Zusammenfassung
Das verstärkte Auftreten individualisierter Formen von Religion und deren auffällige Marktorientierung wurde von wissenschaftlicher Seite mit den „New Age“-Studien schon lange antizipiert. Der eigentliche Prozess dieses Wandels im alternativ-religiösen Feld – von oft als nonkonformistisch eingestuften Gruppen hin zu schwer zu definierenden losen Strukturen – wurde jedoch kaum genauer betrachtet und die New Spiritualities selten ins Verhältnis zu den Neuen Religiösen Bewegungen gesetzt. Dieser Aufsatz sichtet mit dem Anliegen, einen Beitrag zur Schließung empirischer Lücken zu liefern, französische Regierungsberichte über sogenannte „Sekten“ kritisch in Bezug auf deren Beschreibung und Interpretation dieses Wandels. In diesen Berichten wird zudem die praktische Relevanz der Differenzierung zwischen „Gruppen“ und einer breiteren kulturellen Strömung exemplarisch deutlich: die Interpretation ihrer eigenen empirischen Befunde unter Beibehaltung des Gruppenkonzepts erlaubt es den „Sekten“-Gegnern, auch die schwachen Organisationsstrukturen gegenwärtiger Spiritualität in ihr Metanarrativ der gesellschaftlichen Unterwanderung durch nonkonformistische „Sekten“ zu integrieren. Die gewählte zentrale Fragestellung ist die nach den Gründen für diese Entwicklungen und besonders, inwiefern diese eher mit dem starken Widerstand, auf den viele Gruppen in Frankreich trafen, zusammenhängen oder als Teil eines allgemeineren gesellschaftlichen Wandels als kulturelle Dynamik zu verstehen sind.
Abstract
Changes within the field of “alternative religiosity”, or precisely, an increasing presence of individualistic “spiritualities” and market-oriented forms of organisation, have long been anticipated in academic research on the “New Age”. What has been paid less attention to is the actual process of this change or the relation between the New Spiritualities and the New Religious Movements labelled mostly politically nonconformist in France. This article works with government reports on “‘sectes‘ in France“, which provide aside from critical judgments of different groups and practices, surprisingly detailed empirical material. This material, its interpretation by “cult”-opponents and the effects of their continued use of the „group“-concept in relation to accusations of subversive „Nonconformism“, will be critically evaluated with regard to possible factors for the changes in the alternative-religious field, between regulation and adaptation to a broader societal change and the related cultural dynamics.
© 2015 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/München/Boston
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- Gastherausgeber: Christoph Kleine, Hubert Seiwert und Monika Wohlrab-Sahr
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- Der Religionsbegriff der Religionswissenschaft im Spiegel von Nichtreligion und Nonkonformität
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