Abstract
This paper examines the relationship between accommodation processes and social norms in varietal choice within tertiary education in Austria. The investigation consists of (a) a content analysis of metalinguistic statements in semi-structured interviews and (b) a variable rule analysis of actual language variation in university lectures.
The findings show that there are norms prescribing that listeners must have at least be able to comprehend a particular variety, whereas accommodation to actual language use does not appear to be required to the same extent. However, the norms depend strongly on group membership: while there is a norm prescribing the use of the standard variety in the presence of speakers of German as a foreign language, there is no such norm for Austrians vis-à-vis people from Germany, although speakers from both groups may lack the ability to understand the respective nonstandard varieties. This difference can be explained by the sociocultural context and differing language attitudes.
1 Einleitung
Es gibt unterschiedliche Paradigmen, die die Sprach- bzw. Varietätenwahl erklären wollen. Ein zentrales und bereits früh formuliertes Paradigma stellt dabei das normative dar – es geht davon aus, dass soziale Normen bestimmend dafür seien, wie in gewissen Situationen gesprochen wird. Diese Annahme liegt sehr einflussreichen sozio- und variationslinguistischen Konzeptionen zugrunde (bspw. Fishman 1975; Labov 1978; Milroy 1987). Der normative Ansatz wurde im Laufe der Zeit allerdings immer wieder kritisiert – etwa von Vertreter/inne/n der communication accommodation theory (nachfolgend kurz CAT).[1]
CAT entstand unmittelbar als „reaction against the overly normative framework provided by most studies of speech diversity“ (Giles et al. 1973: 115; vgl. auch Bourhis 1985: 120–121; Genesee und Bourhis 1988: 129; Gallois und Callan 2010: 246). Vorgeworfen wurde normativen Ansätzen eine Vernachlässigung der „importance of social psychological factors such as the interlocutor’s motives and cognitions“ (Genesee und Bourhis 1988: 230). Gerade solche Faktoren seien aber entscheidend für die Sprach- bzw. Varietätenwahl, während ein ausschließlicher Fokus auf Normen nicht ausreiche, um sie adäquat zu beschreiben (Gallois und Callan 2010: 250, 256). Mit konvergierenden und divergierenden Akkommodationsprozessen wurden im Rahmen von CAT Mechanismen der Sprach- bzw. Varietätenwahl aufgedeckt die nicht auf Normen zu beruhen scheinen (Bourhis 1985: 121). Normen seien folglich nur eine von vielen Erklärungen für sprachliches Verhalten: „[O]ne may identify three forms of speech modifications in interpersonal situations; namely normative, accommodative and divergent code variations“ (Giles et al. 1973: 179).
Die scharfe Opposition zwischen dem akkommodativen und dem normativen Paradigma ist inzwischen allerdings aufgebrochen. Heutige Modelle im Rahmen von CAT berücksichtigen, dass Normen durchaus eine Rolle bei Akkommodationsprozessen spielen können, indem sie bspw. mit Erwartungen zur Anpassung ans Gegenüber einhergehen (Giles und Ogay 2007: 298–299; Giles et al. 2007: 138–139; Gallois et al. 2005: 133, 135). Bisher gibt es allerdings nur wenige empirische Untersuchungen zum tatsächlichen Zusammenhang zwischen Normen und Akkommodationsprozessen (Gallois et al. 2005: 129). Ziel des vorliegenden Beitrages ist es daher, sich dieses Desiderates anzunehmen.
Vorgestellt wird eine Studie zu Normen der Varietätenwahl in universitären Lehrveranstaltungen. Als Fallbeispiel dient dabei die Paris-Lodron-Universität Salzburg. Der universitäre Kontext eignet sich gut, um Zusammenhänge zwischen Akkommodationsprozessen und Normen zu untersuchen, da Universitäten mehr als andere Institutionen durch Mobilität gekennzeichnet sind. Ihr Einzugsgebiet ist groß und erstreckt sich nicht nur über den unmittelbaren Universitätsstandort selbst – sowie dessen Umland –, sondern umfasst auch entferntere Regionen im In- und Ausland. So findet sich an der Universität Salzburg ein bedeutender Anteil von (bundes‑)deutschen Sprecher/inne/n und aufgrund der starken Forcierung von Internationalisierungsmaßnahmen auch eine wachsende Gruppe von Sprecher/inne/n, die (Standard-)Deutsch als Fremdsprache erlernt haben. Anzunehmen ist, dass sich aufgrund des regelmäßigen Kontakts zwischen Sprecher/inne/n mit unterschiedlichen Varietätenkompetenzen Normen herausgebildet haben, die die Varietätenwahl im outgroup-Kontakt regeln. Ob dies tatsächlich der Fall ist, wird nachfolgend betrachtet. Dabei werden v. a. (1) Normen zur Varietätenwahl von Sprecher/inne/n mit deutscher Erstsprache im Kontakt mit Sprecher/inne/n mit anderer Erstsprache und (2) Normen zur Varietätenwahl österreichischer Sprecher/innen mit deutschen Sprecher/inne/n in den Blick genommen. Bei der Analyse werden metasprachliche Daten in Form von Erwartungs- und Bewertungsäußerungen auf objektsprachliche Daten zum tatsächlichen Variieren der Sprecher/innen bezogen. Bevor genauer auf diese Daten und Analysemethoden (Kapitel 3) sowie die Ergebnisse (Kapitel 4 und Kapitel 5) und deren Diskussion (Kapitel 6) eingegangen wird, sollen im nachfolgenden Kapitel 2 die Begriffe Akkommodation und Norm näher diskutiert werden.
2 Akkommodation und Normen
In diesem Abschnitt wird zunächst genauer auf den Akkommodationsbegriff im Rahmen von CAT eingegangen, anschließend wird der Normbegriff diskutiert. Dabei wird u. a. dafür argumentiert, dass aus einer konzeptionellen Perspektive eine bestimmte Form akkommodativen Verhaltens – nämlich die Anpassung an die Erwartungen und Bewertungen anderer – zur Modellierung von Normen genutzt werden kann.
2.1 Akkommodationstheorie
CAT beschäftigt sich mit den „motives and intentions behind various modifications in speech as well as the social consequences of their usage“ (Ball et al. 1984: 115). Ausgehend von sozial situiertem Sprechen wird dabei nicht nur die Sprach- bzw. Varietätenwahl untersucht, sondern kommunikatives Verhalten generell (bspw. auch para- und nonverbale Signale). Dreh- und Angelpunkt des Paradigmas ist der Begriff Akkommodation, definiert als „multiply-organized and contextually complex set of alternatives, regularly available to communicators in face-to-face talk“ (Giles und Coupland 1991: 60–61). Im Fokus von CAT stehen dabei v. a. folgende Akkommodationsstrategien:[2]
Konvergenz: Darunter wird eine Kommunikationsweise verstanden, bei der Sprecher/innen ihren Sprachgebrauch dem des Gegenübers annähern. Bei Sprecher/inne/n mit unterschiedlichem Status kann dies upward oder downward erfolgen. Im ersten Fall passt sich der/die Statusniedere an, während beim zweiten der/die Statushöhere das tut (Giles und Ogay 2007: 297). Konvergenz kann dazu dienen, die Kommunikation effektiver (bspw. verständlicher) zu gestalten, aber auch dazu, die soziale Distanz zu verringern und Wohlwollen zu erlangen – entsprechend der Annahme, dass jemand, der sich ähnlich verhält, positiver bewertet wird. Bei Sprecher/inne/n derselben Gruppe signalisiert Akkommodation auch Zusammengehörigkeit, bei outgroup-Kommunikation kann Konvergenz jedoch die eigene Identität bedrohen.
Divergenz: Verstanden wird darunter eine Sprechweise, bei der die Unterschiede zum Sprachgebrauch des Gegenübers verstärkt werden. Dies dient häufig der Anzeige unterschiedlicher Gruppenzugehörigkeiten und damit der Betonung divergierender Identitäten. Resultat ist eine Vergrößerung der sozialen Distanz zum Gegenüber.
Maintenance: Hier bleibt das Sprachverhalten stabil, ungeachtet des Sprachgebrauchs des Gegenübers. Auch das kann bei outgroup-Kommunikation dazu dienen, die eigene Identität auszudrücken, ohne sie allerdings weiter zu betonen und damit die soziale Distanz zu vergrößern.
Neben solchen Akkommodationsstrategien, die die (Nicht-)Annäherung an den (tatsächlichen oder auch nur vermeintlichen) Sprachgebrauch des Gegenübers umfassen (= approximation strategies), gibt es weitere attuning strategies, die kein (unmittelbares) Ähnlicher- oder Unähnlicherwerden in Bezug auf das vis-a-vis beinhalten. Vielmehr handelt es sich um „general sociolinguistic behaviours wherein speech (and nonverbal behaviour) is, consciously or subconsciously, adapted in relation to the interlocutor’s perceived general communicative characteristics and not merely his or her speech output“ (Coupland et al. 1988: 27; Gallois et al. 2005: 140). Solche Strategien beruhen darauf, den eigenen Sprachgebrauch allgemein auf das Gegenüber einzustellen, etwa auf seine/ihre kommunikativen Kompetenzen, indem man eine Sprechweise wählt, die für ihn/sie verständlich(er) ist.
Ob bzw. welche Form von Akkommodation erfolgt, ist u. a. vom Kontext – und dabei auch von sozialen Normen – abhängig (Giles und Ogay 2007: 298–300; Gallois et al. 2005: 137; Giles et al. 2007: 138–143). In vielen Sprachgemeinschaften existieren auf Stereotypen basierende „expectations about optimal levels“ von Akkommodation (Giles und Ogay 2007: 298). Wegen solcher Erwartungen können Konvergenzversuche bspw. als zu stark eingeschätzt und negativ gewertet (= overaccommodating), umgekehrt aber auch als zu schwach angesehen und abgelehnt werden (= underaccommodating). Solche Normen, die das Akkommodationsverhalten regulieren, und die damit zusammenhängenden Erwartungen werden in der folgenden Analyse herausgearbeitet. Davor soll jedoch genauer auf den Normbegriff eingegangen werden, u. a. mit Fokus darauf, wie er operationalisiert werden kann.
2.2 Normbegriff
Im Rahmen von CAT wurde – besonders anfangs – nicht nur Kritik an einer zu starken Normfixierung geäußert (vgl. Kapitel 1), sondern auch an gängigen Konzeptionen und Operationalisierungen von Normen. Vielfach, so wird bemängelt, werden Normen schlicht mit dem häufigsten Sprachgebrauch gleichgesetzt. Das sei jedoch zirkulär, schließlich stellen Normen bloß eine von mehreren möglichen Erklärungen für Regelmäßigkeiten im Sprachgebrauch dar (McKirnan und Hamayan 1984: 22; Gallois und Callan 2010: 250, 256).
Dazu, was Normen jedoch sind, wenn sie nicht mit dem häufigsten Sprachgebrauch gleichzusetzen sind, existiert bis heute kein Konsens innerhalb der Linguistik (Hundt 2009: 118). Sehr oft wird der Normbegriff überhaupt nur intuitiv verwendet (Blommaert 2010: 520). Werden Normen indes definiert, werden ihnen v. a. folgende Merkmale zugeschrieben:[3]
Normen sind die Grundlage für normative Erwartungen zum gesollten, erlaubten oder verbotenen Sprachgebrauch (oft für gewisse Kontexte bzw. Sprecher/innen).
Normen fungieren als Basis für Bewertungsstandards, welche wiederum zur Legitimierung, Korrektur, Kritik und Sanktionierung von Sprachgebrauch dienen.
Normen sind Handlungsgründe für Sprecher/innen und als solche erzeugen sie inter- und intrapersonale Regelmäßigkeiten im Sprachgebrauch.
Als soziale Tatsachen sind die Entstehung und Gültigkeit von Normen an gewisse soziale Einheiten gebunden.
Diese Einzelmerkmale sind für sich genommen jeweils notwendig, aber nicht hinreichend für Normen. So sind nicht nur Handlungsregelmäßigkeiten von Normen zu unterscheiden, sondern auch Erwartungen und Bewertungen. Man würde in diesem Sinn kaum davon sprechen, dass eine Norm vorliegt, wenn jemand – bspw. eine bestimmte Autorität – gewisse Erwartungen / Bewertungen zum Sprachgebrauch zum Ausdruck bringt, die von Sprecher/inne/n aber nicht berücksichtigt werden. Erwartungs- und Bewertungsäußerungen sind zunächst „impotent“ (Stemmer 2008: 167) – sie haben zwar einen Geltungsanspruch, de facto aber keine Geltung. Sie führen erst zu Normen, wenn sie „wenigstens in bestimmten Gruppen anerkannt“ werden (Haas 1998: 293; vgl. auch Hundt 2009: 118). Die Geltung von Normen zeigt sich u. a. darin, dass Sprecher/innen sie zumindest zu einem gewissen Grad als legitime bzw. sozial verbindliche Handlungsgründe betrachten.
Allerdings ist es nicht notwendig, dass Normen explizit kodifiziert oder von einer Autorität statuiert werden (Gloy 2004: 392). Sprachliche Normen sind vielmehr meist „subsistent“, d. h. „aus stillschweigendem Konsens der Sprachteilnehmer erwachsene“ Größen (Gloy 1975: 31). Solche Normen entstehen „evolutionär“ – das heißt, „daß in einer bestimmten Situation ein Verhalten wiederholt von den Mitgliedern einer Gruppe ausgeführt wird. Nach einiger Zeit wird erwartet, daß das Verhalten in der betreffenden Situation ausgeführt werden soll“ (Opp 1983: 208). Solche Normen sind dann meist „implizit“ – das heißt, dass sie „in menschlichen Gesellschaften eher unauffällig wirksam“ sind (Dovalil 2006: 11). Mit dieser Implizitheit geht auch einher, dass gerade diese Art von Normen nur schwer empirisch zu erschließen ist.
Um dies zu erreichen, bietet sich eine „praxeologische“ Konzeption an, die die oben genannten Merkmale von Normen im Rahmen eines kollektiven Handlungszusammenhangs aufeinander bezieht (vgl. ausführlich Vergeiner 2019 a: 26–31):[4] Sprachnormen liegen demnach dann vor, wenn in einem gewissen sozialen Netzwerk[5] normative Erwartungen und Bewertungen zum Sprachgebrauch bestehen, die als Handlungsgründe für Sprecher/innen dieser Netzwerke wirken, einen entsprechenden Sprachgebrauch zu zeigen, was Regelmäßigkeiten im Sprachgebrauch zur Folge hat. Normen beruhen folglich auf „sozialem Handeln“ (Weber 1922: 11), bei welchem Sprecher/innen in einem sozialen Netzwerk vorherrschende Erwartungen und Bewertungen bei ihren Handlungsentscheidungen mitberücksichtigen: Entweder direkt, um einem Erwartungsbruch und Negativwertungen (Sanktionen) zu entgehen oder indirekt, weil sie im Rahmen der Sprachsozialisation zu eigen gemacht, d. h. internalisiert wurden.
Versteht man Normen auf diese Weise, so ist die Anpassung an andere eine wesentliche Voraussetzung für ihr Bestehen: Die Erwartungen und Bewertungen anderer wirken als „normative influence, defined as the process by which people look to referent others, consciously or unconsciously, as guides for how to act“ (Shulman et al. 2017: 1192). Damit ist auch eine gewisse Form akkommodativen Verhaltens unerlässlich für Normen.
Ein zentraler Vorteil des praxeologischen Normkonzepts ist, dass es klare empirische Kriterien für den ansonsten schwer zu erbringenden Nachweis von Normen (Gloy 1995) bereitstellt: Um die Existenz von Normen zu plausibilisieren, müssen innerhalb eines sozialen Netzwerks (1) Erwartungen und Bewertungen sowie (2) Regelmäßigkeiten im Sprachgebrauch belegt und aufeinander bezogen werden. Dies soll in der nachfolgend präsentierten Fallstudie passieren. Welche Daten und Methoden dafür herangezogen werden, wird im nächsten Kapitel besprochen.
3 Korpus und Methoden
Diese Fallstudie beschäftigt sich mit Normen, die im Zusammenhang mit Akkommodationsprozessen stehen. Fokussiert werden insbesondere Normen, die die Varietätenwahl (1) von Sprecher/inne/n mit deutscher Erstsprache (= L1) in der Gegenwart von Sprecher/inne/n mit anderer L1 und (2) von österreichischen Sprecher/inne/n in der Gegenwart von deutschen Sprecher/inne/n regeln. Analysiert wird dies exemplarisch für Lehrveranstaltungen (= LVs) an der Paris-Lodron-Universität Salzburg (= PLUS). Das dabei untersuchte Korpus wurde im Rahmen des Projekts Verknüpfte Analyse von Mehrsprachigkeiten an der Universität Salzburg (= VAMUS) erhoben.[6] Es beinhaltet u. a. Videoaufnahmen von deutschsprachigen LVs sowie Audioaufnahmen von Leitfadeninterviews mit Lehrenden, Studierenden und Verwaltungsmitarbeiter/inne/n zu Sprachgebrauch, Spracheinstellungen und Sprachpolitik an der PLUS.
Wie in Kapitel 2 argumentiert wurde, kann die Existenz von Normen plausibilisiert werden, wenn einerseits Erwartungen / Bewertungen und andererseits Handlungsregelmäßigkeiten freigelegt und aufeinander bezogen werden. Um Erwartungen und Bewertungen aufzudecken, wird in der vorliegenden Studie der normative Diskurs in den VAMUS-Interviews durch eine Inhaltsanalyse (nach Mayring 2015) beleuchtet. Um zu prüfen, inwiefern damit Regelmäßigkeiten im tatsächlichen Varietätengebrauch einhergehen, erfolgt eine Variablenanalyse anhand der LV-Aufnahmen. Beide Analyseschritte werden in der Folge kurz vorgestellt.
3.1 Inhaltsanalyse
Im Rahmen der Inhaltsanalyse werden Aussagen zu Akkommodationsprozessen sowie damit zusammenhängende Erwartungs- und Bewertungsäußerungen untersucht. Das Kategoriensystem der Inhaltsanalyse wurde zunächst theoriegeleitet entworfen und dann induktiv in einer ersten Kodierungsphase am Datenmaterial weiterentwickelt. Die vollständige Kodierung erfolgte in zwei Durchläufen. Datengrundlage waren die literalen Transkripte der Interviewaufnahmen. Kodiert wurden die Interviews aller im Rahmen von VAMUS interviewten Gewährspersonen (= GPs). Da es in der Folge um die Varietätenwahl in Lehr-/Lernkontexten gehen soll, werden v. a. die Interviews mit Lehrenden (n = 37) und Studierenden (n = 66) fokussiert. Tabelle 1 dokumentiert die Zusammensetzung dieses Teils des Interviewkorpus.
Zusammensetzung des Korpus / Interviews bei Studierenden (= S) und Lehrenden (= L)
Fakultät | S | L | ||||||
L1 | S | L | KGW | 29 (44 %) | 15 (40 %) | Herkunft | S | L |
DaF | 24 (36 %) | 6 (16 %) | KTH | 2 (3 %) | 7 (19 %) | AUT | 24 (36 %) | 17 (46 %) |
DaM | 32 (48 %) | 28 (76 %) | NW | 24 (36 %) | 8 (22 %) | BRD | 12 (19 %) | 9 (23 %) |
DaZ | 10 (15 %) | 3 (8 %) | RW | 11 (16 %) | 7 (19 %) | Andere | 30 (45 %) | 11 (31 %) |
Analysiert werden GPs aller Fakultäten.[7] Die Mehrheit der GPs spricht Deutsch als Erst- bzw. Muttersprache (= DaM), für einen Teil der GPs ist Deutsch aber auch Zweit- oder Fremdsprache (= DaZ / DaF). Von den DaM- und DaZ-Sprecher/inne/n ist ein Großteil in Österreich gebürtig, fast alle übrigen kommen aus Deutschland. Nachfolgend sollen auch etwaige Differenzen in den Normvorstellungen dieser Sprecher/innengruppen herausgearbeitet werden. Dabei ist natürlich zu berücksichtigen, dass gerade bei Sprecher/innen mit anderer Erstsprache, z. T. aber auch bei Bundesdeutschen andere (sprach-)soziologische Voraussetzungen gegeben sind – bspw. was ihre Vertrautheit mit der alltäglichen Verwendung verschiedener Varietäten des Deutschen betrifft. Nichtsdestotrotz stellen diese Gruppen einen bedeutenden Anteil der Lehrenden- und Studierendenschaft an der PLUS dar (vgl. Vergeiner 2019: 127–132). Ihre Erwartungen / Wertungen sind daher auch Teil des normativen Diskurses an der PLUS, sie auszuklammern würde der Komplexität im hier untersuchten Feld – das eben durch die Zusammenkunft von Sprecher/inne/n aus unterschiedlichen Regionen des In- und Auslandes gekennzeichnet ist – nicht gerecht.
3.2 Variablenanalyse
Die Variablenanalyse bezieht sich auf zehn LVs an der PLUS, die vollständig videographiert wurden.[8] Die LVs sind durch eine eher geringe Teilnehmer/innenzahl, dafür eine hohe Interaktionsdichte gekennzeichnet. In den LVs ist der studentische Redeanteil durch Wortmeldungen vergleichsweise hoch. In sieben LVs werden außerdem Referate durch Studierende gehalten, dies geschieht in zwei LVs durch – eindeutig als solche erkennbare – DaF-Sprecher/innen. In allen anderen LVs sind dagegen nur DaM-Sprecher/innen anwesend. Die LV-Leiter/innen stammen ausschließlich aus dem deutschsprachigen Raum, fünf aus Mittel- und Norddeutschland, fünf aus dem bairischen Teil Österreichs.[9]
Aufgrund der größeren Zahl studentischer GPs und den signifikanten Differenzen im Variationsverhalten je nach Gesprächsrolle und ‑kontext (Vergeiner 2019 a: 547–549) beschränkt sich die Analyse in der Folge auf Studierende und ihre Wortmeldungen (= unvorbereitet erfolgende Äußerungen, die sich in aller Regel auf Fragen der Lehrenden und/oder Äußerungen anderer Studierender beziehen). Die studentischen Präsentationen, die durch stärkere Standarderwartungen gekennzeichnet sind, bleiben von der vorliegenden Analyse ausgespart (vgl. zu diesen aber Vergeiner 2019a). Um Akkommodationserscheinungen zu erheben, erfolgt ein Vergleich des Varietätengebrauchs in studentischen Wortmeldungen in Abhängigkeit von der Anwesenheit von DaF-Sprecher/inne/n bzw. deutschen Lehrenden:
Das Variationsverhalten in Wortmeldungen deutschsprachiger Studierender in LVs, in denen DaF-Sprecher/innen präsent sind (= DaF+), wird verglichen mit demjenigen in LVs, in denen keine DaF-Sprecher/innen zugegen sind (= DaF-).
Das Variationsverhalten österreichischer Studierender, in Wortmeldungen adressiert an bundesdeutsche Lehrende (= BRD+), wird verglichen mit dem von österreichischen Studierenden adressiert an österreichische Lehrende (= BRD-).
Zur Quantifizierung des Varietätengebrauchs werden alle GPs berücksichtigt, die eine ausreichende Redemenge aufweisen.[10] Ihre Redebeiträge wurden zunächst vollständig literal und anschließend für die relevanten Variationsphänomene (s. u.) auch phonetisch transkribiert. Tabelle 2 fasst zusammen, auf wie viele GPs dies zutrifft. Insbesondere die Zahl der DaM-Sprecher/innen in den LVs, in denen auch DaF-Sprecher/innen anwesend sind, ist klein (n = 5). Die Ergebnisse können daher nicht ohne Einschränkungen verallgemeinert werden, allerdings werden sich in der Analyse nichtsdestoweniger gewisse Variationstendenzen zeigen.
Zusammensetzung des Korpus / Lehrveranstaltungsaufnahmen
DaF- | DaF+ | BRD- | BRD+ | BRD+ „bereinigt“ | |
LVs | 8 | 2 | 5 | 5 | 3 |
GPs | 35 | 5 | 13 | 15 | 11 |
Es gibt teilweise Überschneidungen zwischen den Gruppen – so werden beide LVs, in denen DaF-Sprecher/innen präsent sind, von deutschen Lehrenden geleitet. In Tabelle 2 ist daher auch die Anzahl der LVs und GPs „bereinigt“ um diese LVs angegeben.
Um das tatsächliche Variationsverhalten zu untersuchen, wird eine Variablenanalyse durchgeführt. Sie basiert auf der Definition (sozio-)linguistischer Variablen als „alternative ways of saying the same thing“ (Labov 2004: 7). Variablen lassen sich als abstrakte, heuristische Konstrukte begreifen, die als ihre Werte Varianten aufeinander projizieren, bspw. aufgrund einer identischen sprachlichen Funktion (Ammon 1995: 61–62). Bei der Analyse wird die relative Häufigkeit einzelner Varianten im Verhältnis zu anderen Varianten derselben Variablen bestimmt, wobei das Variantenvorkommen mit gewissen sprachlichen und/oder außersprachlichen Kontexten in Beziehung gesetzt wird (= Kovarianz) (vgl. ausführlicher zum Verfahren Tagliamonte 2006; Vergeiner 2019 b: 82–89).
Um eine Variablenanalyse durchführen zu können, sind gewisse Vorentscheidungen zu treffen: Entschieden werden muss zunächst, welcher Systembereich analysiert wird. Aus verfahrenstechnischen Gründen fokussieren die meisten Studien Phonetik/Phonologie, einerseits weil lautliche Varianten verhältnismäßig frequent sind und andererseits ihre funktionale Äquivalenz einfach feststellbar ist (Lanwer 2015: 75; Knöbl 2012: 107). Aus denselben Gründen wird auch hier lautbezogene Variation betrachtet.
Die Auswahl der konkreten Variablen muss dann verschiedenen Anforderungen Rechnung tragen (Tagliamonte 2006: 82–83). Zu beachten ist etwa die Frequenz der Variable. Bedeutsam ist außerdem, dass sich Variablen als „closed set“ konzipieren lassen (Labov 2004: 7) – der Geltungsbereich einer Variable muss so definiert sein, dass abgesehen von den untersuchten Faktoren das Variantenvorkommen nicht anderweitig beeinflusst wird (bspw. durch lexemspezifische Auftretenswahrscheinlichkeiten und/oder gewisse Lautumgebungen). Wird regionale Variation untersucht, werden Variablen gemeinhin über ein historisches Diasystem definiert (bspw. das Mittelhochdeutsche). Dies ist erforderlich, weil es keine eins-zu-eins-Entsprechung in der Lautdistribution zwischen der Standardsprache und den rezenten Dialekten bzw. Regiolekten gibt (Kehrein 2012: 85–86).
Die praktische Umsetzung dieser Anforderungen erweist sich allerdings oft als schwierig: Beispielsweise wird die Bestimmung lexemübergreifender Lautkorrespondenzen dadurch erschwert, dass einzellexematische Unterschiede (qua lexikalischer Diffusion) in einer dynamischen Dialekt-Standard-Situation eher die Regel als die Ausnahme sind (Scheutz 1985; Bülow et al. 2019). Für die vorliegende Analyse verschärfen sich die Probleme erheblich. Da an der PLUS Sprecher/innen aus unterschiedlichen Regionen des Deutschen aufeinandertreffen, steigern sich die bei den Variablendefinitionen jeweils zu berücksichtigenden diasystematischen Kontraste und die lautkontextuell sowie einzellexematisch bedingten Ausnahmen in ein kaum bewältigbares Maß. Um die Variablenanalyse handhabbar zu machen, wird im vorliegenden Fall daher ein anderes Vorgehen gewählt: Statt durch historische Lautklassen werden die Variablen erstens synchron und zweitens lexikalisch auf Basis der nhd. Orthographie definiert. Die Untersuchungsvariablen projizieren dabei Lautvarianten hochfrequenter Einzellexeme aufeinander. Diese lassen sich dann einzeln analysieren (bspw. die Lautrealisierungen von <ist>), aber auch in einem weiteren Schritt anhand gewisser gemeinsamer Merkmale in komplexere Variablensets transformieren (bspw. lassen sich die frequenten Verbformen <weiß, heißt, meine> hinsichtlich des auf mhd. ei zurückgehenden Haupttonvokals zusammenfassen und untersuchen). Das Vorgehen erlaubt mit größtmöglicher Effizienz und verhältnismäßig wenigen Vorentscheidungen (bspw. was relevante Phonem-Korrespondenzen betrifft) ein sehr heterogenes sample von Sprecher/inne/n zu analysieren.
Es hat allerdings gewisse Nachteile (vgl. ausführlicher Vergeiner 2019 a: 154): Die untersuchbaren Varianten stellen zwangsläufig nur einen kleinen Ausschnitt aus der Gesamtvariation dar, wobei die Gefahr eines lexikalischen Bias besteht (zumal davon ausgegangen werden kann, dass sich hochfrequente Wortformen in Hinblick auf die Dialektremanenz anders verhalten als niedrigfrequente; vgl. zur Diskussion bspw. Bülow et al. 2019). Problematisch ist auch die Vielzahl möglicher Lautvarianten zu einem Lexem. Wie damit umgegangen wird und welche Variablen konkret untersucht werden, wird mitsamt den Ergebnissen der Variablenanalyse in Kapitel 5 ausgeführt. Zuvor werden aber die Befunde der Inhaltsanalyse besprochen.
4 Normative Erwartungen und Bewertungen
Die Universität wird häufig als reine Standarddomäne betrachtet; die Befunde dazu stützen sich allerdings meist nur auf Vermutungen bzw. anekdotische Evidenz, während empirische Studien fast völlig fehlen (Dannerer 2018: 174–175). Für die PLUS zeigt sich, dass trotz gewisser Standarderwartungen auch Nonstandard akzeptiert und bisweilen sogar präferiert wird. Dies gilt besonders für informelle Kontexte (studentische Wortmeldungen, Gruppenarbeiten oder Sprechstundengespräche), während in formellen Situationen (Lehrendenvorträge, studentische Referate und Prüfungen) ein generell standardnäherer Varietätengebrauch verlangt wird. Diese Normvorstellungen spiegeln sich auch in der tatsächlichen Varietätenverwendung (Vergeiner 2019 a; vgl. zusammenfassend zu den Normvorstellungen auch Vergeiner et al. i. Dr.; Dannerer 2018).
Neben dem Formalitätsgrad ist die Redekonstellation für die Normvorstellungen relevant – es gibt Erwartungen dazu, die eigene Sprechweise auf das Gegenüber bzw. die Zuhörenden einzustellen. Darauf wird in diesem Kapitel eingegangen: In Kapitel 4.1 wird diskutiert, inwiefern an der PLUS erwartet wird, sich an die Sprechweise des Gegenübers anzupassen (im Sinn von approximation strategies), wobei v. a. die studierendenseitige Anpassung an Lehrende diskutiert wird. Daran anschließend wird in Kapitel 4.2 der normative Diskurs zur Anpassung an die Verstehenskompetenzen des Gegenübers fokussiert (als Form von attuning strategies).
Zur Exemplifizierung werden nachfolgend relevante Interviewstellen mit einer literalen Umschrift des Gesagten wiedergegeben. Paraverbale Signale, Hesitationssignale, gefüllte und ungefüllte Pausen, Reparaturen sowie Rückmeldesignale der Interviewenden werden aus Gründen der Lesbarkeit und Kürze ausgespart. Die GPs werden zur Anonymisierung mit Siglen belegt. Der erste Buchstabe steht dabei für die jeweilige Proband/inn/engruppe (S = Studierende/r; L = Lehrende/r), die beiden folgenden Buchstaben stellen pseudonymisierte Initialen dar.
4.1 Approximation strategies
Folgt man den Interviewäußerungen der GPs, so spielt die Anpassung an die Sprechweise des Gegenübers bei der Varietätenwahl an der PLUS eine entscheidende Rolle. Gerade für Studierende sind Lehrende ein zentraler Orientierungspunkt bei der Varietätenwahl. Etliche GPs heben dies hervor, etwa die Studierende SAE: „Wenn der Lehrer selber schön Hochdeutsch redet, dann sprechen die Studenten Hochdeutsch zurück“; wenn der/die Lehrende indes „Dialekt spricht, dann wird schon Dialekt gesprochen“ (05:38–05:59).
Findet diese Form von upward-convergence (vgl. Kapitel 2.1) tatsächlich statt, so stellt sich im Rahmen der vorliegenden Untersuchung die Frage, inwiefern sie norminduziert ist. Mehrere Gründe sprechen dagegen, sie so zu deuten: Keine GP äußert – weder bei den Lehrenden noch den Studierenden –, dass Studierende sich unmittelbar an die Varietätenwahl der Lehrenden anpassen sollen. Vielmehr betonen etliche Studierende explizit, sich an Lehrende anzupassen, ohne dass sie denken, es werde von ihnen erwartet – vgl. etwa SOK: „Das ist irgendwie [...] jetzt nicht, weil ich mich dazu verpflichtet fühle oder so. Das ist, glaube ich, irgendwie eher so ein Automatismus“ (07:20–07:33). Analog beteuert SIG: „Das ist etwas Intuitives [...]. Ich tue es nicht, weil ich muss“ (25:18–25:29). Auch wenn die Befolgung von Normen automatisiert und unbewusst ablaufen kann (Bicchieri 2006: 68–69), ist doch allgemein davon auszugehen, dass die GPs ein Bewusstsein von den Normen haben, denen sie folgen.[11] Dass ein solches Bewusstsein existiert, zeigt sich etwa beim Vergleich mit den Erwartungen zur Wahl unterschiedlicher Sprachen (Deutsch, Englisch ...). Hier denken Studierende durchaus, dass es angebracht ist, so zu sprechen wie die jeweiligen Lehrenden.[12] Demgegenüber scheint bei der Varietätenwahl die Anpassung an die Sprechweise des vis-a-vis nicht unmittelbar normbezogen zu sein; zumindest werden in den Interviews keinerlei Erwartungs- und Bewertungsäußerungen manifest, die eine solche Deutung nahelegen.
Dazu passt, dass auch Lehrende bei der Varietätenwahl davon berichten, sich im Sinn einer downward-convergence an Studierende anzupassen. So sagt etwa LUC über seinen Sprachgebrauch in LVs aus, dass er sich „stark auf den Sprachgebrauch des Gesprächspartners einstell[t]“. Wenn der Varietätengebrauch von Studierenden in seiner „Spannweite ist, dann tendiere ich dorthin“. Das geschehe „intuitiv, unreflektiert, manchmal ärgere ich mich darüber“ – schließlich „wäre ja eigentlich richtiger, das zwar zu akzeptieren, aber selbst korrekter zu sprechen“ (10:20–12:24). Solche Konvergenzprozesse als normbedingt anzusehen, scheint unplausibel, wertet doch LUC selbst sie (zumindest teilweise) negativ.
Die Akkommodationsprozesse an der PLUS sind also nicht generell normbedingt – es wird nicht allgemein erwartet, im Sinne von approximation strategies dieselbe Varietät wie das Gegenüber zu wählen. Was allerdings auftritt, sind Erwartungen und Wertungen, die sich auf attuning strategies, wie sie in Kapitel 2 definiert wurden, beziehen. Dabei geht es um die Anpassung an kommunikative Charakteristika des Gegenübers (Coupland et al. 1988: 27). Im vorliegenden Fall betrifft dies v. a. die Anpassung an die Varietätenkompetenzen des vis-a-vis. Darauf wird im nächsten Abschnitt eingegangen.
4.2 Attuning strategies
Verständlichkeit ist ein wesentlicher – wenn nicht der wesentlichste – kommunikative Wert[13] für die meisten GPs. Erwartet wird daher, eine Sprechweise zu wählen, die das Gegenüber verstehen kann. Dabei herrscht ein weitgehender Konsens darüber, dass nonstandardsprachliche Sprechweisen (Dialekt, Umgangssprache[14]) das Verständnis potentiell behindern, wohingegen der Standard verständlicher sei (eine verbreitete Vorstellung, vgl. bspw. Kehrein 2012: 263; Steinegger 1998: 128): „Wenn wer Dialekt oder Umgangssprache redet und es ist für die Zuhörer wirklich verständlich, dass sich jeder auskennt, und man versteht es gut, ist das voll in Ordnung“, wertet etwa SUB. Wenn allerdings jemand so spricht, „dass man sich schon wirklich hart konzentrieren muss, dass man’s überhaupt versteht, dann wäre ich schon dafür, dass man da eher dann Standardsprache sprechen sollte“ (20:32–20:57).
Auch wenn die Erwartung, verständlich zu sprechen, z. T. allgemein vorgebracht wird, werden entsprechende Normvorstellungen oft im Hinblick auf gewisse Sprecher/innengruppen formuliert – zuvorderst DaF-Sprecher/innen, bisweilen auch (Bundes-)Deutsche. Darauf wird nachfolgend eingegangen.
4.2.1 Anpassung an DaF-Sprecher/innen
Gerade DaF-Sprecher/inne/n wird unterstellt, keinen Nonstandard zu verstehen, weshalb die GPs mehrheitlich denken, DaM-Sprecher/innen sollten Standard – wenn nicht Englisch – mit ihnen sprechen. So bekundet etwa SOJ: „wenn man weiß, es sitzt wer da, der Deutsch nicht als Muttersprache spricht, sollte man schon so ein bisschen gehobeneres Deutsch verwenden, im Deutschen halt. Sonst sollte man auch ins Englische [wechseln], dass die Person es halt versteht“ (11:41–11:54). Ähnlich äußert sich LOE: „Wegen der Internationalisierung unserer Universitäten“ und der „zahlreichenden Incomings“ sollte man „denen gegenüber so auftreten, dass sie unsere Sprache verstehen“. Das sei ein „Argument der Höflichkeit“, ansonsten müsste man in einem „niedrigen Englisch miteinander kommunizieren“ (09:18–10:52). Selbst GPs, die eine höhere Dialektloyalität aufweisen, wie etwa der Lehrende LAC, stimmen dem zu: Zwar sei Dialekt in LVs „angemessen“, aber wenn „fremdsprachige Studenten da sind, dann kann man nicht Dialekt reden, weil der hat schon Probleme mit dem Schriftdeutschen“. LAC zufolge müsse man „immer auf’s Publikum schauen und sich dementsprechend sein Sprachlevel halt anpassen“ (27:30–27:52).
Der Anpassungsdruck an die Varietätenkompetenzen der DaF-Sprecher/innen scheint stark. Dass Nonstandardgebrauch ihnen gegenüber unangebracht ist, wird am häufigsten auf die Frage im Interviewleitfaden geäußert, ob es an der PLUS „No-Gos“ gäbe. Es handelt sich auch um eine der wenigen Erwartungen, bei welchen Lehrende angeben, bei Abweichungen einzugreifen, während Erwartungsbrüche sonst kaum sanktioniert werden. So berichtet etwa LAI, wenn Sprecher/innen „in der Gruppe sind, die eben nur Standarddeutsch gelernt haben“ und andere Studierende „reden da Österreichisch, da bitte ich schon auch, Hochdeutsch zu sprechen“. Ansonsten sei sie eher „tolerant“; sie lasse die Studierenden sprechen, wie sie wollen, solange ihr eigenes Verständnis gewährleistet ist (21:04–22:21).
Dass man mit DaF-Sprecher/inne/n standardnäher zu sprechen habe, wird auch von administrativer Seite bestärkt (trotz des grundsätzlichen Fehlens explizit statuierter Normen zur Varietätenwahl an der PLUS; Maier 2016). Das exemplifiziert etwa die Verwaltungsbeamte VOD anhand einer Sitzung, in welcher das Problem behandelt wurde, dass Lehrende bisweilen nicht wissen, dass DaF-Sprecher/innen an ihren LVs teilnehmen und deshalb Nonstandard sprechen. Um dem vorzubeugen, wurde beschlossen, verstärkt über die Anwesenheit solcher Personen in LVs zu informieren. Unter den Teilnehmer/inne/n der Sitzung habe dabei ein Konsens über die „banale Erkenntnis“ geherrscht, dass, „wenn man weiß, dass jemand drin sitzt, der also nur sehr schlecht Deutsch kann [...], man schon vermeiden“ sollte, „Dialekt, Umgangssprache“ zu sprechen; stattdessen sollte man sich um „Hochsprache bemühen“ (15:05–16:36).
Dieser Konsens scheint auch bei den interviewten GPs deutlich auf. Es gibt nur eine Gruppe, bei welcher teilweise andere Normvorstellungen vorkommen: die der DaF-Sprecher/innen selbst. Zwar gibt es auch hier GPs, die erwarten, man solle mit ihnen – bzw. generell an der PLUS – standardnah sprechen, allerdings erachten es andere als ihre eigene „Bringschuld“, mit Nonstandard umgehen zu können: „Ich muss auch verstehen, dass ich in einem anderen Land bin. Ich bin in Österreich, ich muss es einfach annehmen“, problematisiert etwa SAB, „ich muss das beherrschen und das sind nur meine Probleme, wenn ich Dialekt nicht kann“ (27:18–27:53). Eine ähnliche Bemerkung findet sich bspw. bei SAK: „ich bin total bewusst, dass ich hier ein Fremder bin. Sie [= die Österreicher] können einfach machen, was sie wollen. [...] Es ist mein Problem, ich kann mich nicht ärgern“ (04:56–06:06). Dass sich einzelne DaF-Sprecher/innen so äußern, kann u. a. als Ausdruck ihrer Integrationswilligkeit gewertet werden, womöglich aber auch ihren outgroup-Status an der PLUS spiegeln, durch den sie sich nicht zutrauen, im Interview Forderungen zu stellen (vgl. zu derartigen Effekten ausführlich Dannerer und Vergeiner 2019). Österreichische GPs hegen allerdings nicht die Erwartung, DaF-Sprecher/innen sollten sich anpassen. Wie sich das im Hinblick auf Deutsche verhält, wird im nächsten Kapitel dargestellt.
4.2.2 Anpassung an Deutsche
DaF-Sprecher/innen sind nicht die einzigen, bei denen ein mangelhaftes Nonstandardverständnis vermutet wird; Sprecher/inne/n aus Deutschland – insbesondere solchen aus dem Norden der Bundesrepublik – wird dasselbe unterstellt. Entsprechend ist anzunehmen, dass auch im Sprachgebrauch mit ihnen eine standardnähere Sprechweise eingefordert wird. Dies ist seitens einiger österreichischer GPs tatsächlich der Fall. So problematisiert etwa SUH: „Wenn ich [...] mit jemandem aus Norddeutschland sprechʼ, dann versteht er nicht, so wie wir zwei jetzt reden, ja? Oder hat seine Mühe nur.“ Er folgert: „Da muss ich mich anpassen“ (19:39–19:49). Auch SOJ hegt die Erwartung, „dass mehr Standardsprache verwendet wird“, wenn Deutsche anwesend sind. Allerdings sei der Sprachgebrauch in LVs bisweilen „schon an der Grenze zum nicht mehr verstehen können – also vielleicht weniger für mich, aber wenn jetzt jemand von irgendwo Deutschland, weit im Norden kommt“ (13:05–13:21). Gegenüber Deutschen werde also Nonstandard verwendet, auch wenn nicht davon ausgegangen wird, dass diese ihn verstehen. Davon berichten auch andere GPs. Bei weitem nicht alle sind jedoch der Ansicht, dass daraus folgt, österreichische Sprecher/innen sollten mehr Standard nutzen.
Die Erwartung, dass in Gegenwart Deutscher standardnäher gesprochen werden soll, ist umstritten. Anders als bei DaF-Sprecher/inne/n sind es dabei nicht die Deutschen selbst, die durch gegenläufige Erwartungen hervorstechen. Diese wünschen sich durchaus einen eher standardnahen Sprachgebrauch an der PLUS, wie etwa der Lehrende LAG. Für ihn ist Nonstandardgebrauch in LVs unangebracht, wenn er „voraussetzt, dass das alle verstehen“ (30:49–32:03). LAG würde sich wünschen, dass „stärker standardsprachlich gesprochen wird, schriftsprachlich“. Das „Problem“ sei jedoch, „dass gerade ich das nicht einfordern kann“. Das „könnten andere Dozenten natürlich machen“ – nämlich solche aus Österreich –, aber diese „Dozenten werden das gar nicht erleben als Problem“ (47:02–48:27).
In der Tat sind etliche österreichische GPs (nicht zuletzt Lehrende) der Ansicht, dass Nonstandard in LVs legitim ist – und zwar auch, wenn Deutsche ihn nicht verstehen. Diese GPs erwarten nicht, dass österreichische Sprecher/innen sich anpassen sollten, vielmehr sollen Deutsche ein Nonstandardverständnis erwerben. Begründet wird das v. a. mit dem Universitätsstandort in Österreich. LOC etwa hält es für angebracht, dass Deutsche „sich auch unseres Idioms langsam aneignen“, schließlich sei man „in Salzburg, wir sind in Österreich!“ (05:00–05:20) Denselben Tenor schlägt LIH an: Sie wertet Nonstandardgebrauch in Studierendenbeiträgen als legitim, „solange ich sie verstehe, solange sie sich untereinander auch verstehen“ – ausgenommen allerdings „Leute aus Norddeutschland [...], wenn sie’s nicht verstehen“. Von diesen könne man durchaus erwarten, dass sie sich „einhören“, denn in Österreich werde auch „im Alltag“ Nonstandard gebraucht (17:45–18:11).
Ganz offensichtlich differieren die Normvorstellungen zum Varietätengebrauch mit DaF-Sprecher/inne/n einerseits und Bundesdeutschen andererseits. Das wird in einigen Interviewaussagen auch explizit thematisch: LOB habe sich bspw. „angewohnt mit deutschen Kollegen nur noch Dialekt zu sprechen, also Umgangssprache im stärkeren Sinn, weil ich mir denke, wenn die kommen, sollen sie auch unsere Sprache lernen“. Anders sei das bei jenen ohne „Deutsch als Muttersprache, dann sollt’s eher so im gehobenen Bereich sein“ (06:46–07:00).
Wieso solche Differenzierungen in den Normvorstellungen bestehen, wird von den GPs allerdings zumeist nicht begründet. Eine Ursache könnte im spannungsvollen Verhältnis zwischen Österreichern und Deutschen liegen (vgl. zu diesem bspw. auch Ammon 1995: 214–227; Kaiser 2006: 81–87). Auf dieses wird in den Interviews öfter hingewiesen.
So beklagen einige GPs, dass es Vorurteile von Deutschen gegenüber Österreicher/inne/n und ihrer Sprachverwendung gebe. LOC etwa stellt fest, dass gerade Deutsche „Intelligenz nicht mit Dialekt“ verbinden, vielmehr Dialektsprecher/innen nicht ernst nehmen. Er „spiele“ mit diesen Vorurteilen, wenn er Dialekt verwendet (12:41–12:59). Thematisiert werden umgekehrt sehr oft auch Aversionen von Österreicher/innen gegenüber Deutschen. Deutsche wie SOI erleben, dass „das allgemeine Empfinden [...] schon oft eher gegen Deutsche ist“. Sie selbst habe „das Gefühl, wenn ich den Mund aufmache und Hochdeutsch rede, dann werde ich etwas anders behandelt als jemand, der vielleicht Österreichisch spricht“ (01:49–02:09). Dass es gewisse Ressentiments gegen Deutsche gibt, ist auch die Einschätzung österreichischer GPs, etwa von LIC. Er nimmt wahr, dass Personen, die „eindeutig mit einem deutschen, im Sinn von nationalitätendeutschen Idiom sprechen“, es „bei uns manchmal schon ein bisschen schwer in der Akzeptanz“ haben. Das sei „ein typisch österreichisches Phänomen, das Wahrnehmen des Deutschen als Piefke“; es gäbe einen „Nationalitätenkonflikt“, wo man „ehrlicherweise einräumen muss, da sind wir ein bisschen rassistisch“ (58:02–58:59).
Dass sich der normative Diskurs zum Varietätengebrauch mit Deutschen von jenem mit DaF-Sprecher/inne/n so deutlich unterscheidet, kann als Ausdruck dieses „Nationalitätenkonflikts“ gewertet werden. Inwiefern sich der normative Diskurs indes im tatsächlichen Variationsverhalten spiegelt und dabei Differenzen im Sprachgebrauch mit DaF-Sprecher/inne/n bzw. Deutschen sichtbar werden, wird nachfolgend überprüft.
5 Regelmäßigkeiten im Variationsverhalten
In diesem Abschnitt wird das Variationsverhalten der GPs in den LVs untersucht. Bevor auf die Ergebnisse eingegangen wird, werden die Untersuchungsvariablen kurz vorgestellt.
5.1 Untersuchungsvariablen
Oben wurde gezeigt, dass im Hinblick auf die normbezogenen Akkommodationsprozesse an der PLUS v. a. von Interesse ist, inwiefern die GPs sich in Abhängigkeit vom jeweiligen Gegenüber und seinen Varietätenkompetenzen dem Standard annähern. Aus diesem Grund soll nachfolgend untersucht werden, inwiefern sich der relative Anteil von Standardvarianten je nach Gegenüber in den einzelnen LVs unterschiedet.
Problematisch ist dabei, dass keineswegs klar ist, was als Standardvarianten im Deutschen anzusetzen ist (vgl. bspw. die Beiträge in Eichinger und Kallmeyer 2005 sowie Vergeiner 2019 b: 24–29). Vergeiner (2019a) belegt ausführlich, dass sich die Mehrheit der GPs an der PLUS sowohl in ihrem (metasprachlichen) Varietätenverständnis (Vergeiner 2019 a: 364–371) als auch im tatsächlichen Variationsverhalten (Vergeiner 2019 a: 536–543) von einem schriftgestützten, eher monozentrischen Standardbegriff leiten lässt. Dieser führt nicht nur zu einer Vermeidung regional beschränkter, sondern auch „schwacher“, d. h. reduzierter Formen (Kohler 1995: 201–220). Darauf aufbauend wird in der nachfolgenden Untersuchung das Vorkommen standardsprachlicher Explizitformen fokussiert, die in einschlägigen Kodizes – zuvorderst dem Deutschen Aussprachewörterbuch (Krech et al. 2010) und dem Aussprachewörterbuch der Dudenreihe (Dudenverlag 2015) – als solche beschrieben werden. Tabelle 3 zeigt die Untersuchungsvariablen und ihre (wesentlichen) Varianten. Die Variablenauswahl beruht auf der Frequenz der Variablen in den zuvor literal transkribierten Wortmeldungen der Studierenden und dem grundsätzlichen Vorhandensein von Varianten. Dabei wurde auch darauf geachtet, Varianten mit unterschiedlichem vertikalen und horizontalen Geltungsbereich zu erfassen (vgl. Kapitel 3.2).
Variablenset
Phänomen | Standardsprachliche Explizitform | Wesentliche Reduktionsformen und/oder regionale Formen | |
V1 | <und> | [ʊnt] | [ʊn], [n], [t] |
V2 | <ist> | [ɪst] | [ɪs], [s] |
V3 | <nicht> | [nɪçt] | [nɪç], [nɛt], [nɪt] |
V4 | <auch> | [aɔχ] | [aɔ], [a], [oːχ] |
V5 | <ich> | [ɪç] | [iː], [ɪ], [ɪɕ], [ç] |
V6 | <schon> | [ʃɔn] | [ʃɔ], [ʃɔ̃], [ʃn] |
V7 | <man> | [man] | [ma] |
V8 | <ein> | [aɛn] | [n], [ɐ], [ən] |
V9 | <eine> | [aɛnə] | [nə], [ɐ] |
V10 | <der> | [deːɐ] | [dɐ] |
V11 | <das> | [das] | [dɛs], [ɛs], [s] |
V12 | <es> | [ɛs] | [s] |
V13 | <haben> | [haːbm] | [ham], [hɔm] |
V14 | <also> | [also] | [aso], [ɔɪso], [aɪso] |
V15 | a-Verdumpfung im Kontext von mhd. â | [aː] (bspw. [naːχ]) | [ɔː], [oː] (bspw. [nɔːχ]) |
V16 | a-Verdumpfung im Kontext von mhd. a | [a] (bzw. ɡants) | [ɔ] (bzw. ɡɔnts) |
V17 | Realisierung mhd. ei | [aɛ] (bspw. [haɛst]) | [ɔa], [aː] (bspw. [hɔast], [haːst]) |
Die ersten 14 Variablen behandeln hochfrequente Einzellexeme, bei denen v. a. zwischen Explizit- und Reduktionsformen variiert wird. Während wenige Variablen weitgehend überregional verbreitete Voll- und Reduktionsformen aufeinander projizieren (V1, V2, V12), sind die meisten Reduktionsformen regional beschränkt. Einige werden im vorliegenden Korpus (fast) nur von Sprecher/inne/n aus dem bairischen – v. a. österreichischen – Raum genutzt (bspw. [ɐ], [a], [ɔ̃], [hɔm]), andere (fast) ausschließlich von deutschen Sprecher/inne/n (bspw. [n], [nə]) (Vergeiner 2019 a: 536–539). Gerade erstere fallen oft mit Dialektformen zusammen und werden von den GPs auch als solche perzipiert (Vergeiner 2019 a: 381) – auch wenn die meisten Varianten bei einem recht weiten Standardbegriff dem „Gebrauchsstandard“ zugeschlagen werden könnten (Berend 2005).[15] Die Explizitformen weisen indes durchwegs eine klare Standardmarkierung auf (vgl. Kohler 1995: 220).
V15 – V17 umfassen regionale Variablen,[16] die dialektnäher und dabei von eingeschränkter regionaler Reichweite sind (V15 gilt für weite Teile des Oberdeutschen, wohingegen V16 und V17 v. a. im Bairischen relevant sind; vgl. bspw. Schirmunski 2010; Kranzmayer 1956). Diese drei Variablen werden nur für Sprecher/innen der entsprechenden Dialekte untersucht.
5.2 Variationsverhalten gegenüber DaF-Sprecher/inne/n
In Kapitel 4.2.1 wurde dargestellt, dass an der PLUS ein weitgehender Konsens darüber herrscht, dass gegenüber DaF-Sprecher/inne/n standardnah gesprochen werden soll. Anhand der Wortmeldungen von DaM-Sprecher/inne/n wird untersucht, inwiefern ihre Sprechweise tatsächlich standardnäher ausfällt, wenn DaF-Sprecher/innen anwesend sind (vgl. Kapitel 3). Da die DaF-Sprecher/innen in den untersuchten LVs als Referent/inn/en in Erscheinung treten – und damit besonders exponiert sind –, ist anzunehmen, dass die entsprechenden Normvorstellungen salient werden und ein normkonformes Verhalten getriggert wird (Bicchieri 2006: 68–69). Abbildung 1 zeigt den Anteil standardsprachlicher Explizitformen in den untersuchten LVs für die einzelnen Variablen (gereiht nach der Frequenz standard- bzw. explizitsprachlicher Realisierungen im Korpus; angegeben werden aus Platzgründen hier nur die relativen Häufigkeiten – vgl. zum absoluten Vorkommen der Variablen die Tabelle im Anhang).

Anteil standardsprachlicher Explizitformen in LVs mit und ohne DaF-Sprecher/innen
In den LVs, in denen DaF-Sprecher/innen referieren (= DaF+), wird bei fast allen Variablen häufiger die standardsprachliche Vollform gewählt – und zwar meist deutlich. Das gilt für die Variablen, die weitgehend überregional verbreitete Voll- und Reduktionsformen zusammenfassen (bspw. V1, V2, V12) genauso wie für Variablen, die klar dialektnähere Lautungen auf Standardformen projizieren (V15 – V17). Die einzige Ausnahme stellt V10 dar, die Reduktion bei der Artikelform <der>.[17] Die deutlichen Differenzen deuten darauf hin, dass den Erwartungen / Wertungen, die in Kapitel 4.2.1 herausgearbeitet wurden, im Variationsverhalten tatsächlich Rechnung getragen wird.
5.3 Variationsverhalten gegenüber Deutschen
Anders als gegenüber DaF-Sprecher/inne/n ist umstritten, inwiefern man sich an der PLUS an Deutsche anzupassen habe (vgl. Kapitel 4.2.2). Um zu überprüfen, ob eine Anpassung österreichischer GPs an Deutsche erfolgt, wird verglichen, inwiefern österreichische Studierende gegenüber deutschen Lehrenden ein anderes Variationsverhalten an den Tag legen als gegenüber österreichischen Lehrenden. Da die LVs, in denen DaF-Sprecher/innen referieren, von deutschen Lehrenden geleitet werden, werden in Abbildung 2 auch die um diese LVs „bereinigten“ Werte dargestellt (vgl. Kapitel 3.2).

Anteil standardsprachlicher Explizitformen gegenüber österreichischen und deutschen Lehrenden
Deutlich wird, dass sich gegenüber deutschen Lehrenden keine so deutliche Zunahme standardsprachlicher Vollformen einstellt, wie das gegenüber DaF-Sprecher/inne/n der Fall ist (nicht einmal bei Variablen, die eindeutig dialektnähere Formen auf Standardlautungen projizieren; vgl. V15 – V17). Vielmehr scheint der Variantengebrauch in Gegenwart deutscher Lehrender (BRD+) nicht systematisch von dem in Gegenwart österreichischer Lehrender (BRD-) abzuweichen. In der Terminologie von CAT lässt sich von Maintenance sprechen (vgl. Kapitel 2.1) – die österreichischen Studierenden behalten ihr Variationsverhalten in Wortmeldungen adressiert an deutsche Lehrende bei. Dieser Eindruck verstärkt sich, wenn die LVs ausgeklammert werden, in welchen DaF-Sprecher/innen zugegen sind (vgl. den „bereinigten“ Wert für BRD+).
6 Diskussion
Akkommodation scheint bei der Varietätenwahl an der PLUS eine bedeutende Rolle zu spielen, wobei dies v. a. auf Konvergenzprozesse zutrifft – dieser grundsätzliche Befund überrascht nicht weiter. So stellt bspw. Macha (1991: 76) fest, dass im variativen Verhalten ein generelles „Streben nach sprachlicher Konvergenz [...] zu bestehen“ scheint: „Ganz gleich, ob es sich beim vom Gegenüber vorgelegten Sprachmodus um Dialekt oder um Standardsprache handelt, tendiert man zu einer spontanen Anpassungsreaktion in der entsprechenden Sprachform“. Wie etwa Steinegger (1998: 96) dokumentiert, ist gerade in Österreich die diesbezügliche Anpassungsbereitschaft hoch (vgl. für einen entsprechenden Befund zum Variationsverhalten in Verwaltungsgesprächen an der PLUS Vergeiner 2019 b: 166–171).
Kapitel 4.1 zeigt nichtsdestoweniger, dass approximation strategies an der PLUS nicht generell normativ gefordert werden. In diesem Sinne ist Giles et al. (1973: 179) beizupflichten, dass es sich bei „normative“ und „accommodative [...] code variations“ um prinzipiell distinkte „forms of speech modifications“ handelt. Zugleich ist jedoch zu betonen, dass die Konvergenz an die Sprechweise des Gegenübers, von welcher die GPs berichten, dadurch begünstigt wird, dass an der PLUS gewisse Freiheiten bei der Varietätenwahl bestehen – gäbe es striktere Vorgaben, wären die Möglichkeiten zur Akkommodation weitaus beschränkter (Giles und Coupland 1991: 74).
Akkommodationsprozesse können auch unmittelbar Norminhalt sein. Im vorliegenden Fall betrifft dies weniger die unmittelbare Konvergenz bzw. Divergenz in Hinblick auf den Sprachgebrauch des Gegenübers als die Anpassung an seine/ihre Varietätenkompetenzen und damit Verstehensvoraussetzungen. Erwartet werden also zuvorderst gewisse attuning strategies (vgl. Kapitel 2.1).
Vor allem gegenüber DaF-Sprecher/inne/n wird dabei Nonstandardgebrauch als Form von „Underaccommodation“ (Giles und Ogay 2007: 298) negativ gewertet. Ihnen gegenüber fungiert die Standardsprache als „lingua franca“ (Ender und Kaiser 2009: 287). Insofern die GPs mit DaF-Sprecher/inne/n auch tatsächlich standardnäher sprechen, handelt es sich um eine Norm im definierten, praxeologischen Sinne (vgl. Kapitel 2.2).
Anders ist das gegenüber Deutschen – hier ist bereits der normative Diskus uneindeutiger. Es lässt sich ein Normkonflikt (zum Begriff vgl. bspw. Bartsch 1987: 292) zwischen den GPs beobachten, deren Normvorstellungen stark divergieren. Den GPs, die eine Anpassung an Deutsche erwarten, stehen dabei jene GPs gegenüber, die erwarten, dass Deutsche sich anpassen sollen und lernen, mit (österreichischem) Nonstandard umzugehen (eine Erwartung, die auch Kaiser 2006: 169–173 dokumentiert). Da im tatsächlichen Variieren keine Annäherung von Österreicher/inne/n an Deutsche beobachtbar ist, lässt sich letzten Endes keine Norm an der PLUS belegen, deren Inhalt die Anpassung an Deutsche ist.[18]
Dass demnach an der PLUS zwar eine Norm zur Anpassung an DaF-Sprecher/innen, aber nicht an Deutsche besteht, wurde in Kapitel 4.2.2 mit dem gespannten Verhältnis zwischen Österreicher/inne/n und Deutschen erklärt. Der Befund passt zur im Rahmen von CAT formulierten Annahme, dass sich Akkommodationsprozesse immer auch vor dem sozio-kulturellen Hintergrund des Verhältnisses der beteiligten Sprecher/innengruppen abspielen (Giles und Ogay 2007: 298–300; Giles und Coupland 1991: 94–126). Die Beibehaltung des eigenen Sprachgebrauchs (Maintenance) kann dabei mit dem Wunsch in Zusammenhang gebracht werden, die eigene – in diesem Fall österreichische – Identität zu bewahren und die sprachliche Distanz zu den Vertreter/inne/n der outgroup aufrecht zu erhalten (Giles und Ogay 2007: 297; vgl. Kapitel 2.1). Insofern Österreicher/inne/n im Verhältnis zu Deutschen häufig ein Schwanken zwischen sprachlichem „Selbstbewusstsein“ und sprachlichen „Minderwertigkeitsgefühlen“ unterstellt wird (Moosmüller 1991: 18), kann die sich im normativen Diskurs manifestierende, geringe Anpassungsbereitschaft an Deutsche auch als Ausdruck sprachlichen Selbstbewusstseins gedeutet werden.
Akkommodationsprozesse stehen genauso wie Normen bzw. Normvorstellungen in Verbindung mit gewissen Spracheinstellungen und -ideologien (Coupland und Jaworski 2004: 36–37; Giles und Coupland 1991: 32–59). Die mit Dialekt und Standard verbundenen Spracheinstellungen zeigen auf einer abstrakten Ebene dabei auch gewisse Sichtweisen auf Variation an. Geeraerts (2003) differenziert zwischen einer „rationalistischen“ und einer „romantischen“ Sicht: Unter der ersten wird Sprache als „medium of communication“ angesehen, was eine positive Wertung des Standards als „neutral medium of social participation“ zur Folge hat; damit einhergehend wird regionale Variation als „impediment to emancipation“ betrachtet. Eine „romantische“ Sicht sieht Sprache dagegen als „medium of expression“ an, was eine positive Wertung von Variation als Mittel „[for] expressing different identities“ bedingt; die Standardsprache wird hingegen als „medium of social exclusion“ kritisch gesehen (Geeraerts 2003: 41). Berthele (2010: 273–276) betont, dass beide Sichtweisen – auch wenn sie widersprüchlich sind – von derselben Person vertreten werden können. Das bestätigt sich im vorliegenden Fall: Die Normen und Normvorstellungen gegenüber DaF-Sprecher/inne/n stehen mit einer rationalistischen Sicht in Verbindung, die gegenüber Deutschen mit einer romantischen (vgl. auch Vergeiner i. E.).
7 Fazit
Das Ziel dieses Beitrages war es, die Zusammenhänge zwischen Normen und Akkommodationsprozessen am Beispiel der Varietätenwahl in Lehrveranstaltungen an der Universität Salzburg zu untersuchen. Gezeigt wurde, dass Akkommodationsprozesse prinzipiell unabhängig von Normen bestehen können, dass sie jedoch auch Inhalt von Normen sein können. Im vorliegenden Fall ist v. a. die Anpassung an die Verstehensvoraussetzungen des Gegenübers normativ relevant. Dabei differieren allerdings die Normvorstellungen und das tatsächliche Variationsverhalten gegenüber DaF-Sprecher/inne/n einerseits, Deutschen andererseits. Nur im Hinblick auf erstere wird allgemein eine standardnähere Sprechweise erwartet und tatsächlich standardnäher gesprochen. Die Unterschiede bei der Anpassungsbereitschaft wurden mit dem sozio-kulturellen Hintergrund sowie gewissen Spracheinstellungen und -ideologien in Verbindung gebracht.
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Anhang
Tokenzahl pro Variable / Gruppe
DaF+ | DaF- | BRD+ | BRD+ („bereinigt“) | BRD- | |
V1 | 42 | 266 | 106 | 64 | 98 |
V2 | 34 | 193 | 78 | 44 | 72 |
V3 | 23 | 101 | 39 | 16 | 33 |
V4 | 28 | 139 | 66 | 38 | 57 |
V5 | 39 | 316 | 106 | 67 | 99 |
V6 | 16 | 47 | 31 | 15 | 21 |
V7 | 18 | 75 | 42 | 24 | 33 |
V8 | 20 | 50 | 35 | 15 | 21 |
V9 | 15 | 37 | 29 | 14 | 17 |
V10 | 26 | 123 | 69 | 43 | 42 |
V11 | 61 | 304 | 124 | 63 | 112 |
V12 | 28 | 199 | 84 | 56 | 66 |
V13 | 16 | 40 | 29 | 13 | 19 |
V14 | 45 | 217 | 102 | 57 | 73 |
V15 | 32 | 250 | 97 | 65 | 85 |
V16 | 73 | 522 | 226 | 153 | 180 |
V17 | 18 | 104 | 47 | 29 | 39 |
∑ | 534 | 2983 | 1310 | 776 | 1067 |
© 2020 Philip C. Vergeiner, published by Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
This work is licensed under the Creative Commons Attribution 4.0 International License.
Artikel in diesem Heft
- Frontmatter
- Frontmatter
- Artikel
- Zum Begriff der Sprachbewusstheit in der Schreibforschung und -didaktik
- Sprachnormbezogene Akkommodation in der Hochschullehre
- Bewertungen sprachlichen Handelns und good practice in der Angewandten Gesprächsforschung
- Positionierungen in argumentativen Gesprächen und Briefen der Schule
- Rezensionen
- Hélot, Christine. Carolien Frijns, Koen Van Gorp & Sven Sierens (Hrsg.). 2018. Language Awareness in Multilingual Classrooms in Europe. From Theory to Practice (Contributions to the Sociology of Language 109). Berlin & Boston: Mouton De Gruyter. ISBN 978-1-5015-0132-6, € 99,95.
- Gebele, Diana & Alexandra L. Zepter (Hrsg.). 2018. Deutsch als Zweitsprache. Unterricht mit neu zugewanderten Kindern und Jugendlichen. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren. 222 S., ISBN 978-3-8340-1864-9, € 19,80.
- Hauser, Stefan & Martin Luginbühl (Hrsg.). 2015. Hybridisierung und Ausdifferenzierung. Kontrastive Perspektiven linguistischer Medienanalyse. (Sprache in Kommunikation und Medien 7). Bern [u. a.]: Lang. 418 S., ISBN 978-3-0343-1624-8, ISBN 978-3-0351-9417-3, Softcover € 96,95, E-Book € 90,95
- Chen, Jieying Chen. 2016. Interkulturelle Kommunikation im Betrieb. Gattungsanalyse deutsch-chinesischer Kantinengespräche. München: Iudicium Verlag.245 S., ISBN 978-86205-433–6, € 34
- Lühr, Rosemarie, Vera Faßhaue, Daniela Prutscher & Henry Seidel (Hrsg.). 2018. Genderspezifik in thüringischen Fürstinnenkorrespondenzen der Frühen Neuzeit: Korpusphilologische Studien. Hamburg: Verlag Dr. Kovač. 439 S., ISBN 978-3-8300-9882-9, € 119,80
- Shapiro, Shawna, Raichle Farrelly & Mary Jane Curry (Hrsg.). 2018. Educating Refugee-background Students. Critical Issues and Dynamic Contexts (New Perspectives on Language and Education 59). Bristol: Multilingual Matters. 264 S., ISBN: 978-1-78309-997-9, € 119,99.
- Plewnia, Albrecht & Claudia Maria Riehl (Hrsg.). 2018. Handbuch der deutschen Sprachminderheiten in Übersee. Tübingen: Narr Francke Attempto. 293 S., ISBN: 978-3-8233-6928-8, € 88,00.
- Angebote zur Rezension
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- Artikel
- Zum Begriff der Sprachbewusstheit in der Schreibforschung und -didaktik
- Sprachnormbezogene Akkommodation in der Hochschullehre
- Bewertungen sprachlichen Handelns und good practice in der Angewandten Gesprächsforschung
- Positionierungen in argumentativen Gesprächen und Briefen der Schule
- Rezensionen
- Hélot, Christine. Carolien Frijns, Koen Van Gorp & Sven Sierens (Hrsg.). 2018. Language Awareness in Multilingual Classrooms in Europe. From Theory to Practice (Contributions to the Sociology of Language 109). Berlin & Boston: Mouton De Gruyter. ISBN 978-1-5015-0132-6, € 99,95.
- Gebele, Diana & Alexandra L. Zepter (Hrsg.). 2018. Deutsch als Zweitsprache. Unterricht mit neu zugewanderten Kindern und Jugendlichen. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren. 222 S., ISBN 978-3-8340-1864-9, € 19,80.
- Hauser, Stefan & Martin Luginbühl (Hrsg.). 2015. Hybridisierung und Ausdifferenzierung. Kontrastive Perspektiven linguistischer Medienanalyse. (Sprache in Kommunikation und Medien 7). Bern [u. a.]: Lang. 418 S., ISBN 978-3-0343-1624-8, ISBN 978-3-0351-9417-3, Softcover € 96,95, E-Book € 90,95
- Chen, Jieying Chen. 2016. Interkulturelle Kommunikation im Betrieb. Gattungsanalyse deutsch-chinesischer Kantinengespräche. München: Iudicium Verlag.245 S., ISBN 978-86205-433–6, € 34
- Lühr, Rosemarie, Vera Faßhaue, Daniela Prutscher & Henry Seidel (Hrsg.). 2018. Genderspezifik in thüringischen Fürstinnenkorrespondenzen der Frühen Neuzeit: Korpusphilologische Studien. Hamburg: Verlag Dr. Kovač. 439 S., ISBN 978-3-8300-9882-9, € 119,80
- Shapiro, Shawna, Raichle Farrelly & Mary Jane Curry (Hrsg.). 2018. Educating Refugee-background Students. Critical Issues and Dynamic Contexts (New Perspectives on Language and Education 59). Bristol: Multilingual Matters. 264 S., ISBN: 978-1-78309-997-9, € 119,99.
- Plewnia, Albrecht & Claudia Maria Riehl (Hrsg.). 2018. Handbuch der deutschen Sprachminderheiten in Übersee. Tübingen: Narr Francke Attempto. 293 S., ISBN: 978-3-8233-6928-8, € 88,00.
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