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Christopher Paul and Colin P. Clarke: Counterinsurgency Scorecard Update: Afghanistan in Early 2015 Relative to Insurgencies Since World War II. 2015.

  • Frank Sauer
Published/Copyright: February 21, 2017

Die Studie setzt die Berichterstattung der RAND Corporation zur Lage in Afghanistan aus den Jahren 2011 und 2013 fort. Sie basiert im Kern auf einer mit der Delphi Methode erhobenen Expertenbefragung und komplettiert die RAND Scorecard – die Bewertungsliste – für die Aufstandsbekämpfung am Hindukusch. Auf der dem Bericht zu Grunde gelegten, aus 71 historischen Vergleichsfällen entwickelten Skalierung von -11 bis +15 schneidet die Aufstandsbekämpfung in Afghanistan dabei nach Ansicht des Panels aus 14 für die Studie befragten Experten unverändert mit +2 ab.

Dieses Ergebnis sei deshalb besorgniserregend, weil der historische Vergleich zwar nahelege, dass im Grunde eine ausreichende Anzahl an Erfolgsfaktoren gegeben sei, zugleich aber solche Faktoren, die historisch gesehen mit Scheitern – und somit dem Erfolg der Aufständischen – korrelieren, in Afghanistan derzeit ebenfalls in problematisch hoher Zahl vorhanden seien. Die Studie legt somit nahe, dass der historische Vergleich zurzeit eher ein Scheitern der militärischen Aufstandsbekämpfung durch die afghanische Regierung erwarten lässt – insbesondere weil nach Ansicht der Experten den derzeit noch existierenden Erfolgsfaktoren in Afghanistan mit dem Abzug der internationalen Kräfte die Grundlage entzogen würde.

Die Studie identifiziert zwei zentrale Missstände, die aus Expertensicht für eine am Ende doch noch erfolgreiche Operation adressiert werden müssten: (1) das bisherige Versäumnis, den Aufständischen nachhaltig die Unterstützung zu entziehen; (2) das bisherige Versagen der afghanischen Sicherheitskräfte insbesondere mit Blick auf einen Mangel an Engagement und Motivation. Beide Mängel seien auch 2011 und 2013 bereits beklagt worden. Möglicherweise könnten Verbesserungen an anderen Stellen – die Studie nennt hier beispielsweise die in den letzten Jahren gestiegene Legitimität der afghanischen Sicherheitskräfte – doch noch positive Nebeneffekte zeitigen.

Ausgehend von diesem Ergebnis kommen die Autoren der Studie jedoch zu dem Schluss, dass derzeit eine Verhandlungslösung die besten Aussichten auf nachhaltigen Erfolg habe. Die zukünftigen US-Bemühungen sollten demzufolge darauf gerichtet seien, auf eine solche Lösung zu für die USA günstigen Konditionen hinzuarbeiten, dabei die afghanische Regierung in eine militärisch gestärkte Lage und somit bessere Verhandlungsposition versetzend.

Zur Verhandlungslösung sollten aus Sicht der Autoren auch Bemühungen zur Versöhnung ebenso wie Reformen zählen, die den Taliban Partizipation am politischen Prozess garantieren – nicht zuletzt, um Fehler wie im Irak nicht zu wiederholen und ein Zusammenrücken von innerafghanisch orientierten Taliban mit transnational operierenden Kräften wie dem IS zu verhindern.

http://www.rand.org/content/dam/rand/pubs/research_reports/RR1200/RR1273/RAND_RR1273.pdf

Online erschienen: 2017-2-21

© 2017 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

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Downloaded on 28.9.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/sirius-2017-0012/html
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