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Anthony Cordesman: Creating a real peace in Afghanistan. Washington, D.C.: CSIS: Juli 2019

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Published/Copyright: November 20, 2019

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Cordesman Anthony Creating a real peace in Afghanistan Washington, D.C CSIS Juli 2019


Die Studie untersucht die derzeitigen Optionen der US-Administration im nunmehr 18 Jahre andauernden Afghanistan-Konflikt. Militärisch befindet sich Afghanistan derzeit in einer Pattsituation. Die afghanische Wirtschaft ist hochgradig abhängig von externen Finanzhilfen und generiert lediglich durch Drogenhandel nennenswerte Einnahmen. Die Regierung in Kabul ist intern zerstritten, Ex-Warlords dominieren politische Entscheidungen während tiefgreifende Korruption, Misswirtschaft und partikulare Interessen ein effektives Regieren unterminieren. Auf Basis dieser schwierigen Ausgangslage diskutiert der Autor vier Optionen für die USA zur zukünftigen Entwicklung bzw. Beendigung des Konflikts.

Als erste Option wird die Weiterführung der Unterstützung der afghanischen Regierung und somit die Weiterführung des Konflikts besprochen. Hierbei handle es sich um einen Abnutzungskonflikt von unvorhersehbarer Dauer, unvorhersehbarem notwendigen US-Engagement und hohem Finanzierungsaufwand zum Aufbau des afghanischen Staats. Aus Sicht des Autors müsse der Krieg solange fortgeführt werden, bis die Taliban und andere extremistische Kräfte entweder kollabieren oder sich bereit erklären einen Friedensvertrag zu zeichnen, der für die USA und die afghanische Regierung akzeptabel ist.

Als zweite Option diskutiert der Autor den stufenweisen oder vollständigen Abzug von US-Truppen aus Afghanistan. Solch ein Abzug könnte unabhängig von Konfliktentwicklungen vollzogen werden und darauf abzielen jegliches Engagement in Afghanistan zu beenden. Damit würde auch das schrittweise Zurückfahren der Unterstützung der afghanischen Regierung einhergehen und man würde Afghanistan seinem Schicksal überlassen.

Eine mögliche dritte Option thematisiert den Abzug der US-Streitkräfte erst nach Verhandlung eines Friedensvertrags mit den Taliban. Die Form der Vereinbarung wäre dabei eher kosmetischer Natur und würde die post-Konfliktrealität Afghanistans kaum berücksichtigen. Vielmehr würde eine solche Option eines Hochrisiko-Friedensvertrags nur kurzfristig zu einer Abschwächung der Kampfhandlungen führen, aber einen Gesichtswahrenden Abzug der US-Streitkräfte ermöglichen.

Als letzte Option diskutiert der Autor die Verhandlung eines „echten Friedens“ mit den Taliban. Solch ein Frieden würde klare politische, ökonomische und sicherheitsrelevante Begrenzungen der Realität Afghanistans berücksichtigen. Zudem müsste der Friedensvertrag Abrüstungs-, Demobilisierungs-, und Truppenstärkebestimmungen beinhalten, die für alle Gruppen in Afghanistan gelten. Darüber hinaus müsste der Friedensvertrag die externe Unterstützung seitens der USA sowie die Stationierung einer internationalen Friedenssicherungsmission beinhalten.

Laut Autor ist keine dieser Optionen mit geringem Risiko verbunden oder gar optimal. Aufgrund der Erfahrungen der letzten 18 Jahre ist jedoch kein „echter“ Sieg durch die erste Option zu erwarten. Dafür ist die Ineffektivität der afghanischen Streitkräfte und Regierung eine noch zu hohe Hürde. Aus diesem Grund wird es sich bei diesem Frieden, um einen Scheinerfolg handeln, ohne langfristige Perspektive.

Ein unilateraler phasenweiser Rückzug, wie in der zweiten Option aufgeworfen, würde nach Ansicht des Autors lediglich die Niederlage der USA weiter verdeutlichen, ein extremistisches Afghanistan schaffen und nachhaltig die Position der USA gegenüber strategischen Partnern und in der Region schwächen.

Die Option eines kosmetischen Friedens, der es den USA erlauben würde einen Sieg zu verkünden und dann den Rückzug anzutreten, entspräche nach Ansicht des Autors dem US-Vorgehen im Vietnam-Konflikt und könnte zwar kurzfristige Stabilität bieten, aber langfristig ein Wiederaufflammen des Konflikts kaum verhindern.

Zusammenfassend handelt es sich um eine höchst interessante Studie, welche die Komplexität des Afghanistan-Konflikts und dessen zukünftige Entwicklung erfasst. Die Handlungsoptionen werden klar dargelegt und Vor- und Nachteile gut diskutiert, auch wenn man als Leser den Eindruck gewinnt, dass der Konflikt für die USA und den Westen kaum erfolgreich zu Ende zu führen ist.

https://www.csis.org/analysis/creating-real-peace-afghanistan

Published Online: 2019-11-20
Published in Print: 2019-12-01

© 2019 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

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  15. Michael O’Hanlon: Afghanistan after Mattis. A Revised Strategy to focus on Counterterrorism and the Afghan Security Forces. Washington, D.C.: Brookings Institution, Januar 2019.
  16. Seth G. Jones/Danika Newlee/Nicholas Harrington/Joseph S. Bermudez Jr.: Iran’s Threat to Saudi Critical Infrastructure: The Implications of U.S.-Iranian Escalation. Washington, D.C.: CSIS, August 2019
  17. Geo-ökonomische Trends
  18. Aaron Milner/Erol Yayboke (2019) (Eds.): Beyond Technology. The Fourth Industrial Revolution in the Developing World, Washington, D.C.: CSIS, Mai 2019
  19. Peter E. Harrell/Elizabeth Rosenberg: Economic Dominance, Financial Technology, and the Future of U.S. Economic Coercion. Washington, D.C.: Center for a New American Security, April 2019
  20. Joshua P. Meltzer/Neena Shenai: The US-China economic relationship. A comprehensive approach. Washington, D.C.: The Brookings Institution, Februar 2019
  21. Beziehungen zu Russland
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  24. Europäische Verteidigungspolitik
  25. Emmanuelle Maitre: The Franco German Tandem. Bridging the Gap on Nuclear Issues. Paris: IFRI, Januar 2019
  26. Élie Tenenbaum: The Strategic Role of Land Forces: A French Perspective. Paris: IFRI, Juli 2019
  27. Nichtverbreitungspolitik
  28. Taisuke Mibae/James L. Schoff: Diplomacy Surrounding the Korean Peninsula and the Future of US Forces in Northeast Asia. Washington, D.C.: The Atlantic Council, Juni 2019
  29. Richard H. Speier/George Nacouzi/Carrie A. Lee/Richard M. Moore: Hypersonic Missile Proliferation. Hindering the Spread of a New Class of Weapons. Santa Monica, CA: RAND Corp., 2017
  30. China und die Welt
  31. Heribert Dieter: Chinas Verschuldung und seine Außenwirtschaftsbeziehungen. Peking exportiert ein gefährliches Modell. Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik, August 2019
  32. Robert O. Work/Greg Grant: Beating the Americans at their Own Game. An Offset Strategy with Chinese Characteristics. Washington, D.C.: Center for a New American Security, Juni 2019
  33. Buchbesprechungen
  34. Joel D. Rayburn/Frank Sobchak (Hrsg.): The U.S. Army in the Iraq War. Carlisle PA: United States Army War College Press, 2019, 2 Bände, 696 und 668 Seiten
  35. Benjamin Schreer / Andrew T. H. Tan (Hrsg.): Terrorism and Insurgency in Asia: A contemporary examination of terrorist and separatist movements. 256 Seiten, Milton Park, Abingdon und New York: Routledge 2019
  36. Ajey Lele: Strategic Technologies for the Military: Breaking New Frontiers. London: Sage Publ. 2019, 220 Seiten.
  37. Bildnachweise
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