – das Eigene im Fremden und das Fremde im Eigenen erkennen kann.

Verschiedene Wir

Schließlich führt die Analyse sich wandelnder, ineinander verschachtelnder und miteinander konkurrierender Wir-Bezüge verschiedener Akteure die Relationalität verschiedener Wir-Bezüge vor Augen. Die Rekonstruktion lebensweltlicher Wir-Bezüge kann Aufschluss über wechselnde Bündnisse, sich verändernde Naheverhältnisse und unterschiedlich stabile und exklusive Wir-Gefühle, Wir-Identifikationen und Wir-Figurationen geben. Wir bezieht sich auf unterschiedliche Kollektive, Ebenen und Zeitschichten, wird ausgedehnt und wieder verengt, schließt bestimmte Individuen und Gruppen ein und dann wieder aus, hat mehr oder weniger durchlässige Grenzen, exklusive Mitgliedschaften und homogene Zusammensetzungen. Konkret zeigte sich die Gleichzeitigkeit, Konkurrenz und Interdependenz sinnhafter, emotionaler und verbaler Pronomenbezugnahmen mit Blick auf Interaktionsfelder (Beruf, Sport, Politik, Bildung, Freizeit), Skalen (lokal, regional, national, global etc.) und Zeiten (imaginierte Vergangenheiten, wahrgenommene Gegenwarten, vorstellbare Zukünfte).

6.2 Pronomenanalyse als figurationssoziologische Interaktionsanalyse?

Die Analyse wechselnder inhaltlicher Bezüge führt den lebensweltlich kontingenten und relationalen Charakter der Kategorie Wir (und analoger Kategorien wie Mehrheitsgesellschaft, Ingroup, Einheimische, Etablierte) vor Augen. Die Pronomenlinse zwingt dazu, emische Bezugnahmen und subjektive Relevanzen nahe am empirischen Material zu beschreiben und Muster herauszuarbeiten, ohne den Blick von engagierten, konnotierten, substantivierenden, erstarrenden, rationalisierenden Begriffen einengen oder verzerren zu lassen. Daher könnte die Analyse des Gebrauchs von Personalpronomen die neuere Humandifferenzierungsforschung (Hirschauer et al.) dazu anregen, stärker konzeptionell danach zu fragen, ob Wir, Ihr, Sie je nach implizit aufgerufener Eigenlogik des Referenzsystems (Ethnizität, Gender, Klasse, Funktionsrollen) qualitativ Unterschiedliches bedeutet (z. B. Wir als Muslime, Wir als Godesberger, Wir als Gegendemonstranten).

In der Analyse wechselnder pronominaler Bezüge verflüssigte sich die vermeintlich binäre Wir-Ihr-Konstellation zu einem Figurationsprozess. Dadurch wurden sowohl komplexere Figurationen (z. B. Wir-Ihr-Sie-Figurationen oder Ich-Wir-Ihr-Sie-Sie-Ketten) als auch feinere Binnendifferenzierungen und -hierarchisierungen vermeintlich homogener Gruppen („Gegendemonstranten“, „Muslime“) sichtbar. Durch die Analyse wechselnder Bündnisse sowie hinzukommender und ausscheidender Akteure traten temporäre Machtzugewinne vermeintlicher „Außenseiter“ zutage. Indem die Übergänge zwischen unterschiedlich polarisierten und fokussierten Figurationen analysiert wurden, wurde die binarisierte Konfliktkonstellation als extreme Ausprägung (i. S. Hirschauers) bzw. Moment (i. S. Hüttermann) eines Interaktionsprozesses betrachtet. Der so sichtbar gemachte kontingent-relationale Charakter individueller und kollektiver Agency stellt die binäre Vorstellung von handelnden Etablierten und erleidenden Außenseitern infrage.

Mit Blick auf die Figurationssoziologische Konfliktanalyse (Hüttermann et al.) zeigt obenstehende Analyse, dass durch die Rekonstruktion des Pronomengebrauchs auch die Komplexität stadtgesellschaftlicher und alltagsweltlicher Figurationen erkannt und analysiert werden kann. Sofern die Interviewten sich direkt und indirekt auf den lebensweltlichen Alltag im Stadtteil beziehen, werden in ihren pronominalen Bezugnahmen auch die von ihnen als relevant erlebten Spannungen und Konflikte der Godesberger Stadtgesellschaft sichtbar. Zudem entbarg die Analyse eine Bandbreite mitunter subtiler Formen der Über- und Unterordnung (z. B. durch Fürsprecher). An solchen kleinen gestischen, mimischen, erzählerischen und semantischen Verweisen wird deutlich, was es für den Einzelnen bedeutet, dass ehemalige Außenseiter nicht mehr nur als Reakteure, sondern auch als Akteure handeln und z. T. sogar selbst einen Etabliertenstatus beanspruchen (Hüttermann 2010).

Für die entdeckende ‚reflexive Diversitätsforschung‘ (Nieswand & Vogel 2004) könnte die vorgelegte Pronomenanalyse insofern interessant sein, als sie es ermöglicht, sowohl emische als auch etische Übergänge, Gleichzeitigkeiten und Verschachtelungen verschiedener Diversitäten feinkörnig zu rekonstruieren. Denn sie rückt situierte Praktiken und Interaktionen des „Doing und Undoing Diversity“ und damit auch die Performativität von Diversität ins Blickfeld. Dabei wird nicht nur die Vielfalt von Diversifizierungsprozessen auf verschiedenen Interaktionsfeldern und -skalen fassbar, sondern auch Ent-Diversifizierungsprozesse, mithin die Gleichzeitigkeit von Diversifizierung und Binarisierung. Da pronominale Bezugnahmen aus figurationssoziologischer Perspektive immer auch (Teil von) Machtbeziehungen sind, brächte die hier skizzierte Pronomenlinse auch jene Konflikt- und Machtaspekte in die Diversitätsforschung ein, die dort nach Nieswands und Hüttermanns Einschätzung bisher nicht genug Raum erhalten.

Mit den hier vorgestellten Überlegungen, Untersuchungen und Reflexionen wurden einige Grundlinien einer (interaktions- und figurations-)soziologisch inspirierten Pronomenperspektive aufgezeigt. Es obläge weiterer Anstrengungen, diese Grundlinien systematischer auszuarbeiten, aufeinander zu beziehen und zu ausgewählten Perspektiven (Goffman, Sacks) in Beziehung zu setzen, um daraus das Programm einer figurationssoziologischen Interaktionsanalyse zu entwickeln.

About the author

Johannes Ebner

Johannes Ebner, geb. 1980 in Klagenfurt. Studium der Soziologie und Architektur in Graz. Seit 2018 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) und seit 2023 im Arbeitsbereich 6 Soziologie der Transnationalisierung und Sozialanthropologie an der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld.

Forschungsschwerpunkte: Figurationssoziologische Konflikt- und Gewaltforschung; urbane und rurale Transformationsprozesse; Personalpronomen und Figurationssoziologische Interaktionsanalyse; ethnographische und qualitative Sozial(raum)forschung.

Wichtigste Publikationen: Beziehung oder Bezugnahme? Soziologische Revue 46, 2023: 63–76; Die Kausalität der Freakwelle: Zur Erklärung urbaner Intergruppenkonflikte. Psychosozial 46, 2023: 34–50 (mit J. Hüttermann); Situation, Figuration und Gewalt. Versuch eines gewaltsoziologischen Dialoges zwischen Randall Collins und Norbert Elias am Beispiel sexueller Kriegsgewalt. Österreichische Zeitschrift für Soziologie 45, 2020: 43–67 (mit M. Stopfinger; Tradition ohne Vergangenheit. Springer VS, 2018.

Data Note

Auf Nachfrage können anonymisierte Interviewpassagen zur Verfügung gestellt werden.

Danksagung

Der Artikel greift auf Daten aus zwei Forschungsprojekten zurück: 1. Neosalafismus in Bonn-Bad Godesberg: Eine Fallstudie zur sozialräumlichen Einbettung von gewaltbefürwortenden und gewaltablehnenden neosalafistischen Gruppierungen (10.2018–08.2020, gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, Förderlinie CoRE-NRW – Connecting Research on Extremism in NRW) und 2. Neuaushandlung lokaler Ordnungen: Migrationsinduzierte Vielfalt, Intergruppenbeziehungen, Konflikte und Integrationsdynamiken im Stadtteil (04.2020–12.2022, gefördert vom Bundesministerium für Frauen, Senioren, Familie, und Jugend (BMFSFJ) im Rahmen der Forschungsgemeinschaft des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung – DeZIM-FG). Ich danke beiden Fördergebern für die finanzielle und dem IKG für die administrative Unterstützung. Mein ausdrücklicher Dank gilt den Herausgeber*innen und Gutachter*innen der ZfS. Ihrer Bereitschaft, sich auf die entfaltete Perspektive einzulassen, ihren ausführlichen Anmerkungen und hellsichtigen Ratschlägen verdankt sich ein Großteil der Schlüssigkeit und Pointiertheit des vorliegenden Aufsatzes. Auch Levent Tezcan (Münster) und den Teilnehmer*innen seines Forschungskolloquiums gebührt Dank für das Lesen und Kommentieren der vorletzten Textfassung. Zudem ist es mir ein Anliegen, mich bei Helmut Kuzmics (Graz) zu bedanken, der mich früh in meinen Überlegungen zu Personalpronomen bestärkt hat. Mein ganz besonderer Dank gebührt Jörg Hüttermann (Bielefeld), dessen kluge Anmerkungen, kritische Fragen und fortwährende Unterstützung entscheidend zum Gelingen des Aufsatzes beigetragen haben. Schließlich bin ich jenen Menschen zu Dank verpflichtet, deren Erzählungen das Kern- und Herzstück dieser Arbeit bilden.

Literatur

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Published Online: 2024-05-04
Published in Print: 2024-05-22

© 2024 bei den Autorinnen und Autoren, publiziert von De Gruyter.

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