Zusammenfassung
Anhand von Beispielen aus schiitischen und alevitischen Kontexten in Deutschland und der Türkei beschreibt der Artikel, wie beide Traditionen über gemeinsame Praxis und einen geteilten Symbolbestand religionshistorische Grenzen ihrer jeweiligen Traditionen ausblenden. Solcherlei Grenzen erscheinen dabei für wissenschaftssystematische Zusammenhänge wichtiger als für die untersuchten Akteure selbst. Denn die hier untersuchten Gruppen und Individuen artikulieren einen Selbstentwurf von Islam, in dem der Aspekt der Verbundenheit zur Familie des Propheten, den ehlibeyt, eine wichtige Rolle spielt. Unter Bezugnahme auf Fredrick Barths Einsichten zu Ethnizität und Stuart Halls Theorie der Artikulation werden die Beispiele in Bezug auf Praxen der Abgrenzung und der Identifikation beschrieben und analysiert. Dabei wird zum einen danach gefragt, in welchem Verhältnis Abgrenzung und Identifikation zueinander stehen, und zum anderen, unter welchen Bedingungen die Akteure eine Form von Islam artikulieren können, der hier als „Ehlibeyt-Islam“ bezeichnet werden soll und der jenseits konfessionalisierter (Wissenschafts-)Sprache zu verorten ist.
Abstract
This paper addresses practices among Shiite and Alevi Muslims in Germany and Turkey, in which they articulate their own versions of Islam by omitting historical and dogmatic boundaries between their respective religious traditions. These boundaries appear to be more important to scientific efforts of systematisation than to the actors under consideration themselves. Through common practice and by drawing on a shared repertoire of symbols, the actors in the examples given emphasise the importance of a moral and genealogical belonging to the Prophet’s family, the ehlibeyt. Building on Fredrick Barth’s constructivist insights in ethnicity and Stuart Hall’s theory of articulation, the paper first describes and analyses the practices of boundary making and identification. Second, it interrogates the relation of boundary work, on the one hand, with the practice of identification, on the other. It sets out the possibilities and constraints of articulating a vision of Islam, referred to as “Ehlibeyt-Islam”, which goes beyond confessionalised language and modes of belonging.
© 2019 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
Articles in the same Issue
- Titelseiten
- Frontmatter
- Editorial
- Artikel des Themenschwerpunktes
- Grenzen, Schwellen, Transfers – Konstituierung islamischer Felder im Kontext
- The Creative Kingdom
- Religion und religiöse Tradition: Unterscheidungsdiskurse zu den Grenzen des Islams
- Der interreligiöse Dialog als Boundary Work
- „Umma – Be part of it!“
- Schiiten, Aleviten und Ehlibeyt-Islam:
- Artikel außerhalb des Themenschwerpunktes
- Ortsnamen als religionswissenschaftliche Quelle
- Religion als Urbanität: Ein anderer Blick auf Stadtreligion
- Rezensionen
- Elwert, Frederik, Martin Radermacher und Jens Schlamelcher (Hg.). 2017. Handbuch Evangelikalismus. Bielefeld: transcript Verlag.
- Eileen Simonow, Entgrenzen, Entfliehen, Entmachten. Zur sakralen Dimension in US-amerikanischen Hip-Hop-Videos. Studien zur Popularmusik – Transcript Verlag, Bielefeld, 2017, ISBN 978-3-8376-3832-5.
- English Summaries
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